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Dschingis Khan ist tot, aber sein Vermächtnis lebt in der Nation weiter. Einer Nation, deren Unterschiede in diesen unruhigen Zeiten schwerer wiegen als je zuvor. Nur einer von Dschingis’ Söhnen kann die Völker wieder einen und einen neuen Feind bezwingen. Aber wer wird es sein? Währenddessen erobert Subotai im Westen weitere Gebiete und dringt ungehindert in unbekanntes Gebiet vor. Doch in dem Moment seines größten Triumphes muss er eine Entscheidung treffen, die alles verändern wird.
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Seitenzahl: 705
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Titel
Prolog
Teil eins Anno Domini 1230
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
Teil zwei Anno Domini 1232
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Teil drei Anno Domini 1240
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
Epilog
Historische Anmerkungen
Impressum
Imperium des Silbers
Conn Iggulden
Aus dem Englischen von Sascha Zupancic
Er stapfte durch eine Landschaft aus Gers, die wie verkrustete Muscheln am Ufer eines antiken Meeres dicht beieinander lagen. Die Armut war allgegenwärtig, im vergilbten Filz, der seit Generationen geflickt und repariert wurde. Ausgezehrte Ziegen und Lämmer liefen blökend um ihn herum, während er sich seinem Zuhause näherte. Batu stolperte über die Tiere und fluchte, als das Wasser aus den schweren Eimern schwappte. Ein stechender Geruch von Urin lag in der Luft, etwas Säuerliches, das bis hierhin nicht in der Brise vom Fluss gelegen hatte. Batu runzelte die Stirn beim Gedanken daran, wie er den Tag damit verbracht hatte, eine Grube für die Notdurft seiner Mutter auszuheben. Wie ein aufgeregtes Kind hatte er ihr das Ergebnis seiner Arbeit gezeigt. Sie hatte bloß mit den Achseln gezuckt und gesagt, sie sei zu alt, um noch so weit zu laufen, wo doch der Boden ringsherum sich ebenso gut eignete.
Sie war sechsunddreißig Jahre alt und bereits schwer gezeichnet von Krankheit und den verflossenen Jahren. Die Zähne ihres Unterkiefers waren verfault und sie bewegte sich wie eine doppelt so alte Frau, gebückt und hinkend. Dennoch hatte sie genug Kraft, um Batu zu ohrfeigen, wenn er seinen Vater erwähnte, was allerdings nicht sehr oft vorkam. Zuletzt an diesem Morgen, bevor er zum Fluss gezogen war.
Vor dem Eingang ihres Gers stellte er vorsichtig die Eimer ab, rieb sich die wunden Hände und lauschte. Er lächelte, als er hörte, wie sie drinnen ein altes Lied aus ihrer Jugend summte. Ihre Wut war wie immer schnell verflogen.
Er hatte keine Angst mehr vor ihr. Im letzten Jahr war er so groß und kräftig geworden, dass er jeden ihrer Schläge hätte abwehren können, was er aber nicht tat. Er erduldete sie, ohne ihre Verbitterung zu verstehen. Er wusste, dass er in der Lage war, ihre Hände festzuhalten. Aber er wollte sie nicht weinen sehen oder, schlimmer noch, mit ansehen müssen, wie sie um einen Schlauch Airag bettelte, um ihr Elend erträglicher zu machen. Er hatte die Zeit gehasst, in der sie viel getrunken hatte, um zu vergessen. Sie hatte ihm immer wieder gesagt, er habe das Gesicht seines Vaters, und dass sie seinen Anblick nicht ertragen konnte. An vielen Tagen hatte er sie waschen müssen. Ihre Arme hingen dann schlaff an seinem Rücken hinunter, ihre flachen Brüste waren gegen seinen Oberkörper gedrückt, während er mit einem Lappen und einem Eimer den Dreck von ihrer Haut schrubbte. Unzählige Male hatte er sich geschworen, Airag niemals anzurühren. Ihr schlechtes Vorbild hatte dafür gesorgt, dass ihm allein der Geruch auf den Magen schlug. Wenn sich die Süße mit Erbrochenem, Schweiß und Urin vermischte, wurde ihm speiübel.
Batu schaute auf, als er Pferde hörte, dankbar für jeden Anlass, noch länger draußen verweilen zu können. Die Gruppe war verglichen mit einem Tuman recht klein, kaum zwanzig Reiter. Für einen Jungen vom Rande des Lagers war es so früh am Morgen ein prächtiger Anblick, wie aus einer anderen Welt.
Die Krieger saßen kerzengerade im Sattel und strahlten schon von Weitem Stärke und Autorität aus. Batu beneidete sie. Zugleich sehnte er sich danach, einer von ihnen zu sein. Wie jeder Junge aus den Gers wusste er, dass ihre Rüstungen in Rot und Schwarz bedeuteten, dass sie Ögödeis persönlicher Garde angehörten, den Elitekriegern des Tumans. An Festtagen wurden die Geschichten ihrer Schlachten besungen und vorgetragen, aber auch düstere Erzählungen, die von blutigem Verrat handelten. Der Gedanke daran ließ Batu zusammenzucken. In einigen spielte sein Vater eine Rolle, was stets zu verstohlenen Blicken in Richtung seiner Mutter und ihres unehelichen Bastards führte.
Batu atmete tief durch die Nase ein und spuckte auf den Boden. Er erinnerte sich an die Zeit, als das Ger seiner Mutter aus feinstem weißen Filz bestand und man ihr beinahe täglich Geschenke gebracht hatte. Er nahm an, dass sie einst eine Schönheit gewesen war, ihre Haut, die nun so zerfurcht und rau war, war früher makellos. Es waren andere Zeiten gewesen, bevor sein Vater den Khan verraten hatte und dafür abgeschlachtet worden war, wie ein Lamm im Schnee. Dschotschi. Der Name ließ ihn erneut ausspucken. Hätte sich sein Vater dem Willen des Großkhans gebeugt, so dachte Batu, wäre er jetzt vielleicht einer dieser Krieger in Rot und Schwarz, die so aufrecht durch die schmutzigen Gers ritten. Stattdessen hatte man ihn vergessen und seine Mutter fing jedes Mal an zu weinen, wenn er davon sprach, sich einem Tuman anschließen zu wollen.
Fast alle jungen Männer in seinem Alter waren eingetreten, mit Ausnahme derer mit Verletzungen oder Geburtsfehlern. Sein Freund Zan war einer davon, ein Chin-Mischling, der mit einem blinden weißen Auge zur Welt gekommen war. Kein Einäugiger konnte jemals Bogenschütze werden und so hatten die Krieger ihn unter Tritten und Gelächter abgewiesen und ihn zurück zu seiner Herde geschickt. In jener Nacht hatte Batu zum ersten Mal gemeinsam mit ihm Airag getrunken und anschließend zwei Tage lang krank im Bett gelegen. Die Anwerber hatten ihn nicht aufgesucht, nicht ihn, durch dessen Adern das Blut des Verräters floss. Batu hatte gesehen, wie sie nach starken Burschen Ausschau gehalten hatten. Doch wenn ihr Blick auf ihn fiel, zuckten sie immer nur mit den Achseln und wandten sich ab. Er war ebenso groß und kräftig wie sein Vater, doch sie wollten ihn nicht haben.
Mit Erschrecken stellte Batu fest, dass die Reiter nicht zufällig hier waren. Er sah, wie sie anhielten und mit einem der Nachbarn seiner Mutter sprachen. Er schnappte vor Verwunderung nach Luft, als der alte Mann auf Batu deutete.
Die Reiter trabten auf ihn zu, während er wie angewurzelt dastand und zusah, wie sie sich näherten. Er wusste mit seinen Händen nichts anzufangen und faltete sie erst zweimal über seine Brust, bevor er die Arme schließlich einfach hängen ließ. Aus dem Inneren des Gers stellte seine Mutter eine Frage, auf die er keine Antwort gab. Er konnte nicht. Er hatte den Mann gesehen, der an der Spitze der Gruppe ritt.
In den Gers der Armen gab es keine Bilder, auch wenn ein oder zwei Chin-Gemälde ihren Weg in die Unterkünfte der reichsten Familien gefunden hatten. Doch Batu hatte den Bruder seines Vaters bereits einmal zuvor zu Gesicht bekommen. Vor Jahren, an einem der Festtage, hatte er sich ganz nah herangeschlichen und durch die Krieger hindurch einen Blick auf den Großkhan erhascht. Ögödei und Dschotschi waren damals bei Dschingis gewesen, und die Zeit hatte die strahlende Erinnerung nicht verblassen lassen, die zu den bittersüßesten seiner noch jungen Jahren gehörte. Es war ein kurzer Blick in ein Leben gewesen, für das er bestimmt gewesen war, bevor sein Vater alles zunichtegemacht hatte, wegen eines kleinlichen Streits, den Batu nicht nachvollziehen konnte.
Ögödei ritt ohne Kopfbedeckung, in einer glänzend schwarz lackierten Rüstung. Er trug sein Haar auf die Art der Chin, in einem schweren Strang, der von einem oben sitzenden Haarknoten auf die kahlrasierte Kopfhaut fiel. Batu nahm jede Einzelheit des Mannes in sich auf, während die klagende Stimme seiner Mutter erneut aus dem Inneren ertönte. Ihm war bewusst, dass der Sohn des Großkhans ihn direkt ansah und mit ihm sprach, doch Batu brachte kein Wort heraus. Die gelben Augen funkelten ihn aus nächster Nähe an und ihm dämmerte, dass er seinen Onkel, seinen Blutsverwandten, mit offenem Mund anstarrte.
»Ist er begriffsstutzig?«, sagte einer der Krieger. Batu schloss seinen Mund. »Der Khan redet mit dir, Junge. Bist du taub?«
Batu wurde ganz heiß und er errötete. Er schüttelte den Kopf und mit einem Mal ärgerte er sich darüber, dass diese Männer zum Ger seiner Mutter geritten kamen. Was würden sie über die geflickten Wände denken, den Geruch, die Fliegen in der Luft? Es war demütigend, und seine Schockstarre verwandelte sich schnell in Wut. Doch immer noch antwortete er nicht. Männer wie diese hatten seinen Vater umgebracht, hatte seine Mutter stets gesagt. Das Leben seines zerlumpten Sohnes würde ihnen wenig bedeuten.
»Hast du überhaupt keine Stimme?«, sagte Ögödei. Er lächelte über irgendetwas, bevor Batu schließlich eine Antwort hervorbrachte.
»Habe ich«, sagte er. Er sah, wie einer der Krieger seine Hand nach unten streckte, hatte aber nicht mit einem Schlag gerechnet, so dass er einen taumelnden Schritt nach hinten machte, als ein gepanzerter Handschuh ihn seitlich am Kopf traf.
»Habe ich, mein Herr«, sagte der Krieger, ohne eine Miene zu verziehen.
Batu schüttelte sich und richtete sich auf. Sein Ohr brannte, doch er hatte schon Schlimmeres erlebt.
»Ich habe eine Stimme, mein Herr«, sagte er, wobei er versuchte, sich das Gesicht des Kriegers einzuprägen.
Ögödei sprach über ihn, als wäre er gar nicht anwesend. »Es war also kein Gerücht. Ich erkenne meinen Bruder in seinem Gesicht wieder und er ist bereits so groß wie mein Vater. Wie alt bist du, Junge?«
Batu stand regungslos da und versuchte, sich zu sammeln. Insgeheim hatte er sich immer gefragt, ob seine Mutter in Bezug auf die Stellung seines Vaters nicht übertrieb. Diese so beiläufig bestätigt zu bekommen, war mehr, als er verkraften konnte.
»Fünfzehn Jahre«, erwiderte er. Er sah, wie der Krieger sich wieder nach vorne beugte und fügte rasch hinzu: »Mein Herr«. Der Krieger lehnte sich in seinem Sattel zurück und nickte ihm selbstgefällig zu.
Ögödei runzelte die Stirn. »Du bist schon recht alt, um anzufangen. Die Ausbildung sollte spätestens mit sieben oder acht Jahren beginnen, wenn man jemals anständig einen Bogen spannen will.« Er bemerkte Batus Verwirrung und lächelte erfreut. »Ich werde dich trotzdem im Auge behalten. Melde dich morgen bei General Jebe. Sein Lager befindet sich etwa fünfzig Göröm nördlich, in der Nähe eines Dorfes bei einer Klippe. Wirst du es finden?«
»Ich habe kein Pferd, mein Herr«, sagte Batu.
Ögödei warf dem Krieger, der Batu geschlagen hatte, einen Blick zu. Der verdrehte die Augen himmelwärts, bevor er vom Pferd stieg. Er reichte Batu die Zügel.
»Kannst du wenigstens reiten?«, wollte der Krieger von ihm wissen.
Batu nahm die Zügel ehrfürchtig entgegen und streichelte den muskulösen Hals des Pferdes. Noch nie hatte er ein derart schönes Tier angefasst.
»Ja. Ja, ich kann reiten.«
»Gut. Diese Stute ist nicht dein Pferd, verstanden? Sie wird dich zu deinem Posten tragen. Doch dann nimmst du dir irgendeine alte Schindmähre und schickst mein Pferd zu mir zurück.«
»Ich kenne deinen Namen nicht«, sagte Batu.
»Alkhun, Junge. Frag jeden in Karakorum, sie werden mich kennen.«
»Die Stadt?«, fragte Batu. Er hatte von dem steinernen Ding gehört, das auf dem Rücken von einer Million Arbeitern aus dem Boden emporwuchs, doch bis jetzt hatte er es nicht glauben können.
»Im Moment noch mehr ein Feldlager als eine Stadt, doch das wird sich ändern«, bestätigte Alkhun. »Du kannst das Pferd mit den Stafettenreitern zurückschicken, sag ihnen aber, sie sollen es schonend behandeln. Jede Spur einer Peitsche werde ich dir genauso in dein Fell gerben. Oh, und willkommen in der Armee, Junge. Mein Herr Ögödei hat Pläne mit dir. Enttäusche ihn nicht.«
Marmorstaub wirbelte durch die Luft und glitzerte in der Abendsonne. Ögödei ging das Herz auf, während er sein Pferd die Hauptstraße entlang lenkte und jede Kleinigkeit, jedes Geräusch um ihn herum aufnahm. In der Kakophonie aus Hammerschlägen und lauten Befehlen lag ein Gefühl der Dringlichkeit. Die mongolischen Tumane hatten sich außerhalb der Stadt versammelt. Seine Generäle und sein Volk waren dorthin gerufen worden, um sich anzuschauen, was zwei Jahre Arbeit geschaffen hatten: eine Stadt inmitten der Wildnis, der Fluss Orkhon gezähmt und seinem Willen unterworfen.
Ögödei hielt einen Moment inne, um eine Gruppe von Arbeitern beim Entladen eines Karrens zu beobachten. Nervös unter seinem Blick, bugsierten die Arbeiter mithilfe von Seilen, Flaschenzügen und ihrer schieren Anzahl weiße Marmorblöcke auf flache Schlitten, die in die Werkstätten gezogen werden konnten. Jeder der milchigen Blöcke war von dezenten hellblauen Adern durchzogen, was Ögödei gut gefiel. Ihm gehörte der Steinbruch, aus dem die Steine stammten. Hunderte Göröm weiter östlich gelegen, war er nur einer von tausend Käufen, die er in den letzten Jahren getätigt hatte.
Es bestand kein Zweifel daran, dass er mit Gold und Silber so verschwenderisch umgegangen war, als besäßen sie keinen Wert. Bei dem Gedanken daran musste er lächeln und er fragte sich, was sein Vater wohl von der weißen Stadt gehalten hätte, die sich hier aus der Wildnis erhob. Dschingis hatte die menschlichen Ameisenhaufen verachtet, doch dies waren nicht die antiken Gemäuer und wimmelnden Straßen eines ihrer Feinde. Dies war etwas Neues und es gehörte der Nation.
Nie zuvor hatte es eine Schatzkammer gegeben wie die, die ihm vererbt worden war. Sie war gefüllt mit Reichtümern des Chin-Reiches und Choresmiens, die sein Vater nie ausgegeben hatte. Allein mit dem Tribut aus Yenking hätte Ögödei jedes neu erbaute Haus mit weißem Marmor oder gar Jade verkleiden können, wenn er gewollt hätte. Er hatte seinem Vater in der Steppe ein Denkmal errichtet und sich selbst einen Ort, an dem er Khan sein konnte. Er hatte einen Palast erbaut, mit einem Turm, der wie ein weißes Schwert über die Stadt ragte. So konnte ein jeder sehen, wie weit sich die Nation von ihren Anfängen in den einfachen Gers mit ihren Herden mittlerweile entfernt hatte.
Sein Gold hatte eine Million Männer auf der Suche nach Arbeit angelockt. Sie hatten Steppen und Wüsten durchquert, mit nicht mehr als ein paar Tieren und ihren Werkzeugen. Von weit her, aus den Chinlanden oder den Städten Samarkand, Buchara und Kabul. Maurer und Zimmerleute aus Koryo hatten die Reise angetreten, in den Westen gelockt von Gerüchten über eine neue Stadt, die an einem Fluss aus Münzen errichtet werden sollte. Bulgaren brachten aus ihren Wäldern in großen Karawanen Vorräte an seltenen Lehmarten, Holzkohle und Hartholz. Die Stadt füllte sich mit Händlern, Baumeistern, Töpfern, Lebensmittelhändlern, Dieben und Betrügern. Bauern, die Profit witterten, nahmen tagelange Fahrten in ihren Karren auf sich. Alles für die auf Schnüren aufgereihten Metallmünzen. Ögödei gab ihnen Gold und Silber, aus der Erde geholt, eingeschmolzen und in Form gebracht. Im Gegenzug gaben sie ihm eine Stadt. Kein schlechter Handel, wie er fand. Vorerst bildeten sie die bunte Einwohnerschaft seiner Stadt, die sich in hundert Sprachen unterhielt und tausend verschiedene Speisen mit allerlei Gewürzen zubereitete. Einigen würde er erlauben zu bleiben, doch die Stadt war nicht für sie bestimmt.
Ögödei sah Färber mit grünen Händen, die sich gegen die Mauern pressten und respektvoll ihre roten Turbane neigten. Seine Wachen machten den Weg frei, so dass der Sohn des Dschingis beinahe wie im Traum durch seine Stadt reiten konnte. Er hatte diesen Ort erschaffen, aus einer Ansammlung Gers, wie sein Vater sie gekannt hatte. Er hatte es Wirklichkeit werden lassen, aus Stein.
Es erstaunte ihn noch immer. Er hatte nichts dafür bezahlt, dass die Frauen mit seinen Arbeitern anreisten, und doch waren sie mit ihren Ehemännern und Vätern gekommen. Zunächst hatte er nicht gewusst, wie er die Geschäfte ansiedeln sollte, die jede Stadt brauchte, um zu gedeihen. Doch Händler hatten sich von selbst an seinen Kanzler gewandt und Pferde oder Silber geboten, um neue Grundstücke pachten zu können. Die Stadt war mehr als nur eine bloße Ansammlung von Häusern. Sie besaß bereits ein Eigenleben, das sich weitgehend seiner Kontrolle entzog.
Jedoch nicht vollständig. Ein Fehler in der Planung hatte im Süden seiner Stadt ein Gebiet mit engen Gassen entstehen lassen. Dort hatten kriminelle Banden begonnen, sich auszubreiten. Bis Ögödei davon erfahren hatte. Er hatte den Abriss von achthundert Häusern befohlen, das gesamte Gebiet neu geplant und wiederaufgebaut. Seine eigene Garde hatte die Hinrichtungen überwacht.
Wo immer er vorbeikam, wurde es still in den Straßen. Die Arbeiter ebenso wie ihre Meister neigten die Köpfe, wenn sie den Mann erblickten, der die Macht über ihr Leben und ihren Tod sowie ihr Gold hatte. Ögödei atmete die staubige Luft tief ein, genoss ihren Geschmack auf seiner Zunge. Der Gedanke, buchstäblich seine eigene Schöpfung einzuatmen, bereitete ihm Vergnügen. In der Ferne konnte er die Türme seines Palastes ausmachen, gekrönt von einer Kuppel aus Gold, welches dünner gehämmert worden war als Papier. Der Anblick erfreute sein Herz. Als würde das Sonnenlicht von seiner Stadt eingefangen und festgehalten werden.
Die Straße wurde immer breiter. Die Rinnsteine hier waren poliert. Dieser Abschnitt war schon vor Monaten fertiggestellt worden und er ließ das geschäftige Treiben der Arbeiter hinter sich. Während Ögödei weitertrabte, konnte er nicht umhin, einen Blick auf die Begrenzungsmauern zu werfen, die seine Chin-Baumeister und Arbeiter derart verwirrt hatten. Selbst von seiner niedrigen Position aus konnte er gelegentlich einen Blick über die Mauer hinweg auf die grünen Ebenen dahinter werfen. Er wusste, dass die Mauern von Yenking die Stadt nicht vor Flammen oder Belagerung bewahrt hatten. Seine Mauern waren die Krieger des Khans, die Stämme, die den Chin-Kaiser in die Knie gezwungen, die Städte eines Schahs in Schutt und Asche gelegt hatten.
Schon jetzt liebte Ögödei seine Schöpfung. Von der Weite des zentralen Exerzierplatzes bis hin zu den roten Ziegeldächern, den gepflasterten Rinnsteinen, den Tempeln, Kirchen, Moscheen, Märkten und Häusern, von denen die meisten noch leer standen und darauf warteten, bewohnt zu werden. An jeder Ecke flatterten blaue Stofffetzen im Wind der Steppe. Ein Tribut an den Himmelsvater, der über ihnen allen thronte. Weit im Süden erstreckten sich die grünen Ausläufer und die Berge und die Luft war warm und staubig, während Ögödei durch Karakorum schritt.
Die Dämmerung tauchte alles in ein sanftes Zwielicht, als Ögödei seine Zügel einem Diener übergab und die Stufen zu seinem Palast hinaufstieg. Bevor er eintrat, blickte er noch einmal zurück auf die Stadt, die sich nach Kräften bemühte, das Licht der Welt zu erblicken. Er konnte die frisch aufgeschüttete Erde riechen und dazwischen den Duft des gebratenen Essens der Handwerker, der in der Abendluft lag. Die Viehherden in den Ställen jenseits der Mauern oder die gackernden Hühner, die an jeder Ecke verkauft wurden, waren nicht von ihm geplant gewesen. Er dachte an den Wollmarkt, der am Westtor entstanden war. Er hätte nicht davon ausgehen dürfen, dass der Handel zum Erliegen kommen würde, nur weil die Stadt unvollendet war. Er hatte sich einen Platz an einer alten Handelsstraße ausgesucht, um der Stadt Leben einzuhauchen – und das Leben hatte angefangen, in die Stadt zu strömen, als ganze Straßenzüge, ganze Stadtteile nicht mehr als ein Haufen Holz, Ziegel und Steine gewesen waren.
Als er so in die untergehende Sonne blickte, lächelte er über die Feuer in der Steppe, die die Stadt umgab. Dort wartete sein Volk auf ihn. Seine Armeen wurden mit reichhaltigem Hammelfleisch verköstigt, triefend vor Fett vom guten Gras des Sommers. Bei dem Gedanken fiel ihm sein eigener Hunger auf. Er befeuchtete seine Lippen und schritt durch ein Steintor, das dem einer Chin-Stadt in nichts nachstand.
In dem hallenden Korridor dahinter hielt er einen Moment inne, um eines seiner extravagantesten Stücke zu betrachten. Ein Baum aus massivem Silber reckte sich anmutig bis zur gewölbten Decke hinauf. Sie war in der Mitte zum Himmel hin offen, wie das Ger eines Hirten. Die Silberschmiede von Samarkand hatten fast ein Jahr damit zugebracht, ihn zu gießen und zu polieren, doch er diente einem bestimmten Zweck. Wer seinen Palast betrat, sah ihn und bewunderte den Reichtum, den er repräsentierte. Manche sahen darin ein Sinnbild für das silberne Volk, für die mongolischen Stämme, die zu einer Nation geworden waren. Die etwas Weiseren erkannten darin die Tatsache, dass Mongolen Silber so wenig schätzten, dass sie es als Gießmetall verwendeten.
Ögödei ließ seine Hand am Stamm des Baumes entlanggleiten, dessen Metall seine Finger kühlte. Seine Äste breiteten sich aus, einer Parodie auf das Leben gleich, und im Mondlicht schimmerte er wie eine Weißbirke. Ögödei nickte vor sich hin. Er streckte sich, während Sklaven und Diener um ihn herum Lampen entzündeten, die dunkle Schatten warfen und den Abend draußen mit einem Mal noch dunkler wirken ließen.
Er hörte eilende Schritte und erblickte seinen Diener, Baras'aghur, der herbeikam. Ögödei zuckte zusammen angesichts der erfreuten Miene des Mannes und des Bündels Papiere unter seinem Arm.
»Nachdem ich gegessen habe, Baras. Es war ein langer Tag.«
»Sehr wohl, mein Herr, aber Ihr habt einen Besucher: Euren Onkel. Soll ich ihm sagen, dass er warten soll, bis es Euch beliebt?«
Ögödei, der gerade seinen Schwertgürtel abschnallte, hielt inne. Alle drei seiner Onkel waren auf seinen Befehl hin in die Ebenen von Karakorum gekommen und hatten ihre Tumane in großen Lagern versammelt. Ihnen allen hatte er verboten, die Stadt zu betreten, und er fragte sich, wer ihm wohl nicht gehorcht hatte. Er tippte auf Khasar, der Befehle und Gesetze als etwas betrachtete, das für andere Menschen galt, nicht jedoch für ihn selbst.
»Wer ist es, Baras?«, fragte Ögödei leise.
»Temuge, Meister. Ich habe Diener geschickt, die sich um ihn kümmern, aber er wartet schon seit Langem.«
Baras'aghur deutete mit einer Geste den Lauf der Sonne über den Himmel an. Ögödei schürzte verärgert die Lippen. Dem Bruder seines Vaters waren die Feinheiten der Gastfreundschaft gut bekannt. Allein durch seine Ankunft zu einem Zeitpunkt, als Ögödei nicht anwesend war, um ihn zu begrüßen, hatte er eine Verpflichtung geschaffen. Ögödei nahm an, dass dies Absicht war. Ein Mann wie Temuge war raffiniert genug, jeden noch so kleinen Vorteil für sich zu nutzen. Andererseits war der Befehl ergangen, die Generäle und Prinzen sollten in der Steppe bleiben.
Ögödei seufzte. Zwei Jahre hatte er darauf verwendet, Karakorum zum Juwel eines Reiches zu machen. Die Abgeschiedenheit war herrlich gewesen, und er hatte Sorge dafür getragen, dass sie ihm erhalten blieb, während zugleich seine Feinde und Freunde in Aufruhr waren. Ihm war bewusst gewesen, dass dies nicht ewig währen konnte. Er stand auf und folgte Baras'aghur zum ersten und prächtigsten seiner Audienzräume.
»Lass sofort Wein bringen, Baras. Und Essen, etwas Einfaches, wie für Krieger in der Steppe.«
»Euer Wille, mein Herr«, sagte sein Diener.
Die Schritte der beiden Männer klangen laut in den stillen Gängen und hallten von den Wänden wider. Ögödei würdigte die szenischen Malereien keines Blickes, die ihm sonst so viel Freude bereiteten. Er und Baras'aghur gingen vorbei an den feinsten Werken islamischer Künstler und erst am Schluss fiel Ögödeis Blick auf die Farbenpracht. Er lächelte über das Bild von Dschingis, welches zeigte, wie er einen Angriff am Dachsmaulpass anführte. Der Künstler hatte ein Vermögen für ein Jahr seiner Arbeit verlangt. Doch nachdem Ögödei es gesehen hatte, hatte er sogar doppelt so viel bezahlt. Sein Vater lebte weiter an diesen Wänden sowie in seiner Erinnerung. Bei den Stämmen, so wie er sie kannte, gab es keine Malkunst und sie vermochte ihn immer noch in Staunen zu versetzen. Doch da Temuge ihn erwartete, nickte Ögödei dem Bild seines Vaters nur kurz zu, bevor er in den Raum stürmte.
Die Zeit war an dem Bruder seines Vaters nicht spurlos vorübergegangen. Einst war Temuge fett wie ein Mastkalb gewesen. Irgendwann aber hatte er so schnell an Gewicht verloren, dass sein Hals voller herabhängender Hautfalten war und er viel älter aussah, als er in Wirklichkeit war. Ögödei blickte seinen Onkel kühl an, als dieser sich zur Begrüßung von einem seidenbezogenen Stuhl erhob. Er bemühte sich um Höflichkeit gegenüber diesem Mann, der das Ende seiner abgeschiedenen Zeit repräsentierte. Er machte sich keine Illusionen. Die Nation erwartete ihn ungeduldig und Temuge war nur der Erste, der seine Schutzmauer durchbrach.
»Gut siehst du aus, Ögödei«, sagte Temuge.
Er trat vor, um seinen Neffen zu umarmen. Doch Ögödei, der versuchte, seine Verärgerung zu unterdrücken, wandte sich Baras zu. Sein Onkel ließ die ausgestreckten Arme sinken.
»Wein und Essen, Baras. Willst du herumstehen wie ein Schaf?«
»Mein Herr«, erwiderte Baras'aghur und verbeugte sich umgehend. »Ich werde Euch einen Schreiber kommen lassen, um das Treffen zu protokollieren.«
Er eilte im Laufschritt davon und die beiden Männer hörten, wie sich das Klappern der Sandalen des Sklaven entfernte. Temuge runzelte die Stirn.
»Dies ist kein formeller Anlass, Ögödei, für Schreiber und Aufzeichnungen.«
»Du bist also als mein Onkel hier? Nicht etwa, weil die Stämme dich ausgewählt haben, um mit mir zu sprechen? Nicht, weil mein gelehrter Onkel der einzige Mann ist, dem alle Fraktionen genug vertrauen, um ihn zu mir zu schicken?«
Temuge wurde rot angesichts des Tonfalls und auch weil die Bemerkungen zutreffend waren. Er musste davon ausgehen, dass Ögödei ebenso viele Spione in den großen Lagern hatte wie er selbst. Das war etwas, das die Nation von den Chin gelernt hatte. Er versuchte, die Stimmung seines Neffen einzuschätzen, was allerdings keine leichte Aufgabe war. Ögödei hatte ihm nicht einmal Salztee angeboten. Temuge schluckte trocken, während er versuchte, das Ausmaß des Tadels und der Verärgerung des jüngeren Mannes zu deuten.
»Du weißt, dass in den Armeen von nichts anderem geredet wird, Ögödei.« Temuge holte tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen. Unter dem Blick von Ögödeis blassgelben Augen konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, einem Nachhall von Dschingis Bericht zu erstatten. Sein Neffe hatte weichere Züge als der Großkhan, aber es wohnte eine Kälte in ihm, die Temuge beunruhigte. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
»Zwei Jahre lang hast du das Reich deines Vaters ignoriert«, begann Temuge.
»Glaubst du wirklich, dass ich das getan habe?«, unterbrach ihn Ögödei.
Temuge starrte ihn an.
»Was soll ich sonst glauben? Du hast die Familien und Tumane auf dem Feld zurückgelassen und dann eine Stadt erbaut, während sie Schafe gehütet haben. Zwei Jahre lang, Ögödei!« Seine Stimme wurde fast zu einem Flüstern. »Manche sagen, dein Geist sei gebrochen von der Trauer um deinen Vater.«
Ögödei lächelte bitter. Die bloße Erwähnung seines Vaters fühlte sich an, wie den Schorf von einer Wunde zu reißen. Ihm waren sämtliche Gerüchte bekannt. Einige hatte er selbst in die Welt gesetzt, um seine Feinde auf Trab zu halten. Doch er war der von Dschingis auserwählte Nachfolger, er war der erste Khan des Landes. Die Krieger hatten seinen Vater beinahe wie einen Gott verehrt, und Ögödei war sich sicher, dass er vom Tratsch in den Lagern nichts zu befürchten hatte. Bei seinen Verwandten lagen die Dinge anders.
Die Tür schwang auf und Baras'aghur erschien in Begleitung von einem Dutzend Chin-Dienern. In kürzester Zeit hatten sie die beiden Männer umringt und platzierten vor ihnen bronzene Becher sowie Speisen auf frischen weißen Tüchern. Ögödei bedeutete seinem Onkel, sich im Schneidersitz auf dem gekachelten Boden niederzulassen, und beobachtete den älteren Mann interessiert, den seine knarzenden Knie zusammenzucken ließen. Baras'aghur schickte die Diener fort und servierte Temuge den Tee, der die Schale erleichtert mit seiner Rechten entgegennahm und so förmlich daran nippte, wie er es in jedem Ger in der Steppe auch getan hätte. Ögödei betrachtete begierig den Rotwein, der in seinen eigenen Becher gluckerte. Er leerte ihn schnell und hielt ihn Baras'aghur erneut hin, bevor dieser sich entfernen konnte.
Ögödei sah, wie der Blick seines Onkels den Schreiber streifte, den Baras'aghur herbeigerufen hatte und der in respektvoller Haltung an der Wand stand. Er wusste, dass Temuge die Macht des geschriebenen Wortes so gut verstand wie jeder andere. Er war es gewesen, der die Geschichten von Dschingis und der Gründung einer Nation zusammengetragen hatte. Ögödei besaß einen der ersten Bände, der sorgfältig übertragen und in robustes Ziegenleder gebunden worden war. Es war einer seiner wertvollsten Besitztümer. Doch es gab Gelegenheiten, bei denen ein Mann bevorzugte, wenn keine Aufzeichnungen gemacht wurden.
»Lass uns allein, Baras«, sagte Ögödei. »Lass den Krug hier, aber nimm deinen Schreiber mit.«
Sein Diener war zu geübt, als dass er gezögert hätte, und bereits nach wenigen Augenblicken waren die beiden Männer wieder unter sich. Ögödei leerte seinen Becher und rülpste.
»Warum bist du heute Abend zu mir gekommen, Onkel? In einem Monat kannst du mit Tausenden unseres Volkes ungehindert nach Karakorum kommen und an einem Fest teilhaben, über das man noch jahrelang sprechen wird.«
Temuge betrachtete den jüngeren Mann, der vor ihm saß. Das faltenlose Gesicht wirkte müde und streng. Ögödei hatte sich mit dieser Stadt eine seltsame Bürde auferlegt. Temuge wusste, dass es nur eine Handvoll Männer in den Lagern gab, die sich um Karakorum mehr scherten als um eine Bronzemünze. Für die mongolischen Generäle, die Dschingis gekannt hatten, war die Stadt eine kolossale Selbstgefälligkeit aus weißem Marmor im Stil der Chin. Temuge wünschte, er könnte dem jungen Mann gegenüber ausdrücken, wie sehr er sein Werk liebte, ohne dass es wie kriecherische Schmeichelei wirkte. Doch er liebte die Stadt. Es war die Stadt, von deren Bau er einst geträumt hatte. Ein Ort mit breiten Straßen und Innenhöfen und sogar einer Bibliothek, mit Tausenden leeren Eichenregalen, die auf die Schätze warteten, die sie eines Tages füllen würden.
»Du bist kein Narr, Ögödei«, sagte Temuge. »Es war kein Zufall, dass dein Vater dir den Vorzug vor deinen älteren Brüdern gab.« Ögödei hob schroff den Blick und Temuge senkte den Kopf. »Manchmal frage ich mich, ob du ein Stratege wie General Tsubodai bist. Seit zwei Jahren ist das Land ohne Anführer, ohne Weg, und doch gab es keinen Bürgerkrieg, keinen Kampf unter den Fürsten.«
»Vielleicht haben sie meinen persönlichen Tuman gesehen, der unter ihnen ritt, meine Schreiber und Spione«, erwiderte Ögödei sanft. »Es waren stets Männer in Rot und Schwarz da, die nach Verrat Ausschau gehalten haben.«
Temuge schnaubte. »Es war nicht Angst, sondern Verwirrung, die sie zurückhielt. Sie konnten deine Pläne nicht ergründen, darum unternahmen sie nichts. Du bist der Erbe deines Vaters, aber du hast sie nicht aufgefordert, den Eid zu leisten. Keiner versteht das, also warten sie ab. Immer noch warten sie auf das, was du als nächstes tun wirst.«
Temuge sah, wie Ögödeis Mund zuckte, als wollte er lächeln. Er brannte darauf, die Gedanken seines Neffen zu erraten, aber wer konnte von dieser neuen Generation schon sagen, wie sie dachten? »Du hast deine Stadt in der Steppe gebaut, Ögödei. Die Armeen haben sich auf deinen Ruf hin versammelt. Jetzt sind sie hier und viele erblicken diesen prächtigen Ort zum ersten Mal. Erwartest du von ihnen, dass sie nun einfach das Knie beugen und ihren Eid ablegen? Weil du der Sohn deines Vaters bist? Er hat noch andere Söhne, Ögödei. Hast du an sie gedacht?«
Ögödei lächelte seinen Onkel an. Es amüsierte ihn, wie der Mann scheinbar versuchte, mit bloßem Blick seine Geheimnisse zu ergründen. Es gab eines, das er nicht entdecken würde, egal wie genau er auch hinschauen mochte. Er spürte die Glut des Weins, die sich in ihm bereitmachte und seinen Schmerz wie mit einer Liebkosung linderte.
»Wenn das meine Absicht war, Onkel – zwei Jahre Frieden für mich zu haben, um eine Stadt zu bauen –, dann habe ich es geschafft, oder nicht? Vielleicht ist das alles, was ich wollte.«
Temuge breitete die Hände aus. »Du vertraust mir nicht«, sagte er. In seiner Stimme schwang ehrlicher Schmerz mit.
Ögödei gluckste. »Ich vertraue niemandem mehr, so viel kann ich dir versichern.«
»Eine kluge Antwort«, erwiderte Temuge kalt.
»Nun, du bist ein kluger Mann. Das hast du verdient«, fuhr Ögödei ihn an. Alle Leichtigkeit war aus seinem Gebaren verschwunden, als er sich nun vorbeugte. Unmerklich wich sein Onkel zurück.
»Bei Neumond«, fuhr Ögödei fort, »werde ich jedem Offizier und Prinzen vom Blute der Nation den Khan-Eid abnehmen. Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, Onkel. Sie werden vor mir auf die Knie fallen. Nicht, weil ich der Sohn meines Vaters bin, sondern weil ich der auserwählte Erbe meines Vaters und der Anführer der Nation bin.«
Er bremste sich, als hätte er beinahe zu viel zu verraten, und Temuge bemerkte, wie eine Wand sich vor seine Gefühle schob. Hier saß ein Sohn, der früh gelernt hatte, das kalte Gesicht zu zeigen.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du heute Abend zu mir gekommen bist, Onkel«, fuhr Ögödei fort.
Temuge seufzte, wissend, dass er die Gelegenheit verpasst hatte.
»Ich bin gekommen, um mich zu vergewissern, dass du dir der Gefahr bewusst bist, Ögödei.«
»Du machst mir Angst«, sagte Ögödei mit einem Lächeln.
Temuge lief rot an. »Ich drohe dir nicht.«
»Woher entspringt denn diese schreckliche Gefahr, hier in meiner Stadt der Städte?«
»Du machst dich lustig über mich, obwohl ich angereist bin, um dir zu helfen und mir dieses Ding anzusehen, das du erbaut hast.«
»Es ist wunderschön, nicht wahr?«, wollte Ögödei wissen.
»Es ist wundervoll«, sagte Temuge mit einer solchen Ehrlichkeit, dass Ögödei seinen Onkel nachdenklich ansah.
»Tatsächlich«, sagte Ögödei, »habe ich darüber nachgedacht, dass ich einen Mann brauche, der meine Bibliothek hier beaufsichtigt. Der Schriftrollen aus allen Ecken der Welt sammelt, bis die Gelehrten überall den Namen Karakorum kennen. Vielleicht ist es ein törichter Traum.«
Temuge zögerte. Er fand den Gedanken aufregend, war aber misstrauisch.
»Machst du dich immer noch lustig über mich?«, fragte er leise.
Ögödei zuckte mit den Achseln. »Nur, wenn du Warnungen herumblökst wie ein altes Schaf. Wirst du mir sagen, dass ich aufpassen soll, was ich esse, damit ich nicht vergiftet werde?« Er sah, wie Temuges Gesicht Flecken bekam, als seine Verdrossenheit zurückkehrte, und er lächelte.
»Das ist ein ernst gemeintes Angebot. Jedes andere Stammesmitglied kann Schafe und Ziegen hüten. Ich denke, du allein bist in der Lage, Gelehrte zu hüten. Du wirst Karakorum berühmt machen. Ich will, dass seine Bekanntheit von einem Meer bis zum anderen reicht.«
»Wenn du so viel Wert auf meinen Verstand legst, Ögödei«, sagte Temuge, »dann wirst du mir dieses eine Mal zuhören.«
Ögödei seufzte. »Dann sprich, Onkel, wenn es sein muss«, sagte er.
»Zwei Jahre lang hat die Welt auf dich gewartet. Niemand hat es gewagt, einen einzigen Soldaten in Bewegung zu setzen, aus Angst, zum ersten Exempel zu werden, das du statuierst. Selbst die Chin und die Sung haben geschwiegen. Sie waren wie Hirsche, die einen nahen Tiger wittern. Das hat nun ein Ende. Du hast die Armeen der Nation zusammengerufen und in einem Monat, wenn du dann noch lebst, wirst du Khan sein.«
»Wenn ich dann noch lebe?«, sagte Ögödei.
»Wo sind deine Wachen jetzt, Ögödei? Du hast sie abberufen und niemand spürt ihre misstrauischen Blicke, wenn sie durch die Lager reiten. Hast du geglaubt, es würde einfach werden? Wenn du heute Nacht vom Dach fällst und dir den Kopf auf den Steinen aufschlägst, wer wird dann an Neumond der Khan sein?«
»Mein Bruder Tschagatai kann am ehesten Anspruch erheben«, sagte Ögödei leichthin. »Es sei denn, mein Sohn Guyuk wird am Leben gelassen. Auch Tolui stammt aus der Linie meines Vaters. Er hat starke Söhne: Mongke und Kublai, Arik-Boke und Hulegu. Wenn die Zeit reif ist, könnten sie alle Khan werden.« Er lächelte, vergnügt über etwas, das sich Temuge nicht erschloss. »Die Saat von Dschingis ist stark, wie es scheint. Alle haben wir Söhne, aber wir bauen immer noch auf Tsubodai. Wer den unschlagbaren General meines Vaters im Gefolge hat, wird die Armee führen, meinst du nicht auch? Ohne ihn würde ein Bürgerkrieg ausbrechen. Sind das alle, die Macht haben? Ich habe meine Großmutter noch nicht erwähnt. Ihr Gebiss und ihre Augen sind dahin, aber sie ist immer noch furchterregend, wenn sie aufgebracht ist.«
Temuge starrte ihn an.
»Ich hoffe, deine Taten sind nicht so unbekümmert wie deine Worte. Verdopple wenigstens deine persönliche Wache, Ögödei.«
Ögödei nickte. Er hielt es nicht für notwendig, zu erwähnen, dass sich innerhalb der verzierten Wände wachsame Männer verbargen. Zwei Armbrüste waren in eben diesem Moment auf Temuges Brust gerichtet. Es bedurfte nur eines vereinbarten Winks von Ögödeis Hand, um seinen Onkel aus dem Leben zu reißen.
»Ich habe dich gehört. Ich werde über das nachdenken, was du gesagt hast. Vielleicht solltest du die Aufgabe in meiner Bibliothek und der Universität erst nach dem Neumond übernehmen. Falls ich ihn nicht überlebe, hat mein Nachfolger möglicherweise kein so großes Interesse an Karakorum.« Er beobachtete die Wirkung seiner Worte und wusste, dass zumindest einer der Mächtigen darauf hinwirken würde, ihn am Leben zu erhalten. Jeder Mensch hatte seinen Preis, der allerdings so gut wie nie aus Gold bestand.
»Ich muss jetzt schlafen, Onkel«, sagte Ögödei. »Jeder Tag ist voller Pläne und voller Arbeit.« Er wollte gerade aufstehen, da hielt er noch einmal inne und fuhr fort. »Eines will ich dir noch sagen. Ich bin in den letzten Jahren weder taub noch blind gewesen. Das Volk meines Vaters war eine Zeit lang nicht auf Eroberungszug, aber was macht das? Das Volk wurde genährt mit Milch und Blut und ist bereit, mit neuer Kraft hinaus in die Welt entsandt zu werden. Und ich habe meine Stadt erbaut. Habt keine Angst um mich, Onkel. Ich weiß alles, was ich über die Generäle und ihre Loyalität wissen muss.«
Mit der Geschmeidigkeit seiner jungen Jahre kam er auf die Beine, während sein Onkel seine ausgestreckte Hand annehmen musste und aufstöhnte, als seine Knie laut knackten.
»Ich glaube, dein Vater wäre stolz auf dich, Ögödei«, sagte Temuge.
Zu seiner Überraschung lachte Ögödei.
»Das bezweifle ich. Ich habe Dschotschis unehelichen Sohn zu einem Prinzen und einem Minghaan-Offizier gemacht. Ich werde Batu noch weiter befördern, um das Andenken meines Bruders zu ehren. Dschingis würde mir das nie verzeihen.« Er lächelte bei dem Gedanken. »Und er hätte mein Karakorum nicht geliebt, da bin ich mir sicher.«
Er forderte Baras'aghur auf, Temuge aus der dunklen Stadt zu geleiten. Zurück in die erdrückende Atmosphäre aus Verrat und Misstrauen, die in den großen Lagern herrschte.
Ögödei nahm seinen Krug und Becher und füllte den Kelch ein weiteres Mal, während er zu einem steinernen Balkon ging und auf die mondbeschienenen Straßen hinausblickte. Eine Brise fuhr kühlend über seine Haut, während er mit geschlossenen Augen dastand. Sein Herz schmerzte in der Brust und er umklammerte seinen Arm, während der Schmerz sich ausbreitete. Frischer Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus, während seine Adern mit beängstigender Geschwindigkeit pochten und pulsierten, bis ihm schwindelig wurde. Blindlings streckte er die Hand aus und hielt sich am steinernen Geländer fest, atmete langsam und tief ein, bis der Schwächeanfall vorüber war und sein Herz wieder langsamer schlug. Der immense Druck in seinem Kopf ließ nach, und die blitzenden Lichter schrumpften zu bloßen Punkten zusammen, zu Schemen, die nur er sehen konnte. Verbittert schaute er hinauf zu den kalt leuchtenden Sternen. Unter seinen Füßen befand sich eine weitere Kammer, die man in den Fels gehauen hatte. Immer dann, wenn der Schmerz mit einer Wucht gekommen war, die ihn zitternd und geschwächt zurückgelassen hatte, hatte er nicht mehr damit gerechnet, ihre Fertigstellung zu erleben. Doch er hatte es geschafft. Seine Grabstätte war vollendet und er war noch am Leben. Becher für Becher leerte er den Krug, bis ihm die Sinne verschwammen.
»Wie lange bleibt mir noch?«, flüsterte er betrunken vor sich hin. »Sind es Tage oder Jahre?« Er bildete sich ein, mit dem Geist seines Vaters zu sprechen, und schwenkte seinen Becher umher, während er sprach, wobei er etwas Wein verschüttete.
»Ich hatte Frieden gefunden, Vater. Frieden, als ich meinte, meine Zeit sei gekommen. Was kümmerten mich deine Generäle und ihre ... kleinlichen Streitereien? Doch meine Stadt steht, die Nation ist gekommen, und ich bin immer noch hier. Was soll ich jetzt tun?«
Er lauschte auf eine Antwort aus der Dunkelheit. Aber es kam keine.
Tolui strich seiner Frau träge über das feuchte Haar, lehnte sich zurück und sah seinen vier Söhnen zu, die im Wasser des Orkhon herumtobten und planschten. Sie lagen in der wärmenden Sonne und nur die Anwesenheit seiner Wachen stand der völligen Entspannung im Weg. Tolui verzog beim Gedanken daran sein Gesicht. Im Lager konnte man nicht zur Ruhe kommen, während ein jeder sich fragte, ob er Anhänger Tschagatais, Ögödeis oder der Generäle war, oder ob er vielleicht für einen von ihnen als Spion tätig war. Manchmal wünschte er sich, seine beiden älteren Brüder würden die Sache in Ruhe unter sich klären, damit er an einem Tag wie diesem sein Leben genießen konnte. Mit seiner schönen Frau im Arm und vier gesunden Söhnen, die um Erlaubnis baten, den Wasserfall hinunterschwimmen zu dürfen. Er hatte es ihnen verboten, sah aber, dass Kublai Mongke noch einmal herausgefordert hatte, und die beiden sich immer näher an die Stelle am Ufer heranschlichen, von wo aus ein Ziegenpfad zur Quelle des tosenden Flusses hinaufführte. Tolui beobachtete mit halb geschlossenen Augenlidern, wie die beiden älteren Jungen schuldbewusst zu ihren Eltern schauten, in der Hoffnung, dass diese in der wärmenden Sonne eingeschlafen waren. Arik-Boke und Hulegu waren natürlich mit von der Partie. Ihre hageren Jungenkörper zitterten beinahe vor Aufregung.
»Siehst du sie?«, murmelte Sorhatani.
Tolui lächelte. »Ich bin fast versucht, es sie probieren zu lassen. Sie schwimmen wie die Otter, alle beide.«
Für die Stämme aus den grasbewachsenen Steppen war das eine vergleichsweise neue Fähigkeit. Für sie, die reiten lernten, noch bevor sie sprechen konnten, waren Flüsse ein Quell des Lebens für ihre Herden oder aber ein Hindernis, wenn ein Hochwasser sie anschwellen ließ. Erst seit Kurzem stellte Schwimmen eine Vergnügung für die Kinder des Stammes dar.
»Du wirst es nicht sein, der ihre Wunden versorgen muss, wenn sie sich verletzt haben«, sagte Sorhatani und schmiegte sich an ihn, »oder ihre Knochen schienen muss.«
Doch sie sagte nichts, als Mongke plötzlich auf den Pfad zustürmte, sein nackter Körper glänzend im Sonnenlicht. Kublai sah sich ein letztes Mal kurz nach seinen Eltern um. Als keiner von beiden etwas zu unternehmen schien, war auch er im Nu unterwegs.
Als die Jungen außer Sichtweite waren, setzten Tolui und Sorhatani sich auf. Sie tauschten amüsierte Blicke aus, als Arik-Boke und Hulegu ihre Hälse reckten, um die Spitze des herabstürzenden Wasserfalls sehen zu können.
»Ich weiß nicht, wer schlimmer ist, Mongke oder Kublai«, sagte Sorhatani, pflückte sich einen Grashalm und kaute auf ihm herum. Er kicherte und beide sagten zugleich: »Kublai.«
»Mongke erinnert mich an meinen Vater«, sagte Tolui mit einem Anflug von Wehmut in der Stimme. »Er fürchtet sich vor nichts.«
Sorhatani schnaubte leise. »Dann wirst du noch wissen, was dein Vater einst sagte, als er zwischen zwei Männern als Anführer für die Tausend zu wählen hatte.«
»Ich war dabei, Weib«, sagte Tolui. Er nahm den Gedanken seiner Frau auf. »Er sagte, dass Ussutai nichts fürchte und weder Hunger noch Durst verspüre. Deshalb sei er nicht geeignet zum Anführer.«
»Dein Vater war weise. Ein Mann muss ein wenig Angst verspüren, Tolui, und sei es nur, um Stolz genug zu haben, sie besiegen zu wollen.«
Ein wilder Schrei ließ beide aufschauen. Mongke johlte vor Aufregung, als er sich dem Rand des Wasserfalls näherte und mit einem ungelenken Sprung in das Becken am Fuß des Wasserfalls stürzte. Die Höhe betrug kaum mehr als zwei Ald, musste aber für einen elfjährigen Jungen erschreckend gewirkt haben. Tolui entspannte sich und lachte, als er seinen ältesten Sohn schnaufend wiederauftauchen sah. Seine strahlend weißen Zähne zeichneten sich gegen seine sonnengebräunte Haut ab. Arik-Boke und Hulegu jubelten laut und hielten sogleich nach Kublai Ausschau.
Er kam mit den Armen rudernd rückwärts angeschossen, so schnell, dass er abhob und anschließend ins Leere fiel. Tolui zuckte zusammen, als er mit einem deutlich hörbaren Klatschen ins Wasser plumpste. Er beobachtete die anderen drei, die nach ihm suchten, durcheinanderriefen und jeweils auf den anderen zeigten. Sorhatani spürte, wie die Arme ihres Mannes sich anspannten, als er sich bereit machte, um aufzuspringen, bis Kublai schließlich laut brüllend an die Oberfläche kam. Eine Seite seines Körpers war knallrot und er hinkte, als er keuchend aus dem Wasser stieg. Doch seine freudige Erregung war ihm deutlich anzusehen.
»Ich muss ihnen etwas Vernunft einbläuen«, sagte Tolui.
Seine Frau zuckte mit den Achseln. »Ich werde sie ankleiden und schicke sie zu dir.«
Er nickte, halb im Bewusstsein, dass er auf ihre Zustimmung gewartet hatte, die Jungen bestrafen zu dürfen. Er ging weg und Sorhatani lächelte ihm nach. Er war ein guter Mann, dachte sie. Vielleicht nicht der Stärkste seiner Brüder und auch nicht der Rücksichtsloseste, aber in jeder anderen Hinsicht der beste der Söhne des Dschingis.
Als sie aufstand und die Kleider einsammelte, die ihre Söhne auf sämtlichen Büschen im Umkreis verteilt hatten, dachte sie an den einzigen Mann, der ihr jemals Angst eingejagt hatte. Sie schwelgte in der Erinnerung an jene Zeit, als Dschingis sie als Frau wahrgenommen hatte und nicht nur als Gattin eines seiner Söhne. Es war am Ufer eines Sees gewesen, Tausende Göröm weit weg, in einem anderen Land. Sie hatte das Leuchten in den Augen des Khans gesehen angesichts ihrer Jugend und Schönheit, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Damals hatte sie ihn angelächelt, erschrocken und ehrfürchtig.
»Das war mal ein Mann«, murmelte sie vor sich hin und schüttelte lächelnd den Kopf.
Khasar stand auf dem hölzernen Unterbau des Wagens, angelehnt an den weißen Filz des Gers des Khans. Es war doppelt so breit und eineinhalbmal so hoch wie die Behausungen ihres Volkes, und Dschingis hatte es für Treffen mit seinen Generälen genutzt. Ögödei hatte die riesige Konstruktion, die so schwer war, dass der Wagen von sechs Ochsen gezogen werden musste, nie beansprucht. Nach dem Tod des Großkhans hatte es monatelang leer gestanden, bevor Khasar es sich angeeignet hatte. Bis jetzt hatte es niemand gewagt, ihm sein Recht darauf streitig zu machen.
Khasar roch das gebratene Murmeltierfleisch, das Katschiun als Mittagsmahl mitgebracht hatte. »Lass uns draußen essen. Es ist ein zu schöner Tag, um im Dunkeln zu sitzen«, sagte er.
Neben der dampfenden Platte hatte Katschiun noch einen großen Schlauch Airag dabei, den er seinem Bruder zuwarf. »Wo sind die anderen?«, fragte er, stellte das Tablett an die Kante, setzte sich und ließ die Beine baumeln.
Khasar zuckte mit den Achseln. »Jebe sagte, er würde kommen. Ich habe einen Boten zu Dschelme und Tsubodai geschickt. Ob sie kommen oder nicht, müssen sie selbst entscheiden.«
Katschiun atmete verärgert aus. Er hätte die Nachrichten selbst überbringen sollen, um sicherzustellen, dass sein Bruder es nicht vergessen oder die falschen Worte benutzen würde. Doch es würde zu nichts führen, den Mann zu beschimpfen, der seine Finger bereits in den Haufen dampfenden Essens gesteckt hatte. Khasar änderte sich nicht und das war oft ebenso ärgerlich wie beruhigend.
»Er hat seine Stadt fast fertiggestellt«, sagte Khasar kauend. »Ein eigenartiger Ort, mit diesen niedrigen Mauern. Ich könnte glatt über sie hinwegreiten.«
»Ich glaube, genau darum geht es ihm«, erwiderte Katschiun. Er nahm ein Stück ungesäuertes Brot aus einem anderen Topf und wedelte mit der Hand den Dampf weg, während er es mit Fleisch füllte. Khasar schaute verwirrt drein, und Katschiun seufzte.
»Wir sind die Mauern, Bruder. Er will den Menschen zeigen, dass er sich nicht hinter Steinen verstecken muss wie die Chin. Verstehst du das? Die Tumane unserer Armee sind die Mauern.«
»Schlau«, sagte Khasar und mampfte vor sich hin. »Aber irgendwann wird er doch Mauern bauen, du wirst sehen. Gib ihm ein oder zwei Jahre, dann kommen Steine dazu. Städte flößen Angst ein.«
Katschiun starrte seinen Bruder an und fragte sich, ob er tatsächlich einen weisen Satz gesagt hatte. Khasar bemerkte das plötzliche Interesse und grinste.
»Du hast es schon oft erlebt. Wenn ein Mann Gold hat, lebt er in Angst, jemand könnte es ihm wegnehmen. Also baut er Mauern darum herum. Dann weiß jeder, wo das Gold zu finden ist, und sie kommen und nehmen es ihm weg. So läuft es immer, Bruder. Narren und ihr Gold.«
»Ich weiß nie, ob du denkst wie ein Kind oder wie ein sehr weiser Mann«, sagte Katschiun, füllte ein weiteres Brot und biss hinein.
Khasar versuchte, mit vollem Mund »weiser Mann« zu erwidern, verschluckte sich aber dabei, so dass Katschiun ihm auf den Rücken klopfen musste. Sie waren schon sehr lange Freunde.
Khasar wischte sich die Tränen aus den Augen, holte tief Luft und nahm einen Schluck aus dem prall gefüllten Schlauch.
»Ich denke, an Neumond wird er Mauern brauchen.«
Unwillkürlich schaute Katschiun sich um, ob jemand sie hören konnte. Um sie herum war Steppe und nur ihre grasenden Pferde befanden sich in ihrer Nähe. In einiger Entfernung waren Krieger damit beschäftigt, sich auf den großen Wettbewerb vorzubereiten, den Ögödei angekündigt hatte. Als Preise waren graue Pferde sowie Rüstungen für Ringer und Bogenschützen verkündet worden, sogar für die Sieger der Wettläufe quer durch die Steppe. Überall, wo man hinsah, trainierten Gruppen von Männern, aber niemand lungerte in ihrer Nähe herum. Katschiun entspannte sich.
»Hast du etwas gehört?«
»Nichts, aber nur Narren gehen davon aus, dass die Vereidigung ohne Zwischenfälle abläuft. Ögödei ist weder ein Narr noch ist er ein Feigling. Er hat sich mir entgegengestellt, als ich durchgedreht bin, nachdem ...« Er hielt inne und sein Blick wurde für einen Moment abwesend und kühl. »Nachdem Dschingis gestorben war.« Er nahm einen weiteren Schluck vom herben Schnaps. »Hätte er die Eide sofort abgenommen, hätte nicht ein einziger der Stämme es gewagt, die Hand gegen ihn zu erheben. Aber jetzt?«
Katschiun nickte grimmig. »Jetzt hat Tschagatai an Stärke gewonnen und die halbe Nation fragt sich, warum nicht er Khan werden sollte.«
»Es wird Blut fließen, Bruder. So oder so«, erwiderte Khasar. »Ich hoffe nur, dass Ögödei weiß, wann er Nachsicht üben und wann er Kehlen durchschneiden sollte.«
»Er hat ja uns«, sagte Katschiun. »Deshalb wollte ich dieses Treffen hier, um unsere Pläne zu besprechen, wie wir für die Sicherheit des Khans sorgen können.«
»Ich bin nicht als Ratgeber in seine weiße Stadt gerufen worden, Katschiun, du etwa? Du weißt nicht, ob er uns mehr traut als irgendjemand anderem. Warum sollte er auch? Du könntest Khan werden, wenn du wolltest. Du warst Dschingis' Erbe, als seine Söhne noch klein waren.« Khasar spürte die Verärgerung seines Bruders. Überall im Lager gab es solches Gerede und beide Männer waren es leid.
Khasar aber zuckte nur mit den Achseln. »Jedenfalls besser du als Tschagatai. Hast du ihn gesehen, mit seinen Gefolgsleuten? So jung, so kraftstrotzend.« Er beugte sich über den Rand des Wagens und spuckte demonstrativ auf den Boden.
Katschiun lächelte. »Eifersüchtig, Bruder?«
»Nicht auf ihn, auch wenn ich es manchmal vermisse, jung zu sein. Irgendein Körperteil tut mir mittlerweile immer weh. Alte Wunden, alte Knie, das eine Mal, als du völlig versagt und nicht verhindert hast, dass ich einen Speer in die Schulter gerammt bekomme. All das tut weh.«
»Alles besser als die Alternative«, sagte Katschiun.
Khasar schnaubte.
Sie sahen sich um. Jebe näherte sich mit Tsubodai. Beide Generäle waren im besten Alter und Katschiun und Khasar warfen sich amüsierte Blicke zu, wie selbstbewusst sie über das Sommergras schritten.
»Tee in die Kanne, Fleisch in die Schüssel«, sagte Khasar ohne Umschweife, während sie die Stufen zum Ger des alten Khans hinaufstiegen. »Lasst uns beraten, wie wir Ögödei lange genug am Leben halten können, damit er die weißen Schweife tragen kann.«
Das Symbol der vereinigten Stämme, die weißen Pferdeschweife, flatterte noch immer über ihren Köpfen. Einst hatte es ein wildes Durcheinander unterschiedlicher Stammesfarben gegeben, bis Dschingis sie gebleicht und zu einer hatte werden lassen. Niemand hatte es gewagt, dieses Zeichen seiner Macht zu entfernen, so wenig wie Khasars Verwendung des Wagens in Frage gestellt wurde.
Tsubodai machte es sich auf dem hölzernen Rand bequem und ließ die Füße baumeln, während er sich an Fleisch und Brot gütlich tat. Er war sich bewusst, dass sowohl Katschiun als auch Khasar auf das warteten, was er zu sagen hatte. Ihm behagte diese Erwartungshaltung nicht. Er aß bedächtig und spülte sich anschließend die Kehle mit Airag.
In der Stille lehnte sich Jebe gegen die Filzwand und betrachtete die Stadt, die wie ein weißer Schleier in der warmen Luft in der Ferne aufragte. Er konnte die goldene Kuppel von Ögödeis Palast sehen, die ihm vorkam wie ein gelbes Auge, das sie aus der Stadt heraus anstarrte.
»Man ist an mich herangetreten«, sagte Jebe. Tsubodai hörte auf zu kauen, und Khasar stellte die Schale mit Airag ab, von der er gerade hatte trinken wollen. Jebe zuckte mit den Achseln. »Wir wussten, dass man früher oder später einen von uns ansprechen würde. Es war ein mir Unbekannter, der keine Rangabzeichen trug.«
»Von Tschagatai geschickt?«, wollte Katschiun wissen.
Jebe nickte. »Von wem sonst? Es wurden aber keine Namen genannt. Sie trauen mir nicht. Es war nur ein leichtes Anstupsen, um zu sehen, in welche Richtung ich springe.«
Tsubodai zog eine Grimasse. »Du bist hierher gesprungen, vor den Augen der Stämme. Zweifellos beobachten sie dich jetzt.«
»Und wenn schon«, sagte Jebe und musste sich zügeln. »Ich war Dschingis gegenüber loyal. Verlange ich etwa, mit meinem Geburtsnamen Zurgadai angesprochen zu werden? Ich trage den Namen, den Dschingis mir gegeben hat, und ich stehe treu zu dem Sohn, den er zum Nachfolger bestimmt hat. Was kümmert es mich, wer mich mit seinen Generälen sprechen sieht?«
Tsubodai seufzte und legte den letzten Bissen seiner Mahlzeit beiseite. »Wir wissen, wer die Vereidigung am ehesten stören wird. Wir wissen nicht, wie sie es zu tun gedenken und wie viele Männer sie hinter sich haben werden. Wärst du unbemerkt zu mir gekommen, Jebe, dann hätte ich dir gesagt, du sollst allem zustimmen, was sie vorbringen, und alles über ihre Pläne herausfinden.«
»Wer will schon im Dunkeln herumschleichen, Tsubodai?«, sagte Khasar verächtlich. Er sah seinen Bruder an, auf der Suche nach Zustimmung, doch Katschiun schüttelte den Kopf.
»Tsubodai hat Recht, Bruder. Es geht nicht nur darum, unsere Unterstützung für Ögödei und alle rechtschaffenden Männer, die uns folgen, zu zeigen. Ich wünschte, es wäre so. Vor Dschingis gab es nie einen Khan der gesamten Nation, also existieren auch keine Gesetze, wie seine Macht weitergegeben wird.«
»Der Khan macht die Gesetze«, erwiderte Khasar. »Ich habe niemanden gesehen, der sich beschwert hätte, als er uns alle einen Eid auf Ögödei als seinen Erben ablegen ließ. Sogar Tschagatai fiel dafür auf die Knie.«
»Ihm blieb ja auch nur die Wahl, sich niederzuwerfen oder zu sterben«, sagte Tsubodai. »Jetzt ist Dschingis weg und die Männer um Tschagatai flüstern ihm ein. Sie sagen, der Streit mit seinem Bruder Dschotschi sei der einzige Grund, warum er nicht zum Nachfolger bestimmt wurde. Aber Dschotschi sei nun tot.«
Er hielt einen Augenblick lang inne und musste an das Blut denken, das in den Schnee gespritzt war. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, und sie wussten nicht, was in ihm vorging.
»Es gibt keine Traditionen, die uns sagen, wie wir uns zu verhalten haben«, fuhr Tsubodai erschöpft fort. »Ja, Dschingis hat seinen Erben erwählt, aber sein Geist war getrübt vom Zorn über Dschotschi. Vor nicht allzu vielen Jahren hatte er Tschagatai noch all seinen Brüdern vorgezogen. Die Nation spricht über nichts anderes. Manchmal glaube ich sogar, Tschagatai könnte seinen Anspruch ganz offen geltend machen und Khan werden. Er könnte Ögödei mit gezogenem Schwert entgegentreten, und eine Hälfte der Armee würde nichts tun, um ihn aufzuhalten.«
»Die andere Hälfte würde ihn dafür in Stücke reißen«, sagte Khasar.
»Und mit einem Schlag hätten wir einen Bürgerkrieg, der die Nation in zwei Teile reißen würde. Alles, was Dschingis aufgebaut hat, unsere ganze Kraft, würde in Kämpfen untereinander verschwendet. Wie lange würde es dauern, bis die Chin oder die Araber sich gegen uns erheben? Wenn das die Zukunft ist, sehe ich lieber Tschagatai noch heute das Pferdeschweifbanner übernehmen.« Tsubodai hob seine Hand, bevor sie protestieren konnten. »Das sind nicht die Worte eines Verräters, denkt nur das nicht. Habe ich nicht gezeigt, dass ich Dschingis gefolgt bin, auch wenn alles in mir schrie, dass er im Unrecht war? Ich werde sein Andenken nicht beschmutzen. Für mich soll Ögödei Khan sein, darauf mein Wort.«
Wieder einmal musste er an einen jungen Mann denken, der seinem Versprechen auf sicheres Geleit Glauben geschenkt hatte. Tsubodai wusste, dass sein Wort wertlos war. Sein Wort, welches einst stark wie Eisen gewesen war. Es war eine alte Wunde, aber an manchen Tagen blutete sie, als hätte man sie eben erst geschlagen.
»Ich hatte mir schon Sorgen gemacht«, sagte Khasar.
Tsubodai lächelte nicht. Er war jünger als die beiden Brüder, aber sie warteten geduldig ab, bis er fortfuhr. Er war der große General, der Meister, der jeden Angriff in jedem Gelände planen konnte und irgendwie immer den Sieg davontrug. Mit Tsubodai an ihrer Seite, das wussten sie, hatte Ögödei eine Chance. Katschiun runzelte bei dem Gedanken die Stirn.
»Du solltest auch an deine eigene Sicherheit denken, Tsubodai. Du bist zu wertvoll für uns.«
Tsubodai seufzte. »Solche Worte zu hören, während ich am Ger meines Khans sitze ... Ja, ich werde vorsichtig sein. Ich stehe dem, den wir alle fürchten, im Wege. Ihr solltet sicher sein, dass eure Wachen Männer sind, denen ihr euer Leben anvertraut, und die man nicht bestechen oder bedrohen kann, ohne dass sie euch davon berichten. Wenn Frau und Kinder eines Mannes verschwinden, vertraust du ihm dann noch, über deinen Schlaf zu wachen?«
»Das ist ein hässlicher Gedanke«, sagte Jebe und verzog das Gesicht. »Glaubst du wirklich, dass wir an so einem Punkt angelangt sind? An einem solchen Tag wie heute kann ich kaum an Messer glauben, die im Schatten lauern.«
»Wenn Ögödei Khan ist«, fuhr Tsubodai fort, »kann er Tschagatai töten lassen oder einfach die nächsten vierzig Jahre gut oder schlecht regieren. Tschagatai wird nicht abwarten, Jebe. Er wird versuchen, seinen Tod herbeizuführen. Mit einem Unfall. Oder er wird versuchen, die Macht mit Gewalt an sich zu reißen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er tatenlos hinnimmt, wenn sein Leben und seine Ziele von jemand anderem bestimmt werden. Dafür kenne ich ihn zu gut.«
Nach derart frostigen Worten kam es ihnen vor, als ob die Sonne weniger hell schien.
»Wo ist Dschelme?«, fragte Jebe. »Er hatte mir gesagt, er würde kommen.«
Tsubodai bewegte den Nacken, so dass er knackte. Seit mehreren Wochen hatte er nicht mehr gut geschlafen, auch wenn er das diesen Männern gegenüber nicht erwähnen würde.
»Dschelme ist loyal; mach dir um ihn keine Sorgen«, murmelte er. Die anderen Männer runzelten die Stirn.
»Welchem von Dschingis' Söhnen gilt seine Loyalität?«, warf Jebe ein. »In dieser Angelegenheit gibt es keinen eindeutigen Weg und falls wir keinen finden, könnte die Nation auseinandergerissen werden.«
»Dann sollten wir Tschagatai töten«, sagte Khasar. Die anderen verstummten, und er grinste sie an. »Ich bin zu alt, um meine Worte mit Bedacht zu wählen«, sagte er achselzuckend. »Warum sollte alles nach seiner Nase gehen? Warum sollte ich meine Leibwachen überprüfen müssen, um sicherzugehen, dass niemand sie dazu gebracht hat, mich zu verraten? Wir könnten die Sache heute beenden und Ögödei wäre bei Neumond Khan, ohne dass ein Krieg droht.« Er sah ihre kalten Blicke und spuckte erneut aus. »Ich werde mein Haupt nicht vor eurer Missbilligung neigen. Da könnt ihr lange warten. Wenn ihr lieber einen Monat lang Augen im Hinterkopf haben und geheime schlaue Pläne schmieden wollt, ist das eure Sache. Ich könnte es sofort zu Ende bringen. Was würde Dschingis sagen, wenn er bei uns wäre? Er würde einfach losgehen und Tschagatai die Kehle durchschneiden.«
»Das würde er wohl«, gestand Tsubodai, der besser als die meisten anderen wusste, wie rücksichtslos der Khan gewesen war. »Wäre Tschagatai ein Narr, würde ich dir zustimmen. Wenn wir ihn überraschen könnten, ja, dann könnte das funktionieren. Ich würde dich auffordern, es zu versuchen. Aber der Versuch würde dich das Leben kosten. Glaubt mir stattdessen, wenn ich euch sage – Tschagatai ist auf eine solche Aktion vorbereitet. Jeder Gruppe Bewaffneter, die sich seinem Tuman nähert, begegnet er mit bewaffneten und zum Angriff bereiten Kriegern. Er plant jeden Tag einen Mordanschlag, deshalb fürchtet er selbst einen.«
»Zusammen verfügen wir über genügend Männer, um an ihn heranzukommen«, versuchte es Khasar erneut, wenn auch weniger zuversichtlich als noch zuvor.
»Möglich. Wenn es nur um seine Zehntausend gehen würde, könnten wir zu ihm durchdringen, aber ich glaube, die Sache ist schon weit größer. Was auch immer Ögödei ausgeheckt hat, er hat seinem Bruder zwei Jahre Zeit gegeben, Intrigen zu spinnen und Versprechungen zu machen. Ohne den Schatten des Khans waren wir alle gezwungen, unsere Länder zu regieren und zu handeln, als sei unsere Stimme die einzige, der zu gehorchen ist. Ich habe Gefallen daran gefunden. Ging es euch nicht ebenso?« Tsubodai schaute sich in der Runde um und schüttelte den Kopf. »Die Nation zerfällt in Stämme von Tumanen, die nicht durch Blut miteinander verbunden sind, sondern durch die Generäle, die sie anführen. Nein, wir werden Tschagatai nicht angreifen. Meine Aufgabe ist es, einen Bürgerkrieg zu verhindern, und nicht der Funke zu sein, der ihn auslöst.«