Die Vorgeschichte des russisch-ukrainischen Kriegs - Jürgen Prommersberger - E-Book

Die Vorgeschichte des russisch-ukrainischen Kriegs E-Book

Jürgen Prommersberger

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Vorgeschichte des russisch-ukrainischen Kriegs Seit Februar 2022 tobt im Herzen von Europa ein überaus erbitterter und verbissen geführter Krieg zwischen Russland und der Ukraine. In diesem Buch möchte ich die Hintergründe, die zu diesem Konflikt geführt haben, näher beleuchten. Dazu habe ich das Werk in folgende Hauptabschnitte eingeteilt: - Die historischen Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland bis zum Ende des 1. Weltkriegs - Die Ukraine als Teil der Sowjetunion - Die Unabhängigkeit der Ukraine - Die Orange Revolution - Die Besetzung der Krim und der Aufstand im Donbass - Die Entwicklung bis zum Krieg Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es mir um eine Sammlung der Fakten geht und nicht um eine einseitige politische Stellungnahme. Anhand dieser Fakten möge sich der Leser bitte selbst eine Meinung bilden. Das Buch ist mit vielen zeitgenössischen Bildern und mit umfangreichem Kartenmaterial illustriert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Bezeichnungen und Überblick

Vorgeschichte – die europäische Sicherheitsarchitektur seit 1990

Russisch-ukrainische Beziehungen

Erster Weltkrieg und Bürgerkrieg

Erster ukrainischer Nationalstaat und frühe Sowjetunion

Der Holodomor

Die territoriale Entwicklung der Ukrainischen SSR 1941 - 1991

Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik seit 1944

Die Geschichte der Krim ab 1944

Unabhängige Ukraine

Wirtschaftsbeziehungen

Kulturbeziehungen

Öffentliche Meinung

Abkommen zwischen Russland und der Ukraine

Orange Revolution

Der Euromaidan: die Revolution der Würde

Die Ereignisse ab Ende Februar 2014

Die Besetzung der Krim

Eskalation ab März 2014

Regionale Referenden im Mai 2014

Kämpfe im Grenzgebiet

Waffenruhe der Regierung Juni 2014

Einmarsch der russischen Armee August 2014

Protokolle von Minsk und vorläufige Stabilisierung des Konfliktes

Minsk II

Bewertung von Minsk II

Kampf um Debalzewe Anfang 2015

Entwicklungen nach Minsk II / 2015

Entwicklungen nach Minsk II / 2016

Entwicklungen nach Minsk II / 2017

Entwicklungen nach Minsk II / 2018

Entwicklungen nach Minsk II / 2019

Entwicklungen nach Minsk II / 2020

Entwicklungen nach Minsk II / 2021

Der russischer Angriff auf die Ukraine

Nachtrag

Die Vorgeschichte des russisch – ukrainischen Kriegs

IMPRESSUM Jürgen Prommersberger Händelstr 17 93128 Regenstauf

[email protected]

Vorbemerkung

Der Russisch-Ukrainische Krieg begann nicht erst im Februar 2022 mit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine. Bereits Ende Februar 2014 begannen die Zusammenstöße in Form eines regionalen bewaffneten Konflikts auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Im Anschluss an die völkerrechtswidrige Annexion der Krim folgten weitere Eskalationen durch Russland insbesondere mit dem Aufbau prorussischer bewaffneter Milizen im ostukrainischen Donbass, die dort gemeinsam mit regulären russischen Truppen gegen die ukrainischen Streitkräfte und Freiwilligenmilizen kämpften. Die mit internationaler Hilfe zustande gekommenen Minsker Abkommen von September 2014 und Februar 2015 sahen für den Krieg in der Ostukraine einen dauerhaften Waffenstillstand vor; tatsächlich erreicht wurde bestenfalls eine Stabilisierung des lokalen Konflikts mit fortlaufenden Provokationen durch die russisch-separatistische Seite.

Nach einem relativen Abflauen baute Russland ab Sommer 2021 massiv Truppen an der ukrainischen Grenze auf, bestritt aber Angriffspläne. Ab dem 24. Februar 2022 folgte ein groß angelegter Angriff durch die russische Armee aus mehreren Richtungen mit dem Ziel, die ukrainische Regierung zu stürzen und durch ein prorussisches Regime zu ersetzen. Die russischen Truppen zogen sich nach schweren Verlusten ab Ende März 2022 aus dem Norden und Nordosten der Ukraine zurück, um ihre Offensive ausschließlich auf den Osten des Landes zu konzentrieren. Im Süden war mit der Großoffensive eine von Russland kontrollierte Landverbindung zwischen dem russischen Festland und der 2014 annektierten Krim geschaffen worden. Die russische Offensive kam im Sommer 2022 kaum noch voran, und ab Ende August ging die ukrainische Armee im Osten und Süden zu einer Gegenoffensive über, die bis Oktober 2022 erhebliche Geländerückgewinne erzielte. Präsident Wladimir Putin kündigte im September 2022 eine Mobilmachung Russlands an und Russland annektierte im Monat darauf große Teile der Süd- und Ostukraine. Nach dem russischen Rückzug wurden in den zuvor besetzten Gebieten Beweise für schwere Kriegsverbrechen der russischen Truppen gegen Zivilisten entdeckt.

Karte der Ukraine mit den von Russland annektierten Gebieten und den Separatistengebieten (Stand: 21. Februar 2022)

Von Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115524683

Dieses Buch soll dem Leser einen Überblick verschaffen, wie es zu der noch heute andauernden kriegerischen Auseinandersetzung mitten im Herzen Europas gekommen ist (Stand Sommer 2024). Krieg löst niemals Probleme, jedoch soll versucht werden, die Motive Putins zu verstehen, die ihn zu diesem aus meiner Sicht verhängnisvollen Angriffsbefehl bewogen haben. Denn es steckt mehr dahinter als die bloße Eroberung von ukrainischem Territorium. Da von Putin insbesondere historische Gründe und Motive für seinen Überfall auf die Ukraine genannt werden, sollen in einem Kapitel auch diese mehrere Jahrhunderte zurückreichenden Beziehungen zwischen beiden Ländern näher beleuchtet werden.

Bezeichnungen und Überblick

Dieser seit 2014 andauernde Konflikt wurde in deutschsprachigen Medien häufig als Ukraine-Konflikt bezeichnet. Auch die Bezeichnung russisch-ukrainischer Konflikt lässt sich nachweisen, je nach Aktualität wurde auch der Begriff Ukraine-Krise verwendet. Die Bezeichnung Russisch-Ukrainischer Krieg wurde unter anderem vom Historiker Andreas Kappeler schon ab 2014 verwendet, aber auch von Andreas Umland. Zum Teil wurde der Konflikt vor dem Einmarsch Russlands im Februar 2022 als Bürgerkrieg bezeichnet, was auch der offiziellen russischen Sichtweise entsprach sowie der russischen Propaganda, die jegliche Beteiligung des Landes abstritt und auch dessen offenen Angriff im Frühjahr 2022 lediglich als „Spezial-Operation“ bezeichnete.

Vorgeschichte – die europäische Sicherheitsarchitektur seit 1990

Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts beschlossen die KSZE-Staaten in der Charta von Paris am 21. November 1990 die Grundsätze für ein geeintes „Neues Europa“. Demnach sollten Menschenrechte und demokratische Werte das Grundgerüst eines von seiner Vergangenheit befreiten Europas bilden. Es sollten also auch in der Sowjetunion Reformen bis zur vollständigen Demokratisierung durchgeführt werden. Nur zwei Tage zuvor, am 19. November 1990 unterzeichneten der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk und der russische Präsident Boris Jelzin einen Freundschaftsvertrag zwischen der Ukrainischen SSR und der RSFSR und damit die gegenseitige Anerkennung der staatlichen Souveränität der Ukrainischen und der Russischen Republik. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und des Warschauer Paktes sowie der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) mit den Belowescher Vereinbarungen bzw. der Erklärung von Alma-Ata (alles 1991) erkannte Russland im Budapester Memorandum von 1994 die ukrainische Souveränität erneut an; im Gegenzug gab die Ukraine ihre Nuklearwaffen ab. In der Partnerschaft für den Frieden arbeiteten NATO und Russland seit 1994 zusammen. Die Zusammenarbeit wurde 1997 mit der NATO-Russland-Grundakte noch vertieft, und in der NATO-Ukraine-Charta von 1997 wurde eine militärische Partnerschaft zwischen der NATO und der Ukraine vereinbart. Im gleichen Jahr unterzeichnete die Ukraine einen neuen Freundschaftsvertrag mit Russland, der erstmals die explizite vorbehaltlose Anerkennung der territorialen Integrität und Unverletzbarkeit der Grenzen der Ukraine beinhaltete und dazu (bis zu seiner Aufkündigung 2018) einen Beitritt der Ukraine in ein „gegen den Vertragspartner gerichtetes Bündnis“ ausschloss. Das „Schreckgespenst“ der ukrainischen Sicherheitspolitik war damit schon 1998 eine mögliche zukünftige Entfremdung Russlands von der NATO, die einen Positionsbezug erzwingen würde.

Krawtschuk (li.), Schuschkewitsch (Mitte) und Jelzin (re.) bei der Unterzeichnung der Belowescher Vereinbarungen (1991)

Von RIA Novosti archive, image #52076 / Yuriy Ivanov / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86272325

Als Folge des Ersten Tschetschenienkriegs 1994 intensivierten osteuropäische Staaten ihre Bemühungen um einen NATO-Beitritt, die zu den NATO-Osterweiterungen von 1999 und 2004 führten, aber erst ab 2007 von Russland als „gebrochene Versprechen“ kritisiert wurden. Die russische Regierung führte seither an, dass die Ausdehnung des Bündnisgebietes der NATO nach Osten, bis an die Grenzen Russlands, die russischen Sicherheitsinteressen beeinträchtige.

Der amerikanische Präsident Bill Clinton, der russische Präsident Boris Jelzin und der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk nach der Unterzeichnung der Trilateralen Erklärung vom 14. Januar 1994 zur Vorbereitung des Budapester Memorandums Ende 1994

Auf ihrem Gipfel 2008 in Bukarest stellte die NATO sowohl der Ukraine als auch Georgien eine Mitgliedschaft in Aussicht. Nach einer Intervention von Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurde ein „Aktionsplan für die Mitgliedschaft“ (englisch Membership Action Plan, MAP) der Ukraine jedoch verwehrt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel lehnte Schritte in diese Richtung ab und US-Präsident Barack Obama unternahm im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger keine Maßnahmen in Richtung NATO-Beitritt der Ukraine. Die Janukowytsch-Regierung verabschiedete 2010 ein Gesetz, unter anderem um die Beziehungen zu Russland zu verbessern, das dem Land die Teilnahme an einem Militärblock untersagte. NATO-Generalsekretär Anders Rasmussen erklärte im Oktober 2013, dass die Ukraine 2014 definitiv nicht der NATO beitreten werde. Von 2009 bis 2014 spielte nach Angaben von Michael McFaul eine Erweiterung der NATO in Besprechungen zwischen Obama und Medwedew oder Putin keine Rolle.

Auch um die innenpolitische Macht des Herrschaftssystems zu sichern, stellte Russland sich selbst mehr und mehr als in einer strategischen und kulturellen Gegnerrolle zum „kollektiven Westen“ befindlich dar. NATO und EU wurden zunehmend als vollständig von den USA gesteuerte Machtinstrumente interpretiert. Damit geriet die Ukraine, wie schon lange befürchtet, zwischen die Fronten, und der 1998 noch hoffnungsvoll formulierte „ukrainische Beitrag zur ‚Europäisierung‘ Russlands“ wendete sich zu einer Gefahr für das Land.

Russisch-ukrainische Beziehungen

Beide Staaten verfügen über eine lange gemeinsame Geschichte und über zahlreiche gesellschaftliche und kulturelle Kontakte. Die gemeinsamen kulturellen Wurzeln beider Nationen lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen und die Ukraine war auch ein Teil des Russischen Zarenreiches und der Sowjetunion.

Der Kiewer Rus

CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=562663

Kiewer Rus

Sowohl Russland als auch die Ukraine beanspruchen ihr Erbe aus der Kiewer Rus (siehe Karte vorangegangene Seite), einem von den Wikingern gegründeten Staatswesen, das die meisten ostslawischen und einige finno-ugrischen Stämme vereinte und im neunten bis elften Jahrhundert die byzantinische Orthodoxie übernahm. Die Hauptstadt des Staates bildete die Stadt Kiew und von russischen Nationalisten wurde die Identität der Kiewer Rus später für Gebietsansprüche und die Proklamierung einer angeblichen Einheit beider Völker genutzt.

Fürstentum Moskau und Russisches Reich

Nach der mongolischen Invasion der Rus trennte sich die Geschichte der Völker, die die Territorien Russlands und der Ukraine bewohnten. Das Großfürstentum Moskau vereinigte alle Überreste der nördlichen Provinzen der Rus und entwickelte sich zum modernen russischen Staat. Das Fürstentum Galizien-Wolhynien kam unter die Herrschaft des Großfürstentums Litauen, gefolgt von Polen-Litauen. Innerhalb von Polen-Litauen lehnten die militanten Saporoger Kosaken die Polonisierung ab und gerieten oft mit dem vom polnischen Adel kontrollierten Staat aneinander.

Unruhen unter den Kosaken führten dazu, dass sie sich gegen die polnisch-litauische Herrschaft auflehnten und eine Vereinigung mit Russland anstrebten, mit dem sie Ähnlichkeiten in Kultur, Sprache und Religion hatten. Dies wurde 1654 im Vertrag von Perejaslaw formalisiert, in dem die Kosaken dem Zaren die Treue schworen. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein Großteil des ukrainischen Territoriums nach und nach vom Russischen Reich annektiert und seine Autonomie bis zur Teilung Polens Ende des 18. Jahrhunderts aufgehoben.

Krim-Khanat um 1600, Asow und die Städte an der Südküste der Krim gehörten seit 1475 unmittelbar zum Osmanischen Reich

Das Saporoger Kosakenheer wurde 1775 vom Russischen Reich gewaltsam aufgelöst und die meisten Kosaken wurden in die Kuban-Region am Südrand des Russischen Reiches umgesiedelt. Ukrainer wurden in der Zeit des Russischen Reiches als Kleinrussen bezeichnet. Die Politik Russlands zielte auf die Russifizierung der Kleinrussen ab und die Bevölkerung wurde zum orthodoxen Christentum konvertiert. Im Jahr 1804 wurde die ukrainische Sprache als Unterrichtsfach und Unterrichtssprache aus den Schulen verbannt. In der Westukraine bildete sich dagegen unter dem Einfluss der Habsburgermonarchie eine getrennte kulturelle Identität.

Krimtataren in der Osmanischen Armee

Unter Katharina II. zerschlug Russland 1783 das Khanat der Krimtataren und gliederte jetzt auch die Krim in das russische Reich ein. Bereits im Jahr 1696 eroberten die Russen kurzzeitig die wichtige Hafenstadt Asow am gleichnamigen Meer, mussten sie allerdings 1711 an die Osmanen zurückgeben. Erst im Zuge des Russisch-Österreichischen Türkenkrieges 1736–1739 unternahmen die Russen unter Feldmarschall Burkhard Christoph von Münnich eine Strafexpedition auf die Krim, bei der die meisten Städte der Krimtataren, inklusive der Hauptstadt Bachtschyssaraj, niedergebrannt wurden. Eine Epidemie in den Reihen der russischen Armee zwang diese jedoch zum Rückzug. Allerdings konnten die Russen nach dem siegreichen Krieg Asow und das Gebiet der Saporoger Kosaken um Saporischschja behalten und besaßen wieder einen Zugang zum Schwarzen Meer.

Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1768–1774 mussten die Osmanen im Frieden von Küçük Kaynarca 1774 die Unabhängigkeit der Krim anerkennen.

Der Tatarenführer Devlet Giray nutzte die Turbulenzen, die der Niederlage der Osmanen folgten, und schwang sich zum Khan auf. Von russischer Seite vorübergehend anerkannt, begann er heimlich mit dem Osmanischen Reich über eine Unterstellung der Krim unter dessen Oberhoheit zu verhandeln. Zarin Katharina die Große intervenierte militärisch, vertrieb Devlet und installierte Şahin Giray als neuen Herrscher. Die von Şahin betriebene Modernisierung des Khanats sowie der Zuzug russischer Siedler lösten ab 1777 wiederholt Aufstände aus, die im Sommer 1782 zur Absetzung und Flucht des Khans führten. Daraufhin eroberte Fürst Potemkin im Oktober 1782 die Krim und riet der Zarin, das Khanat zu annektieren. Dies geschah per Proklamation vom 19. April 1783 (greg). Per Erlass vom 19. Februar 1784 (greg.) wurde das ehemalige Khanat als Oblast (Gebiet) Taurien in das russische Kaiserreich integriert. Diese Annexion der Krim wurde „für alle Zeiten“ proklamiert.

Das Osmanische Reich akzeptierte erst 1792 im Frieden von Jassy, der den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg beendete, die Eingliederung der Krim in das Russische Reich. Viele Krimtataren flohen anschließend in das Gebiet der heutigen Türkei oder die Regionen Südosteuropas, die damals noch unter osmanischer Kontrolle standen.

Russische Briefmarke 2023:

Annexion der Krim, Taman und Kuban durch das Russische Reich. 1783

Als Resultat mehrerer Russisch-Türkischer Kriege wurden im 18. Jahrhundert weite Teile der heutigen Südukraine den unter osmanischer Vasallität stehenden Krimtataren abgerungen. Diese Gebiete wurden als Neurussland unter der Leitung von Grigori Potjomkin erschlossen und mit Saporoger Kosaken und Siedlern aus der Ukraine und aus Russland besiedelt. Die Ukrainer wurden im Russischen Reich als Kleinrussen bezeichnet, in Anlehnung an eine alte Einteilung der orthodoxen Kirchenprovinzen in Klein-Russland (historisches Kernland um Kiew) und Groß-Russland (die Gebiete im Norden). Zwischen den Teilungen Polens und der russischen Revolution war die Ukraine zudem Teil des jüdischen Ansiedlungsrayons.

Mittel- und Osteuropa im 17. Und 18. Jahrhundert

Von Fritz Karsen - Die Geschichte unserer Welt (Suhrkamp Verlag Berlin

1947), CC BY 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31216920

Im 19. Jahrhundert begann sich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine eine Nationalbewegung zu entfalten. Sie lehnte die von der zaristischen Regierung präferierte Vorstellung vom dreieinigen russischen Volk aus Großrussen, Kleinrussen und Belarussen ab und strebte die Formierung einer „ukrainischen“ Nation und als Endziel einen Nationalstaat an. Wichtige nationale Vordenker waren der Nationaldichter Taras Schewtschenko und die Historiker Mykola (Nikolaj) Kostomarow und Mychajlo Hruschewskyj. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die ukrainische Nationalbewegung von den Behörden unterdrückt, indem Schulen und bestimmte politische Druckwerke in ukrainischer Sprache (damals bekannt als kleinrussischer Dialekt) verboten wurden. Deshalb verschob sich der Schwerpunkt der Nationalbewegung auf das österreichische Galizien, wo die Ukrainer (unter dem Überbegriff „Ruthenen“) im Unterschied zu Russland als Nationalität anerkannt wurden. Auch wenn in Galizien deutlich mehr Freiheiten der kulturellen und politischen Entfaltung als in Russland bestanden, war die Situation der Ukrainer auch in Galizien nicht unproblematisch, da die Bevölkerungsmehrheit aus ethnischen Polen bestand und die politische Macht vollständig in den Händen polnischer Politiker lag, die eine konsequente Politik der Polonisierung betrieben. Die polnische Sprache wurde zur alleinigen Amtssprache erhoben. Auch in Reaktion darauf formierte sich eine russophile Bewegung in Galizien, die die kulturellen Verbindungen mit Russland betonte und die von den österreichischen und polnisch-galizischen Autoritäten mit Misstrauen beobachtet wurde.

In Konkurrenz zur „ukrainischen“ Identität stand eine „kleinrussische“ Identität, die stärker auf Russland hin orientiert war. Als kleinrussische Identität wird die kulturelle, politische und ethnische Selbstidentifikation derjenigen Bewohner des als Kleinrussland bezeichneten Gebietes innerhalb der heutigen Ukraine im Russischen Kaiserreich bezeichnet, die sich vormals als ein Bestandteil des dreieinigen russischen Volkes verstanden.

Die kleinrussische Identität begann sich in der Elite des Hetmanats im 17. Jahrhundert herauszubilden. Ein wichtiger Faktor war dabei der Gedanke der Gleichheit der ethnischen und sozialen Rechte und Möglichkeiten, die die kleinrussische Elite im Russischen Reich genießen kann, die ihr im Verbund Polen-Litauens verwehrt worden waren. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelte sich die kleinrussisch-gesamtrussische Identität, die von offizieller Stelle und von der russisch-orthodoxen Kirche gefördert wurde, zur dominierenden nationalen Identität auf dem Gebiet der heutigen Ukraine.

Ansicht des Kiewer Höhlenklosters, dessen Vorsteher und Mönche zu den führenden Ideologen der kleinrussischen Identität und des dreieinigen russischen Volkes zählten

Von Arraia - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18296051

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich als Gegengewicht dazu die ukrainische Idee. Charakteristische Merkmale des Ukrainertums war die Negierung der kulturellen und ethnischen Verbindungen zu Russland und die politische Orientierung nach Westen, begleitet von der Popularisierung des alternativen Ethnonyms Ukrainer anstelle des offiziellen Begriffs Kleinrussen und des volkstümlichen Russinen oder Ruthenen (русини). Diese politischen Positionen trafen auf den Widerstand derjenigen, die sich weiterhin als Kleinrussen verstanden, und der russischen öffentlichen Meinung.

Grundlegende Kräfteverschiebungen im Konflikt zwischen den beiden Identitätsvarianten wurden von den Ereignissen der Russischen Revolution 1917 ausgelöst. Sie führten zur raschen Entwicklung der ukrainischen nationalen Idee und zum Streben nach Autonomie bis hin zur völligen Loslösung von Russland. Dies war zum einen vom massiven Zustrom der politischen Aktivisten aus dem österreichischen Galizien nach Kiew begünstigt, zum anderen durch die Tatsache, dass die politisch aktiven Träger der kleinrussisch-gesamtrussischen Identität im Verlaufe des Russischen Bürgerkriegs in den Reihen der Weißen Armee vielfach gefallen waren oder emigrieren mussten. Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurde die ukrainische Nationenbildung von der bolschewistisch-sowjetischen Führung im Rahmen der Korenisazija und der Ukrainisierung fortgesetzt. Die Begriffe Kleinrussland und Kleinrussen wurden als „ideologisch verwerflich“ verdrängt.

Erster Weltkrieg und Bürgerkrieg

Der Erste Weltkrieg führte zu einer Internationalisierung der ukrainischen Frage, brachte die Ukraine aber zwischen die Fronten. Ein Oberster Ukrainischer Rat erklärte am 1. August 1914 seine Loyalität zu Österreich-Ungarn, russische Truppen eroberten jedoch im September 1914 im Rahmen der Schlacht in Galizien den Osten Galiziens einschließlich der Hauptstadt Lemberg (heute Lwiw), in der Folge wurden nationale Institutionen und die ukrainische Sprache verboten. In Folge der Schlacht bei Gorlice-Tarnów kam es bis September 1915 zum „Großen Rückzug“ der russischen Armee auf der gesamten Frontlinie. Damit wurde das Gebiet der heutigen Ukraine bis Ende 1917 zum Kriegsgebiet. Die Mittelmächte konnten bis unmittelbar westlich von Tarnopol und Dubno vordringen sowie Lemberg, Kolomyja und Czernowitz zurückerobern; Czernowitz mussten sie jedoch während der Brussilow-Offensive im Juni 1916 zunächst wieder aufgeben, in deren Verlauf Russland im Bereich der heutigen Ukraine wieder bis zu 60 Kilometer nach Westen vorstoßen konnte und u. a. Iwano-Frankiwsk eroberte. Nach einem kurzzeitigen Erfolg der russischen Kerenski-Offensive in der ersten Julihälfte 1917 (u. a. Einnahme von Kalusch) führte der deutsche Gegenstoß im Rahmen der Tarnopol-Offensive zu einer massiven Beschleunigung des Auflösungsprozesses der demoralisierten russischen Armee. Am 25. Juli 1917 fiel Tarnopol in die Hände deutscher und österreich-ungarischer Truppen, bis Ende August konnten die Truppen der russischen Südwestfront auf die Linie des heute in der Ukraine liegenden Flusses Sbrutsch (ca. 45 Kilometer östlich Tarnopol, vor dem Krieg Grenzfluss zwischen Österreich-Ungarn und Russland) zurückgedrängt werden.

Osteuropa nach dem Frieden von Brest - Litowsk

Infolge Lenins Dekret über den Frieden kam es am 5. Dezember 1917 zum Waffenstillstand. Schon zuvor, nach der Februarrevolution 1917, hatte sich in Kiew die Zentralna Rada gebildet, die am 25. Januar 1918 die Unabhängigkeit und Souveränität der Ukrainischen Volksrepublik verkündete und damit den ersten ukrainischen Nationalstaat begründete. Am 8. Februar 1918 eroberten die Bolschewiki Kiew. Im Verlauf der Operation Faustschlag im Februar und März 1918 fiel dann nahezu die gesamte heutige Ukraine in die Hände der Mittelmächte. Am 9. Februar 1918 schloss die Volksrepublik Ukraine mit dem „Brotfrieden“ einen Separatfrieden mit den Mittelmächten.

In Berlin setzte man zunächst auf die Förderung der nationalen Bestrebungen als Kampfmittel gegen Russland. Emigrantenorganisationen wie der „Bund zur Befreiung der Ukraine“ fanden Unterstützung im Deutschen Reich, das auch Werbung unter den Kriegsgefangenen betrieb. Vorsichtiger blieb Österreich-Ungarn wegen den damals in Galizien konkurrierenden Nationalbestrebungen der Polen; die Unterstützung seitens der polnischen Eliten erschien Wien wichtiger. Die Mittelmächte setzten die Rada wieder ein und sorgten dafür, dass Sowjetrussland im Friedensvertrag von Brest-Litowsk die Ukraine anerkannte. Da die Mittelmächte mehr Lebensmittellieferungen erwarteten und die Rada nur eingeschränkt willfährig war, unterstützten sie am 29. April 1918 die Absetzung der Regierung und die Einsetzung des früheren zaristischen Generals Pawlo Skoropadskyj als Hetman. Skoropadskyj versuchte eine konservative Restauration des Staatswesens, vor allem wollte er die enteigneten Großgrundbesitzer wieder einsetzen. Dies wurde auch durch Umbenennung des Staatswesens in „Ukrainischer Staat“ unterstrichen.

Vergilbtes Zeitungspapier mit dem Inhalt: Nr. 139 Extrablatt Lübeckischen Anzeigen Lübeck, 9. Februar 1918. Morgens 7 Uhr. Friede mit der Ukraine. Amtlich. Brest-Litowsk, 9. Februar 1918. Heute am 9. Februar, 2 Uhr morgens wurde der Friede zwischen dem Vierbund und der Ukrainischen Volksrepublik unterzeichnet.

Sonderdepesche vom 9. Februar 1918

Mit Hilfe des Verwaltungsapparats und der Unterstützung der Besatzer konnte Skoropadskyj zum ersten Mal in der Geschichte einen ukrainischen Staat von Don bis Bug begründen. Die Innenpolitik von Skoropadskyj führte jedoch zur Opposition der Rada und der großen Mehrheit der Bauern. Das harte Besatzungsregime und die Ausbeutung der Ukraine brachte viele Ukrainer gegen die Deutschen auf, am 30. Juli 1918 fiel Oberbefehlshaber Hermann von Eichhorn zusammen mit seinem Adjutanten in Kiew einem Bombenattentat zum Opfer. Drei Tage nach dem Waffenstillstand von Compiègne, am 14. November 1918, bildete sich in Kiew aus oppositionellen Kreisen eine „Direktorium“ genannte Exekutive. Ukrainische Verbände bedrohten Kiew, ließen aber die deutschen Truppen abziehen, denen sich Skoropadskyj anschloss. Das Direktorium bildete am 14. Dezember 1918 in Kiew eine neue Regierung.

Hermann von Eichhorn, 1917

Am 22. Januar 1919 wurde die Vereinigung der Ukrainischen Volksrepublik und der Westukrainischen Volksrepublik beschlossen. Das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik wurde jedoch auch von Polen beansprucht und im Rahmen des Polnisch-Ukrainischen Krieges bis Juli 1919 vollständig besetzt; jedoch wurden im Polnisch-Sowjetischen Krieg die polnischen Truppen kurz darauf zurückgedrängt. In der Folge fielen die westukrainischen Gebiete an Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei, die Zentral-, Ost- und Südukraine an die Russische Sowjetrepublik. Parallel dazu gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung im Südosten des Landes, eine anarchistische Revolution durchzuführen. Zunächst halfen die Anarchisten den sowjetischen Bolschewiken gegen die konservativ-monarchistischen „Weißen“ von Anton Denikin, dann wurden sie jedoch selbst von den Bolschewiken vernichtet. Im Verlauf des sehr wechselvollen und blutigen Russischen Bürgerkriegs wurden die meisten Gebiete der Ukraine von der Roten Armee erobert und unter Leo Trotzki Sowjetrussland angeschlossen. Mit der Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922 wurde schließlich die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR) gegründet.

Erster ukrainischer Nationalstaat und frühe Sowjetunion

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Ukraine zum Schlachtfeld des ukrainischen Unabhängigkeitskriegs, der mit dem russischen Bürgerkrieg verbunden war. Sowohl Russen als auch Ukrainer kämpften in fast allen beteiligten Armeen aufgrund ihrer persönlichen politischen Überzeugungen. Im Jahr 1922 gehörten die Ukraine und Russland zu den Gründungsmitgliedern der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, nachdem die Ukraine 1920 von der Roten Armee besetzt worden war. Die Westukraine fiel dagegen im Frieden von Riga 1920 an Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei.

Mit dem Ende des Russischen Kaiserreiches wurde auch das Verbot der ukrainischen Sprache aufgehoben. Es folgte eine Periode der Korenisazija, in der die Kulturen der verschiedenen Sowjetrepubliken gefördert wurden. Unter der Rosstriljane widrodschennja (übersetzt hingerichtete Wiedergeburt) wurden allerdings in den 1930er Jahren zahlreiche ukrainische Schriftsteller, Publizisten und Künstler von der Sowjetmacht hingerichtet oder in Gulags transportiert.

Unter Diktator Josef Stalin kam es im Rahmen der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und der Entkulakisierung in den frühen 1930er Jahren zu einer Hungersnot in der Sowjetunion, von denen Südrussland, Kasachstan und die Ukraine besonders betroffen waren. Die Hungersnot kostete in der Ukraine knapp 3,5 Millionen Menschen das Leben und wurde als Holodomor bekannt. Inwiefern die Hungersnot von den Sowjetbehörden absichtlich ausgelöst wurde, um die ukrainische Nationalbewegung zu unterdrücken, wurde in der Forschung diskutiert. Die unabhängige Ukraine bemühte sich später um die Anerkennung des Holodomor als Völkermord, und verschiedene Staaten erkannten ihn auch als solchen an.

Fußgänger und verhungernde Bauern auf einer Straße in Charkiw 1933; Foto: Alexander Wienerberger

Der Holodomor

Das Wort Holodomor setzt sich aus holod und mor zusammen. Holod bedeutet auf Ukrainisch „Hunger“. Mor leitet sich vom slawischen Verb moriti ab, das „qualvoll töten“ bedeutet. Die Zusammensetzung mit der Bedeutung „Hungertod“ wurde aus dem Tschechischen entlehnt, wo hladomor „Hungersnot“ (wörtlich: „Hungerpest“) bedeutet. Der Ausdruck kann auch das aktive Herbeiführen des Hungertods implizieren, vgl. den tschechischen Ausdruck hladomorna für „Hungerturm“ (wörtlich: „Ort, wo durch Hunger getötet wird“). Es besteht kein etymologischer Zusammenhang mit dem griechischen Wort Holocaust. Der Begriff Holodomor tauchte erstmals in den 1960ern auf und setzte sich in den 1980ern durch.

Hintergrund und Methoden

Bereits seit der Machtübernahme der Bolschewiken hatte der Schwerpunkt der Politik des Sowjetstaates auf einer Industrialisierung des Landes zu Lasten der Bauern gelegen. Am X. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands (später KPdSU) im Jahr 1921 hatte Lenin das Ziel vorgegeben:

„Der Bauer muss ein wenig Hunger leiden, um dadurch die Fabriken und die Städte vor dem Verhungern zu bewahren. Im gesamtstaatlichen Maßstab ist das eine durchaus verständliche Sache; dass sie aber der zersplittert lebende verarmte Landwirt begreift – darauf rechnen wir nicht. Und wir wissen, dass man hier ohne Zwang nicht auskommen wird – ohne Zwang, auf den die verelendete Bauernschaft sehr heftig reagiert.“

Die erste Periode der Sowjetunion ab der Gründung der UdSSR im Dezember 1922 bis 1928 verlief unter der Politik der Korenisatzija und der NEP (Neuen Ökonomischen Politik).

Ent-Kulakisierung und Zwangskollektivierung

Im Dezember 1927 beschloss der XV. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (damals als Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki) bezeichnet) Maßnahmen zur beschleunigten Industrialisierung der Sowjetunion und der erste Fünfjahresplan für die Periode 1928 bis 1932. Die zwei Maßnahmen: Ent-Kulakisierung und Kollektivierung haben die Bauernklasse hart getroffen.

Ent-Kulakisierung bedeutete die Tötung oder Deportation von Millionen von Bauern in die Arktis zusammen mit ihren Familien, im Prinzip die besser Gestellten, in der Praxis die Einflussreichsten und die am stärksten gegen die Pläne der Partei Widerstrebenden. Die Zwangskollektivierung bedeutete die Abschaffung des Privateigentums an Grund und Boden sowie die Konzentration der verbleibenden Bauernschaft in Kolchosen unter Kontrolle der Partei. Ein Ziel war eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, um mit Exportüberschüssen aus diesem Sektor die Einfuhr für die Industrialisierung benötigter Wirtschaftsgüter wie Ausrüstungen für Industriebetriebe finanzieren zu können. Diese Steigerungen hoffte man durch die Zusammenlegung landwirtschaftlicher Flächen, Einführung neuer Anbaumethoden und Mechanisierung zu erreichen.

Aufmarsch im Rahmen der Ent-Kulakisierung. Die Banner lauten: „Wir werden die Kulaken als Klasse liquidieren“ und „Alles für den Kampf gegen die Saboteure der Landwirtschaft“

Im Zuge der Zwangskollektivierung kam es zunächst zu einer Verringerung der Anbaufläche und einer Schrumpfung des Viehbestandes. Durch den Ausfall tierischer Zugkraft und das Ausbleiben maschineller Zugkraft verringerte sich in der Ukraine die genutzte Anbaufläche für Getreide um 14 Prozent, das Erntevolumen sank sogar um 20 Prozent. Hinzu kam, dass die Kolchosen und Sowchosen einen deutlich niedrigeren Hektarertrag erwirtschafteten als die Einzelbauern.

Liquidierung der Ukrainischen Autokephalen Kirche

Nach der Ausrufung des ersten unabhängigen ukrainischen Staates am 25. Januar 1918, der Ukrainischen Volksrepublik, versuchten ukrainische Geistliche, die staatliche Unabhängigkeit mit der Gründung einer autokephalen orthodoxen Kirche zu untermauern.

---ENDE DER LESEPROBE---