Dorian Hunter 116 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 116 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Ich hörte Coco stöhnen. Rasch öffnete ich die Augen und wälzte mich auf die Seite. Im Zimmer war es dunkel.
»Coco?«, fragte ich verschlafen.
Doch meine Gefährtin antwortete nicht. Wieder stöhnte sie im Schlaf. Ihre rechte Hand stieß an meinen Bauch.
»Olivaro«, flüsterte sie leise.
Ich knipste das Nachttischlämpchen an. Coco lag auf dem Rücken. Das dünne Bettlaken war zur Seite gerutscht und entblößte ihre volle Brust, die sich rasch hob und senkte. Die Augen hatte sie geschlossen, doch deutlich sah ich, dass sich die Augäpfel unter ihren Lidern bewegten.

Dorian ist endlich offiziell unter die Lebenden zurückgekehrt. Gemeinsam mit Coco verbringt er einige Tage auf dem Elfenhof in Island - als eine magische Botschaft von Olivaro eintrifft. Ist es den Janusköpfen etwa gelungen, ein Tor zur Erde zu öffnen?


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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE BLUTEULE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Bald darauf veranlassen die Erinnerungen an seine Existenz als Michele da Mosto Dorian, nach der Mumie des Dreimalgrößten Hermes Trismegistos zu forschen. Er findet jedoch »nur« den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon einst gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos und richtet sich in dessen Tempel ein. Wie es sein Vorgänger Grettir prophezeit hat, verspürt Dorian schon bald keinen Drang mehr, in sein altes Leben zurückzukehren, zumal er von seinen Freunden seit Monaten für tot gehalten wird: Nur Coco, die einen Doppelgänger von Dorian vernichtet hat, weiß, dass er, ausgestattet mit den Kräften des Hermes Trismegistos, die Gestalt des harmlosen Richard Steiner angenommen hat.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada war er damals im Auftrag des Januskopfes Olivaros aktiv, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, unternimmt derweil alles, um den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln. Gemeinsam mit Coco, Unga, dem Puppenmann und dem Dänen Abi Flindt drängt Dorian Luguri zurück und kehrt damit auch offiziell zurück unter die Lebenden. Aber Luguris Niederlage bedeutet lediglich eine Atempause, da Coco kurz darauf eine Warnung von Olivaro erhält ...

DIE BLUTEULE

von Neal Davenport

Ich hörte Coco stöhnen. Rasch öffnete ich die Augen und wälzte mich auf die Seite. Im Zimmer war es dunkel. »Coco?«

Doch meine Gefährtin antwortete nicht. Wieder stöhnte sie im Schlaf. Ihre rechte Hand stieß an meinen Bauch.

»Olivaro«, flüsterte sie leise.

Ich knipste das Nachttischlämpchen an. Coco lag auf dem Rücken. Das dünne Bettlaken war zur Seite gerutscht und entblößte ihre volle Brust, die sich rasch hob und senkte. Die Augen hatte sie geschlossen, doch deutlich sah ich, dass sich die Augäpfel unter ihren Lidern bewegten. Ihr Mund stand weit offen, und ihr Gesicht war mit einer dünnen Schweißschicht bedeckt. Das lange, pechschwarze Haar lag wie ein Schleier um ihren Kopf. Mit einem Taschentuch wischte ich ihr den Schweiß von der Stirn. Ihre langen, dunklen Lider zitterten leicht, und der volle Mund verzerrte sich.

»Beruhige dich!«, sagte ich sanft und rutschte näher. Zärtlich küsste ich sie auf die rechte Wange, doch Coco wurde nicht ruhig. Sie ballte die Hände zu Fäusten und warf den Kopf hin und her. Wahrscheinlich verfolgte sie ein wilder Albtraum.

1. Kapitel

Ich packte ihre rechte Schulter und rüttelte ihren Körper durch, aber sie erwachte nicht.

»Te-Ivi-o-Atea«, keuchte sie jetzt.

Diesen Namen kannte ich. So hatte sich ein mächtiger Dämon der Südsee genannt, der ein treuer Diener Olivaros gewesen war.

Coco bäumte sich auf, hob die Arme und öffnete für einen Augenblick die Augen, die glasig waren. Dann ließ sie sich zurückfallen, und ihr Körper entspannte sich. Sie atmete jetzt wieder regelmäßig.

»Coco!«, sagte ich laut.

Sie brummte etwas Unverständliches im Schlaf, drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen.

»Coco!« Ich gab ihr einen leichten Stoß in den Rücken, und sie stieß ein unwilliges Brummen aus. »Wach auf, Coco!«

Endlich erwachte sie. Sie gähnte geräuschvoll, riss die Augen auf und starrte mich so verwundert an, als wäre ich ein Geist. Langsam änderte sich der Ausdruck ihrer Augen, und sie lächelte schwach.

»Ein Albtraum?«, fragte ich.

Sie schüttelte langsam den Kopf, gähnte wieder und rieb sich die Augen. »Nein, kein Albtraum«, stellte sie fest. Mit beiden Händen schob sie sich das lange Haar über die Schulter, während sie sich rasch aufsetzte.

»Was dann?«, erkundigte ich mich interessiert.

»Es war eine Nachricht«, sagte sie.

»Von wem?«

»Von Olivaro.«

Jetzt war mein Interesse geweckt. Ich griff nach den Zigaretten, zündete zwei an und reichte eine Coco. »Erzähle!«, bat ich und zog an der Zigarette.

»Seltsam«, meinte Coco geistesabwesend, »dass es Olivaro gelungen ist, die magische Sperre des Elfenhofes zu durchdringen.« Sie hob die Schultern und sah mich an. Ihre Augen waren jetzt fast schwarz. »Ich habe Olivaro nur sehr undeutlich gesehen. Er darf sich im Augenblick nicht blicken lassen. Er hat Angst vor seinen Artgenossen, die ihn suchen. Der mit ihm einst verbündete Dämon Te-Ivi-o-Atea hat zudem vor seinem Tod wahrscheinlich alle Verstecke von Olivaro an Luguri verraten. Olivaro wird sich bald bei uns melden. Das war alles.«

»Hm«, sagte ich nachdenklich und blickte dem Rauch nach. »Wir haben schon ziemlich lange nichts mehr von Olivaro gehört. Hoffentlich setzt er sich bald mit uns in Verbindung. Ich habe eine Menge Fragen an ihn.«

»Du denkst an die Janusköpfe?«

»Genau«, antwortete ich und kletterte aus dem Bett.

Es war ein paar Minuten nach zwei Uhr. Aus dem Kühlschrank holte ich zwei Flaschen Mineralwasser, öffnete sie und setzte mich neben Coco auf das Bett. Vor ein paar Monaten hatte ich Olivaros Geheimnis erfahren. Er stammte nicht von unserer Welt, sondern von einer anderen Ebene – von einer anderen Welt. Vor vielen Jahrhunderten war Olivaro zur Erde geschickt worden. Seine Aufgabe war es gewesen, Übergriffe auf die Existenzebene der Janusköpfe zu verhindern. Doch Olivaro hatte seine Stellung missbraucht und sie zu seinem eigenen Vorteil ausgenützt. Die Janusköpfe hatten nach Olivaro gesucht. Mir war es durch den Einsatz des Ys-Spiegels gelungen, das Tor, durch das die Janusköpfe zur Erde gelangen konnten, zu verschütten. Damit war aber noch lange nicht die Gefahr gebannt, die von den Janusköpfen drohte. Ich war sicher, dass es ihnen früher oder später gelingen würde, ein neues Tor zu erreichen und auf die Erde zu gelangen. Und davor hatte ich Angst. Deshalb wollte ich mit Olivaro sprechen, denn ich benötigte dringend mehr Informationen über sein Volk, damit ich einen eventuellen Angriff erfolgreich abschlagen konnte.

Coco trank einen Schluck und drückte die Zigarette aus. »Bis jetzt haben wir keine Mitteilungen erhalten, dass es den Janusköpfen gelungen ist, ein Tor zu unserer Welt zu schaffen.«

»Das hat nicht viel zu bedeuten«, stellte ich fest. »Wenn sie sich einen unbewohnten Teil der Erde aussuchen, merken wir nichts davon. Und davor habe ich Angst.«

Coco schmiegte sich an mich. Doch auch ihre Nähe konnte meine trüben Gedanken nicht vertreiben.

Seit ich Hermes Trismegistos' Erbe angetreten hatte, hatte sich einiges verändert. Luguri glaubte, dass ich ein Diener Hermes Trismegistos' sei, aber das war nur gut für mich und meine Gefährten. So konzentrierte sich Luguri weniger auf uns. Wahrscheinlich suchte er verbittert nach Hermes Trismegistos – doch da konnte er lange suchen. Luguri stellte eine große Gefahr dar, aber eine noch größere war eine mögliche Invasion der Janusköpfe.

Nach unseren Abenteuern im Bayerischen Wald waren wir einige Tagen auf Castillo Basajaun geblieben. Vor drei Tagen waren wir in Island angekommen und hatten es uns auf dem Elfenhof gemütlich gemacht. Von hier aus hatte ich es nicht weit zum Tempel. Nach den Aufregungen der vergangenen Wochen hatten wir etwas Erholung verdient.

»Lass das Grübeln, Rian!«, flüsterte Coco. »Komm zurück ins Bett!«

Ich trank noch einen Schluck, stellte die Flasche auf den Boden und löschte die Nachttischlampe. Coco schmiegte sich an mich. Ihre sanften Finger glitten durch mein Haar, strichen über meine Schultern und die Brust.

Ich schloss die Augen und gab mich ihren Liebkosungen hin.

Unga erwartete uns bereits, als wir die uralte Bauernstube betraten. Er saß an einem wuchtigen Tisch, der gedeckt war. Wie üblich trug Unga die Tracht eines isländischen Bauern. Der Steinzeitmensch, der selbst nicht wusste, wie alt er war, lächelte uns freundlich entgegen. Er war über zwei Meter groß, breitschultrig, und es ging eine unglaubliche Kraft von ihm aus. Das männlich schöne Gesicht mit dem pechschwarzen Haar war braun gebrannt.

»Morgen!«, sagte ich und setzte mich nieder.

Coco nickte Unga zu und holte das bereits vorbereitete Frühstück.

»Dula und Don schliefen noch«, sagte Unga grinsend. »Die beiden haben eine Menge nachzuholen. Sie sind verliebt wie am ersten Tag.«

»Das freut mich für sie«, meinte ich lächelnd. Und es stimmte. Ich war tatsächlich froh, dass Don endlich eine Gefährtin gefunden hatte, die zu ihm passte. Für Don war Dula ein Geschenk des Himmels, denn sie war so wie er nur fußgroß.

Coco servierte das Frühstück und setzte sich dann neben mich. Unga und ich aßen Speck mit Bohnen, Spiegeleier und viel Toast, während Coco sich mit zwei gebutterten Brötchen und einer Tasse Kaffee begnügte.

»Ich springe jetzt mit Coco in den Tempel«, sagte ich und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein. »Olivaro wird sich vielleicht schon bald bei uns melden. Vergangene Nacht übermittelte er an Coco eine kurze Botschaft. Setz dich bitte mit Sullivan, Tim Morton und Thomas Becker in Verbindung, Unga! Vielleicht gibt es irgendwelche Anzeichen für eine Invasion der Janusköpfe.«

»Das werde ich tun«, sagte Unga, und ließ mich nicht aus den Augen. »Und was ist mit Jeff Parker?«

Ich verzog den Mund. Seltsam, wie oft Unga und ich den gleichen Gedanken hatten. In diesem Augenblick hatte ich an Jeff gedacht. Ich sorgte mich um meinen alten Freund. Seit Dezember – genauer gesagt, seit jenem Zeitpunkt, seitdem ich als tot galt, war Jeff Parker spurlos verschwunden. In keiner seiner Niederlassungen wusste man, wo er sich aufhielt, doch er hatte Anweisungen hinterlassen, dass wir weiterhin finanziell unterstützt würden. Vor etwa zwei Monaten wurde Fred Archer mit der Suche nach Jeff beauftragt, doch bis jetzt hatte er keine Spur meines Freundes gefunden.

»Versuche Archer zu erreichen!«, antwortete ich und hob resigniert die Schultern. »Aber es dürfte sinnlos sein. Archer hätte uns sofort einen Bericht gegeben, wenn er auch nur die geringste Spur gefunden hätte. Ich fürchte, dass Jeff etwas zugestoßen ist. Ich werde im Tempel mit Hermes Trismegistos' Hilfsmitteln versuchen, eine Spur von Jeff zu finden.« Ruckartig schob ich den Stuhl zurück und stand auf. Ich verließ die Bauernstube und trat ins Freie. Coco war mir gefolgt. Aufmerksam blickte ich mich um, doch es war nichts Verdächtiges zu bemerken.

Es war ein trüber Oktobertag. Die Sonne war hinter den dunklen Wolken verborgen. Ein unwirkliches Licht lag über dem einsamen Tal zwischen dem Skjaldbreidur und dem Hlodufell. Ein kalter Wind blies uns ins Gesicht, als wir zur Scheune gingen, von der aus ich direkt zum Tempel springen konnte.

Vor dem Magnetfeld blieb ich stehen und streckte meine rechte Hand aus, die Coco ergriff. Normalerweise musste ich ein Magnetfeld mit dem Magischen Zirkel abstecken, doch bei diesem Magnetfeld war das nicht notwendig. Zwischen dem Elfenhof und dem Tempel des Hermes Trismegistos gab es eine ständige Verbindung.

Ich nickte Coco zu. Gemeinsam betraten wir das Magnetfeld. Ich dachte an den Tempel, und augenblicklich veränderte sich die Umgebung. Die Scheune verschwand, und wir schienen durch Zeit und Raum zu schweben.

Sekunden später materialisierten wir in der Halle des Tempels.

Immer wieder beeindruckte mich der gewaltige Raum, der etwa zwanzig Meter lang und zehn Meter hoch war. Die Wände, die Decke und der Fußboden waren mit seltsamen Schriftzeichen bedeckt. Die Steinquader, aus denen die Wände bestanden, waren schmal und hoch und sahen wie Buchrücken aus.

In der Mitte der Halle stand ein Marmortisch. Davor befand sich ein thronartiger Stuhl mit mannshoher Rückenlehne.

Coco hatte ich gestern in den Tempel mitgenommen und sie durch das Labyrinth der Gänge geführt und ihr einige Dinge erklärt. Der Tempel war kein Geheimnis mehr für mich. Doch wie der Marmortisch funktionierte, war mir noch immer ein Rätsel. Er war der eigentliche Kern des Tempels. Sobald ich die entsprechenden Formeln auf die Tischplatte gemalt hatte, wurde ein metaphysischer Prozess eingeleitet, den ich mir selbst nicht erklären konnte. Möglicherweise war der »Tisch« so etwas wie der »Kosmische Ofen« der Alchimisten, eine Retorte, in der es zur Metamorphose von Materie kam. Ich hatte hinter das Geheimnis des Tisches zu kommen versucht, war aber kläglich dabei gescheitert. Doch es genügte mir, dass der Tisch funktionierte.

Vor ein paar Wochen hatte ich den Tisch, der ja ein Vielzweckinstrument war, auf die Janusköpfe »programmiert«. Ich hatte damals eine Reihe von magischen Zeichen, die für die Janusköpfe typisch waren, auf den Tisch gemalt.

Jetzt setzte ich mich in den thronartigen Stuhl, kniff die Augen zusammen und legte beide Hände auf die Tischplatte. Ein wohliges Prickeln durchzog meinen Körper. Die Tischplatte änderte die Farbe, wurde milchig.

»Der Tisch hat etwas im Zusammenhang mit den Janusköpfen aufgezeichnet«, sagte ich erregt.

Coco kam näher und blieb neben mir stehen.

Ich hatte den Tisch so programmiert, dass er jedes Ereignis aufzeichnen sollte, das mit den Janusköpfen im Zusammenhang stand. Langsam zog ich die Hände zurück und beugte mich vor. Die Tischplatte wurde durchscheinend, dann schwarz. Ein Tempel war zu sehen, der förmlich aus dem Felsen gehauen war.

»Ein indischer Tempel!«, sagte Coco überrascht.

Der Tisch hatte sich in einen Bildschirm verwandelt. Der Tempel wurde rasch größer, dann konnte ich Einzelheiten erkennen.

»Ein Yogi«, stellte ich fest.

Der Yogi schwebte waagrecht vor dem Tempel. Rings um ihn waren Menschen zu sehen, die ihn anscheinend verherrlichten.

Die Tischplatte wurde wieder schwarz, dann milchig und nahm schließlich ihr normales Aussehen an.

»Was hat das mit den Janusköpfen zu tun?«, fragte ich verwundert.

»Da fragst du mich zu viel«, meinte Coco.

Ich stand auf, warf dem Tisch einen missmutigen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Der Tisch wurde von mir auf die Janusköpfe programmiert«, erklärte ich. »Diese Szene, die wir eben gesehen haben, muss etwas mit den Janusköpfen zu tun haben, sonst hätte sie der Tisch nicht gespeichert.«

»Der Tempel muss ziemlich alt sein«, stellte Coco fest. »Etwa tausend Jahre würde ich sagen. Nach der Kleidung der Leute zu schließen, befindet er sich in Indien. Es dürfte nicht allzu schwer sein herauszufinden, um welchen Tempel es sich handelt.«

»Richtig«, stimmte ich ihr zu. »Da kann uns sicherlich Trevor Sullivan weiterhelfen.«

»Du denkst doch nicht daran, jetzt einfach nach Indien zu fliegen?«

»Ich muss jedem Hinweis nachgehen«, sagte ich.

»Und was ist mit Olivaro?«, fragte Coco. »Er will sich doch bald mit uns in Verbindung setzen.«

»Ich kann ja in wenigen Stunden zurück sein«, sagte ich. »Aber vorerst muss ich wissen, um welchen Tempel es sich handelt. Wir kehren zum Elfenhof zurück.«

Wenige Augenblicke später fanden wir uns in der Scheune wieder. Rasch öffnete ich die Tür und trat ins Freie. Kurz bevor wir das Wohngebäude erreicht hatten, ließ mich ein lauter Knall herumwirbeln.

Aus einer tief hängenden, schwarzen Wolke zuckten Blitze hervor und schlugen in den Boden ein. Dampf und Staub stiegen empor und verbanden sich zu einer Art Windhose, die auf uns zuraste.

Dann spürte ich die Gedanken.

»Meine Artgenossen rufen mich«, hörte ich Olivaro sagen. »Ich muss diesem Ruf folgen. Helft mir! So rasch als möglich! Kommt nach Irland! Bei einer Ruine am Lough Derg wird ein Bote warten, der euch Genaueres sagen wird. Ihr müsst rasch handeln, sonst bin ich verloren.«

Die Windhose löste sich auf. Staub wurde uns ins Gesicht geschleudert, und Olivaros Gedanken waren nicht mehr zu spüren.

»Hast du auch Olivaros Botschaft empfangen, Coco?«

»Er will, dass wir nach Irland kommen.«

Was war nun wichtiger? Sollte ich Olivaros Hilferuf folgen oder nach Indien gehen? Die Entscheidung fiel mir leicht. Olivaro war im Augenblick wichtiger für mich. Von ihm hoffte ich nähere Informationen über die Janusköpfe zu erhalten. Um den Tempel in Indien konnte sich auch Unga kümmern.

Wir betraten das Wohngebäude.

»Ich unterhalte mich jetzt kurz mit Unga, Coco«, sagte ich. »Dann suchen wir ein Magnetfeld, das uns nach Irland bringt. Wir folgen Olivaros Hilferuf.«

Coco zeigte keine Überraschung. »Soll ich etwas Spezielles mitnehmen?«

»Nein. Nur die übliche Ausrüstung.«

Ich betrat die Bauernstube, während Coco in unser Zimmer ging.

2. Kapitel

Brian O'Reilly war mit sich und der Welt ausnahmsweise einmal zufrieden. Er rülpste geräuschvoll und verschränkte die fleischigen Finger über seinem Bauch. Mit der Zunge strich er über die dicken Lippen und den zerzausten Schnurrbart. Träge schloss er die Augen halb und ließ sich vom Gemurmel seiner Sippe einlullen.