Die Wunderheilungen Jesus und ihre Bedeutung für die heutige Medizin - Thomas Vetter - E-Book

Die Wunderheilungen Jesus und ihre Bedeutung für die heutige Medizin E-Book

Thomas Vetter

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Beschreibung

Am bekanntesten Beispiel von Heilungen im Altertum, den Wunderheilungen Jesus in den Evangelien der Bibel, stellt der Autor anschaulich die Grundlagen von Heilungsvorgängen dar, die zu allen Zeiten Gültigkeit hatten und die auch heute unverändert gelten. Es sind Prinzipien wie die Kraft von Worten und Gesten, von Gedanken und Vorstellungen im Ablauf von Heilungen oder Therapie, Charisma, Zuwendung und Hingabe des Heilers oder Therapeuten, positive Emotionen und Glauben an den Heilungserfolg, aber auch Plausibilität der Heilungsmethoden. Sie haben bei allen Heilungsvorgängen eine wichtige Bedeutung. Sie setzen die Selbstheilungskräfte in Gang. Sie wirken unabhängig von den jeweils geltenden Behandlungsprinzipien. Der Autor, der als Arzt tätig ist, schlägt eine Brücke von den Wunderheilungen Jesus zu unserer heutigen Medizin. Er bietet uns mögliche Begründungen für vielleicht doch erfolgreiche Heilungen im Altertum mit den damaligen Mitteln, wie sie in den Evangelien der Bibel dargestellt sind.

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Thomas Vetter

DIE WUNDERHEILUNGEN JESUSUND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIEHEUTIGE MEDIZIN

Engelsdorfer Verlag Leipzig 2019

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2019) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelbild © ruskpp [Adobe Stock]

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Zum Erfahrungshorizont des Verfassers

Einführung

Das Matthäus Evangelium

Das Markus Evangelium

Das Lukas Evangelium

Das Johannes Evangelium

Die Bedeutung der Heilungsgeschichten für die Evangelien

Die antike Vorstellung von Krankheit und Heilung

Die Motivation Jesu zu heilen

Die Prinzipien der Heilungen Jesus

Wie erfolgt Heilung durch Jesus?

Die Allmacht Gottes

Das Charisma Jesus

Die Kraft der Gedanken und Vorstellungen

Die Macht der Worte und Gesten

Die Bedeutung der Hingabe

Das Auditorium als Wirkungsverstärker

Emotionale Beteiligung bei Heilungen

Suggestion als Heilmittel

Die Bedeutung der Plausibilität

Der Glaube als Grundlage für Heilung

Heilung entgegen den Naturgesetzen und biologischen Gegebenheiten

Wie geschieht heute Behandlung und Heilung von Krankheiten?

Die Allmacht Gottes

Das Charisma des Heilers

Die Kraft der Gedanken und Vorstellungen

Die Macht der Worte und Gesten

Die Bedeutung der Hingabe

Das Auditorium als Wirkungsverstärker

Emotionale Beteiligung bei Heilungen

Suggestion als Heilmittel

Die Bedeutung der Plausibilität

Der Glaube als Grundlage für Heilung

Schlussfolgerungen für die heutige und zukünftige Medizin

Literatur

VORWORT

Die Bibel, das am weitesten verbreitete und am meisten gelesene Buch, mit seinem Neuen Testament, ist die Grundlage und Orientierung aller Christen in dieser Welt für ihren Glauben. Wichtigster Bestandteil des neuen Testaments sind die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Hier wird das Denken und Wirken Jesu dargestellt. Die Geburtsgeschichte, die Bergpredigt oder die Passionsgeschichte sind wichtige Bestandteile dieser Evangelien und jedem Christen vertraut.

Ein großer Teil der Evangelien befasst sich aber mit den Wundern, die Jesus vollbracht hat, insbesondere mit den Heilungswundern. Diese Wunder sind Anlass zu Verunsicherung in der Christenheit. Gerade in heutiger Zeit werden sie oft sinnbildlich oder als fromme Legenden aufgefasst, ohne dass ihnen ein historischer Wahrheitsgehalt zugebilligt wird. Wunder passen nicht in unsere Zeit. Gerade auch Heilungswunder, die heutiger Vorstellung von Biologie oder physikalischen Gesetzen widersprechen, gelten als unrealistisch.

Das vorliegende Buch verfolgt einerseits einen vielleicht für einige Leser enttäuschend bescheidenen Ansatz. Es erhebt keinen Anspruch darauf ergründen zu wollen, ob die Wunderheilungen im Neuen Testament historisch wahr sind. Es beschäftigt sich noch nicht einmal damit, ob den Geschichten ein histologischer Wahrheitsgehalt innewohnt. Es kommt gut mit der Auffassung zurecht, dass die Heilungsgeschichten überwiegend Legenden sind, fromme Erzählungen, die nichts anderes zum Zweck haben, als Menschen auf den Weg zu Gott zu führen. Auch die gegenteilige Meinung, die namentlich bei vielen in strenger Glaubensgemeinschaft organisierten Christen anzutreffen ist, dass die Bibel und das Neue Testament der authentische und von Gott selbst übermittelte Tatsachenbericht des Lebens Jesu sei, wo jedes Wort war und unangreifbar ist, macht in diesem Buch keine Schwierigkeiten.

Ich begnüge mich damit, sowohl der einen wie die anderen Meinung ihre Daseinsberechtigung zu belassen und bescheide mich mit einem Ansatz, der darin besteht die Wunderheilungen Jesu, und zwar so, wie sie von den vier Evangelisten im Neuen Testament geschildert werden, als Möglichkeit anzunehmen. Der wissenschaftlich theologische Ansatz, der sich seit Generationen von Theologen nicht nur mit der Frage befasst, welche Bedeutung den Evangelien zukommt, sondern auch mit der Frage des historischen Wahrheitsgehaltes der Geschichten, lässt sich in diesem Buch nicht völlig ausklammern. Er soll aber nur an der einen oder anderen Stelle gestreift werden und hat dann die Funktion Zusammenhänge anschaulicher zu machen. Mit dem vorliegenden Buch möchte ich es keinesfalls wagen, mich auf das Glatteis der Theologie zu begeben. Ich versuche lediglich die Aussagen und Werke Jesu, wie sie in den Evangelien dargestellt worden, als Grundlage meiner Überlegungen zu nutzen und nicht zu bewerten.

Ich versuche am Beispiel der Wunderheilungen Jesus, die der Heilung von Krankheiten und Gebrechen inne wohnenden Prinzipien zu ergründen. Prinzipien, die bei jeder Form von Heilung von Krankheiten, egal ob im Schamanismus, in der heutigen Biomedizin oder in der Homöopathie und vielleicht auch in den Wunderheilungen Jesus zur Anwendung kamen und kommen und ohne die Heilung nicht möglich ist.

Ich möchte nicht verheimlichen, dass diese Prinzipien in der heutigen Biomedizin vernachlässigt und sogar verdrängt werden. Auch wenn in der Akutmedizin und auf vielen anderen Feldern der Medizin Erfolge zu verzeichnen sind, scheint mir dies der Grund dafür zu sein, warum die Medizin vielfach auch recht erfolglos bleibt, insbesondere in der Hilfe bei chronischen Krankheiten.

Der Antrieb für dieses Buch war allerdings die Faszination für die Heilungsphänomene in den Evangelien. Mit welch scheinbar einfachen Mitteln eine so scheinbar umfassende Heilung möglich gewesen sein soll. Heilung bei Krankheiten und Gebrechen, für die es heute undenkbar erscheint, dass hier Heilung möglich ist. Heilung, die den Gesetzen von Anatomie, Physiologie und Biomedizin, auch Physik zu widersprechen scheint. Die Vermutung lag nahe, dass es sich doch um fromme Legenden handelt, aus einer Geisteshaltung und einem Weltverständnis von vor über 2000 Jahren heraus, unwissenschaftlich und nicht mehr ernst zu nehmen. Aber was, wenn es doch so oder ähnlich funktioniert hat? Wenn etwa die Geisteshaltung von damals solche Heilungserfolge, von einem Gottesmann wie Jesus, möglich gemacht haben? Was bedeutet Geisteshaltung, Ritual, die Zeit und die geschichtliche Eingebundenheit für Heilung?

Ich bin davon überzeugt, dass eine unvoreingenommene Beschäftigung mit den Heilungsgeschichten Jesus uns sehr viel mehr sagen und geben kann, als nur eine fromme Legende dies kann. In diesen Geschichten steckt ein medizinischer Wahrheitsgehalt, der uns auch heute anregen könnte, kranken Menschen besser zu helfen. Der eine globale Allgemeingültigkeit besitzt, die über die aktuell gerade mal gültigen medizinischen Prinzipien und Erkenntnisse hinausgeht.

Das Buch erhebt aber auch in medizinischer Hinsicht keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Es ist zudem, mehr noch als jede Wissenschaft, nicht frei von Subjektivität und Interpretation. Es verkündet auch keine „Wahrheiten“. Es will nur Denkanstöße geben. Wenn es darüber hinaus ein Gefühl dafür vermittelt, wie einengend und beschränkend unsere aktuelle Sicht auf die derzeit herrschenden Prinzipien für Heilung und den Umgang mit kranken Menschen ist, wäre das ein gewollter Effekt.

Es wird vielleicht doch am Beispiel der Wunderheilungen deutlich, dass Glaube mehr kann als Wissen oder Wissenschaft. Vielleicht kann Glaube, nicht nur in religiöser Hinsicht, doch Berge versetzen und nicht nur das, sondern auch heilen? Sogar auch Krankheiten heilen, die nach wissenschaftlichen Kriterien für unheilbar gelten? Diese Fragen sind der Antrieb zu diesem Buch und dessen Leitmotiv. Es wird und muss sich aber mit den theoretischen Erörterungen dazu begnügen. Eine bessere und erfolgreichere Heilmethodik, als die heute vorherrschende Biomedizin, ergibt sich hieraus leider nicht zwangsläufig. Dies wäre auch zu vermessen.

Eine solche Veränderung ist auf mehr als nur auf Problembewusstsein und gewonnene Erkenntnisse angewiesen, sondern auf Wandel der herrschenden medizinischen Denkweise. Dies ist in der Regel ein schwieriger von Kontroversen geprägter und langwieriger Prozess. Ein Prozess der sich gesamtgesellschaftlich entwickeln muss, gewollt sein muss und vollzogen werden muss und für den es ein hohes, ja geradezu existenzielles Bedürfnis geben muss. Denn solange die Gesellschaft mehrheitlich die aktuellen Wahrnehmungs- und Handlungsprinzipien nicht infrage stellt und sich sicher fühlt, ist dieses Bedürfnis nicht gegeben. Dies kann auch die Tatsache nicht ändern, dass es viele Menschen mit Krankheiten gibt, die als unheilbar gelten. Aber vielleicht kann dieses Büchlein dazu anregen das Problembewusstsein für grundsätzliche und die Zeiten überdauernde Heilungsprinzipien zu schärfen, um aus diesem Prinzipien Kraft für die Unterstützung von Heilung zu schöpfen.

ZUM ERFAHRUNGSHORIZONT DES VERFASSERS

Mein Interesse an dem Thema des vorliegenden Buches reicht schon sehr lange zurück. Seit mindestens 10 Jahren trage ich die Absicht zu diesem Buch in mir.

Ich bin seit 35 Jahren als Arzt tätig und praktiziere seit 30 Jahren als Nervenarzt (Arzt für Neurologie und Psychiatrie). Über 19 Jahre war ich als Chefarzt für eine neurologische Klinik verantwortlich und arbeite nun nach meiner Pensionierung in einer nervenärztlichen Praxis.

Die Frage, wie man als Arzt kranken Menschen besser helfen kann, als dies mit unseren biomedizinischen Methoden der Fall ist, interessiert mich seit Beginn meiner ärztlichen Laufbahn. Die Beschäftigung mit der Medizingeschichte hat mich gelehrt, mein eigenes Tun als Arzt immer wieder zu hinterfragen. Denn aus der Geschichte wissen wir, dass das, was wir heute in der Medizin für gültig und notwendig erachten, in 30 oder 50 Jahren zu wesentlichen Teilen von den dann praktizierenden Medizinern kritisch gesehen wird, teilweise sogar im Rückblick als problematisch und gefährlich.

Gibt es Prinzipien für Therapie und Heilung die Allgemeingültigkeit besitzen, die zu allen Zeiten gelten und vielleicht die eigentlichen Grundlagen für Heilung darstellen? Diese Fragen haben mich immer beschäftigt. Welche Heilungsmethoden gab es in der Vergangenheit? Welche Heilungsmethoden gibt es in den verschiedenen Kulturkreisen? Was sind deren zu Grunde liegende Prinzipien? Alles Fragen, die mich stets interessiert haben. Die Heilungsmethoden im Schamanismus, die der alten Griechen, die Wunderheilungen von Wanderpredigern oder heiligen Männern in der Antike, die Kräuterheilkunde des Mittelalters, die traditionelle chinesische Medizin oder die Homöopathie und selbst die mitteleuropäische Medizin vor 100 oder 50 Jahren unterscheiden sich ja grundsätzlich von den Heilmethoden unserer modernen Biomedizin. Es wäre zu einfach all diesen Methoden nur einen sehr bescheidenen Heilerfolg zuzubilligen. Erfolge, die heutiger wissenschaftlicher Überprüfung nicht standhalten könnten. Sie hatten und haben in ihrem Kulturkreis und dem Wahrnehmungskreis der jeweiligen Heiler und ihrer Patienten Gültigkeit und Wert. Ihre Anwendung war und ist auf Wirksamkeit angewiesen. Wahrscheinlich mehr als es heute in der Biomedizin erforderlich ist. Denn die Existenz des Heilers war und ist bei diesen Methoden sehr viel mehr vom Erfolg abhängig, als dies in unserer versicherungsfinanzierten Biomedizin der Fall ist.

In meiner täglichen ärztlichen Praxis habe ich immer wieder erfahren, dass es für die Patienten und deren Heilung nicht vordergründig von Interesse ist, wie diese Krankheit, an denen sie leiden, genannt wird und mit welchen Methoden dies herausgefunden wird und ob die Behandlungsmethode A statistisch etwas besser wirksam ist als B. Wichtig ist Zuversicht, Überzeugung, dass geholfen werden kann, Vertrauen und die Erwartung, dass die angewandten Methoden wirksam und für das aktuelle Krankheitsverständnis plausibel sind.

Diese Aspekte tiefer zu erkunden, sie systematisch zu nutzen und den jungen Ärzten in ihrer Weiterbildung nachhaltig zu vermitteln war stets ein wichtiger Antrieb meiner ärztlichen Tätigkeit.

Die Wunderheilungen Jesus in den Evangelien des neuen Testaments waren für mich immer besonders markante Beispiele für andere und scheinbar trotzdem sehr wirksame Heilungsmethoden und Heilungserfolge. Faszinierend auch deshalb weil sie unserem heutigen medizinischen Verständnis zu widersprechen scheinen und nur als Wunder begreifbar sind.

EINFÜHRUNG

Wir glauben heute nicht mehr an Wunder. Alles, was in der Welt vor sich geht, muss sich wissenschaftlich erklären lassen und plausibel sein. Dies gilt auch für die Abläufe in der Medizin und für Heilungsvorgänge. Wenn selten einmal eine Heilung gegen die medizinische Erwartung eintritt, sind die Ärzte eher geneigt von Fehldiagnose zu sprechen oder Heilungsvorgänge anzunehmen, die noch nicht ausreichend erforscht sind. Wunder in der Medizin werden heute nicht mehr akzeptiert. Sie würden ja auch einer aufgeklärten, mit wissenschaftlichen Methoden arbeitenden Medizin widersprechen.

Wir unterscheiden heute zwischen körperlichen und psychischen Krankheiten. In diesen Unterscheidungen gibt es Schnittstellen zwischen beiden Bereichen, z. B. dort, wo eine psychische Störung eine körperliche Erkrankung vortäuschen kann. Wir nehmen an, dass dies dann der Fall ist, wenn in der körperlichen Untersuchung keine Veränderungen festgestellt werden können. Häufig genug sind wir uns dabei aber nicht sicher, sondern sehen uns veranlasst weitere körperliche Untersuchungen durchzuführen, in der Annahme wir könnten etwas übersehen haben. Dabei weisen wir einer körperlichen Erkrankung einen höheren Stellenwert zu als einer psychischen Erkrankung. Denn hier glauben wir die Ursache der Krankheit in veränderten Messergebnissen oder Untersuchungsergebnissen erkennen zu können. Während für uns die psychischen Störungen nebulös, nicht echt oder vorgetäuscht wirken können, zumindest wissenschaftlich nicht vollständig erklärbar.

Wir können uns deshalb die Heilungsgeschichten Jesus heute nur so vorstellen, dass es sich dabei um psychische Störungen gehandelt haben muss. Oder wir verbannen sie von vornherein in das Reich der Legenden ohne ernstzunehmenden Wahrheitsgehalt. Es ist für uns völlig unvorstellbar, dass zum Beispiel ein von Geburt an Blinder oder Lahmer in kürzester Zeit sehen kann oder laufen kann. Wir wissen heute, dass zum Sehen die Ausbildung von Nervenverbindungen im Gehirn und Auge notwendig sind. Solche Nervenausbildungen geschehen gemeinsam mit der Entwicklung des Gehirns im Kleinkindalter und umspannen einen Prozess von Jahren. Wir wissen auch, dass Lähmungen zu Untergang von Nerven und Muskeln führen und auch die hierfür notwendigen Funktionszentren im Gehirn verkümmern. Ein Prozess der, wenn er überhaupt rückgängig gemacht werden kann, Wochen und Monate umfasst.

Wir wissen auch, dass Tote nicht einfach wieder zu Lebenden werden können. Schon wenige Minuten nach dem Tod sind Organe geschädigt und nicht mehr funktionsfähig. Wir können uns eine Wiederkehr vom Tod nur beim Scheintot, also bei Lebenden, die als Tode verkannt worden, vorstellen. Um Scheintode muss es sich da auch in der Bibel gehandelt haben, was sonst? Zumal damals der Tod auch durch Ärzte nicht so sicher feststellbar war, wie das heute der Fall ist. Wir wissen auch, dass in der Antike bis ins Mittelalter hinein Angst vor dem Scheintot, dem lebendig Begrabenwerden, herrschte.

Also sind wir heute geneigt die Heilungsgeschichten Jesus in der Bibel keinesfalls wörtlich zu nehmen. Denn Heilungen in der dort beschriebenen Form sind für uns heute nicht vorstellbar und widersprechen der wissenschaftlichen Erfahrung und Erkenntnis.

Wenn wir uns aber mit den eigentlichen Grundlagen und Prinzipien von Heilungsmethoden näher befassen, stellen wir fest, dass diese nicht nur damals, sondern auch heute nicht wirklich wissenschaftlich fassbar sind, dass sie mit Biologie und bio-medizinischen Denken und Handeln nur wenig zu tun haben. Die damals zur Anwendung gekommenen Phänomene wie Glauben, Erwartungen, Charisma und Plausibilität haben bei genauer Betrachtung auch heute noch eine zentrale Bedeutung bei Heilungsvorgängen.

Dieser Blickwinkel erlaubt ein unvoreingenommenes Herangehen an die Heilungsgeschichten Jesus. Ja, es lassen sich hiermit in den Heilungsgeschichten Prinzipien erkennen, die auch für unsere heutigen Behandlungen und für unsere heutigen Bemühungen um Heilung von Bedeutung sein können. Vielleicht findet sich gerade in den Heilungsgeschichten der Schlüssel für Hilfe und Heilung Kranker zu allen Zeiten, bis heute?

Um die Heilungsgeschichten Jesus besser zu verstehen, gilt es sich mit deren Inhalt, ihren Bezug zu Heilungsbemühungen der Antike und des frühen Christentums und dem damals herrschenden Denksystem, Weltbild und gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen diese Geschichten angesiedelt sind, zu befassen. Hierbei soll der Versuch unternommen werden, die Heilungsgeschichten in einem Gesamtzusammenhang der damaligen Zeit zu betrachten. Wir gehen dabei davon aus, dass die Heilungsgeschichten Jesus in den Evangelien zumindest charakteristisch für Art und Methode damaliger Heilungsbemühungen waren. Schließlich sollen ihre Grundprinzipien in einen Bezug zu allgemeingültigen Heilungsprinzipien, die seit damals bis in unsere Zeit gelten, gestellt werden.

DIE HEILUNGSGESCHICHTEN NACH DEN EVANGELIEN