Kleine Märchenreise - Regina Schulz - E-Book

Kleine Märchenreise E-Book

Regina Schulz

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Beschreibung

Diese kleine Märchenreise enthält Geschichten, die wir auch in anderen Variationen kennen. Man kann z.B. die französische Version von "Der gestiefelte Kater" lesen oder eine andere Fassung von "Der kleine Däumling" Die Autorin hat Märchen von Perrault, Andersen u.a. bearbeitet und den Text kindgerecht angepasst. Die Sammlung enthält u.a.: Das hässliche Entlein Zarewna Frosch Das kleine Männlein

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Kleine Märchenreise

© 2022 Regina Schulz

[email protected]

www.buchfinkundlesemaus.de

© Buchcover und Illustrationen: Quelle Canva

Vertrieb:epubli - ein Service der neopublic GmbH Berlin

Das kleine Männlein

Es waren einmal drei Schwestern, die beiden Ältesten lebten zusammen in einem Häuschen und die Jüngste wohnte in einem anderen Häuschen.

Eines Abends kam ein kleines altes Männlein und klopfte an dem Haus, in dem die zwei Schwestern wohnten, da schaute die Älteste aus dem Fenster und fragte „Was wollt ihr?"

„Ich hätte gern ein Nachtlager, weil es so kalt ist und ich nicht draußen schlafen kann!“ antwortete das Männlein.

„Wir haben keinen Platz im Haus,“ sprach die Älteste „und lasse ich euch herein, dann schmollt meine Schwester acht Tage lang und das geht nicht, darum sucht euch anderswo einen Platz!“ Mit diesen Worten schlug sie das Fenster einfach zu.

Da ging das alte Männlein weiter zu dem Häuschen, in dem die Jüngste wohnte und klopfte dort an.

Sie öffnete das Fenster und fragte „Wie kann ich euch helfen, lieber Freund?"

„Ich suche ein Nachtlager, weil es draußen so sehr friert!“ sprach das Männlein und da lief die Jüngste an die Tür, machte auf und führte es in die warme Stube. Sie kochte ihm einen Brei aus Milch und Mehl und brockte die letzten Krümlein Brot hinein, die sie hatte. Dann nahm sie Stroh und schüttelte es auf, damit das Männlein weich darauf liegen konnte, sie selbst schlief aber auf dem kalten Boden.

Am anderen Morgen war das Männlein schon früh auf und sagte, es müsse nun weiter ziehen. Das gute Mädchen bereitete ihm zuvor noch ein leckeres Frühstück.

Als das Männlein gegessen hatte, bedankte es sich freundlich und sprach „Es tut mir leid, dass ich euch für eure Freundlichkeit nichts geben  kann." „Oh, das macht nichts!“ sprach das Mädchen. „Ich habe an keine Bezahlung gedacht und wenn ihr mal wieder in der Nähe seid, dann kommt zu mir und macht euch keine Sorgen."

„Ich danke euch von ganzem Herzen  und wünsche euch, dass das Erste, was ihr heute beginnen werdet, so gut gelingt, dass ihr den ganzen Tag nichts anderes tun könnt." Mit diesen Worten verbeugte sich das Männlein und ging weg.

Das gute Mädchen ging ins Haus zurück, um sich an ihre Arbeit zu machen. Es holte schnell die Wäsche vom Speicher, die sie zum Trocknen aufgehängt hatte und wollte alles falten und in den Schrank räumen.

Das Mädchen faltete und faltete immer fort, bis zum Mittag und den ganzen Nachmittag und die Wäschestücke nahmen gar kein Ende und die ganze Stube wurde davon voll. Erst als es draußen dunkel wurde, konnte sie damit aufhören.

Die zwei älteren Schwestern waren sehr verwundert, dass sie die Jüngste den ganzen Tag nicht gesehen hatten und gingen darum am Abend zu ihr.

Da machten sie große Augen und die Älteste schrie „Wo hast du die ganze Wäsche her? In meinem ganzen Leben hab ich nicht so viel zusammen gesehen."

Da erzählte die Jüngste von dem kleinen alten Männlein und ihre Schwestern wurden sehr giftig darüber. „Muss diese dumme Gans ein solches Glück haben?“ schrie die Zweite in ihrem Ärger.

Aber die Älteste beruhigte sie und sprach „Ereifere dich nicht Schwester und komm, wir wollen sehen, ob wir das Männlein einholen können."

Da stürmten beide zur Tür heraus, um das Männlein zu suchen und nach einer ganzen Weile, sahen sie es.

Husch, husch waren sie bei dem Männlein und die Zweite sagte „Ach, lieber Herr,  ihr wollt es meiner Schwester doch nicht übel nehmen, dass sie euch gestern nicht in unser Haus gelassen hat? Ich habe vor lauter Leidwesen darüber die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ach, wollt ihr mir doch den einzigen Gefallen tun und heute Abend bei uns zu Besuch sein? Ihr macht uns damit zu den glücklichsten Menschen auf der Welt."

Das kleine alte Männlein war zufrieden und ging mit den beiden Schwestern, die ihm auf das Köstlichste auftischten und ihn danach in ein ganz weiches Bett trugen, wo es schlief wie ein Prinz.

Kaum hatte es sich am anderen Morgen aus den Federn gemacht, als die Schwestern ihm schon Kaffee mit Biskuit brachten.

Es dankte für alles recht höflich und als es sein Frühstück verzehrt hatte, da sprach das Männlein „Es tut mir sehr leid, dass ich für eure Freundlichkeit nichts geben kann, aber…"

„Oho,“ fiel ihm die Älteste ins Wort, „meint ihr denn, wir wollten etwas haben für die Bewirtung? Daran haben wir nicht im Mindesten gedacht. Im Gegenteil, wir wünschten nur, dass ihr uns recht oft die Freude macht, uns zu besuchen."

„Das wird nicht möglich sein“ sprach das Männlein, „aber ich danke euch trotzdem herzlich für euren guten Willen und wünsche euch, dass das Erste, was ihr an diesen Morgen tut, den ganzen Tag sich fortsetzt und ihr nichts anderes tun könnt und ging fort.

Kaum dass das Männlein weg war, rief die Älteste der Magd zu „Geschwind, geschwind! Hole die Wäsche vom Boden, damit wir nur gleich anfangen können zu falten. Wir müssen doppelt so viel haben, wie unsere dumme Schwester!"

Die Magd rannte schnell auf den Boden, um die Wäsche zusammenzusuchen und in der Zwischenzeit sprach die Zweite „Aber Schwester, wir wollen uns doch erst ein bisschen stärken, da steht noch ein Krug mit frischem Bier, das wollen wir zu einem Butterbrot genießen! Mache du nur alles bereit, ich gehe inzwischen in den Garten, um schnell mein Wasser zu lassen."

„Gut tu das, Schwester“ sprach die Älteste, „aber beeile dich!“ und dann nahm sie den Bierkrug und setzte ihn an den Mund.

Die Magd, die die Wäsche schon lange zusammengesucht und in die Stube gebracht hatte, wartete nun auf die Schwestern, aber die kamen nicht.

Da ging sie in die Küche, um zu schauen, was sie machten.  Doch was kriegte das Mädchen für einen Schreck!

Da stand die Älteste und trank und trank und konnte nicht aufhören zu trinken und die andere schrie aus dem Garten, sie könne nicht aufhören, ihr Wasser zu lassen.

Das dauerte fort, bis es draußen ganz stockdunkel war, dann standen Hof und Haus unter Wasser und sie mussten alle die ganze Nacht arbeiten, um nur ein trockenes Plätzchen zu finden, wo sie ihre Füße hinsetzen konnten.

Die Jüngste aber verkaufte den größten Teil der Wäsche und wurde reich und glücklich für ihr ganzes Leben lang.

Deutsche Märchen: Johannes Wilhelm Wolf

Der eiserne Johann

Ein alter Soldat träumte eines Nachts dass er, nach seinem Abschied von der Armee sein Glück machen würde.

So ging er am nächsten Morgen zum Hauptmann und bat um seine Entlassung. Es war soeben ein Friedensvertrag geschlossen worden und weil der König nun keine Soldaten mehr brauchte, sagte der Hauptmann „Wenn du gehen willst, so geh`! Ich kann dich nicht halten!“, gab ihm seinen Abschiedsbrief und einen alten Tornister, aber kein Geld für seine Dienste.

Nun ging der Soldat einfach los und kam am Abend in einen großen Wald. Er war sehr müde und um das Geld für eine Übernachtung zu sparen, kletterte er zum Schlafen auf einen Baum. Als er aber auf den Baum stieg, sah er in der Ferne ein kleines Licht, stieg wieder hinab und ging darauf zu, bis er an ein kleines Häuschen kam. Höflich klopfte er an und ihm machte ein altes Weib auf.

Sie wünschte ihm freundlich einen guten Abend und sagte, wenn er wolle, könne er sein Glück machen.

Ey, dachte er bei sich, wird dein Traum so bald wahr?

Dann brachte ihm das alte Weib Essen und Trinken, als hätte es schon für ihn bereit gestanden.

Als er nun satt und zufrieden war, nahm sie einen Korb und ein langes Seil und sagte, er solle mit ihr gehen und tun, was sie ihm sage.

Sie gingen in den Wald, bis sie zu einem alten verfallenen Brunnen kamen. Das alte Weib sagte ihm, er sollte sich in den Korb setzen, sie wolle ihn an dem Seil hinunter lassen. Sie beschrieb ihm auch alles, was er dort unten zu tun hätte. Zuerst käme er in einen Garten, da sollte er hindurchgehen, bis er vor ein Schloss käme. Vor dem Schloss stünde ein eiserner Mann, vor dem sollte er sich aber nicht fürchten, der täte ihm nichts. Er sollte im Schloss in den größten Saal gehen, dort würde eine dicke Wachskerze auf dem Tisch stehen, die sollte er nehmen und gleich wieder zu ihr zurückkommen.

Der Soldat tat alles,  wie sie ihm gesagt hatte, ging durch den Garten zum Schloss, wo der eiserne Mann stand.

Er kümmerte sich aber nicht um ihn, sondern ging durch das Tor in den Saal, da stand die dicke Kerze auf dem Tisch.

Weil aber die Türen der Nebensäle offen standen, ging er neugierig weiter.