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Diabetes galt lange als unheilbar. Viele Jahre waren sich Mediziner darüber einig, dass eine Insulinsensitivität, wenn sie einmal verloren ist, nicht wiederhergestellt werden kann und der Diabetes unaufhaltsam fortschreitet. In diesem revolutionären Buch zeigt Dr. Barnard, Professor für Medizin und Autor: Das ist einfach nicht wahr! In einer Serie staatlich geförderter Studien konnte Dr. Barnard beweisen, dass es möglich ist, Insulinsensitivität zurückzuerlangen und Diabetes Typ 2 zu lindern und teilweise sogar zu heilen. Dr. Barnard weist den Weg aus dem Teufelskreis von immer mehr Medikamenten, Gewichtszunahme und den bekannten Komplikationen der Zuckerkrankheit. Der Mediziner konzentriert sich dabei voll und ganz auf eine Ernährungsumstellung, nicht auf Medikamente. Er erklärt, welchen Einfluss die Nahrung auf die Funktionsweise der Bauchspeicheldrüse hat, welche Lebensmittel für Diabeteserkrankte besonders wertvoll sind und welche gemieden werden sollten. Mit 55 Einsteigerrezepten sowie ausgewogenen Menüvorschlägen geht die Umstellung leicht von der Hand. Folgen Sie den Vorschlägen des Autors oder kombinieren Sie leckere Gerichte wie Haferwaffeln, Bohnen-Süßkartoffel-Suppe, Auberginenauflauf mit ‚Béchamel’- Soße und Orangen-Apfelmus-Dattel-Kuchen zu eigenen gesunden und schmackhaften Tagesmenüs. Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker mit diesem wissenschaftlich geprüften, lebensverändernden Programm dreimal effektiver als mit empfohlenen Standarddiäten. Diabetes ist heilbar – fangen Sie heute damit an. „Mit seinen revolutionären Schlussfolgerungen und der spektakulären Klarheit … bietet dieses Buch Millionen Menschen Hoffnung.“ DR. HANS DIEHL, Vorsitzender des Lifestyle Medicine Institute, Kalifornien, USA
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Seitenzahl: 442
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DR. NEAL D. BARNARD
DR. BARNARDS
REVOLUTIONÄRE METHODE GEGEN
DIABETES
Diabetes heilen ohne Medikamente - wissenschaftlich bewiesen
»Dr. Barnards sorgfältige wissenschaftliche Arbeit … steht für einen wichtigen Wendepunkt in Bezug auf Behandlung und Folgen von Diabetes. Mit seinen revolutionären Schlussfolgerungen und der spektakulären Klarheit – mit dem einfachen, sicheren Ernährungsansatz – bietet dieses Buch Millionen Menschen Hoffnung.«
DR. HANS DIEHL, Professor für Präventivmedizin, Epidemiologe, Fellow of the American College of Nutrition (FACN), Vorsitzender des Lifestyle Medicine Institute in Loma Linda, Kalifornien, USA, und Direktor der International Nutrition Research Foundation
»Dr. Barnards überragendes Buch zeigt uns die vielen Vorteile auf, die mit seinem Ernährungsprogramm verbunden sind.«
Dr. WILLIAM C. ROBERTS, Chefeditor des American Journal of Cardiology und geschäftsführender Direktor des Baylor Heart and Vascular Institute in Dallas, USA
»Ein vielversprechender alternativer Ernährungsansatz zur Behandlung von Diabetes.«
Dr. WILLIAM E. CONNOR, Professor für Medizin und klinische Ernährung an der Oregon Health and Science University in Portland, USA
Dr. Neal D. Barnard
Dr. Barnards revolutionäre Methode gegen Diabetes
Diabetes heilen ohne Medikamente – wissenschaftlich bewiesen
1. deutsche Auflage 2016
E-Book ISBN: 978-3-946566-33-5
© 2016, Narayana Verlag GmbH
Titel der Originalausgabe:
Dr. Neal Barnard's Program for Reversing Diabetes
The Scientifically Proven System for Reversing Diabetes without Drugs
Copyright © 2007 by Neal D. Barnard MD. All rights reserved. Published by arrangement with Rodale Inc., Emmaus, PA, USA.
Übersetzung aus dem Englischen: Dr. Sonja Vilei
Coverlayout: Narayana Verlag GmbH
Coverabbildungen: Hintergrund © Africa Studio, shutterstock.de, Autorenfoto © Dr. Neal D. Barnard
Herausgeber:
Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern
Tel.: +49 7626 974 970-0
E-Mail: [email protected]
www.unimedica.de
Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.
Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).
Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Dieses Buch ist meinem Vater, dem gütigen und weisen Arzt Dr. Donald M. Barnard, sowie den Teilnehmern unserer Forschungsstudien gewidmet. Ich bin ihnen für ihren wichtigen Beitrag zu diesem Buch zutiefst dankbar.
EINLEITUNG Eine neue Herangehensweise an Diabetes
TEIL 1 DER DURCHBRUCH
KAPITEL 1 Die Grundlagen haben sich geändert
KAPITEL 2 Typ-2-Diabetes zurückbilden
KAPITEL 3 Eine Revolution bei Typ-1-Diabetes
TEIL 2 DAS PROGRAMM
KAPITEL 4 Ein wirkungsvoller neuer Ernährungsplan
KAPITEL 5 Der Einstieg ins Programm
KAPITEL 6 Gesunde Gewichtskontrolle
KAPITEL 7 Wie Sie Ihren Fortschritt messen können
KAPITEL 8 Eine vollkommene Ernährungsweise in einer unvollkommenen Welt
KAPITEL 9 Was tun bei Problemen?
KAPITEL 10 Welche Nahrungsergänzungsmittel soll ich einnehmen?
KAPITEL 11 Bewegung und Sport für den Rest von uns
TEIL 3 VOLLSTÄNDIG GESUND
KAPITEL 12 Ein gesundes Herz
KAPITEL 13 Gesunde Nerven, Augen und Nieren
KAPITEL 14 Informationen für Mediziner
TEIL 4 MENÜS UND REZEPTE
Gesunde Mahlzeiten für 7 Tage
Frühstück
Dips, Aufstriche und Dressings
Suppen
Sandwiches und Salate
Hauptgerichte
Beilagen
Desserts
ANHANG
ANHANG 1 Diabetesmedikamente
ANHANG 2 Zutaten, die Ihnen vielleicht noch nicht bekannt sind
ANHANG 3 Bezugsquellen
Referenzen
Abbildungsverzeichnis
Index
GESUNDE MAHLZEITEN FÜR 7 TAGE
FRÜHSTÜCK
Frühstücksgerste mit Obst
Rührtofu (wenn es schnell gehen soll)
Müsli
Gersten-Mais-Brot (wenn es schnell gehen soll)
Hafer-Scones
Proteinreiche Haferwaffeln
Pfannkuchen aus Weizenkörnern (wenn es schnell gehen soll)
Obst-Smoothie (wenn es schnell gehen soll)
DIPS, AUFSTRICHE UND DRESSINGS
Fettarme Guacamole
Spinat-Hummus
Veganes Bohnenpüree (wenn es schnell gehen soll)
Spinat-Dip
Rotwein-Vinaigrette (wenn es schnell gehen soll)
Zypriotischer Erbsen-Dill-Aufstrich
Cremiges Mohn-Dressing
Cremiges Pfeffer-Dressing
SUPPEN
Holländische Erbsensuppe
Graupen-Kürbis-Suppe (wenn es schnell gehen soll)
Bohnen-Süßkartoffel-Suppe
Pilzcremesuppe (wenn es schnell gehen soll)
Linsen-Süßkartoffel-Suppe (wenn es schnell gehen soll)
SANDWICHES UND SALATE
Weiche Bohnen-Tacos
Panino mit Spargel und veganem Schinken (wenn es schnell gehen soll)
Italienische Teigtaschen (wenn es schnell gehen soll)
Mediterrane Gemüse-Panini (wenn es schnell gehen soll)
Sloppy Joes für Zwei (»Hackfleisch«-Brötchen) (wenn es schnell gehen soll)
Quinoa-Bulgur-Taboulé mit Orangen
Naturreissalat mit Kirschtomaten und Artischockenherzen
Thailändischer Krautsalat (wenn es schnell gehen soll)
Sautierter Portobello-Salat (wenn es schnell gehen soll)
Rotkohlsalat mit Cranberrys und Äpfeln
BLT-Salat
HAUPTGERICHTE
Eintopf Balkanart im Niedertemperaturgarer
Bohnen-Süßkartoffel-Eintopf
Zitronen-Artischocke-Tajine (Marokkanischer Eintopf)
Nudeln mit Linsen-Marinara-Soße (wenn es schnell gehen soll)
Linsen und Nudeln auf libanesische Art
Schnelles veganes Chili (wenn es schnell gehen soll)
Augenbohnen mit Süßkartoffeln und grünem Gemüse (wenn es schnell gehen soll)
Auberginenauflauf mit »Béchamel«-Soße
Indonesische Nudelpfanne (Bami)
Schnelle Spinatlasagne
Schnell gemachte Gemüse-Fajitas (wenn es schnell gehen soll)
BEILAGEN
Orangen-Couscous-Pilaf (wenn es schnell gehen soll)
Rosenkohl mit Zitrone und veganem Speck
Gebackene Süßkartoffeln mit marokkanischen Gewürzen
Bulgur-Quinoa-Pilaf (wenn es schnell gehen soll)
Brokkoli-Pfanne mit schwarzer Bohnensoße (wenn es schnell gehen soll)
Gebackene grüne Bohnen, Fenchel, Paprika und Blumenkohl mit Dill
DESSERTS
Erdbeeren mit Schokoladen-Dip (wenn es schnell gehen soll)
Ananas-Stieleis
Knuspriger Obstauflauf
Zitronencreme
Beerenmousse
Orangen-Apfelmus-Dattel-Kuchen
Die Forschungen, die zu diesem Buch geführt haben, sind das Ergebnis von Teamarbeit. Ich möchte den freiwilligen Teilnehmern, die für uns oft sehr früh aufstanden und ebenso oft abends lange aufblieben und viele Nadelstiche ertrugen, um der Öffentlichkeit einen wichtigen Dienst erweisen zu können, meine größte Wertschätzung ausdrücken. Ich konnte viel von Euch lernen und Ihr habt diesem Projekt einen unschätzbaren Dienst erwiesen.
Ich weiß die Unterstützung des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases of the National Institutes of Health, insbesondere von Dr. Sanford Garfield, und der Diabetes Action Education and Research Foundation und ihrem Direktor, Pat DeVoe, RN, BSN, überaus zu schätzen, ohne die diese Forschung nicht möglich gewesen wäre. Danke an die American Diabetes Association für die Gelegenheit, unsere Ergebnisse zwischendurch präsentieren zu können.
Dr. Joshua Cohen von der Abteilung für Endokrinologie an der George Washington University hielt bei der Planung und Durchführung unserer Forschungsarbeit das Heft in der Hand. Dr. David J.A. Jenkins, Arzt und Ernährungswissenschaftler von der University of Toronto ist ein außerordentlicher Mentor und ich hoffe, etwas von seiner Großzügigkeit in Bezug auf Zeit, Wissen und Ideen an andere Wissenschaftler weitergeben zu können.
Gabrielle Turner-McGrievy, zugelassene Ernährungsberaterin, und Lisa Gloede, Ernährungsberaterin zertifiziert für Diabetesberatung, haben uns intensiv bei der Planung sowie unsere Teilnehmer dabei unterstützt, ihren Weg zu einer gesünderen Ernährungsweise zu finden. Dr. Brent Jaster sowie die zugelassenen Ernährungsberater Amber A. Green, Kim Seidl, Susan Levin, Trulie Ankerberg-Nobis, Dulcie Ward, Jennifer Reilly und Mary Ellen Wolfe ließen mich und unsere Studienteilnehmer an ihrem Wissen und ihrer Erfahrung teilhaben. Robyn Webb und Isabel Clark inspirierten uns alle mit ihrer Kochweisheit. Danke an Dr. Paul Poppen für seine kenntnisreiche Unterstützung bei Planung und Durchführung der statistischen Analysen. Dr. Andrew Nicholson und Dr. Mark Sklar brachten unsere Diabetesforschung auf den richtigen Weg und Dr. Larry Kushi brachte sich während des ganzen Projekts mit wertvollen Ratschlägen ein. Dr. John A. McDougall und Mary McDougall lieferten Unterrichtsmaterial und wundervolle Rezepte. Dr. Jennie Brand-Miller von der University of Sydney beantwortete geduldig viele Fragen zu ihren Studien über den glykämischen Index und die Anwendung in der klinischen Praxis.
Dr. Stanley Talpers kümmerte sich um die medizinischen Anliegen unserer Teilnehmer und Dr. Brad Moore diente uns als Sicherheitsoffizier. Danke an Tara Nicotra, Beatrice Huang, Melinda Beard und Walter Gayle dafür, dass sie sich um all die täglich anfallenden Dinge gekümmert haben und unsere Forschung am Laufen hielten.
Danke auch an Dr. Cyril Kendall, Dr. Benoit Lamarche und an Gary Bradwin für ihr Wissen über Laboranalysen. Ein besonderer Dank geht an Dr. Ernest P. Noble und Dr. Terry Ritchie von der University of California, Los Angeles, für ihre Großzügigkeit und ihr Wissen bezüglich genetischer Analysen. Danke an Dr. Donald S. Karcher, Terry Costa, Luce Merino, Estela Day, Patrice Moore und alle Mitarbeiter des Kundenservice des klinischen Labors der George Washington University.
Cael Croft ist für die wundervollen medizinischen Illustrationen in diesem Buch verantwortlich. Ich bin auch vielen Personen zutiefst dankbar, die hilfreiche Kommentare zum Manuskript geliefert haben, besonders Caroline Trapp, Steve Sawmelle, Doug Hall, Stephen Kane, Francelle Wax, Kathy Glissen, Dr. Jonathan Balcombe, Dan Kinburn, Jenn Kaplan und Benjamin Zoll. Danke an Lorin O‘Toole für die Durchsicht des Manuskripts und der Rezepte.
Zum Schluss ein besonderer Dank an Mary Ann Naples für nie versiegende Kreativität, Enthusiasmus und weise Ratschläge, an Lisa Considine, meine Lektorin bei Rodale, die mir half, dieses Buch in die jetzige Form zu bringen, und an Bryanna Clark Grogan für die wundervollen Rezepte.
Dieses Buch stellt eine völlig neue Methode vor, Diabetes vorzubeugen, zu handhaben und zu heilen, und fußt auf wichtigen Forschungsergebnissen der letzten Jahre.
Durch unsere von den National Institutes of Health der US-Regierung und der Diabetes Action Research and Education Foundation finanziell unterstützten Forschungen und die Arbeit anderer Wissenschaftler haben mein Forschungsteam und ich die Herangehensweise an Diabetes grundlegend neu konzipiert. Wenn Ihre Erfahrungen mit Diabetes mit immer höheren Medikamentengaben, einem stetig steigenden Gewicht und wachsenden Sorgen aufgrund der Komplikationsrisiken verbunden sind, erfahren Sie in diesem Buch, wie Sie diese Entwicklungen umkehren können.
Wir konzentrieren uns auf eine Ernährungsumstellung, nicht auf Medikamente. Ja, Medikamente sind oft sinnvoll und ich werde Ihnen ihre Funktionsweise erklären, damit Sie die Medikamente verstehen, die Sie oder Ihre Angehörigen einnehmen. Aber noch lieber möchte ich Ihnen helfen, Ihre Medikamente zu reduzieren – oder ganz abzusetzen. Dafür müssen Sie das, was Sie essen, mit neuen Augen betrachten.
Ich möchte betonen, dass Sie keine Kalorien reduzieren, Kohlenhydrate limitieren oder kleinere Portionen verzehren müssen. Tatsächlich können Sie essen, bis Sie satt sind. Wenn Sie zwischen den Mahlzeiten Hunger haben, dürfen Sie noch mehr essen. Worauf wir uns konzentrieren werden, sind die Lebensmittel, die Sie essen. Diese haben sich als der kritische Faktor erwiesen, wie Sie bald sehen werden.
Mein Vater, Dr. Donald M. Barnard, hat sein ganzes Leben lang Diabetes behandelt. Er wuchs auf einer Farm im Mittleren Westen auf, stellte aber schnell fest, dass Rinder nichts für ihn waren. Er entschied sich, Medizin zu studieren und fing nach seiner Zeit in Bostons berühmter Joslin Clinic in einem stark frequentierten Gemeindekrankenhaus an. Er machte sich in der Umgebung einen Namen als der Experte für Diabetes. Aber er und die anderen Ärzte – und ihre Patienten – fanden Diabetes oft irritierend und frustrierend. Er erzählte mir, was der Gründer der Klinik, Dr. Elliott P. Joslin, über die Diabetesforschung sagte: »Meine Herren, wir brauchen kein großes Forschungsstipendium. Was wir brauchen, ist eine neue Idee.«
Dr. Joslin hat diese Bemerkung in den 1950ern gemacht, und wir brauchen diese neue Idee umso dringender, seit die Zahl der Erkrankungen explosionsartig angestiegen ist. Weltweit leben heute 200 Millionen Menschen mit Diabetes.1 Bis heute mussten die meisten von ihnen feststellen, dass die Krankheit im günstigsten Fall nur eine Schinderei darstellt. Mit täglichen Blutuntersuchungen und Medikamenten, die lediglich versprechen, die unvermeidlichen Folgeerkrankungen hinauszuzögern, wird das Leben der Patienten zur Geduldsprobe, während eine Komplikation nach der anderen auftritt – von Nervensymptomen über visuelle Störungen bis zu Herz- und Nierenproblemen.
Heute, endlich, stehen wir kurz vor einem echten Wandel. Ich rede nicht nur von einer kühnen neuen Idee, sondern von einer gänzlich neuen Herangehensweise an Diabetes, die getestet wurde und nachweislich funktioniert.
In einer Reihe von Studien in Zusammenarbeit mit der Georgetown University und der George Washington University hat unser Forschungsteam bewiesen, dass viele Menschen mit Diabetes sich nicht mehr nur darauf konzentrieren müssen, den unvermeidlichen Verfall hinauszuzögern, sondern ihre Gesundheit dramatisch verbessern können. Sie können ihren Blutzuckerspiegel senken, ihre Insulinsensitivität erhöhen und Medikamente reduzieren oder absetzen, und das alles mit einer einfachen Umstellung ihrer Ernährung. Im Gegensatz zu Medikamenten sind die »Nebenwirkungen« dieser Ernährungsumstellung positiv: Gewichtsverlust, niedrigere Cholesterinwerte, niedrigerer Blutdruck und mehr Energie.
Von Anfang an haben wir die Ziele unserer Studien höher gesteckt und die Diabetesfrage viel offensiver angepackt, als dies in vorangegangenen klinischen Studien der Fall war. Die erste Studie war klein – mit nur 13 Patienten – und testete ein Programm, das sich ganz auf eine Ernährungsumstellung verließ. Es gab kein neues Medikament, kein magisches Nahrungsergänzungsmittel – nicht einmal ein Bewegungsprogramm. Aber die Ergebnisse waren beeindruckend. Zwei Drittel der Patienten ging es so viel besser, dass sie ihre Medikamente innerhalb von zwölf Wochen reduzieren oder sogar absetzen konnten. Die Studie wurde 1999 in Preventive Medicine veröffentlicht.2
Im Anschluss untersuchten wir in einer zweiten Studie an 59 Patienten mit unterschiedlich erfolgreicher Einstellung der Blutzuckerwerte – einige gesund, andere Prädiabetiker oder Diabetiker –, warum eine Ernährungsumstellung funktioniert. Es wurde klar, dass die Ernährungsumstellung eine fundamentale Veränderung im Körper selbst bewirkt. Innerhalb von vierzehn Wochen führte die Ernährungsweise zu einer um 24 Prozent verbesserten Insulinsensitivität – der Fähigkeit des Körpers auf Insulin zu reagieren (jenes Zucker einlagernde Hormon, dessen Funktion bei Diabetes gestört ist). Teilnehmer mit anormalen Blutzuckerwerten erlebten, wie diese sich umgehend wieder auf normale Werte einstellten. Bewegung könnte die Vorteile zwar noch verstärken, aber die Ernährungsumstellung allein genügte, um die Insulinsensitivität deutlich zu verbessern und die Blutzuckerwerte besser zu kontrollieren. Die Ergebnisse wurden 2004 beim Scientific Meeting der American Diabetes Association präsentiert und 2005 im American Journal of Medicine veröffentlicht.3
Die Ergebnisse dieser Studien sprechen dafür, dass dieser neue Ansatz vermutlich der wirksamste auf Ernährung basierende Plan ist, der je für Diabetiker entwickelt wurde. Wir können mehr tun, als zu versuchen, die Fehlfunktion des Insulins zu kompensieren, wie Ärzte es seit Jahrzehnten mithilfe verschiedener Medikamente tun. Vielmehr können wir dem körpereigenen Insulin helfen, richtig zu funktionieren, indem wir die Sensitivität der Zellen auf Insulin direkt angehen – und verbessern –, was der entscheidende Faktor bei Typ-2-Diabetes ist. Selbst, wenn die Krankheit bereits auf dem Stadium ernster Komplikationen angekommen ist, ist es für deutliche Verbesserungen nicht zu spät.
2003 begannen wir mit Unterstützung der US-amerikanischen National Institutes of Health eine neue Forschungsreihe, um unsere Ernährungsweise mit den Referenzempfehlungen der American Diabetes Association (ADA) zu vergleichen. Wie Sie vielleicht wissen, sind diese Empfehlungen sinnvoll und bewährt. Millionen Menschen halten sich daran und verwenden die Liste mit Ersatzprodukten sowie die auf den Empfehlungen basierenden Kochbücher, um die Krankheit im Griff zu behalten. Aber allzu oft tritt dennoch das vertraute Problem ein: Trotz der Bemühungen aller Beteiligten verschlimmert sich die Krankheit mit der Zeit. Wir wollten sehen, ob wir die Lage verbessern können. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der George Washington University und der University of Toronto mit 99 Probanden mit Typ-2-Diabetes durchgeführt. Den Teilnehmern wurde zufällig entweder eine Standardernährungsweise für Diabetiker nach den Empfehlungen der ADA oder die radikalere Ernährungsweise zugeteilt, über die Sie in Kürze noch mehr erfahren werden. Während der Studiendauer präsentierte ich die vorläufigen Ergebnisse der Studie bei wissenschaftlichen Treffen der ADA, der American Association of Diabetes Educators und der American Public Health Association in den Jahren 2005 und 2006.
In einer sorgfältigen Analyse, bei der Bewegungsintensität und Medikamentengabe konstant blieben, fanden wir heraus, dass die neue Ernährungsweise die Blutzuckerwerte dreimal so effektiv kontrollierte wie die bis dahin »beste« Ernährungsweise. Unsere Ernährungsweise führt auch zu einer schnelleren Gewichtsabnahme und besseren Cholesterinwerten als die bisherige Referenzempfehlung. Andere Forscher haben gezeigt, dass diese Ernährungsweise sich auch sehr positiv auf die Herzgesundheit auswirkt und den Blutdruck in gesunde Regionen absinken lässt. Sie ermöglicht es vielen Menschen, die Kontrolle über ihr Leben sowie ihre Gesundheit und Vitalität zurückzugewinnen.
In diesem Buch werden diese bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in Mittel umgesetzt, die Sie anwenden können, einschließlich eines leicht zu befolgenden Plans mit einfachen Ernährungsrichtlinien, Menüs und Rezepten.
Typ-1-Diabetes ist viel seltener als Typ 2. Er wird normalerweise in der Kindheit diagnostiziert und muss immer mit Insulin behandelt werden – daher stammen die früheren Bezeichnungen wie Kinder- oder Jugenddiabetes und insulinabhängiger Diabetes.
Im Gegensatz zu Typ-2-Diabetikern benötigen Typ-1-Diabetiker immer Insulin. Aber sie können mithilfe einer Umstellung ihrer Ernährung und ihrer Lebensweise ihre Insulingaben minimal halten und das Risiko von Komplikationen senken. Wir haben auch ein neues – und überraschendes – Verständnis der grundlegenden Ursachen von Typ-1-Diabetes. Es mag Sie überraschen zu erfahren, dass der zu Typ-1-Diabetes führende Prozess beginnt, wenn das Immunsystem des Körpers die Insulin produzierenden Zellen des Pankreas angreift. Wie Sie sehen werden, wurde in neuen Studien entdeckt, was diese Attacke auszulösen scheint und wie man ihr vorbeugen kann.
Lassen Sie uns einen Blick auf die Erfahrungen von Menschen werfen, die sich an das in diesem Buch beschriebene Programm gehalten haben.
Nancy erfuhr von unserer Studie aus einer Anzeige in der Washington Post. Bei ihr wurde acht Jahre zuvor Diabetes Typ 2 diagnostiziert. Ein Cousin von ihr hatte durch die Krankheit einen Teil seiner Sehfähigkeit eingebüßt und musste aufgrund von Nierenversagen zur Dialyse. Nancy wollte nicht in seine Fußstapfen treten. Sie wollte kämpfen.
Bevor sie an unserer Studie teilnahm, hatten sich die Dinge in die falsche Richtung entwickelt. Obwohl sie einer für Diabetes entwickelten Ernährungsweise folgte, wurden ihre Blutzuckerwerte nach und nach schlechter und die Ernährungsweise verhinderte nicht, dass ihr Gewicht langsam immer weiter stieg.
Zwei Jahre nach der Diagnose verschrieb ihr Arzt ihr das erste Medikament gegen Diabetes. Schließlich entschied der Arzt, dass sie zwei Medikamente benötigte. Ihre Blutglukosewerte stiegen immer noch. Zu Beginn ihrer Teilnahme an unserer Studie lag ihr Hämoglobin-A1c-Wert – ein Schlüsselwert für die Blutglukosekontrolle, der unter 7 Prozent liegen sollte – bei ungesunden 8,3 Prozent.
Nancy nahm an der Studie teil, weil sie den Fokus auf Ernährung statt Medikamenten schätzt. Angesichts der explosionsartigen Verbreitung von Diabetes in der Gesellschaft spürte sie intuitiv, dass unsere gewohnte Ernährungsweise das Problem sein und dass darin auch die Lösung liegen musste.
Wir zeigten ihr, wie sie ihre Ernährung umstellen sollte. Es gab keine Einschränkung hinsichtlich der Menge, die sie essen durfte oder der Anzahl an Kalorien oder Gramm an Kohlenhydraten, die sie zu sich nehmen sollte. Aber wir empfahlen ihr, eine große Umstellung bei der Art der Lebensmittel zu machen.
Am Anfang baten wir sie auch, keinen Sport zu treiben – bzw. ihre Gewohnheiten nicht zu ändern – weil wir den Effekt einer reinen Ernährungsumstellung sehen wollten. Das passte ihr gut – sie hatte viel im Büro zu tun und arbeitete jeden Tag bis spätabends und Sport war nicht so wirklich ihr Ding. Zumindest noch nicht.
Als sie begann, sich an unsere Empfehlungen zu halten, fing ihr Gewicht an zu sinken, zusammen mit ihrem Blutglukosewert, der mit überraschender Geschwindigkeit sank. Nachdem die Werte jahrelang immer weiter gestiegen waren, begann der Trend sich umzukehren. Nach elf Wochen stieg sie auf die Waage: Sie hatte 6,5 Kilogramm abgenommen. Und als sie ihren Ärmel hochschob und wir ihren HbA1c-Wert überprüften, stellten wir fest, dass er von 8,3 auf 6,9 Prozent gesunken war. Das alles in nur drei Monaten. Ihre Insulinsensitivität kehrte zurück.
Nancys Blutzuckerspiegel sank weiter. Tatsächlich sank er so sehr, dass klar wurde, dass ihre Medikamente inzwischen zu stark waren. Die beiden Medikamente, die sie einnahm, führten zusammen mit der neuen, höchst effektiven Ernährungsweise zu einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel. Es war an der Zeit, ihre Medikamente zu reduzieren. Aber als wir ihre Dosis reduzierten, stellten wir fest, dass es nicht genügte. Nach einigen weiteren Monaten mussten wir ein Medikament ganz absetzen.
Nachdem sie etwas mehr als ein Jahr an der Studie teilgenommen hatte, war sie 18 Kilogramm leichter. Sie nahm nur noch ein Diabetes-Medikament, nicht mehr zwei (es bleibt abzuwarten, ob sie das zweite auch absetzen kann). Und obwohl sie weniger Medikamente nimmt, ist ihr HbA1c-Wert besser als zuvor – 6,8 Prozent bei der letzten Messung.
»Der Erfolg ist einfach unglaublich«, erklärte sie. »Aber es ist nicht nur die Gewichtsabnahme. Meine Werte haben sich unwahrscheinlich verbessert.«
Und da war noch etwas – ein weiterer positiver Effekt, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Seit Jahren hatte sie Arthritis und die Schmerzen waren so schlimm, dass sie nicht einmal ein Gurkenglas öffnen konnte. Nach einigen Monaten mit ihrer neuen Ernährungsweise stellte sie plötzlich fest, dass ihre Arthritissymptome vollständig verschwunden waren. (Es gibt übrigens eine große Anzahl wissenschaftlicher Bücher zu Ernährung und Arthritis, die ich in einem meiner früheren Bücher zusammengefasst habe, Foods That Fight Pain.) Das Beste an dieser Geschichte ist aber: Nancys Erfahrung ist keine Seltenheit bei Menschen, die ihre Ernährung so umstellen, wie wir es in diesem Buch beschreiben.
Vance war gerade einmal 31 Jahre alt, als bei ihm Diabetes diagnostiziert wurde. Beide Großeltern mütterlicherseits hatten die Krankheit, aber bis zu diesem Zeitpunkt war Vance in mehr oder weniger guter gesundheitlicher Verfassung gewesen. Er hatte zwölf Jahre lang als Polizist gearbeitet und arbeitet jetzt bei einer Bank – er war es nie gewohnt, sich krankzumelden.
Diabetes änderte alles. »Ich kann ein Bein verlieren, blind werden oder an der Dialyse enden«, war seine Aussage. Und die Wahrheit war, dass er tatsächlich nicht in so guter Verfassung war. Er hatte im Lauf der Jahre langsam an Gewicht zugelegt und wog bei einer Größe von knapp 1,83 Metern 125 Kilogramm. »Ich nahm weder meine Ernährung noch meine Gesundheit wirklich ernst«, sagte er. »Ich wuchs auf mit Steaksandwiches, Schweinekoteletts und Hühnchen. Wir grillten viel. Wir aßen auch ein wenig Gemüse, aber nicht viele frische Lebensmittel. Ich trieb keinen Sport. Ich nahm das alles einfach nicht sehr ernst.« Zu den Gewichtsproblemen kamen Schwierigkeiten im sexuellen Bereich. Impotenz betrifft viele Männer mit Diabetes und tritt häufig bei übergewichtigen Männern auf. Sein Arzt verschrieb ihm Metformin, ein gängiges Medikament zur Senkung des Blutzuckerspiegels.
Vance erfuhr von unserer Studie und meldete sich als Freiwilliger – trotz einiger Bedenken bei der Aussicht, seine Ernährung umstellen zu müssen. »Ich hatte zuvor nie Einschränkungen oder Regeln bezüglich meiner Ernährung«, sagte er. »Ich habe vorher nie versucht, meine Ernährungsweise zu kontrollieren. Ich habe immer gegessen, worauf ich Lust hatte.« Aber seine Frau war seit einiger Zeit Vegetarierin und freute sich, dass auch Vance zu einer Umstellung bereit war.
Der Erfolg stellte sich ziemlich schnell ein. Er begann abzunehmen und im Laufe eines Jahres verlor er – zu seiner Überraschung – rund 27 Kilogramm. Sein HbA1c-Wert, der zu Beginn der Studie bei 9,5 Prozent lag, fiel nach nur zwei Monaten auf 7,1 Prozent. Vierzehn Monate nach Studienbeginn war er auf 5,3 Prozent gesunken. Sein Arzt war begeistert und sagte, es sei an der Zeit, das Metformin abzusetzen.
Eine weitere Überraschung: Seine sexuellen Probleme verschwanden buchstäblich innerhalb von drei Monaten. »Ich war seit meiner Zeit bei der Polizeiakademie nicht mehr so gut in Form. Es ist, als ob mir ein Gewicht von den Schultern genommen wurde«, sagte er. »Als ich meiner Mutter erzählte, was ich tue – dass ich meine Ernährung umgestellt habe – war sie so glücklich, dass sie fast geweint hat, weil mein Vater im Alter von 30 starb. Als mein Großvater starb, war ich das älteste männliche Mitglied meiner direkten Familie. Wir neigen dazu, uns ziemlich früh zu verabschieden. Aber sie sah, dass ich einen anderen Weg einschlage. Ich achte auf mich.«
Die jetzige Ernährungsweise von Nancy und Vance – von der ich hoffe, dass auch Sie sie bald übernehmen werden – wurde entwickelt, um den Verlauf von Diabetes nicht nur abzumildern, wie andere Diäten, sondern um viel mehr zu tun. Sie wurde entwickelt, um die grundlegenden Ursachen der Krankheit anzugehen.
Wie die Teilnehmer unserer Studie erfahren haben, können stetig steigende Blutzuckerwerte auch wieder sinken. Die Straße, die zu Diabetes führt, ist keine Einbahnstraße.
Ob Sie Diabetes Typ 2 haben und die Kontrolle über Ihre Gesundheit gewinnen wollen oder Diabetes Typ 1 und die Auswirkungen der Krankheit auf Ihr Leben reduzieren müssen, dieses Programm wurde für Sie entwickelt.
Unsere Forschung – und dieses Buch – zielt aber auf noch mehr ab. Täglich wird bei mehr und mehr Menschen, einschließlich einer überraschend hohen Anzahl Kinder, Diabetes diagnostiziert. Diese Menschen und ihre Familien bezahlen einen hohen persönlichen Preis, um mit dieser Krankheit zu leben. Und Kliniken, Gesundheitsorganisationen, Versicherungen und Regierungsprogramme, in den USA insbesondere Medicare und Medicaid, haben mit den steigenden Kosten für Medikamente, Ärzte und Krankenhausaufenthalte aufgrund der vielen Komplikationen zu kämpfen. Für viele Menschen mit hohem Risikopotenzial ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie die Diagnose erhalten. Es ist unsere Hoffnung, dass eine radikale Ernährungsumstellung viel zur Lösung dieses Problems beitragen kann, wenn sie nur ausreichend Verbreitung findet.
Dieses Programm ist wirklich revolutionär bezüglich der Art, wie wir über diese ansonsten unbarmherzige Krankheit denken. Diabetes ist nicht mehr eine Krankheit, mit der Sie einfach leben müssen. Die Krankheit muss sich nicht langsam und unaufhaltsam verschlechtern. Ganz im Gegenteil. Wenn Sie Diabetes haben, wird es Zeit, dass Sie Ihr Leben zurückbekommen.
Wir werden Ihren Diabetes nicht umsorgen. Dieses Programm wurde vielmehr dafür entwickelt, dass Sie die Ursachen von Diabetes verstehen und lernen, wie Sie diese so weit korrigieren können, wie es mit einer Umstellung der Ernährung und Lebensweise nur möglich ist. Wenn Sie keinen Diabetes haben, aber zu einer Risikogruppe gehören, ist dies ein höchst wirkungsvolles Programm, der Krankheit vorzubeugen.
»Eignet sich das Programm für mich?«, werden Sie vielleicht fragen. Die Antwort ist ein deutliches Ja. Hier kommen die Gründe dafür.
• Ob Sie gerne kochen oder lieber auswärts essen, Sie können Ihre Ernährung leicht umstellen. Ich betone diesen Punkt, weil manche Menschen sich vorstellen, eine Ernährungsumstellung bedeute, alle Mahlzeiten daheim zubereiten zu müssen. Im Klartext: viele Stunden Arbeit. Wenn Sie bei diesem Gedanken innerlich stöhnen, verstehe ich Sie gut. Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass mein Naturell sich nicht fürs Kochen eignet. Vielleicht wurde ich mit einem »Zimmerservice-Gen« geboren, und vielleicht geht es Ihnen genauso. Daher zeige ich Ihnen, wie Sie eine gesunde Ernährung planen und die Umstellung bewältigen, ob Sie gern kochen oder nicht. Viele unserer Studienteilnehmer reisen, essen in Restaurants oder in den Kantinen ihrer Betriebe. Dieses Programm hat für sie dennoch funktioniert, und das kann es auch bei Ihnen.
• Es spielt keine Rolle, ob Sie Sport mögen oder sich nie an einen Sport- und Bewegungsplan halten konnten. Die oben beschriebenen Verbesserungen wurden ohne Sport bzw. Bewegung erreicht. Tatsächlich schließen all unsere Forschungsstudien Sport und Bewegung aus, weil wir die Ernährungsumstellung isolieren müssen, um deren Wirkung wirklich testen zu können. Dennoch sind Sport und Bewegung ein wichtiger Teil jeder Diabetesbehandlung, und dieses Buch wird Ihnen zeigen, wie Sie diese auf vernünftige, sichere und effektive Weise in Ihr Leben integrieren können. Wenn Sie aber nicht viel Sport ausüben können, aufgrund von Gelenkproblemen, einer Herzkrankheit oder schwerem Übergewicht, oder wenn Sie sich einfach nicht an einen Trainingsplan halten können, werden Sie sich freuen zu lesen, dass die Vorteile unserer Ernährungsumstellung nicht davon abhängen, ob Sie sich auch mehr bewegen.
• Wenn Sie das Gefühl hatten, dass Sie einfach keine Diät durchhalten, verstehe ich Sie vollkommen. Daher werden wir uns nur darauf konzentrieren, was Sie essen, nicht wie viel. Sie können essen, bis Sie satt sind und Zwischenmahlzeiten einbauen, wann es Ihnen beliebt. Sie werden aber etwas Energie investieren müssen: Sie müssen Ihren Blickwinkel auf Lebensmittel überarbeiten. Und Sie werden einige alte, überholte Meinungen aufgeben müssen. Und wenn Sie übergewichtig sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie bald ein paar neue Kleidungsstücke benötigen!
Die meisten Menschen mit Diabetes stellen fest, dass ihr Körpergewicht schrittweise zunimmt, ihr Blutzuckerspiegel langsam steigt, sie immer mehr Medikamente benötigen und die Folgeschäden immer schlimmer werden. Diabetes zurückzubilden bedeutet, diesen Trend umzukehren. Wenn Gewicht ein Problem darstellt, kann es sinken – langsam, aber stetig. Blutglukosewerte, die gestiegen sind, können auch wieder sinken. Ein immer weiter steigender Medikamentenverbrauch kann auch wieder reduziert werden. Symptome wie Neuropathie – Nervenschmerzen in Füßen und Beinen – können sich verbessern und sogar verschwinden. Herzkrankheiten können zurückgebildet werden.
Wird die Krankheit vollständig verschwinden? Einige Menschen würden argumentieren, dass eine Person, die Diabetes hat, diese Krankheit immer hat, selbst wenn die Blutwerte sich so sehr verbessern, dass die Krankheit nicht mehr diagnostiziert werden kann. Was diese Menschen meinen, ist, dass die genetischen Merkmale, welche die Entstehung von Diabetes Typ 2 ermöglicht haben, nicht verschwinden und Diabetes Typ 1 weiterhin Insulingaben erfordert, wie positiv Sie Ihre Ernährung auch umstellen.
Es ist nicht möglich im Voraus zu sagen, wie weit Sie kommen werden. Werden Sie Ihre Medikamente reduzieren, teils oder sogar ganz absetzen können? Oder Ihren Blutzucker so weit senken, dass niemand je wissen könnte, dass Sie einmal Diabetes hatten? Die Antworten auf diese Fragen werden Ihre eigenen Erfahrungen geben, aber ich kann Ihnen versprechen, dass dieses Buch Ihnen zeigen wird, was Sie wissen müssen, um ein hoch effizientes Ernährungsprogramm wirken zu lassen. Für den Rest sind Sie verantwortlich.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie anderen Menschen erzählen, was Sie tun, und dieses Buch vielleicht Ihren Freunden oder Familienmitgliedern ausleihen, die auch Diabetes haben. Wir wissen, dass wir diese Krankheit bei einzelnen Menschen zurückbilden können, aber eine internationale Epidemie zu bekämpfen ist eine große Aufgabe und benötigt zahlreiche Unterstützer. Ich hoffe, dass Sie Gesundheitsexperten, Forschungsstudienteilnehmer und deren Familien bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen.
Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg mit diesem Programm.
In den letzten Jahren wurde vieles von dem, was wir über Diabetes zu wissen glaubten, auf den Kopf gestellt. Heute rückt das Verstehen der grundlegenden Ursachen in den Mittelpunkt und verleiht uns Möglichkeiten, die wir nie zuvor hatten.
Um sicherzugehen, dass wir uns am gleichen Ausgangspunkt befinden, möchte ich Ihnen die Grundlagen erläutern: Symptome, Diabetestypen und typische Behandlungen, die häufig zum Einsatz kommen. Danach werde ich Ihnen zeigen, was neu ist.
Lassen Sie uns als Erstes die Symptome klären. Diabetes kann sich auch ohne Symptome einstellen, fängt aber oft mit Müdigkeit an. Ohne einen bestimmten guten Grund ist Ihre Energie einfach nicht mehr da. Es kann auch sein, dass Sie schneller Wasser verlieren, als Sie sollten, was heißt, dass Sie öfter die Toilette aufsuchen als bisher. Und Sie sind durstig: Sie stellen fest, dass Sie eine überraschende Menge Wasser trinken.
Das geht in Ihrem Körper vor sich: Das grundlegende Problem ist, dass Zucker aus Ihrem Blutkreislauf nicht in Ihre Körperzellen gelangen kann. Dieses eine Problem zieht viele andere nach sich, wie ein Dominostein, der einen weiteren und noch einen und noch einen umstößt.
Der Zucker, von dem wir sprechen, ist Glukose – eines der kleinsten und einfachsten Zuckermoleküle. In diesem Fall ist Zucker nicht einfach ein anderes Wort für Junkfood oder leere Kalorien. Es ist so, dass Ihre Körperzellen diesen Zucker – Glukose – als Energielieferant nutzen. Glukose ist der Treibstoff für Ihren Körper, wie Benzin für Ihr Auto oder Kerosin für ein Flugzeug. Sie treibt Ihre Bewegungen, Ihre Gedanken und mehr oder weniger alles an, was Sie tun.
Und genau das ist das Problem. Wenn Glukose nicht in Ihre Zellen kommen kann, verlieren diese ihren Haupttreibstoff und Sie verlieren Ihre Energie. Darum sind Sie müde. Wenn es Ihren Muskeln an der benötigten Glukose fehlt, sind Sie schnell erschöpft.
In der Zwischenzeit reichert sich die Glukose, die nicht in Ihre Muskelzellen gelangen kann, in Ihrem Blutkreislauf an. Sie reichert sich immer weiter im Blut an, wandert schließlich in die Nieren und findet sich in Ihrem Urin wieder.1
Wenn Glukose Ihre Nieren passiert, bringt sie Wasser mit sich – viel Wasser, daher diese häufigen Toilettengänge. Das führt natürlich zu Durst – immerhin verlieren Sie dieses ganze Wasser. Müdigkeit, häufiges Urinieren und Durst sind also Symptome eines Problems: Glukose, die Schwierigkeiten hat, in Ihre Zellen zu gelangen.
Sie werden vielleicht auch feststellen, dass Sie Gewicht verlieren. Und nein, das ist kein erfreuliches Ereignis – nicht in dieser Situation. Sie nehmen ab, weil Ihre Zellen hungern. Nährstoffe gelangen nicht in Ihre Zellen, Ihr Körper ist also unterernährt. Selbst wenn Sie reichlich essen, können Nährstoffe und der Treibstoff nicht dahin gelangen, wo sie gebraucht werden.
Jeden Tag betreten Menschen Arztpraxen und klagen über Müdigkeit, häufiges Urinieren, Durst und manchmal unerklärlichen Gewichtsverlust. Der Arzt nimmt eine Blutprobe, stellt einen ungewöhnlich hohen Blutglukosespiegel fest und diagnostiziert Diabetes. Der Arzt sagt seinen Patienten dann, dass es essenziell ist, den Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Wenn Tag für Tag eine übergroße Menge Glukose im Blutkreislauf zirkuliert, können die Arterien geschädigt werden. Die Glukose im Blut kann das Herz und die empfindlichen Blutgefäße der Augen, Nieren und Extremitäten schädigen.
Aber wie wir in unseren Studien zeigen konnten, kann Diabetes auch zurückgebildet werden. Wenn Sie Ihre Ernährung umstellen und andere gesunde Änderungen vornehmen, kann ein steigender Blutglukosespiegel wieder sinken. Manchmal kann die Veränderung so groß sein, dass kein Arzt, der Sie hinterher untersucht, je auf den Gedanken käme, dass bei Ihnen einst Diabetes diagnostiziert wurde.
Eine Diagnose auf Diabetes – oder Prädiabetes – bedeutet, dass das Insulin in Ihrem Körper seine Aufgabe nicht richtig erledigt. Insulin ist ein Hormon, das unter anderem Zucker aus Ihrem Blut in die Zellen Ihres Körpers transportiert. Es agiert als Schlüssel, indem es sozusagen eine Tür zu den Zellen öffnet und Nährstoffe einlässt. Wenn Insulin an der Zelloberfläche ankommt und die Tür öffnet, kann Glukose in die Zelle hinein und dient ihr als Treibstoff.
WIE ÄRZTE DIABETES DIAGNOSTIZIEREN
Ärzte diagnostizieren Diabetes wenn …
• Sie Diabetessymptome (häufiges Urinieren, ungewöhnlichen Durst, unerklärlichen Gewichtsverlust) feststellen und Ihr Blutglukosespiegel bei 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) – oder 11,1 Millimol pro Liter (mmol/l)* – oder höher liegt, unabhängig von der Tageszeit und ob Sie gerade gegessen haben oder nicht, oder
• Ihr Blutglukosespiegel nüchtern (8 Stunden nach Nahrungsaufnahme) bei 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher liegt.
Ihr Arzt wird dies als vorläufige Diagnose ansehen, bis sie durch eine ähnliche Untersuchung an einem anderen Tag bestätigt wird. In einigen Fällen machen Ärzte einen Glukosetoleranztest, bei dem Sie einen Sirup mit 75 mg Glukose trinken. Wenn Ihr Blutglukosewert zwei Stunden später 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr beträgt, wird Ihr Arzt Diabetes diagnostizieren.
Eine normale Nüchternglukose liegt bei unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Zwei Stunden nach einem Glukosetoleranztest sollte der Wert unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) liegen. Wenn Ihre Werte über dem Normalbereich liegen, aber nicht hoch genug sind, um Diabetes zu diagnostizieren, wird Ihr Arzt Prädiabetes diagnostizieren (gestörte Glukosetoleranz), die häufig einer späteren Diabetesdiagnose vorausgeht.
* Glukose wird bei uns in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gemessen. In vielen anderen Ländern wird Glukose in Millimol pro Liter (mmol/l) gemessen. Wie Sie sehen werden, werden dieselben Einheiten auch bei der Messung von Cholesterin verwendet.
Wenn Ihr Körper aus irgendeinem Grund kein Insulin produziert, führt dies zu steigenden Blutglukosewerten. In ähnlicher Weise steigt Ihr Blutglukosespiegel, wenn Ihre Zellen nicht auf das Insulin reagieren – der Schlüssel lässt sich in das Schloss stecken, aber die Tür geht nicht auf. Auf lange Sicht können hohe Blutglukosewerte Nerven, Augen, Nieren und andere Körperteile schädigen.
Diabetes wird in drei Haupttypen unterteilt, Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes. Lassen Sie uns einen Blick auf alle drei werfen.
DIABETES TYP 1 entsteht in der Regel in der Kindheit oder im Jugendalter. Früher wurde es als Kinder- oder Jugenddiabetes oder insulinabhängiger Diabetes bezeichnet. Bei Typ-1-Diabetes ist die Fähigkeit des Pankreas, Insulin zu produzieren, geschädigt, und die Betroffenen müssen Insulin von außerhalb zuführen – normalerweise per Spritze. Jüngere Forschungsergebnisse haben aber gezeigt, wie eine Ernährungsumstellung das Risiko für ernste Komplikationen in Zusammenhang mit Diabetes erheblich senken kann, wie Sie in Kapitel 3 sehen werden.
Zudem wissen mir mehr als je zuvor über die Ursachen der Krankheit, was uns Mittel an die Hand gibt, sie zu verhindern. Der Schaden an den Insulin produzierenden Zellen wird durch das biologische Äquivalent eines »friendly fires« verursacht. Das heißt, es wird durch das körpereigene Immunsystem verursacht – unsere weißen Blutkörperchen, die Bakterien und Viren bekämpfen sollen. Diese Zellen sind dazu gedacht, Sie zu schützen, stattdessen aber haben sie die Zellen des Pankreas angegriffen und deren Fähigkeit zerstört, Insulin zu produzieren. In Kapitel 3 werden wir uns mit den Auslösern dieses Prozesses befassen. Es wird Sie vielleicht überraschen zu erfahren, dass Lebensmittel – insbesondere die Lebensmittel, mit denen Säuglinge in den ersten Lebensmonaten gefüttert werden – die Hauptverdächtigen sind.
TYP-2-DIABETES wurde früher als Erwachsenendiabetes oder auch als insulinunabhängiger Diabetes bezeichnet. Neun von zehn Menschen mit Diabetes haben Typ 2. Die meisten Menschen mit dieser Form der Krankheit produzieren noch Insulin; das Problem ist, dass ihre Zellen nicht reagieren. Das Insulin versucht Glukose in die Zellen zu bringen, aber die Zellen reagieren wie eine Tür mit einem nicht funktionierenden Schloss. Als Antwort auf diese trägen Zellen produziert Ihr Körper mehr und mehr Insulin in dem Versuch, den Widerstand zu überwinden. Wenn der Insulinvorrat des Körpers den Widerstand nicht überwinden kann, reichert die Glukose sich im Blut an.
Diabetesmedikamente sollen diesem Problem entgegenwirken: Einige verstärken die Zellreaktion auf Insulin. Andere bringen das Pankreas dazu, mehr Insulin ins Blut abzugeben oder hindern die Leber daran, mehr Glukose ins Blut abzugeben.
Bis heute versuchen auch die meisten Diabetiker-Diäten, die fehlende Insulinsensitivität der Zellen zu kompensieren. Sie beschränken die Zuckermenge in der Ernährung. Sie beschränken auch Stärke (komplexe Kohlenhydrate), weil Stärke aus vielen Glukosemolekülen besteht, die zu einer Kette verbunden sind. Während des Verdauungsvorgangs wird die Stärke aufgebrochen, um natürliche Zucker in das Blut abzugeben. Die Idee dahinter ist, dass die Zellen nicht von zu viel Glukose überfordert werden, wenn Sie weniger Kohlenhydrate auf einmal zu sich nehmen. Bei Menschen, die Medikamente einnehmen, versuchen typische Diäten die Menge an Glukose oder Stärke von Mahlzeit zu Mahlzeit und von Tag zu Tag relativ konstant zu halten, damit auch die Medikamentendosis, die nötig ist, um ihren Körper bei der Verarbeitung der Glukose zu unterstützen – ihre tägliche Dosis –, gleich bleiben kann. Diese Diäten sagen Ihnen also, was, wann und wie viel Sie essen sollen.
Neue Forschungsergebnisse haben allerdings alles geändert. Wir können heute Ernährungsumstellungen nutzen, um die Insulinsensitivität direkt zu beeinflussen. Wie Sie in Kürze sehen werden, wurden Ernährungsempfehlungen vollständig neu konzipiert, um diese neuen Erkenntnisse zu integrieren.
SCHWANGERSCHAFTSDIABETES ähnelt Typ 2, tritt aber während der Schwangerschaft auf. Obwohl Schwangerschaftsdiabetes in der Regel nach der Geburt wieder verschwindet, ist er ein Anzeichen für eine Insulinresistenz, und das bedeutet, dass Typ-2-Diabetes bereits im Anmarsch sein kann. Wir können Schwangerschaftsdiabetes häufig mit denselben Mitteln, die bei Typ-2-Diabetes angewandt werden, daran hindern, sich zu Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
INSULIN WIRD IM PANKREAS GEBILDET
Insulin wird im Pankreas gebildet, einem direkt hinter dem Magen gelegenen Organ in etwa der Größe und Form einer TV-Fernbedienung. Und tatsächlich geht es beim Pankreas um Fernsteuerung. Das Organ gibt Insulin in den Blutkreislauf ab, damit dieses zu Ihren Körperzellen reist und diesen hilft, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Bei Typ-1-Diabetikern hat das Pankreas aufgehört, Insulin zu produzieren. Bei Typ-2- und Schwangerschaftsdiabetes kann das Pankreas normalerweise noch Insulin produzieren, aber die Zellen reagieren nicht.
Diabetes ist erblich bedingt, aber schlussfolgern Sie daraus nicht, dass Sie zwangsläufig an Diabetes erkranken, nur weil eines Ihrer Elternteile Diabetes hat. Sie können die Dinge verändern.
Lassen Sie uns zuerst Typ-1-Diabetes betrachten. Viele Kinder werden mit Genen geboren, die zur Entwicklung von Typ-1-Diabetes führen können, die meisten erkranken aber nie. Tatsächlich liegt selbst bei eineiigen Zwillingen, bei denen ein Zwilling an Typ-1-Diabetes erkrankt, das Risiko für den anderen Zwilling, ebenfalls an Diabetes zu erkranken, bei unter 40 Prozent. Der Unterschied liegt, offensichtlich, in der Umwelt, vor allem den Lebensmitteln, mit denen das Kind früh im Leben Kontakt hat, Virusinfektionen und vielleicht anderen Faktoren.
Die Gene spielen bei Typ-2-Diabetes eine ähnliche Rolle. Viele Jahre, bevor die Krankheit auftritt, können spezielle Tests eine Insulinresistenz bei Jugendlichen mit einer von den Eltern geerbten Tendenz zu Typ-2-Diabetes aufdecken. Wenn sie sich genauso wie ihre Eltern ernähren, steuern sie sehr wahrscheinlich auf die Diagnose zu. Die Beweislage zeigt aber eindeutig, dass eine Umstellung von Ernährung und Lebensweise den Umständen trotzen und Diabetes verhindern kann. Wenn die Krankheit auftritt, kann Ernährung den Verlauf dramatisch abändern.
Der Punkt ist: Einige Gene sind Diktatoren, andere nicht. Die Gene für Haar- oder Augenfarbe sind zum Beispiel echte Diktatoren. Wenn sie bestimmen, dass Sie braune Haare oder blaue Augen haben sollen, dann ist das so. Aber die Gene für Diabetes ähneln eher Komitees. Sie geben keine Befehle, sie machen Vorschläge.
Wenn unsere Gene nach Diabetes rufen, müssen wir nicht unbedingt darauf hören. Wir haben mehr Macht, als Sie sich vielleicht vorstellen.
Wie Sie bereits gelesen haben, diagnostizieren Ärzte Diabetes anhand Ihrer Blutglukosewerte, und diese kontinuierlich zu kontrollieren ist wichtig, um die Wirksamkeit von Ernährung und Medikamenten beurteilen zu können. Aber auch wenn Glukosemessungen hilfreich sind, zeigen sie nur Ihren Status zur Zeit des Tests an. Der beste Weg, Ihren Zustand langfristig zu beurteilen, ist es, Ihren Hämoglobin-A1c-Wert, abgekürzt HbA1c, zu bestimmen. Dies ist die wichtigste Methode, um Ihre Fortschritte bei der Diabetes-Kontrolle zu überprüfen.
Hämoglobin ist das Pigment, das den roten Blutkörperchen die Farbe verleiht und dessen Aufgabe es ist, Sauerstoff zu transportieren. Der HbA1c-Test ermittelt, wie viel Glukose von Ihren roten Blutkörperchen aufgenommen und an Hämoglobin gebunden wurde. Weist Ihr Blut viel Glukose auf, wird ein beträchtlicher Teil von Ihren Zellen aufgenommen und an Ihr Hämoglobin gebunden. Wenn sich wenig Glukose in Ihrem Blut befindet, hat Ihr Hämoglobin viel weniger, an das es sich binden kann.
Da rote Blutkörperchen relativ kurz leben (ungefähr 4 Monate), zeigt der Test, wie gut Ihr Blutzucker die vorangegangenen drei Monate eingestellt war. Die American Diabetes Association (ADA) empfiehlt Menschen mit Diabetes, HbA1c-Werte unter 7 Prozent anzustreben. Studien zeigen aber, dass geringere Werte das Komplikationsrisiko senken, daher empfehlen viele Experten mittlerweile Werte von 6,5 oder sogar 6 Prozent.
Wenn Sie Diabetes haben, haben Sie wahrscheinlich gedruckte Informationen darüber erhalten, was Sie essen und was Sie meiden sollten. Vielleicht haben Sie eine Ernährungsfachkraft getroffen, oder Sie haben einen Ernährungskurs für Diabetiker besucht. Leider erhalten die meisten Menschen nicht die fortlaufende Unterstützung, die sie benötigen, um ihre Ernährung umzustellen, infolgedessen zeigt dieser gut gemeinte Ansatz oft nicht viel Wirkung. Vielleicht geht es Ihnen wie vielen Leuten und Sie finden es schwierig, Ernährungsempfehlungen nachzukommen.
Die Ernährungsempfehlungen der ADA zielten viele Jahre lang darauf ab, eine grundlegende Nährstoffversorgung zu bieten sowie die Kalorienaufnahme und die Lebensmittelauswahl sowohl im Laufe eines Tages als auch von einem zum nächsten Tag möglichst konstant zu halten (das habe ich bereits angesprochen). Die Idee dahinter war, dass Ihr Blutzuckerspiegel sprunghaft an- und absteigen würde, wenn Sie zum Frühstück keine, bei einer späteren Mahlzeit aber reichlich Kohlenhydrate einnähmen. Genauso würde Ihr Blutzuckerspiegel wild schwanken, wenn Sie montags viele stärkehaltige Lebensmittel konsumierten, den Rest der Woche aber kohlenhydratarm äßen, sodass Ihre Medikamente nicht viel helfen würden.
Nach den ADA-Empfehlungen würden Sie sich zuerst mit einer zertifizierten Ernährungsfachkraft treffen, die Ihnen einen individuellen Plan erstellt, in dem die Anzahl der Portionen verschiedener Lebensmittel für Haupt- und Zwischenmahlzeiten beschrieben sind, unter Berücksichtigung des Gewichts, das Sie abnehmen müssen oder des Cholesterins, das Sie senken müssen, sowie der Medikamente, die Sie einnehmen. In Ihrem Plan könnten Sie anhand einer »Austauschliste« Lebensmittel auswählen. Wenn die Ernährungsfachkraft zum Beispiel eine bestimmte Menge Stärke zum Frühstück festlegt, könnten Sie entscheiden, ob diese Stärke aus einem Viertel-Bagel, einer Scheibe Rosinenbrot, hundert Gramm Zerealien oder einem anderen Lebensmittel aus der Austauschliste stammt. Wenn Sie laut Plan ein Stück Obst essen sollten, hätten Sie gleichermaßen die Wahl zwischen mehreren Obstsorten mit ähnlichen Nährstoffeigenschaften.
Die Empfehlungen verbessern die Ernährungsgewohnheiten der meisten Menschen. Die Ergebnisse variieren allerdings erheblich von Person zu Person. Einige nehmen ab und erleben eine Reduktion ihrer Blutglukosewerte, anderen nützt es nicht viel. In Studien sinkt der Hämoglobin-A1c-Wert – der Indikator der Blutzuckerkontrolle, wie weiter vorn beschrieben – meist um ungefähr 0,5 Prozentpunkte (z. B. von 8,0 auf 7,5 Prozent), wobei einige Studien etwas bessere und andere etwas schlechtere Ergebnisse erzielen (Sie erfahren in Kapitel 7 mehr über HbA1c und andere Tests).2,3,4
Forscher und Klinikärzte haben diese mauen Resultate lange beklagt. Ein 1993 im Journal of the American Dietetic Association veröffentlichter Artikel fasste die Ergebnisse der Studien zum damaligen Zeitpunkt zusammen und schlussfolgerte, dass Diabetes-Diäten schwierig umzusetzen sind und die meisten Menschen diese nicht einhalten.5 Unsere eigene Erfahrung mit den jüngsten ADA-Empfehlungen ist ähnlich. Diese Empfehlungen sind verständlich und, größtenteils, logisch, aber selbst mit Unterstützung fällt es vielen Menschen schwer, eine solche Ernährungsweise in ihr Alltagsleben zu integrieren.
Die Ernährungsweise, die wir Ihnen in diesem Buch vorstellen, ist gänzlich anders. Viele Menschen finden sie viel einfacher, zudem ist sie viel effektiver und an neueste Erkenntnisse angepasst. Es ist immer noch eine gute Idee, eine Ernährungsfachkraft aufzusuchen, weil diese Sie bei der in den folgenden Kapiteln beschriebenen Umstellung begleiten kann. Nehmen Sie dieses Buch mit, sodass die Ernährungsfachkraft Ihnen bei den Anfängen helfen kann.
Die Ernährungsweise, die Sie in diesem Buch kennenlernen, ist höchst effektiv. Leider wird die Macht der Ernährung in vielen Arztpraxen vernachlässigt und die Behandlung von Diabetes daher auf die fortlaufende Gabe von Medikamenten reduziert.
Verstehen Sie mich nicht falsch; Diabetesmedikamente können Leben retten. Sie können Ihre Blutzuckerwerte senken und, langfristig, Ihr Risiko in Bezug auf Komplikationen reduzieren. Und wenn eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise nicht ausreicht, ist es ein schwerer Fehler, auf Medikamente zu verzichten. (Eine detaillierte Beschreibung von Medikamenten finden Sie in Anhang 1.) Aber einige Ärzte und Patienten betrachten Medikamente als die einzigen Werkzeuge, die sie zur Hand haben. Das Marketing der Pharmafirmen dominiert die medizinische Praxis so sehr, dass viele Ärzte Ernährung und Bewegung nur kurz ansprechen, obwohl diese einen enormen Einfluss haben.
Schlagen Sie eine beliebige Diabetiker-Zeitschrift auf und Sie sehen teure Werbeanzeigen für jede Menge Medikamente. Die Hersteller werben sogar in populären Magazinen und fordern die Leser auf, sich die Medikamente von ihrem Arzt verschreiben zu lassen.
Wenn Sie durch die Post blättern würden, mit der ärztliche Praxen überflutet werden, würden Sie Informationen zu medizinischen Kursen, Symposien und Online-Informationsprogrammen sehen, alle von Pharmaunternehmen bezahlt, die ihre Produkte penetrant anpreisen. Diese Unternehmen richten mehrgängige Dinnerveranstaltungen aus, um Ärzte zu Präsentationen über die Anwendungen ihrer Medikamente zu locken. Viele Ärzte finden solche Einladungen zwar geschmacklos, müssen aber medizinische Kurse besuchen, um ihre Position an Krankenhäusern oder Universitäten zu behalten, und Pharmaunternehmen dominieren den Markt für medizinische Fortbildung von Ärzten.
Bei der Jahresversammlung der ADA fahren Unternehmensvertreter an den Laderampen vor und erwecken den Anschein, sie würden eine gewaltige politische Versammlung vorbereiten. Sie errichten riesige Displays im Wert von vielen Hunderttausend Dollar und beschäftigen Armeen von Personal, die Geschenke, Essen, musikalische Unterhaltung und allerlei Firlefanz darreichen, nur um die anwesenden Ärzte zu umgarnen.
Sie, der Medikamentenkonsument, bezahlen die Rechnung dafür. Eine typische Diabetestablette enthält einen aktiven Wirkstoff, der nur einige Cent kostet, aber der Verkaufspreis wird durch die Werbekosten des Herstellers und die anhaltenden Bemühungen, noch eine weitere Tablette zu entwickeln, aufgebläht, um noch ein bisschen mehr Marktanteil zu gewinnen.
Das Geschäft mit Diabetes ist nicht auf Medikamente beschränkt. Patienten müssen auch Blutzuckertestgeräte samt Zubehör kaufen. Blutzuckermessgeräte sind zwar nicht übermäßig teuer, aber die Hersteller verlangen ein kleines Vermögen für das nötige Zubehör, so ähnlich wie Rasiermittel-Hersteller, die ihre Rasierer verschenken, um teure Klingen verkaufen zu können. Die Teststreifen für ein typisches Blutzuckermessgerät kosten zwischen 0,50 und 1 Euro pro Streifen, und eine Person verbraucht pro Tag zwischen einem und acht Streifen. Wenn noch die Kosten bzw. Zuzahlungen für Laboruntersuchungen, Medikamente und Blutzuckerüberwachungsgeräte dazukommen, wird Diabetes schnell zu einer unglaublich teuren Krankheit.
Es ist meine Hoffnung, dass die kommerziellen Aspekte von Diabetes eine untergeordnete Rolle spielen werden, wenn sich die Wirksamkeit einer Ernährungsumstellung herumspricht. Verschiedene Regierungen und Institutionen haben bereits in Forschung zu Ernährung und Diabetes investiert, und diese Investition wird weiterhin Zinsen bringen. Wir müssen uns auch auf die Umsetzung dessen konzentrieren, was wir über Ernährung gelernt haben. Das bedeutet, Ärzte zu ermutigen, sich zuerst auf Ernährung zu konzentrieren, die Krankenkassen dazu zu bewegen, die Beratung von Patienten und ihren Familien zu finanzieren, Eltern über Ernährungsansätze zu informieren, um Typ-1-Diabetes bei ihren Kindern zu verhindern, und mit Schulen zu arbeiten, um gesunde Mahlzeiten zu servieren, damit die Kinder nicht übergewichtig werden und an Diabetes erkranken, wie es aktuell so oft der Fall ist. Diese Maßnahmen könnten die sogenannten Wohlstandskrankheiten viel wirksamer kontrollieren, als Ärzte dies im Moment können, und so die Nachfrage nach Medikamenten von vornherein reduzieren.
Jeder Mensch mit Diabetes hat die einzigartige Fähigkeit, zu genesen und seine Gesundheit wiederzuerlangen. Diese Fähigkeit unterscheidet sich von einer Person zur anderen, aber in unseren Studien haben wir nicht erlebt, dass Alter, Gewicht oder irgendein anderer Faktor ein Hindernis auf dem Weg zu einer Verbesserung darstellte.
Im Rest des Buchs erfahren Sie, was meiner Ansicht nach der wirkungsvollste zurzeit bekannte Ernährungsansatz bei Diabetes ist.
1 Die Passage der Glukose aus dem Blut in den Urin führte zu dem technischen Namen, den Ärzte für Diabetes verwenden: Diabetes mellitus. Diabetes kommt von dem griechischen Wort mit der Bedeutung »durchgehen« und mellitus ist das lateinische Wort für »Honig« oder »süß«.
Bemerkenswerterweise haben meine Untersuchungen gezeigt, dass Diabetes zurückgebildet werden kann – der Blutzuckerspiegel, die Medikamentendosis und das Komplikationsrisiko gesenkt werden können – und dieses Kapitel wird Ihnen zeigen, wie – mit verblüffend einfachen Ernährungsänderungen. Ich werde auch über einige überraschende neue Ergebnisse zu den Ursachen von Typ-2-Diabetes berichten – Veränderungen in Ihren Körperzellen, die Jahre vor dem Ausbruch von Diabetes nachgewiesen werden können. Die Beweislage legt nahe, dass die Umstellung auf eine gesündere Ernährungsweise einen großen Einfluss auf die Funktion Ihrer Zellen hat, wie Sie noch sehen werden.
Allen Ärzten und Ernährungsfachkräften ist klar, dass Ihr Körper, wenn Sie Diabetiker sind, Zucker nicht sehr gut verarbeitet, was bedeutet, dass der Anteil an Zucker in Ihrem Blut zu hoch ist. Wissenschaftler wissen seit Langem, dass ein konstant zu hoher Blutzuckerspiegel ein Risiko darstellt, viele weitere Gesundheitsprobleme zu bekommen.
Um den Blutzuckerspiegel zu senken, verschreiben die meisten Mediziner in der Regel eine Ernährungsweise mit sehr wenig Zucker. Es wird auch empfohlen, den Konsum stärkehaltiger Lebensmittel – wie Brot, Kartoffeln, Reis und Nudeln – zu begrenzen, weil Stärke in Ihrem Verdauungstrakt in Zucker (also Glukose) zerlegt wird. Es erscheint einleuchtend: Wenn Ihr Körper mit Zucker nicht fertigwird, müssen Sie darauf achten, nicht zu viel Zucker (oder Lebensmittel, die zu Zucker abgebaut werden) zu essen. Ihr Arzt und Ernährungsfachkräfte werden Ihnen auch empfehlen, die Aufnahme von Stärke und Zucker gleichmäßig über den Tag zu verteilen – und von einem Tag auf den anderen –, damit die Aufnahme immer relativ gleichmäßig bleibt. Diabetes-Diäten sind im Allgemeinen auch kalorienreduziert, um eine Gewichtsabnahme zu unterstützen sowie bestimmte Fette zu limitieren und damit das Risiko für Herzkrankheiten und andere Komplikationen zu senken. Das ist, kurz zusammengefasst, eine typische »konventionelle« Diabetes-Diät bzw. Ernährungsweise.
Sie ist mit Sicherheit logisch und manchen Menschen geht es richtig gut damit. Das Problem ist, dass diese Art der Ernährungsumstellung bei den meisten Menschen nur sehr begrenzt Wirkung zeigt. Die Gewichtsabnahme ist meist bescheiden und diese Ernährung allein reicht typischerweise nicht aus, um den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu bringen.
Früher oder später werden Sie und Ihr Arzt wahrscheinlich entscheiden, dass die »Diabetes-Diät« nicht viel hilft und Ihr Arzt wird Ihnen verschiedene Medikamente verschreiben. Sie benötigen vielleicht ein, zwei oder sogar drei verschiedene orale Medikamente. Mit der Zeit wird Ihr Arzt vielleicht überlegen, zusätzlich Insulinspritzen zu verordnen. Und weil viele Menschen mit Diabetes auch einen hohen Blutdruck oder hohe Cholesterinwerte aufweisen, verschreiben Ärzte oft auch Medikamente gegen diese Probleme. Statt zu einer Vermeidung oder Reduzierung scheint diese Diät nur zu einer immer weiter steigenden Liste von Medikamenten zu führen.
Den ersten zarten Hinweis, dass es auch besser gehen kann, bot ein Blick auf die Prävalenz von Diabetes weltweit. Große Länderstudien zeigten, dass Diabetes in Japan, China, Thailand und anderen asiatischen Ländern selten vorkommt. Auch in Teilen Afrikas ist die Krankheit ähnlich rar.
Diese Studien zeigten auch etwas anderes: In Ländern, in denen Diabetes selten ist, folgen die Menschen keiner »Diabetes-Diät«. Sie vermeiden keine Kohlenhydrate, sie essen täglich stärkehaltige Lebensmittel. In Asien und Afrika sind Reis und andere Getreidearten, stärkehaltiges Gemüse, Bohnengerichte und Nudeln Grundnahrungsmittel. Tatsächlich stellten die Forscher fest, dass die Menschen in diesen Ländern sehr viel mehr Kohlenhydrate essen als Nordamerikaner oder Europäer, dennoch ist Diabetes relativ selten. Genauso wie Gewichtsprobleme. Mehr als 30 Prozent der erwachsenen Amerikaner sind adipös, was den Studien zufolge auf weniger als 1 Prozent der erwachsenen, sich traditionell ernährenden Japaner zutrifft. Auch Herzkrankheiten und verschiedene Krebsarten sind selten. Japaner wiesen in den Studien eine höhere Lebenserwartung als Nordamerikaner oder Europäer auf.
Das heißt: bis sie nach Vancouver zogen – oder Seattle, Chicago, Atlanta oder Washington, D. C. Für einen Japaner erhöhte ein Umzug nach Nordamerika das Diabetesrisiko drastisch. Auch Herzkrankheiten, Übergewicht und andere Probleme nahmen zu.
Wenn Sie jetzt fürchten, dass ich Ihnen eine traditionelle japanische Ernährung ans Herz lege, können Sie sich wieder entspannen. Das ist keine schlechte Idee, aber darum geht es in diesem Buch nicht. Ich erwähne diesen internationalen Vergleich nur, um einen wichtigen Punkt hervorzuheben:Kohlenhydrate sind nicht die Ursache von Diabetes. Und eine Ernährung, die sich darauf konzentriert, Kohlenhydrate zu vermeiden, ist keine effektive Methode, die Krankheit zu kontrollieren – geschweige denn zurückzubilden. Wenn überhaupt, beugen gesunde komplexe Kohlenhydrate ihr vor.
Denken Sie daran, was passiert, wenn asiatische Frauen oder Männer einen westlichen Lebensstil annehmen. Hamburger, Pommes frites, Käse und andere westliche Kost werden in die Ernährung aufgenommen, während Reis und Nudeln langsam vergessen werden. Die Ernährung wird fettiger und viel proteinreicher, während kohlenhydratreicher Reis und Nudeln sowie andere stärkehaltige Lebensmittel unter den Tisch fallen.