Drei Krimis Spezialband 1100 - Pete Hackett - E-Book

Drei Krimis Spezialband 1100 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält: (399) Pete Hackett: Der Pate ist tot – es lebe der Pate Pete Hackett: Satan war ihr Gott Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen sucht die Wahrheit »Es ist der dritte Mordfall dieser Art«, gab der Assistant Director zu verstehen. Sein Gesicht war fast maskenhaft ernst. »Der Psychiater Dr. Daniel Shahan wurde am 12. September ermordet, Rechtsanwalt David Strouth am 21. Oktober, und gestern Abend starb Mel Rankin, seines Zeichens Richter beim Criminal Court. Es ist sicher, dass bei Shahan und Strouth ein und derselbe Täter am Werk war. Das hat die ballistische Analyse der Kugeln ergeben, die sie töteten. Weiterhin ist anzunehmen, dass es sich bei dem Mörder des Richters ebenfalls um denselben Täter handelt. Auch Rankin wurde mit einem Schuss ins Herz getötet, und auch auf seinem Leichnam lag ein aus Pappe gefertigter, zerrissener Drudenfuß.« Special Agent Owen Burke runzelte die Stirn. »Ein Pentagramm«, murmelte er, um nach kurzer Überlegung fortzufahren: »Man findet diese geometrische Figur als Symbol bei verschiedenen Religionsgemeinschaften, aber auch bei den Freimaurern, in der Magie und im Wappenwesen …«

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Pete Hackett

FBI Special Agent Owen Burke Folge 19/20 - Doppelband

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Inhaltsverzeichnis

Drei Krimis Spezialband 1100

Impressum

Der Pate ist tot – es lebe der Pate

Satan war ihr Gott

Kommissar Jörgensen sucht die Wahrheit

Drei Krimis Spezialband 1100

von Alfred Bekker, Pete Hackett

Dieser Band enthält:

Pete Hackett: Der Pate ist tot – es lebe der Pate

Pete Hackett: Satan war ihr Gott

Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen sucht die Wahrheit

»Es ist der dritte Mordfall dieser Art«, gab der Assistant Director zu verstehen. Sein Gesicht war fast maskenhaft ernst. »Der Psychiater Dr. Daniel Shahan wurde am 12. September ermordet, Rechtsanwalt David Strouth am 21. Oktober, und gestern Abend starb Mel Rankin, seines Zeichens Richter beim Criminal Court. Es ist sicher, dass bei Shahan und Strouth ein und derselbe Täter am Werk war. Das hat die ballistische Analyse der Kugeln ergeben, die sie töteten. Weiterhin ist anzunehmen, dass es sich bei dem Mörder des Richters ebenfalls um denselben Täter handelt. Auch Rankin wurde mit einem Schuss ins Herz getötet, und auch auf seinem Leichnam lag ein aus Pappe gefertigter, zerrissener Drudenfuß.«

Special Agent Owen Burke runzelte die Stirn. »Ein Pentagramm«, murmelte er, um nach kurzer Überlegung fortzufahren: »Man findet diese geometrische Figur als Symbol bei verschiedenen Religionsgemeinschaften, aber auch bei den Freimaurern, in der Magie und im Wappenwesen …«

Impressum

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Der Pate ist tot – es lebe der Pate

Pete Hackett

Der Pate ist tot – es lebe der Pate

Die Special Agents Owen Burke und Ron Harris standen vor dem Leichnam Edoardo Ferreros. Eine Kugelgarbe aus einer Maschinenpistole hatte dem Leben des Zweiundsechzigjährigen ein jähes Ende gesetzt. Nun befand er sich in der Gerichtsmedizin. Bei den Agents befand sich Detective Lieutenant James Howard von der Mordkommission des NYPD. Burke und Harris waren erst vor zwei Minuten eingetroffen. Es war kurz nach 10 Uhr vormittags. Der Detective Lieutenant hatte die Agents begrüßt. Das Notwendigste hatte er ihnen schon am Telefon berichtet.

Der Angestellte der Pathologie, der sie in den Kühlraum geführt hatte, schlug über dem Gesicht des Toten das weiße Tuch zurück, das den Körper bedeckte. Ferreros Gesicht sah im Tode ausgesprochen gelöst und friedlich aus. Der Mafioso schien gar nicht zum Denken gekommen zu sein.

»Wann geschah der Mord?«, fragte Owen Burke, nachdem er seinen Blick von dem erstarrten Gesicht losgeeist und auf Howard gerichtet hatte.

»Gestern Abend, 20 Uhr 25. Ferrero saß über einer Pizza in einem seiner Lokale in der Mott Street, Ecke Grand Street. Zwei Männer in Lederkluft und mit Sturzhelmen, deren Visiere heruntergeklappt waren, betraten das Lokal, einer von ihnen hielt eine Maschinenpistole im Anschlag und begann sofort zu feuern. Edoardo Ferrero fiel vom Stuhl, die beiden Mörder verschwanden wie der Blitz, und das Personal der Pizzeria verständigte die Polizei.«

»Und warum versuchst du uns in die Sache hineinzuziehen, alter Freund«, knurrte Ron Harris.

»Es könnte sich um einen Bandenkrieg handeln, verstehst du, organisiertes Verbrechen. Das fällt doch in die Zuständigkeit des FBI.«

»Natürlich, schon gut«, murmelte Ron Harris, schaute seinen Partner Owen Burke an und verdrehte genervt die Augen. Dann richtete er den Blick wieder auf Howard und sagte: »Soviel ich weiß, hat Edoardo Ferrero einen Sohn. Wird er jetzt seine Stelle in Little Italy einnehmen?«

»Wahrscheinlich«, versetzte Howard nickend. »Der König ist tot – es lebe der König. Das ist so. Es sei denn, der potentielle Nachfolger würde der Familie nicht passen. Dann käme er wohl nicht an die Reihe. Aber Gianluca Ferrero ist eine starke Persönlichkeit. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass Edoardo Ferrero in ihm immer seinen Nachfolger sah.«

»Drogenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung, Mord! All diese Verbrechen gehen auf das Konto des Kerls, der hier so friedfertig und entspannt auf der Pritsche liegt. Und sein Sohn wird dort weitermachen, wo er gezwungen worden war, aufzuhören.« Ron Harris stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »O verdammt! Ist es denn nicht möglich, dieser verdammten Italiener-Mafia Einhalt zu gebieten?«

»Findet Edoardos Mörder«, knurrte Howard. »Vielleicht gelingt es euch dann, die Familie zu zerschlagen. Ja, es ist ein Sumpf des Verbrechens, in den ihr hineinstochern werdet.«

»Du sprichst in Rätseln, Kollege«, gab Owen Burke zu verstehen. »Aber vielleicht habe ich dich auch richtig verstanden. Du meinst, dass der Mörder eventuell auch in den eigenen Reihen des Mafioso zu suchen ist?«

»Es könnte sein. Gianluca ist einunddreißig. Vielleicht war er der Meinung, dass es an der Zeit sei, seinen Vater als Paten abzulösen.« Der Detective Lieutenant zuckte mit den Achseln. »Aber das ist nur Spekulation, eine reine Vermutung, die durch nichts untermauert wird. Offiziell gehen wir davon aus, dass eine andere Organisation den Italienern den Krieg erklärt hat. – Okay, Freunde. Ich werde euch alles, was bisher an Erkenntnissen schriftlich fixiert wurde, zukommen lassen. Außerdem wünsche ich euch viel Erfolg. Ich muss jetzt ins Department zurück. Ihr entschuldigt mich …«

Howard gab jedem die Hand, dann war er auch schon fort.

»Er rennt, als befürchtet er, dass wir doch noch etwas finden, das dazu angetan wäre, den Fall an ihn zurückzuverweisen«, knurrte Ron Harris.

Ein angedeutetes Grinsen umspielte Owen Burkes Mund, dann wandte er sich an den Angestellten der Gerichtsmedizin. »An der Tatsache, dass Ferrero von einer Salve aus einer MP getötet wurde, gibt es wohl nichts zu rütteln. Dennoch brauchen wir den pathologischen Bericht. Bis wann können wir damit rechnen?«

»Wir haben mindestens zehn Leichen, die wir obduzieren müssen«, murmelte der Mann und schaute ausgesprochen unglücklich drein. »Es kann also dauern. Aber in diesem Fall ist es wohl tatsächlich nur Formsache.«

Die Agents verabschiedeten sich und verließen die Gerichtsmedizin. Auf der Straße sagte Owen Burke: »Fahren wir ins Büro und machen wir uns kundig, was über Ferrero und die Organisation, deren Chef er war, bekannt ist. Und dann sollten wir uns vielleicht mal mit Gianluca Ferrero unterhalten. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Der Pate ist tot – es lebe der Pate. Gianluca Ferrero könnte es leid gewesen sein, irgendeine untergeordnete Geige in der Familie zu spielen. Außerdem will ich Cody Short einsetzen. Er soll sich ein wenig umhören, ob sich irgendjemand im Gebiet von Little Italy oder drum herum stark zu machen versucht, jemand der ins Geschäft mit Drogen und so weiter drängt.«

»Bleib mir bloß mit dieser kleinen Ratte vom Hals!«, erzürnte sich Ron Harris. »Der Kerl ist nur habgierig. Du weißt, ich kann ihn nicht ausstehen.«

»Er hat uns immer wieder wertvolle Hinweise geliefert«, gab Owen Burke zu verstehen. »Dass er Geld für seine Tipps verlangt – nun, Kollege, umsonst ist nicht mal der Tod, denn der kostet das Leben. Und Cody muss schließlich auch von etwas leben.«

»Er ist ein Gauner und bescheißt Leute. Einer wie er gehört hinter Gitter, und zwar bis er schwarz wird. Er ist ein Parasit, ein Furunkel im Angesicht der Erde.«

»Aber er hat sein Ohr am Pulsschlag des Verbrechens, Partner. Wenn in Manhattans Unterwelt was läuft, dann weiß das Cody. Er ist sehr wertvoll für uns – und darum werde ich ihn anrufen, sobald wir im Büro sind.«

»Im Zeitalter des Mobiltelefons kannst du das auch gleich erledigen«, stieß Ron Harris etwas gereizt hervor.

Sie waren beim Dodge Avenger, den sie als Dienstwagen benutzten, angelangt. Die Kontrolllichter blinkten auf, als Harris die Zentralverriegelung per Fernbedienung öffnete.

»Zunächst mal werde ich den Chef in Kenntnis setzen«, versetzte Owen Burke. »Und dann will ich den Bordcomputer bemühen und sehen, was an Material über Edoardo Ferrero, seinen Sohn und den Rest der Bande zusammengetragen worden ist.«

*

Gianluca Ferrero besaß eine Wohnung in der Baxter Street. Der Einunddreißigjährige war zu Hause. Er hatte sich dunkel gekleidet, und sein Gesichtsausdruck ließ erahnen, wie sehr ihn der brutale Mord an seinem Vater getroffen hatte.

Burke sagte sich, dass die Bitterleidensmiene auch aufgesetzt sein konnte. Sogleich aber mahnte er sich zu Objektivität und verdrängte die Voreingenommenheit an den Rand seines Bewusstseins.

Ohne zu fragen, weshalb das FBI in die Angelegenheit involviert war, bat Gianluca Ferrero die Agents in sein teuer eingerichtetes Wohnzimmer. Auf einem Board stand ein postkartengroßes, gerahmtes Bild von seinem Vater. Eine Kerze, die in rotes Plastik eingeschweißt war, brannte. In einem der schweren Ledersessel saß eine schöne Frau Mitte zwanzig. Ihr Gesicht war bleich, was durch die schwarzen Haare, die es einrahmten, noch unterstrichen wurde, die Augen waren vom Weinen gerötet.

»Das ist meine Frau Alessia«, sagte Ferrero und fügte sogleich hinzu: »Bitte, nehmen Sie Platz, G-men«. Und als sie saßen, ergriff er erneut das Wort: »Mir will das alles noch gar nicht in den Sinn. Gestern Abend habe ich noch mit meinem Vater telefoniert. Er war guter Dinge, vor allem aber war er kerngesund. Und jetzt ist er tot. Irgendwie übersteigt das alles mein Begriffsvermögen.«

Die junge Frau schniefte, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.

»Ihr Vater war – hm, Geschäftsmann«, begann Owen Burke. »Er besaß hier in Little Italy einige Pizzerien.«

»Sie sagen das so seltsam, Agent«, murmelte Gianluca Ferrero. »Mein Vater war in der Tat Geschäftsmann. Ja, ihm gehörten insgesamt vier Pizzerien in Little Italy.«

»Jetzt gehören sie Ihnen, Mr. Ferrero«, erklärte Harris. »Soweit es uns bekannt ist, sind Sie sein einziger Erbe. Seine Frau – Ihre Mutter -, ist vor zwei Jahren gestorben.«

»Meine Mutter hat sich das Leben genommen!«, presste Gianluca Ferrero hervor. »Sie war depressiv …«

»Sie ist tot«, sagte der Agent und beendete damit das Thema. »Also werden Sie das Erbe Ihres Vaters antreten. Und wahrscheinlich treten Sie in seine Fußstapfen.«

Gianluca Ferrero nickte. »Das ist wohl so. Bis jetzt war ich Geschäftsführer in der Pizzeria Milano. Diesen Job werde ich wohl an den Nagel hängen müssen. Denn die Leitung sämtlicher Geschäfte erfordert allen Einsatz und ist ein Full Time Job.«

»Das kann ich mir denken!«, stieß Ron Harris mit einem Unterton von Ironie hervor. »Hatte Ihr Vater Feinde? Gab es im Vorfeld des Mordes irgendwelche Drohungen?«

»Ich habe keine Ahnung. Sprechen Sie mal mit Giuseppe Chessa. Er ist der Buchhalter meines Vaters und dessen engster Vertrauter. Er kann Ihnen sicherlich mehr sagen als ich.«

»Okay, Mr. Ferrero, reden wir Tacheles«, mischte sich Owen Burke in das Gespräch ein. »In Manhattan pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die Pizzerien Ihres Vaters lediglich der Geldwäsche dienen. Reich wurde Ihr Vater durch den Handel mit Drogen, durch Zuhälterei und Schutzgelderpressung. Man nannte ihn den Paten von Little Italy. Nun werden Sie diese Stellung einnehmen. Ihr Vater war ein cleverer Mann und es ist der Polizei niemals gelungen, ihm auch nur die geringste Straftat nachzuweisen. Wenn …«

Gianluca Ferrero hatte sich mit einem Ruck erhoben. Vornübergebeugt, mit geballten Händen, stand er da, seine Augen schienen Blitze zu versprühen und es sah so aus, als würde er sich im nächsten Moment auf Burke stürzen. »Sie beleidigen meinen Vater, Agent!«, presste er wütend zwischen den Zähnen hervor. »Das dulde ich nicht! Mein Vater war ein ehrenwerter, rechtschaffener Mann, der sich etwas aufgebaut hat hier in Manhattan und der …«

»Sparen Sie sich das, Ferrero!«, schnitt Burke dem Italiener schroff das Wort ab. »Jeder von uns weiß Bescheid. Sie, ich, mein Kollege und sicherlich auch Ihre Frau. Also machen Sie uns nichts vor. Ihr Vater wurde ermordet. Wir vermuten, dass eine Rivalität dahintersteckt. Die eine Möglichkeit ist also die, dass ein Konkurrent Ihres Vaters diesen aus dem Weg geräumt hat …«

»Und was ist die andere Möglichkeit?«, zischte Ferrero wie eine Natter.

»Dass jemand aus den eigenen Reihen der Familie, der Ihr Vater vorstand, hinter dem Mord steckt.«

Ferrero ließ sich wieder in den Sessel fallen, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Es ist Ihre Aufgabe, den Mörder meines Vaters zu überführen, G-men. Ihre Aussage von eben will ich nicht kommentieren. Es handelt sich um eine haltlose Unterstellung und Sie ziehen damit den guten Namen Ferrero in den Schmutz. Ich werde mich dagegen zu wehren wissen, sollten Sie mit diesen ungeheuerlichen Verdächtigungen an die Öffentlichkeit gehen.«

»Unser Job ist es, den Mord an Ihrem Vater zu klären, Mr. Ferrero«, gab Owen Burke zu verstehen. »Womit Ihr Vater seinen Lebensunterhalt bestritt, wissen Sie, und das wissen wir. Sie sind gewissermaßen der Thronfolger. Jemand wollte Ihren Vater aus dem Weg haben. Wer auch immer – er will möglicherweise auch Sie aus selbigem räumen. Wenn Sie also einen Verdacht haben, wenn …«

»Verlassen Sie sofort meine Wohnung, G-men!«, fauchte der Italiener. »Ich werde mich über Sie in Washington beschweren. Ich lasse das Andenken an meinen Vater von Ihnen nicht beschmutzen.«

Burke drückte sich hoch.

Auch Ron Harris erhob sich. »Auch Sie stehen auf der Liste der Verdächtigen, Mr. Ferrero«, erklärte der Agent unverblümt. »Schon in der Antike wurden Herrscher gewaltsam beseitigt, weil es der Nachfolger nicht erwarten konnte, den Thron zu besteigen.«

»Raus!« Mit ausgestrecktem Arm wies der Italiener zur Tür.

Eine theatralische Geste, wie Owen Burke fand. »Ich denke, wir kommen wieder«, versicherte er und wandte sich Ron Harris zu. »Gehen wir.«

*

Sehr schnell hatten die Agents herausgefunden, wo sie das Gebäude suchen mussten, in dem die Verwaltung des Ferrero-Imperiums untergebracht war und in dem Giuseppe Chessa als Buchhalter fungierte.

»Ich nehme an, Chessa ist mehr der Schatzmeister der Familie als ein echter Buchhalter«, konstatierte Owen Burke. »Meistens handelt es sich bei diesen Burschen um die so genannte rechte Hand des Paten. Aber sehen wir uns den Knaben ruhig mal an. Wahrscheinlich hat ihn Gianluca Ferrero schon informiert, dass er mit unserem Besuch zu rechnen hat.«

Die Büroräume lagen in der ersten Etage eines der Gebäude, in dessen Erdgeschoss eine der Pizzerien Edoardo Ferreros untergebracht war. Durch einen Seiteneingang gelangten die Agents in die erste Etage. Von einem breiten Korridor zweigten einige Türen ab. An eine dieser Türen klopfte Ron Harris, und ohne die Aufforderung zum Eintreten abzuwarten, öffnete er. An zwei Schreibtischen saßen junge Frauen und bearbeiteten die Tastatur ihres Computers. Jetzt hielten sie inne und schauten den Agent, der den Kopf zur Tür hereinstreckte, fragend an.

»Wir suchen Mr. Giuseppe Chessa«, erklärte er.

»Die letzte Tür rechts«, sagte einer der Ladies freundlich.

»Danke.« Ron Harris zog die Tür zu. »Mir nach«, murmelte er und schritt tiefer in den Flur hinein. Am Ende des Korridors klopfte er gegen die Tür, die ihm die Sekretärin bezeichnet hatte.

»Herein!«

Die Agents betraten das Büro und standen einem etwa sechzigjährigen, grauhaarigen Mann gegenüber. Giuseppe Chessa war etwa eins achtzig groß und schlank, und er verströmte ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Autorität. Er saß hinter einem ausladenden Schreibtisch und maß die G-men mit prüfendem und zugleich forschendem Blick. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Seine dunklen, durchdringenden Augen verrieten nicht die Spur von Unruhe. »Was kann ich für Sie tun?«

»Wir kommen wegen der Mordsache Ferrero«, antwortete Owen Burke. »Mit dem Sohn des Ermordeten haben wir gesprochen. Er hat uns an Sie verwiesen. Und ich kann mir vorstellen, dass er Sie bezüglich unseres Besuches bei ihm in Kenntnis gesetzt hat.«

»Dann sind Sie die beiden Special Agents vom FBI New York. Wie waren doch gleich Ihre Namen?« Chessas Stirn legte sich in Falten. »Mein Namensgedächtnis ist katastrophal«, murmelte er.

»Burke und Harris. Ich bin Special Agent Harris.« Ron Harris hatte es jetzt übernommen, zu sprechen. »Sicherlich hat Sie Ihr künftiger Boss darüber informiert, wie unser Gespräch mit ihm verlaufen ist.«

»Hat er. Sie sollen ziemlich gravierende Vorwürfe gegen Gianlucas Vater vorgebracht haben.«

»Wir haben nur gesagt, was in Manhattan ein offenes Geheimnis ist«, grollte Harris' Organ. »Und wenn jemand der Familie – so nennt man doch in Ihren Kreisen die Organisation – den Krieg erklärt hat, könnte das auch den Mord an Edoardo Ferrero erklären.«

»Edoardo war Gastronom«, knurrte Chessa. »Er hat vier Pizzerien besessen und war ein reicher Mann. Warum sollte er sich mit Drogengeschäften, Prostitution und was Sie ihm sonst noch vorwerfen, herumschlagen?«

»Die Frage ist, welche Art von Geschäften ihm seinen Reichtum beschert haben«, versetzte Owen Burke. »Was war zuerst: Das Ei oder die Henne?«

»Edoardo hat vor dreißig Jahren hier in Manhattan als Pizzabäcker begonnen«, knurrte Chessa. »Er hat klein angefangen. Das Geschäft hat sich im Laufe der Jahre entwickelt und …«

»… diente wahrscheinlich nur noch der Geldwäsche«, schnitt Ron Harris dem Italiener das Wort ab. »Wann sind Sie eingestiegen, Mr. Chessa?«

»Edoardo und ich sind zusammen aufgewachsen. Wir waren ein Leben lang Freunde. Als es nötig wurde, seine Betriebe adäquat zu verwalten, habe ich mich Edoardo angeboten. Ich bin seitdem sein Buchhalter und – wenn man so sagen will -, auch Personalchef in seinem Unternehmen.«

»Den Laden wird jetzt Gianluca Ferrero übernehmen«, gab Owen Burke zu verstehen. »Wir schließen nicht aus, dass sein Leben ebenfalls gefährdet ist.«

»Er kann das Erbe ja auch ausschlagen«, sagte Chessa.

»Er würde Millionen verschenken«, wandte Burke ein.

»Nun, er kann das Erbe antreten und das Unternehmen verkaufen«, zeigte Chessa eine weitere Alternative auf.

»Wer würde es ihm abkaufen, nachdem Edoardo Ferrero brutal ermordet wurde und jeder potentielle Käufer vielleicht auch damit rechnen muss, von einer Garbe aus einer MP in ein Sieb verwandelt zu werden?«

Giuseppe Chessa lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Voraussetzung hierfür wäre, dass Ihr unsinniger Verdacht, Edoardo war ein Mafioso, zutreffend ist und er in der Tat einem Bandenkrieg zum Opfer fiel. Es ist allerdings so, dass der Verdacht an den Haaren herbeigezogen ist. Ich weiß nicht, weshalb Edoardo sterben musste. Aber ich weiß, dass er ein biederer, rechtschaffener und etablierter Geschäftsmann war, der weder mit Drogen und Prostitution noch mit sonst irgendwelchen dubiosen Geschäften auch nur das Geringste zu tun hatte.«

»Es gab also keine Drohungen? Ihnen ist auch nicht bekannt, dass Ferrero einen Feind gehabt hätte, der ihn unbedingt tot sehen wollte.«

»Mir ist nichts bekannt.«

»Werden Sie unter Gianluca Ferrero Ihren Job beibehalten?«

»Warum nicht? Ich führe ein gutes Leben mit dem Geld, das mir Edoardo für meine Arbeit bezahlte. Und wenn Gianluca bereit ist, mir dieses Gehalt auch weiterhin zu zahlen, dann bin ich sein Mann.«

*

Am folgenden Tag, es war kurz vor 9 Uhr vormittags, klingelte Owen Burkes Telefon. Er schnappte sich den Hörer, stellte die Verbindung her und meldete sich. »Hier ist Cody«, erklang es. »Ich habe mich gestern Abend und in der Nacht ein wenig umgehört, Owen.«

»Fein, Cody …« Owen Burke entging nicht, dass Ron Harris das Gesicht verzog. »Hast du irgendetwas herausgefunden?«

»Tja, nichts Konkretes, Owen. Vielleicht sollten wir uns irgendwo treffen. Ich schlage vor …«

»Nicht nötig, Cody«, unterbrach Owen Burke den V-Mann. »Du kriegst dein Geld. Oder habe ich dich schon einmal beschissen?« Das war die Sprache, die Cody Short verstand. »Also, nimm die Zähne auseinander und spuck aus, was du in Erfahrung gebracht hast.«

»Ich bin ziemlich abgebrannt«, jammerte der Bursche. »Mein Magen knurrt, ich würde gerne ein Bier trinken und eine Zigarette rauchen. Alles, was ich noch besitze, sind einige Dime.«

»Okay, okay, Cody, komm zum Federal Building. Wir treffen uns vor dem Bundesgebäude am Haupteingang. Bis wann kannst du hier sein?«

»Ich bin bereits da.«

Burke verdrehte die Augen. »In Ordnung, warte ein paar Minuten.«

Der Agent legte auf. »Ich gehe hinunter und spreche mit ihm. Willst du mitkommen?«

»Vergiss es.«

Owen Burke verließ das Büro, und wenig später war er mit dem Aufzug auf dem Weg nach unten. Cody Short stand mit verschränkten Armen neben dem Haupteingang. Der Vierunddreißigjährige verfügte über die Physiognomie einer Ratte. Sein Kinn war spitz, die Schneidezähne standen etwas hervor. Die Augen waren klein und in ständiger Bewegung. Der V-Mann war höchstens eins siebzig groß und schlaksig. Bekleidet war er mit einer blauen Jeans und einem grauen Anorak, auf seinem Kopf saß eine schwarze Wollmütze. Als er den Agent wahrnahm, verzog sich sein schmallippiger Mund zu einem freundlichen Grinsen. »Hi, Owen!«

»Hier bin ich, Cody. Mal sehen, wie viel die Informationen wert sind, die du für mich hast.«

»Bist du alleine?«

»Siehst du noch wen außer mir?«

»Ich dachte nur an diesen komischen Vogel Ron Harris.«

»Ron sitzt dreiundzwanzig Stockwerke über uns an seinem Schreibtisch. Okay, Cody, dann schieß mal los. Was munkelt man in der Unterwelt in Sachen Ferrero.«

»Man ist sich sicher, dass der alte Bursche auf das Konto seiner eigenen Leute geht«, murmelte Cody Short. »Ich habe mich mit verschiedenen Leuten unterhalten. Mit Dealern, Zuhältern und auch einigen Huren. Es gibt keinerlei Bestrebungen, den Ferreros ihren Platz in Little Italy streitig zu machen.«

»Und wen handelt man als Mörder?«

»Es gibt verschiedene Meinungen. Die einen tippen auf Gianluca, der die dreißig überschritten hat und im Schatten seines alten Herrn lebte. Die Leute, die ihn für den Initiator des Mordes halten, sind der Meinung, dass er aus dem Schatten seines Vaters heraustreten wollte. Aber das ging nur über die Leiche Edoardos.«

»Und was denken die anderen?«

»Sie vertreten die Auffassung, dass Giuseppe Chessa die Kontrolle über den Drogenhandel und die Prostitution in Little Italy an sich reißen will. Und falls Gianluca die Nachfolge seines Vaters antritt, wird er auch früher oder später ins Gras beißen.«

»Leute wie die Ferreros beschäftigen Killer«, knurrte Owen Burke. »Bei denjenigen, die Edoardo zu seinen Ahnen versammelt haben, dürfte es sich um Profis handeln. Solche Leute sind bekannt in der Unterwelt. Sind dahingehend Namen gefallen, Cody?«

Cody Short trat von einem Bein auf das andere und vermied es, Owen Burke anzusehen. Seine Lippen zuckten, es war deutlich, dass er etwas sagen wollte, aber wahrscheinlich fielen ihm die richtigen Worte nicht ein.

»Sag mir den oder die Namen, Cody«, sagte Burke. »Entsprechend wird das Honorar ausfallen.« Ein angedeutetes Lächeln umspielte Burkes Lippen.

»Ist es dir einen Fünfziger wert?«, stieß Cody hervor, und jetzt schaute er den G-man an.

Owen Burke holte seine Brieftasche aus der Jacke, entnahm ihr einige Scheine und hielt sie Cody hin. Der riss sie ihm regelrecht aus der Hand und stopfte sie in die Brusttasche des Anoraks. »Es gibt einen Kerl, der eine 1000er Suzuki fährt und der herumerzählt, dass er mit seiner MP eine Fliege von der Wand schießt. Es ist allerdings kein Italiener.«

»Den Namen, Cody!«, forderte Owen Burke mit zwingender Stimme.

»Er ist Amerikaner und heißt Jarrod Fitzroy.«

»Weißt du, wo er wohnt?«

»Nein. Aber er soll sich viel hier im Süden herumtreiben. Du wirst doch niemandem sagen, dass du den Namen von mir hast, Owen. Du weißt schon: Mit Polizeispitzeln macht man oft kurzen Prozess. Ich will nicht als Fischfutter im Hudson landen.«

»Keine Sorge, Cody. Jarrod Fitzroy sagtest du. Gut. Halte weiterhin die Augen und Ohren offen.«

»Mach ich doch glatt. Von irgendetwas muss ich ja schließlich leben.«

»Harris meint, du würdest für Geld die Seele deiner Großmutter dem Satan verkaufen.«

»Bestell ihm, dass ich den Namen Harris soeben zum Schimpfwort degradiert habe!«, maulte der V-Mann. Dann tippte er grüßend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und marschierte in südliche Richtung davon.

Owen Burke fuhr wieder nach oben. Im Büro angelangt sah er Ron Harris' fragenden Blick auf sich gerichtet, und er sagte: »In einschlägigen Kreisen munkelt man, dass entweder Gianluca Ferrero oder Giuseppe Chessa den Paten der italienischen Mafia hier in Manhattan aus dem Weg geräumt haben. Cody nannte mir einen Namen: Jarrod Fitzroy. Motorradfahrer und Besitzer einer MP. Ich denke, es handelt sich um einen käuflichen Killer.