Drei Krimis Spezialband 1075 - Alfred Bekker - E-Book

Drei Krimis Spezialband 1075 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieses Buch enthält folgende Krimis: (399) Pete Hackett: Trevellian jagt die Henker Wilfried A.Hary: Aus dem Kreis geschleudert Alfred Bekker: Der Mann mit der Seidenkrawatte Die Agentin Natalia Ustinov soll auf Nobel Cooper aufpassen, der aus einer Organisation aussteigen will, die sich mit allen möglichen illegalen Dingen beschäftigt. Diese Organisation will seine Aussage natürlich verhindern. Natalia hat alle Hände voll zu tun, Cooper zu beschützen. Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier erfahren von einem großangelegten Verschwörungsplan. Die Sicherheit der Bundeshauptstadt Berlin steht auf dem Spiel. Aber Kubinke und sein Team haben kaum einen Ansatzpunkt für Ermittlungen. Eine Teenagerin hat zuviel gehört und stirbt, ein dubioser Ex-Agent scheint mehr zu wissen, ein Profi-Killer tritt in Aktion und ein Mann mit einer Vorliebe für Seidenkrawatten glaubt, dass seine grausame Rechnung aufgehen wird…

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Alfred Bekker, Wilfried A. Hary, Pete Hackett

Drei Krimis Spezialband 1075

UUID: 045ab405-1095-4366-8e04-1631e4c72bd3
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Inhaltsverzeichnis

Drei Krimis Spezialband 1075

Copyright

Trevellian jagt die Henker

Aus dem Kreis geschleudert

Der Mann mit der Seidenkrawatte

Drei Krimis Spezialband 1075

Alfred Bekker, Wilfried A.Hary, Pete Hackett

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

Pete Hackett: Trevellian jagt die Henker

Wilfried A.Hary: Aus dem Kreis geschleudert

Alfred Bekker: Der Mann mit der Seidenkrawatte

Die Agentin Natalia Ustinov soll auf Nobel Cooper aufpassen, der aus einer Organisation aussteigen will, die sich mit allen möglichen illegalen Dingen beschäftigt. Diese Organisation will seine Aussage natürlich verhindern. Natalia hat alle Hände voll zu tun, Cooper zu beschützen.

Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier erfahren von einem großangelegten Verschwörungsplan. Die Sicherheit der Bundeshauptstadt Berlin steht auf dem Spiel. Aber Kubinke und sein Team haben kaum einen Ansatzpunkt für Ermittlungen. Eine Teenagerin hat zuviel gehört und stirbt, ein dubioser Ex-Agent scheint mehr zu wissen, ein Profi-Killer tritt in Aktion und ein Mann mit einer Vorliebe für Seidenkrawatten glaubt, dass seine grausame Rechnung aufgehen wird…

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Trevellian jagt die Henker

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten.

Das Gericht spricht die Täter frei, aber die Männer sind doch schuldig der Vergewaltigung, der Körperverletzung und des Mordes. »Die Gerechten« machen es sich zur Aufgabe, die Täter im Geheimen zu verurteilen und das Urteil zu vollstrecken; für sie gibt es nur Tod oder Freispruch. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker müssen der Selbstjustiz einen Riegel vorschieben, aber wer sind die Leute?

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Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1

Harte Augen musterten Craig Nichols. Die fünf Männer trugen Perücken, Bärte und Sonnenbrillen. Es war kein richtiges Gericht. Aber sie nannten sich »die Gerechten«. Soeben hatten sie den Stab über Craig Nichols Kopf gebrochen.

»Die Gerechten sind zu folgendem Spruch gekommen«, hatte einer der Kerle gesagt. »Der Beschuldigte Craig Nichols wird des Mordes an Kim Curry für schuldig befunden und daher zum Tod durch Erhängen verurteilt. Das Urteil wird noch in dieser Nacht vollstreckt.«

Craig Nichols war klar, dass dies kein Spiel war. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Er keuchte: »Nein! Das dürft ihr nicht. Es – es wäre Mord. Dieser Schuldspruch ist eine Farce.«

»Wir verschaffen dem Gesetz Geltung«, erhielt er zur Antwort. Der Sprecher schaute einen rotblonden Mann an. »Ihr könnt ihn wegbringen.«

Craig Nichols sprang auf und wandte sich zur Tür. Ehe er sie erreichte, schnitt ihm ein dunkelhaariger Bursche den Weg ab. Nichols prallte gegen ihn. Der Dunkelhaarige stand wie ein Fels, und Nichols taumelte zurück. Der Rotblonde packte seinen rechten Arm und drehte ihn auf den Rücken. Der Dunkelhaarige nahm Nichols linken Arm und bog ihn ebenfalls nach hinten.

»Lasst mich!«, brüllte Nichols.

Er hatte den beiden nichts entgegenzusetzen. Seine Hände wurden gefesselt. Dann band ihm der Rotblonde ein Tuch um den Mund. Nichols konnte nur noch dumpfe Töne ausstoßen. Er zerrte an seinen Fesseln. Die Schnur hielt. Tief schnitt sie in sein Fleisch. Das Blut konnte nicht mehr richtig in die Hände zirkulieren und Nichols Finger wurden taub.

»Das dürft ihr nicht«, wollte er hervorstoßen, doch aus seinem Mund drangen wegen des Knebels nur unartikulierte Laute. Er verschluckte sich und musste husten. Seine Augen quollen hervor. Schließlich überwand er den Hustenanfall. Er atmete rasselnd. Seine Brust hob und senkte sich unter den keuchenden Atemzügen.

Der Rotblonde und der Dunkelhaarige nahmen ihn zwischen sich und führten ihn aus dem Zimmer. Es ging eine Treppe hinunter. Dann verließen sie das Gebäude durch die Hintertür. Es war finster. Im Hof stand ein Dodge. Nichols musste sich auf den Rücksitz setzen. Der Dunkelhaarige nahm neben ihm Platz. Der Rotblonde klemmte sich hinter das Steuer. Sie fuhren mit Nichols in den Riverside Park.

»Aussteigen!«, ordnete der Rotblonde an, nachdem er den Wagen am Rand eines Parkplatzes abgestellt und den Motor ausgeschaltet hatte. Die Scheinwerfer verloschen.

Von Nichols kamen dumpfe Laute. Er blieb sitzen.

Der Dunkelhaarige stieg aus, lief um den Dodge herum, öffnete die Tür und zerrte Nichols ins Freie. Auch der Rotblonde war ausgestiegen. Er öffnete den Kofferraum und entnahm ihm ein Seil, dessen Ende zu einer Schlinge geknüpft war.

Nichols riss sich los und versuchte zu fliehen. Nach wenigen Schritten hatte ihn der Dunkelhaarige eingeholt. Nichols ließ sich fallen und trat nach dem Mann. Er war vor Angst wie von Sinnen. Gemeinsam packten sie ihn und stellten ihn auf die Beine. Nichols begann hemmungslos zu weinen.

Sie zerrten ihn tiefer in den Park hinein. Es war Mai und die Nacht war lau. Ein warmer Wind strich durch die Büsche und Baumkronen. Leises Säuseln erfüllte die Dunkelheit. Obwohl es warm war, fror Craig Nichols. Angst wäre wohl ein zu gelindes Wort, um zu beschreiben, was er empfand. Mit der Intensität eines Mannes, nach dem der Tod die knöcherne Hand ausstreckte, spürte er das Grauen, das keinen anderen Gedanken zuließ.

Unter einem Baum hielten sie an. Der Rotblonde band die Schlinge um einen Ast, der sich in einer Höhe von etwa zweieinhalb Yards befand. Gemeinsam hoben sie Craig Nichols in die Höhe. Der Rotblonde streifte ihm die Schlinge über den Kopf. Dann ließen sie ihn los. Craig Nichols hing am Strick und zappelte mit den Beinen. Nach wenigen Augenblicken bewegte er sich nicht mehr. Der Dunkelhaarige nahm ein Blatt Papier aus der Tasche, faltete es auseinander und heftete es mit einer Büroklammer an die Jacke des Gehängten.

Dann verschwanden die beiden Mörder.

2

»Du elendes Schwein«, knirschte der Mann mit den dunklen Haaren. In seinen Augen flackerte Hass. »Hast du wirklich gedacht, du kommst so billig davon?«

James Brewster stand leicht nach vorne gekrümmt da. Er erinnerte an einen Mann, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde. Seine Mundwinkel zuckten. Er hatte Angst. Das drückte jeder Zug seines Gesichts aus.

Die Mündung der Pistole zeigte auf Brewsters Brust. Über Kimme und Korn starrte der Dunkelhaarige auf Brewster. »Ich werde dich jetzt erschießen, du verdammter Bastard«, stieß der Bursche hervor. »Es ist die Quittung …«

Der Schuss krachte. Die Mündungsflamme, die auf ihn zustieß, war die letzte Wahrnehmung in Brewsters Leben. Er brach tot zusammen.

3

Fast sieben Monate später. Es war Winter. Der Nordosten der USA versank im Schnee. Züge konnten nicht mehr fahren, Flüge fielen aus. Menschen hatten auf den eisglatten Straßen den Tod gefunden. Es war ein so genannter Jahrhundertwinter.

Der Wind trieb Schneeflocken gegen die Fenster des Gerichtssaals. Sie schmolzen, und Wasser lief auf dem Glas nach unten.

»Ist die Jury zu einer Entscheidung gelangt?«, fragte Richter Jerome Baxter.

Der Sprecher der Geschworenen erhob sich. »Ja, Euer Ehren.«

»Wie lautet sie?«

»Der Angeklagte ist unschuldig.«

Gemurmel und Geraune erhob sich im Gerichtssaal. Der Richter schlug mit seinem Hammer auf die Holzunterlage. »Ruhe!«, donnerte seine Stimme. Noch einmal ließ er den Hammer nach unten sausen. Es wurde still.

Dann sagte der Richter: »Sodann ergeht folgendes Urteil: Der Angeklagte Rick Ashley wird vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. – Mister Ashley, der Haftbefehl gegen Sie wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Sie können den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Die Verhandlung ist geschlossen.«

Ashley grinste zufrieden. Sein triumphierender Blick suchte Gwen Hollister, die mit gesenktem Kopf auf der Zeugenbank saß. Dann reichte der soeben Freigesprochene seinem Verteidiger die Hand. »Gute Arbeit«, murmelte er. »Sie haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet.«

Gwen Hollisters Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Der Staatsanwalt ging zu ihr hin und sagte leise: »Da war nichts zu machen, Ma‘am. Ihre Aussage stand gegen seine. Der Freispruch erfolgte aus Mangel an Beweisen. Das ist nun einmal so.« Der Staatsanwalt zuckte mit den Schultern. »Wenn die Schuld eines Angeklagten nicht hundertprozentig erwiesen ist, erfolgt keine Verurteilung.«

»Er ist schuldig«, murmelte die Einundzwanzigjährige. Ihre Stimme klang brüchig. »Es will mir nicht in den Kopf, dass er ungeschoren davonkommen soll.« Sie wandte sich ab und strebte dem Ausgang des Gerichtssaals zu.

Rick Ashley blickte ihr hinterher und grinste höhnisch.

Ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren trat Gwen Hollister in den Weg. Er nahm sie wortlos in die Arme. Sein Name war Steven Danner. Er schaute über den Kopf seiner Verlobten hinweg auf Rick Ashley. Dieser näherte sich dem Ausgang. Sein Anwalt ging neben ihm. Jetzt wurde Ashley aufmerksam. Sein Blick kreuzte sich mit dem von Danner, und Ashley las eine düstere Prophezeiung in dessen Augen.

»Gehen wir, Gwen«, sagte Danner, wandte sich ab und führte Gwen Hollister davon. In einer Seitenstraße stand sein Auto. Es war ein dunkelblauer Pontiac. Danner öffnete die Beifahrertür und drückte seine Verlobte mit sanfter Gewalt auf den Sitz. Gwen war noch immer wie geistesabwesend. Dass ihr Peiniger freigesprochen worden war, überstieg ihr Begriffsvermögen. Blicklos starrte sie auf einen unbestimmten Punkt. Das alles kam ihr vor wie ein böser Traum.

4

Joanna Wallace klopfte an die Tür ihres Chefs, öffnete, streckte den Kopf in sein Büro und sagte: »Ich gehen jetzt, Sir. Die Post nehme ich mit. Bis morgen dann.«

»Bis morgen, Joanna. Schönen Abend.«

»Danke.«

Die Fünfundzwanzigjährige verließ die Kanzlei, stieg in ihren silberfarbenen Toyota und fuhr zum Post Office. Danach suchte sie den Supermarkt in der 40th Street auf, erledigte ihre Einkäufe, stellte sich an die Schlange der Kasse und wartete geduldig. Endlich kam sie an die Reihe. Die Kassiererin zog die Waren über den Scanner und nannte schließlich den Betrag, den Joanna zu zahlen hatte.

Die junge Frau trug ihren Einkauf in einer Tüte zu ihrem Wagen, dann fuhr sie nach Osten, um im Queens Midtown Tunnel den East River zu überqueren. Sie kam auf dem Interstate Highway 495 wieder ins Freie, folgte ihm etwa anderthalb Meilen und bog dann in die 46th Street ab.

Joanna wohnte in einem Mehrfamilienhaus. Ihre Wohnung lag in der zweiten Etage. In dem Moment, als sie ihren Wagen parkte, läutete ihr Handy in der Freisprechanlage. Die junge Frau stellte eine Verbindung her. Es war ihre Mutter. »Wolltest du heute nicht vorbeikommen, Joanna? Ich habe extra gekocht.«

Joanna griff sich an den Kopf. »Gütiger Gott, natürlich. Das habe ich völlig vergessen, Ma. Aber der Stress in der Arbeit ist im Moment immens. Die Mandanten geben sich bei uns die Türklinke in die Hand. Ich habe in der vergangenen Woche mehr als fünfzehn Überstunden gemacht. Und diese Woche habe ich auch schon wieder zehn. – Weißt du was, Ma? Ich bringe meine Einkäufe hinauf und dann komme ich. In zwanzig Minuten bin ich bei dir.«

»Ich warte.«

Joannas Mutter wohnte in Sunnyside, in der 47th Avenue. Es war nur einen Katzensprung von der 46th Street entfernt.

Die junge Frau parkte den Toyota und stieg aus, holte ihren Einkauf vom Rücksitz und betrat das Haus. Sie achtete nicht auf den Mann, der ein Stück entfernt an der Hauswand lehnte und rauchte. Er war etwa dreißig Jahre alt, dunkelhaarig und trug einen Drei-Tage-Bart.

Er machte noch einen Zug, stieß den Rauch durch die Nase aus, schnippte die Zigarette davon und betrat kurz nach Joanna das Gebäude. Im Treppenhaus hörte er noch die Schritte der Fünfundzwanzigjährigen. Er beeilte sich. Als er in der zweiten Etage ankam, stand Joanna an der Tür ihres Apartments und sperrte auf. Sie wandte dem Mann den Rücken zu.

Die Tür schwang auf. Joanna betrat die Wohnung. In dem Moment, als sie die Tür schließen wollte, stellte der Bursche seinen Fuß zwischen Türblatt und Schwelle. Ehe Joanna zum Denken kam, war er in der Wohnung. Er drückte die Tür mit dem Fuß zu und zückte ein Messer. »Wenn du schreist, stirbst du.«

Joanna war wie erstarrt und zu keiner Reaktion fähig. Fassungslos starrte sie den Kerl an. Dessen Mund wurde nun von einem spöttischen Grinsen in die Breite gezogen. »Ich beobachte dich schon ein paar Tage, Süße. Du bist genau mein Typ.«

Joanna fand ihre Stimme wieder. »Was – wollen – Sie?«

»Ich will dich, Honey.« Er drängte sie tiefer in die Wohnung hinein. »Stell die Tüte auf den Tisch, und dann zieh dich aus. Und keine Zicken.« Sein Grinsen war erloschen. »Du willst doch nicht, dass ich dir mit dem Messer das schöne Gesicht zerschneide.«

»Bitte …«, flüsterte Joanna. In ihren Augen wütete das Entsetzen. Eine eiskalte Hand schien ihr Herz zu umklammern und es zusammenzupressen. Die Tüte mit den Einkäufen entglitt ihr. Der Inhalt verstreute sich auf dem Boden. Ihr Hals war wie zugeschnürt.

Der Eindringling trat vor sie hin. »Keine Zicken, habe ich gesagt. Er drückte ihr die Schneide des Messers gegen die Wange. Joanna sah die Kälte in seinem Blick und erschauerte. Dann spürte sie einen brennenden Schmerz, als er mit einem Ruck das Messer nach unten zog. »Ich spaße nicht.«

Blut rann aus der kleinen Schnittwunde. Joanna schrie auf.

»Zieh dich aus!«

5

Es war nach 22 Uhr. Steven Danner saß im Sessel und starrte auf die Mattscheibe. Gwen Hollister lag auf der Couch und hatte die Augen geschlossen. Sie war bleich. Manchmal schoss ihr Danner einen schnellen Blick zu. Gwen ist in den vergangenen Monaten um Jahre gealtert, sagte er sich. Sie ist noch immer nicht darüber hinweggekommen. Dieses dreckige Schwein …

Danner war nicht bei der Sache. Er sah zwar die Bilder über den Monitor flimmern, wusste aber längst nicht mehr, worum es bei dem Film ging. Gedankenverloren griff er in die Schüssel mit den Erdnüssen, nahm einige der gesalzenen Körner heraus und schob sie sich in den Mund. Nachdem er sie gekaut hatte, spülte er sie mit einem Schluck Wein hinunter.

Gwens Verhalten bereitete ihm Sorge. Sie sprach nur noch wenig. Und sie zuckte zurück, wenn er nach ihr griff, um sie in die Arme zu nehmen. Vielleicht wäre es gut, wenn sie sich in psychologische Behandlung begeben würde, sinnierte er. Ja, ich glaube, sie benötigt qualifizierte Hilfe.

Jetzt ergriff Gwen das Wort. Sie sagte: »Bist du mir böse, wenn ich dich bitte, mich ein paar Tage alleine zu lassen, Steven?«

»Ich glaube nicht, dass das gut wäre.«

»Ich muss alleine sein, um alles zu verarbeiten. Es ist doch nichts dabei, wenn du für ein paar Tage in deine Wohnung zurückkehrst.«

»Ich …«

Es läutete. Danner zuckte zusammen. Wer besuchte sie zu dieser Zeit? Er lauschte dem Klingelton hinterher. Unterbewusst nahm er wahr, dass Gwen die Augen aufgeschlagen hatte.

Als es erneut klingelte, erhob sich Danner.

»Wer mag das sein?«, fragte Gwen mit klangloser Stimme.

»Ich habe keine Ahnung«, murmelte Danner und ging zur Tür. Die Sicherungskette war eingehängt. Steven Danner öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Was …«

Jemand warf sich gegen das Türblatt. Die Kette wurde aus der Verschraubung gerissen. Die Türkante knallte gegen Danners Stirn, mit einem erschreckten Laut auf den Lippen taumelte er zwei Schritte zurück.

Zwei Männer drängten in die Wohnung, einer drückte die Tür hinter sich zu. »Keinen Laut!« Der Sprecher hatte rotblonde Haare, einen Vollbart von derselben Farbe und trug eine Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern. Der andere war dunkelhaarig, auch sein Gesicht zierte ein Vollbart, und auch er trug eine Sonnenbrille.

Gwen Hollister hatte sich aufgesetzt. In ihrem Gesicht zuckten die Muskeln. Düstere Erinnerungen wurden in ihr wach. Auch Rick Ashley war mit Gewalt in ihre Wohnung eingedrungen. Die dunkelsten Stunden ihres Lebens waren damals angebrochen. Das Herz schlug Gwen hinauf bis zum Hals. Eine unsichtbare Hand schien sie zu würgen.

Steven Danner hatte seinen Schreck überwunden. »Was wollen Sie?«, entrang es sich ihm. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor. Er verspürte Angst.

»Setz dich!«, gebot der Rotblonde. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Und als Danner saß, sagte er: »Ich werde Miss Hollister mitnehmen. Sie muss uns einige Fragen beantworten. Mein Kollege wird bei dir bleiben. Keine Sorge. Miss Hollister wird kein Haar gekrümmt. Ich werde sie auch wieder zurückbringen.«

Danner nahm all seinen Mut zusammen. »Warum?«

Er erhielt keine Antwort.

Der Dunkelhaarige zog eine Pistole und richtete sie auf ihn. »Bleib ruhig sitzen«, knurrte er.

Der Rotblonde trat vor Gwen hin, die entsetzt auf den Eindringling mit der Waffe starrte. »Sie werden mit uns kommen, Gwen. Einige Gentlemen erwarten uns. Haben Sie keine Angst. Ihnen geschieht nichts.«

»Aber …« Gwens Stimmbänder versagten.

»Haben Sie Vertrauen zu uns. Mein Kollege wird bei Ihrem Verlobten bleiben. Entschuldigen Sie unser Vorgehen. Aber anders könnten wir Sie wohl kaum davon überzeugen, dass Ihre Aussage sehr wichtig für uns ist.«

»Meine Aussage …«

»Ja. Es geht um Rick Ashley.«

Gwen erschauerte bei Nennung dieses Namens. Ihre Mundwinkel zuckten. Nervös knetete sie ihre Hände.

»Sie sollten freiwillig mit uns kommen«, sagte der Rotblonde.

Wie von Schnüren gezogen erhob sich die junge Frau. Ihr Gesicht war Spiegelbild ihrer Empfindungen. Nur mühsam bezwang sie ihre Panik. »Ich – ich komme mit Ihnen. Bitte, tun Sie Steven nichts. Ich – ich …«

Ihre Stimme brach.

»Sehr vernünftig«, lobte der Rotblonde. »Ziehen Sie sich etwas an. Es ist kalt draußen.« Er heftete seinen Blick auf Steven Danner, in dessen Augen das Entsetzen flackerte. »In spätestens drei Stunden erhältst du Gwen zurück. Wir werden ihr kein Haar krümmen.«

Danner wollte etwas sagen, aber seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst.

Gwen holte ihren Trenchcoat von der Garderobe und schlüpfte hinein. Ihre Beine wollten sie kaum tragen. Sie war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und handelte wie in Trance. Zusammen mit dem Rotblonden verließ sie die Wohnung. Sie stiegen die vier Stockwerke hinunter. Im Treppenhaus begegnete ihnen niemand. Der Rotblonde öffnete per Fernbedienung die Türen eines Dodge. »Steigen Sie ein, Gwen«, kommandierte er.

Jeglichen Willens beraubt setzte sich die junge Frau auf den Beifahrersitz. Der Rotblonde klemmte sich hinter das Steuer. Er beugte sich ein wenig zu Gwen hinüber, öffnete das Handschuhfach und nahm ein schwarzes Tuch heraus. »Ich muss Ihnen leider die Augen verbinden.«

Ein zitternder Atemzug des lähmenden Entsetzens ließ den Körper der jungen Frau erbeben. Das Herz drohte ihr in der Brust zu zerspringen. Abwehrend hob sie die Hände. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut drang aus ihrer Kehle.

Der Rotblonde legte ihr das Tuch um die Augen und verknüpfte die Enden am Hinterkopf der jungen Frau miteinander. »Sie können mir vertrauen«, erklärte er aufs Neue. Dann startete den Motor und fuhr los.

Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde. Dann wurde der Dodge abgebremst, der Motor erstarb, der Rotblonde sagte: »Wir sind da.« Er stieg aus, lief vorne um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Seine Hand legte sich um den Oberarm der jungen Frau, er half ihr beim Aussteigen. Wenig später betraten sie ein Gebäude. Und jetzt nahm der Mann der Frau die schwarze Binde ab. Sekundenlang wurde sie vom grellen Licht geblendet. Sie befanden sich in einem Treppenhaus. Die Stiege war aus Holz. Es roch nach Bohnerwachs. Im Haus war es ruhig wie in einer Gruft.

»Wir müssen in die zweite Etage«, erklärte der Rotblonde.

Gwen ging voraus. Manchmal knarrte eine Stufe. Das Entsetzen war einer dumpfen Beklemmung gewichen. Die junge Frau war wieder in der Lage, klar zu denken. Sie war in der Zwischenzeit davon überzeugt, dass ihr nichts Schlimmes drohte. Und schließlich drehte sich ihr ganzes Denken nur noch um die Frage, was der Sinn ihrer Entführung war.

In der zweiten Etage schloss der Rotblonde eine Tür auf. Sie betraten ein Wohnzimmer. Drei Männer erwarteten sie. Auch sie waren mit Perücken, Bärten und Sonnenbrillen maskiert. Bei Gwen kam die Angst zurück.

Die Männer fixierten sie. Der Rotblonde sagte: »Setzen Sie sich, Gwen.«

Sie nahm Platz.

»Guten Abend, Gwen«, sagte ein dunkelhaariger Mann freundlich. »Legen Sie bitte Ihre Angst ab. Sie haben von uns nichts zu befürchten.«

Gwen brachte kein Wort hervor.

Der Sprecher von eben ergriff wieder das Wort. »Sie wurden am zweiten Juni vergewaltigt.«

Gwen musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihr. »Das ist richtig.«

»Wie kam es dazu?«

»Ich – ich spreche nicht gerne darüber«, murmelte Gwen.

»Es ist sehr wichtig. Uns geht es um die Wahrheit. Also sprechen Sie.

Gwen begann mit brüchiger Stimme. »Es war gegen dreiundzwanzig Uhr, als es an der Tür läutete.« Ihre Stimme festigte sich. »Es war Rick Ashley, mein Nachbar. Ich öffnete. Ehe ich mich versah, war Ashley in der Wohnung. Und dann – dann …«

»Fiel er über Sie her.«

Die Erinnerung hatte Gwen überwältigt. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Lippen bebten.

»Ja. Er schlug mich. Dann – dann riss er mir die Kleider vom Leib und warf mich auf das Bett. Es – es war furchtbar. Ashley blieb bis zum Morgen. Ich – ich musste ihm immer wieder zu Willen sein.«

»Sie haben ihn angezeigt.«

»Ja.« Gwen schluckte. »Es kam zu einem Prozess. Ashley behauptete, ich hätte die Nacht mit ihm freiwillig verbracht. Seine Aussage stand gegen meine. Einige Leute, die in dem Haus wohnen, sagten vor Gericht aus, dass sie mich hin und wieder mit Ashley gesehen hatten.«

»Hatten Sie ein Verhältnis mit ihm?«

»Ein freundschaftliches«, murmelte Gwen. »Er war mein Nachbar. Hin und wieder tranken wir ein Glas Wein zusammen.«

»Kam es zwischen Ihnen zu Intimitäten?«

»Nein.«

»Haben Sie Ashley irgendwelche Hoffnungen gemacht?«

»Niemals. Er wusste, dass ich einen festen Freund hatte.«

»Steven Danner, nicht wahr?«

»Ja. In der Zwischenzeit sind wir miteinander verlobt.«

»Was sprach Ashley, nachdem er in Ihre Wohnung eingedrungen war?«

»Er sagte, dass er mich töten würde, wenn ich schreie. Und dann würgte er mich. Er schlug mir ins Gesicht. Dann – dann …«

Gwen barg das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zuckten.

»Vielen Dank, Miss Hollister. Haben Sie Ihrer Aussage sonst noch etwas hinzuzufügen?«

»Es – es war furchtbar. Ashley gebärdete sich wie ein wildes Tier. Ich fürchtete um mein Leben.«

»In Ordnung. Sie könnten Ihre Aussage jederzeit beeiden?«

»Es hat sich so zugetragen, wie ich es erzählt habe.«

»Du kannst Miss Hollister wieder nach Hause fahren.«

Diese Worte waren an den Rotblonden gerichtet. Der nickte Gwen zu. »Gehen wir.«

6

Rick Ashley kam von einem Vorstellungsgespräch. Nachdem er verhaftet worden war, hatte er seine Arbeit als Bauhilfsarbeiter verloren. Nach seiner Haftentlassung hatte er sofort begonnen, sich einen neuen Job zu suchen. Bei seiner früheren Firma gab es keine freien Stellen, so dass er gezwungen war, verschiedene Baufirmen aufzusuchen und um Arbeit nachzufragen.

Es war 18 Uhr vorbei. Ashley stellte den alten Ford am Straßenrand ab und stieg aus. Er reckte die Schultern. Seine Wohnung lag in der 132nd Street. Ashley war etwas frustriert. Zu dieser Jahreszeit einen Job auf dem Bau zu bekommen war nahezu unmöglich. Auch heute hatte er nur wieder Absagen erhalten. Er überlegte, ob er es nicht bei anderen Branchen versuchen sollte. Als Hilfsarbeiter konnte er überall arbeiten.

Er verschloss die Türen des Fords und ging zur Haustür. Da wurde er angesprochen: »Mister Ashley!«

Er blieb stehen und drehte den Kopf halb herum. Aus einem Dodge stieg ein Mann mit rotblonden Haaren und einem Vollbart von derselben Farbe. Er trug eine Sonnenbrille.

»Was ist?«, fragte Ashley.

Eine Hand legte sich auf Ashleys Schulter. Er fuhr herum. Vor ihm stand ein dunkelhaariger Bursche mit Sonnenbrille. Einige Passanten, die vorbeihasteten, beachteten weder Ashley noch die beiden Männer.

»Ich bin Sergeant Henders«, sagte der Dunkelhaarige und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Jackentasche. »Das ist ein Haftbefehl, Mister Ashley. Ich muss Sie bitten, mit uns zu kommen?«

Ashley nahm ziemlich verstört das Blatt Papier und faltete es auseinander. Auf dich ist eine Pistole gerichtet, stand darauf. Setz dich in den Dodge.

Rick Ashley erschrak. Er drehte den Kopf und schaute den Rotblonden an. Der stand vor dem Dodge und hatte die rechte Hand in die Manteltasche geschoben. Eine Ausbuchtung verriet, dass er eine Pistole in dieser Hand hielt. Ashleys Gesicht zuckte wieder zu dem Dunkelhaarigen herum. »Was wollt ihr von mir?«

»Steig ein!«, sagte der Dunkelhaarige, der sich als Sergeant Henders vorgestellt hatte.

Angst stieg in Ashley in die Höhe. Er spürte Anspannung. Hinter seiner Stirn wirbelten die Gedanken. Plötzlich warf er sich gegen den Dunkelhaarigen. Der Bursche taumelte zur Seite. Ashley spurtete los. Einige Fußgänger kamen ihm entgegen, er wich aus, sprang zwischen zwei parkenden Fahrzeugen in die Straße und rannte wie von Furien gehetzt davon.

Die beiden Kerle folgten ihm. Ashley wurde von der Angst vorwärts gepeitscht. Er hatte keine Ahnung, was die beiden von ihm wollten. Klar war ihm nur, dass es sich nicht um Polizisten handelte. Hatte ihm die beiden Gwen Hollister geschickt? Wollte sie sich an ihm rächen?

Ashleys Beine wirbelten. Er warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Sieben, acht Schritte hinter ihm rannten seine Verfolger. Er sah ihre verbissenen Gesichter und versuchte, sein Tempo zu steigern.

Er hielt den Spurt keine zweihundert Yards durch. Seine Lungen pumpten. Schweiß perlte auf seiner Stirn, obwohl es alles andere als warm war. Seitenstechen stellte sich ein. Er gab auf. Nach vorne gekrümmt stand er da und erwartete die beiden Kerle.

Sie nahmen ihn zwischen sich.

»Schickt euch Gwen Hollister?«, keuchte Ashley.

Sie gaben ihm keine Antwort, sondern packten ihn an den Armen und führten ihn zu dem Dodge. Er musste sich auf den Beifahrersitz setzen. Der Dunkelhaarige nahm im Fond Platz. Der Rotblonde setzte sich hinter das Steuer. Nur nach und nach nahmen bei Ashley Atmung und Herzschlag wieder den regulären Rhythmus auf.

Sie brachte ihn in die Elder Avenue in der Bronx. Dort betraten sie ein Gebäude, stiegen in die zweite Etage empor und gingen in eine Wohnung, in der sie drei Männer erwarteten. Sie waren mit Perücken, Bärten und Sonnenbrillen maskiert. Ashleys Hals war so trocken, dass er kaum schlucken konnte. Die Angst kam wie eine alles verschlingende Flut und krampfte Ashleys Magen zusammen.

»Was soll dieses Theater?«, keuchte er. »Warum diese Maskerade?«

»Wir sind die Gerechten«, erhielt er zur Antwort.

»Was wollt ihr von mir?«

»Setz dich.«

Ashley ließ sich in einen Sessel fallen. Er spürte fiebrige Erregung. Tief in seiner Seele fühlte er das Unheil, das sich über seinem Kopf zusammenballte. Sein unruhiger Blick sprang zwischen den Männern hin und her.

Einer sagte: »Wir haben Gwen Hollister vernommen.«

»Na und? Das Gericht hat mir mehr geglaubt als ihr.«

»Sie hat uns die Vergewaltigung bestätigt. Du hast sie gewürgt und geschlagen. Ihre Aussage ist glaubhaft.«

»Ich wurde freigesprochen.«

»Vom Gericht – nicht jedoch von uns.«

Der Rotblonde trat hinter Ashley und fasste ihm in die Haare. »Wir wollen ein Geständnis, Ashley.«

Ashley verzog das Gesicht. Der Griff in seinen Haaren schmerzte. »Es gibt nichts zu gestehen. Gwen ließ mich in die Wohnung. Es kam zu Küssen, dann bat sie mich, die Nacht über bei ihr zu bleiben. Sie ist eine attraktive Frau und ich sagte nicht nein. Es – es knisterte schon lange zwischen uns.«

»Gwen Hollisters Version von der Geschichte lautet anders«, sagte einer der Männer. »Wir werden die Wahrheit aus dir herauskitzeln, Ashley. Glaube mir – wir haben bisher noch jeden weich gekriegt.«

»Ihr seid verrückt. Gwen ist eine verdammte Lügnerin.«

»Aus welchem Grund sollte sie lügen?«

»Das weiß ich doch nicht. Sie will mir eins auswischen. Wahrscheinlich bekam sie Gewissensbisse wegen ihres Freundes, den sie mit mir betrog. Verdammt, ich weiß es nicht.«

»Auf Vergewaltigung steht der Tod.«

Ashley zuckte zusammen. Er atmete tief durch. »Nach welchem Gesetz?«

»Nach dem Gesetz der Gerechten«, erhielt er zur Antwort.

Der Zug in seinen Haaren verstärkte sich. Der Schmerz ließ Ashley stöhnen. Der Rotblonde sagte: »Es gibt Mittel und Wege, um dich zum Sprechen zu bewegen, Ashley. Wir glauben Gwen Hollister. Du kannst dir eine Menge ersparen, wenn du freiwillig redest.«

»Niemals!«

»O doch, du wirst reden.«

Es klang wie ein düsteres Versprechen.

7

Wir hatten »Charly‘s Inn« umstellt. Den Einsatz leitete ich. Das Lokal sollte die Stammkneipe einer Rockerbande sein, die die Straßen von New York unsicher machte. Straßenraub, Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Förderung der Prostitution. Das waren die Delikte, die man der Gang zum Vorwurf machte.

Es war 21.55 Uhr. Im Hof wartete eine Gruppe Polizisten auf ihren Einsatz. Milo und ich befanden uns zusammen mit Detective Lieutenant Bannister in einem Funkwagen. Bannister hielt das Mikro des Funkgeräts in der Hand. Fragend schaute er mich an.

»Sind die Gruppen bereit?«, fragte ich.

»Ja.«

»Okay. Geben Sie den Befehl zum Zugriff.«

Bannister hob das Mikrofon vor seinen Mund. »Zugriff, Leute!«

Auf der Straße wurde es lebendig. Polizisten drängten in das Lokal. Nach wenigen Minuten ertönte es aus dem Lautsprecher des Funkgeräts: »Wir haben alles unter Kontrolle.«

»Wie sieht es aus?«, fragte Bannister.

»Ungefähr zwei Dutzend Leute. Sie haben sich nicht gewehrt.«

»Gut. Wir kommen.«

Wir begaben uns in das Lokal. An den Tischen saßen Männer mit langen Haaren und Bärten. Viele trugen Lederjacken. Bei dem Lokal handelte es sich um eine Art Pub.

Jeder der Anwesenden wurde überprüft. Drei der Kerle wurden per Haftbefehl gesucht. Wir stellten einiges an Drogen sicher, aber auch drei Pistolen, einige Schlagringe und -federn sowie über ein Dutzend feststehender Messer. Eine Reihe von Kerlen wurden vorläufig festgenommen.

8

Seit fast vierundzwanzig Stunden befand sich Ashley nun in der Gewalt der Gerechten. Sie hatten ihn in einen fensterlosen Keller gesperrt. Um ihn herum war es stockdunkel. Ashley verspürte bohrenden Hunger. Seine Notdurft musste er in dem Verlies verrichten. Es stank erbärmlich.

Ashley fröstelte es. Er kauerte an der Wand. Die Kälte kroch aus dem Betonboden in seine Füße und hinauf in seinen Leib. Seine Psyche drohte zu versagen. Er war am Ende.

Als das Licht aufflammte, schloss er geblendet die Augen. Ein Schüssel drehte sich knirschend im Schloss, dann schwang die Stahltür auf. Der Rotblonde und der Dunkelhaarige, die ihn entführt hatten, kamen in den Raum.

»Pfui Teufel!«, stieß der Rotblonde hervor. »Hier stinkt es ja, dass es einem schlecht wird.«

»Wahrscheinlich hat sich Ashley in die Hosen gemacht«, sagte der Dunkelhaarige und lachte.

Rick Ashleys Gestalt wuchs in die Höhe. Er spürte, dass er zitterte. Sein Herz raste. Die Angst verschloss ihm den Mund. Angst sprach auch aus jedem Zug seines Gesichts.

»Bist du nun bereit, ein Geständnis abzulegen?«, fragte der Rotblonde.

»Ich habe Hunger und Durst«, murmelte Ashley, ohne auf die Frage einzugehen. »Bitte, gebt mir etwas zu essen und zu trinken.«

»Sicher, du kriegst etwas. Sobald du die Vergewaltigung gestehst, kriegst du zu essen und zu trinken. Du braucht nur zu sagen, ja, ich war es.«

»Was ist, wenn ich es zugebe?«

»Dann werden wir dich verurteilen.«

»Wer seid ihr?«

»Die Gerechten. Aber das haben wir dir bereits gesagt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dort dem Gesetz Geltung zu verschaffen, wo es zu versagen droht. Wir wissen, dass du schuldig bist. Doch wir wollen dich nicht ohne Geständnis verurteilen.«

»Ein halb verdursteter und verhungerter Mann wird alles zugeben, was ihr von ihm hören wollt«, stieß Ashley hervor und in seiner Stimme lag die Verzweiflung, die ihn beherrschte.

»Du hast es dir selber zuzuschreiben.«

»Ich habe die Lady nicht vergewaltigt«, keuchte Ashley. »Soll ich ein Verbrechen zugeben, das ich nicht begangen habe.«

»Gwen Hollister behauptet das Gegenteil. Ihre Aussage ist glaubhaft.«

»Ihr – ihr maßt euch an, das Gesetz in die Hand nehmen zu dürfen. Wer gibt euch das Recht dazu?«

»Wir nehmen uns dieses Recht. Was ist nun? Bist du bereit, zu gestehen?«

»Nein.«

»Wie du willst.«

Die beiden verließen den Kellerraum. Die Tür fiel zu, der Schlüssel knirschte metallisch. Dann ging das Licht aus. Die Dunkelheit fiel wie ein schwarzer Vorhang in den Raum und verstärkte bei Ashley das Gefühl der Verlorenheit.

Mit zwei Schritten war er bei der Tür. Er trommelte mit beiden Fäusten dagegen. Dumpf hallten die Schläge durch das Gebäude. Aber die Wohnungen standen leer, und niemand hörte sie, außer den beiden Männern, die die Treppe hinaufstiegen und schließlich die Wohnung in der zweiten Etage betraten. Der Rotblonde holte sein Handy aus der Tasche, tippte eine Nummer und stellte die Verbindung her. Dann sagte er: »Er behauptet nach wie vor, dass er unschuldig sei.«

»Lasst ihn noch zwölf Stunden schmoren. Wenn er dann immer noch kein Geständnis ablegt, ist er wohl tatsächlich unschuldig. Lasst ihn dann laufen.«

»Ist gut.«

9

Milo und ich traten kurz nach 7 Uhr unseren Dienst an. Ich zog gerade meine Jacke aus, als mein Telefon läutete. Nachdem ich die Jacke über die Stuhllehne gehängt hatte, nahm ich ab. Ich hörte die wohlvertraute Stimme des Assistant Directors: »Guten Morgen, Jesse. Kommen Sie und Milo doch bitte gleich zu mir.«

»In Ordnung, Sir.« Ich legte auf. »Zum Chef. Lassen wir ihn nicht warten.«

Gleich darauf betraten wir Mandys Büro. Die schöne Sekretärin schenkte uns ein bezauberndes Lächeln und sagte: »Geht nur hinein. Mr. McKee wartet schon.«

»Gibt es denn keinen Kaffee?«, fragte Milo.

»Ich habe keinen Auftrag vom Chef erhalten«, erklärte Mandy.

»Merkst du was, Jesse? Wir werden richtig stiefmütterlich behandelt.«

Ich klopfte schon an die Tür zum Büro des AD und öffnete sie sogleich. Mr. McKee saß hinter seinem Schreibtisch. »Ah, Jesse, Milo. Kommen Sie herein.« Mit dem letzten Wort erhob sich der Chef und kam um seinen Schreibtisch herum.

Ich betrat das Büro, Milo folgte mir. Mr. McKee gab jedem von uns die Hand, dann forderte er uns auf, Platz zu nehmen. Er setzte sich zu uns. »Ich habe einen Job für Sie, Agents«, sagte er.

»Worum geht es, Sir?«, fragte ich.

»Morgen Vormittag um zehn Uhr beginnt im Criminal Courts der Prozess gegen Glenn Mortimer.«

Fragend musterte ich den AD.

»Sam Hastings, Mortimers früherer Stellvertreter, hat sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge zur Verfügung gestellt«, fuhr der Assistant Director fort. »Da zu befürchten war, dass Mortimers Leute versuchen, Hastings auszuschalten, haben wir ihn in einer Wohnung in Queens versteckt. Er wird dort von zwei Polizisten bewacht.«

Ich hatte noch immer keine Ahnung, worauf der Chef hinaus wollte. Aber ich stellte keine Fragen. Lediglich mit Milo wechselte ich einen schnellen Blick, und mir entging nicht die Ratlosigkeit in seinen Zügen.

»Ich will«, sagte Mr. McKee schließlich, »dass Sie beide den Zeugen morgen in Queens abholen und zum Criminal Courts bringen. Mortimer wird alle Hebel in Bewegung setzen, um zu verhindern, dass Hastings gegen ihn aussagt. Es geht um Mord. Mortimer hat mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe zu rechnen.«

»In welcher Wohnung wird Hastings versteckt?«

»Queens, zweihundertsiebenundfünfzig, hundertzweiundsechzigste Straße. Die Wohnung befindet sich in der zweiten Etage. Auf dem Namensschild steht B. Jackson. Fahren Sie beizeiten los, sodass Sie mit Hastings rechtzeitig um zehn Uhr im Gericht eintreffen.«

Dieser letzte Hinweis wäre nicht notwendig gewesen. Ich nickte. »Wissen die beiden Kollegen, die Hastings bewachen, Bescheid?«

»Ich werde sie informieren. Nehmen Sie einen Dienstwagen aus dem Fuhrpark. Und sehen Sie sich vor. Mortimers Leute werden Jagd auf Hastings machen.«

»Wird Hastings in den Genuss des Zeugenschutzprogramms kommen?«, fragte ich.

»Wenn er es will – ja.«

»In Ordnung«, sagte ich. »Wir holen den Burschen morgen früh ab und bringen ihn zum Gericht. Mortimers Leute werden kaum Wind von der Sache bekommen.«

»Melden Sie sich bei mir, nachdem Sie Hastings beim Gericht abgeliefert haben«, trug uns der AD auf.

»Machen wir, Sir.«

Dann ließen wir den Chef allein. Milo und ich fuhren in den Keller. Wir hatten in der Nacht den Boss der Rockerbande, die wir in »Charly‘s Inn« hochgenommen hatten, ins Bundesgebäude schaffen und arretieren lassen. Jetzt ließen wir ihn vorführen. Ich bat den Wachtmeister, ihm die Handschellen abzunehmen. Dann forderte ich den Rocker auf, am Tisch Platz zu nehmen.

»Ihr Name ist Gene Mercer«, sagte ich.

Der Bursche nickte. Ein goldener Ohrring funkelte an seinem rechten Ohrläppchen. Seine dunklen Haare waren nackenlang, er hatte einen Schnurrbart, der bis zu seinen Kinnwinkeln reichte.

»Warum fragen Sie, wenn Sie‘s wissen?«, blaffte er und schaute mich trotzig an.

»Das war eine Feststellung«, versetzte ich. »Sie sind sechsundzwanzig Jahre alt und wohnen in der hundertsechzehnten Straße.«

Der Bursche bog die Mundwinkel geringschätzig nach unten und schwieg.

»Bei Ihnen wurde eine Pistole sichergestellt. Eine nicht registrierte Waffe. Wozu brauchen Sie die?«

»Ich habe sie billig erstanden. Der Kerl brauchte Geld. Ich griff zu.«

»Die Gang, die Sie anführen, nennt sich Desperados, nicht wahr?«

»Wir sind friedliche Leute.«

»Sicher«, mischte sich Milo ein. »Weil Sie so friedlich sind, tragen die Mitglieder der Gang Pistolen, Schlagringe, Schlagfedern und Dolche mit sich herum.«

»Die Waffen sind nur zu unserem Schutz«, knurrte der Rockerboss.

»Wen müssen Sie denn fürchten?«, fragte ich.

»Die Hell Angels zum Beispiel.«

»Versuchen die in Ihr Revier einzudringen?«

»Von welchem Revier sprechen Sie, G-man?«

»Von dem Gebiet zwischen zweiundvierzigster und sechzigster Straße im Osten Manhattans. Dort kontrollieren die Desperados doch das Geschäft mit dem Verbrechen.«

»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«

Ich stemmte mich mit beiden Armen auf den Tisch und beugte mich ein wenig vor. »Für wen arbeiten Sie, Mercer?«

»Sie träumen wohl.«

»O nein. Sie sind nur ein Werkzeug. Drogenhandel, illegale Prostitution, Schutzgelderpressung … Wer steht hinter den Desperados? Wer ist der Unbekannte im Hintergrund?«

»Sie vergeuden nur Ihre Zeit.«

»Sagen Sie uns den Namen, Mercer.«

Der Rocker lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte den Kopf in den Nacken. »Ich bin mein eigener Herr, Trevellian.«

»Okay«, versetzte ich. »Dann wird man sämtliche Verbrechen, die die anderen Kerle zugeben, Ihnen zurechnen. Haben Sie schon einmal nachgerechnet, wie viele Jahre Gefängnis unter dem Strich für Sie herauskommen werden?«

»Meine Freunde werden den Mund halten.«

»Darauf würde ich mich nicht verlassen.« Ich machte eine kleine Pause. »Einige Geschäftsleute haben sich bereit erklärt, mit dem FBI zusammenzuarbeiten. Sie werden die Kerle identifizieren, die sie erpressen. Es sind Mitglieder der Desperados. Man wird es ihnen schmackhaft machen, zu gestehen. Der eine oder andere wird das Angebot der Staatsanwaltschaft annehmen und auspacken. Und dann sind Sie dran, Mercer.«

»Sie können mich nicht einschüchtern.«

»Na schön. Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Ich denke, dass Sie Ihre Sturheit teuer zu stehen kommen wird.«

»Keiner meiner Freunde wird sprechen. Mein Wort drauf, G-man.«

»Es reicht, was wir Ihnen beweisen werden. Sie werden die volle Härte des Gesetzes zu spüren kriegen. Wollen Sie tatsächlich den Kopf allein in die Schlinge stecken?«

»Noch bin ich nicht verurteilt.«

»Na schön. Wie Sie wollen. Der Haftbefehl gegen Sie dürfte nur noch Formsache sein. Sollten Sie es sich anders überlegen, lassen Sie‘s mich wissen.«

»Es gibt für mich nichts zu überlegen.«

10

Ashley spürte Schwindelgefühl. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Seine Mundhöhle und sein Hals waren trocken. Den Begriff für die Zeit hatte er längst verloren. Dumpfe Müdigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen. Dazu gesellten sich Hoffnungslosigkeit und Resignation.

Er erhob sich und taumelte zur Tür. Mit beiden Fäusten hämmerte er dagegen. Geraume Zeit verging. Dann flammte das Licht auf und die Tür wurde geöffnet.

»Hast du uns was zu sagen, Ashley?«

»Ja, verdammt, ja.«

»Dann sprich.«

»Ich gebe alles zu. Ich habe Gwen Hollister vergewaltigt. Ich bin in ihre Wohnung eingedrungen und – und habe sie geschlagen und gewürgt. Sie – sie sollte mir zu Willen sein. Ich – ich …«

Ashley fing an zu weinen.

»Komm mit«, sagte der Rotblonde.

Sie stiegen die Treppe hinauf. Ashleys Bronchien pfiffen. Er fühlte sich erschöpft. In der Wohnung in der zweiten Etage angekommen ließ er sich in einen Sessel fallen. Seine Hände zitterten. »Gebt mir etwas zu trinken.«

Der Dunkelhaarige holte aus einem der Schränke ein Glas, ging in die Küche und füllte es an der Wasserleitung, dann stellte er es vor Ashley hin. Dieser griff danach und trank es mit einem Zug leer. Wasser rann über sein Kinn und tropfte auf seine Brust.

»Schildere uns den Ablauf der Vergewaltigung«, forderte der Rotblonde.

»Ich wollte Gwen besitzen«, murmelte Ashley. »Aber ich hatte bei ihr keine Chance, denn sie hatte einen Freund. Diese Frau machte mich verrückt. Mein ganzes Denken drehte sich nur noch um sie. Eines Abends überkam es mich. Ich läutete an ihrer Tür, und als sie öffnete, drang ich in die Wohnung ein. Ich – ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Es tut mir leid.«

»Wir wollen Einzelheiten wissen.«

Ashley erzählte. Es war zum Teil schockierend. Manchmal versagte ihm die Stimme. Schließlich war er am Ende angelangt. Er atmete stoßweise durch die Nase.

»Dein Geständnis deckt sich mit den Angaben der Frau. Es war wohl so. Du wirst die Konsequenzen ziehen müssen, Ashley.«

»Was für Konsequenzen?«

»Wir werden Gericht halten. Und dann …«

»Sagen Sie es mir«, keuchte Ashley. »Was ist dann?«

»Wenn wir auf schuldig erkennen, werden wir dich hängen.«

»O mein Gott«, entrang es sich Ashley. »Das – das wäre Mord. Ihr seid weder Richter noch Henker.«

»Wir sind die Gerechten«, versetzte der Rotblonde. »Und dir wird Gerechtigkeit widerfahren.«

Ashley barg das Gesicht in den Händen. Seine Schultern zuckten. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, entrang sich ihm.

Der Dunkelhaarige verschwand wieder in der Küche. Der Rotblonde nahm sein Mobiltelefon zur Hand, stellte eine Verbindung her und sagte: »Er hat gestanden. Seine Schilderung der Ereignisse deckt sich mit Gwen Hollisters Aussage.«

»Dann treffen wir uns heute Abend um zwanzig Uhr, um Gericht zu halten.«

»In Ordnung.«

Der Rotblonde beendete das Gespräch. Der Dunkelhaarige kam ins Wohnzimmer. Er trug einen Teller, auf dem zwei Sandwichs lagen, stellte den Teller vor Ashley hin und sagte: »Iss. Es ist vielleicht deine letzte Mahlzeit.«

»Ihr könnt mich doch nicht einfach umbringen!«, keuchte Ashley.

»Kerle wie du dürfen nicht ungestraft davonkommen. Bei einem Schuldspruch wirst du hängen. Das ist unser Gesetz – danach urteilen wir.«

»Kein Gericht der Welt spricht bei Vergewaltigung die Todesstrafe aus«, stieß Ashley hervor.

»Wir hängen noch der alten Rechtsprechung an«, versetzte der Rotblonde. »Und die kannte bei Vergewaltigung die Todesstrafe.«

Ashley sprang auf und wollte zur Tür rennen. Mit zwei Schritten holte ihn der Dunkelhaarige ein. Er erwischte ihn am Jackenkragen und riss ihn zurück. Ashley verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Ein Aufschrei entrang sich ihm. Dann stöhnte er. Seine Finger verkrallten sich im Teppich. »Bitte«, flehte er. »Lasst mich gehen.«

»Wir können dich nicht gehen lassen, Ashley. Du hast ein Kapitalverbrechen begangen und musst dafür bestraft werden. Die Gerechten werden für deine Bestrafung sorgen. Dein Pech, dass dich das Gericht freigesprochen hat.«

Sie zerrten Ashley auf die Beine und bugsierten ihn die Treppe hinunter. Der Dunkelhaarige hatte den Teller mit den beiden Sandwichs mitgenommen. Im Keller stießen sie Ashley wieder in sein Verlies, der Dunkelhaarige stellte den Teller mit den Broten auf den Boden. Die Tür fiel zu. Ashley heulte auf.

11

Es war gegen 15 Uhr, als ich einen Anruf erhielt. Es war ein Kollege aus dem Detective Bureau, der sagte: »Einer der Kerle ist bereit zu sprechen. Wollen Sie sein Geständnis hören, Special Agent?«

»Natürlich«, antwortete ich. »Wir kommen sofort.«

Wir fuhren zum Police Headquarter. Dort begaben wir uns in den Raum neben dem Vernehmungszimmer. Durch eine Glaswand konnten wir den Tisch sehen, an dem der zu Vernehmende Platz nehmen musste. Einige Minuten vergingen, dann wurde ein bärtiger Bursche mit schulterlangen Haaren hereingeführt. Zwei Polizisten in Zivil betraten kurz nach ihm den Vernehmungsraum. Einer von ihnen setzte sich, der andere stellte sich neben den Tisch und richtete seinen Blick auf den Rocker.

»Ihr Name ist Belknap?«, begann der Kollege das Verhör.

»Ja, Josh Belknap.«

»Sie haben sich bereit erklärt, ein Geständnis abzulegen. Also sprechen Sie.«

Der Bursche begann zu reden. Er erzählte von Überfällen, von Drogenhandel und von illegaler Prostitution. Und er nannte Namen. Auch der Name Mercer fiel. Belknap erklärte, dass die Befehle von Mercer gekommen waren, dass aber Mercer auch nur ein Befehlsempfänger war. Den Namen des Mannes im Hintergrund kannte er nicht.

Sein Geständnis reichte, um die ganze Bande hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Wir hatten genug gehört. Einen Abdruck des schriftlichen Geständnisses sollten wir erhalten. Milo und ich kehrten ins Field Office zurück und ließen sofort Gene Mercer vorführen.

»Habt ihr was an den Ohren?«, blaffte er. »Habe ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt? Ihr vergeudet nur eure Zeit.«

»Einer Ihrer Freunde hat geredet«, erklärte ich. »Wir kommen soeben vom Police Headquarter. Der Mann hat eine Menge erzählt. Es reicht, um Sie wahrscheinlich für die nächsten zwanzig Jahre aus dem Verkehr zu ziehen.«

»Wer ist der Bastard?«

»Er wird in den Genuss der Kronzeugenregelung und des Zeugenschutzprogramms kommen. Sie werden verstehen, dass wir Ihnen seinen Namen nicht nennen können.«

»Die Hölle soll den Hurensohn verschlingen.«

»Wollen Sie nicht den Mann verraten, der hinter Ihnen steht?«

»Ihr könnt mich mal.«

»Wie alt sind Sie gleich wieder, Mercer?«, fragte Milo.

»Sechsundzwanzig.«

»Sie werden ein alter Mann sein, wenn man Sie aus dem Gefängnis entlässt.«

»Ihr könnt sagen was ihr wollt: Ich verrate den Boss nicht.«

»Sie haben Angst, nicht wahr?«

»Zwanzig Jahre Gefängnis sind besser als der Tod«, murmelte Mercer.

12

Amanda Evans fand einen Parkplatz in der 17th Street. Sie war aufgeregt. Heute traf sie sich zum ersten Mal mit Fred, den sie über das Internet kennengelernt hatte. Seit zwei Wochen chatteten sie miteinander. Nun sollte sie ihn endlich persönlich kennenlernen.

Amanda war dreiundzwanzig Jahre alt und ausgesprochen hübsch. Sie war salopp gekleidet; Jeans, Anorak, Cowboystiefel. Ein dünner Schal lag um ihren Hals.

Wenig später betrat sie das »Republic«. Sofort kam ein Ober heran. »Haben Sie einen Tisch bestellt?«

»Ich bin verabredet. Der Mann heißt Fred Harper.«

»Ah ja, ich weiß Bescheid. Bitte folgen Sie mir.«

Der Ober geleitete Amanda zu einem Tisch in der Nähe der Hintertür. Ein Mann von etwa dreißig Jahren erhob sich. Es war ein dunkler Typ. Schwarz schimmerten auf seiner Wange unter der Haut die Bartstoppeln. Er gefiel Amanda auf Anhieb.

»Bitte«, sagte der Ober und wies auf den Tisch.

Amanda bedankte sich, der Ober entfernte sich, sie lächelte den Mann an. »Du bist also Fred.«

»Ja. Freut mich, dich kennen zu lernen.« Er kam um den Tisch herum und gab Amanda die Hand, hielt sie fest und sagte: »Du übertriffst meine Erwartungen.«

Amanda lächelte geschmeichelt. »Danke.« Dann zog sie ihren Anorak aus. Darunter trug sie einen dunkelblauen Pullover mit Rollkragen. Sie setzten sich.

»Wartest du schon lange?«, fragte Amanda. Was sie sah, gefiel ihr. Sie konnte sich der Ausstrahlung, die der Mann verströmte, nicht entziehen. Er war unterhaltsam und die Zeit verging in seiner Gesellschaft wie im Flug. Oft nötigte er sie mit witzigen Bemerkungen zum Lachen. Nachdem sie gegessen hatten, fragte er sie, ob sie was dagegen habe, wenn sie das Lokal wechseln würden. Er suchte mit Amanda eine kleine Bar auf.

Um ein Uhr beschloss Amanda, nach Hause zu gehen. Fred Harper begleitete sie zu ihrem Ford in der 17th Street. »Nimmst du mich ein Stück mit?«, fragte er sie.

»Ich wohne in der siebenundachtzigsten Straße«, sagte sie.

»Hast du Wein oder Sekt zu Hause? Wir könnten noch ein Glas zusammen trinken. Ich nehme dann die Subway.«

»Wo steht dein Auto?«, fragte Amanda.

»Ich bin mit der U-Bahn gekommen.«

Amanda war unschlüssig. Er war fremd. Sollte sie ihn mit in ihre Wohnung nehmen? »Werden wir uns wiedertreffen?«, fragte sie einer jähen Eingebung folgend.

»Wenn du es willst – gern. Es war ein wunderbarer Abend. Von einer Frau wie dir habe ich immer geträumt.«

»Süßholzraspler«, lachte sie.

»Nein. Es ist die Wahrheit.«

»Na schön«, murmelte sie schließlich. »Wir können gern noch ein Glas bei mir trinken.«

Sie setzten sich in den Wagen und fuhren nach Norden. In Amanda entstanden Zweifel. War es wirklich gut, wenn sie Fred schon am ersten Abend ihres Kennenlernens mit in die Wohnung nahm. Sie musterte ihn von der Seite. Er blickte starr geradeaus. Was wusste sie denn schon von ihm? Er hatte sich ihr als Tiefbauingenieur vorgestellt. Konnte sie ihm vertrauen?

Während sie den Wagen nach Norden steuerte, trug sie schwer an ihren nagenden Gedanken. Aber konnte sie jetzt noch zurück? Sollte sie ihn mitten in Manhattan aussteigen lassen? Sie versuchte sich selbst zu beruhigen, indem sie sich sagte, dass er einen vertrauenswürdigen Eindruck machte.

Sie erreichten die 87th Street. Amanda parkte den Ford. Sie stiegen aus. Wieder stiegen Zweifel in der jungen Frau hoch. Aber sie warf ihre Bedenken über Bord. Mit dem Aufzug fuhren sie hinauf in die neunte Etage. Sie betraten die Wohnung. Fred Harper schaute sich um. »Gemütlich«, sagte er mit einem Lächeln um die schmalen Lippen. »Hier lässt es sich aushalten.«

Amanda zog ihren Anorak aus und hängte ihn an die Garderobe. »Setz dich. Ich habe den Sekt im Kühlschrank in der Küche. Einen Augenblick.«

Fred ging zu einem der Sessel und ließ sich hineinfallen. Amanda verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Sie nahm die Flasche aus dem Kühlschrank und machte sich daran, sie zu öffnen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr alleine in der Küche zu sein. Und da legten sich auch schon Freds Arme von hinten um ihren Körper. »Dich kennen zu lernen war ein Glücksfall für mich, Baby.« Sein heißer Atem streifte ihren Nacken. Sekundenlang war Amanda wie gelähmt. Seine Umklammerung wurde intensiver.

»Lass los«, stieß die Frau hervor und riss sich los. Sie wirbelte herum. Fred stand vor ihr. Sie las die Habgier in seinen Augen und erschrak. Er schien in eine andere Haut geschlüpft zu sein. Ein brutaler Ausdruck hatte sich in seinen Mundwinkeln festgesetzt. Amandas sechster Sinn signalisierte Gefahr.

»Stell dich nicht an!«, zischte er. »Du willst es doch genauso wie ich. Ich glaube, wir sind füreinander geschaffen, Honey. Also keine Zicken. Zieh dich aus. Ich …«

Plötzlich zog er ein Messer unter seiner Jacke hervor. Die spitze Klinge funkelte im Licht. Er hielt Amanda die Klinge an den Kehlkopf. »Ich schneide dir den schönen Hals durch, wenn du nicht spurst, Baby. Also …«

13

Zitternd hockte Ashley in seinem Verlies. Mit Heißhunger hatte er die beiden Sandwichs in sich hineingestopft. Sein Hunger war noch immer nicht gestillt. Er fürchtete sich vor den Gerechten. Zum x-ten Mal bereute er seine Tat. In seiner Not betete er. Er bat den Himmel um Verzeihung.

Dann ging das Licht an. Ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden, erhob sich Ashley. Die Tür wurde aufgestoßen, der Rotblonde und der Dunkelhaarige betraten sein Verlies. Sie kamen auf ihn zu. Der Dunkelhaarige hielt eine Schnur in der Hand.

Ashley wich zurück. Abwehrend hob er die Hände. »Nein«, keuchte er. »Nein, bitte …«

Dann kam die Wand und er konnte nicht mehr weiter.

»Umdrehen!«, gebot der Rotblonde.

Gehetzt schaute Ashley von einem zum anderen. Plötzlich stieß er sich ab und prallte gegen den Rotblonden. Aber dieser schien gewappnet zu sein. Er kam nicht mal ins Wanken. Ashley taumelte zurück. Er stieß einen Schrei auf – es war seine Hilflosigkeit, seine Ohnmacht, die sich mit diesem Schrei Bahn brach. Dann entrang es sich ihm: »Was wollt ihr?«

»Wir sind zu einem Urteil gekommen«, versetzte der Rotblonde. »Es lautet schuldig. Deine Hinrichtung wurde für diese Nacht festgesetzt. Dreh dich um, damit wir dir die Hände fesseln können.«

»Ich – ich widerrufe mein Geständnis. Ihr habt es mir abgenötigt. Ich …«

»Du hast uns Einzelheiten berichtet, die nur der Vergewaltiger wissen kann. Das Urteil war einstimmig.«

»Ihr nennt euch die Gerechten. Es ist nicht gerecht …«

Wieder wurde er unterbrochen. »Bei uns gibt es nur zwei Urteile. Tod oder Freispruch.«

Der Dunkelhaarige packte Ashley am Arm und zerrte ihn herum, bog ihm den Arm auf den Rücken und band die Schnur um sein Handgelenk fest. Ashley begann jämmerlich zu weinen. Die Männer, die ihn fesselten, konnte er jedoch nicht erweichen. Als seine Hände gefesselt waren, schubsten sie ihn aus dem Verlies, die Treppe hinauf und zu dem Dodge, mit dem sie ihn schon abgeholt hatten. Er musste sich auf den Rücksitz setzen, der Rotblonde nahm neben ihm Platz. Der Dunkelhaarige übernahm das Steuer.

14

Um 5.30 Uhr kamen wir in der 162nd Street in Queens an. Es war noch finster. Vor dem Gebäude Nummer 257 fand ich einen Parkplatz. Ich stellte den Buick ab, den ich ausgeliehen hatte, dann betraten wir das Gebäude und stiegen hinauf in die zweite Etage. An einer Tür, die ein Schild mit dem Namen B. Jackson trug, läutete ich.

»Wer ist draußen?«, erklang es.

»Trevellian und Tucker vom FBI.«

»Halten Sie Ihren Ausweis vor den Spion.«

Ich tat dem Kollegen den Gefallen. Schließlich wurde die Tür geöffnet. Wir betraten die Wohnung. Auf der Couch saß ein schmächtiger Bursche mit schwarzen Haaren. Er musterte uns mit starrem Gesichtsausdruck. Ein anderer Mann stand zwischen den beiden Fenstern an der Wand. Der Polizist, der uns eingelassen hatte, schloss die Tür. »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich.

»Dann bleibt uns nur, Ihnen Hals- und Beinbruch zu wünschen«, sagte der Polizist an der Wand. »Hat man Ihnen gesagt, dass es sich um ein Himmelfahrtskommando handeln kann?«

»Wir wissen Bescheid. – Gehen wir, Mister Hastings.«

Der Schmächtige erhob sich. Er hatte die Lippen zusammengepresst, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Schweigend ging er zur Tür. Milo und ich stiegen hinter ihm her die Treppe hinunter. Wenig später fuhren wir los. Hastings saß im Fond. Ich steuerte den Wagen.

Auf den Straßen in Queens war um diese Zeit noch nicht viel los. Ich ging nicht davon aus, dass es irgendwelche Probleme geben würde. Wenn Glenn Mortimers Leute eine Ahnung gehabt hätten, wo Hastings zu suchen war, hätten sie sicher nicht gewartet, bis wir ihn abholten.

Wir benutzten die Jamaica Avenue, um nach Westen zu gelangen, wechselten dann aber auf die Myrtle Avenue. Mein Ziel war die Brooklyn Bridge, über die ich auf die andere Seite des East River kommen wollte.

Wir befanden uns in Ridgewood, als mir ein Wagen auffiel, der etwa fünfzig Yard hinter uns fuhr. Immer wieder schaute ich in den Rückspiegel. Der Abstand zwischen uns und dem anderen Wagen veränderte sich nicht. In mir brannte die Flamme des Misstrauens hoch, und ich machte Milo auf den Verfolger aufmerksam.

»Kann es sein, dass man uns gefolgt ist?«, fragte mein Partner.

»Woher sollten Mortimers Leute wissen, dass wir damit betraut wurden, Mister Hastings in Queens abzuholen?«

»Vielleicht gibt es eine undichte Stelle im Police Department.«

»Es wussten nur ein paar Eingeweihte Bescheid«, versetzte ich und warf wieder einen Blick in den Rückspiegel.

Die Cypress Avenue kreuzte. Ich bog auf sie ab. Und jetzt stellte ich fest, dass es zwei Fahrzeuge waren, die uns folgten. Wir fuhren bis zur Flushing Avenue und wandten uns nach Südwesten.

Plötzlich wurde der Wagen hinter uns beschleunigt. Und schließlich setzte er zum Überholen an. Es war ein Chevy. Er schob sich an uns vorbei. Ich schaute hinüber und sah vier Männer in dem Fahrzeug sitzen. Der Chevy wechselte vor uns auf die rechte Fahrspur. Ich warf wieder einen Blick in den Rückspiegel. Der andere Wagen hatte ebenfalls aufgeholt und fuhr jetzt zehn Yard hinter uns. Plötzlich setzte auch er zum Überholen an. Er kam auf eine Höhe mit uns, in dem Moment wurde der vor uns fahrende Chevy abgebremst. Ausweichen konnte ich nicht. Das verhinderte der neben uns fahrende Wagen. Wenn ich dem Chevy nicht ins Heck knallen wollte, musste ich auch in die Eisen steigen.

»O verdammt!«, hörte ich Hastings fluchen. »Das sind Mortimers Killer!«

Der Chevy kam zum Stehen. Der Wagen, der neben uns fuhr, hielt ebenfalls an. Wir waren zwischen den beiden Fahrzeugen eingekeilt. Ich zischte: »Nichts wie raus!«

Milo sprang aus dem Buick und riss die hintere Tür auf. Ich zog die SIG, warf mich auf den Beifahrersitz und kroch behände ins Freie. Aus dem Chevy und dem anderen Wagen sprangen die Insassen.

Milo und ich hatten Hastings zwischen uns. Wir rannten Haken schlagend wie Hasen den Abhang hinauf. Der hohe Schnee behinderte uns. Wir sanken bis zu den Knien ein.

Einige Schüsse krachten. Ich hielt an, wirbelte herum und feuerte auf die schemenhaften Gestalten, die ausschwärmten und uns folgten. Sie warfen sich zu Boden und feuerten zurück.

Ich kniete nieder. Mein Ziel war eines der Mündungsfeuer. Nach dem Schuss warf ich mich zur Seite. Ich rollte durch den Schnee. Die Kugeln, die mir die Gangster schickten, verfehlten mich. Ich gab wieder einen Schuss ab und rollte weiter. Die Kerle konzentrierten ihr Feuer auf mich. Kugeln pfiffen über mich hinweg.