Die zweite Erde - Folge 5 - Christian Humberg - E-Book

Die zweite Erde - Folge 5 E-Book

Christian Humberg

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Beschreibung

Das Camp rüstet sich gegen den Angriff der fremden Wesen. Der Chemiker Mahdi entwickelt ein Medikament, das gegen die Panikattacken helfen könnte - doch der Preis dafür ist hoch. Währenddessen entdecken Dell und Lee etwas, das die Rettung der Überlebenden bedeuten könnte ... falls die beiden das Camp rechtzeitig erreichen.

ÜBER DIE SERIE:

Eine verzweifelte Mission - eine Handvoll Überlebender - ein geheimnisvoller Planet!

Kriege, Umweltzerstörung und Seuchen - die Erde des 22. Jahrhunderts steht vor dem Kollaps. Das Ende der Menschheit droht! Daher soll die Terraforming-Mission Genesis einen weit entfernten, erdähnlichen Planeten urbar machen.

Doch es kommt zur Katastrophe, und die Genesis stürzt auf einem unwirtlichen Gesteinsbrocken ab. Wie konnte das passieren? Was erwartet die wenigen Überlebenden auf diesem unbekannten Planeten? Und werden sie die Erde je wiedersehen?

Die zweite Erde: Die neue Science-Fiction-Serie von Christian Humberg (u.a. Star Trek, Perry Rhodan) über die wichtigste - und womöglich letzte - Weltraum-Mission der Menschheit!

eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9

Die zweite Erde – Die Serie

EINE VERZWEIFELTE MISSION.

EINE HANDVOLL ÜBERLEBENDER.

EIN GEHEIMNISVOLLER PLANET.

Kriege, Umweltzerstörung und Seuchen – die Erde des 22. Jahrhunderts steht vor dem Kollaps. Das Ende der Menschheit droht! Daher soll die Terraforming-Mission Genesis einen weit entfernten, erdähnlichen Planeten urbar machen.

Doch es kommt zur Katastrophe, und die Genesis stürzt auf einem unwirtlichen Gesteinsbrocken ab. Wie konnte das passieren? Was erwartet die wenigen Überlebenden auf diesem unbekannten Planeten? Und werden sie die Erde je wiedersehen?

Über diese Folge

Das Camp rüstet sich gegen den Angriff der fremden Wesen. Der Chemiker Mahdi entwickelt ein Medikament, das gegen die Panikattacken helfen könnte – doch der Preis dafür ist hoch. Währenddessen entdecken Dell und Lee etwas, das die Rettung der Überlebenden bedeuten könnte … falls die beiden das Camp rechtzeitig erreichen.

Über den Autor

Christian Humberg verfasst Romane, Comics, Theaterstücke und Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Er schrieb unter anderem bereits für Star Trek und Perry Rhodan Neo, und seine Werke wurden in mehr als ein halbes Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach für die Bühne adaptiert. Seine Kolumnen und Artikel erscheinen bundesweit in der Presse, u. a. in GEEK! und SpaceView.

Christian Humberg ist häufig auf Conventions zu finden, u. a. als Moderator auf Europas größter SF-Veranstaltung FedCon. Noch häufiger zu finden ist er vor seinem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Mainzer Dom versperrt. Anlässlich der Frankfurter Buchmesse erhielt er 2015 den Deutschen Phantastik-Preis.

C H R I S T I A N H U M B E R G

A N G R I F F

Folge 5

beBEYOND

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anika Klüver

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Massimo Peter-Bille unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: nednapa | Archiwiz | Lia Koltyrina

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-5973-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog

Lunargy ist Heimat!

Willkommen in der Familie von Lunargy! Wir freuen uns, Ihnen den Platz im Leben bieten zu dürfen, den Sie sich so lange ersehnt haben. Vergessen Sie die Slums und Gräuel Ihres bisherigen Daseins. Vergessen Sie den Hunger und die Armut. Sie haben Besseres verdient. Also streifen Sie Ihren original Lunargy-Overall über, setzen Sie den patentierten Lunargy-Helm auf und gönnen Sie sich die erste Ihrer vielen, vielen kostenlosen Nahrungsrationen in der gemütlichen Kantine Ihrer Zeche. Denn von nun an werden Sie Besseres bekommen – von uns!

Ja, Sie haben richtig gehört. Gemeinsam werden wir, Lunargy und Sie, Großes leisten. Zum Wohle der Menschheit.

Lunargys topmoderne Bohrstationen, die von nun an Ihr Zuhause sind, liegen unter der Mondoberfläche. Hier gewinnen wir wertvolle Rohstoffe aus dem Leib des treuen Erdtrabanten. Diese werden von unseren unbemannten Frachtshuttles, die täglich vom Mondhafen Tranquility starten und mittels komplexer Orbitalrelais aus der Konzernzentrale in Shanghai gesteuert werden, direkt in die Wüsten der Afrikanischen Föderation transportiert, wo Lunargys weltberühmte Raffinerien stehen. Von dort aus speisen wir kostbare Energie in die Stromnetze des gesamten Planeten – und bieten allen Nationen, die sich bereits für Lunargy entschieden haben, den Treibstoff für die Zukunft.

Und das Beste? Lunargy arbeitet komplett ökologisch! Da unsere Rohstoffe nicht auf der Erde gewonnen werden, ziehen sie die wertvollen Ressourcen des blauen Planeten auch nicht in Mitleidenschaft. Hört ihr das, ihr nie verstummenden Verfechter einer ökologischen Energieversorgung? Lunargy sieht euch. Denn bei Lunargy … steht der Mensch im Mittelpunkt.

Lunargy. Energie, die guttut.

Off-Kommentar eines Schulungs-Vids, mit dem der Energiekonzern Lunargy neue Angestellte auf dem Mond begrüßt.

Laut einer unabhängigen und leider kaum gelesenen Studie werden vier Fünftel der Grubenarbeiter des Unternehmens aus Slums und Dritte-Welt-Nationen rekrutiert. Lunargy, so die Studie weiter, nutzt die Armut dieser Menschen aus und animiert sie mit dem Versprechen von kostenloser Komplettversorgung – inklusive Kost, Logis und Medizin – zur Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags auf Lebenszeit.

Diese als »Sklavenvertrag« kritisierte Vereinbarung hält angeblich nicht, was sie verspricht. Doch da die Arbeiter in hermetisch abgeriegelten »Gebrauchsarkologien« auf dem Mond untergebracht sind, der sich seit Jahren im Alleinbesitz des Konzerns befindet und für Außenstehende tabu ist, lässt sich diese Behauptung nicht verifizieren. Ehemalige Angestellte, denen es gelungen ist, Lunargys Fängen zu entkommen und zur Erde zurückzukehren, sind rar gesät. Den Verfassern sind nur drei Fälle bekannt, die jedoch a) aus Angst vor strafrechtlichen Folgen keine Aussage machen wollten und b) nach wenigen Monaten an schweren Lungenschäden starben. Angeblich sind frühe Tode bei Lunargy keine Seltenheit.

Auszug aus einem Enthüllungsbericht, den die Journalistin Hannah Dell für das Wall Street Magazine in New York verfasste. Er wurde nie veröffentlicht und sorgte für ihre fristlose Kündigung.

Kapitel 1

Devon Ayers rannte.

Laut hallten die Schritte des Lieutenants durch die unterirdischen Tunnel von LL-Theta-339. Laut rauschte das Blut in seinen Ohren. Panik regierte.

Raus, raus, raus, schoss es dem blonden Amerikaner immer wieder durch den Kopf, während ihm kalter Schweiß über den Rücken rann. Ich muss hier raus – raus, raus, raus. Bitte!

Doch es gab keinen Ausgang. Das Gewirr aus Höhlen und Gängen, das die Unterwelt des verfluchten Planeten durchlöcherte wie einen Schweizer Käse, war das reinste Labyrinth. Und es kannte kein Erbarmen. Wer sich einmal darin verirrt hatte, war für immer verloren. Und alles, worauf er noch hoffen durfte, war ein schneller Tod.

Ayers hoffte vergebens. Auch das wusste er.

»Sie wollen mich quälen«, kam es ihm keuchend über die Lippen. Suchend ließ der schnauzbärtige Soldat den Blick über die Wände aus nacktem Fels gleiten, in denen eigenartig leuchtende Mineraladern für ein wenig Helligkeit sorgten. Sie waren die einzigen Lichtquellen in dieser elenden Finsternis. »Weil sie wissen, wer ich bin. Sie wollen an mir ein Exempel statuieren. Als Warnung für den Rest des Camps.«

Die Kreaturen, die im Erdreich des Planeten lebten, hatte niemand auf dem Schirm gehabt. Buchstäblich über Nacht hatten sie den Schiffbrüchigen vom Siedlungskreuzer Genesis ihre Anwesenheit signalisiert – und gleich darauf ihre unheilvollen Absichten. Die Handvoll Menschen, für die die Wüstenwelt LL-Theta-339 zur unfreiwilligen neuen Heimat geworden war, sahen sich seitdem mit einer indigenen Bevölkerung konfrontiert, die sie hier nicht haben und auch nicht tolerieren wollte. Die ihnen nach dem Leben trachtete!

Ayers schrie auf, als eines dieser Monster keine drei Schritte vor ihm aus dem Boden des dämmrigen Tunnels emporschoss! Von einem Augenblick zum anderen stieg das entsetzliche Ungeheuer aus dem Erdreich wie ein Teufel aus der Hölle, und binnen eines einzigen Sekundenbruchteils hatte es sich vor Ayers zu voller Größe aufgebaut.

Das Wesen hatte eine humanoide Körperform. Dennoch sah es aus, als würde es direkt aus den Albträumen eines Dämons stammen. Es hatte sandfarbene Haut, die schroff wie die Felsen seiner lebensfeindlichen Umgebung war, und trug keinerlei Kleidung. Die Knochen seines schlanken Oberkörpers traten deutlich hervor. Geschwulstartige Knubbel bildeten eine senkrechte Linie auf der Mitte seiner Brust. Der Schädel war oval, die pechschwarzen Augen verfügten über keine erkennbaren Lider. Lumpenförmige Hautfetzen prägten die Gesichter dieser Wesen und verliehen ihnen ein halb unfertiges, halb gespensterhaftes Aussehen. In der sehnigen Hand hielt das Ungetüm einen steinernen Keil, der an eine antike Axtwaffe erinnerte.

»Nein!«, schrie Ayers, als das Wesen die Waffe hob.

Panisch wirbelte der Soldat herum – und fand sich prompt dem nächsten Ungeheuer gegenüber. Die Kreaturen, die ihn seit einer gefühlten Ewigkeit durch das Höhlenlabyrinth jagten wie zwei Katzen eine wehrlose, erschöpfte Maus, hatten ihn endgültig eingekesselt!

Der zweite Verfolger streckte ruckartig den Arm nach Ayers aus. Krallenartige Finger griffen nach dem Stoff seiner Uniformjacke, rissen Striemen hinein, zerkratzten seinen Brustkorb und ließen Blut hervorquellen.

Ayers keuchte. Nackte Angst regierte seinen Körper, seinen Geist. Nein!, dachte er. Es war das Stoßgebet eines Verlorenen. Bitte nicht!

Sein Atem ging stockend, und seine Glieder zitterten unkontrolliert. Jede Faser seines Leibs schmerzte. Von Entsetzen gepackt sah er sich um und fand doch keinen Ausweg. Rechts und links wartete nackter Fels, und im Gegensatz zu seinen grauenhaften Gegnern vermochte der blonde Soldat es nicht, sich durch pures Gestein zu bewegen.

Die Kreatur schlug ein zweites Mal zu. Stoff riss, Blut quoll aus frisch geschlagenen Wunden.

»Nein!«, schrie Ayers wieder, doch es klang flehend wie ein Klagelied. Aus dem tapferen Soldaten der Erde war hier, allein in der Finsternis einer fremden und bösen Welt, ein jammerndes, verängstigtes Kind geworden. Es war vorbei. Das wusste er. Nie und nimmer konnte er diesen Teufeln noch entwischen. Sie hatten ihn genau da, wo sie ihn haben wollten!

Tränen stiegen in seine Augen. Sein Mund stieß Laute aus, die nichts mehr mit Worten gemeinsam hatten, die pure Angst waren. Zitternd wich der Mann von der Erde zurück.

Die Kreatur hinter ihm hatte nur darauf gewartet. Und mit einem Mal ging alles rasend schnell. Aus dem Augenwinkel sah Ayers, wie das Monstrum den steinernen Keil hob. Dann sauste das scharfkantige Geschoss auch schon herab!

Es traf Ayers seitlich am Nacken. Der Soldat konnte ihm nicht mehr ausweichen. Und der Schmerz übertraf seine schlimmsten Befürchtungen!

Blut spritzte. Halswirbel zersplitterten unter dem gnadenlosen Hieb des Fremden. Ayers fiel auf die Knie und brüllte vor Pein und Angst. Übelkeit, wie er sie nie zuvor empfunden hatte, stieg in ihm auf. Mit einem Mal war ihm heiß und kalt zugleich. Die Welt vor seinen Augen drehte sich wie ein Karussell, und das Atmen fiel ihm schwer. Flehend hob er den von Tränenschleiern verschwommenen Blick zu den Monstern. Als er sie ansprechen wollte, konnte er es nicht, denn statt Worten drang nur noch Blut aus seinem panisch bebenden Mund. Warmes, wertvolles Blut.

Und der Albtraum, der über Lieutenant Devon Ayers aufragte wie ein Riese vor einem Zwerg, sah ihn fragend an. »Alles in Ordnung, Boss?«

2. Dezember 2120

Siedlercamp Eden, LL-Theta-339

Ruckartig schreckte Ayers aus dem Schlaf. Im ersten Moment fehlte ihm jegliche Orientierung. Noch immer spürte er die nackten Felswände um sich herum, sah den unheimlichen Glanz – und mittendrin die teuflischen Riesen aus dem Erdreich. Er glaubte sogar, die steinerne Axt noch im Nacken zu spüren.

Doch als er die Hand an die Stelle dicht über seiner Schulter hob, fand er nur Haut. Klamme, schweißnasse, zitternde Haut. Und vor sich sah er nicht seinen Henker, sondern Varun Gupta.

Der Mann aus Indien war in jüngeren Jahren ein Grubenarbeiter bei Lunargy gewesen, so viel wusste Ayers. Für den Energiekonzern, der auf dem Mond nach Rohstoffen bohrte, hatte Gupta eine Weile lang unter Tage geschuftet. Doch er sprach kaum über seine dortigen Erlebnisse. JC allein wusste, warum er diese Stelle überhaupt aufgegeben hatte. Soweit Ayers wusste, waren die Angestellten von Lunargy sonst so glücklich mit ihrem Arbeitgeber, dass sie bis ans Ende ihrer Tage im Dienst des Unternehmens blieben. Jedenfalls kam nie jemand von dort zurück, um sich zu beklagen. Doch Gupta hatte sich – weshalb auch immer – anders entschieden.

Auch die Soldatenuniform, die der Inder inzwischen trug, stand ihm gut. Außer ihr trug Gupta an diesem Morgen eine besorgte Miene im Gesicht, das von noch recht frischen Brandnarben gezeichnet war – bleibende Andenken an die Nacht, in der die Genesis in Flammen auf diese elende Welt gestürzt war.

Fragend und ein wenig peinlich berührt stand Gupta im Rahmen der offenen Kabinentür. »Habe ich Sie erschreckt, Boss?«, fragte er. »Das wollte ich nicht.«

Ayers merkte, dass er die Luft anhielt, und atmete aus. Sein Herz pochte wie wild, und sein Mund fühlte sich trockener an als die Wüste vor dem havarierten Raumschiff. »Va… Varun?«

Gupta war Anfang vierzig. Er hatte schwarzes Haar, das ihm bis zu den Schultern reichte, schmale Schultern und graue Bartstoppeln. Nun trat er näher. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür hinter ihm zu.

»Es ist Zeit, Lieutenant«, sagte er, als wäre es eine Entschuldigung. Hilflos sah er sich in Ayers unaufgeräumter Bleibe um. »Wir warten schon seit fünfzehn Minuten draußen auf Sie. Und da Sie einfach nicht aufgetaucht sind … Na ja, Captain Chu will ja nicht, dass die Existenz unserer Gruppe öffentlich wird. Und da dachte ich, dass ich Sie lieber schnell abholen komme, damit wir nicht noch länger dastehen und fragende Blicke auf uns ziehen.« Er runzelte die Stirn. »Haben Sie verschlafen, oder was? Ausgerechnet Sie?«