Die Welt im Kristall - Petra Eggert - E-Book

Die Welt im Kristall E-Book

Petra Eggert

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Beschreibung

Samanthas Leben steht Kopf. Ausgerechnet der Nebel von San Francisco soll ihr zum Verhängnis werden. Ein riesiges Nebelgesicht taucht vor ihr auf und entführt das junge Mädchen, sowie ihre Schwester und einen Freund, in eine seltsame Welt. Sie müssen Abenteuer bestehen, gegen Kobolde, Gnome und einen dunklen Herrscher kämpfen. Was sie jedoch nicht wissen ist, dass sie unerwartete Hilfe bekommen, womit niemand gerechnet hat. Doch bis es soweit ist, bekommen sie noch jede Menge Ärger.

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Samanthas Leben steht Kopf. Ausgerechnet der Nebel von San Francisco soll ihr zum Verhängnis werden. Ein riesiges Nebelgesicht taucht vor ihr auf und entführt das junge Mädchen, sowie ihre Schwester und einen Freund in eine seltsame Welt. Sie müssen Abenteuer bestehen, gegen Kobolde, Gnome und einem dunklen Herrscher kämpfen. Was sie jedoch nicht wissen ist, dass sie unerwartete Hilfe bekommen, womit niemand gerechnet hat. Doch bis es soweit ist, bekommen sie noch jede Menge Ärger.

Zwei kleine grüne Augen, die zu einem kleinen, grauen etwas gehörten, lugten ängstlich unter dem Rand des Kinderbettes der siebenjährigen Tracy hervor.

Das Wesen schaute sich suchend in dem großen Kinderzimmer um, bis es wie gebannt auf dem kleinen Kristall blickte, der auf einem runden Tisch nahe dem Fenster lag und durch den Mond erhellt wurde, wobei er in tausend Farben zerfiel.

Jedoch nicht der Kristall war es das, dass Wesen so faszinierte! Nein, etwas in dem Kristall drin erregte seine Aufmerksamkeit, etwas geheimnisvolles und doch sehr Mächtiges!

Inhaltsverzeichnis

Anfang

Ereignisse

Vergangenheit

Geheimnisse

Sam?

Eine andere Welt

Tracy

Verwirrt

Der Weg

Fremd

Erkenntnis

Das Zimmer

Alex

Verloren

Überraschung

Bekanntschaft

Treffen

Die Gestalt

Unerwartet

Torax

Prophezeiung

Trance

Gefangen

Fragen

Zwei Gestalten

Der Kristall

Endspiel

Anfang

„Lilien? Hey, ich bin`s Sam. Stell dir vor, ich habe es geschafft.“ Gut gelaunt schaute sich die sechzehnjährige Samantha im Spiegel an, wobei sie sich mit einer Hand eine Locke ihrer schulterlangen, braunen Haare aus ihren graugrünen Augen strich.

„Ich habe es geschafft!“, wiederholte sie, wobei sie mit Genugtuung darauf bedacht war, dass Lilien, ihre beste Freundin, am anderen Ende des Handys, vor Neugier platzte.

„Du hast was geschafft? Meine Güte, mach´s nicht so spannend! Erzähl schon!“, hallte ihre Stimme wider.

„Also gut! Alex hat mich zum Schulfest eingeladen!“, am anderen Ende der Leitung schaute das Mädchen verwundert auf ihr Handy, ganz so als könne ihre Freundin sie jetzt sehen.

„Ok, ok, beruhige dich! Wer ist Alex?“ Samantha stellte sich jetzt kerzengerade auf und schaute ihrerseits jetzt auf ihr Handy.

„Alex! Alexander Riley! Du meine Güte Lil, sag bloß du kennst ihn nicht? Hinter welchem Mond wohnst du? Alex ist der tollste Junge der California High.“ Achselzuckend schaute sich Lilien um und nahm wieder ihren Platz auf ihrem Bett ein.

„Ach so, und ich dachte schon es wäre etwas Außergewöhnliches“, heimlich lachte sie hinter ihrer vorgehaltenen Hand. Wusste sie doch, welchen Geschmack Sam bei Jungen hatte. Erst war es der Junge von nebenan, dann der Junge vom Einkaufscenter und jetzt eben der, von der Schule. Sicher, beide hatten jeweils einen anderen Geschmack bei Jungs, aber auch diese an ihnen. Lilien zog eher die ruhigen und gebildeten Typen vor während, Sam sich, wie Lil immer sagte, jeden nahm der ihr über den Weg lief und einigermaßen gut aussah. Leider waren beide Freundinnen etwas schüchtern und da bildete sich die Freundschaft zum anderen Geschlecht eher karg aus. Deshalb freute sich ihre Freundin aber um so mehr für sie. Nur wage, konnte Lilien sich an diesen Alex erinnern.

„Das ist doch dieser komische, ähm Verzeihung, der Typ, der bei uns neu ist. Langer Lodenmantel, wuschelige, schwarze Haare, naja so Vampirmäßig alla Edward oder Van Helsing“, kicherte Lilien. Auch wenn Sam es nicht mochte, wenn sich ihre Freundin darüber lustig machte, aber sie musste schon mit schmunzeln. Er wirkte etwas merkwürdig, aber vielleicht faszinierte Sam ja gerade das, an diesen Alex.

„Ach ich weiß ja um meinen Geschmack, aber ganz so übel sieht er auch nicht aus, er hat was. Was sag ich da. Hat ja eh keinen Sinn!“, Sam seufzte.

„Was ist denn los? Ich dachte du freust dich. Hey, knutschen unter der Discokugel“, wieder kicherte Lilien, doch ihrer Freundin war nicht zum lachen zu Mute.

„Naja, vor ein paar Tagen habe ich Mom versprochen auf Tracy aufzupassen, damit sie mit ihrer Freundin einen Frauenabend machen kann. Jetzt steh ich da und muss Babysitten, bei einer Siebenjährigen.Toll!“, sie kickte mit dem Fuß einen Kauknochen weg, dem ihr schwarz/ weißer Mischlingshund Jack gehörte. Dieser kam auch gleich angerannt und hechelte freudig um dann wie bekloppt durch die Wohnung zu flitzen, mit dem Knochen im Maul.

„Oh ja das ist Übel, kannst du sie nicht einmal für eine Stunde allein lassen? Oder sag deiner Mutter du, bist krank und verschwindest heimlich.“ Samantha schüttelte den Kopf.

„Ach Lilien nein, du weißt doch, nach Vaters Tod kommt sie kaum noch raus. Ich weiß auch nicht, vielleicht kann ich ja die Nachbarn fragen, oder ich schicke sie dir“, jetzt lachten beide.

„Also gut, ich will Einzelheiten! Sam? Sa. ...“, ein knacken in der Leitung, ließ Sam einen kleinen, elektrischen Schlag verspüren. Erst war die Leitung tot, dann kam sie ganz langsam wieder. Das Mädchen guckte auf ihren Akku, doch der war voll und auch ihr Empfang zeigte volle Kapazität, vielleicht war mal wieder etwas mit den Leitungen, was in letzter Zeit öfter vorkam. Die beiden fingen wieder an zu reden und vergaßen allmählich die Zeit.

Ereignisse

Die Straßenbahn lag schon still, während allmählich die Lichter der Häuser ausgingen. Manch traurige Gestalt, die keine Zuflucht fand, verkroch sich in finstere Ecken, um so vor dem kalten Gewand zu fliehen, der sich allabendlich über die Stadt und das Land ausbreitete. Ein Nebel, der sich um die Stadt legte, wie in Watte eingehüllt und deshalb auch die geheimnisvolle Stadt, genannt wurde.

Samantha hatte es sich inzwischen auf der kleinen Eckbank am Fenster, gemütlich gemacht und telefonierte jetzt mit Alex. Nervös spielte sie an ihren Haaren und den Jalousiebändern. Immer wieder zog das Mädchen sie auf und zu. Würde ein Außenstehender zusehen, hätte er gedacht sie gebe Morsezeichen. Während sie so daher redete, und sie wusste absolut nicht, was sie mit ihm redete, da sie so aufgeregt war, guckte Sam aus dem Fenster. Sie erschrak als sie meinte ein riesiges Nebelgesicht würde sie anstarren. Vor Schreck riss sie an der Gardinenleine und stellte sich aufrecht. Aus war es mit der Gemütlichkeit. Alex redete und redete, doch Sam konnte plötzlich kaum ein Wort verstehen. Es knackte und krachte in der Leitung und Alex`s Worte kamen nur bruchstückhaft wieder. Auch das Licht fing zu flackern an.

„Alex? Hallo? So ein Mist, ist schon wieder irgendwo ein Erdbeben?“, fragte sich das Mädchen. Hier in der Gegend war es nicht selten, das es bebte. San Francisco lag mitten in einem Epizentrum, doch so ein Knacken und Krachen in der Leitung gab es bisher noch nie. Schon gar nicht mit ihrem Handy. Am Haustelefon hätte sie es schon erwartet, aber das hier war schon etwas gruselig. Vorsichtig lugte sie aus dem Fenster. War der Nebel immer noch da? Natürlich Sam, dachte sie und schüttelte den Kopf. Der Nebel in San Francisco war legendär. Sie schaute wieder auf ihr Handy. Nichts! Tod, aus und vorbei. Na toll, dachte sie und setzte sich deprimiert hin.

Jack, ihr Hund, lief aufgeregt vor ihr hin und her, dann wieder zur Tür und kläffte das ganze Haus zusammen. Das darf doch nicht wahr sein, dachte Sam, muss er schon wieder raus? Jack war doch gerade eben im Garten. Das Mädchen verdrehte die Augen. Wenn das so weiter geht, weckt er noch meine Schwester und dann gute Nacht, dachte sie genervt und wollte schon zur Leine greifen. Schließlich konnte sie hier ja nicht mehr viel tun, und wer weiß, ob sie draußen mehr Empfang hatte.

„Jack! Na komm schon, ich geh ja mit dir raus. Komm hierher!“, rief sie zuckersüß. Wollte er sie veralbern? Erst bellt er, als wenn es um Sekunden ginge, und jetzt? Sie suchte in der Küche, im Wohnzimmer und fand ihn schließlich zitternd im Flurschrank.

„Ja sag mal, was ist denn mit dir los? Erst machst du mich verrückt und jetzt liegst du hier, als sei der Teufel persönlich hinter dir her. Nun komm schon raus!“, lockte sie ihn, jedoch vergeblich. Sein Hinterteil kroch noch weiter in die Ecke.

Als das Licht wieder anfing mit flackern, blickte Jack starr zur Haustür und fletschte die Zähne. Auch Sam schaute sich irritiert um. Erst sah sie nichts Außergewöhnliches, doch auf einmal blieb auch ihr Blick starr auf die Tür gerichtet. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Unter dem Türschlitz und sogar aus dem Briefkasten waberte ein seltsamer Nebel hindurch. Eine leichte Gänsehaut jagte durch ihren Körper.

„Beruhige dich!“, sagte Sam zu sich selbst, „ das ist ein altes Haus und natürlich kommt auch mal Nebel durch. Alles ganz normal“, redete sie sich ein. Schnell sah sie sich um und beschloss ein paar Handtücher zu holen, um die Ritzen abzudecken. Sie lief schnell ins Bad und holte die Sachen.

„Na, da kann Mom sich was einfallen lassen. Nebel, bedeutet Dunst und Dunst, Feuchtigkeit. Es wird Zeit das alte Haus zu sanieren, oder besser abreißen“, murmelte sie und sah verwundert auf die Tür. Der Nebel war weg! Um noch einmal sicher zu gehen, guckte sie vorsichtshalber vor die Tür. Dort war allerdings nichts weiter zu sehen, als der alltägliche Nebel der durch die Stadt zog.

Achselzuckend schloss sie ab und stieg die Treppe herauf die in ihr Zimmer führte. Auf der dritten Stufe hörte sie wieder Jack aufgeregt bellen. Perplex klatschte sie sich vor die Stirn.

„Denn hab ich ja völlig vergessen!“, raunte sie und wollte schon wieder runtergehen, als das Licht wieder anfing mit dem flackern. Es schien ihr wie ein eisiger Hauch, der sie empfing. Instinktiv musste sie an all die Horrorfilme denke, die sie heimlich mit Lilien angeschaut hatte. Da war; The Fog, oder Paranormal Activity noch harmlos, was ihr in den Sinn kam, und schwor sich vorerst keine Filme mehr zu gucken. Schnell wandte sie sich wieder dem Flur zu und wollte Jack holen, als sie vor Schreck fast erstarrte.

Vor ihr türmte sich ein riesiges Nebelgesicht auf. Eine weiß/graue Fratze mit Löchern, die als Augen dienten und einem Mund, der durch den Nebel hin und her schlingerte und verzerrt bewegte. Sam wollte schreien, doch ihre Kehle blieb wie zugeschnürt, so dass sie keinen Laut von sich geben konnte. Jack hatte inzwischen auch schon mit bellen aufgehört, nur sein jämmerliches Schnaufen, ließen erahnen, dass er zumindest noch da war. Panik stieg in Sam auf, während das Nebelgesicht langsam näher kam.

Vergangenheit

Die Rileys wohnten am Ende von North Beach in der Montgomery Straße, wo sich die Häuser denen der Mac Allistor ähnelten, in der Samantha wohnte. Von hier aus hatte man einen sagenhaften Blick auf den vierundachtzig Meter hohen Hügel des Telegraph Hill. Natürlich sah man auch auf die über zwei Meter breiten und knapp drei Kilometer langen Golden Gate Bridge, die seit 1937 ihr bestehen feierte.

North Beach besteht zum überwiegenden Teil aus italienischer Herkunft, woher auch zahlreiche Cafes und Restaurants zeugten.

Alex Großmutter, Marcella, stammte aus italienischer Sippe, die in frühen Jahren nach San Francisco ausgewandert waren, um hier ihr großes Glück zu machen. Wie bei so vielen Großfamilien zerstreuten sie sich weit über den Kontinent und manch einer verlor sich. Um dem Brauch gerecht zu werden, zog Ella, wie Alex sie nannte, zu ihren Vorfahren zurück. Sie wollte hier mit ihrem Enkel ihre letzten Tage verbringen.

Nun, gebrechlich war die alte Dame wirklich nicht, vielleicht ein bisschen Geheimnisvoll, denn sie erzählte immer irgendwelche Schauergeschichten, die sie erlebt hatte.

Alex nahm die Worte seiner Großmutter nicht immer für wahr. Er lächelte nur und tat als höre er ihr gebannt zu.

An diesen vernebelten Abend saßen die beiden noch lange zusammen. Während Alex Kakao zubereitete, saß Ella in ihrem Schaukelstuhl eingemummt in ihrer schwarzen Stola, in ihrem schwarzen Strickkleid und den roten Filzpantoffeln. Ihre grau/silbernen Haare hatte sie zu einem Dutt gebunden, doch bei jedem Schaukeln löste sich immer wieder eine Strähne und sie musste sie sich aus ihren grauen Augen wischen.

Es war schon spät. Der Kamin loderte vor sich hin und draußen hielt noch immer der Nebel seine feuchte Hand über der Stadt. Der Junge setzte sich neben der alten Dame und erzählte ihr von der Highschool und wie er Sam kennengelernt hatte.

Für ihn war es genau so neu wie für Sam. Seine Eltern starben einst bei einem Autounfall und so blieb ihm nur die einzige Verwandte, seine Großmutter. Es war für beide nicht leicht, jeder hatte seinen Verlust zu beklagen. Marcella ihren geliebten Mann und Alex seine Eltern sowie Sam ihren Vater. Es schien wie eine Fügung des Schicksals.

„Weißt du Oma, sie ist irgendwie die Erste mit der ich mich richtig unterhalten konnte und nicht gleich so hochnäsig ist wie die anderen. Naja, ich meine, ich bin zwar auch nicht gerade einfach, aber bei ihr passt es irgendwie. Sag, glaubst du, denkst du es gibt eine Liebe auf den ersten Blick?“, der Junge guckte sich verstohlen um, als wenn jemand lauschen könnte. Er wusste, dass er mit seiner Großmutter über alles Reden konnte, auch über brisante Themen.

Die Frau lächelte verschmitzt, um dann etwas versonnen in die Funken des Feuers zu blicken. Mit einem kleinen bestickten Taschentuch schniefte sie sich ihre Nase.

„Mein Junge!“, sprach sie mit einem leichten Akzent.

„Die Liebe ist etwas Wunderbares. Weißt du, ich habe deinen Großvater auch sehr geliebt. Er war ein sturer Kerl, aber ein großzügiger Mann. Ja, Angelo half jedem so gut er konnte. Er hatte einen kleinen Laden unten an der Ecke. Na du weißt schon, Pizza und so“, etwas traurig blickte sie in die Flammen, die durch einen Windzug ihre Funken auflodern ließen.

„Großmama Ella, was ist eigentlich wirklich mit Grandpa passiert? Du hast nie davon erzählt, nur das er verschwunden ist.“ Er reichte seiner Großmutter den Kakao und setzte sich wieder neben sie.

„Oh dieser verdammte Nebel!“, fluchte sie und zog sich fröstelnd ihre Strickstola enger um. Seit jeher wusste Ella das dieser Nebel existierte, aber auf irgendeine unerklärliche Weise machte er ihr Angst.

„Mein Junge, was wolltest du wissen? Ach ja, dein Opa. Es war ein merkwürdig kalter Tag an diesem August. Angelo ging wie immer in sein Geschäft. Er ging immer so früh, ich glaube er hatte Angst, dass die anderen früher als er aufmachen könnten. Alex was soll ich dir erzählen: Angelo kam an diesem Abend einfach nicht mehr Heim. Die Polizei fand keinerlei Spuren, die auf ein Verbrechen hindeuteten. Ich glaube auch nicht das dein Opa fortgegangen ist.“ Sie schniefte kurz, um dann seufzend weiter zu erzählen.

„Einen Tag darauf ging ich in das Geschäft. Es war eine seltsame Luft dort, alles war so feucht, als wenn Feuer gelöscht wurde, es hat aber nie gebrannt und in der Küche lagen tausend kleine Kristallsplitter, aber woher sie kamen weiß auch keiner. Angelo hatte doch nur Porzellan.“ Die alte Frau erhob sich kurz und griff in eine kleine Schatulle.

„Schau mal ich habe einen Kristall aufbewahrt. Weiß der Himmel wozu! Aber es ist wie eine Erinnerung für mich. Ganz so als sei Angelo noch bei mir.“

Marcella wischte sich heimlich eine Träne aus den Augen und ließ den Kristall im Feuerschein funkeln.

Nach ein paar Minuten gab sie ihm ihren Enkel und sagte:

„Alex, mein Junge. Ich weiß es ist lange her seit dein Großvater verschwunden ist und das dieser Kristall keine Bedeutung hat, aber trotzdem möchte ich, das du Angelo, tief in deinem Herzen, in Erinnerung, behältst.“

Der Junge nahm den Splitter und hielt ihn nochmals gegen die Funken. Diesmal strahlte er nicht mehr so wie vorher. Etwas Seltsames ging darin vor. Es schien als sehe Alex bewegende Dinge. Er musste genauer hinschauen und entsetzt feststellen das die Bilder weibliche Formen annahm. Seltsamer war noch das die Figur, denen von Samantha ähnelte.

Weiter noch sah er die Dinge, die sich dort bewegten, genauer gesagt, was dieser Mensch machte.

Sam schrie, während sie in ein abgrundtiefes Nichts zu fallen drohte. Alex schaute verwirrt seine Großmutter an und wieder zurück zum Kristall. Dieser brannte nun fürchterlich in seiner Hand. Entsetzt ließ er ihn fallen. Etwas Blut tropfte auf den Boden und Ella starrte ihren Enkel mit weit aufgerissenen Augen an.

Es gab keine Fragen und keine Antworten, außer dem Kristall von dem jetzt ein unheimlich grelles, leuchtendes Licht ausging.

Die beiden Menschen fassten sich bei den Händen und konnten sich das Geschehen nicht erklären. Sie schauten auf den Splitter den Alex zu fassen versuchte. Alles drehte sich. Die Luft war stickig und doch leicht feucht. Ella versuchte noch etwas Alex zu zu rufen und dieser nach Ella, aber keiner konnte auch nur ein Wort sprechen. Etwas durchbrach den Kristall wie in einem Sog. Inmitten zweier Gestalten die sich verzweifelt festhielten.

Der Nebel zog nun auch in das Haus der Rileys und alles drohte zu verschwinden. Alles! Bis auf den Kristall, der verblasst auf einer schwarzen Strickstola zurück blieb.

Geheimnisse

Tracy hatte sonst einen sehr tiefen Schlaf, so dass sie noch nicht einmal ein Erdbeben wecken würde, was ja hier auch nicht so abwegig wäre, aber lassen wir das … Doch heute Nacht drehte sie sich ruhelos von einer Seite auf die andere und konnte einfach nicht einschlafen. Sie lauschte gebannt in ihrem Zimmer. Dort war doch etwas! Sie hörte ein Dunkles rauschen und einzelne Worte, die in dem rauschen enthalten waren.

Ein wenig fürchtete sie sich schon, denn sie war mit Sam allein im Haus. Mrs Cooper war mit ihren Freundinnen unterwegs, so dass es wohl eher spät werden würde.

Das Rauschen wurde immer deutlicher! Man konnte hören, wie aus dem Zimmer eine dunkle, kehlige Stimme sprach. Dann waren dort auch noch andere Laute, die sich anhörten, als wenn jemand ihr etwas zuflüstern wollte.

Angst ergriff die kleine Tracy und sie rannte zur Tür, die sie aufriss und stolpernd die Treppe runter rannte. Sie achtete kaum darauf, wohin sie trat und es war ihr auch egal ob es nun Moms Lieblingsvase oder Jacks Kauknochen, oder Sams CD Player war, den sie überrannte. Gleichzeitig aufgeregt vermischt mit etwas Angst, aber auch mit Neugier, suchte sie ihre Schwester auf.

„Sam, Sam... Bei mir oben ...im Zimmer..“, rief sie aufgeregt und außer Puste.

„Oh Sam, ich habe furchtbare Angst. Dort sind...“, sie unterbrach ihren Satz und sah ungläubig auf das Nebelgesicht. Jetzt erst sah sie Sam da stehen, die ihrerseits Tracy ansah. Doch diese zuckte nur mit den Schultern und sagte:

„Frag mich nicht, was es ist, oder woher es kommt. Ich weiß es nicht. Lass uns bloß schnell gehen!“, sie nahm Tracy an die Hand und ging vorsichtig eine Stufe zurück, dabei ließ sie das Gesicht nicht eine Sekunde aus den Augen. Man konnte schließlich nie wissen!

Sie waren bis zur Hälfte der Stufen angelangt, als das Gesicht zu sprechen begann. Nun, es sah immerhin so aus, als wenn es sprechen wollte. Der Nebel waberte immer wieder hin und her.

„Ihr braucht euch vor uns nicht zu fürchten! Wir wollen euch helfen. Ihr braucht nur den Kristall holen!“, Tracy stockte und sah Sam an.

„Nein, nicht in das Zimmer! Dort ist es unheimlich!“, das Gesicht schüttelte so gut es ging den Kopf.

„Ihr könnt ruhig hineingehen. Euch kann nichts geschehen.“

Wie um alles in der Welt konnten sie dieser Kreatur oder was auch immer, vertrauen? Jedoch, was wenn sie es nicht tun würden? Hier steckte ausnahmsweise einer in Schwierigkeiten. Die beiden mussten lange überlegen, was sie tun könnten. Sam entschied schließlich das sie in das Zimmer gehen würde. Nur unter der Bedingung, das Gesicht würde verschwinden. Normalerweise hätte sie sich auf so etwas nie eingelassen, aber wer wusste welche Chance sie gegenüber diesem Ding hatten. Eigentlich wollte Sam allein hochgehen, doch im angesichts dessen was ihnen gegenüberstand oder schwebte, wollte sie ihre Schwester nicht allein hier stehen lassen. Also nahm Sam, Tracy an die Hand und stieg Stufe um Stufe höher.

„Du Sam? Wenn es aber nun viele kleine Kobolde sind, was dann? Hä?“, Tracy hatte schon immer einen Hang zum Übertreiben und sie hatte eine rege Fantasie.

„Es gibt keine Kobolde!“, maulte Sam zurück und zog sie weiter hoch. Diese schmollte leicht und murmelte leise.

„Und es gibt doch Kobolde!“, grummelte sie weiter. Oben angekommen öffnete Sam vorsichtig die Tür und Tracy, jetzt ganz kleinlaut, zuckte unwillkürlich zusammen und versteckte sich hinter Sam.

„Tracy hör zu! Du bleibst hier stehen, egal was passiert. Du rührst dich nicht von der Stelle. Verstanden?“, trotzig aber folgsam schüttelte sie den Kopf.

Ok, dachte Sam, jetzt oder nie! Sie machte einige Schritte in das Zimmer und suchte es nach diesem Kristall ab. Sie wusste das sie diesen Kristall einmal auf einer Wanderung am Strand gefunden hatte. Damals funkelte er in den verschiedensten Farben, die in der Sonne wunderbar leuchteten. Doch wo hatte sie ihn hingelegt?

Durch endloses Suchen, fand sie den Kristall unter Tausenden von Barbiepuppen, auf Tracys Kommode. Gerade als sie danach greifen wollte, verlor sie das Gleichgewicht. Es kam ihr fast vor, als wenn ihr jemand ein Bein gestellt hätte. Sie versuchte sich noch an irgendetwas festzuhalten, doch sie konnte nichts greifen. Fast schien es auch hier, als wenn ihr jemand die Dinge aus der Hand riss, damit sie keinen Halt finden konnte. Das war doch alles verrückt! Einfach irre, das passierte doch nicht wirklich. Sie sah Dinge durch das Zimmer fliegen. Ein Teddy flog haarscharf an ihr vorüber, darauf folgte ein Tisch und lauter Barbiepuppen, die sie irgendwie grinsend ansahen. Lachten die Puppen sie etwa aus? Das durfte ja nicht wahr sein. Auch wenn sie nichts zu lachen hatte, musste sie leicht schmunzeln. Sie kam sich vor wie bei dem Zauberer von OZ. Nur war sie nicht Dorothe und Jack nicht Toto. Apropos Jack? Was war mit ihm? Sie versuchte durch das Rauschen in ihrem Kopf auf irgendein Geräusch zu achten, aber da war nichts. Nur ein Wispern und Flüstern und dieses Rauschen in den Ohren, als wenn Luft, wie bei einem Reifen ausgelassen würde. Sie sah sich um und musste entsetzt feststellen, das sie tatsächlich fiel. Sie fiel und fiel bis sie auf etwas Hartem mit dem Kopf voran aufschlug und bewusstloss liegen blieb.

Sam?

Tracy starrte noch immer in das Zimmer. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Sie schüttelte den Kopf, doch es war wahr. Ihre Schwester war weg! Eindeutig! Verschwunden.

Einfach so und ohne zu sagen wohin. Ach komm schon Tracy, als wenn Sam dir jemals sagen würde, was sie tat. Blödsinn, dachte sie trotzig. Dennoch konnte sie es nicht fassen. Jetzt erst wurde Tracy das Geschehen bewusst. Das Mädchen suchte fieberhaft nach einem Ausweg, aber ihr fiel keiner ein, außer dem zu schreien, was sie auch aus Leibeskräften tat.

„Sam? Samantha? Wo steckst du? Mach bitte keine Scherze mit mir. Sag doch was! Wo bist du?“

Innerlich dachte sie: Und wenn es nun die Kobolde waren?

Eine andere Welt

Sam spürte nur wie sie auf etwas Kaltem, Harten gelandet war. Sie schlug verwirrt die Augen auf und sah sich um. Das Mädchen lag auf den Eingangsstufen eines dunklen Schlosses. Zumindest kam es ihr wie eins vor.

Die Treppen auf der sie lag gingen wendelartig in verschiedene Richtungen. An den Mauerwänden befanden sich kleine Fackeln, die gerade genug Licht spendeten, das man die Stufen sehen konnte. Ein modriger und kalter Geruch lag in der Luft.

Sam suchte vergeblich nach einem Fenster oder einer Luke, um zu sehen ob es nun Tag oder Nacht war. Leider ließ sich nichts dergleichen finden. Sie entschied sich weiterzugehen. Was war das? In weiter Ferne hörte sie auf einmal die Stimme ihrer Schwester. Konnte das möglich sein? Völlig verwirrt sah sie sich um. Nur schwer konnte sie sich an die Umgebung anpassen. Es war so dunkel, um zu sehen, wo sie war. Dennoch ging sie weiter. Sam eckte fast überall an. Oder stolperte. Das war hier schon jetzt das reinste Labyrinth.

Noch immer hörte sie die Stimme ihrer Schwester.

Tracy

Diese rief, noch immer stehend auf der Treppe, Himmel und Hölle zusammen.