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Wunder - kann man die heute noch für möglich halten? Muss man Wunder erleben, um an Gott glauben zu können? Was hat es mit den Wundern auf sich, die das Neue Testament von Jesus berichtet? Dieses Materialheft für Kleingruppen und Gesprächskreise gibt Antworten. "Serendipity – die Fähigkeit, zufällig glückliche Entdeckungen zu machen." Zu Erkundungen und "glücklichen Entdeckungen" in der Welt des Glaubens verhilft die Themenreihe "Serendipity bibel", das ausgewählte Bibelstudienmaterial für Kleingruppen. Ausgewählte Bibeltexte, Erläuterungen und Gesprächsimpulse regen an, biblische Zusammenhänge kennen zu lernen und mit der eigenen Lebenserfahrung zu verbinden und sich so ein eigenes Bild vom christlichen Glauben zu machen. Jetzt NEU mit dem Text der Neuen Genfer Übersetzung (NGÜ)
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Seitenzahl: 168
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Jesus und seine Taten verstehen
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Miracles. Reliving the Miracles of Jesus
© 1995 Serendipity House, Littleton, Colorado. Alle Rechte vorbehalten
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Frank Grundmüller
Redaktion: Renate Hübsch
Bibeltexte sind entnommen aus:
Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen
Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten
Basiert auf der 6., überarbeiteten Auflage 2017
© 1999 Brunnen Verlag Gießen
Umschlagmotiv: shutterstock
Umschlaggestaltung: Daniela Sprenger
Satz: DTP Brunnen
Herstellung: Basse Druck
ISBN 978-3-7655-0820-2
ISBN E-Book 978-3-7655-7595-2
www.brunnen-verlag.de
Verzeichnis der Abkürzungen
Fragen zu diesem Kurs
Wie verläuft ein Treffen?
Einführung: Was ist ein Wunder?
1. Jesu GeburtLukas 1,26-38; 2,1-7
2. Jesus heilt einen GelähmtenMarkus 2,1-12
3. Eine kranke Frau berührt JesusMarkus 5,24-34
4. Der LeprakrankeMarkus 1,40-45
5. Jesus treibt einen bösen Geist ausMarkus 1,21-28
6. Jesus heilt einen BesessenenMarkus 5,1-20
7. Wasser wird zu WeinJohannes 2,1-11
8. Jesus macht viele Menschen sattMarkus 6,30-44
9. Jesus befiehlt dem SturmMarkus 4,35-41
10. Jesus geht auf dem WasserMatthäus 14,22-36
11. Jesus ruft Lazarus aus dem GrabJohannes 11,1-3.17-27.38-47
12. Die Auferstehung JesuLukas 24,1-12
13. Der große FischfangJohannes 21,1-14
1 Mo
Das erste Buch Mose
2 Mo
Das zweite Buch Mose
3 Mo
Das dritte Buch Mose
4 Mo
Das vierte Buch Mose
5 Mo
Das fünfte Buch Mose
Jos
Das Buch Josua
Ri
Das Buch über die Richter
Ruth
Das Buch Ruth
1 Sam
Das erste Buch Samuel
2 Sam
Das zweite Buch Samuel
1 Kön
Das erste Buch über die Könige
2 Kön
Das zweite Buch über die Könige
1 Chr
Das erste Buch der Chronik
2 Chr
Das zweite Buch der Chronik
Esra
Das Buch Esra
Neh
Das Buch Nehemia
Est
Das Buch Esther
Hiob
Das Buch Hiob
Ps
Die Psalmen
Spr
Die Sammlung der Sprüche
Pred
Der Prediger Salomo
Hld
Das Hohelied
Jes
Der Prophet Jesaja
Jer
Der Prophet Jeremia
Klgl
Die Klagelieder des Jeremia
Hes
Der Prophet Hesekiel
Dan
Der Prophet Daniel
Hos
Der Prophet Hosea
Joel
Der Prophet Joel
Am
Der Prophet Amos
Ob
Der Prophet Obadja
Jona
Der Prophet Jona
Mi
Der Prophet Micha
Nah
Der Prophet Nahum
Hab
Der Prophet Habakuk
Zef
Der Prophet Zefanja
Hag
Der Prophet Haggai
Sach
Der Prophet Sacharja
Mal
Der Prophet Maleachi
Mt
Das Evangelium nach Matthäus
Mk
Das Evangelium nach Markus
Lk
Das Evangelium nach Lukas
Joh
Das Evangelium nach Johannes
Apg
Die Apostelgeschichte
Röm
Der Brief des Paulus an die Christen in Rom
1 Kor
Der erste Brief des Paulus an die Christen in Korinth
2 Kor
Der zweite Brief des Paulus an die Christen in Korinth
Gal
Der Brief des Paulus an die Christen in Galatien
Eph
Der Brief des Paulus an die Christen in Ephesus
Phil
Der Brief des Paulus an die Christen in Philippi
Kol
Der Brief des Paulus an die Christen in Kolossä
1 Thess
Der erste Brief des Paulus an die Christen in Thessalonich
2 Thess
Der zweite Brief des Paulus an die Christen in Thessalonich
1 Tim
Der erste Brief des Paulus an Timotheus
2 Tim
Der zweite Brief des Paulus an Timotheus
Tit
Der Brief des Paulus an Titus
Phlm
Der Brief des Paulus an Philemon
Hebr
Der Brief an die Hebräer
Jak
Der Brief des Jakobus
1 Petr
Der erste Brief des Petrus
2 Petr
Der zweite Brief des Petrus
1 Joh
Der erste Brief des Johannes
2 Joh
Der zweite Brief des Johannes
3 Joh
Der dritte Brief des Johannes
Jud
Der Brief des Judas
Offb
Die Offenbarung des Johannes
1. Worum geht es in diesem Kurs? Um drei Ziele, die alle wichtig sind:
a. Nahrung für die Seele. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von dem Wort, das Gott spricht.“ In seinem Wort stellt Gott sich uns vor. Hier können wir ihn kennenlernen. Wer mehr über Gott und den christlichen Glauben erfahren will, muss sich mit der Bibel beschäftigen. Wer als Christ im Glauben wachsen will, muss sich aus dem Wort Gottes „ernähren“.
b. Gemeinschaft. Im Gespräch über Glaubensfragen und Lebenserfahrungen kommen wir einander näher und können zu einer tragfähigen Gemeinschaft zusammenwachsen.
c. Wachstum der Gruppe. Dieser Kurs wendet sich auch an Menschen, die bisher mit der Bibel wenig in Berührung gekommen sind. Wenn Sie immer wieder andere zu Ihren Treffen einladen, kann die Gruppe wachsen, bis eine Teilung nötig wird. Beide neuen Kreise sollen wieder wachsen, bis sie zu groß sind und sich teilen – und so weiter.
2. Für wen soll dieser Gesprächskreis sein?
• Für Menschen, die sich – erstmals oder wieder neu – intensiver mit dem christlichen Glauben beschäftigen wollen.
• Für Menschen, denen Kirche und Glaube fremd geworden sind, die aber nach einem neuen Zugang zum Glauben suchen.
• Für Menschen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben und eine Gruppe suchen, die Unterstützung und Zusammenhalt bieten kann.
• Für Menschen, die angesichts vieler Unsicherheiten nach einer tragfähigen Hoffnung suchen.
• Für Menschen, die im Gespräch über Glaubensfragen und im Gebet füreinander in ihrem Glauben wachsen möchten.
3. Wie sollen wir anfangen? Machen Sie sich eine Liste mit den Namen, die Ihnen jetzt als mögliche Teilnehmer einfallen. Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie die Liste täglich vor Augen haben. Lassen Sie sie dort, bis Sie alle, die Sie auf Ihrer Liste notiert haben, gefragt haben, ob sie Interesse an einem solchen Gesprächskreis haben.
4. Was geschieht beim ersten Treffen? Sie treffen eine Vereinbarung darüber, was Sie in den nächsten Wochen gemeinsam tun wollen. Sie fasst Ihre Erwartungen und „Spielregeln“ für die Gruppe zusammen.
5. Wie entsteht die Vereinbarung? Sprechen Sie über die nachfolgenden Fragen und notieren Sie die Punkte, bei denen Sie Einigung erzielen. So können Sie am Ende des Kurses gut beurteilen, ob Sie Ihre Ziele erreicht haben.
• Was ist der Zweck Ihrer Treffen?
• Wie oft wollen Sie sich treffen? (Dieser Kurs bietet Ihnen Gesprächsanregungen für sieben Treffen. Wenn Sie danach weiterhin zusammenkommen wollen, verlängern Sie einfach Ihre Vereinbarung.)
• Wo wollen Sie sich treffen?
• Um welche Uhrzeit sollen die Treffen beginnen?
• Wie lange sollen sie dauern?
• Möchten Sie Getränke und etwas zum Knabbern bereitstellen? Wer ist dafür zuständig?
Hilfreich ist es, wenn Sie außerdem Regeln für das Gespräch in der Gruppe vereinbaren. Dazu könnten folgende Vereinbarungen gehören:
• Was in diesem Kreis gesagt wird, ist vertraulich und wird nicht nach außen getragen.
• Wir reden nicht übereinander, sondern miteinander.
• Gesprächsbeiträge werden nicht bewertet; jeder Teilnehmer wird mit seiner Meinung ernst genommen.
• Es gibt keine „unmöglichen“ Positionen. Wenn es Meinungsunterschiede gibt, begründet jeder seine eigene Sicht.
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Sie können ergänzen, was Ihnen sonst noch für Ihre Gruppe wichtig erscheint.
6. Wie lange dauert ein Treffen? Die Mindestzeitangaben für die einzelnen Bausteine des Treffens sind für Gruppen gedacht, die nur eine Stunde zusammen sein können. Wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben, verlängern Sie die angegebenen Zeiten einfach entsprechend.
7. Was wird bei den Treffen besprochen? Auf S. 3 finden Sie eine Übersicht über die Texte und Themen.
8. Und wenn jemand in der Gruppe wenig von der Bibel weiß? Kein Problem! Dafür ist die Gruppe ja da. Die Erläuterungen geben Hinweise zum Verständnis größerer Zusammenhänge, einzelner Ausdrücke, geschichtlicher Hintergründe oder wichtiger Einzelheiten im Text. Greifen Sie immer dann auf die Erläuterungen zurück, wenn der Sinn des Textes sich nicht von selbst erschließt.
Bibel dabeihaben. Die Texte, auf die sich dieses Heft vor allem bezieht, sind in den einzelnen Einheiten abgedruckt. Weil aber auch immer wieder einmal auf weitere biblische Zusammenhänge verwiesen wird, ist es gut, wenn die Teilnehmer auch eine Vollbibel dabeihaben, um entsprechende angegebene Stellen nachschlagen zu können.
Jedes Treffen besteht aus drei Teilen:
EINSTIEG15–20 Minuten
Der Einstieg bietet Hilfen an, um sich untereinander kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Er ist ein wichtiger Pfeiler der Beziehungsbrücke, über die Gemeinschaft entsteht.
BIBELGESPRÄCH30–45 Minuten
Wählen Sie ggf. unter den Fragen aus.
Lesen Sie den Bibeltext zunächst gemeinsam. Die Fragen geben Ihnen einen Leitfaden für Ihr Gespräch. Greifen Sie immer dann auf die Erläuterungen zurück, wenn der Sinn des Textes sich nicht von selbst erschließt.
Sie werden vielleicht nicht alle Fragen in der zur Verfügung stehenden Zeit ansprechen können. Wählen Sie dann einfach die aus, die Ihrer Gruppe am wichtigsten erscheinen.
Zu manchen Fragen möchten Sie sich vielleicht nicht in der Gruppe äußern. Geben Sie aber Ihre Antwort für sich persönlich. Natürlich hat jeder die Freiheit, nur das mitzuteilen, was er wirklich möchte.
Wenn Ihre Gruppe recht groß ist, können Sie auch überlegen, ob Sie sich für das Bibelgespräch – immer oder hin und wieder – in kleinere Gruppen (etwa zu viert) aufteilen. Das gibt jedem Einzelnen die Möglichkeit, häufiger zu Wort zu kommen.
AUSTAUSCH UND GEBET15–30 Minuten
Hier ist Gelegenheit, den Text noch einmal ganz persönlich auf sich wirken zu lassen und, wenn Sie möchten, persönliche Anliegen anzusprechen. Dieser Austausch und das gemeinsame Gebet füreinander dienen ganz entscheidend dem Zusammenwachsen und dem Aufbau einer tragfähigen Gemeinschaft.
Beenden Sie Ihr Treffen mit einem gemeinsamen Gebet, wenn alle damit einverstanden sind. Hier ist Raum, auch persönliche Anliegen zu nennen und sie im Gebet Gott anzuvertrauen. Wenn Ihre Gruppe keine Erfahrung mit der Form der Gebetsgemeinschaft hat, kann auch die Gesprächsleiterin oder ein Teilnehmer ein abschließendes Gebet sprechen.
„Wie durch ein Wunder überlebten
meine Kinder das schwere Zugunglück
von Eschede.“
„Wenn hier nicht ein Wunder geschieht,
dann ist die Goldmedaille verloren.“
„Es ist ein Wunder, wie die Natur sich jedes Jahr von Neuem entfaltet.“
„Das grenzt ja an ein Wunder, dass da ein Parkplatz frei ist.“
„Es kommt mir wie ein Wunder vor, dass ich den Jackpot gewonnen haben soll.“
„Der wird noch sein blaues Wunder erleben.“
Obwohl unsere Gesellschaft im Allgemeinen dem Übernatürlichen eher skeptisch gegen-übersteht, verweisen wir als Einzelne doch noch recht vieles von dem, was wir erleben, in den Bereich des Wunders, wie die Beispiele zu Anfang zeigen. Das Wort „Wunder“ wird darin jedoch in sehr unterschiedlichem Sinn gebraucht – Anlass genug, genauer zu fragen: Was meinen wir eigentlich, wenn wir von einem Wunder sprechen?
Fast alle der oben angeführten Beispiele verstehen unter einem Wunder ein überraschendes, außergewöhnliches (meist günstiges) Ereignis. Gott muss damit überhaupt nichts zu tun haben. Jedes unerwartete Glück wird schnell Wunder genannt. Auch wenn die Chance auf den Hauptgewinn (z. B. im Lotto) für eine bestimmte Einzelperson verschwindend gering ist, so folgt sie doch dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Es ist doch relativ sicher, dass irgendjemand dieser Gewinner ist. Der Sportkommentator, der von einem Wunder im Spielverlauf spricht, ist kaum der Meinung, dass Gott auf geheimnisvolle Weise die eine Mannschaft begünstigt habe, während er die Bemühungen der anderen vereitelte. Auch dass jemand einen schweren Unfall überlebt, ist ohne das Einwirken Gottes erklärbar. „Wunder“ ist zum Synonym für „Glücksfall“ oder „Überraschung“ geworden. Oder es bezeichnet ein keineswegs überraschendes Geschehen, das uns dennoch in Staunen und eine gewisse Ehrfurcht versetzt – wie die Abläufe in der Natur.
Dieses Verständnis trifft offensichtlich nicht die Bedeutung von Wunder in der Bibel – und hier speziell im Wirken Jesu. Wunder sind in der Bibel nicht lediglich ungewöhnliche Zufälle oder besondere Glücksfälle. Sie sind Erweise der Gegenwart Gottes.
Für die Bibel gehören Wunder beinahe zur „normalen“ Alltagserfahrung – und das bringt ihr heute nicht selten den Ruf eines „Märchenbuches“ ein. Das Alte Testament berichtet eine Vielzahl von Wundern – von der Durchquerung des Roten Meeres (2 Mo 14) über die wunderbare Speisung in der Wüste mit Manna (2 Mo 16), wiederholte Bewahrung vor übermächtigen Feinden im Richterbuch bis zur Vernichtung des assyrischen Heeres, als es Jerusalem belagerte (2 Chr 32). Das Neue Testament beginnt mit dem Bericht über die wunderbaren Umstände der Geburt Jesu und beschreibt viele Begebenheiten aus seinem Leben, die als Wunder bezeichnet werden. Auch von den Jüngern wird in der Apostelgeschichte berichtet, dass sie die Fähigkeit hatten, Kranke zu heilen und Tote aufzuerwecken.
In unserem landläufigen Verständnis der biblischen Wunder herrscht wohl die Überzeugung vor, dass diese Wunder ein Geschehen beschreiben, das im Widerspruch zu den Naturgesetzen steht. Es gibt in der Tat Berichte, in denen Gott die Natur in ihrem üblichen Ablauf unterbricht: Schlimme Plagen treffen die Ägypter, verschonen aber die Israeliten. Elia versorgt eine arme Witwe dadurch, dass ihr Ölkrug und ihr Mehltopf nicht leer werden. Elisa befiehlt einer im Fluss versunkenen Axt, wieder an die Oberfläche zu kommen. Jesus geht über das Wasser, befiehlt einem Sturm zu verstummen, speist fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen, auf einer Hochzeit verwandelt er Wasser in Wein. Elia, Elisa, Jesus, Petrus und Paulus haben alle mindestens eine Person vom Tode auferweckt. Diese Berichte sprechen von Ereignissen, in denen das, was wir Naturgesetze nennen, überwunden oder außer Kraft gesetzt wurde.
Daneben allerdings wird von Wundern erzählt, die nicht notwendigerweise gegen die Natur geschahen. Hierher gehören beispielsweise eine Reihe von Heilungswundern. Kranke Menschen werden augenblicklich gesund. In einzelnen Fällen hatten die Menschen Krankheiten, an denen sie gestorben wären; bei anderen Kranken wurde der normale Gesundungsprozess lediglich beschleunigt. Jesus heilte viele Blinde und Gelähmte. Auch heute noch kommt es zum Verschwinden von Symptomen wie Blindheit oder Lähmung bei Menschen, bei denen diese Behinderungen als psychosomatische Reaktionen auf traumatische Erfahrungen aufgetreten waren.
Eine weitere Gruppe von Wundern haben es mit der Überwindung böser Mächte zu tun, die sich im Leben eines Menschen eingenistet haben. Das ist vor allem bei den Dämonenaustreibungen Jesu der Fall. Aber auch andere Menschen vor und nach Jesus haben solche Fähigkeiten demonstriert.
Schließlich findet sich das übernatürliche Wissen von zukünftigen Ereignissen. Die Tatsache, dass Petrus einen Fisch fing, der eine Münze im Maul hatte, ist an sich noch nicht sonderlich ungewöhnlich. Erstaunlich ist, dass Jesus ihm voraussagt, wann dies passieren würde (Mt 17,27). Viele Menschen werden jedoch einwenden, die Fähigkeit zur Zukunftsvorausschau sei nicht auf Jesus beschränkt.
Schon dieser kurze Überblick lässt erkennen, dass Wunder in der Bibel in sehr verschiedenen Formen auftreten. Sie stehen zum Beispiel nicht in jedem Fall im Widerspruch zu dem, was wir als natürlichen Ablauf der Ereignisse bezeichnen. Wir werden sehen, dass ihre Besonderheit in etwas anderem besteht.
Eine andere weitverbreitete Meinung ist die, dass die biblischen Wunder die göttliche Sendung dessen beweisen sollen, der das Wunder vollbringt. Das ist zwar in einzelnen Fällen richtig (Mose sollte z. B. vor Israel bestimmte Wunder tun, um seine Beauftragung durch Gott zu belegen), aber diese Sicht wird etwa den Wundern Jesu nicht gerecht. Es ist richtig, dass die Wunder auf die Einzigartigkeit Jesu hinweisen: „Die Wunder Jesu sind anders als alles, was man sonst an Erfahrungen macht. ‚Noch nie haben wir so etwas erlebt!‘ (Mk 2,12)“ (Gerd Theißen, Urchristliche Wundergeschichten). Seine Taten führen Menschen dazu, nach seinem Wesen und seinem Auftrag zu fragen.
Die Wunder offenbaren Gottes Gegenwart und Macht im Leben Jesu allerdings nur denen, die sie im Glauben betrachten. Die Taten Jesu werden auf sehr unterschiedliche Weise gedeutet. Viele Menschen erkannten in ihnen den Beweis des Wirkens Gottes; andere dagegen sahen in ihnen den Teufel am Werk (Mt 12,24). Die außergewöhnlichen Dinge, die Jesus tut, können seine Autorität der Welt nicht zweifelsfrei beweisen. Sie sind Hinweise für die Menschen, die Herz und Verstand für Jesus öffnen. Eine Hauptschwierigkeit bei dem Gedanken, dass die Wunder vor allem Beweise für den Anspruch Jesu seien, liegt darin, dass Jesus selbst das verschiedentlich ablehnt. So widersetzt er sich den Vorschlägen des Versuchers, durch die Inszenierung einer wundersamen Bewahrung in aller Öffentlichkeit zu beweisen, dass er der Sohn Gottes ist (Mk 4,6.7). Auch die Forderung der Pharisäer nach einem wunderhaften Beglaubigungszeichen für seine besondere Autorität lehnt er ab (Mt 8,11.12). In der Tat sind es gerade die Wunder, die die intensivsten Konflikte mit den religiösen Führern auslösen. Religiöse Heilungen an sich waren wohl im „religiösen Repertoire“ auch der Gegner Jesu vorgesehen (Joh 5,11ff.); auch andere Menschen besaßen Heilungskräfte. Aber die Wunder, die Jesus tut, verstand man als Ablehnung der religiösen Tradition und der Gesetze. Jesus heilt am Sabbat und beansprucht göttliche Vollmachten, z. B. die, Sünden zu vergeben (Mk 2,1-12; 3,1-5). Seine Taten stellen Menschen in die Entscheidung, zwischen ihm und den traditionellen religiösen Vorstellungen zu wählen. Es ist besonders interessant zu beobachten, dass gerade im Bericht des Markus viele Wunder im Geheimen geschehen und mit dem ausdrücklichen Gebot Jesu verbunden sind, niemandem davon zu erzählen, damit dadurch keine Missverständnisse über Jesus entstehen. Die Wunder sind also nicht an sich schon unwiderlegbare Beweise seiner Göttlichkeit.
Die problematischste Folge dieser Ansicht ist allerdings, dass dadurch die Wunder überflüssig und bedeutungslos werden. Wunder sind als Beweise nur noch „Knalleffekte“, die die Volksmenge in Erstaunen versetzen und dafür sorgen, dass man Jesus zuhört.
Es ist weitaus angemessener, in den Wundern Jesu einen unverzichtbaren Teil seiner Botschaft zu sehen. Sie wäre ohne die Wunder nicht dieselbe. Wunder sind die handgreifliche Demonstration seiner Verkündigung vom anbrechenden Reich Gottes. Ohne sie wäre Jesus lediglich ein weiterer Prophet, der das Kommen dieser Herrschaft Gottes vorausschauend erwartet. Die Heilung von Blinden, Gelähmten, Leprakranken, Gehörlosen, die Auferweckung von Toten und die Ausrufung der Herrschaft Gottes – dies alles gemeinsam weist darauf hin, dass mit Jesus tatsächlich das Reich Gottes in dieser Welt angebrochen ist.
Das Johannesevangelium macht deutlich, wie wichtig die Wunder als Teil der Botschaft Jesu sind. Das ganze Evangelium ist um sieben Wunder herum aufgebaut, die ausdrücklich Zeichen genannt werden. Gerade diese Bezeichnung zeigt, wie Johannes die Wunder versteht. Sie sind nicht einfach Geschichten über die erstaunliche Macht Jesu, die ihm Aufmerksamkeit verschaffen sollen. Sie sind auch nicht lediglich barmherzige Hilfeleistungen gegenüber einzelnen Menschen. Vielmehr stellen sie allen, die sie sehen, deutlich vor Augen, worum es im Reich Gottes geht. Die Wunder „sind Zeichen der königlichen Herrschaft Gottes, deren Anbruch Jesus ankündigt … Sie sind die Verheißung der kommenden, umfassenden Erlösung, die bereits ihre Schatten vorauswirft … Die Vertreibung von Dämonen zeigt das Eindringen Gottes in den Wirkungsbereich Satans an und damit seine endgültige Vernichtung. Die Auferweckung von Toten weist auf die endgültige Überwindung des Todes hin. Die Heilung von Kranken zeugt vom Ende allen Leids. Die wundersame Versorgung mit Brot spricht von der Beendigung aller körperlichen Bedürftigkeit. Die Herrschaft Jesu über Wind und Wellen weist voraus auf den vollständigen Sieg über alle Mächte des Chaos, die die Erde bedrohen“ (Collin Brown, „Wunder“, New International Dictionary of New Testament Theology).
Ähnlich bemerkt Karl Barth: „Was hier geschah, ist Verheißung und … Vorwegnahme jener Art von Leben, in dem es Leid, Tränen und Geschrei nicht mehr gibt, und der letzte Feind – der Tod – besiegt ist.“ (Evangelische Theologie).
Wenn man die Berichte über die Wunder Jesu in dieser Weise betrachtet, werden sie zu wichtigen Zeichen dafür, was Königsherrschaft Gottes bedeutet (und wie sein messianischer König regieren wird). Sie zeigen Gottes Gegnerschaft gegenüber Krankheit, Chaos, Leid und Tod. In Christus ist Gott selbst anwesend, um sein Volk von all diesen Mächten zu befreien. In den Wundern leuchtet deshalb zeichenhaft auf, was die Herrschaft Gottes wirklich bedeutet. Sie spiegeln die Werte und die Wahrheit wider, für die sich Gottes Volk einsetzen soll und worum es betet. Sie betonen die Herrschaft Jesu über alle Mächte, die die Menschheit knechten. Die Dämonen, Krankheiten, Naturgewalten und der Tod selbst sind Jesus untertan. Seine Wunder zeigen seine Macht, der sich auch alle Menschen unterordnen sollen, und sie zeigen den Beginn des Reiches an, zu dem alle Menschen eingeladen sind.