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Heinrich Mann fängt in seiner Kurzgeschichte "Die Verräter" ganz wunderbar die Essenz der politischen und die gesellschaftliche Situation in der Weimarer Republik gegen Kriegsende ein. Bei einem Zusammentreffen kommt es zu einer Konfrontation zwischen einem Angehörigen der Arbeiterpartei und einem Monarchen und Verfechter der Weimarer Republik. Die anderen Anwesenden werden Teil der angespannten Situation und der politischen Ansichten der Streitenden. Viele der Partygäste sehen sich selbst als Teil der gehobenen Klasse und Aristokratie und wollen sich nicht zum Arbeitervolk bekennen, auch wenn manche von ihnen nicht in der gehoben Klasse geboren wurden.-
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Seitenzahl: 20
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Heinrich Mann
Saga
Die Verräter
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1924, 2021 Heinrich Mann und SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726885392
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
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www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Liane Vanloo ging durch die Halle dem General von Pfaff entgegen.
»Exzellenz, ich muß Sie leider darauf vorbereiten, daß Sie den Herrn Rabener bei uns finden.«
»Bei Ihnen?«
»Er konferiert drinnen mit meinem Mann und Herrn Krall.«
Von Pfaff schwoll rot an. »Nur gut, daß ich schon einen Zylinder trage. Dann kann ich endlich einem solchen Kerl meine private Meinung sagen. Glauben Sie, ich habe Angst?«
»Wie sollte ich? Aber die Schwierigkeit liegt darin, daß er eben kein Kerl ist. Eigentlich gehört er zu uns.«
Frau Krall kam herbei und sagte: »Solch ein Sozialdemokrat gehört überhaupt nie zur guten Gesellschaft. Kommt her und hetzt unsere Arbeiter auf. Mit dem Auto totfahren müßt man ihn dürfen, sagt mein Mann.«
Auch Frau Krall rötete sich. Der General beglückwünschte sie zu ihrer Gesinnung. Die Gräfin Terwang lächelte ironisch. Liane sagte: »Wir haben ihn in Sankt Moritz getroffen. Er war tadellos. Von seiner Tätigkeit wußten wir freilich nichts.«
»Dann sind Gnädigste entschuldigt«, erklärte von Pfaff. Die Gräfin fragte beiseite: »Und wußte denn der Herr, daß Frau Vanloo beim Theater war?«
Da ging die Tür auf. Krall fing, sobald er den General sah, beglückt zu dienern an. Im Vorübergehen flüsterte Vanloo seiner Frau zu: »Nichts zu machen«; aber sie hatte es ihm schon angesehen, sie kannte diese künstliche Spannkraft. Rabener verabschiedete sich. Vanloo drückte mit beiden Händen seinen Arm. »Sie bleiben doch noch? Das Geschäftliche ist fertig, aber wir sind auch Menschen!« Und er führte ihn zum General von Pfaff. Rabener verbeugte sich leichthin, mit müdem Gesicht. Von Pfaff grüßte tiefer, als vorauszusehen gewesen war, ward röter und sagte: »Sehr angenehm.«
Liane trat zu Rabener.
»Wir gehen dieses Jahr ans Meer, in die Nähe von Ostende wahrscheinlich. Und Sie?«
»Sie sehen, wie beschäftigt ich bin.«
Liane unvermittelt: »Ich verstehe jetzt, was Sie mir damals sagten.«
Er wußte es sogleich. »Ich sagte Ihnen, Sie irrten sich in Ihrer Welt. Sie täten unrecht, sich zu Aristokraten und reichen Leuten halten zu wollen. Sie selbst seien so viel vornehmer.«