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Ein Buch mit klarer Aussage: Damit Jesus in Dir Leben kann, ist es notwendig, Deine Rechte aufzugeben und Gott über alle eigenen Interessen und Wünsche zu stellen. Hans Peter Royer, Referent an der Fackelträger - Bibelschule am Tauernhof in Österreich zeigt, dass Christsein nicht nur bedeutet, einen neuen Glauben anzunehmen, sondern ein neues, verändertes Leben zu führen. Dass dies kein frommer Krampf ist, sondern zu einem veränderten Leben führt, ist eine spannende Entdeckung! Stand: 3. Auflage 2006
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Seitenzahl: 213
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SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-5593-9 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5804-6 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
© der deutschen Ausgabe 2017 SCM Verlagsgruppe GmbH · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen
Weiter wurden verwendet: NLB: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten. NGÜ: Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: SCM Verlagsgruppe, Holzgerlingen Titelbild: Lothar Scherer, Schladming, www.dachsteinpano.atSatz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
ÜBER DEN AUTOR
DANK
VORWORT ZUR 7. AUFLAGE
VORWORT
KAPITEL 1 Sünde – ein missverstandenes Wort
KAPITEL 2 Wozu das Kreuz?
KAPITEL 3 Versöhnung und Sühne
KAPITEL 4 In Christus oder außerhalb Christus
KAPITEL 5 Jesus ähnlich werden
KAPITEL 6 Leben gewinnen heißt Leben verlieren
KAPITEL 7 Ein williger Geist
KAPITEL 8 Ein dankbarer Geist
KAPITEL 9 Recht oder Vorrecht
KAPITEL 10 Sicherheit oder Gewissheit
KAPITEL 11 Das Kreuz – eine Torheit Gottes
Fußnoten
Hans Peter Royer (1962–2013) war staatlich geprüfter Berg-, Ski- und Höhlenführer. Er leitete den Tauernhof (Fackelträger) und war stellvertretender Direktor von »Fackelträger International«. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte er in Ramsau/Österreich.
Ich möchte einigen besonderen Menschen danken, die maßgeblich zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben.
Pfarrer Gerhard Hägel aus Bobengrün hat einmal zu mir gesagt: »Hans Peter, du sprichst die Sprache des Volkes und deshalb musst du predigen. Und weil du darum nicht genügend Zeit zum Lesen übrig hast, lese ich für dich und schicke dir alles, was brauchbar ist.« Gerhard ist nicht nur ein Profitheologe, sondern ein echter Freund und Vater im Herrn. Ich danke dir dafür!
Ich möchte mich auch einmal bei meinen Lehrern und Vorbildern im Glauben bedanken. Davon gäbe es nicht wenige aufzuzählen, aber Charles Price, Peter Wiegand, Peter Reid, Major Ian Thomas und Gerhard Krömer waren und sind wahrscheinlich die einflussreichsten Lehrer in meinem Leben.
Danken möchte ich von ganzem Herzen meinen Mitarbeitern am Tauernhof. Wenn ihr mal nicht zufrieden seid mit mir, vergesst nicht, dass ich von euch geprägt wurde. Danke für euer Mittragen und Mitbeten. Ihr seid echt spitze!
Sabine Ehrle hat mir wieder viel Arbeit gemacht mit all den Korrekturen, Verbesserungs- und Änderungsvorschlägen. Aber sie hatte (fast) immer recht und jede Änderung hat sich gelohnt. Du darfst mich auch in Zukunft immer korrigieren! Danke, Sabine, für deinen unermüdlichen Einsatz.
Ich möchte auch Uta Müller vom Hänssler Verlag danken. Du bist nicht nur eine gute Lektorin, sondern bist mir inzwischen eine ganz liebe Schwester im Herrn geworden.
Dann möchte ich mich bei meinen drei Lieblingskindern Lucas, Lisa und Eva-Maria bedanken. Obwohl ihr euch nicht einen Prediger als Vater ausgesucht habt, steht ihr stets hinter mir. Ihr seid meine Helden, auf die ich echt stolz bin.
Ich möchte mich auch bei meinen Eltern bedanken, ohne die es mich gar nicht gäbe und die mich bis heute unterstützen.
Hannelore, meiner treuen Begleiterin, begeisterten Anhängerin, Freundin und Geliebten möchte ich vor allen anderen danken. Das Leben mit dir ist und bleibt ein schönes Abenteuer.
Ich freue mich sehr über die große Nachfrage nach diesem Buch. Im Jahr 2011 habe ich mich erneut mit der Kreuzestheologie beschäftigt. Dabei erkannte ich in meinem Studium, dass einige meiner früheren Aussagen nicht ganz dem entsprachen, was die Bibel lehrt. Darum habe ich nun die ersten drei Kapitel neu verfasst. Ich habe deshalb kein schlechtes Gewissen und will mich nicht einmal dafür entschuldigen, denn ich sehe mich nicht als ein Wissender, sondern als ein Lernender. Als fehlerhafter Botenjunge meines Herrn Jesus ist es mein Vorrecht, immer wieder neue Aspekte der alten Botschaft zu entdecken. Darum werden meine Korrekturen für manche von Ihnen nichts Neues sein, weil meine »neuen Erkenntnisse« für Sie altbekannt und selbstverständlich sind. Inhaltlich hätte ich nur das zweite Kapitel abändern müssen. Zum besseren Verständnis habe ich allerdings auch das erste und dritte Kapitel neu verfasst.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Sen. Mag. Gerhard Krömer und Stefan Kiene für die Korrektur meines Manuskriptes bedanken. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein, der mir durch seine christuszentrierten und biblisch-theologischen Argumente half, so manchen Knoten in meinem Denken und Herzen zu lösen.1
Im Oktober 1977 wurde eine Boeing 737 von vier PLO-Terroristen nach Mogadischu entführt. Der deutschen Antiterrorgruppe GSG 9 gelang es, in der nur siebenminütigen Aktion »Feuerzauber« die knapp 90 Insassen zu befreien, wobei drei der vier Geiselnehmer getötet wurden. Kurz davor fragte die Stewardess Gaby Dillmann eine der zwei weiblichen Terroristen, ob sie denn keine Angst vor dem Sterben habe. Darauf bekam sie die Antwort: »Nein, wir sind schon lange tot, wir sind längst für Palästina gestorben.« Die Terroristen betrachteten sich selbst als tot, seit sie der PLO beigetreten waren.2
Ein Leben in der Nachfolge von Jesus Christus ist vom Prinzip her ähnlich und doch auch ganz anders. Ein Terrorist gibt sein Leben für eine irdische und oftmals böse Sache und bekommt dafür nichts als den Tod. Wir hingegen sind aufgerufen, unser Leben dem Herrn Jesus Christus zu übergeben, dem Retter der Welt und Liebhaber aller Menschen. Jesus sagte zu seinen Jüngern:
»Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.«
(Mt. 10,39)
Im vorliegenden Buch geht es um »alles oder nichts«.
Wenn Jesus Christus, so wie die Bibel es berichtet, tatsächlich der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dann ist alles, was er gesagt und getan hat, wahr. Wenn Jesus Christus nicht die Wahrheit ist, dann ist er ein Lügner. Jeder Mensch, der mit dem Evangelium konfrontiert wird, muss sich für die eine oder andere Möglichkeit entscheiden. Niemand geht den »goldenen Mittelweg«, auf dem er sich beide Möglichkeiten offenhalten kann, denn in der Mitte steht ein Zaun. Und wir befinden uns immer entweder auf der linken oder auf der rechten Seite des Zauns.
Die beiden Seiten des Zaunes benennt die Bibel mit »in Christus sein« oder »außerhalb Christus sein«. Wenn ein Mensch in Christus ist, dann ist er »im Leben«, denn Christus ist das Leben. Und wenn ein Mensch nicht in Christus ist, dann ist er »nicht im Leben«, weder hier noch in der Ewigkeit.
In diesem Buch geht es nicht um Religion, Kirche, Rechtgläubigkeit, Konfession oder ein Bekehrungserlebnis. Denn es kann sein, dass ein Mensch religiös, kirchlich, getauft, rechtgläubig und bekehrt ist, aber dennoch nicht »in Christus« lebt. Wir mögen die Bibel lesen und auswendig lernen, großes Interesse an theologischen Büchern und Kirchengeschichte haben und dennoch kann es sein, dass wir Gott nicht oder kaum kennen. Wir mögen über Christus Bescheid wissen, aber wir kennen ihn nicht, weil wir nicht »in ihm« sind und leben.
Der Ausdruck »in Christus« begegnet uns etwa 170-mal in verschiedenen Formulierungen im Neuen Testament. Wir können Gott nicht näher sein, als wenn wir »in ihm« sind. Aber um in Christus zu sein, müssen wir ihm unser ganzes Leben hingeben. Nicht nur unsere sündhaften Gewohnheiten, unser falsches Denken und unsere bösen Motive, sondern unser ganzes Leben. Das Einzige, was wir wirklich besitzen, ist unser Leben und darum ist es auch das Einzige, was wir Gott tatsächlich geben können.
Ein Mensch ist »in Christus«, wenn er ihm bekennt: »Bis jetzt habe ich für mich selbst und ›in mir selbst‹ gelebt, aber hier und jetzt gebe ich nach und verliere mein Leben an dich.« Da wo ein Mensch sein Leben an Jesus verliert, stellt er mit Erstaunen fest, dass er es gewinnt. Denn wir müssen sterben, bevor wir leben, damit wir leben, bevor wir sterben.
E. Stanley Jones hat gesagt: »Die Menschheitsgeschichte wird nicht geteilt durch ›vor Christus‹ (v. Chr.) und ›nach Christus‹ (n. Chr.), sondern durch ›in Christus‹ (i. Chr.) und ›außerhalb Christus‹ (a. Chr.). Denn wer ›in Christus‹ ist, ist ›im Leben‹, und wer ›außerhalb von Christus‹ ist, ist ›im Tod‹.«3
C. S. Lewis schrieb: »Letztlich gibt es nur zwei Arten von Menschen. Jene, die zu Gott sagen: ›Dein Wille geschehe‹, und jene, zu denen Gott sagen wird: ›Euer Wille geschehe‹.«
Mancher mag solche Aussagen zwar als theologische Richtigkeiten anerkennen, jedoch haben sie keinen oder wenig Einfluss auf sein alltägliches Leben. Darum ist es mein Anliegen, in diesem Buch die Bedeutung vom Kreuz herauszustreichen und aufzuzeigen, was es für unseren Lebensalltag bedeutet, wenn der Apostel Paulus sagt:
»Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.«
(Gal. 2,20)
Zwei Dinge sind beim Sündenfall geschehen:
• Erstens wurde der Mensch von Gott entfremdet.
• Zweitens wurde das Ebenbild Gottes im Menschen verzerrt und entstellt.
Zwei Dinge geschehen, wenn ein Mensch errettet wird:
• Erstens wird seine Beziehung zu Gott wiederhergestellt. Gott ist kein Fremder mehr, sondern wird zum Vater und Freund.
• Zweitens will Gott sein charakterliches Ebenbild im Menschen wiederherstellen.
In der ersten Hälfte des Buches geht es um die Erlösungstat von Jesus Christus, wodurch wir Kinder Gottes werden und somit wieder einen freien Zugang zum Vater im Himmel haben. Der zweite Teil des Buches handelt davon, wie Gott seinen Charakter in uns Menschen wiederherstellen will.
Es geht auf den folgenden Seiten um alles oder nichts. Wenn das, was in diesem Buch steht, nicht stimmt, dann zählt es überhaupt nicht, dann vergessen Sie es. Aber wenn es stimmt, dann zählt sonst überhaupt nichts mehr, dann können Sie es nicht vergessen!
Die Geschichte der Menschheit als Ganzes kann auf zwei Begriffe reduziert werden: Sünde und Versöhnung. Die Sünde führte zum Fall der gesamten Menschheit, die Versöhnung zu ihrer Rettung. Zwei große Worte, deren Bedeutung jedoch oftmals missverstanden wird.
Das Wort Sünde wird in unseren Breitengraden inzwischen derart missverstanden, dass ich mich entschlossen habe, diesen Begriff nicht mehr zu gebrauchen – es sei denn, ich habe Zeit, ihn zu erklären.
Im Synonymwörterbuch wird das Wort Sünde gleichgestellt mit »Übertretung, Verstoß, Zuwiderhandlung«. Würden wir in einer Fußgängerzone Menschen befragen, was sie unter Sünde verstehen, so bekämen wir etwa folgende Antworten:
• Sünde ist, wenn ich etwas tue, das falsch ist.
• Sünde ist, was attraktiv oder bequem, aber verboten ist.
Woher kommen solche Ansichten? Wenn ich zum Beispiel fröhlich mit 200 km/h auf der Autobahn in Deutschland unterwegs bin, so ist das in den meisten Fällen kein Problem. Fahre ich jedoch in Österreich genauso schnell weiter, weil es Spaß macht, dann bin ich ein »Verkehrssünder« – ich habe gesündigt. Es ist zwar attraktiv, so schnell zu fahren, aber verboten. Oder wenn ich in der Stadt einfach vor der Kaufhaustür parke, so ist das bequem, aber ich werde zum »Parksünder«.
Dieses Verständnis von Sünde führt uns allerdings in eine ganz falsche Richtung und hat mit dem biblischen Verständnis von Sünde zunächst wenig zu tun. Wenn die Bibel über Sünde spricht, dann geht es zuerst einmal nicht um ein moralisches Vergehen, sondern um die Trennung des Menschen von Gott. Gott schuf den Menschen ja zu seinem Ebenbild. Haustiere hatte er bereits, der Mensch jedoch wurde geschaffen, um ein Gegenüber, ein Partner des dreieinigen Gottes zu sein. Aber der Mensch begnügte sich nicht damit, das Gegenüber Gottes zu sein. Nein, er wollte selbst wie Gott sein. Er wandte sich bewusst von Gott ab und ging von Gott weg in der Überzeugung, er könnte selbst so wie Gott sein. Diese Abwendung, dieses Weggehen des Geschöpfs vom Schöpfer, nennt die Bibel Sünde.
Manch einer mag nun fragen, was denn so tragisch daran ist, wenn man von etwas oder jemandem weggeht. Wenn jemand sein Auto in den Graben fährt und sich deshalb von seinem Auto »trennen« muss, mag er den Unfall dennoch gut überstehen. Jemand kann sogar seinen Ehepartner verlassen und dennoch als Single zurechtkommen. Was also ist so tragisch daran, wenn jemand Gott verlässt?
Wenn ich mein Auto in den Graben fahre, dann ist das ein finanzieller Verlust. Wenn ich einen Menschen verlasse, dann zerbricht die Beziehung zu einem Mitmenschen. Wenn ich aber Gott verlasse, dann verlasse ich den Schöpfer und Geber allen Lebens. Und wenn ich mich vom Leben trenne, dann bin ich nur noch tot. Darum sagte Gott zu den ersten Menschen: »Du darfst jede beliebige Frucht im Garten essen, abgesehen von den Früchten vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Wenn du die Früchte von diesem Baum isst, musst du auf jeden Fall sterben« (1. Mose 2,16-17; NLB). Dabei ging es nicht um die Frucht oder den Baum. Gott hätte genauso sagen können, dass sie auf jeden Berggipfel steigen dürfen – nur nicht auf den einen. Oder dass sie in jedem See baden dürfen – außer dem einen. Der Baum repräsentierte lediglich den Ort, an dem der Mensch sich gegen Gottes Anweisung entscheiden und sich bewusst von Gott, der sein Leben ist, abwenden konnte.
Später sagte Gott durch seinen Propheten Jeremia: »Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen …« (Jer. 2,13). Wenn jemand die Quelle verlässt, wird er umkommen vor Durst. So unbedingt unser Körper Wasser braucht, um zu leben, so unbedingt brauchen wir als Menschen Gott, um nicht zu sterben.
Die Abnabelung des Menschen von Gott brachte die Sünde und damit den Tod in die Welt. Im Brief an die Römer bringt Paulus es auf den Punkt: »Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben« (Röm. 5,12).
Sünde hat eine innere Logik: Die Bibel sagt, dass Gott Liebe, Licht und Leben ist.4
Wenn wir uns von dem Gott trennen, der die Liebe ist, dann bleibt uns nur noch der Hass.
Wenn wir uns von dem Gott trennen, der das Licht ist, dann bleibt uns nur noch Dunkelheit.
Wenn wir uns von dem Gott trennen, der das Leben ist, dann bleibt uns nur noch der Tod.
Gott hat Sünde nie erfunden. Sie ist vielmehr das Resultat davon, dass wir Gott ignoriert haben. Gott hat auch das Böse nicht erschaffen. Das Böse ist ein Resultat davon, dass wir Gott, der die Liebe ist, abgelehnt haben.
Was bleibt übrig, wenn wir Liebe wegnehmen? Hass, Neid und Gemeinheit.
Was bleibt übrig, wenn wir das Licht abtöten? Nur Dunkelheit.
Was ist die Konsequenz davon, wenn wir uns vom Leben trennen? Der Tod.
Es ist unsere Sünde, die der Menschheit Leid und Tod brachte. Der Prophet Jesaja sagt: »Eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht verhüllt …« (Jes. 59,2).
Sünde hat uns von Gott getrennt und deshalb ist es die Sünde, die den Menschen tötet. Gott hat kein Interesse daran, irgendeinen Menschen zu töten.
Gott spricht durch den Propheten Hesekiel: » ›Glaubt ihr‹, fragt Gott, der HERR, ›dass ich mich über den Tod eines gottlosen Menschen freue? Ich freue mich vielmehr darüber, wenn er sein Verhalten ändert und am Leben bleibt‹ « (Hes. 18,23).
Gott will nur, dass du lebst! Gott will nur Gemeinschaft mit dir! Dazu hat er uns erschaffen. Nicht Gott tötet uns, sondern die Sünde.
Darum sagt Jesus ausdrücklich, dass kein Mensch für seine Sünden sterben wird, sondern wir sind bereits tot in unserer Sünde.
Joh. 8,21: »Ihr werdet in eurer Sünde sterben.«
Joh. 8,24: »Daher sage ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben.«
Kol. 2,13: »Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen …«
1. Kor. 15,17: »Wenn aber Christus nicht auferweckt ist […], so seid ihr noch in euren Sünden.«
Darum ist nicht Gott derjenige, der verantwortlich ist für den Tod des Sünders, sondern unsere Sünde. Die Sünde, die Trennung von Gott, hat den Menschen bereits getötet, weil Sünde uns vom Geber des Lebens separiert hat.
Paulus bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: »Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn« (Röm. 6,23; NGÜ).
Nicht Gott tötet den Sünder, sondern die Sünde hat uns bereits getötet. Der Stein, den wir in die Luft geworfen haben, fällt wieder auf uns herunter. Nicht Gott bewirft uns mit Steinen, sondern wir selbst haben die Steine geworfen, die uns treffen. Und leider fallen die von uns geworfenen Steine nicht nur auf uns selbst; oft genug treffen sie auch andere Menschen. Ich habe schon erlebt, wie ein herabfallender Stein oder Eisbrocken im Gebirge eine gewaltige Schneelawine ausgelöst hat. Genauso ist es mit unserer Sünde. Sie fällt nicht nur auf uns selbst zurück, sondern sie hat eine Lawine ausgelöst, die uns als Menschen auf dieser Erde mitreißt.
Darum stimmt es natürlich, dass »die Sünde« (Einzahl) zur Ursache für »die Sünden« (Mehrzahl) wurde. Indem wir als Menschen Gott ignorieren, sind wir Sünder geworden. Die Konsequenz unserer Gottesferne ist, dass wir sündigen, ein sündhaftes Leben führen. Jeden Tag erleben wir die Auswirkungen der Sünde am eigenen Leib. Uns wird Leid zugefügt und wir fügen anderen Menschen Leid zu durch Neid, Hass, Selbstsucht und dergleichen (siehe dazu Mt. 15,19-20).
Als ich verstand, was die Sünde angerichtet hat, wurde mir auch neu bewusst, wie notwendig wir das Kreuz Jesu brauchen. Ohne das Kreuz gäbe es kein Entrinnen aus der Lawine der Sünde. Ich war in meiner Bergführertätigkeit schon mehrere Male in einer Lawine. Glücklicherweise ist es bis jetzt immer gut ausgegangen. Auch die zerstörende Lawine der Sünde hat einen guten Ausgang gefunden. Und zwar im Kreuzestod und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Denn am Kreuz hat er die Trennung aufgehoben, für Sünde bezahlt und die Möglichkeit geöffnet, wieder in die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater zu kommen.
Der zweite einschneidende Begriff, mit dem wir uns beschäftigen müssen, ist die Versöhnung. Sünde trennte uns von Gott – Versöhnung verbindet uns wieder mit Gott.
Seit meinen Kinderjahren habe ich zunächst im Kindergottesdienst und später in der Jugendstunde gelernt, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Das ist, was Christen seit dem Ostergeschehen geglaubt haben und was in einem der ältesten Bekenntnisse des Neuen Testaments verankert ist:
»Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften …« (1. Kor. 15,3).
Da ich gerne und viel nachdenke und Dinge verstehen und begreifen will, bereitete mir das blutige Kreuz zunehmend Schwierigkeiten.
Ich dachte ungefähr so:
• Der dreieinige Gott hat uns erschaffen, um in Beziehung mit uns zu leben.
• Wir Menschen haben jedoch rebelliert und sind von Gott weggegangen.
• Gott liebt uns aber trotzdem und er will uns vergeben.
• Jetzt muss sein Sohn am Kreuz sterben, damit Gott-Vater uns vergeben kann.
Nun stellte ich mir die Frage: Warum kann mir Gott, wenn er mich wirklich liebt und allmächtig ist, nicht einfach so vergeben? Warum muss ein anderer für mich sterben, damit Gott mir vergeben kann?
Speziell in der Zeit, als ich Vater von drei Kindern wurde, hat mich diese Frage zunehmend beschäftigt. Angenommen, eines meiner Kinder würde mich als Vater ablehnen, sich von mir trennen. Das wäre, biblisch ausgedrückt, die »Sünde«. Als liebender Vater wünsche ich mir aber die Beziehung zu meinem Kind zurück. Was würde ich tun? Würde ich eines meiner anderen Kinder opfern, um das »sündige Kind« zurückzugewinnen? Nein, ich würde dem rebellischen Kind meine Vergebung anbieten. Und wenn das Kind meine Vergebung annimmt, dann wären wir wieder versöhnt. Genau hier war mein philosophisches Problem: Warum konnte Gott nicht dasselbe tun? Warum kam Gott nicht einfach zu uns auf die Erde mit der Botschaft: »Meine Kinder. Ich habe euch alle erschaffen und habe euch immer geliebt. Ihr alle seid von mir davongelaufen, um euer egoistisches Leben ohne mich zu führen. Ich liebe euch aber trotzdem. Und ich will euch vergeben. Kommt doch zurück zu mir!« Ich fragte mich: Warum hätte das nicht genügt? Warum musste Gottes Sohn sterben, damit er mir Sünder vergeben kann? Das ergab für mich keinen Sinn.
Also machte ich mich auf die Suche nach Antworten und kam vor Jahren zu folgendem Schluss: Gott in seiner Barmherzigkeit möchte uns zwar vergeben, aber seine absolute Gerechtigkeit hindert ihn daran. Als heiliger Gott ist er zornig über Sünde und muss deshalb alle Sünder richten, obwohl er eigentlich vergeben möchte. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma war, dass Gott seinen einzigen, gerechten Sohn Jesus sandte. Dieser löste das Problem, indem er sich anstelle von uns Sündern an den Pranger stellte und damit den gerechten Zorn Gottes auf sich nahm. Damit war der gerechte Zorn von Gott-Vater gestillt und dieser war damit frei, uns abtrünnigen Sündern zu vergeben.
Intellektuell konnte ich damit leben, aber es blieb ein Knoten in meinem Herz. Denn hierbei wurde ja am Kreuz nicht das Problem unserer Sünde gelöst, sondern das Problem von Gottes Gerechtigkeit und Zorn. Jesus wäre demnach nicht für unsere Sünden gestorben, sondern für seinen Vater. Der Auslöser für den Tod am Kreuz war damit nicht unsere Sünde, sondern Gott selbst und sein Charakter. Meine »Belegstelle« für dieses Verständnis war in erster Linie Röm. 3,25-26 und der Begriff »Sühneopfer«.
Was an diesem Verständnis stimmt, ist die Ernsthaftigkeit der Sünde. Falsch ist jedoch, dass Gott das Problem an der ganzen Sache ist.
Zum Verständnis will ich jetzt karikieren, wie ich mir aufgrund dieses Verständnisses den Gerichtssaal Gottes und das Geschehen am Kreuz immer vorgestellt habe.
Gott-Vater sitzt als Richter auf dem Thron, ich als Sünder auf der Anklagebank.
Gott-Vater hasst Sünde und muss mich deshalb verurteilen und mit dem Tod bestrafen.
Zwischen dem gerechten und über Sünde erzürnten Gott-Richter und mir steht jedoch der liebende Gott-Sohn, Jesus Christus. Er stellt sich zwischen den zornigen Vater und mich sündigen Menschen und nimmt den Zorn Gottes, der eigentlich mir gebührt, auf sich selbst.
Damit hat Jesus mich vor dem Zorn des Vaters gerettet und ich kann nun als Sünder, dem vergeben wurde, zurückkehren zu meinem Vater im Himmel.
Das hat mich extrem verunsichert im Blick auf den Charakter von Gott-Vater. Will ich überhaupt zu so einem Vater kommen, der mich zwar einerseits liebt und annimmt, andererseits jedoch seinen gerechten Zorn an seinem einzigen Sohn ausleben muss? Wie ist Gott nun? Liebend oder zornig? Nahbar oder unnahbar? An welchen Gott wende ich mich? Folge ich ihm, weil ich ihn liebe, oder unterwerfe ich mich ihm, weil ich Angst vor ihm haben muss?
Als ich im April 2011 bei einer Pfarrerkonferenz in Indien unterrichtete, kam einer der Pastoren auf mich zu und sagte: »Ich habe schon viele Menschen zum Glauben an Jesus gebracht durch Angst vor Gott und der Hölle.« Ich antwortete ihm: »Das glaube ich gerne. Aber welche Art von Jünger hast du damit erzeugt?«
In der Bibel kann man nicht übersehen, dass Gott zornig ist über Sünde. Jesus selbst sagte: »Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm« (Joh. 3,36). Paulus schreibt im Römerbrief: »Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen …« (Röm. 1,18).
Liebe beinhaltet Zorn. Wäre Gott nicht zornig über Sünde, dann wäre er ein gleichgültiger Gott. Ich erinnere mich, als unsere Tochter Lisa im Kindesalter aus heiterem Himmel zwischen unseren Hecken raus auf die Straße lief und wieder zurück. Als ich das sah, gab es mir einen Stich ins Herz, denn ein daherkommender Autofahrer hätte nicht schnell genug reagieren können, um anzuhalten. Ich nahm Lisa zu mir und ermahnte sie, so etwas nie wieder zu tun, da sie damit ihr Leben in Gefahr bringe. Drei Stunden später tat sie es wieder. Ich war regelrecht zornig über ihren Ungehorsam und musste ihr drohen, damit sie so etwas nie wieder tun würde. War ich lieblos? Nein! In dem Fall war es meine Liebe, die mich zornig sein ließ – zu ihrer Rettung. Wäre Lisa weiterhin mir gegenüber ungehorsam geblieben und wäre sie jeden Tag erneut hinausgelaufen, dann hätte sie meinen Zorn immer wieder erlebt und sie wäre womöglich durch einen daherkommenden Autofahrer ums Leben gekommen. Weshalb hätte sie nun im schlimmsten Fall ihr Leben verloren? Wegen meines Zorns oder wegen ihres Ungehorsams? Natürlich wegen ihres Ungehorsams. Obwohl mein Zorn über sie »geblieben wäre«, wäre nicht mein Zorn schuld an ihrem Tod.
Gott ist der Richter der ganzen Welt – das ist glasklar in der Bibel verankert. Stellen Sie sich bitte den barmherzigsten und gerechtesten menschlichen Richter vor, den es gibt. Dieser verhängt in einer Gerichtsverhandlung fünfzehn Jahre Haft als Strafe für einen Kinderschänder. Wessen Schuld ist es, dass dieser Verbrecher seine gerechte Strafe bekommt? Die absolute Gerechtigkeit des Richters? Nein! Es ist sein eigenes Vergehen, seine persönliche Schuld, die ihn ins Gefängnis bringt. Natürlich wird ein gerechter Richter zornig sein über ein solch grausames Verbrechen, aber nicht der Zorn des Richters ist schuld an der Verurteilung dieses Mannes.
Genauso verhält es sich mit Gott. Ja, wir werden von Gott gerichtet. Aber nicht Gottes Gerechtigkeit ist schuld an unserer Verurteilung, sondern unsere Vergehen. Und ja, Gott ist zornig, aber selbst sein Zorn ist letztlich motiviert von Liebe. Nicht Gottes Zorn ist schuld an unserer Verurteilung, sondern er ist Ausdruck seiner Abneigung gegenüber Sünde. Gott ist zornig, aber er ist niemals wütend.
Die Feststellung, »Gott ist Liebe«, liegt nicht darin begründet, dass er uns Menschen liebevoll behandelt – was er ganz offensichtlich tut (Joh. 3,16). Sie beschreibt eine Tatsache, die seit Ewigkeiten gilt. Gott hat immer geliebt. Jesus betete zu seinem Vater in Joh. 17,24b: