Echte Oldersumer II - Lübbert R. Haneborger - E-Book

Echte Oldersumer II E-Book

Lübbert R. Haneborger

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Beschreibung

Der zweite Band des nordisch frechen & kriminell anderen Duos ist da! Auf die knallgelbe Bonbontüte von Band 1 (erschienen 2015) folgt nun das grasgrüne Cover von Band 2. Der Inhalt bleibt grotesk und vorwitzig! Denn sie sind zwei rechtschaffene Ostfriesen und dennoch unverbesserlich: die Oldersumer Werftarbeiter Joke Bruns und Harm Janßen. Setzen sie nicht gerade eine Inselfähre auf ihrer geliebten Schiffswerft instand, frönen sie ungeniert ihrem geheimen Laster und lassen bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mitgehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Dumm nur, dass ihnen die Polizei dabei ständig dicht an den Fersen klebt. Doch auf selten legale und stets unterhaltsame Weise, wissen sich die beiden (fast) immer aus der Patsche zu helfen. Denn sie sind kernig, komisch und kleinkriminell - und mehr als das sind sie echte Oldersumer. Und der anarchisch-freche Geist, der in ihren Sprüchen und Taten wohnt, sorgt nicht umsonst für so manchen Lacher, gerade, weil sie es im zweiten Band noch bunter treiben! Aus dem Inhalt: Was soll man tun, wenn plötzlich ein Ferrari an der örtlichen Tankstelle zur Probefahrt einlädt? Wie setzt man sich zur Wehr, wenn die Versicherung nach einer nie erteilten Baugenehmigung fragt? Wie handelt man, wenn der Arzt eine Fitnessuhr verordnet und fleißiges Training fordert? Fragen, auf die die Oldersumer Werftarbeiter Joke & Harm ganz eigene Antworten finden - immer haarscharf an der Polizei vorbei! Seit September 2012 sorgen die Kriminalgrotesken für viel Vergnügen und Furore im beschaulichen Hafenort und die Lesungen im Museum Alte Seilerei sind inzwischen legendär. Das lang erwartete zweite Taschenbuch enthält sieben kuriose Kriminalfälle. Und es enthält die urkomischen plattdeutschen Weisheiten und Dialoge, die hier parallel in hochdeutscher Übersetzung abgedruckt werden. Aktuelle Informationen und Termine finden sich auf der Facebook-Seite: www.facebook.com/pages/Echte-Oldersumer/ Dort gibt es auch die Trickfilm-Videos mit Joke & Harm. Kurz gesagt: Ein Regionalkrimi-Phänomen aus dem Nordwesten!

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ÜBER DIESES BUCH

Sie sind zwei rechtschaffene Ostfriesen und dennoch unverbesserlich: die Oldersumer Werftarbeiter Joke Bruns und Harm Janßen. Setzen sie nicht gerade eine Inselfähre auf ihrer geliebten Schiffswerft instand, frönen sie ungeniert ihrem geheimen Laster und lassen bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mitgehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Dumm nur, dass ihnen die Polizei dabei ständig dicht auf den Fersen ist. Doch auf selten legale und stets unterhaltsame Weise, wissen sich die beiden (fast) immer aus der Patsche zu helfen. Selbst, wenn böswillige Verdächtigungen und Berufsverbrecher ihre Pläne kreuzen. Denn sie sind kernig, komisch und kleinkriminell – und mehr als das sind sie echte Oldersumer. Und der anarchisch-freche Geist, der in ihren Sprüchen und Taten wohnt, sorgt nicht umsonst für manchen Lacher – gerade, weil sie es im zweiten Band noch bunter treiben!

Lübbert R. Haneborger erblickte 1970 in der Kreisstadt Aurich das Licht der Welt und studierte später Germanistik, Kunst und Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Ende 2004 folgte am dortigen kunsthistorischen Institut seine Forschungsarbeit zur Bildform des Berner Realisten Franz Gertsch (betitelt: „Aus nächster Ferne“).

Neben seiner freien Tätigkeit als Kultur-Journalist (besonders für das Ostfriesland Magazin) ist er auch als Sachbuch- und Krimiautor für Erwachsene und Kinder bekannt geworden (etwa mit dem Band: „Das Schlosspark-Geheimnis“, ausgezeichnet mit dem Deutschen Gartenbuchpreis 2014). Gemeinsam mit Silke Arends ist er zudem Herausgeber und Autor einer Reihe von Krimianthologien (deren siebter Band, „7 Meere – 7 Verbrechen“, im Sommer 2017 erschien). Mit den „Echten Oldersumern“ zeigt sich der Autor und Buchgestalter, der in Ostfriesland lebt und arbeitet, seit 2012 von seiner komödiantischen Seite.

Hinweis: Dieses Buch enthält frei erfundene, satirisch gemeinte Kriminalgeschichten. Nicht alle Personen der Handlung sind erfunden und selbst manche Kulisse ähnelt der Realität. Doch treten die Personen in den Texten nur als literarische Figuren auf und bleiben die Kulissen stets Kulissen.

Inhalt

Im Porträt:

Das Schmuckstück am alten Hafenweg – Oldersums Alte Waage erzählt Geschichte(n)

Oldersum-Karte

Joke und Harm

Die Fälle:

Spritztour ins Verderben

Der wasserdichte Bauantrag

Gerangel in der Residenz

Der Wolf im Lammkostüm

Gebeutelt von Niederschlägen

Ein Strohwitwer auf Freiersfüßen

Das Bumm-Bardement

(Bonusgeschichte)

Anhang:

Überfall auf die Postbotin

oder

Wie die „Echten Oldersumer“ lebendig wurden

Dank

Ostfriesland-Karte

Im Porträt

Das Schmuckstück am alten Hafenweg

Oldersums Alte Waage erzählt Geschichte(n)

Nach vollendeter Sanierung – einschließlich 5000 ehrenamtlicher Arbeitsstunden – erstrahlt die Alte Waage in Oldersum heute wieder im alten Glanz und kann dazu noch Feriengäste beherbergen. Zugleich bildet das geschichtsträchtige Gebäude die zweite Station des interaktiven Hafenweges.

Kaum vorstellbar, dass in dem markanten Gebäude an der Emder Straße im beschaulichen Oldersum einmal 115 Tonnen Käse umgesetzt wurden. Wohlgemerkt: neben vielem anderen und nur in dem kurzen Zeitraum von Mai bis August 1745. Also in Zeiten als die heutigen Supermärkte und Handelsriesen noch in weiter Ferne lagen. Exemplarische Wiegebuch-Einträge belegen, welche Bedeutung der kleine Hafenort an der Unterems damals hatte, war er doch zugleich Drehscheibe für die ostfriesische Binnenschifffahrt und die Seefahrt in die große weite Welt.

Alle hier angelandeten Handelswaren mussten seinerzeit in das öffentlichen Gebäude geschafft und zur Garantie der Marktgerechtigkeit von einem vereidigten Waagemeister abgewogen werden. Das Waagerecht war neben dem Marktrecht eines der höchsten Privilegien, das Handelsplätzen zugesprochen werden konnte. Aus dem 1558 verfassten Testament des Häuptlings Hero I. von Oldersum und Dornum ist zu entnehmen, dass es bereits zu jener Zeit einen Marktplatz in Hafennähe gab. Die Gründungsmauern der Alten Waage stammen sogar aus dem Jahr 1500.

Das Emder Wappen

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges jedoch war die Herrlichkeit Oldersum so verschuldet, dass sie am 8. April 1631 von ihrem neuen Herren, Freiherr Friedrich von Schwarzenberg und Hohenlandsberg, für 1000 Taler an die seinerzeit wirtschaftsstarke Stadt Emden verkauft wurde. Markt- und Waagerecht, die von alters her zu den Herrlichkeitsrechten gehörten, wechselten somit ebenfalls an die Emder. Im Jahre 1633 gab es jährlich bereits zwei Märkte im Ort, im Jahr 1700 wurde ein dritter Markt genehmigt. Markttage wurden am 30. Mai, am 2. und 23. September abgehalten, wobei der Michaelis-Markt Ende September der größte und wichtigste war. Als man das Gebäude im eingangs erwähnten Jahr 1745 schließlich erneuern ließ, wurde über der Tür das markante ,Engelke’-Wappen der Seehafenstadt angebracht, das bis heute das Portal des Baudenkmals ziert. Eine historische Besonderheit unter anderen.

Während die bekanntere historische Waage in der 18 Kilometer entfernten Ledastadt Leer heute als Restaurant dient, verfolgte der Oldersumer Heimatverein einen anderen Plan, als er das heruntergekommene Gebäude Ende 2007 aus den Überschüssen seiner Theateraufführungen erwarb. Ein Jahr später wurde ein Förderverein „Alte Waage“ gegründet, dessen Vorstand in den Folgejahren fleißig Spenden für eine Sanierung sammelte.

Der Ortskern von Oldersum mit der Alten Waage am Hafen (li. u.) und der Schiffswerft Diedrich (oben). Im Hintergrund: Rorichum.

Der verborgene Bilderschatz

Doch mit dem Beginn der Restaurierungsarbeiten im Jahr 2009 kamen weitere Geschichten ans Tageslicht. Nach 1937 hatte das Baudenkmal noch für viele Jahre als Tischlerwerktstatt, später als einfaches Wohnhaus gedient. Bei der Freilegung der Decken und Böden kam so unter einer hölzernen Luke auch eine Zwischendecke zum Vorschein, von der niemand vorher ahnte.

Jan Lott, Schwager des vormaligen Besitzers, vertraute dem Geschäftsführer des Oldersumer Heimatvereins, Jakob Janshen, hierauf an, dass der alte Tischlermeister Hinrich van Borssum zu Lebzeiten von einem Bilderschatz aus der Nazi-Zeit berichtet habe. Ein wohlhabender Jude habe sich zu jener Zeit in Oldersum versteckt gehalten, mit seiner Segelyacht im Oldersumer Sieltief und seiner Gemäldesammlung in der Zwischendecke seiner Tischlerwerkstatt in der Alten Waage.

Direkt nach dem Krieg sei er dann mit seiner Yacht – und dem Bilderschatz an Bord – nach Portugal aufgebrochen, aber tragischerweise mitsamt seines Schatzes in der Biscaya ertrunken. Nur die hölzerne Luke erinnert nach der Sanierung an diese spannende Episode. Sie ist an der 4,62 Meter hohen, rot-braunen Decke im heutigen Büro der Tourist-Information zu erkennen, die in der Alten Waage teils ehrenamtlich und mit Bereitschaftstelefon betrieben wird.

Gleich gegenüber, rechts vom Eingangsflur, haben die Heimatvereinsmitglieder ein Trauzimmer als Außenstelle des Moormerländer Standesamtes eingerichtet. Der Großteil der Alten Waage jedoch steht seit 2014 für Feriengäste offen – und erweist sich besonders attraktiv für Fahrradtouristen entlang der Ems. „Die Gäste kommen aus Nordrhein-Westfalen, aber auch aus Hamburg oder Stade“, erzählt Janshens Frau Hanna, die das Frühstück für die Pensionsgäste zubereitet.

Die Alte Waage an der L2/Emder Straße

Blick aus einem der drei Pensionszimmer hinüber zur Schiffswerft

Deckenluke zum früheren Bilderschatz (rechts im Bild)

Sonnenterrasse direkt am Hafen

Das Trauzimmer im Erdgeschoss

Der Frühstücksraum für Feriengäste

Historisches Gästequartier

Als Gästehaus im Ortskern von Oldersum verfügt das aufpolierte Baudenkmal heute über ein Doppelzimmer, ein Einzelzimmer sowie ein Appartement mit Pantry-Küche. Außerdem ist ein liebevoll eingerichteter Lese- und Frühstücksraum im Erdgeschoss vorhanden, der den Blick auf die im Sommer 2014 fertiggestellte Sonnenterrasse zum Sieltief öffnet.

„Für insgesamt sechs Personen können wir nach dem Vorbild der englischen Bed and Breakfast-Pensionen in unseren Appartements Übernachtungsmöglichkeiten bieten“, freut sich Geschäftsführer Jakob Janshen über das Ergebnis der engagierten Bemühungen des Heimatvereins. Aber in Oldersum, wo selbst die Zimmernummern regional typisch ,Een’, ,Twee’ und ,Dree’ beschriftet sind, also ,Eins’, ,Zwei’ und ,Drei’, spricht man nun vom ,Slapen-un-Eeten-Huus’, wenn vom neuen Gästequartier die Rede ist.

Für die gelungene denkmalpflegerische Arbeit – unter der Regie des Norder Architekten Ulrich Kersten – erhielt der Verein nach Fertigstellung des Gebäudes viel Zustimmung und Anfang 2015 eine Belobigungsurkunde. Insgesamt hat die Sanierung 300 000 Euro gekostet, 50 000 Euro mehr als zunächst geplant. 225 000 Euro kamen durch Fördermittel zusammen. Sogar einige beauftragte Firmen arbeiteten kostenlos an dem Vorzeigeprojekt. Immer wieder gab es auch „Sachspenden, wie etwa historische Steine, die aus einem Rückbau kamen“, erinnert sich Janshen.

Rund 5000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden von 2009 bis 2014 neben den von Baufirmen ausgeführten Hauptarbeiten geleistet. „Vor allem von unserer Rentnerband“, schmunzelt Janshen, und meint damit – sich selbst eingeschlossen – neun tatkräftige Mitstreiter des Heimatvereins. Zukünftig wünschen sich die Macher an den Wänden noch ein paar schön gerahmte historische Fotos ihres Ortes.

Station am Hafenweg

Draußen hängt bereits heute eine besondere Tafel am Gebäude und weist die Alte Waage als zweite Station des im Sommer 2014 eröffneten kultur-touristischen Hafenweges aus. Hier erfahren Interessierte und Touristen

1. Station des kultur-touristischen Hafenweges: Das Museum Alte Seilerei

Blick in das Seilerei-Museum

Trittsteine mit dem Oldersumer Wappen weisen den (Hafen-)Weg

2. Station des Hafenweges: Infotafel an der Außenwand der Alten Waage

3. Station in der Siel- bzw. Hafenstraße

4. Station: Beim Schöpfwerk, nahe der Besucherterrasse, trug Ludger Abeln die Infotexte auch einmal live vor

Oldersum aus süd-östlicher Vogelschau mit dem Emssperrwerk in Gandersum und dem Dollart im Hintergrund (li. o.).

bereits viel Wissenwertes über das älteste Gebäude des ehemaligen Marktfleckens. Zusätzlich können sie per Handy eine von drei „Culture Call“-Festnetznummern des Betreibers EWE anrufen oder per eingelesenem QR-Code auf ihrem Smartphone – wahlweise in Hochdeutsch, Plattdeutsch oder Niederländisch – noch viel mehr Hörenswertes erfahren. Eingesprochen haben die Texte der bekannte frühere NDR-Moderator Ludger Abeln aus Leer und der Niederländer Cees de Bruin.

An der Alten Waage hört man so zum Beispiel einen Beitrag über die „Bierkriege“, die die Oldersumer und Emder in früherer Zeit um die eigenen Brauerzeugnisse führten. Doch es gibt noch drei weitere Seh- und Hörstationen, die vom Museum Alte Seilerei zur Alten Waage und durch die Siel- und Hafenstraße bis hin zu einer Aussichtterrasse beim Schöpfwerk – gegenüber der bekannten Schiffswerft Diedrich – führen.

13 Trittsteine aus Metall, verziert mit dem alten Oldersumer Wappen, leiten den 500 Meter langen Weg. Das Olderburger Planungsbüro NWP konnte für die Umsetzung des Projekts auf Informationen der örtlichen Deichacht und des Heimatvereins zurückgreifen. Fördermittel kamen von der Gemeinde, vom Land und der EU hinzu. Der kleine Ort an der Unterems kann damit zukünftig viele Aspekte und Anekdoten seiner reichen Hafengeschichte in die Waagschale des ländlichen Kultur- und Fahrradtourismus legen.

Kurzinfo:

Gästehaus Alte Waage

Emder Straße 3

26802 Moormerland-Oldersum

Tel.: 0 49 24 / 29 05 oder

0157 / 54 53 23 44

Tourist-Info Alte Waage

fr. u. sa. 16.30 bis 18 Uhr

Tel.: 04924 / 9555077

Förderverein Alte Waage

Alte Waage Oldersum e.V.

Sielstraße 2

26802 MML-Oldersum

Oldersumer Hafenweg –

4 Seh- und Hörstationen:

1. Museum Alte Seilerei:

„Der Junkersweg“; 2. Alte Waage:

„Der Bierkrieg“; 3. Hafenstraße/ Plattform: „Hafen und Werften“;

4. Schöpfwerk: „Sturmflut 1962“.

Zum Hören per QR-Code vor Ort oder unter Tel.: 04954 /3054 ...

200 (hochdeutsch),201 (plattdeutsch),103 (niederländisch).

Sprecher: Ludger Abeln und Cees de Bruin.

... und außerdem

Es gebe noch so viel mehr zu berichten aus dem kleinen Hafenort. Allein schon, wenn man sich anderen öffentlichen Bauwerken zuwendet: nämlich den Kirchen.

Zum Beispiel, dass es 22 Jahre dauerte, bis die 1995 vom Steinfurter Orgelbaumeister Dieter Bensmann erbaute Orgel der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt in Oldersum endlich vollständig war. Erst seit dem Sommer 2017 verfügt das Instrument nämlich über ein zweites Manual. Aus Kostengründen hatte man 1995 zunächst auf eine zweite Klaviatur und die ,Zungenstimme’ verzichtet.

Dass die vier benachbarten evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Oldersum, Tergast, Gandersum und Rorichum auch in Zukunft eigenständig bleiben, sich seit dem Sommer 2016 aber einen Pastor teilen müssen. Nötig wurde die Zusammenlegung, weil die Landeskirche die Pfarrstellen reduziert.

Oder dass der Doktorvater von Reformator Martin Luther, Andreas R. Bodenstein (1480-1541, genannt Karlstadt), bereits ein Jahr vor dem großen Reformationsjubiläum 2017 in dem historischen Theaterstück „Gliek un anners. Karlstadt und Luther“ von Erhard Brüchert in die Ev.-ref. Kirche von Oldersum zurückkehrte. Als Bodenstein sich mit Luther entzweite und seine theologischen Ansichten öffentlich Anstoß erregten, hatte ihm der tolerante Ulrich von Dornum 1529 für acht Monate Unterschlupf auf Burg Oldersum gewährt (siehe auch S. →).1

1 Quellentexte:

Arends, Silke: „De gerechte Waag“. Der Heimatverein Oldersum wird 50 Jahre. In: Ostfriesland Magazin, Heft 4, 2009, S. 168-169.

Haneborger, Lübbert R.: Das Schmuckstück am Hafenweg. Zur Sanierung der Alten Waage und dem kulturtouristischen Hafenweg in Oldersum. In: Ostfriesland Magazin, Heft 9, 2015, S. 104-107.

Herterich, Petra: Wie aus verschiedenen Welten eine wird. In: Ostfriesen Zeitung, Ausgabe Leer, 11.8.2016.

Janhsen, Jakob: Der Bierkrieg und die alte Waage / Der Hafen / Der Junkersweg / Sturmflut 1962. Texte für den Audioguide „Oldersumer Hafenpfad“, 2014.

Kannegieter, Herbert: Oldersumer Chronik. Emden, Selbstverlag, 1987.

Lüppen, Karin: Alte Waage ist als Gästequartier beliebt. In: Ostfriesen Zeitung, Ausg. Aurich-Wiesmoor, 12.2.2015.

Schrimper, Dennis: Nach 22 Jahren endlich komplett. In: Ostfriesen Zeitung, Ausg. Leer, 8.6.2017.

Wagner, Ina: Karlstadt in Oldersum. In: Emder Zeitung, 17.9.2016.

Joke & Harm

Und in diesem beschaulichen Dorf namens Oldersum leben auch Joke Bruns und Harm Janßen. Sie sind zwei langjährige, aber unerkannte Mitarbeiter der örtlichen Schiffswerft Diedrich2 und eigentlich rechtschaffene Ostfriesen. Wäre da nur nicht ihr geheimes Laster, alles mitgehen zu lassen, was nicht niet- und nagelfest ist!

Und um dieses Laster zu verheimlichen und nicht selbst ins Netz der Polizei zu geraten, sind sie nicht zimperlich, wenn ihnen andere Übeltäter in die Quere kommen oder boshafte Verdächtigungen auf ihnen lasten. Mit viel List und Tücke haben sie schon so manches Mal ihre Haut gerettet. Sie haben (fast) immer Oberwasser, denn sie sind kernig, komisch und kleinkriminell. Aber mehr als das sind sie: echte Oldersumer.

Deshalb sprechen sie auch die unmissverständliche Sprache der Küstenbewohner – und handeln nach ihr. Und sie haben ein Motto, das sie selbst auf unnachahmliche Weise beschreibt:

Joke Bruns, Werftarbeiter aus Oldersum – Verdacht: bandenmäßiger Diebstahl und grober Unfug

Harm Janßen, Werftarbeiter aus Oldersum – Verdacht: exzessiver Diebstahl und anfallsweiser Mundraub

„Well ’n Bült arbeidt, dürt ok mal ’n Stück mit na Huus nehmen!“

– „Wer viel arbeitet, darf auch mal ein Stück mit nach Hause nehmen!“

2 Impressionen von der realen Schiffswerft, ihrem Angebotsspektrum und dem täglichen Tun ihrer Mitarbeiter sind seit einiger Zeit (auch) in Bewegtbildern unter www.schiffswerft-diedrich.de zu erleben. Außerdem hat ein Werftkollege namens Marcus Münniks (durch den Erwerb einer Echte Oldersumer-Kaffeetasse) den Werftgrannis Joke und Harm inzwischen auch im wahren Leben ein Zuhause auf der Werft gegeben.

Die Fälle

Spritztour ins Verderben

Der Fall:

Ein rasanter Gebrauchtwagen verleitet Joke und Harm zu einem Road-Trip mit ungeahnter Wendung

Die Personen:

Joke Bruns, Dreher auf der Schiffswerft DiedrichHarm Janßen, Industriemechaniker, ebendortein „Vermessungstechniker“ in Sachen TemposünderKriminalhauptkommissar Wiard Christophers, dem endlich die große Stunde schlägtein Großaufgebot der Polizei – zu Christophers Verstärkungzwei schemenhafte Autofahrer mit verdammt schnellen ReifenWilhelm Ites, Werftkollege, der neuerdings beim Biker-Treff rumhängtBürgermeister de Vries, auf dem Weg zum BäckerOpa Sparringa, ein kauziger Rentner, der sich über die Wetterkapriolen ärgert

Die Spielorte:

die Tankstelle und Autowerkstatt in Oldersumdie Straßen in und um den kleinen Hafenortder Biker-Treff beim ehemaligen Bahnhofdas Emssperrwerk in Gandersumein Bauernhof mit ausgedehnter Grassilage, Richtung Terborg

Schon seit ein paar Tagen hatte er unvermittelt das Bild des kleinen Hafenortes verändert. Wenngleich seine besten Tage längst hinter ihm lagen und das feuerrote Stahlblech, das ihn formte, nicht mehr so glänzte wie ehedem. Aber der knallrote Ferrari musste jedem Passanten und Autofahrer zwangsläufig ins Auge fallen. So geschäftstüchtig und repräsentabel, wie ihn der Betreiber der kleinen Oldersumer Tankstelle abgestellt hatte auf seiner Verkaufs- und Werkstattfläche. Im Nu beflügelte der italienische Sportwagen aus den frühen 80er Jahren besonders die männlichen Gemüter. Und „Mann“ fragte sich, wie ein solches Fahrzeug wohl den Weg ins kleine Oldersum gefunden haben mochte – abgesehen von der Tatsache, dass das Gefährt ja selbst „auto-mobil“ war. Und auf welch erschwingliches Niveau der einst sündhaft teure Luxus nach über drei Jahrzehnten preislich zusammengesunken war. Und was die liebe Ehefrau wohl sagen mochte, wenn für einen begehbaren Kleiderschrank kein Geld da war, kurz darauf aber der PS-triefende Männertraum auf die Einfahrt rollte.

Auch den technikbegeisterten Werftarbeiter Harm Janßen trieben diese und andere Fragen um, seit das glutrote Wunder aus Maranello an der Unterems erschienen war. So sehr, dass sich sein Kollege Joke Bruns schon nicht mehr darüber wunderte, dass dessen Gedanken und Blicke regelmäßig auf die andere Straßenseite wanderten, wenn beide frühmorgens zur Schiffswerft marschierten oder – von dort – nachmittags zurück in ihren Feierabend.

Es war an einem Freitagmorgen im April, als sich zutrug, was den Oldersumern noch heute in bester Erinnerung ist und was sie – in Anlehnung an eine alte Actionklamotte – „Auf der Landesstraße ist die Hölle los“ nannten. Doch das hieße, der Zeit und unserer eigentlichen Geschichte vorzugreifen. Denn die Uhr hatte zu dieser Morgenstunde kaum fünf geschlagen, dieweil Joke und Harm einmal mehr unterwegs zu ihren Werkbänken und einer dringenden Reparatur an einem Fährschiff waren. Nur hin und wieder sauste ein Autofahrer auf der Emder Straße an ihnen vorbei, ebenfalls seinem Arbeitsplatz entgegen. Ansonsten ging alles seinen gemächlichen Gang. Bis zu dem Augenblick, als Harm unvermittelt über den Grünstreifen und die Teerstraße zum roten Sportboliden übersetzte.

Eine weiße Pappe war über Nacht gegen die Frontscheibe gedrückt worden. Und kaum, dass er den Ferrari erreicht hatte, rief er über die Schulter:

Original

„Nu hett he d’r ennelk ’n Priesschild inhangen, wurr ok ja mal Tied! 8000 will he d’r noch för hebben! Aver denn kann man de oll Klüterbaas ja noch ’n bietje runnerhanneln!“

Und so wie Harm Janßen nun den Sportwagen fachmännisch von allen Seiten begutachtete und sich dabei weniger fachmännisch an der Stirn unterhalb seiner roten Pudelmütze kratzte, kam auch Kollege Joke Bruns widerwillig über die Straße gelaufen.

„Segg blot, du wullt de Rennmöhlen kopen? Wat wullt du daar denn mit? Du büst ja ok kien dartig mehr!“, fragte Bruns wenig begeistert.

„Oh!“, sagte Harm Janßen mit glänzenden Augen, „dat versteihst du nich, Joke, de hett so vööl Rambazamba unner d’ Motorhaube, de snurrt nett as ’n Katt.“

„De röhrt woll ehrder as ’n anschoten Hirsk of as so ’n malle Enter bi d’ Buur“, verbesserte Joke Bruns.

„Ach, wees du doch still, Joke Bruns!“, zeigte sich Harm Janßen ungewohnt widerborstig und prahlte dann: „De hett ’n dwars inbaut V8-Motor un över 220 PS! Un ’n Fief-Gang-Getriebe mit Galerieschaltung. Dat was noch Autofahren domaals, un de löppt wiss 250 Spitze!“

„Wi mutten nu aver nich in Kunst-Galerie, Harm, man in uns Warkstee un daar up uns Manier schalten un walten“, ermahnte Joke Bruns den Autofanatiker zur Vernunft.

Doch dieser kam unterdessen auf das eigentliche Motiv seiner Begeisterung zu sprechen: „Stell di doch mal vör, Joke, wenn du mit so ’n Rennkarr ansetten kummst, denn kieken s’ di all na un besünners … de jung Fraulüü! De fallen um as Müggen in d’ Breei! Weetst du“, philosophierte Harm Janßen, „dit Auto musst du di nett as so ’n groot Kumme mit Bottermelk vörstellen, waar de Immen all up an naihen komen! Un wenn de Immen dann ok noch so rassig laten un nett sükse feine Kurven hebben as disse Rennmaschin, denn bün ik ja nich mehr to bremsen!“

„Nu begriep ik dat heele Malör ja eerst, Harm Janßen: Bi di hebben se d’ Gehirn ok dwars inbaut, nett as de Motor in disse Rennschöttel! Siet wennehr flegen Immen denn na d’ Bottermelk? Du tickst doch nich mehr richtig! De jung Fraulüü magst du ja noch wall mit disse Karr imponeren“, führte er weiter aus, bevor er seine Ledertasche anhob, „aver de jung Fraulüü sünd vandaag heel anner Strei wennt. De willen Champagner un Hugo, Kaviar un Hummer un nich de oll Botterstullen, de Dini di upsmeert hett, un de koll Koffje in uns Thermoskannen!“

Doch Harm Janßen reagierte gerade so, als ob sich das Pferde-Emblem der Nobelmarke, das berühmte „Cavallino rampante“, in ihm selbst aufbäumte. „Dat sallt du gliek sehn, wo de an uns Stöötstang kleven!“, gab er zur Antwort, bevor er unverzüglich zur Werkstatt hinüberlief.

Übersetzung

„Jetzt hat er endlich mal ein Preisschild reingehängt, wurde ja auch Zeit! 8000 will er noch dafür haben! Aber dann kann man den alten Bastler ja noch ’n bisschen runterhandeln!“3

Und so wie Harm Janßen nun den Sportwagen fachmännisch von allen Seiten begutachtete und sich dabei weniger fachmännisch an der Stirn unterhalb seiner roten Pudelmütze kratzte, kam auch Kollege Joke Bruns widerwillig über die Straße gelaufen.

„Sag bloß, du willst die Rennmühle kaufen? Was willst du da denn mit? Du bist ja auch keine dreißig mehr!“, fragte Bruns wenig begeistert.

„Oh!“, sagte Harm Janßen mit glänzenden Augen, „das verstehst du nicht, Joke, der hat so viel Rambazamba unter der Motorhaube, der schnurrt genauso wie eine Katze.“

„Der röhrt wohl eher wie ’n angeschossener Hirsch oder wie ’n wild gewordenes Jungrind beim Bauern“, verbesserte Joke Bruns.

„Ach, sei du doch still, Joke Bruns!“, zeigte sich Harm Janßen ungewohnt widerborstig und prahlte dann: „Der hat nämlich ’nen quer eingebauten V8-Motor und über 220 PS! Und ’n Fünf-Gang-Getriebe mit Galerieschaltung. Das war noch Autofahren damals, und der läuft sicher 250 Spitze!“

„Wir müssen nun aber nicht in die Kunst-Galerie, Harm, sondern in unsere Werkstatt und da auf unsere Manier schalten und walten“, ermahnte Joke Bruns den Autofanatiker zur Vernunft.

Doch dieser kam unterdessen auf das eigentliche Motiv seiner Begeisterung zu sprechen: „Stell dir doch mal vor, Joke, wenn du mit so ’ner Rennkarre angefahren kommst, dann gucken sie dir alle hinterher und besonders … die jungen Frauen! Die fallen um wie Mücken im Brei! Weißt du“, philosophierte Harm Janßen, „dieses Auto musst du dir genauso vorstellen wie eine große Schüssel mit Buttermilch, wo die Bienen alle drauf zu rasen! Und wenn die Bienen dann auch noch so rassig aussehen und genau solche schönen Kurven haben wie diese Rennmaschine, dann bin ich ja nicht mehr zu bremsen!“