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Seitenzahl: 125
Gerhart Hauptmann
Die Weber
Schauspiel aus den vierziger JahrenLektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler
Von Wilhelm Borcherding
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:
Gerhart Hauptmann: Die Weber. Schauspiel aus den vierziger Jahren. Stuttgart: Reclam, 2018 (Reclam XL. Text und Kontext, Nr. 19406).
Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 19364.
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Lektüreschlüssel XL | Nr. 15516
2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2020
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-961676-6
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015516-5
www.reclam.de
Autor
Gerhart Hauptmann, geboren am 15. November 1862 in Ober Salzbrunn, gestorben am 6. Juni 1946 in Agnetendorf
Beisetzung auf Hiddensee
Er gilt als bedeutender Dramatiker und Schriftsteller und erhielt 1912 den Nobelpreis für Literatur
Entstehungszeit
1888: Erste Ideen zu dem Drama über die Weber
1890: Vorarbeiten
1891: Erste Dialektfassung
1892: Buchform des Dramas; das Stück darf nicht öffentlich aufgeführt werden
1893: geschlossene Vorstellung der sprachlich überarbeiteten Fassung
1894: öffentliche Uraufführung
Orte und Zeit der Handlung
Die (fiktionalisierte) Handlung spielt in Langenbielau und Peterswaldau in Schlesien.
Zeitlich orientiert sich die Handlung an den realen Abläufen des Weberaufstandes von 1844. Die Handlung setzt »gegen Ende Mai« an einem nicht genauer genannten Tag um 12 Uhr ein und dauert acht Tage.
Epoche
Naturalismus
Gattung
Soziales Drama
Aufbau
Orientierung am Fünf-Akte-Schema ohne Untergliederung in Auftritte
Offene Dramenform
Die QuellenGrundlagen von Gerhart Hauptmanns sozialem Drama Die Weber bilden neben den zeitgenössischen Quellen zum Weberaufstand von 1844 die zahlreichen Gespräche mit einigen Augenzeugen, mit denen der Autor bei seinem zweimaligen Besuch der originalen Schauplätze gesprochen hatte. Hinzu kamen nach sorgfältigen Studien weitere historische Darstellungen aus den 80er Jahren.
Die erste Fassung von 1891 trägt den Titel »De Waber« und ist ein Hinweis darauf, dass Hauptmann das Stück im schlesischen Dialekt verfasst hatte. Die zweite Fassung passte er bis 1892 sprachlich stärker der Standardsprache (Hochdeutsch) an, so dass sein Publikum die Dialoge zwischen den Protagonisten aus den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen auch außerhalb Schlesiens leichter nachvollziehen konnte. Diese Version durfte jedoch zunächst wie die Dialektversion nicht öffentlich gespielt werden. Eine geschlossene Vorstellung nur für Mitglieder der Freien Bühne in Berlin (1893) ging der ersten öffentlichen Aufführung des Schauspiels 1894 in Deutschland voran.
In fünf nur wenig aufeinander bezogenen Akten schildert der Autor verschiedene Stadien des Der Verlauf des WeberaufstandesWeberaufstandes in Schlesien aus dem Jahr 1844:
Der erste Akt gewährt dem Zuschauer einen Blick in einen Lager- und Geschäftsraum im Hause des Verlegers Dreißiger: der Fabrikant, der den Webern ihren Rohstoff auslegt. Kranke, ausgemergelte, heruntergekommene und verängstigte Weber liefern ihre Produkte ab. Nach Prüfung der abgegebenen Waren durch Dreißigers Angestellten Pfeifer erhalten die Hungerleider einen willkürlich von ihm festgesetzten Lohn. Aus Angst, ihre Arbeit auch noch zu verlieren, unterwerfen sich die Weber dem Diktat Pfeifers. Nur Erste Anzeichen von Unzufriedenheit zwei von ihnen wagen es, gerechteren Lohn zu verlangen. Dreißiger weist ihr Begehren jedoch mit fadenscheinigen Ausreden zurück und statuiert ein Exempel, indem er den protestierenden Weber Bäcker entlässt. Demgegenüber nutzt der Verleger den Zusammenbruch eines nahezu verhungerten Kindes, um sich als fürsorglicher Patriarch seiner ›Arbeiterfamilie‹ zu profilieren. Als er verkündet, dass er aufgrund seines Mitgefühls noch weiteren, bislang unbeschäftigten Webern Arbeit geben will, werden erste Zweifel laut und Unzufriedenheit über die Neueinstellung artikuliert.
Der zweite Akt spielt in einem kleinen Armut im Hause Baumert/AnsorgeRaum, der im starken Kontrast zum Geschäftsraum Dreißigers steht. Der Raum in der Hütte des alten Webers Ansorge dient der Familie Baumert zugleich als Wohn-, Schlaf- und Arbeitsraum. Hier fristen die sechs Mitglieder der Familie ihr Leben. Darüber hinaus wird deutlich, dass sie alle hungern und nur noch Flicken auf dem Leibe tragen. Aber nicht nur die Baumerts leben unter dem Existenzminimum, sondern auch ihr Vermieter Ansorge sowie weitere Bewohner des Hauses.
Der alte Baumert bringt den ehemaligen Weber Jäger mit nach Hause, der etwas Geld beim Militär verdient hat und damit seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Gemeinsam mit Ansorge diskutieren sie über die sozialen Gegensätze und entwickeln Ideen zur Forderungen nach VeränderungenVeränderung der herrschenden gesellschaftlichen Missstände. In dem von Jäger vorgelesenen Weberlied (Das »Bluttgericht«, S. 18) erkennen die Weber ihre eigene Situation wieder sowie die Notwendigkeit, Veränderungen herbeizuführen.
Im dritten Akt kommt es im Wirtshaus von Peterswaldau zu einem Solidarisierung unter den WebernAufeinandertreffen von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Klassen. Über die äußerst schlechte materielle Situation der Weber führen diese, verschiedene Handwerksmeister und Gewerbetreibende sowie die Wirtsleute (Bürgerliche) und einige den Grundbesitzern nahestehende Figuren, eine heftige Auseinandersetzung.
Es bilden sich zwei Gruppen heraus: einerseits die Gruppe, die Partei für die notleidenden Weber ergreift, und andererseits die Gruppe, die die Weber selbst für ihre Misere verantwortlich macht. Jäger und Bäcker ist es unterdessen gelungen, einige aufständische Weber hinter sich zu versammeln. Noch aber herrscht Uneinigkeit unter ihnen: Es gibt gewaltbereite Weber und Weber, die zur Besonnenheit aufrufen. In diesen Streit platzt der Gendarm Kutsche und informiert die Weber über das Verbot der staatlichen Obrigkeit, das Weberlied zu singen. Das nehmen Bäcker und Jäger zum Anlass, aus Protest das verbotene Weberlied anzustimmen und mit den aufständischen Webern zum Hause Dreißigers zu ziehen.
Zu Beginn des vierten Aktes erhält der Leser einen Einblick in die luxuriösen Wohnräume des Ehepaares Dreißiger. Sie haben Besuch von Frau und Herrn Pastor Kittelhaus sowie vom Hauslehrer Weinhold, als der Zug der Weber, weiterhin das Weberlied singend, vor dem Hause des Verlegers eintrifft. Am Ende dieses Aktes steht der Bericht, wie die aufgebrachten Flucht und Rebellion Weber das Haus stürmen.
Dreißiger hat Jäger festnehmen lassen, den er dem Polizeiverwalter ausliefert. Dessen Bemühungen, die Auseinandersetzung beizulegen, misslingen ebenso wie der Vermittlungsversuch des Pastors, der sich auf die Seite des Verlegers schlägt. Als die Situation zu entgleiten droht, trifft der Verleger Vorbereitungen zur Flucht. In letzter Sekunde gelingt es ihm, mit dem hilflosen Pfeifer vor den Webern zu fliehen. Zögernd dringen die Aufständischen in das Haus ein und plündern und zerstören das Inventar.
Im fünften Akt geht es um die Teilnahme an dem Aufstand oder Anpassung?Aufstand innerhalb der Weberfamilie Hilse. Der alte, tiefreligiöse Hilse beschwört seine Familie, nämlich seine Schwiegertochter Luise und seinen Sohn Gottlieb, sich nicht am Aufstand zu beteiligen, sondern im Glauben an die Lehren der Kirche das Leid zu ertragen. Luise hört nicht auf ihn und schließt sich dem Protestzug an. Gottlieb zögert lange – als seine Frau jedoch durch das mittlerweile eingetroffene Militär in Gefahr gerät, hält es auch ihn nicht mehr zu Hause. Der alte Hirse, der sich mit Nachdruck von den Rebellen distanziert hat, setzt seine Arbeit am Webstuhl fort. Durch einen Querschläger wird er während seiner Tätigkeit tödlich getroffen. Den Aufständischen gelingt es, die Soldaten zu vertreiben.
Auch 125 Jahre nach der ersten öffentlichen Aufführung besitzt Hauptmanns Schauspiel nach wie vor große Die Aktualität der WeberAktualität. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit droht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinanderzudriften. Die ungleiche Verteilung der Vermögensverhältnisse führt dazu, dass auf der einen Seite wenige Personen über enormen Geldbesitz verfügen und sich ein Leben in unvorstellbarem Luxus leisten können. Auf der anderen Seite leben Millionen von Menschen am Rande der Existenz (Krankheiten, Hunger, unzureichende Bildung, Altersarmut usw.). Noch schlimmer trifft die Armut vor allem junge Menschen auf allen Kontinenten: Sie verrichten Kinderarbeit oder müssen anderen Tätigkeiten nachgehen, um an genügend Nahrung und in den Genuss einer (Aus-) Bildung zu kommen. Insgesamt können sie meistens nur mit dem Notdürftigsten ausgestattet werden. Daher ist es an vielen Orten notwendig, dass sich private Personen und Gruppen sowie andere nichtstaatliche Hilfsorganisationen um diese hilfsbedürftigen und oft notleidenden Menschen kümmern, damit auch sie in unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft ein menschenwürdiges Dasein führen können.
Gerhart Hauptmanns Drama vermag uns diese Problematik vor Augen zu führen und uns für die Nöte und Sorgen unserer Mitmenschen zu sensibilisieren.
Das in fünf Akte eingeteilte Schauspiel weist zu Beginn jeden Aktes – im Vergleich zu anderen Dramen – Funktion der Regieanweisungen lange Regieanweisungen auf. Darin beschreibt der Autor die Orte der Handlung und die auftretenden Figuren so, dass sich der Leser die Einrichtung der Räume und das Aussehen der Figuren bildhaft vorstellen kann. Die Regieanweisung zum ersten Akt enthält auch Informationen zum Zeitpunkt der Handlung. In den nachfolgenden Akten erschließt sich der Zeitpunkt der jeweiligen Handlung aus den Aussagen der Protagonisten.
In einem Lager- und Geschäftsraum im Hause des Verlegers Dreißiger in Peterswaldau finden sich am Ende des Monats Mai, gegen Mittag, nach und nach Weber, Weberfrauen und Kinder ein, um ihre gewebten Stoffe abzugeben. Der Leser erhält einen circa einstündigen Einblick in das Geschehen am Rückgabetag.
Die Regieanweisungen Informationen in den Regieanweisungenenthalten neben einer genauen Beschreibung der Einrichtung des Zimmers eine umfassende Schilderung der Abläufe am Rückgabetag: Die Weber präsentieren ihre gewebten Stoffe, Angestellte des Verlegers begutachten und wiegen sie und zahlen den Arbeitslohn aus. Der ehemalige Weber Pfeifer (im Gegensatz zu den Webern wohlgenährt und gut gekleidet) ist zum Prüfer aufgestiegen und nutzt seine Stellung rücksichtslos aus, um den Lohn zu drücken. Dazu benutzt er einen Zirkel und eine Lupe, um genügend Mängel entdecken zu können, die eine Kürzung des Lohnes in seinen Augen rechtfertigen. Die anwesenden Weber werden als »hüstelnde, ärmliche Menschen mit schmutzigblasser Gesichtsfarbe« (S. 10) beschrieben, die sich »so klein als möglich« (S. 9) machen. Der Autor schildert die Situation derart, als ob die Prüfung der Produkte durch die Angestellten Dreißigers eine »Entscheidung über Tod und Leben« (S. 9) für die Weber darstellt.
Die ersten Dialoge der Handlung drehen sich um die Notlage der WeberNotlage der Weber. Pfeifer kümmert sich nicht um die Klagen der Bittsteller, sondern sucht nach Möglichkeiten, die Löhne weiter zu drücken. Viele Weber lassen sich das gefallen, Reimann und Bäcker lehnen sich jedoch gegen Pfeifers Kürzungen auf. Als Bäcker weiter auf eine gerechte Bezahlung drängt, ruft Pfeifer den Verleger zu Hilfe. Die verbale Auseinandersetzung zwischen Bäcker und Dreißiger endet mit dem Rauswurf des Webers.
Der fast verhungerte Sohn der Frau Heinrich liefert die Stoffe seiner Eltern beim Verleger ab. Als er zusammenbricht, bemüht sich Dreißiger, den Dreißiger: Fürsorge und Ausbeutungfürsorglichen Unternehmer zu spielen. Er veranlasst, dass der Junge in sein Kontor gebracht wird, wo er ihn versorgen lassen will. Er gibt den Eltern, die schon neun Kinder haben, die Schuld an dessen Zusammenbruch. Dann schildert Dreißiger voller Selbstmitleid die ›Probleme‹ eines Fabrikanten. Von den Webern lässt er sich bestätigen, ein wohltätiger Unternehmer zu sein. Er droht ›seinen‹ Webern mit der Schließung seines Unternehmens, wenn sie sich ihm gegenüber nicht wohl verhalten. Er erhöht den Druck auf die Weber, indem er 200 weitere Weber einstellt. Mit den zahlreichen Anträgen der Bittsteller beschäftigt er sich erst gar nicht, sondern verweist sie an Pfeifer. Den Webern bleibt nichts anderes übrig, als zu resignieren. Pfeifer nimmt nach dem Zwischenfall mit dem Jungen seine Begutachtung wieder auf: Der alte Baumert wird zukünftig – nach Einstellung der 200 Weber – nur noch 10 Silbergroschen erhalten. Unter den anderen Webern regt sich Aufkeimender WiderstandWiderstand (»Flüstern und Murren«, S. 26) gegen Pfeifers Willkür.
Abb. 1: »Weber-Szene«, anonyme Lithographie, um 1845
Der Autor hat auch dem zweiten Akt ausführliche Regieanweisungen vorangestellt. Er schildert darin die armselige und notdürftig reparierte Webstube der Familie Baumert, die der Weber Ansorge ihr vermietet hat. In der Stube leben und arbeiten die Baumerts mit ihren drei Kindern und einem Enkelkind. Die Familienmitglieder sind »abgemagert zum Skelett« (S. 27) und tragen verschlissene Kleidung. Ihre Augen werden als »entzündlich gerötet und wässrig« (S. 27) beschrieben. Zahlreiche Heiligenbilder weisen auf die Religiosität der Bewohner hin.
Am Nachmittag/Abend des Rückgabetages halten sich die Mitglieder der Familie Baumert in ihrer Wohn- und Arbeitsstube auf und erwarten die Rückkehr des Vaters. Die Töchter und der nur beschränkt arbeitsfähige Sohn weben. Das vierjährige Enkelkind weint, weil es Hunger hat. Von dem Leben am ExistenzminimumLohn des alten Baumert muss die sechsköpfige Familie den gesamten Lebensunterhalt bestreiten. Frau Baumert leidet unter den Existenzängsten. Ansorge, Wohnungsgeber der Baumerts, kann der Bitte der Arbeitenden nach mehr Licht in der Stube nicht nachkommen, weil er sich selbst kaum durchbringen kann.
Ähnlich geht es der schwangeren Frau Typisches Schicksal einer WeberfamilieHeinrich, die mit ihrem kranken Ehemann bereits neun Kinder hat. Als sie bei Baumerts um ein bisschen Mehl für ihre Kinder bittet, wird sie zurückgewiesen, weil diese selbst nichts mehr haben. Aus Frau Heinrichs Worten spricht eine solche Niedergeschlagenheit, dass die alte Baumert befürchtet, dass sich die Heinrich etwas antun könnte.
Wenig später kehrt der alte Baumert mit dem ehemaligen Weber Moritz JägerMoritz Jäger zurück. Jäger hat in den letzten Jahren beim Militär seinen Lebensunterhalt verdient. Später kommt Ansorge hinzu und die Männer unterhalten sich über die materielle Situation der Weber, die von dem bisschen Lohn noch verschiedene steuerliche Abgaben bestreiten müssen.
Jäger skizziert die herrschenden sozialen Gegensätze (S. 41) und stellt seine Überlegungen zur Besserung der Situation vor: Hilfe sei nicht von den Herrschenden (König und Kirche) und den Unternehmern zu erwarten. Nur die Solidarität unter den Webern könne Abhilfe schaffen. Wenn alle zusammenhielten und Mut zum Protest aufbrächten, könnten sie sich Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse?Verbesserungen erstreiten. Jäger hadert auch mit der Justiz, die sich als parteilich entpuppt hat und behauptet, »de Weber kennten gutt und gerne auskommen, se wärn bloß zu faul« (S. 44). Schließlich zitiert er mehrere Strophen aus dem Weberlied. Es gelingt ihm, Baumert und Ansorge durch den Vortrag für seine Ziele zu gewinnen.