Die zweite Erde - Folge 4 - Christian Humberg - E-Book

Die zweite Erde - Folge 4 E-Book

Christian Humberg

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Beschreibung

Dell und Lee machen einen wertvollen Fund - und werden aus dem Hinterhalt angegriffen. Doch wer ist der mysteriöse Schütze? Im Camp eskaliert die Situation: Die Albträume der Überlebenden werden immer schlimmer. Dann kommt es zu einem schrecklichen Zwischenfall. Und zu einer grausigen Entdeckung ...

ÜBER DIE SERIE:

Eine verzweifelte Mission - eine Handvoll Überlebender - ein geheimnisvoller Planet!

Kriege, Umweltzerstörung und Seuchen - die Erde des 22. Jahrhunderts steht vor dem Kollaps. Das Ende der Menschheit droht! Daher soll die Terraforming-Mission Genesis einen weit entfernten, erdähnlichen Planeten urbar machen.

Doch es kommt zur Katastrophe, und die Genesis stürzt auf einem unwirtlichen Gesteinsbrocken ab. Wie konnte das passieren? Was erwartet die wenigen Überlebenden auf diesem unbekannten Planeten? Und werden sie die Erde je wiedersehen?

Die zweite Erde: Die neue Science-Fiction-Serie von Christian Humberg (u.a. Star Trek, Perry Rhodan) über die wichtigste - und womöglich letzte - Weltraum-Mission der Menschheit!

eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9

Die zweite Erde – Die Serie

EINE VERZWEIFELTE MISSION.

EINE HANDVOLL ÜBERLEBENDER.

EIN GEHEIMNISVOLLER PLANET.

Kriege, Umweltzerstörung und Seuchen – die Erde des 22. Jahrhunderts steht vor dem Kollaps. Das Ende der Menschheit droht! Daher soll die Terraforming-Mission Genesis einen weit entfernten, erdähnlichen Planeten urbar machen.

Doch es kommt zur Katastrophe, und die Genesis stürzt auf einem unwirtlichen Gesteinsbrocken ab. Wie konnte das passieren? Was erwartet die wenigen Überlebenden auf diesem unbekannten Planeten? Und werden sie die Erde je wiedersehen?

Über diese Folge

Dell und Lee machen einen wertvollen Fund – und werden aus dem Hinterhalt angegriffen. Doch wer ist der mysteriöse Schütze? Im Camp eskaliert die Situation: Die Albträume der Überlebenden werden immer schlimmer. Dann kommt es zu einem schrecklichen Zwischenfall. Und zu einer grausigen Entdeckung …

Über den Autor

Christian Humberg verfasst Romane, Comics, Theaterstücke und Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Er schrieb unter anderem bereits für Star Trek und Perry Rhodan Neo, und seine Werke wurden in mehr als ein halbes Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach für die Bühne adaptiert. Seine Kolumnen und Artikel erscheinen bundesweit in der Presse, u. a. in GEEK! und SpaceView.

Christian Humberg ist häufig auf Conventions zu finden, u. a. als Moderator auf Europas größter SF-Veranstaltung FedCon. Noch häufiger zu finden ist er vor seinem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Mainzer Dom versperrt. Anlässlich der Frankfurter Buchmesse erhielt er 2015 den Deutschen Phantastik-Preis.

C H R I S T I A N H U M B E R G

H I N T E R H A L T

Folge 4

beBEYOND

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anika Klüver

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Massimo Peter-Bille unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: andreiuc88 | nednapa | Gorodenkoff | tsuneomp

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-5972-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog

… bittet der Heilige Vater heute Abend die Gläubigen in aller Welt darum, für die fehlgeleiteten Mitglieder dieser Mission zu beten. Ihr Irrglaube ist ihr Untergang.

Man muss sich das nur mal vorstellen: Ein Raumschiff steigt heute Nacht also ins All auf, das erste und einzige irdische Schiff seiner Art. Zwölf Decks, zweihundert Menschen. Ein Dutzende von Metern langes Objekt menschlicher Schaffenskraft, hoch wie die Kuppel einer Kathedrale. Ach was: höher. Ein Triumph der Technik und der Fantasie.

Und wofür?

Die Schrift ist es, die es uns sagt: für die Sünde. Denn es ist Sünde, liebe Schwestern und Brüder im Herrn, sich mit Haut und Haar den absurden Theorien zu verschreiben, für die jener John DeFalco steht. Es ist Sünde, dem Menschen die Fähigkeit – und die Schuld – zuzuschreiben, Gottes himmlisches Werk zu zerstören. Und es ist Sünde, das eigene Leben aufzugeben, um Gottes Liebe zu entfliehen. Denn machen wir uns nichts vor, liebe Mitchristen: Wer heute Nacht an Bord der blasphemisch betitelten Genesis ins All aufsteigt, verwirkt damit sein Leben. Er oder sie begeht Suizid.

Doch Gott vergibt, Schwestern und Brüder. Gott umarmt. Lasset uns diesen denkwürdigen Abend der Menschheitsgeschichte also dafür nutzen, all jenen zu gedenken, die unserer Fürsprache beim Herrn bedürfen – den Männern und Frauen an Bord dieses Sündenschiffs. Weil sie selbst ihn ganz offensichtlich aus den Augen verloren haben.

Auszug aus der offiziellen Stellungnahme des Heiligen Vaters zum Abflug des Siedlungsschiffs Genesis von der Erde, verfasst und verbreitet vom päpstlichen Pressesprecher Giovanni Soprano.

Die Führungsetage des Vatikans ist ein korrupter Haufen aus Lügnern und Betrügern.

Stellungnahme der Umweltorganisation GreenWatch zur Stellungnahme des Vatikans, fünf Minuten später veröffentlicht.

Kapitel 1

30. November 2120

LL-Theta-339

Hannah Dell wusste nicht, warum sie noch lebte. Warmes Blut klebte feucht glänzend an ihrer Brust, und ihr Atem ging stockend. Panisch duckte sie sich und versuchte, so flach wie möglich zu werden – als könnte sie, wenn sie sich nur genug anstrengte, mit Haut und Haar im steinigen Wüstenboden versinken. Raus aus der Gefahrenzone.

Doch die Salven ließen nicht nach. Wieder und wieder schlugen Schüsse in der Nähe der jungen Journalistin ein. Dreck spritzte hoch, wo die scheinbar aus dem Nichts kommenden Projektilgeschosse auf den Boden trafen. Felssplitter rieselten herab, wenn sie eine der hohen Steinwände streiften.

Dell presste das Gesicht zitternd in den Staub und zuckte bei jedem Knall von Neuem zusammen. Denn sie ahnte, dass schon der nächste Schuss sein wahres Ziel finden mochte: sie!

»Mikyung?«, keuchte die Amerikanerin. Mit zitternden Fingern tastete sie nach der anderen Frau. »Bist du noch da?«

Mikyung Lee, die schwarzhaarige Soldatin von Bord des Raumschiffs Genesis, lag reglos im Staub. Ihr Blut war es, das die Brust von Dells Raumanzug zierte. Außerdem bildete es einen stattlichen See um den Körper der willensstarken Kämpferin herum. Der See wuchs mit jeder Sekunde. Roter Lebenssaft versickerte im Boden – unwiederbringlich verloren.

»Mikyung?«, versuchte Dell es erneut. Panik schwang in ihrer Stimme mit. Verflucht, was geschah hier?

Lee gab keine Antwort. Vorsichtig hob Dell den Blick ein Stück weiter. Die Asiatin hatte das Bewusstsein verloren, vielleicht sogar noch mehr. Die Wunde an ihrem Arm blutete heftig, und ihr ausdrucksloses Gesicht zeigte keinerlei Regung.

Verdammt! Dell schluckte. Abermals stieg Furcht in ihr auf, und als die nächste Salve keine zwei Handbreit neben ihrem Kopf einschlug, schrie sie laut auf.

Weg!, plärrte die Alarmsirene der Vernunft in ihren Gedanken. Wir müssen hier weg! Sofort!

Sie wusste nicht, was sie tat, als sie sich vom Boden hochstemmte. Ihr Verstand hatte das Ruder längst abgegeben, und purer Überlebenswille steuerte ihren Körper. Dell hatte das Gefühl, neben sich zu stehen und zuzusehen, während sie gebückt zur Seite lief, den reglosen Leib ihrer Freundin packte und Lee einfach mit sich zog – weiter und immer weiter. Raus aus der Schusslinie. Weg von der Gefahr.

Der sandige Untergrund erwies sich ausnahmsweise mal als Vorteil. Hier oben im Gebirge mit seinen steilen Abhängen und schroffen Tälern wirkte der Sand beinahe wie ein Transportbeschleuniger. Er half regelrecht mit, die Asiatin wegzuzerren – besser, als es ein komplett ebener Boden gekonnt hätte.

Trotzdem dauerte es. Ihre Bemühungen zwangen Dell ins Visier des unbekannten Schützen. Und zehrten an ihren ohnehin stark geschwächten Energiereserven.

Die nächste Salve kam! Steinsplitter regneten um Dell herum herab, als hinter ihr der Fels explodierte. Erneut schrie sie auf und riss instinktiv beide Hände hoch, da die scharfkantigen Splitter ihre wehrlosen Wangen und ihren Nacken piesackten wie Nadeln. Blut trat aus kleinen Schnittwunden, und Dell war, als wäre sie in die Fänge eines wahnsinnigen Akupunkteurs geraten. Außerdem raubte ihr der steinige Nebel kurzzeitig die Sicht.

Dass sie Lee vor lauter Schreck losgelassen hatte, begriff sie erst, als sich der Nebel lichtete.

Und der Körper ihrer Freundin schon mehrere Meter weit gerutscht war.

Den steilen Abhang hinab.

»Nein!«, rief Dell. Entsetzt hechtete sie der anderen Frau hinterher. Das staubtrockene Gelände war ebenso unwirtlich wie trügerisch, und wer nicht aufpasste, den konnte es gnadenlos bestrafen. Auch das hatten sie bereits schmerzhaft erfahren müssen. Panisch streckte sie die Hände nach Lee aus.

Zack! Der nächste Schuss traf sie an der Seite!

Dell schrie auf wurde zurück und nach links geschleudert. Taumelnd hielt sie sich gerade noch so auf den Beinen. Als sie an sich hinabsah, gab ihre Furcht Entwarnung. Die Kugel hatte sie zwar getroffen, aber nicht ihre Haut durchbohrt. Der Raumanzug – einstmals strahlend weiß, jetzt schmutzig und blutverschmiert – wies allerdings an der linken Seite etwa auf Hüfthöhe ein stattliches Einschussloch auf. Glücklicherweise verfügte die fremde Welt, auf der sie und Lee sich befanden, über eine für Menschen atembare Atmosphäre, sodass Dell den Schutz ihres ohnehin schon ramponierten Raumanzugs nicht benötigte. Trotzdem war sie nicht erpicht darauf, weitere Treffer zu kassieren, denn der nächste mochte nicht so glimpflich verlaufen.

Lee hatte inzwischen an Fahrt aufgenommen. Gute fünf Meter trennten sie nun schon von der Journalistin, und ihr wehrloser Körper rutschte immer schneller in die schattenschwarzen Tiefen der schmalen Schlucht.

Dell dachte nicht lange nach und handelte instinktiv. Sie warf sich zu Boden und ergab sich voll und ganz der Schwerkraft. Im Nu kullerte auch sie unkontrolliert den steilen Hang hinab. Um sie herum gab es bloß Dreck und kalten, leblosen Fels. Spitze Steine schlugen gegen ihre Glieder und gegen die ungeschützten Hautstellen an ihrem Schädel. Sand und Erdpartikel wirbelten ihr ins Gesicht und in den Mund, mit dem sie panisch nach Luft schnappte. Dell hustete nicht, sie würgte, und die Wucht, mit der der wiederholte Aufprall auf den Fels ihr den Atem aus der Lunge trieb, machte ihre Lage nur noch schlimmer. Es ging immer tiefer. Die ganze Welt raste an ihr vorbei – oder war es umgekehrt? Wo war oben? Wo waren die beiden Sonnen und das kleine Plateau? Sie wusste es nicht länger. Es gab kein Oben mehr – und keinen Halt.

Dell vermochte nicht zu sagen, wo diese Reise enden würde. Sie wusste nicht einmal, ob sie heil am Boden ankommen würde. Doch sie konnte Mikyung Lee nicht im Stich lassen. So einfach war das. Sie musste ihrer Freundin folgen. Nur dann konnte sie ihr helfen. Vielleicht.

Außerdem wurde oben beim Generator scharf geschossen. Dort durfte sie nicht bleiben, so oder so.

Etwas Besseres als den Tod findest du überall, zitierte sie in Gedanken ein altes irdisches Märchen, während sie immer weiter in die Dunkelheit glitt – haltlos, hilflos, rettungslos. Und sie hoffte, dass der Satz aus der Vergangenheit noch immer einen Funken Wahrheit in sich barg.

Als sie erwachte, taten ihr alle Glieder weh. Und das war noch das Beste an ihrem jämmerlichen Zustand. Denn was wehtat, war am Leben. Wenigstens das.

»Au!«, zischte Dell, blinzelte die Augen auf … und schloss sie sofort wieder. Die ganze Welt schien sich vor ihr zu drehen, und der harte, spitzkantige Untergrund, auf dem sie lag, machte die wilde Karussellfahrt nicht gerade angenehmer. Stöhnend blieb sie zwischen schroffen Steinen liegen, kämpfte gegen die Übelkeit an und wartete auf den Tod.

»Au kommt hin«, erklang eine brüchige Stimme neben ihr. Ein Husten folgte. »Ich würde sogar Scheiße-Au sagen. Oder Doppel-Au. Au, auer, am austen. Kann man au steigern?«

Abermals versuchte Dell, die Lider zu heben. Diesmal hatte die Welt weniger dagegen. »Falls nicht, bin ich dafür, das einzuführen«, sagte die junge Amerikanerin, stöhnte und richtete sich zitternd vor Erschöpfung auf. »Mit sofortiger Wirkung.« Wieder wurde ihr übel, doch sie beherrschte sich und atmete mehrfach tief durch. Die Atemzüge ließen ihren schmerzenden Brustkorb rebellieren. Überhaupt fühlte sich ihr gesamter Oberkörper an, als hätte ein Riese mit ihm Baseball gespielt. Jeder Zentimeter ihrer Haut brannte wie die Hölle, vom Fleisch darunter ganz zu schweigen. Ihre Arme pochten von der Schulter bis zu den Fingerspitzen, ihre Beine kamen ihr gefährlich wacklig vor. Und hinter ihren Schläfen dröhnte und vibrierte eine gewaltige Migräne. Dell staunte regelrecht, dass sie noch alle Zähne an ihrem Platz wiederfand und – zumindest auf den ersten Blick – keine Finger und keine Beine gebrochen waren.

Auch wenn sie sich so anfühlten.