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Der neue Lebens- und Resilienz-Ratgeber von Bestseller-Autor John Eldredge Beständig sehnt sich die menschliche Seele nach Freude und Schönheit und dass alles gut ist. Diese Sehnsucht nach Leben hat in den letzten Jahren einen schweren Schlag erlitten. Zwischen falschen Versprechungen von Wohlstand und Bequemlichkeit auf der einen Seite und dem schieren Trauma globaler Krankheiten und Katastrophen auf der anderen Seite sind die Menschen heute mit einem Mangel an Frieden, Glück und Kraft konfrontiert. In seinem Buch zeigt Bestsellerautor John Eldredge, wie unsere Seele neu damit gefüllt werden kann. Auf einfühlsame und seelsorgerliche Weise hilft er dabei, die Widerstandskraft wiederzufinden, die wir in dieser verrückten Welt brauchen, und in Jesus selbst die Stärke zu entdecken, die überwindet.
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Seitenzahl: 270
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John Eldredge
stark
Resilienz – Wege zu neuer Widerstandskraft
Aus dem Englischen vonAnja Findeisen-MacKenzie
Published by arrangement with HarperCollins Christian Publishing, Inc.
© 2022 by John Eldredge
Titel der Originalausgabe: Resilient
© 2022 by John Eldredge
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von HarperCollins
Christian Publishing.
Bibelzitate folgen, wo nicht anders angegeben, dem Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen. Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft; Sprüche © 2015 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart; Genesis u. Exodus © 2020 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, und Brunnen Verlag GmbH, Gießen.
Weitere verwendete Übersetzungen sind wie folgt gekennzeichnet: Hfa – Übersetzung Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis.
L17 – Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
GNB – Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Das Buch – das buch. © 2009/2014 R. Brockhaus in der SCM-Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen.
© 2023 Brunnen Verlag GmbH
Lektorat: Konstanze von der Pahlen
Umschlagfoto: Adobe Stock
Umschlaggestaltung: Jonathan Maul
Satz: Uhl und Massopust
ISBN Buch 978-3-7655-3636-6
ISBN E-Book 978-3-7655-7670-6
www.brunnen-verlag.de
Für Sam und Susie, Blaine und Em, Luke und Liv:Die Zeit mit euch macht mich widerstandsfähiger!
Mein besonderer Dank gilt meinem Sohn Luke Eldredge,der für dieses Projekt wertvolle Recherchenunternommen hat.
Er hat seinem Volk aufs Neue Stärke und Macht verliehen.Psalm 148,14
Einführung: Das Ende der Normalität
Kapitel 1: Ich wünsche mir, dass alles wieder gut wird
Kapitel 2: Wo sind wir? Was geschieht hier?
Kapitel 3: Die Kraft zum Überwinden
Kapitel 4: Aus der Einöde in den Garten Eden
Kapitel 5: Überreich versorgt
Kapitel 6: „Unbekehrte Orte“
Kapitel 7: Ein Königreich ohne König
Kapitel 8: Die tiefe Quelle in uns
Kapitel 9: Ihr persönliches Rezept für mehr Resilienz
Kapitel 10: Festhalten!
Gebete
Anmerkungen
Das Durchhaltevermögen und die Kraft von Kamelen sind wahrlich beeindruckend. Sie können schwere Lasten viele Meilen über den brennend heißen Wüstensand tragen. Wochenlang kommen sie ohne Wasser aus, während ihre menschlichen Begleiter schon nach wenigen Tagen ohne Wasser verdursten. Die Widerstandskraft von Kamelen ist legendär. Schon seit vor Abrahams Zeiten durchqueren die berühmten „Wüstenschiffe“ die sandigen Dünen.
Doch Kamele haben auch eine Schwachstelle. Ihre bemerkenswerte Resilienz ist trügerisch, denn dahinter verbirgt sich eine eigenartige Verwundbarkeit. Zwar können die Tiere Tausende von Meilen mit scheinbar unendlicher Ausdauer bewältigen – doch dann brechen sie plötzlich, beinahe ohne Vorwarnung, zusammen.
Wie schon der Alchimist zu Santiago sagte:
Die Kamele sind verräterisch: Sie gehen Tausende von Schritten, ohne ein Zeichen der Erschöpfung. Aber plötzlich knien sie sich nieder und sterben. Pferde ermüden nach und nach. Und du weißt immer, wie viel du ihnen abverlangen kannst oder wann sie sterben werden.1
Auch die menschliche Seele hat eine verborgene Schwachstelle.
Wie die Kamele besitzen wir eine erstaunliche Resilienz – die Fähigkeit, uns nach Katastrophen und Zeiten der Not wieder zu erholen. Wir sammeln immer wieder neue Kräfte – bis wir eines Tages entdecken, dass nichts mehr übrig ist. Unsere Seele sagt ganz einfach: Ich kann nicht mehr; ich will das nicht noch einmal tun müssen. Und dann brechen wir zusammen und verfallen in Mutlosigkeit, Depressionen oder einfach in eine innere Leere.
Eigentlich wollen wir nicht an diesen Punkt gelangen. Und doch ist die Zeit, in der wir leben, in vielerlei Hinsicht dazu geeignet, unsere Seele genau an diesen Punkt zu bringen. Einige von uns sind schon fast dort angelangt.
Als die Corona-Pandemie im Jahr 2020 begann, waren wir bereits von der Hektik des modernen Lebens ausgelaugt. Dann erlebten wir vollkommen unvorbereitet eine globale Katastrophe, wurden hineinkatapultiert in ein weltumspannendes Trauma, und Traumata fordern ihren Zoll – die lange Erfahrung von kleinen und großen Verlusten, all die riesigen Anspannungen, die einhergingen mit Maskenpflicht, Quarantäne, Impfstoffen und Schul- und Geschäftsschließungen. Die Liste ließe sich immer weiter fortsetzen.
Der Journalist Ed Yong gewann für seine Berichte über die Pandemie im Jahr 2021 den Pulitzer-Preis in der Kategorie Hintergrundberichterstattung. Er fand Folgendes heraus:
Millionen von Menschen haben ein Jahr voller Trauer, Angst, Isolation und zunehmender Traumatisierung hinter sich. Manche werden sich ohne großes Aufheben davon erholen, für andere aber werden die ruhigen Momente, wenn der Adrenalin spiegel wieder sinkt und die Normalität zurückkehrt, unerwartet schmerz haft werden. Wenn sie endlich wieder ausatmen können, wird es sich eher wie ein Seufzen anhören. „Menschen reißen sich zusammen und tun, was sie tun müssen, aber wenn es dann endlich eine Öffnung gibt, kommen all diese Gefühle an die Oberfläche“, erklärt Laura van Dernoot Lipsky, die Gründerin und Direktorin des Trauma Stewardship Institute, das sich der Traumabewältigung gewidmet hat. „Das anfänglicheTrauma mag schwer sein“, sagt sie, „aber was die Menschen tatsächlich zerstört, ist das, was danach kommt.“
Im Augenblick befinden wir uns in einer Art globaler Leugnung dessen, was uns diese schweren Jahre (die ja noch nicht vorüber sind) tatsächlich gekostet haben. Wir möchten sie endlich hinter uns lassen, weswegen wir uns im Moment noch mit einem gewissen Gefühl der Erholung und Erleichterung zu trösten versuchen.
Doch seien wir gewarnt: Wir haben die psychologische Rechnung für all das, was wir durchgemacht haben, noch nicht bezahlt. Wenn ein Mensch einen Missbrauch überstanden hat, würden wir ihm nicht einzureden versuchen, sein Trauma müsse jetzt vorüber sein, nachdem der Missbrauch aufgehört hat. Und doch herrscht bei uns zurzeit genau diese Mentalität, wenn wir das Trauma, das wir erlitten haben, leugnen.
Wir sollten mit unserer Seele jedoch freundlicher umgehen. Leugnen bringt keine Heilung, weswegen ich mir mehr Sorgen über das mache, was noch kommt, als über das, was hinter uns liegt. In unserem angegriffenen Zustand stehen uns noch einige der schweren Prüfungen bevor, vor denen Jesus uns gewarnt hat. Denn wir nähern uns dem, was die Bibel als das „Ende der Welt“ bezeichnet (Matthäus 24,3).
Außergewöhnliche Zeiten können spannend sein, aber sie sind auch eine große Herausforderung. Unsere Herzen brauchen Wegweisung und sie müssen sich auf das Kommende vorbereiten. Darum sollten wir die Kraft unserer Seele zu diesem Zeitpunkt realistisch einschätzen.
Sollten Sie schon vergessen haben, wie das während der Pandemie war, möchte ich Ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen: Die Welt wurde plötzlich von Todesangst ergriffen, der Furcht vor einem unsichtbaren und unvorhersehbaren Tod, hervorgerufen durch eine Seuche. Innerhalb weniger Wo chen fanden wir uns in verschiedenen Formen der Quarantäne und des Lockdowns wieder. Schulen, Kirchen und Geschäfte schlossen ihre Türen. Die Wirtschaft geriet ins Taumeln. Alles, was ein von Freude erfülltes, normales Leben ausmacht, wurde uns von einem Augenblick zum anderen genommen und über viele Monate vorenthalten.
Machen wir uns einmal Folgendes klar: Jemand wird ganz plötzlich aus seinem normalen Leben herausgerissen und lebt von da an in Furcht vor Leid und Tod; er wird mit negativen Nachrichten bombardiert und ist in ständiger Ungewissheit, was seine Zukunft betrifft; es gibt keine Aussicht auf ein baldiges Ende dieses Zustands und alle menschlichen Gesichtszüge verschwinden hinter einer Maske. Ist das nicht genau die Art von Folter, die terroristische Regime einsetzen, um Gefangene seelisch und körperlich zu brechen?
Glauben Sie mir, dies hat traumatische Auswirkungen und darum müssen wir einen Plan aufstellen, wie wir uns davon erholen und neue Widerstandskraft schöpfen können.
„Immerhin können wir wieder in unser normales Leben zurückkehren“, sagte mir ein Freund. Aber auch das ist nicht wahr. Ich weiß, wir wünschen uns, dass es wahr ist, aber längst sind neue Ereignisse geschehen, die eine Rückkehr in das normale Leben verhindern. Unser Feind, der Fürst der Finsternis, hat diese Situation herbeigeführt, um den Herzen der Menschen schweren Schaden zuzufügen. Ich glaube, wir gehen auf eine Zeit des rasanten Glaubensverlustes zu.
Es gibt aber auch Hoffnung, große Hoffnung sogar. Jesus Christus wusste, dass die Menschheit schwere Zeiten würde bewältigen müssen, vor allem wenn die geschichtliche Entwicklung sich immer rascher dem Ende aller Dinge nähert. Er hat uns gezeigt, wie wir solche Prüfungen durchstehen können, und darum ist jetzt ein guter Zeitpunkt, unsere Aufmerksamkeit auf das zu richten, was er gesagt hat.
Der Schöpfer und Erlöser der Menschheit hat uns einen Weg zur Heilung und zur Stärkung unserer Widerstandskraft gewiesen. Wir wären töricht, wenn wir das ignorieren oder auf „später“ verschieben würden. Wir mögen von den kommenden Jahren Unterschiedliches erwarten, aber ich denke, dass wir uns über eines einig sind: Eine größere Resilienz für Herz und Seele wäre auf jeden Fall angebracht.
In diesen Zeiten brauchen wir keine Inspirationen und netten Geschichten. Wir brauchen einen Ratgeber zum Überleben und ein solcher soll dieses Buch sein. Jedes Kapitel beginnt mit einer wahren Geschichte, die von menschlicher Widerstandskraft gegen trostlose Schicksale handelt. Dort findet sich auch jeweils ein Kasten mit der Überschrift „Kraftquelle“, der unsere Aufmerksamkeit auf praktische Vorgehensweisen lenken soll, mit deren Hilfe wir Herz und Seele stärken können. In jedem Kapitel wird unser Blick auf Jesus selbst ausgerichtet, denn wir brauchen die übernatürliche Widerstandskraft, die uns durch Christus geschenkt wird. Diese ist immer verfügbar – wir müssen sie nur in Anspruch nehmen.
Im Jahr 1946 unternahm der Forscher Wilfred Thesiger eine für unmöglich gehaltene Expedition quer durch das trostlose „Leere Viertel“ der arabischen Halbinsel. Er reiste im Winter auf dem Rücken von Kamelen, gemeinsam mit vier Beduinen. Auf ihrer Odyssee gerieten sie an einen Punkt der Verzweiflung. Ihre Chancen standen nicht gut: Sie hatten fast kein Wasser mehr, der nächste Brunnen befand sich jenseits eines unpassierbaren Sanddünen-Gebirges und bei den Kamelen gab es erste Anzeichen eines bevorstehenden Kollapses:
Alle Schläuche schwitzten, und wir machten uns Sorgen wegen unserer Wasservorräte. Den ganzen Tag über hatten sie regelmäßig bedrohlich getropft. Alle paar Meter war ein Tropfen in den Sand gefallen – wie Blut aus einer Wunde, die man nicht stillen kann. …
Wahrscheinlich war ich schwach vor Hunger. Unsere Nahrung war selbst für Bedu-Begriffe nur eine Hungerration. Am meisten aber quälte mich der Durst. … Ich wurde das ständige Durstgefühl nicht los. Ich träumte sogar von schäumenden Bächen eiskalten Wassers. Aber es war schwer, Schlaf zu finden. …
Das Wasser, das ich in den Sand hatte tropfen sehen, und der Zustand der Kamele beunruhigten mich.3
Wenn wir überleben wollen, brauchen wir vor allem Wasser. Der Mensch kann vierzig Tage ohne Nahrung auskommen, aber nur drei Tage ohne Wasser. Wasser ist Leben. Es zu finden ist daher eines unserer obersten Ziele.
Lass meine Augen wieder leuchten.Psalm 13,4
Der Wunsch, dass alles wieder gut wird, gehört zu den tiefsten Sehnsüchten des menschlichen Herzens. Er schlummert in den Tiefen unserer Seele, seit wir unsere wahre Heimat verloren haben. Denn unser Herz erinnert sich an den Garten Eden.
Die meiste Zeit über fließt dieses schöne, mächtige Verlangen wie ein unterirdischer Strom unter der Oberfläche unseres Bewusstseins – so lange, wie wir durch ein bestimmtes Maß an Gutem in unserem Leben getröstet werden. Wenn wir unsere Arbeit, die Familie, unsere Freizeit und all die kleinen Annehmlichkeiten unseres Lebens genießen können, scheint der Wunsch, dass alles wieder gut wird, weit entfernt zu sein.
Doch sobald Prüfungen und Leid über uns hereinbrechen, kommt diese Sehnsucht wieder an die Oberfläche wie ein Wal, der nach Luft schnappt, und sie gewinnt an Schwung und Kraft. Das gilt besonders nach Zeiten, die uns massiv herausfordern. Während wir uns in einer solchen Phase befinden, versuchen wir tapfer durchzuhalten. Wenn der Sturm sich aber gelegt hat, taucht der Wunsch, dass alles wieder gut wird, auf und fordert seine Erfüllung.
Wie wir mit dieser Sehnsucht umgehen – die für unsere Identität und das wahre Leben unseres Herzens von so großer Bedeutung ist –, wie wir auf sie hören, sie aber auch in eine gute oder schlechte Richtung lenken, hat Einfluss auf unser weiteres Schicksal.
Gott hat jeder menschlichen Seele eine Kraft und einen Antrieb verliehen, ein ursprüngliches Streben nach Leben. Das ist für uns so fundamental wie unser eigenes Überleben.
Im Kern unseres Wesens befindet sich das tiefe Verlangen, etwas zu erstreben, das uns Leben bringt, dieses zu planen, es zu ergreifen, zu genießen und diesen Kreislauf dann wieder von vorn zu beginnen, indem wir nach etwas Neuem streben! Das ist im Grunde die Sehnsucht nach Leben, die Gott in uns hineingelegt hat. Nennen wir diese Kraft den „Urtrieb hin zum Leben“.
Die Sehnsucht, dass alles wieder gut wird, ist der traurige Schrei, den der Urtrieb hin zum Leben in uns ausstößt. Er gleicht den schwermütigen Gesängen der Wale unter Wasser.
Es scheint mir, dass wir das Sehnen und Wünschen niemals aufgeben können, solange wir noch vollständig am Leben sind. Es gibt bestimmte Dinge, von denen wir spüren, dass sie schön und gut sind, und wir müssen nach ihnen hungern.4
Dieser Hunger ermöglicht es den Menschen, selbst das schwerste Martyrium zu überstehen; er gibt ihnen aber auch die Fähigkeit, all das Gute dieser Welt zu genießen, zu lieben und Werke von immenser Schönheit zu schaffen.
Schon seit Längerem genieße ich die Poesie des Heiligen Johannes vom Kreuz, wenn er über die enge Beziehung der Seele zu Gott schreibt. Folglich war ich schockiert und entsetzt, als ich erfuhr, dass dieser liebenswerte Mensch eine Zeit lang zu Unrecht im Gefängnis saß und gefoltert wurde.
Im Jahr 1577 wurde er als Folge eines Reformversuchs im Karmeliterorden und seiner Verbundenheit mit Teresa [von Avila] entführt und in Toledo ins Gefängnis geworfen. Während dieser Zeit unter unwürdigen Haftbedingungen und Folter … schrieb er wie durch ein Wunder einige seiner großartigsten Gedichte.
In den neun Monaten, die Johannes im Gefängnis verbrachte, saß er die meiste Zeit in einer winzigen Zelle, die eher einem unbeleuchteten Abstellraum glich – so klein und eng, dass er nicht einmal aufstehen konnte. Er musste sich auf dem Boden seiner Zelle erleichtern und das wenige Brot und Wasser, das er bekam, wurde manchmal in seine Fäkalien und den Urin hineingeworfen. Regelmäßig wurde er aus seiner Zelle geholt und verprügelt … so sehr, dass er dauerhafte Verkrüppelungen davontrug. Monatelang durfte er sich weder waschen noch seine Kleider wechseln. Er hatte Läuse und bekam die Ruhr. Er war gezwungen, auf seinen eigenen Exkrementen zu schlafen.5
Johannes vom Kreuz überstand dieses Martyrium und ließ die Welt durch seine Poesie um ein Vielfaches schöner werden. Sein Urtrieb hin zum Leben wurde von Gott mit einer übernatürlichen Resilienz gesegnet.
In den letzten Jahren wurde unser Urtrieb hin zum Leben schwer auf die Probe gestellt.
Nicht nur durch die Pandemie. Wir befanden uns ja schon vor dem Jahr 2020 wie im Hamsterrad – technologiesüchtig, überfordert durch Nachrichten aus aller Welt, ausgezehrt von sozialen Spannungen, erschöpft an Leib und Seele durch unseren verrückten modernen Lebensstil. Können wir uns noch erinnern? Das Leben war kräftezehrend. Es war nicht so, dass wir aus einer dreijährigen Sabbatzeit kamen, als wir in das Jahr 2020 eintraten. Wir wurden hereingelegt und von der Pandemie wie mit einer Dampfwalze überrollt.
Dann begann der sich immer wiederholende Kreislauf von Furcht, Kontrolle, chronischer Enttäuschung, all jenen kleinen und großen Verlusten und der Unfähigkeit, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Das lähmte unsere Lebenskapazität, so wie beständige Ablehnung unsere Fähigkeit schmälert, Beziehungen einzugehen, und chronisches Versagen unsere Fähigkeit zur Hoffnung dämpft. Wir begannen uns nach dem auszustrecken, was Linderung versprach.
Meine Frau Stacy und ich gehören zu den zweiundsechzig Millionen amerikanischer Eigenheimbesitzer, die während der Pandemie Renovierungsarbeiten durchführten. Das sind mehr als drei Viertel aller Hausbesitzer in den Vereinigten Staaten, die höchste Anzahl, die es je gegeben hat.6 Wir strichen das Wohnzimmer und kauften uns einen neuen Teppich und neue Stühle. Auch unseren Garten brachten wir auf Vordermann. Das geschah weniger aus Langeweile oder dem Wunsch nach Veränderung; es war eine tiefe Sehnsucht nach einem Neustart im Leben, mitten in all dem Verlust und der Unsicherheit. Im Renovierungswahn spiegelte sich ein tieferes Bedürfnis – dass alles wieder gut werden sollte, was in Farbe und Teppichen, Gärten und Landschaftsgestaltung seinen Ausdruck fand.
Doch in der ganzen Zeit, als Stacy und ich unser Haus renovierten, spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Sich darauf zu konzentrieren, dass das Eigenheim schöner wurde, lenkte mich von den Todeszahlen in New York, London, Berlin und Neu-Delhi ab, ebenso vom erbitterten Streit um die Impfstoffe. Aber es fühlte sich nicht nach einer Antwort an. Es war gut und machte mir Spaß. Doch es brachte nicht alles wieder in Ordnung, so wie ich es mir erhofft hatte.
Apropos in Ordnung bringen: Im ersten Halbjahr 2021 war ich außerdem ganz wild darauf, alle möglichen Dinge zu reparieren. Vom tropfenden Wasserhahn bis zu der seit Jahren wackligen Lampe – alles zog meine Aufmerksamkeit auf sich und musste von mir wieder heil gemacht werden. Meine Seele sehnte sich beinahe verzweifelt danach, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Ging es Ihnen vielleicht ähnlich?
Dann kehrte das Leben scheinbar wieder zur Normalität zurück – die Restaurants und Kinos öffneten wieder, es fanden Konzerte im Freien statt. Die Menschen strömten nach draußen wie die hungernden Überlebenden eines Schiffsunglücks, die aus der Isolation herausgeholt und zum Sonntagsbrunch eingeladen werden. Im Sommer 2021 war kein Mietauto mehr zu bekommen. Airbnb und Campingplätze waren ausgebucht, Flughäfen, Strände und Nationalparks hoffnungslos überfüllt. Es war wie zu den Frühjahrsferien in Miami. Die Sehnsucht, dass alles wieder gut würde, war (und ist) überall zu spüren.
Auch ich konnte nicht genug davon bekommen. Doch all diese Annehmlichkeiten und Aktivitäten brachten nicht das, wonach meine Seele sich so sehr sehnte.
Zu den erstaunlichsten Fähigkeiten von uns Menschen gehört unsere Resilienz. Der Urtrieb hin zum Leben kann Beeindruckendes bewirken. Johannes vom Kreuz brachte aus seinem Leiden Schönes hervor. Nelson Mandela überlebte siebenundzwanzig Jahre Gefängnis und brachte Vergebung hervor.
Aber wir Menschen besitzen auch die überraschende Eigenschaft, dass all diese Resilienz sich von einem Augenblick zum anderen in Luft auflösen kann.
Eines Tages gehen die Ressourcen, mit denen wir unseren Ur trieb hin zum Leben aufrechterhalten, ganz einfach zu Ende. Die Mutter, die sich jahrzehntelang für ihre Familie aufgeopfert hat, beginnt plötzlich eine Affäre mit dem Mann ihrer besten Freundin. Der Pastor, der seine Gemeinde jahrzehntelang so reich aus dem Wort Gottes versorgt hat, stellt plötzlich fest, dass er nicht mehr an Jesus glaubt.
Das hat mit unseren Reserven zu tun.
Wir schöpfen aus unseren tiefsten Reserven, um Jahre des Leids und der Entbehrung ertragen zu können. Und dann sagt unser Herz eines Tages ganz einfach: Ich kann nicht mehr. Mir ist jetzt alles egal. Wir geben den Kampf auf und fliehen, um irgendwo Erleichterung zu finden. Ich fürchte, das ist genau das, was gerade in einem globalen Maßstab geschieht.
Menschen sind äußerst widerstandsfähig und zugleich unvorhersehbar fragil, so wie Kamele. Ein guter Test, um herauszufinden, wie verwundbar wir wirklich sind, besteht darin, unsere Reserven zu überprüfen. Denn wir können unsere Kräfte mobilisieren und haben es auch schon getan. Doch es liegt noch ein weiter Weg vor uns! Jedes Mal, wenn wir unsere Kräfte erneut mobilisieren, greifen wir unsere Reserven an. Und selbst wenn wir den Eindruck haben, zu jeder Zeit gut klarzukommen, so verbrennen wir doch unsere kostbaren Ressourcen und unser Reservetank ist schon ziemlich leer. Es ist wie bei den ständig tropfenden Wasserflaschen von Wilfred Thesigers Expeditionsteam in der Wüste.
Das ist der traumatische Kreislauf. Angesichts einer schwierigen Situation reißen wir uns zusammen, und wenn die Lage sich entspannt, leugnen wir sie und machen uns auf den Weg, um ein kleines Stück vom Garten Eden zu erhaschen.
Zu den erstaunlichsten Fähigkeiten von uns
Menschen gehört unsere Resilienz. Aber wir besitzen auch die überraschende Eigenschaft, dass diese sich von einem Augenblick zum anderen in Luft auflösen kann.
Wenn diese Bemühungen fehlschlagen, werden wir wütend – was als traumatische Reaktion bekannt ist.7
Darum kann diese Fähigkeit zur Mobilisierung trügerisch sein. Unsere Reserven dagegen sagen die Wahrheit.
In der Anfangsphase der Pandemie versammelte ich meine achtzehn wunderbaren Mitarbeiter (allesamt Christen) zu digitalen Konferenzen, um mich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Ich stellte ihnen Fragen, die ihre Resilienz betrafen: „Wie schätzt ihr eure Leistungskraft zurzeit ein? Wenn ihr normalerweise 100 Prozent zur Verfügung habt, wie ist es dann jetzt?“ Die Antworten bewegten sich um die 30 Prozent. An den meisten Tagen verspürten sie nur etwa ein Drittel ihrer normalen Kraft. Das geschieht, wenn wir traumatisiert werden.
„Und wie steht es mit euren Reserven? Wenn euch morgen eine schwere Krise treffen würde, welche Reserven hättet ihr dann zur Verfügung?“ Die Antwort lautete durchschnittlich 15 Prozent – und dabei handelte es sich um eine Gruppe von Menschen, die ich als sehr widerstandsfähig kennengelernt habe! Ein Jahr später, 2021, stellte ich meinen Mitarbeitern noch einmal dieselben Fragen. Obwohl die Situation sich insgesamt verbessert hatte, waren ihre Werte nicht sonderlich gestiegen.
Wie steht es mit Ihren Reserven? Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht? Erlauben Sie mir, Ihnen zwei Fragen zu stellen:
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Wenn nächste Woche erneut eine Pandemie über den ganzen Erdkreis rollen würde, eine völlig neue tödliche Bedrohung; wenn wir wieder in Quarantäne müssten und die vage Gefahr von Leid und Tod über uns schwebte, unsere Zukunft ständig ungewiss wäre und wir nicht wüssten, wann das Ganze ein Ende nimmt – wie würden Sie darauf reagieren?
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Oder nehmen wir folgendes Szenario: Morgen brennt Ihr Haus oder Ihre Wohnung ab. Alle haben zwar überlebt, aber Sie haben alles verloren. All Ihre Habseligkeiten, Unterlagen, wichtigen Dokumente, kostbaren Andenken Ihrer Familie. Sie müssen Ihr Leben komplett neu aufbauen. Hätten Sie 100 Prozent Ihrer Kraft und Energie dafür zur Verfügung?
Wie bereits gesagt: Wir haben die psychologische Rechnung für die Covid-19-Pandemie noch nicht bezahlt. Wir mussten tief in unsere Reserven greifen, um das Ganze zu überstehen, und sind kaum in der Verfassung, ein weiteres Trauma zu bewältigen … geschweige denn die Angriffe unseres Feindes. Doch angesichts neuer Krisen, Kriege und Naturkatastrophen sind wir dazu aufgefordert. Das durchlebte Trauma macht uns anfälliger für diese neuen traumatischen Entwicklungen und bringt vergangene Traumata wieder an die Oberfläche. Wir gewöhnen uns nicht daran; jede neue Krise verstärkt ganz einfach den Druck, der auf uns lastet.8
Das Trügerische an unserer menschlichen Natur ist: Der Urtrieb hin zum Leben besitzt eine solche Kraft, dass wir bereit sind, ihm beinahe alles zu opfern – unsere Gesundheit, unsere Ehe, die Karriere, sogar unseren Glauben. Nach einer Phase der globalen Traumatisierung und der Entbehrungen ist dieses Verlangen so stark, dass wir losziehen, um das Leben zu suchen. Doch ein so unbesonnenes Umherwandern ohne klaren Plan und Ziel verschlimmert oft nur unser Leiden, anstatt es zu lindern.
Im Jahr 1869 fuhr John Wesley Powell als Erster den bis dahin unerforschten Colorado River durch den Grand Canyon hinab. Er und seine Gefährten ahnten nicht, welche Prüfungen ihnen bevorstanden. Wilde Stromschnellen, unerwartete Wasserfälle und Strudel drohten die hölzernen Boote zu verschlingen. Nach mehreren Wochen meuterten einige Crewmitglieder. Trotz aller Warnungen verließen sie schließlich den Fluss und versuchten, einen Ausweg aus dem Canyon durch das Stammesgebiet der Apachen zu finden.
Sie wurden nie wieder gesehen.9
Ich fürchte, dass wir uns ähnlichen Gefahren aussetzen, wenn wir nach all dem, was wir durchlitten haben und noch durchleiden, nun nach dem greifen, was uns Erleichterung verspricht.
Der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und sein Weg durch die Wüste Sinai gehört zu den größten Überlebensgeschichten aller Zeiten. Mehr als zwei Millionen Menschen wanderten durch eine sandige und felsige Landschaft, heimatlos und auf der Suche nach dem Land der Fülle, dem Ort, den sie ihr Zuhause nennen konnten. Wann würde endlich alles wieder gut werden?10
In dieser Wüste gab es praktisch keine Nahrungsquellen. Wasser war ungefähr so rar wie auf der Mondoberfläche. „Ein dürres und zerklüftetes Land, das trocken und dunkel ist, das niemand durchwandert und kein Mensch bewohnt“ (Jeremia 2,6; Hfa).
Das ist mehr als nur ein Ausschnitt aus der Geschichte des Judentums. Diese Berichte wurden für uns festgehalten, weil sie unserer menschlichen Erfahrung entsprechen, unserer Reise von der Sklaverei in die Freiheit, von einem dürren Land in das Land der Verheißung. Letztlich sind sie ein Bild für den Weg zum Heil, aus dem Reich der Finsternis hinein in das Reich Gottes.
Sie sind auch eine Geschichte über den Urtrieb hin zum Leben. Wohin wenden wir uns mit unserem Durst?
Es ist die Entscheidung, die Prüfung. So war es immer und so wird es immer sein.
Der Urtrieb hin zum Leben war so stark, dass er Tausende dieser geretteten Sklaven dazu brachte, eine Rebellion anzuzetteln, um zurück zur Sklaverei nach Ägypten zu gelangen, wo sie wieder in ihren gewohnten Bahnen leben konnten. Es ist ernüchternd.
Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, zittert vor Schreck und Empörung! Das sage ich, der HERR. Denn mein Volk hat eine doppelte Sünde begangen: Erst haben sie mich verlassen, die Quelle mit Leben spendendem Wasser, und dann haben sie sich rissige Zisternen ausgehauen, die überhaupt kein Wasser halten.
Jeremia 2,12-14; Hfa
Die Bibel schlägt hier großen Alarm, denn unsere Sehnsucht danach, dass alles wieder gut wird, ist das Schlachtfeld unseres Herzens. Wie wir mit dieser kostbaren Sehnsucht umgehen und ob wir uns überhaupt mit ihr beschäftigen, das bestimmt unser Schicksal in diesem und im kommenden Leben.
Das alles geschieht in einer Welt nach der Pandemie: Wir wollen Gott nur auf eine bestimmte Weise. Was wir nämlich wirklich wollen, ist, dass das Leben wieder gut wird. Wenn uns Gott dabei hilft, wunderbar. Dann glauben wir an ihn! Wenn er es aber nicht tut … nun ja, dann kommen wir später wieder auf ihn zurück, nachdem wir dem hinterhergelaufen sind, was unserer Meinung nach unsere ausgehungerten Bedürfnisse stillt.
Die erste Phase des aufziehenden Sturms ist diese: Wir sind alle losgelaufen, um nach Jahren des Stresses, der Traumatisierung und der Entbehrungen das Leben und die Freude zu finden. Aber das funktioniert nicht und es wird auch in Zukunft nie funktionieren. Wir kehren zu unserer Alltagsroutine von Montag bis Freitag zurück und sind enttäuscht. Aus Enttäuschung wird Desillusionierung. Und diese macht uns extrem verwundbar gegenüber unserem Feind.
Darum sollen wir wie ein Hirte, der seine Schafe liebevoll führt, unseren Durst wieder zurück zur Quelle des Lebens lenken.
Unsere Sehnsucht danach, dass alles wieder gut wird, ist das Schlachtfeld unseres Herzens.
Wie wir mit dieser kostbaren Sehnsucht umgehen und ob wir uns überhaupt mit ihr beschäftigen, das bestimmt unser Schicksal in diesem und im kommenden Leben.
Mein langjähriger Freund und Verleger Brian Hampton pflegte zu mir zu sagen: „Stell die Kekse ins untere Regal.“ Womit er meinte: „Lass die Leute nicht bis zum Ende des Buches warten, bis sie die Hilfe bekommen, die du ihnen anbieten willst.“ Da rum möchte ich Ihnen schon jetzt etwas geben, das Ihnen hilfreich werden soll. Je weiter Sie in diesem Buch kommen, desto mehr werden Sie es zu schätzen wissen. Das verspreche ich.
Wenn Herz und Seele eines Menschen Monat für Monat Enttäuschung und Verlust erfahren, dann stellt sich der Tod ein. Dr. Richard Gunderman beschreibt das fortschreitende Wachstum der Enttäuschung als die Anhäufung von Hunderten oder Tausenden kleiner Enttäuschungen, die jede für sich genommen kaum wahrnehmbar sind.11 Der Verlust von Hoffnungen und Träumen erstickt den Urtrieb hin zum Leben.
Doch unser Gott hat für uns vorgesorgt!
Ich weiß, ich weiß – die meisten von Ihnen denken, dass das, was sie jetzt am meisten brauchen, ein dreimonatiger Urlaub an der Küste ist. Am Strand spazieren gehen, irgendwo etwas Gutes trinken. Wenn Sie das möglich machen können, gönne ich es Ihnen von ganzem Herzen. Doch für die meisten von uns steht eine solche Sabbatzeit in traumhafter Umgebung nicht zur Verfügung. Was aber zur Verfügung steht, ist der Fluss des Lebens, Gott selbst, und zwar auf eine Weise, die wir bis jetzt nicht gekannt haben.
Gott möchte uns sein Leben zur Verfügung stellen. Denken wir daran – er ist der Schöpfer all der schönen Orte, zu denen Sie am liebsten reisen würden. All diese Schönheit und Resilienz, all das Leben kommt von Gott und er möchte uns noch mehr von sich selbst schenken! Das Leben Gottes wird in der Bibel als ein Fluss beschrieben – mächtig, wunderbar, nie versiegend, sich immer erneuernd, unendlich fließend.
Hesekiel bekam mehrere wunderbare Visionen, kleine Einblicke in das Reich Gottes, das diese Welt durchdringt. Er sah den Tempel Gottes in Jerusalem und aus diesem Tempel strömte der Fluss des Lebens. Dieser setzte sich weiter durch die Landschaft fort und wurde so tief und breit, dass man ihn nicht schwimmend durchqueren konnte – ein Bild der überreichen Fülle! Mir gefällt besonders der Schluss dieses Abschnittes: „Überall wohin der Fluss kommt, da schenkt er Leben“ (Hesekiel 47,9; Hfa).
Leben. Das ist es, was wir uns wünschen – zu leben, das Leben in seiner ganzen Fülle wiederzufinden.
Der Apostel Johannes erhielt eine Offenbarung über das kommende Reich Gottes und die wiederhergestellte Erde. Er sah den Fluss des Lebens, der mitten durch die Stadt Gottes fließt:
Der Engel zeigte mir auch einen Strom, der wie Kristall glänzte; es war der Strom mit dem Wasser des Lebens. Er entspringt bei dem Thron Gottes und des Lammes und fließt die breite Straße entlang, die mitten durch die Stadt führt. An beiden Ufern des Stroms wächst der Baum des Lebens. Zwölfmal im Jahr trägt er Früchte, sodass er jeden Monat abgeerntet werden kann, und seine Blätter bringen den Völkern Heilung.
Offenbarung 22,1-2
Aus Gott fließt so viel Leben, dass es wie ein mächtiger Strom ist. Ist das nicht wunderbar? Doch wir sollten uns klarmachen: Der Fluss des Lebens ist nicht nur für später gedacht. Jesus hat deutlich darauf hingewiesen, dass dieser Fluss bereits jetzt, in diesem Leben, aus unserem Inneren herausströmen soll: „Wer Durst hat, soll zu mir kommen und trinken! Wenn jemand an mich glaubt, werden aus seinem Inneren, wie es in der Schrift heißt, Ströme von lebendigem Wasser fließen“ (Johannes 7,37-38).
Das kraftvolle Leben Gottes fließt in uns und durch uns, es sättigt uns wie ein wasserreicher Fluss.
Ich möchte all diese Gedanken gerne noch einmal zusammenfassen: Wir haben in uns die Kapazität und das Verlangen nach Leben. Diese Sehnsucht ist kostbar und sie wurde und wird hart auf die Probe gestellt. Bei Gott ist „die Quelle allen Lebens“ (Psalm 36,10). Aus Gott fließt so viel Leben, dass es wie ein riesiger Fluss ist, den niemand schwimmend durchqueren kann – ein überaus reicher Strom! Und dieses Leben soll in uns und durch uns hindurch fließen.
Kraftquelle
Den Fluss des Lebens empfangen
Wir können uns den Fluss des Lebens erschließen, indem wir Gott mitten in unserer Sehnsucht zu lieben beginnen. Hier entscheidet sich alles. Fast jeder von uns hat in unzähligen Hoffnungen, Plänen und Träumen nach Linderung gesucht, ohne sich zuerst an Gott zu wenden. Was wir also tun müssen, ist, uns unsere Sehnsucht klarmachen, sie bewusst wahrnehmen, ihr begegnen und genau an diesem Punkt Gott zu lieben beginnen. Uns für ihn entscheiden.
Der erste Schritt hin zur Resilienz besteht darin, unseren Urtrieb hin zum Leben und unsere Sehnsucht, dass alles wieder gut wird, auf Gott auszurichten. Wir kehren zu Jesus zurück von all den Orten, an denen wir das Leben gesucht haben. Wir lassen ihn unseren Retter sein, mitten in unserer Sehnsucht nach einem guten Leben. Wir bitten Gott, uns mit dem Fluss seines Lebens zu erfüllen.
Jesus, ich komme zu dir zurück mit meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird. Ich liebe dich genau hier, mitten im Verlangen meiner Seele, in meinen Wünschen und meinem Schmerz. Ich richte meinen Urtrieb hin zum Leben auf dich aus.
Ich übergebe dir meine Fähigkeit, nach dem Guten zu streben, es zu planen, es zu ergreifen, es zu genießen und weiter danachzu streben. Ich gebe dir alles Leben in mir, Herr Jesus; ich gebe dir auch meinen ungestillten Hunger nach einem guten Leben. Ich liebe dich hier, genau hier, wo ich jetzt bin. Und ich bitte dich, dass der Fluss deines Lebens in mir fließt, in meinem Urtrieb hin zum Leben und in meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird. Ich öffne mein Herz und meine Seele dem Fluss des Lebens. Er möge in mir, durch mich hindurch und überall in meiner Umgebung fließen – wiederherstellend, erneuernd und heilend.
Du allein bist das Leben, nach dem ich suche, und ich empfange deinen Fluss in meinem Herzen und in meiner Seele. Ich nehme den Fluss deines Lebens in mich auf. Danke, Gott! Das bitte ich in deinem mächtigen Namen.