Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Eine unheimliche Macht, kalt wie Eis und dunkel wie die tiefste Nacht, bedroht das Märchenland. Das Mädchen Kati begegnet dem kleinen Kobold Krawuffel und gelangt mit ihm in diese wundersame Welt. Sie reisen zur Königin des Schlaraffenlandes, die einen großen Auftrag für Kati hat. Ihr Weg führt sie durch verwunschene Wälder und sie müssen sich mutig den Gefahren stellen, die auf sie lauern. In einem Zauberwald trifft Kati auf die kleine Hexe Mirabella, die den gleichen Auftrag hat, und nun reisen sie gemeinsam weiter. Werden die Mädchen Unterstützung bei den Märchenlandbewohnern finden und gelingt es, alle vor dem Untergang zu bewahren? Das Buch ist eine Mischung aus fantastischen Geschichten und Motiven aus sehr bekannten Märchen, die kleinen und großen Lesern gefallen wird. Zahlreiche zauberhafte Illustrationen ergänzen den Text und entführen in die wundervolle Märchenwelt. Dieses Buch ist für sehr junge Leser geschrieben. Doch auch so mancher Erwachsene, der sich sein inneres Kind bewahrt hat, findet bestimmt Spaß an den Abenteuern, die Kati und ihre Freunde erlebt haben.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Es war einmal ein wunderschönes Land, in dem zahlreiche Märchengestalten in Frieden miteinander lebten. Zauberinnen und Zauberer, Prinzessinnen und Prinzen, Feen, Zwerge und viele mehr lebten in ihrem Märchen.
Es gab das Frau-Holle-Dorf, die Hans-im-Glück-Stadt und hinter diesen beiden Ortschaften ragten die Sieben-Zwerge-Berge in den Himmel.
Im Frau-Holle-Dorf lebten viele fleißige Menschen, die zu allen freundlich waren und jeden Morgen ihre Arbeit fröhlich singend begannen. Die Straßen waren von bunten Blumen gesäumt und die Häuser strahlten in warmen Farben.
In diesem Dorf wohnte natürlich auch Frau Holle, die jeden Morgen ihre Betten aufschüttelte, dass die Federn nur so umher flogen und sich in Schneeflocken verwandelten. Der Schnee verteilte sich über das ganze Land und es sah aus wie eine riesige Puderzuckerdecke.
Frau Holle wohnte in einem alten Fachwerkhaus, das sehr gemütlich eingerichtet war. Vor dem großen Kachelofen stand ihr Spinnrad, an dem sie täglich fleißig arbeitete.
Ihr Garten war ein großes Wunderwerk, dort gab es natürlich viel Schnee und eisbedeckte Bäume, die in der Sonne glitzerten. Sie hatte aber auch eine große Blumenwiese und Beerensträucher, die den Vögeln ihre Nahrung gaben.
Frau Holle lebte im Einklang mit der Natur, verbrachte viel Zeit in ihrem Garten und pflegte ihre Pflanzen.
In der Hans-im-Glück-Stadt führten die Menschen ein einfaches und zufriedenes Leben. Sie kamen oft auf den großen Marktplatz ihres Dorfes, um gemeinsam zu musizieren und zu tanzen. An manchen Tagen gesellten sich die Bremer Stadtmusikanten dazu und der Esel brachte, mit seinem lauten „Iah, Iah“, alle aus dem Takt. Der Hund bellte sehr laut, die Katze miaute schreiend und der Hahn gab sein „Kikiriki“ dazu. Bei diesem Lärm war natürlich von der schönen Musik der Dorfbewohner nichts mehr zu hören. Aber niemand schimpfte oder verjagte die Tiere, alle waren geduldig und manche lachten über diesen Radau und bald erklangen wieder die schönen Melodien in diesem Dorf.
Die Menschen in der Hans-im-Glück-Stadt trafen sich manches Mal in ihren Gärten, dann wurde gemeinsam Obst und Gemüse geerntet und die Kinder banden aus bunten Blumen viele schöne Sträuße. Am Abend setzten sich die Dorfbewohner zusammen, um gemeinsam zu essen und sich gegenseitig Geschichten zu erzählen.
In der Hans-im-Glück-Stadt ging es nicht um materielle Dinge, sondern um die Freude an den kleinen Dingen, die Gemeinschaft und das Glück im Alltag.
Schneewittchen und die sieben Zwerge lebten hinter den sieben Bergen, in einem gemütlichen Häuschen, tief im Wald und freuten sich täglich über die Ruhe und die Schönheiten der Natur.
Schneewittchen hielt das Haus sauber, wusch die Wäsche und kochte für die Zwerge, die jeden Abend aus dem Bergwerk zurückkamen.
Vor vielen Jahren, als sie noch nicht bei ihnen wohnte, haben die Zwerge ihr Häuschen aus Holz und Stein gebaut. Es hatte ein Dach aus Moos und durch die kleinen Fenster schien das warme Sonnenlicht. Aus dem kleinen Schornstein kringelte sich der Rauch des Kamins und rings um das Häuschen rankten Efeu und blühende Kletterpflanzen.
Im Garten wuchsen bunte Blumen und Kräuter, die Schneewittchen in ihrer Küche verwendete. Am Gartenzaun stand ein kleiner Brunnen, der die Bewohner des Häuschens immer mit frischem Wasser versorgte.
Im Häuschen war es sehr einfach, aber auch gemütlich. Es gab einen großen Tisch mit sieben Stühlen für die Zwerge und einen etwas größeren für Schneewittchen. In der Küche stand ein Herd, auf dem Schneewittchen kochte und es gab Regale mit Geschirr und Vorräten.
Die kleinen Betten der Zwerge, und das große von Schneewittchen, standen im zweiten Raum und luden jeden Abend zu erholsamen Schlaf ein.
Um das Zwergenhäuschen herum erstreckte sich ein großer Wald. Die Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach der Bäume und erzeugten ein magisches Licht. Es gab einen plätschernden Bach, der durch den Wald floss und einen kleinen Wasserfall. Vögel zwitscherten in den Bäumen und kleine Tiere huschten durch das Unterholz.
Im Frühling blühten überall Blumen, im Sommer trugen die Bäume Früchte und im Herbst leuchteten die Blätter in den schönsten Farben.
Die sieben Zwerge arbeiten in einem Bergwerk tief unter dem Wald, dort gruben sie nach Edelsteinen und Gold.
Jeder Zwerg hatte seine eigene Aufgabe, der Anführer und älteste der Zwerge hieß Rumpelbold. Er sorgte dafür, dass die Arbeiten sicher waren und gerecht verteilt.
Der Zwerg Pack war stark und hackte das Gestein ab und sein Zwillingsruder Pick zerkleinerte es mit einem großen Hammer. Zwerg Purzelbaum transportierte das abgebaute Gestein dann aus dem Bergwerk. Sein Bruder Huckepack wusch das Gestein, um die Edelsteine und das Gold zu finden und Zwerg Puck sortierte alles nach Größe und Qualität.
Der kleinste Zwerg hieß Naseweis und hatte die Aufgabe, die Edelsteine zu polieren, damit alle schön glänzten.
Am Abend kehren die Zwerge müde, aber zufrieden mit ihrer Arbeit in ihre Hütte zurück, wo Schneewittchen sie mit einem leckeren Essen erwartet.
Eines Tages fiel eine große Armee, aus bösen schwarzen Rittern, über das schöne Land her. Die Bewohner hatten große Angst, aber die Ritter töteten niemanden und verwüsteten auch nichts. “Hört her, ihr Bewohner des Märchenlandes!” donnerten sie mit ihren rauen Stimmen. “Ab sofort ist es euch verboten, in eurem eigenen Märchen zu bleiben! Ihr müsst in ein anderes Märchen ziehen und zwar sofort!” Ihre Rüstungen klirrten bedrohlich, als sie ihre Schwerter in die Höhe reckten.
Die Ritter, so schwarz wie die Nacht, hatten einen finsteren Plan ausgeheckt. Sie wollten das gesamte Märchenreich ins Chaos stürzen und für immer zerstören. Wenn alle Märchenfiguren verwirrt und durcheinander wären, müssten sie sich sicherlich verlaufen und das Märchenreich verlassen. So würden alle Märchen verblassen und schließlich ganz verschwinden.
Dann hätten die bösen Ritter ihr Ziel erreicht und könnten das verlassene Märchenland für sich beanspruchen. Niemand würde ihnen im Weg stehen oder sie daran hindern, ihre dunklen Machenschaften zu vollziehen.
Um ihren Plan geheim zu halten, belegten die schwarzen Ritter das Märchenland mit einem düsteren Fluch. Jede Märchenfigur sollte glauben, sie wäre freiwillig in ein anderes Märchen gezogen. Nur wer sich weigerte, dem Befehl der Ritter zu folgen, musste mit einer schrecklichen Strafe rechnen.
Mit ihren eisernen Rüstungen und den scharfen Schwertern begannen die Ritter, wahllos das Land zu durchstreifen und das Leben der Märchengestalten zu zerstören. So kam es, dass Frau Holle ihre Betten nicht mehr regelmäßig aufschüttelte. Sie saß lieber im Schaukelstuhl, kümmerte sich nicht um ihre Tauben und war einfach nur faul. Anstatt der Schneeflocken, die sonst aus ihren Betten fielen, regnete es Tränen vom Himmel.
Die Bewohner der Hans-im-Glück-Stadt begannen neidisch zu werden, keiner gönnte den Nachbarn etwas. Jeder war bestrebt, nur für den eigenen Reichtum zu sorgen und andere zu bestehlen oder zu betrügen. Schneewittchen blieb den ganzen Tag im Bett liegen und die schmutzigen Wäscheberge füllten bald die gesamte Hütte aus. Die sieben Zwerge gingen nicht mehr ihrer Arbeit nach, sondern schlenderten ziellos durch die Wälder und erschreckten die Tiere.
Die schwarzen Ritter drangen immer tiefer in das Land ein und vertrieben die Figuren aus ihren Märchen. So kam es, dass in dem Land bald ein großes Durcheinander herrschte und die Märchen würden bald aufhören zu existieren.
Es war Mitternacht im Zauberwald, langsam schob sich der Vollmond hinter einer Wolke hervor und die Wipfel der großen Bäume wiegten sich im Nachtwind. Eine große Eule saß auf einem Ast und schaute den Fledermäusen zu, die durch die dunkle Nacht sausten. Dann breitete sie ihre Flügel aus, schwebte lautlos durch die Luft und schnappte sich eine fette Fledermaus. Auf dem größten Zweig einer Tanne ließ die Eule sich nieder und verspeiste ihre Beute. Eine winzige Maus beobachtete genau, was die Eule machte und schnell huschte das Mäuslein in das nächste Erdloch.
In den Wipfeln der Bäume und in den Büschen waren Geräusche zu hören. Die Äste knarrten und irgendwo in weiter Ferne heulte ein Wolf.
Unter einem großem Farnblatt saß eine kleine Gestalt und schaute traurig in die Nacht. Sie hatte rote Haare und ein buntes Flickenkleid an, ihre Füße steckten in Holzpantoffeln und die grünen Socken hatte sie bis über ihre Knie gezogen. Ihr war ein bisschen kalt, aber sie wollte hier im Wald alleine sein. Es war eine kleine Hexe und sie war ausgerissen, weil sie glaubte, niemand konnte sie leiden. So saß sie auf dem weichen Waldboden und sah den Glühwürmchen bei ihrem fliegendem Tanz zu.
Es sah aus, als wenn viele kleine goldene Laternen in der Luft waren und der helle Mondenschein brachte alle zum Glitzern.
Ein Würmchen verharrte plötzlich in der Luft, dann flog es direkt auf die Hand der kleinen Hexe. „Hallo,“ sagte sie und guckte nicht mehr ganz so traurig, „ich bin die kleine Hexe Mirabella und wer bist du?“ Das Glühwürmchen sah sie mit seinen dunklen Knopfaugen an. „Ich bin Glimmy! Warum bist du denn so traurig?“ „Weißt du,“ antwortete die kleine Hexe, „keiner kann mich richtig gut leiden!“ Erschrocken sah Glimmy die kleine Hexe an. „Magst du mir davon erzählen?“ fragte das Glühwürmchen.
Als Mirabella anfing zu erzählen, flogen die anderen Glühwürmchen herbei, denn alle wollten ihre Geschichte hören.
An einem schönen Herbsttag, als die Blätter in den prächtigsten Farben leuchteten und der Wind geheimnisvolle Melodien durch die alten Bäume flüsterte, hatte unsere Hexenklasse endlich ihre erste praktische Zauberstunde.
Monatelang haben wir uns mit staubigen magischen Büchern abgemüht, komplizierte Zaubersprüche auswendig gelernt und die theoretischen Grundlagen der Magie studiert. Nun war es endlich an der Zeit, dieses Wissen umzusetzen.
Unser Klassenzimmer befand sich in einem alten knorrigen Baum, dessen Inneres mit hohen Decken und verwinkelten Gängen erweitert worden war. An den Wänden hingen, neben Spinnweben und funkelnden Kristallen, seltsame Gerätschaften und getrocknete Kräuter. Kessel blubberten über offenem Feuer und geheimnisvolle Runen leuchteten schwach auf dem Boden.
Die Schülerinnen in meiner Klasse waren genauso vielfältig wie die magischen Gegenstände, die das Klassenzimmer schmückten.
Da war zum Beispiel Elara, ein scheues Mädchen mit langen silbernen Haaren, die mit ihrem vertrauten Raben flüsternd sprach. Oder die quirlige Flora, die ständig von einer glitzernden Wolke umgeben war. Und dann gab es noch die arrogante Rosalie, die mit ihrem langnasigen Haustier, einer Ratte namens Ignatzius, angegeben hat.
Die meisten Hexen waren zwischen einhundertachtzig und dreihundertfünfzig Jahre alt, ich bin ja nur einhundertelf Jahre jung.
Aufgeregt und voller Erwartung saßen wir auf unseren morschen Holzstühlen, als der alte Hexenmeister Quabraxus, mit seinem langen weißen Bart und den funkelnden Augen, die Stunde eröffnete.
Er schritt durch die Reihen und holte die Schülerinnen einzeln nach vorn, um ihnen ihre Aufgaben zu erteilen.
Als er mit seinem knochigen Finger auf mich zeigte, stand ich auf, lief mit zitternden Knien nach vorn und stellte mich brav vor die Klasse. „Mirabella, du warst bisher immer sehr fleißig.“ sagte Quabraxus zu mir. „Das ist gut und nun zaubere uns zuerst einen kleinen Drachen!“
Ich überlegte kurz, was ich an Zaubersprüchen wusste und dann flüsterte ich „Abruxa, Cabruxa, Spinnenbein und Krötengrütz`, ein Drache soll hier sein, aber fix!“
Es entstand eine kleine Wolke, die größer und größer wurde und sich dann auf dem Lehrertisch niederließ. Sie zog sich in die Länge, dann in die Breite und man sah so etwas wie einen langen Schwanz mit Zacken. Plötzlich aber puffte es und die Wolke wurde wieder kleiner, bis sie sich aufbäumte und fast zu einer länglichen Kugel wurde. Blubbernde Blasen schwebten durch die Luft und sie zersprangen mit lautem Knall in der Luft. Jetzt sahen wir alle etwas, das wie eine Drachenzacke aussah, die auf einem breitem Gesicht wuchs. Über ihr bildete sich ein Wirbel aus vielen Farben, der sich langsam senkte. Die Wolke war jetzt etwas dunkler geworden und an ihrem Ende, genau gegenüber der Zacke, wuchs ein dünner Schwanz.
Ich schaute erschrocken zum Hexenmeister und dann wieder zurück zu dem, was aus der Wolke wurde. Da erstarrte ich, was auf dem Lehrertisch saß, war kein Drache. Es war ein Nashorn mit einer bunten Clownsmütze auf dem Kopf.
Die ganze Klasse fing an laut zu lachen und ich sah, dass der alte Hexenmeister sich bemühte nicht mitzulachen. Er streckte seine Hand aus und wollte mich trösten. Da fing ich an zu weinen und rannte, laut schluchzend, aus dem Klassenzimmer. Als ich das große Schultor hinter mir gelassen hatte, blieb ich kurz stehen und atmete tief durch. Dann schaute ich zurück, aber niemand folgte mir. Ich war sehr enttäuscht von mir, wütend und tieftraurig lief ich ganz schnell weg.
Was sollte ich denn jetzt bloß tun?
In die Hexenschule zurück wollte ich auf keinen Fall und nachhause traute ich mich, so früh am Vormittag, auch nicht. Meine Mutter würde verwundert sein und Fragen stellen, die ich nicht beantworten wollte.
Da fiel mir der Zauberwald ein, die anderen Hexenschüler und ich spielten dort oft und gerne. Der Wald war ziemlich groß und je tiefer man hineinkam, auch sehr dunkel. Wir hatten uns nie getraut, sehr weit zu gehen. Darum wäre er doch ein gutes Versteck für mich, dachte ich traurig. Hier würde mich niemand finden und ich wollte auch keinen sehen. Bald sah ich die ersten Bäume und schaute mich noch einmal um, aber niemand folgte mir. Vor mir sah ich drei knochige alte Bäume, deren kahle Wipfel sich ineinander verschlungen hatten und ihre starken Äste knarrten bedrohlich.
Wenn mir jetzt einer davon auf meinen Kopf fallen würde, wäre wenigstens alles vorbei.
Nichts dergleichen geschah und so lief ich mutig in den großen, dunklen Zauberwald. Ich ging den ganzen restlichen Tag und am frühen Abend war ich sehr müde vom Laufen. Ich pflückte eine Handvoll Beeren und setzte mich dann unter dieses große Farnblatt. Nachdem ich die Beeren gegessen hatte, rollte ich mich zusammen und schlief sofort ein.
Mirabella begann zu weinen, aber die Glühwürmchen schauten sich an und lachten. Ein Nashorn mit einer Clownsmütze, das war aber auch zu komisch. „Kannst du uns denn auch bunte Clownsmütze zaubern?“ fragte ein kleines Glühwürmchen.
Mirabella wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und wollte es versuchen. Sie überlegte lange, wie der Zauberspruch lauten musste und dann rief sie „Abruxa, Cabruxa, Spinnenbein und Krötengrütz, für die Würmchen eine Mütz’!”
Ein paar bunte Blitze umhüllten die Glühwürmchen und dann hatte jedes von ihnen eine lustige Mütze auf seinem kleinen Kopf und einen winzigen Drachenschwanz. Die Glühwürmchen versuchten Feuer zu spucken, purzelten durcheinander und stupsten sich gegenseitig an. Nun mussten alle herzlich lachen und die kleine Hexe rief „Ich habe es euch doch gesagt, ich bringe immer alles durcheinander!”
Ein klitzekleines Glühwürmchen setzte sich auf die Hand der kleinen Hexe. „Weißt du was?” flüsterte es mit seiner feinen Stimme. „Am anderen Ende des Zauberwaldes steht ein uraltes Waldhaus. Der weise Greis, der dort wohnt, stellt abends immer eine Laterne auf das Fensterbrett und wir fliegen hin und tanzen um sie herum. Er kennt sich mit Zauberkünsten aus, vielleicht kann er dir helfen!”
Jetzt war Mirabella ganz aufgeregt. „Oh ja, das wäre wunderbar! Könnt ihr mir bitte den Weg zeigen? Im Dunkeln kann ich nicht so gut sehen wie ihr und ich möchte nicht stolpern!” Die Glühwürmchen sammelten sich zu einer leuchtenden goldenen Wolke, die durch die Nacht schwebte. Die kleine Hexe folgte ihnen über moosige Pfade und vorbei an knorrigen Bäumen, die im Mondlicht wie schlafende Riesen aussahen.
Als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Bäume glitzerten, erblickte Mirabella endlich ein kleines Häuschen, aus dessen Fenster eine warme Laterne leuchtete. Die Glühwürmchen verabschiedeten sich von der kleinen Hexe, denn es war Zeit für sie, schlafen zu gehen.
Mirabella war nun ganz allein und ein wenig Angst beschlich sie. Was, wenn der Greis ein böser Zauberer war? In der Hexenschule wurde so etwas oft erzählt, von Zauberern mit grimmigen Gesichtern und eisigen Herzen.
Doch Mirabella nahm all ihren Mut zusammen und ging auf das Häuschen zu. Sie erinnerte sich an das spöttische Lachen der anderen Hexenschüler, atmete tief durch und klopfte zaghaft an die Tür.
„Herein!” erklang eine freundliche Stimme von drinnen. Mirabella öffnete langsam die Tür und trat ein.
In dem gemütlichen Häuschen, das nach frisch gebackenem Brot duftete, saß an einem Tisch ein uralter Mann mit einem langen, weißen Bart, der ihm bis zu den Knien reichte. Seine dicken, grauen Augenbrauen bedeckten fast die ganze Stirn und seine Augen funkelten freundlich. Er schaute die kleine Hexe mit einem warmen Lächeln an und lud sie ein, sich zu ihm zu setzen.
Höflich bedankte sich Mirabella, trat näher und wollte sich gerade setzen, da entdeckte sie in der Zimmerecke einen großen Ofen, in dem ein Feuer lustig knisterte. Und was saß da auf dem Ofen? Ein kleines Hühnchen und ein Hahn mit einem prächtigen roten Kamm! Vor dem Ofen lag eine bunt gescheckte Kuh und kaute an ein paar Strohhalmen.
Als sie sich gesetzt hatte, fragte der alte Mann, was sie so früh am Morgen ganz allein im Zauberwald mache.
Die kleine Hexe erzählte von den Glühwürmchen, ihrem missglückten Zauberspruch und ihrer Hoffnung, dass er ihr helfen könne.
Der Greis lächelte verständnisvoll und sagte zu Mirabella „Na komm`, ich wollte gerade Frühstück machen. Du kannst mir helfen meine Tiere zu versorgen und dann erzählst du mir mehr über dich!”
Hinter dem Waldhaus stand eine kleine Scheune. Die beiden gingen hinein und der Greis legte ihr duftendes Stroh in die Arme, er selbst nahm einen Korb mit goldenen Körnern.
Zurück im Haus, erneuerte Mirabella das Strohlager für die Kuh und stellte für alle drei Tiere frisches Wasser bereit. Der alte Mann gab dem Hühnchen und dem Hähnchen je ein Schälchen mit Körnern.
Nachdem die Tiere versorgt waren, machten der Mann und die kleine Hexe es sich gemütlich. Ein knisterndes Feuer prasselte in dem alten Küchenherd und es strömte wohlige Wärme in die Stube.
Die beiden saßen auf einem weichen Plüschsofa und jeder hielt eine Tasse duftenden Holundertee in den Händen. Auf dem Tisch standen knusprige Butterkringel, frisch gekochte Eier und eine große Schale mit leckerem Obst.
Gerade als Mirabella in eine saftige Erdbeere beißen wollte, fiel ihr wieder ein, warum sie hier war. Tränen traten ihr in die Augen und rollten langsam über ihre Wangen. Ihr Mund zitterte und sie schluchzte leise.
Der alte Mann nickte ihr mitfühlend zu. “Na, nun erzähl schon, mein Kind!” sagte er mit sanfter Stimme.
Die kleine Hexe kuschelte sich tiefer in die Sofaecke und begann, mit zitternder Stimme, von der Hexenschule und ihren missglückten Zauberkünsten zu erzählen.
Als sie an die Stelle mit dem Drachenzauber kam, musste der alte Mann etwas schmunzeln. Doch er lachte Mirabella nicht aus, sondern schaute sie freundlich an, strich ihr über ihre roten Haare und sagte “Ich glaube, ich weiß, warum das mit dem Zaubern bei dir noch nicht so recht klappen will. Du musst erst eine große Aufgabe erledigen, damit du mehr Selbstvertrauen bekommst! Komm, ich will dir etwas zeigen!”