Die unglaublichen Abenteuer von Melly Jones in der verbotenen Stadt - Will Mabbitt - E-Book

Die unglaublichen Abenteuer von Melly Jones in der verbotenen Stadt E-Book

Will Mabbitt

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Beschreibung

Kaum ist Melly Jones glücklich von ihrer Reise mit dem magischen Piratenschiff heimgekehrt, gerät sie mitten hinein in ein neues, unglaubliches Abenteuer: Diesmal muss Melly ihre kleine Schwester Molly vor einer bösen Hexe retten! Doch glücklicherweise kommen einige ihrer allerbesten Piratenfreunde von der »Kwirrligen Qualle« zu Hilfe. Ganz zu schweigen von Lennox, dem Dachs, und Specki, dem Biber – beide auf der Jagd nach dem größten Diamanten aller Zeiten. Ein Glück, dass Melly eine so verwegene Schatzjägerin ist!

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Seitenzahl: 136

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Will Mabbitt

Illustrationen von Nina HammerleAus dem Englischen von Anne Brauner

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Für Tilly, Etta und Ellen

1. Auflage 2016

© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuch Verlag in der

Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2016 Will Mabbitt

Erstmals erschienen 2016 unter dem Titel:

»The Unlikely Adventures of Mabel Jones – Mabel Jones and the Forbidden City«

bei Puffin Books, Penguin Random House UK, London

Umschlagillustration: Nina Hammerle

CK · Herstellung: UK

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Repro: Reproline Mediateam, München

ISBN 978-3-641-16342-6V001www.cbj-verlag.de

Bringt sie zu mir, meine garstigen Kriecher

Melly kratzte sich nachdenklich unter der Achsel und betrachtete die außergewöhnliche Kreatur durch die Gitterstäbe.

Sieht wirklich komisch aus, total runzlig, dick und wehrlos. Die reinste Käferraupe, eklig, aber irgendwie auch süß.

Ihre Babyschwester Molly schnarchte leise und blies eine kleine Rotzfahne aus dem linken Nasenloch.

Babys sind ja schon was Fieses, dachte Melly, bohrte geistesabwesend in der Nase und wischte den Finger an der Wand ab. Vor allem, wenn man das Zimmer mit ihnen teilen muss.

Melly gähnte, ging ins Bett und schlief ein, ohne zu ahnen, dass bald etwas Schreckliches passieren würde.

Was (selbstverständlich) der Grund dafür ist, dass wir hier sind.

Öffne das Fenster und zwäng dich durch den Spalt.

Ich glaube, wir sind genau richtig gekommen. Etwas Schreckliches wollen wir ja auf keinen Fall verpassen.

Schleich leise zum Kleiderschrank und leg dein Knorpelohr an die Tür. Hörst du das Trommeln in weiter Ferne? Rasend schnell, es wird lauter und lauter!

Und was ist das? Jetzt wird auch noch gesungen?

Ausgerechnet als ich gerade dachte, schlimmer könnte es nicht kommen. Da ist bestimmt Hexerei im Spiel.

In weiter Ferne kratzt ein Fingernagel über die Worte in einem Brief. Ein Brief, den ausgerechnet unsere Melly Jones, die, wie wir wissen, sorglos und gemütlich in ihrem Zimmer schläft, in einem früheren unglaublichen Abenteuer verfasst hat. Es geht um einen Brief, den sie in einer verkorkten Flasche über Bord eines Piratenschiffs in die raue See geworfen hat. Über Monate, vielleicht sogar Jahre, hüpfte die Flaschenpost auf den Wellen, bis sie an einen fernen Strand gespült wurde, wo sie gefunden, getauscht, verkauft, gestohlen, verloren und wiedergefunden wurde, ehe sie schließlich in die Hände dieses sonderbaren bösartigen Wesens gelangte.

Ausgedörrte geschminkte Lippen formen lautlos die Worte dieses Briefes. Dann hält der Fingernagel am Ende des letzten Satzes an, auf dem unfreiwillig ein Andenken hinterlassen wurde.

Ein Haar – ein Mellyhaar – wird vorsichtig vom Briefpapier genommen und beschnüffelt.

Frisches Schnuckelchen …

Frisch genug für dunkle Magie.

Das breite grimmige Lächeln enthüllt uralte bröckelnde Zähne. Die Trommeln sind verstummt, der Gesang ist zu einem leisen Murmeln verebbt. Und jetzt meldet sich eine Stimme zu Wort und flüstert in sanften Tönen – wie Honigtropfen auf Toast – einen Zauberspruch:

»Bringt sie mir, meine garstigen Kriecher. Bringt mir diese Melly Jones … «

Macht euch auf etwas gefasst – eine böse Saat wurde ausgestreut, und obwohl ihre Wurzeln fest in der Zukunft verankert sind, winden sich ihre Reben und Ranken durch den heißen dampfenden Nebel der Zeit in die Gegenwart.

Rasch! Stemm dich mit deinem Fliegengewicht gegen die Schranktür, Kind. Du musst die böse Tat verhindern.

Ach, es ist vergeblich. Dein kleiner Körper kommt gegen dunkle Magie niemals an.

Jetzt ist es Zeit für die Geheimwaffe. Hast du den zerstoßenen Schnabel eines Schwans mit gebrochenem Herzen dabei? Misch ihn schnell mit dem Fläschchen Igeltränen zu einer Salbe und male damit das heilige Zeichen auf –

Was?

Du hast weder das eine noch das andere?

Echt nicht?

Wirklich, wirklich nicht?

Dann ist alles vergebens!

Ein dünner weißer Spross drängt sich durch den Spalt zwischen den Kleiderschranktüren. Er wächst schnell, wird dicker und sprengt das Holz. Eine Ranke hat sich gebildet.

Die Ranke verzweigt sich.

Die Zweige verzweigen sich.

Dann verästeln sich die Verzweigungen.

Und die verästelten Verzweigungen der Zweige verästeln sich noch ein letztes Mal, dann schlängeln sich die gewundenen Ranken um die Bücherregale und Stuhlbeine und ziehen alles, was sie finden, wie die Fangarme eines verhungernden Tintenfischs näher an die offenen Türen des Kleiderschrankes.

Sie kriechen die Wand hoch …

Schlängeln sich über die Decke …

Auf der Suche nach dem einen Ziel.

Bringt sie mir, meine garstigen Kriecher …

Dann sind sie am Bett.

Bringt mir diese Melly Jones!

Eine Ranke schlängelt sich unter die Bettdecke zur schlafenden Melly, die sich darin eingemummelt hat.

Die Ranke windet sich um ihre Knöchel.

Sie fesselt ihre Handgelenke.

Dann ziehen die Kriecher die Bettdecke in böser Absicht zusammen. Die schnarchende Melly ist verpackt wie ein Hotdog, das aus Mädchen statt aus Würstchen besteht. Das verschnürte Schnuckelchen wird nun langsam, aber sicher zum Schrank gezogen.

Wer weiß, was das Schicksal für ein kleines Mädchen vorgesehen hat, das von den garstigen Kriechern einer bösen Hexe aus ihrem Bett entführt wird?!

Ist es vielleicht das Ende für Melly Jones?

Ein Zeh, der unter der Bettdecke hervorlugt, bleibt knapp über dem Fußboden an einem gespannten Faden hängen, der um einen Nagel in der Fußleiste geschlungen ist. Von dort führt der Faden nach oben, wo er an einer wackligen, mit Kupfermünzen gefüllten Blechdose befestigt ist.

RATTATATTATONNNNGGG!

Eine Falle mit Sprengladung! Sie ist das Werk der schlauen, erfinderischen Melly Jones. Mit unglaublichen Abenteuern dieser Art hat sie Erfahrung. Wenn man einmal aus seinem Zimmer entführt wurde, machen sich gewisse Vorsichtsmaßnahmen bezahlt, die verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert.

Melly Jones wurde von lautem Lärm geweckt.

In einem merkwürdigen Traum wurde sie von den Ranken einer bösen Kletterpflanze in den Kleiderschrank gezerrt. Doch dann merkte sie, dass es gar kein Albtraum war.

Das passierte wirklich!

Melly wollte schreien, doch eine dicke Winde hielt ihr den Mund zu und erstickte ihren Schrei. Als geübte Vegetarierin biss Melly fest zu und riss mit den Zähnen ein dickes Stück Pflanze ab.

Widerlich stinkender Pflanzensaft schoss in ihren Mund, als würde sie eine Flasche Läusemittel trinken. Die gebissene Ranke zuckte zurück und vergoss ihren Saft auf den Teppichboden.

Melly biss noch einmal zu, bis sie ihren Arm befreien konnte. Mit einem nahe gelegenen Schuh schlug sie auf die Ranken ein, die sie zum Schrank zerrten. Eine Ranke nach der anderen musste dran glauben, bis Melly in einer Sauerei aus zerquetschten und geschundenen Stielen hockte. Die Kriecher krochen in den Kleiderschrank zurück. Der Bann war gebrochen.

Melly saß keuchend in den Überresten ihres Zimmers.

Ich heiße Melly Jones und hab vor nichts Angst.

Trotzdem, irgendetwas stimmt hier nicht, Melly.

Etwas Wertvolles wird vermisst.

Etwas sehr Wertvolles.

»Meine Streichholzschachtel mit abgeschnittenen Fußnägeln!«

Vier Jahre Arbeit – dahin.

Ist das alles, Melly?

»Oh, und das Kinderbett ist leer.«

Molly ist weg!

Mellys Schwesterchen hatte im Tiefschlaf keine Chance. Molly wurde aus dem Bettchen gerissen und in den Kleiderschrank verschleppt, gemeinsam mit Lego in einem Kunststoffbehälter, Mellys Blockflöte und, wie bereits erwähnt, der Streichholzschachtel mit der Zehennagelsammlung.

Achtung! Die letzte Ranke verschwindet im Kleiderschrank! Melly stürzt sich darauf, um sie festzuhalten. Molly ist zwar ein wenig lästig und nervt manchmal, trotzdem: Sie ist eben Mellys lästige, nervige Schwester.

Sie schnappt sich die Ranke und kann sich einen Augenblick lang festhalten.

»Gib. Meine. Schwester. Wieder. Her.«

Doch dann zuckt die Ranke kurz und heftig und Melly fällt kopfüber in den Kleiderschrank – in einen heißen dampfenden Dunst, mit dem Ende der Ranke in der Hand.

In weiter Ferne ertönt das vertraute Weinen eines Babys.

Molly!

Dann reißt die Ranke geschwächt von den früheren Bissen der verzweifelten Melly Jones mittendurch.

Und das Mädchen fällt …

Melly fällt in eine andere Richtung als ihre schreiende kleine Schwester …

Sie fällt in die Dunkelheit …

Aber dann landet sie mit einem dumpfen Geräusch wieder im Kleiderschrank!

Das ist gar nicht mein Kleiderschrank …

Dieser Kleiderschrank sieht ganz anders aus!

Die Stadt der zerbrochenen Träume

Wenn man in der Wilden Westlichen See kreuzt, bis das Wasser warm und smaragdgrün wird, kommt man irgendwann in ein Land, das sich so weit nach Norden und Süden erstreckt, wie das Auge reicht.

Willkommen in der Noien Welt.

Werft nun den Anker, lasst das Schlauchboot zu Wasser und rudert über die sanften Wellen zum Strand.

Wenn ihr angekommen seid, tummeln wir uns im lauen seichten Gewässer. Wir paddeln durchs Riff und sammeln große und kleine Muscheln. Wir albern im weißen Sand herum, klettern auf Palmen und holen uns grüne Kokosnüsse und dicke Datteln.

Legen wir uns doch in den lichten Schatten des üppigen Regenwaldes, der an den Strand grenzt, und sehen zu, wie die seltene Schildkröte in der Gischt auftaucht. Gleich rudert sie an Land, um ihre Eier in denselben sonnenheißen Sand zu legen, in dem sie selbst vor Jahren geschlüpft ist.

Der Kreislauf des Lebens schließt sich.

Na ja, nicht ganz.

Werft den Grill an. Zieht einen Baumstamm heran. Die Schildkröte reicht für alle! Ich reservier mir ’ne Flosse.

Ah, ist das ein Leben! Kannst du mir vielleicht den Rücken einreiben? Ich muss auf die kahlen Stellen aufpassen, weil ich zu meinem Unglück unter Räude leide und mein gerupftes Fell mich nicht mehr vollständig vor der schädlichen Sonneneinstrahlung schützt. Meine Haut ist wirklich außerordentlich empfindlich.

Aber welch widerlicher Geruch vergiftet die salzige Brise?

Dort! Ein Ölteppich im Glitzernden Smaragdmeer – ein fettig wirbelnder Strudel mit Treibgut wird höflich von den sanften Wellen an den Strand getragen. Die Schildkröte hält inne und schwimmt zurück auf hohe See. Ihr heiliger Geburtsort ist verschmutzt. Und unser köstliches Hauptgericht hat uns verlassen.

Folgen wir also dem Ölteppich zu seinem Ursprung mehrere Meilen die Küste hinauf, wo der Dschungel in Gestank, Siechtum und den heißen, trockenen Smog einer Großstadt übergeht – ein ausuferndes Durcheinander aus engen müllverseuchten Straßen und eilig hochgezogenen Häusern, die sich haltsuchend aneinanderlehnen.

Die Bevölkerung? Ein zusammengewürfelter Haufen Abenteurer, Träumer und Verbrecher, die in der Noien Welt ihr Glück versuchen.

Sie kommen am Hafen an, wo sie ihre Koffer von den Trampdampfern und Frachtschiffen schieben, auf denen sie über die Wilde Westliche See gesegelt sind. Alle – ob Fuchs oder Hirsch, Bär oder Spitzmaus – träumen den gleichen Traum vom Neuanfang im Land der grenzenlosen Möglichkeiten.

Und was hat es mit dem glitzernden Funkeln auf sich, das sie herlockt?

Tja, das ist das Blitzgewitter von Diamanten! Denn in der Alten Welt flüstert man sich zu, an dieser fernen Küste lägen diese Glitzersteinchen herum wie Kies.

Infolgedessen strömen die hoffnungsvollen Reisenden von den Schiffen und werden im Gänsemarsch in die zahllosen Gasthäuser, Hotels und Wirtschaften gelenkt. An Orte wie das Hotel Paradiso – das verkommenste Dreckloch in diesem verfaulten Komposthaufen von Stadt.

Drück ruhig auf die Klingel, wenn du dich traust. Dräng dich an der Katze vorbei, die die Tür öffnet. Achte darauf, sie nicht einmal zu streifen, da ihr Fell von tropischen Fliegen nur so wimmelt, die sie in plötzlichen Zuckungen versprüht. Mach einen großen Schritt über den betrunkenen Gepäckträger, der uns hoffentlich nicht behilflich ist, denn dieser junge Windhund hat einen zwielichtigen Charakter mit einem Hang zum Pfotenschlägertum. Der Typ saugt dir die Mayonnaise vom Thunfischbrötchen, wenn man ihn nur eine Sekunde mit der Frühstücksdose allein lässt.

ENDE DER LESEPROBE