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Rose will keinen Schmerz und kein Leid empfinden. Aus diesem Grund hat sie ihr Herz vor der Welt verschlossen. Jeder, der sich ihr nähert, bekommt ihre Dornen zu spüren. Als der Homunculus Kjell in ihr Leben stolpert, beginnt eine unerklärliche Verbindung, die Roses Mauer ins Wanken bringt. Auf der Suche nach seiner eigenen Menschlichkeit spürt Kjell eine Verbindung zu Rose, wie er sie zuvor noch nie empfunden hatte.
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Seitenzahl: 130
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Stefanie Mühlsteph
Alle Rechte an den abgedruckten Geschichten liegen beim
Art Skript Phantastik Verlag und den Autor*innen.
Copyright © 2024 Art Skript Phantastik Verlag
1. Auflage 2024
Art Skript Phantastik Verlag | Salach
Lektorat » Melanie Vogltanz | www.lektoratvogltanz.wordpress.com
Komplette Gestaltung » Grit Richter | Art Skript Phantastik Verlag
ISBN » 978-3-949880-07-0
Der Verlag im Internet » www.artskriptphantastik.de
Alle Privatpersonen und Handlungen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Mit einem lauten Knall ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Eine Böe riss an meinen Haaren und fuhr eisig in die viel zu dünne Jacke.
»Rose!«
Ich hörte Violas Stimme hinter mir, während ich stur auf die Straße zusteuerte, über den kniehohen Gartenzaun sprang und – hoffentlich – endlich aus ihrem Blickfeld verschwand.
»Rose, komm zurück! So hatte ich das nicht gemeint.«
Sie schrie mir nach und ich versenkte meine zu Fäusten geballten Hände in die Jackentaschen. Viola rannte mir nicht nach, das hatte sie zum Glück mittlerweile aufgegeben. Es reichte schon, dass sie jeden Morgen diese Scharade an Normalität aufrechtzuerhalten versuchte. Sie zeigte nie, was sie in Wahrheit dachte oder fühlte und ihre Worte waren viel zu freundlich gewählt.
Wieder spürte ich die scharfen Nägel des Herbsts auf meiner Haut kratzen. Ich zog die Jacke etwas enger um meinen Oberkörper und wünschte mir, dass ich meine Entscheidung nicht bereuen würde, wieder einmal getürmt zu sein.
Aber ich hielt sie einfach nicht aus.
Sie alle mit ihren Blicken voller Sorge und den gut gemeinten Worten. Ich wollte ihr Mitleid nicht – und noch weniger Violas Zuneigung.
Sie konnten sich ihre Falschheit sonst wohin stecken.
»Schwester.« Ich stieß ihr Wort aus, dass mein Atem in der kalten Herbstluft zu einer kleinen Wolke kondensierte. »Wie absurd.« Viola und ich waren keine Schwestern und würden nie welche werden, auch wenn ihre Mutter meinen Vater irgendwann heiraten würde.
Es gab nichts, was uns verband.
Die Äste der Alleebäume raschelten im Wind und warfen ihr buntes Laub ab. Das kaminrote Blatt eines Ahorns wurde von den Böen durchgewirbelt und vollführte einen wilden Tanz. Ich verlangsamte meine Schritte und beobachtete das Schauspiel. Die gelben Blätter umschwirrten das Rote, als sei es ihre Königin – für einen Atemzug des Herbstes ihre wunderschön gekleidete Gebieterin. Es war pure Vergänglichkeit.
Meine Schultern sackten runter. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich sie angespannt hatte. Der Herbst machte mich wütend, traurig und müde. Es war die Jahreszeit, in der Mama gestorben war – vor nicht ganz drei Jahren.
Papa hatte das Recht glücklich zu sein, das wusste mein rationaler Verstand. Er konnte nicht den Rest seines Lebens allein bleiben. Irgendwann würde ich ausziehen und mein Leben weiterleben – so fern mir das in diesem Augenblick auch erscheinen mochte.
Wieso verfluchte ich sein Glück nur so sehr?
Wohl, weil es Cataleya war, die Papa so glücklich machte. Ich war froh, dass ich sie heute Morgen auf dem Weg zum Laden verpasst hatte. Viel zu oft hatte Papa mich gebeten, sie zu begleiten. Und viel zu oft hatte ich nachgegeben.
»Wenn Sie stehen bleiben, dann gehen Sie wenigstens aus dem Weg.« Eine ruppige Stimme unterbrach meine Gedanken. Ich drehte mich um und sah einem älteren Mann in die strengen Augen. Mit seinem Gehstock tippte er immer wieder auf den Gehweg, als gehöre er ihm allein. Der Alte besaß eine Hakennase und ähnelte einem Geier.
Bedacht trat ich beiseite.
»Geht doch.« Er marschierte in zackigen Schritten und kopfschüttelnd an mir vorbei, als hätte ich sein Leben um wichtige Minuten verkürzt.
Ich presste die Kiefer aufeinander. Egal, in welchem Alter, Menschen konnten schreckliche Wesen sein, völlig unempathisch gegenüber anderen. Wieder richtete ich meinen Blick auf die Stelle, wo das Blatt getanzt hatte, doch es war davon geschwebt.
Dieser Mann hatte mir meinen Augenblick des Friedens gestohlen.
Ich schloss die Lider, atmete tief ein und aus und versuchte mich an den Sommer zu erinnern. Die warmen Strahlen auf meiner Haut und die Luft voller Melodien. Sie waren nur noch Erinnerungen und so weit entfernt wie der Mond.
Womöglich war ich auch bloß fremd auf diesem Planeten.
Langsam setzte ich meinen Weg fort. Die Sonne blinzelte über den Horizont und tauchte die vorbeiziehenden Wolken in sanfte orangene und lila Töne. Es lag eine Frische in der Luft, die nur der Herbst besaß, auch wenn jeder Tag dunkler und kälter wurde. Bis der Winter ein weißes Tuch über Florealis und ihre Schönheit legte. Mit ihm kehrte jedoch keine Stille ein. Denn diese Stadt schlief nie, ruhte sich nicht aus. In jeder Jahreszeit schien sie sich zu feiern – gleich, wie hässlich die Monate auch zu ihr waren, die Blumen austrockneten oder sie mit Matsch und Regen bedeckten.
Da gab es den Weihnachtsmarkt mit seinen kleinen hölzernen Buden und wunderbar hellen Fackeln. Der süße Duft von mit Schokolade übergossenen Baumstriezeln hing dann in der klaren und kalten Luft.
Selbst in meinem verhassten Herbst gab es das Laternenfest. In jener Nacht wurden hunderte von Wunschlaternen in den Himmel entlassen, um uns der Verstorbenen zu erinnern und ihren Seelen den Weg zu leuchten.
Und im dritten Jahr in Folge würde ich Mama eine Laterne senden, damit sie wusste, dass ich sie nicht vergessen hatte. Nie vergessen würde.
***
Viel zu schnell war ich von der kleinen Häusersiedlung im inneren Teil der Stadt in das belebtere Einkaufsviertel geraten. Autos rollten rauschend auf den Straßen, Bremsen quietschten, Keilriemen schrien und Gespräche schwirrten und brummten wie Bienen in der Luft.
Eine Dame mit hoch erhobenem Kopf und winzigen spitzen Öhrchen stöckelte an mir vorbei. Ihren buschigen Schwanz hatte sie leger um ihre Hüfte gelegt. Das war in den Kreisen der Fuchsgeister der neuste Schrei, hatte ich gelesen. Genau wie Flechtfrisuren für Undinen, die garantiert nicht dem Wasser zum Opfer fielen. Ich las diese Zeitschriften, wenn mich die Langweile überkam. Aber nichts davon interessierte mich wirklich. Ich schlug damit bloß Zeit tot. Der Inhalt der Destiny Daily war mir genauso fern wie die meisten Menschen und Wesen, die ich kannte.
Endlich! Als ich in die nächste Straße einbog, sah ich ihn: Den Blumenladen Birds ’n Bees. Es war ein kleiner, alter Laden mit einer Tür aus dunklem Kirschholz und einem eisernen Schild in Form einer Biene über dem Eingang. Im Schaufenster rankten Blumen ineinander. Violette Blüten schmiegten sich an weiße. Flammenblumen mit ihren wuchtigen und bunten Blättern standen neben Sträußen voller kräftiger Ballonblumen. Es war ein Meer aus Farben und wenn man den Laden betrat, schwebte man auf einem süßlichen Duft.
Mama hatte diesen, ihren, Laden geliebt.
Ich stieß sanft die Tür auf und das leise Klingeln eines Glöckchens durchbrach die Stille.
»Rose, gut, dass du kommst!« Die schwarzhaarige Frau mit den Grübchen und dem sanften Lächeln im Gesicht vertrieb die Wärme der Erinnerungen aus meinem Herzen. Cataleya wischte ihre Hände an einem Tuch ab, das neben der altmodischen Kasse stand. »Viola bringt dir heute Mittag das Essen. Ich muss gleich weg zu einem Lieferanten. Du kommst ohne mich zurecht?« Sie nickte mir zu. »Ja?«
Ich erwiderte die Geste schwerfällig. »Natürlich.« Große und kleine Vasen in Regalen voll mit Rosen, Goldruten, Dahlien und Berg-Aster säumten meinen Weg zur Kasse. Ein kleiner Tisch daneben war voll mit Schleifen, Drähten und anderem Gebinde.
Auch wenn ich nicht zurechtgekommen wäre, hätte ich das Cataleya niemals auf die Nase gebunden. Als Mama noch gelebt hatte, war sie hier Angestellte gewesen. Nun führte Cataleya Mamas Laden – und wohnte mit ihrer Tochter Viola bei meinem Vater und mir. Sie hatte sich einfach in mein Leben gedrängt. Oder versuchte mich und die Erinnerung an Mama zu verdrängen – wer konnte schon so genau sagen, was sie hinter ihrem Lächeln verbarg.
»Das ist aber zuvorkommend!« Sie lächelte mich an. Cataleya lächelte ständig, wie Viola. Und ich hasste es. Sie zog die Schleife ihrer Schürze auf und drückte sie mir in die Hand. »Danke, Rose.«
Ich nickte bloß wieder und sah zu, wie sie an mir vorbei rauschte und ihre Jacke vom Haken klaubte. Als das kleine Glöckchen über der Tür klingelte, war sie endlich aus dem Laden verschwunden.
Stille umarmte mich und der erste Atemzug ohne Cataleyas Anwesenheit fühlte sich befreiend an.
Müde schälte ich mich aus meiner viel zu dünnen Jacke und beförderte sie auf den Tisch neben der Kasse. Dann band ich mir die schwarze Schürze mit den rosa Punkten um und genoss es für einen Moment, allein zu sein.
Ich hasste ihr Lächeln, aber ich hasste sie nicht – auch wenn ich es so gern getan hätte. Niemand konnte etwas für Mamas Krankheit, am wenigsten Cataleya, die den Laden weitergeführt hatte, als Mama es nicht mehr gekonnt hatte.
Aber ich wollte nicht noch einmal diesen Schmerz in meiner Brust spüren, der mich kaum durchschlafen ließ. Mama hatte meinen Abschluss nicht mitbekommen oder wie ich meine Ausbildung zur Floristin gestartet hatte. Und sie würde auch nie wissen, dass ich sie endlich auch hören konnte. Die feinen Stimmen, die mich umgaben. Die Melodie des fallenden Herbstlaubes oder den zarten Gesang der Dahlien, wenn sie die letzten Sonnenstrahlen verabschiedeten. Es war mein Geheimnis, dass ich sie hörte und verstand.
Die Sprache der Blumen.
Auch jetzt summten sie. Erst wenn alle Stimmen verschwunden waren, hörte ich sie. Die Lilien, die sich selbst viel zu schön fanden und das Schleierkraut, das zu allem etwas zu sagen hatte. Berg-Aster, die sonst so verletzlich waren, streckten ihre Blumenkelche empor und die Rosen lachten in ihrer typisch abfälligen Art, weil sie wussten, dass man sie lieben musste; sie, die Königinnen der Blumen.
Ich nahm meine Jacke, hängte sie auf und lauschte den gedämpften Gesprächen der Blumen untereinander. Wer wohl als Nächstes für ein Gesteck ausgewählt werden würde? Die Rosen lachten kokett, als ein Stiefmütterchen in seinem Topf leise zu singen begann. Blumen sangen immer und die Melodie oder das Lied entsprach ihren Emotionen. Denn auch wenn sie für viele bloß Pflanzen waren, so besaß jede eigene Gefühle.
Ich räumte die Grußkarten in eine repräsentative Seite des Ladens und platzierte den Aufsteller für die handgemachten Pralinen direkt daneben. Wir bekamen die Schokolade frisch von Sugar & Spice. Es war der einzige Laden in Florealis, der Gewürze in seine Schokolade mischte. Der Duft von Ingwer, Chili und Pfeffer stieg in meine Nase. Doch am liebsten aß ich die Schokolade mit den winzigen gelben Punkten – die mit Curry. Im Winter würden die Sorten mit Vanille und Zimt hinzukommen und im Frühjahr erstmalig kandierte Blüten. Es war mein Experiment mit Stella, der Besitzerin von Sugar & Spice. Veilchen und Vergissmeinnicht harmonierten am besten mit der herben dunklen Schokolade.
Ich stellte mich hinter den Tresen und blickte auf das Meer an Blumen, die in einem wirren Chor sangen – jede für sich und auf ihre eigene Art und Weise.
Und nur für mich.
Blumen waren mein Leben und ihre Stimmen das Einzige, was mein Herz noch berührte.
Das schrille Klingeln des Telefons zerstörte diesen nahezu perfekten Augenblick voller Frieden. Ich suchte an der Kasse nach dem Apparat. Wieso nur konnte Cataleya keinen sanfteren Klingelton einstellen? Warum nur musste es dieses nervtötende metallische Ringen sein? Schnell hatte ich den grauen Knochen in der Hand und drückte auf den Annahmeknopf. »Blumenladen Birds ’n Bees, Rose Canina am Telefon.«
»Hallo, hier ist Tessa. Rose, schön, dass ich dich erreiche.«
Ich spürte, wie meine Mundwinkel nach oben zuckten. Das Bestattungshaus Lilie & Stern war ein guter Kunde und sie hatten sehr viel Fingerspitzengefühl bewiesen, als sie Mama beerdigt hatten. Die Beerdigung war genauso gewesen, wie Mama sie sich gewünscht hatte: im kleinsten Kreise und voller Blumen. Dafür war ich Tessa und Hektor ewig dankbar.
»Wir brauchen ein paar Gestecke für die Beisetzung eines älteren Herrn. Einen Kranz und zwei kleinere Sträuße. Nichts Auffälliges, schlicht und einfach. Die Blumenwahl lege ich in deine Hände.«
Ich nickte. »Wird erledigt. Bis wann braucht ihr sie?«
»Mittags, am besten gegen dreizehn Uhr.«
Ich blickte hoch zur Funkuhr über dem Eingang. Die Sekunden rasten förmlich. Wir hatten knapp zehn. »Kein Problem. Ich binde sie gleich und bringe sie euch vorbei.«
»Es ist mir eine Freude«, sagte Tessa. Dann legte sie auf.
Ich blickte einen Moment länger auf das Telefon und ordnete meine Gedanken. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie Blumen orderte, aber meist fielen Worte über die Wünsche der Angehörigen. Ob es niemanden gab, der diesen alten Mann beerdigen wollte oder konnte? Ich spürte einen dumpfen Stich in meinem Inneren. Womöglich war er allein gestorben, ohne seine Familie.
Der sanfte Gesang der Blumen wurde wieder lauter und vertrieb diese dunklen Gedanken aus meinem Kopf. Auch wenn niemand sie hörte außer mir, würde ich diesem Mann die schönste Melodie zusammenstellen, zu der ich fähig war. Ich sah zu den cremeweißen Callas mit ihren Blüten, die wie ein Mäntelchen aussahen. Sie hatten eine herzreißende Melodie angestimmt, die stets nachhallte, als wollten sie, dass man sie niemals vergaß.
Ich schritt zu der Vase, in der sie standen und nahm vorsichtig einen Stängel zwischen die Fingerspitzen. Die Blume sang lauter, schöner, trauriger. Bittersüß. »Du bist die Richtige.«
Die Blume verstummte kurz, als müsste sie über meine Worte nachdenken. Ich hatte keine Ahnung, ob die Blumen bemerkten, dass ich sie hörte und verstand. Und ich hatte nie versucht, mich mit ihnen zu unterhalten, auch wenn Mama beteuert hatte, dass sie es taten. Sie sprach mit den Blumen und sie antworteten ihr. Ich hörte bloß ihren Melodien zu und störte sie nicht mit meinen lästigen Fragen. Sie würden mir schon irgendwann antworten, wenn sie dazu bereit waren – oder ich mit ihren Antworten umgehen konnte.
Das Gute an dem Termin mit Tessa war, dass ich Viola aus dem Weg gehen konnte. Ich drehte das Schild an der Tür von Geöffnet zu Geschlossen um und schloss den Laden ab. Dann griff ich nach der Holzstange des Bollerwagens und machte mich mit den zwei Sträußen und dem Kranz auf dem Weg zum Bestattungsunternehmen. Die eisenbeschlagenen Räder ratterten über das Kopfsteinpflaster und der Kranz schwankte gefährlich zwischen den Gittern. Cataleya hatte den Wagen mit neuen Rädern aus Gummi beschlagen lassen wollen, aber ich konnte mich nicht von dem Rattern trennen. Es hingen zu viele Erinnerungen an jedem dieser abgefahrenen Räder.
Die Straßen der Innenstadt waren mittlerweile gut gefüllt. Menschen und Anderweltler spazierten vorbei, hielten an Schaufenstern oder genossen einfach die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen. Mir war immer noch viel zu kalt in dieser sommerlichen Jacke. Durch jede Ritze spürte ich den Wind pfeifen und ich wünschte mir, dass ich wenigstens an mein Stirnband gedacht hätte, damit meine Ohren nicht so jämmerlich froren. Zwischen den Häusern gab es genug Gassen, durch die eisige Böen jagten und Bäume, denen sie das Laub abspenstig machten.
Die Außenstadt von Florealis war modern mit ihren flachen Dächern und energetisch konstruierten Häusern in Grau. Hier jedoch herrschte ein anderes Jahrhundert vor. Balken waren in den Häusermauern eingelassen und zwischen grünen, mit Efeu verwucherten Fassaden gab es sogar weiße Häuschen mit Reetdach oder rotem Sandstein.
Hinter der nächsten Straßenbiegung befand sich das kleine Lilie & Stern – eingebettet zwischen diesen Individuen an Häusern.
Plötzlich stieg mir der Geruch von Schwefel in die Nase. Es roch allerdings nicht nach verfaulten Eiern, sondern irgendwie süßlich. Fast schon interessant. Wie paralysiert hielt ich an, reckte meine Nase in den Wind und sog den Duft ein. So etwas hatte ich noch nie gerochen und ich konnte nicht sagen, ob es angenehm war oder ekelhaft.