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Alberto, mit fast 1,3 Millionen Abonnenten einer der populärsten YouTuber und dazu einer der bekanntesten Beatboxer in Deutschland, hat in mehr als 1000 Videos über sein Leben erzählt. So einer kann keine Geheimnisse mehr haben. Oder? Alberto ist 1986 als Albert Martin Odonkor in Hamburg zur Welt gekommen. Er wurde von einer Pastorenfamilie adoptiert und ist selbst Vater von fünf Kindern. Er lebte und studierte in China und Los Angeles. Er war im Pornogeschäft tätig und musste deswegen sogar aus den USA fliehen. Wusstet ihr nicht? Glaubt ihr nicht? Die Wahrheit steht in diesem Buch.
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Seitenzahl: 321
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Allen, die ich getroffen habe. Jeder Einzelne hat seinen Teil zu dieser Geschichte beigetragen.
Ein besonderer Dank an Filippo Cataldo, der mir geholfen hat, meine Gedanken zu ordnen und diese Geschichte niederzuschreiben.
Schreiben auch, stellt euch vor.
2005 habe ich mein erstes Video auf YouTube hochgeladen, ich bin sozusagen YouTuber der ersten Stunde – wobei ich damals keine Ahnung hatte, was das eigentlich ist.
Irgendjemand hatte mir von dieser neuen Plattform erzählt und ich habe aus einer Laune heraus eines meiner Beatbox-Videos hochgeladen, mich aber nicht weiter darum gekümmert. Ungefähr ein Jahr später habe ich dann mal wieder draufgeschaut – das Ding war durch die Decke gegangen.
In Windeseile habe ich damals meinen Albertoson-Kanal zusammengestöpselt, der Grundstein war gelegt! Habe ich mich damals bewusst dafür entschieden, mich selbst zum Protagonisten meiner Videos, meinen Namen und mein Gesicht öffentlich zu machen? Ja, unbedingt! Hatte ich eine Ahnung, was das für Konsequenzen haben würde für mich? Überhaupt nicht!
Ich habe in den letzten acht Jahren mehr als 1000 Videos gemacht, die rund 230 Millionen Mal angeklickt wurden, fast 1,3 Millionen Menschen haben meinen Kanal abonniert. Dazu kommen noch viele Videos auf meinen Nebenkanälen (realalbertoson, playalbertoson, sportalbertoson), die auch jeweils um die 100 000 Abonnenten haben, und seit einiger Zeit lade ich auch auf Facebook kurze Videos hoch. Ich habe mich beim Beatboxen gefilmt, beim Daddeln, beim Sport, beim Chicken-Wings-Essen. Ich habe Sitcoms und Web-Soaps produziert, manche so stumpf, dass ich sie sogar »Schlechte Sitcom« genannt habe, manche so gut, dass ich richtig stolz auf sie bin. Ich habe vor der Kamera teils absurde Wetteinsätze eingelöst, einen Wahlwerbespot für die Bundesregierung gedreht, manchmal spielen sogar meine Familienangehörigen in meinen Videos mit. Mein Privatleben ist öffentlich. Oder scheint es nur so?
Natürlich glauben die Leute, alles von mir zu wissen, mich zu kennen. Aber kennt ihr mich wirklich? Kenne ich mich wirklich? Mein ganzes Leben lang wollte ich frei sein, meine Kreativität ausleben, machen, worauf ich Lust habe. Ich wollte nicht ins Fernsehen, weil ich mich nicht verstellen, meine Gedanken ungefiltert zeigen wollte. Aber ich mache im Gegenzug Werbung für Produkte und verkaufe mich auf andere Art. Ich will ein Imperium aufbauen, aber nur mit meinen Ideen, ungefiltert und 100 Prozent Alberto. Ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf das, was man die Regeln des Geschäfts nennt. Aber bin ich wirklich frei? Ich kann nicht am Rhein spazieren gehen, ohne erkannt zu werden. Ich kann nicht einfach so in der Stadt unterwegs sein, ohne dass die Kids »Alberto! Alberto! Alberto!« schreien. Die Menschen halten mich für Alberto, für die Figur, die ich erschaffen habe. Erschaffen für sie und natürlich auch für mich.
Ich bin Alberto, ich bin Al aus meiner Show Hey Al, aber sie sind nicht ich. Oder nicht nur. Ich bin keine 30 und habe fünf Kinder. Ich habe in den USA und China gelebt. Ich war als Kind schon beim Psychologen. Meine Eltern haben mich rausgeschmissen, da war ich noch ein Teenie. Mit 16 habe ich in meiner eigenen Bude gelebt, ich war lange in einer Art Sekte, wäre fast Polizist geworden und habe mich mit einem Bein schon als Soldat in Afghanistan gesehen. Ich stand mit 50 Cent, Timbaland und Pharrell Williams auf der Bühne, Nicole Scherzinger hat mich auf ihre Geburtstagsparty eingeladen. Ich habe eine Weltreise gemacht und bin in Neuseeland 14 Stunden lang nur Taxi gefahren. Ich habe nebenbei ein neues Wort erfunden und Pornos gedreht (hinter der Kamera, HINTER der Kamera!) und musste deswegen zeitweise aus den USA fliehen.
Die ganze Zeit über habe ich Videos gedreht und mein Leben auch auf Facebook ausgebreitet. Aber Dinge, die mir wirklich wichtig sind, habe ich immer versucht von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Man kennt mich von YouTube und Facebook, das muss reichen. Gleichzeitig habe ich so viele Geschichten erzählt, dass ich teilweise schon selbst nicht mehr wusste, was Fiktion, was Realität war. Ich habe mich mit fast allen überworfen, denen ich etwas bedeute, die mir etwas bedeutet haben, habe Freundschaften aufgegeben, Frauen schlecht behandelt, nur weil ich niemandem vertrauen kann. Aber ich spüre immer mehr, dass es an der Zeit ist, ein paar Dinge wieder geradezurücken, die Wahrheit zu erzählen. Die Wahrheit über Alberto, die Wahrheit über mich. Ich weiß, was ich kann, was ich will, was ich erreichen möchte. Oder ist es das, was Alberto kann, will und erreichen möchte? Ich schreibe dieses Buch für alle, die sich für mich, für YouTube, fürs Beatboxen, für Comedy interessieren. Aber ich schreibe dieses Buch auch für mich. Mein Name ist Albert Martin Trovato und ich mache Limonade aus Zitronen.
»30 000 Dollar, sonst …« Er muss den Satz gar nicht beenden, die Forderung ist ausgesprochen, Widerstand zwecklos, jede weitere Diskussion erübrigt sich. Erst recht, wenn du ein paar Tage vorher in Hamburg eine SMS auf dein deutsches Handy bekommen hast: »Du kannst dein ganzes Leben weglaufen. Aber wenn ich will, werde ich dich finden. Überall!« Erst recht, wenn der Absender unfassbar viel Geld hat und der Boss des Nigerianer-Clans von Chicago ist. Erst recht, wenn er sauer auf dich ist, weil du sein Mädchen verarscht hast. Es reicht ja schon, dass er das glaubt.
30 000 Dollar! Und das nur, weil wir ein bisschen Spaß haben, Kohle machen, bei den ganz Großen mitspielen wollten.
30 000 Dollar! Weil Lightskin es nie für nötig gehalten hatte, die Mädchen diese verdammten Waiver unterschreiben zu lassen, die Verzichts- und Einverständniserklärungen, dass sie freiwillig bei den Filmen mitmachen würden. Wie oft hatte ich ihm diese Sache erklärt. Wie oft hatte ich ihm gesagt, dass er auf mich hören sollte. Aber hey, ich war ja nur der Filmstudent aus Deutschland und er der große Produzent. Sieef! Scheiße! Jetzt sieht er mal, was er davon hat.
Es ist die Nacht vor Thanksgiving 2012, auf dem Platz vor dem Wet Willie’s in South Beach ist noch mehr los als sonst. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Leute gehen laut redend rein in den Laden, andere torkeln laut lachend wieder heraus. Alle haben einen Riesenspaß, selbst die Polizisten, die sich an der Ecke die Beine in den Bauch stehen, wirken beschwingt. Es fehlen nur ein paar Donuts in ihren Händen, dann wäre das Klischee perfekt. Vor dem großen Truthahnfressen am nächsten Tag wollen die Leute noch mal ausgehen, ein paar Cocktails im Wet Willie’s nehmen, in dieser beliebten Bar mit Filialen im ganzen Süden der USA. Ich trinke ja keinen Alkohol, aber gerade könnte ich durchaus einen Schnaps vertragen. Oder besser noch zehn.
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