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Türchen Nummer 16: Winterliche und weihnachtliche Geschichten aus dem Kosmos der bedeutenden Frauen Dora Maar, die Geliebte Picassos, träumt in der Provence von Weihnachten. Aus Weihnachtsduft und Erfindergeist. 24 Geschichten über berühmte Frauen
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© Piper Verlag GmbH, München 2023
Redaktion: Michaela Retetzki
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Cover & Impressum
Dora Maar – Schlingen Sie um Ihre Fesseln das Herz Ihres ergebensten Bewunderers
Dora Maar – Biografie
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Bettina Storks
Ménerbes, 1965
Ohne sich umzudrehen, stieg Dora Maar die abgetretene Steintreppe zu ihrem Hauseingang hinauf, öffnete die schwere Holztür und zog sie hinter sich zu.
Seit zehn Tagen wütete im Süden Frankreichs der Mistral, blies übers Land, rüttelte an den Fensterläden und lehrte Natur und Mensch das Fürchten. Dora war längst an diesen unberechenbaren Wind gewöhnt. Dass der eiskalte Sommerwind schon im Dezember kam, war ungewöhnlich.
Diesmal hatte er sich die Weihnachtstage ausgesucht.
Drinnen im Haus empfing sie kühle Luft. Der modrige Geruch nach feuchtem Holz mischte sich mit dem des Weihnachtsbaumes und den staubigen Wänden. Das direkt am Hang gelegene Haus aus dem 18. Jahrhundert hatte ihr Picasso vor Jahren geschenkt.
Böse Stimmen behaupteten, er habe es getan, um seine Geliebte Dora loszuwerden, sie aus Paris fernzuhalten. Aber das waren Dummköpfe. Er hatte damals schon gewusst, dass dieses Haus und sie eines Tages einander brauchen würden.
Zu keinem Zeitpunkt galt dies mehr als an den besinnlichen Tagen um Weihnachten.
Niemand vermochte zu sagen, wie alt das Gebäude war. Es schien nicht von Menschenhand gebaut, sondern wie aus dem Berg gewachsen, eigenwillig, groß, stolz und unverwundbar. Es besaß Holzläden, beseelt von dem Talent, Töne von sich zu geben, die nur Dora verstand. Wie ein alter Freund, der manchmal wirres Zeug redete. Wenn der Wind ihm zu sehr zusetzte, stöhnte er wie ein brüchiger, morscher Baum.
Dora legte das Gebetsbuch auf die Ablage unter dem Kruzifix. Weihnachten, die Geburt Jesu, war kein leeres Wort für sie, das Fest der Liebe bedeutete ihr etwas, seit sie nach der Trennung von Picasso zum Glauben zurückgefunden hatte. Er gab ihr Halt, genau wie die Weihnachtsbräuche hier in der Region.
Vor wenigen Tagen hatte sie aus diesem Grund einen Zweig von dem kräftigsten Obstbaum ihres Gartens abgeschnitten und ihn in eine Vase mit Wasser gestellt. Wenn sich dessen Knospen an den Feiertagen öffneten, würde es dem Volksglauben zufolge ein gutes Jahr werden.