Drei Kugeln für Marshal Logan: Western Großband 3 Romane 7/2022 - Pete Hackett - E-Book

Drei Kugeln für Marshal Logan: Western Großband 3 Romane 7/2022 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western von Pete Hackett: Marshal Logan und die harte Rancherin Marshal Logan - der Stern ist stärker Marshal Logan und eine Stadt in Angst Als ich zwischen die ersten Häuser von Wheeler ritt, spürte ich, dass hier etwas nicht stimmte. Es war um die Mitte des Nachmittags, es war nicht sehr heiß und es kündigte sich auch kein Unwetter an – und dennoch mutete die Straße an wie leergefegt, die ganze Stadt wie ausgestorben. Die Geräusche, die eine Ortschaft wie Wheeler normalerweise produzierte, fehlten. Ich konnte die Impulse, die den Ort durchströmten nicht deuten – aber sie berührten mich wie ein fauliger Atem. Mein Pferd ging im Schritt, die Hufe pochten leise und rissen kleine Staubfontänen in die warme Luft, manchmal klirrte die Gebisskette, manchmal knarrte das Leder meines Sattels. Mein Blick tastete sich an den Häusern zu beiden Seiten entlang bis ans Ende der Main Street, ich nahm die Eindrücke, die sich mir boten, auf und verarbeitete sie, sah hinter so manchem staubblinden Fenster den hellen Fleck eines Gesichts und fragte mich, was hier nicht stimmte.

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Drei Kugeln für Marshal Logan: Western Großband 3 Romane 7/2022

Copyright

Marshal Logan und die harte Rancherin

1

2

3

4

5

6

7

8

Marshal Logan – der Stern ist stärker

1

2

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Marshal Logan und eine Stadt in Angst

Drei Kugeln für Marshal Logan: Western Großband 3 Romane 7/2022

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Western von Pete Hackett:

Marshal Logan und die harte Rancherin

Marshal Logan - der Stern ist stärker

Marshal Logan und eine Stadt in Angst

Als ich zwischen die ersten Häuser von Wheeler ritt, spürte ich, dass hier etwas nicht stimmte. Es war um die Mitte des Nachmittags, es war nicht sehr heiß und es kündigte sich auch kein Unwetter an – und dennoch mutete die Straße an wie leergefegt, die ganze Stadt wie ausgestorben. Die Geräusche, die eine Ortschaft wie Wheeler normalerweise produzierte, fehlten. Ich konnte die Impulse, die den Ort durchströmten nicht deuten – aber sie berührten mich wie ein fauliger Atem.

Mein Pferd ging im Schritt, die Hufe pochten leise und rissen kleine Staubfontänen in die warme Luft, manchmal klirrte die Gebisskette, manchmal knarrte das Leder meines Sattels. Mein Blick tastete sich an den Häusern zu beiden Seiten entlang bis ans Ende der Main Street, ich nahm die Eindrücke, die sich mir boten, auf und verarbeitete sie, sah hinter so manchem staubblinden Fenster den hellen Fleck eines Gesichts und fragte mich, was hier nicht stimmte.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author / Cover Werner Öckl

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Marshal Logan und die harte Rancherin

Band 13

1

Es war ein schwüler Tag im August, als ich um die Mittagszeit in Stratford vom Pferd stieg. Die Menschen in der Stadt hielten Siesta. Ich führte mein Pferd durch das Tor in die Düsternis des Mietstalles, und als ich den Stallmann nirgendwo entdecken konnte, rief ich: „Hallo, Stall!“

Sogleich ging am Ende des Stalles die Tür eines Bretterverschlages auf, der dem Stallmann sowohl als Aufenthaltsraum als auch als Stalloffice diente, und ein Mann um die vierzig kam durch den Mittelgang auf mich zu. Da ich schon einige Male in Stratford etwas zu erledigen gehabt hatte, erkannte er mich und sagte: „Ah, Marshal Logan. Sie kommen sicher wegen der Kendall-Sache. Ich sage Ihnen, das ist eine gottverdammte Schweinerei, eine Sache, die zum Himmel stinkt.“

„Ja, deshalb bin ich hier.“ Einige Augenblicke lang schaute ich den Mann forschend an, dann fragte ich: „Was wissen Sie bezüglich dieser Angelegenheit?“

Der Stallbursche übernahm mein Pferd und begann es abzusatteln. Eine ganze Weile arbeitete er schweigend, und ich dachte schon, dass ich von ihm keine Antwort auf meine Frage erhalten würde, als er plötzlich sagte: „Allzu viel ist nicht bis zu mir durchgedrungen. Aber man munkelt, dass hinter dem Mord an Owen Kendall die Siedler stecken.“

„Ich habe gehört, dass sich Kendall irgendwann mal geweigert hat, seine Ranch an die Panhandle Cattle Company zu verkaufen“, wandte ich ein.

Der Stallmann hob den Sattel vom Pferderücken und trug ihn zu einem Querbalken, auf den er ihn legte, dann kam er zurück, machte sich am Kopfgeschirr zu schaffen und sagte: „Das hab ich auch vernommen. Aber das ist über ein Jahr her und die PCC hat Kendall daraufhin in Ruhe gelassen. Aber im Laufe des vergangenen halben Jahres haben drei Familien am Coldwater Creek gesiedelt und das soll Owen Kendall ganz und gar nicht gepasst haben. Er soll den Heimstättern sogar ein Ultimatum gesetzt haben, bis zu dem sie ihre Parzellen am Fluss geräumt haben sollen.“ Der Stallmann zuckte mit den Schultern. „Aber das weiß ich alles nur vom Hörensagen, was tatsächlich dran ist kann ich Ihnen nicht sagen. Sprechen Sie einfach mal mit Mike Abbott, dem Sheriff. Allerdings geschah der Mord nicht im Sherman County, sondern drüben im Dallam County. Und dort vertritt Wilbur Reynolds das Gesetz. Um mit ihm über den Mord zu sprechen, müssen Sie nach Dalhart reiten, Marshal.“

„Wenn es sein muss, dann reite ich eben nach Dalhart“, gab ich zu verstehen, nahm meine Satteltaschen und hängte sie mir über die Schulter, dann zog ich mein Gewehr aus dem Scabbard und stakste mit sattelsteifen Beinen aus dem Mietstall.

Ungefähr fünf Minuten später betrat ich das Sheriff‘s Office. Mike Abbott, der County Sheriff, reinigte seinen Colt. Er hatte die einzelnen Teile auf einer vergilbten Zeitung liegen, die voller Ölflecken war. Ölgeruch hing in der Luft, der sich mit dem Geruch von Bohnerwachs vermischte.

„Guten Tag, Sheriff“, grüßte ich und hielt an, als ich den Schreibtisch, hinter dem er saß, erreichte. „Ich komme wegen der Kendall-Sache. Dem Distriktgericht wurde zugetragen, dass hinter dem Mord an Owen Kendall möglicherweise die Heimstätter stecken. Weil das so ist, meinte Richter Humphrey, dass es eventuell Bundessache sei, und er hat mich mit den Ermittlungen beauftragt.“

„Hallo, Marshal. Ja, es hat in der Tat Probleme zwischen der Coldwater Creek Ranch und den Siedlern gegeben. Ich habe mich darüber auch mit Reynolds, dem Sheriff des Dallam County, unterhalten. Er ist skeptisch und mit irgendwelchen Schuldzuweisungen oder Beschuldigungen recht zurückhaltend. Reynolds hat eine Reihe von Ermittlungen durchgeführt, die allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben, die – um es klar und deutlich auszudrücken -, im Sande verlaufen sind. Man hat Owen Kendall eine Meile von der Ranch entfernt eine Kugel zwischen die Schulterblätter geknallt. Zwei seiner Cowboys haben ihn gefunden. Vom Mörder gibt es keine Spur.“

„Das Verhältnis zwischen Kendall und der PCC soll auch nicht ganz unproblematisch gewesen sein“, streute ich meine Zweifel aus und setzte mich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand.

Mike Abbott verzog den Mund, wiegte einige Male den Kopf und erwiderte schließlich: „Von einem Verdruss zwischen der Bar H Ranch und der Coldwater Creek Ranch ist mir nichts bekannt. Ich weiß zwar, dass man von Seiten der PCC vor mehreren Monaten - ich glaube sogar es ist schon über ein Jahr her -, Owen Kendall ein Angebot unterbreitet hat, das er allerdings ablehnte. Damit hatte es sein Bewenden. Ich wurde in die Sache hineingezogen, weil sich die Heimstätten von Andrew Mason und Dennis Samuel im Sherman County befinden. Der Mord geschah jedoch im Dallam County. Wilbur Reynolds war deswegen bei mir, wir haben auch mit den beiden Siedlern gesprochen, doch es ergaben sich keine Hinweise, die einen Schluss darauf zuließen, dass sie tatsächlich etwas mit dem Mord zu tun hätten.“

„Hat Reynolds auch den Boss der Bar H vernommen?“, erkundigte ich mich.

„Natürlich. Allerdings war der Ritt zum Rita Blanca Lake umsonst.“

Ich verstand. „Wie weit ist es zu den Heimstätten von Mason und Samuel?“, fragte ich.

„Folgen Sie dem Coldwater etwa drei Meilen nach Westen, dann stoßen Sie auf Masons Siedlungsstätte. Das Land von Samuel grenzt unmittelbar daran. An der Ostgrenze von dessen Parzelle beginnt das Dallam County.“

Ich erhob mich. „Ich werde erstmal etwas essen und mich dann im Hotel einmieten. Schätzungsweise werde ich heute noch zu Andrew Mason reiten. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten.“

„Mason weiß von nichts. Ebenso Samuel. Ich glaube, Marshal, den Ritt können Sie sich sparen.“

Damit brachte der County Sheriff deutlich seine Ablehnung zum Ausdruck. „Irgendwo muss ich ja mit meinen Ermittlungen beginnen“, versetzte ich, dann verließ ich das Sheriff‘s Office und suchte den Saloon auf, denn ich verspürte nagenden Hunger. Immerhin hatte ich einen Hundert-Meilen-Ritt von Amarillo herauf hinter mir und mich in den dreieinhalb Tagen, in denen ich diese Strecke bewältigte, nur von Pemmikan, Dörrfleisch, hartem, trockenem Brot und Wasser ernährt.

2

Ich schonte mein Pferd und benötigte für die drei Meilen eine knappe Stunde. Es war um die Mitte des Nachmittags, als ich den Vierbeiner auf dem Hof des Anwesens von Andrew Mason anhielt. Das Pferd stampfte auf der Stelle, prustete und schnaubte schließlich mit geblähten Nüstern. Die Gebisskette klirrte und das Leder meines Sattels knarrte leise. Ich schaute mich um und registrierte, dass hier alles noch unfertig und erst im Aufbau begriffen war. Das Wohnhaus war ein niedriger Bau mit flachem Dach und zwei kleinen Fenstern in der Vorderseite, zwischen denen sich die Haustür befand. Es war aus grob gehobelten Brettern gebaut und sah nicht so aus, als würde es einem der gefürchteten Herbststürme oder im Winter einem Blizzard standhalten. Es gab außerdem einen Stall und zwei Schuppen. Neben einem dieser Schuppen stand ein schwerer Conestoga-Schoner, dessen vergilbte Plane ziemlich brüchig aussah und eine Reihe von Rissen aufwies.

Alles hier wirkte auf mich ärmlich und ich sagte mir, dass das Dasein der Familie hier am Coldwater Creek wohl ein einziger Überlebenskampf war.

Ich wurde angerufen. Es war die Stimme einer Frau, und sie trieb aus einem der kleinen Fenster. „Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?“

Ich legte beide Hände übereinander auf das Sattelhorn, mein Blick suchte die Ruferin, konnte sie aber nicht entdecken und ich vermutete, dass sie im Schutz der Wand neben dem Fenster stand. „Ich bin U.S. Deputy Marshal Bill Logan vom Bezirksgericht in Amarillo. Sind Sie Mrs Mason?“

„Ja, das bin ich. Ich kann den Stern an Ihrer Brust sehr gut erkennen und kann mir denken, was Sie zu uns treibt.“

„Ich möchte mit Ihrem Mann sprechen, Ma’am. Ist er zu Hause?“

„Andrew ist auf dem Feld weiter westlich. Wenn Sie Fragen bezüglich des Mordes an Owen Kendall haben, dann werden Sie dieselben Antworten erhalten wie Sheriff Abbott. Mein Mann hat nämlich mit der Ermordung des Ranchers nicht das Geringste zu tun.“

„Haben Sie etwas dagegen, Ma‘am, wenn ich ins Haus komme?“

„Was sollte ich dagegen haben? Wir haben nichts zu verbergen.“

Ich trieb mein Pferd an, saß beim Hitchrack ab und schlang den langen Zügel um den Holm, zog die Winchester aus dem Sattelschuh und betrat das Haus. Die Tür war derart niedrig, dass ich den Kopf einziehen musste. Ich befand mich in der Küche, Mrs Mason stand jetzt an dem blankgescheuerten Holztisch, hielt mit beiden Händen einen Henrystutzen schräg vor der Brust und fixierte mich mit einer Mischung aus Unsicherheit und Trotz. Ich schätzte sie auf Mitte vierzig, ihr Gesicht wirkte verhärmt und vorgealtert. Es war keine schöne Frau, aber ganz sicher eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben stand.

„Sie können das Gewehr weglegen, Ma‘am“, sagte ich und setzte mich an den Tisch, ohne dass mich die Frau dazu aufgefordert hatte.

Sie zögerte, in ihren Zügen arbeitete es krampfhaft, dann aber überwand sie sich und ließ das Gewehr sinken, setzte sich ebenfalls an den Tisch und suchte mit den Augen meinen Blick. „Was wollen Sie wissen, Marshal?“

Es wäre Zeitverschwendung gewesen, sie zu fragen, ob ihr Mann der Mörder des Bosses der Coldwater Creek Ranch war. Darum sagte ich: „Owen Kendall hat Ihrem Mann ein Ultimatum gesetzt, den Platz hier am Fluss zu räumen. Hat er irgendwelche Konsequenzen angedroht, falls Sie bleiben?“

„Er drohte lediglich, dass wir es bereuen würden, wenn wir nicht mit Ablauf des Ultimatums verschwunden wären. Wir würden die Stunde, in der wir uns entschlossen haben, zu bleiben, verfluchen, meinte er.“

„Welches Ultimatum setzte er ihnen?“

„Den 31. August.“

„Es ist schon seltsam, dass er zehn Tage vor Ablauf des Ultimatums ermordet wurde“, murmelte ich.

„Ziehen Sie nur keine falschen Schlüsse, Marshal!“, brach es schroff über die zuckenden Lippen der Frau. „Mit einem derartigen Verdacht wartete schon Sheriff Abbott auf.“

„Dachten Sie und Ihr Mann daran, aufzugeben und diese Parzelle zu verlassen?“

„Nachdem Kendall mit seinen Leuten hier war, ist mein Mann zu Dennis Samuel und Allan Dickerson gefahren. Auch bei ihnen war Kendall, und auch ihnen hat er geraten, bis zum 31. August vom Coldwater Creek zu verschwinden, da er ihnen sonst Beine machen würde.“

„Ihr Mann, Samuel und Dickerson haben doch sicherlich beraten, wie sie Kendall entgegentreten können“, gab ich zu verstehen. „Was war das Ergebnis ihrer Beratung?“

„Sie beschlossen, zu bleiben und Kendall die Stirn zu bieten. Zunächst einmal erstatteten mein Mann und Dennis Samuel beim County Sheriff in Stratford Anzeige gegen Kendall, Dickerson fuhr sogar die dreißig Meilen bis nach Dalhart, um beim Sheriff des Dallam County Anzeige zu erstatten.“

„Und?“

„Abbott fertigte meinen Mann und Samuel kurz und bündig ab, indem er erklärte, unsere Heimstätten nicht bewachen zu können, da es ihm zum einen an der Zeit und zum anderen auch an Deputies fehle. Wilbur Reynolds äußerte sich Dickerson gegenüber ähnlich. Wir waren also auf uns gestellt und konnten von Seiten des Gesetzes nicht mit Hilfe rechnen.“

„Meinen Sie nicht auch“, sagte ich, „dass einer der drei Siedler den Entschluss fasste, das Problem mit einer schnellen Kugel zu lösen. Ich denke, dass vieles dafür spricht.“

„Nach allem liegt der Verdacht natürlich nahe“, gab die Frau zu. „Was meinen Mann jedoch betrifft, lege ich die Hand dafür ins Feuer, dass er nicht der Mörder ist.“

Plötzlich trieb von draußen das Rumpeln und Poltern eines Fuhrwerks an mein Gehör, das nach und nach deutlicher wurde und in das sich schließlich das Quietschen der Achsen in den Naben mischte. Mrs Mason erhob sich schnell, ging zum Fenster und sagte im nächsten Moment über die Schulter: „Da kommen mein Mann und mein Sohn. Großer Gott!“ Entsetzen prägte den Tonfall ihrer Stimme und ließ sie schrill werden. „Ihre Gesichter sind blutüberströmt.“

Sie warf sich mit dem letzten Wort herum und eilte zur Tür, einen fassungslosen Ausdruck im Gesicht. Zwei Atemzüge später war sie draußen. Ich erhob mich und folgte ihr. Ein so genannter Schlutter Wagon - das ist ein leichtes Fuhrwerk mit einer Ladekapazität von bis zu einer Tonne, den u.a. die Armee als Munitionswagen einsetzte –, rollte gerade in den Hof. Ein schwerer Kaltblüter zog ihn, und auf dem Wagenbock sah ich zwei Männer, deren Gesichter in der Tat blutverschmiert waren. Und als der Ältere der beiden das Pferd vor dem Farmhaus in den Stand zerrte, konnte ich eine Reihe von Schwellungen, Blutergüssen und kleinen Platzwunden in den Gesichtern ausmachen.

Mir schwante Schlimmes.

Das Poltern, Knarren und Quietschen war in der Stille versunken, die jedoch sogleich die schrille Stimme von Mrs Mason sprengte. „Gütiger Gott, Andrew, was ist geschehen? Was hat man mit euch gemacht? Waren das die Leute von der Coldwater Creek Ranch?“

Der Blick des Heimstätters hatte sich an mir regelrecht verkrallt, und ohne auf die Fragen seiner Gattin einzugehen rief er: „Sind Sie wegen der Kendall-Sache zum Coldwater Creek gekommen, Marshal?“

Ich nickte. „Ja. Und wie es aussieht, gerade noch rechtzeitig, bevor es hier drunter und drüber geht. Sie und Ihr Sohn wurden ziemlich übel zugerichtet. Waren es Leute von der Coldwater Creek Ranch?“

„James Howell kam mit einem halben Dutzend Männer und erklärte, dass sich durch Kendalls Tod nichts geändert habe. Das Ultimatum gelte, und sollten wir am 1. September noch auf diesem Landstrich anzutreffen sein, werde es ausgesprochen ungemütlich für uns. Ich erklärte Howell, dass keiner von uns Heimstättern daran denkt, sein Land aufzugeben. Daraufhin ließ er mich und Matt von seinen Männern zusammenschlagen. Er meinte, dass dies nur ein Vorgeschmack sei auf das, was uns erwartet, wenn wir mit Ablauf des Ultimatums nicht verschwunden wären.“

„Diese brutalen …“, entfuhr es der Frau, doch ihre Stimme brach weil sie von ihren Gefühlen übermannt wurde und hemmungslos zu weinen begann. Jetzt stieg Andrew Mason vom Wagenbock, ging zu seiner Gattin hin und nahm sie in die Arme.

„Weine nicht, Kath. wir lassen uns nicht unterkriegen von den Schuften der Coldwater Creek Ranch. Ich werde mich noch heute zum Sheriff nach Stratford begeben und Anzeige sowohl gegen Melissa Randall als auch ihren skrupellosen Vormann erstatten.“

„Das ist nicht nötig“, erklärte ich. „Verstöße gegen das Heimstättengesetz werden vom U.S. Marshal geahndet, und ich gehöre zu dessen Mannschaft. Darum werde ich jetzt zur Coldwater Creek Ranch reiten und sowohl mit Mrs Kendall als auch ihrem Vormann ein paar Takte sprechen.“

„Howell und seine Kettenhunde kamen von Westen, also vom Land Samuels“, sagte Andrew Mason. „Noch weiter westlich befindet sich die Siedlungsstätte von Allan Dickerson. Ich hege die Befürchtung, dass diese Halsabschneider auch Samuel und Dickerson einen Besuch abgestattet haben.“

„Das werde ich bald wissen“, versicherte ich, dann ging ich zu meinem Pferd, band es los und kletterte in den Sattel.

3

Die Raureiter von der Coldwater Creek Ranch hatten tatsächlich auch Dennis Samuel und Allan Dickerson einen höllischen Besuch abgestattet. Beiden hatten sie geraten, spätestens bis zum 31. August um Mitternacht von ihrem Stück Land verschwunden zu sein, falls nicht, werde man sie hier begraben.

Für mich war die Sache eindeutig: Die Coldwater Creek Ranch terrorisierte die Heimstätter. Daher beschloss ich, nicht nur zu versuchen, den Mord an Owen Kendall aufzuklären, sondern auch dem Treiben seiner Witwe und deren Vormann ein Ende zu bereiten.

Ich ritt am Fluss entlang nach Westen und erreichte nach fast zwei Stunden Ritt die Ranch. Es war bereits ziemlich spät am Nachmittag, die Wolkendecke war etwas aufgerissen und manchmal brach die Sonne durch und legte ihr Licht mit gleißendem Schein auf das Land. Es war eine mittelgroße Ranch mit zwei Ställen, einer Scheune, mehreren Schuppen und einer Remise, in der drei verschieden schwere Fuhrwerke standen. Das Haupthaus und die Mannschaftsunterkunft waren etwas abseits errichtet worden, und im Gegensatz zur Mannschaftsunterkunft besaß das Haupthaus ein Stockwerk. Eine Außentreppe führte hinauf zu einem Balkon, der so breit war wie die Vorderfront des Gebäudes. Allein vom Augenschein her konnte man erkennen, dass der Besitzer der Coldwater Creek Ranch kein armer Mann respektive keine arme Frau war. Den Mord an ihrem Mann aufzuklären war mein Job.

Aus der Schmiede der Ranch klangen noch helle Hammerschläge, aus einem der Ställe kam ein Ranchhelfer mit einer Handkarre voll Mist, ein anderer Mann war damit beschäftigt, an dem niedrigen Zaun, der einen kleinen Gemüsegarten eingrenzte, schadhafte Latten auszuwechseln.

Wiederum ein ganzes Stück abseits befanden sich zwei Corrals, in denen schätzungsweise fünfzig bis sechzig Pferde weideten. Auch das war ein Beweis für den Wohlstand auf dieser Ranch. Ich ritt bis vor das Haupthaus, schwang mich aus dem Sattel und schlang den Zügel einige Male um den Haltebalken, nahm mein Gewehr und stieg die vier Stufen zur Veranda hinauf, um gleich darauf den bronzenen Türklopfer an der Haustür zu benutzen. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür aufgezogen und ein junger Chinese trat in den Türrahmen. „Was kann ich für Sie tun, Mister?“, erkundigte er sich mit akzentfreiem Englisch, was mir verriet, dass er in den Staaten geboren worden und aufgewachsen war.

„Ich möchte Mrs Kendall sprechen“, erklärte ich mein Anliegen.

Der Blick des jungen Chinesen löste sich von meinem Gesicht und saugte sich sekundenlang an dem Stern fest, der auf der linken Brustseite an meiner Weste befestigt war, dann nickte der Bursche, bat mich um einen Augenblick Geduld, trat zurück und schloss die Tür. Ich wandte mich um und ging zum Geländer der Veranda, legte beide Hände darauf und schwenkte meinen Blick mal in diese, mal jene Richtung. Die beiden Ranchhelfer hatten ihre Arbeit unterbrochen und beobachteten mich. Von den Cowboys schien sich kein einziger auf der Ranch zu befinden.

Als hinter mir die Stimme des Chinesen erklang, drehte ich mich um. „Mrs Kendall ist bereit, mit Ihnen zu sprechen, Sir. Sie erwartet Sie in der Halle.“

Er ließ mich an sich vorbei, ich betrat die Halle und sah Melissa Kendall, die seit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes auf dieser Ranch der Boss war. Die Coldwater Creek Ranch war einer der wenigen Betriebe im Panhandle, der nicht der PCC angegliedert war. Möglicherweise war das den Verantwortlichen der Rinderzuchtvereinigung ein Dorn im Auge, vielleicht sogar das Motiv für den hinterhältigen Mord an Owen Kendall.