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Die 23-jährige Journalistin Edgy glaubt an die Story ihres Lebens, als in Münster immer mehr ausgeblutete Obdachlose auftauchen. Zudem verschwinden in regelmäßigen Abständen Blutkonserven. Unterstützung bei ihren Recherchen erfährt sie von dem geheimnisvollen Nicolai Palanci, der für sie mehr als nur eine Hilfe ist. Bis er sie eines Abends in eine Vampirin verwandelt und spurlos verschwindet. Verwirrt, wütend und voller Trotz sucht sie nicht nur weiter nach der Blutmafia, sondern auch nach Nico. Dabei wird nicht nur ihr Blutdurst zur Herausforderung, denn die Mafia hat auch sie im Visier.
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Title Page
Impressum
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Die Autorin
Nicky DeMelly
EDGY
Im Visier der Blutmafia
Edgy # 1
Vampirnovelle
IMPRESSUM
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
Copyright © 2022 dieser Ausgabe by Ashera Verlag
Ashera Verlag GbR
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55592 Desloch
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: AdobeStock
Szenentrenner: AdobeStock
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Würgend klappe ich den Laptop zu. Die aufsteigende Galle brennt in meinem Hals, es kostet mich einige Mühe, sie herunterzuschlucken. Ich habe schon viele Tote gesehen, sowohl auf Fotos als auch in der Realität. Aber keine Leiche hat mich derart verstört, wie diese auf dem Bildschirm. Nicht nur, dass der Obdachlose auf bestialische Art und Weise ausgeweidet wurde – nein, er trägt nicht einen Tropfen des roten Lebenssafts mehr in sich. Der oder die Täter haben ihn vollständig ausbluten lassen. Der Zustand des Mannes erinnert mich an ein Schwein, nachdem es beim Schlachter vom Haken genommen wurde. Alternativ an das Ergebnis eines Werwolfangriffs aus dem Ü18-Splatter-Movie. Ich mag diese Art von Filmen. Genau wie Fantasygestalten. Wie oft wünschte ich, es gäbe sie tatsächlich. Allerdings würden mir in dem Fall Bilder wie dieses hier wohl häufiger begegnen. Nein, danke. Im Kino gerne. Im wahren Leben hat sowas nichts zu suchen.
Seufzend reibe ich mir über die müden Augen und sehe schließlich entschlossen auf. Heute früh war ich mir noch sicher, mit den Diebstählen der Blutkonserven rund um Münster einen Knaller landen zu können. Mit diesem Mord wittere ich die Story meines Lebens. Die werde ich mir durch diesen Anblick nicht nehmen lassen!
Na gut, fürs Erste doch.
Das grausige Bild hat sich mir in das Gehirn gebrannt, mein Magen rebelliert nach wie vor. Wenn ich den Laptop wieder aufklappe, werde ich unweigerlich auf das klaffende Loch im Bauch starren, durch das die Wirbelsäule …
Die Klingel schreckt mich auf. Erleichtert über die Ablenkung betätige ich den Summer und lehne mich an die Zarge der Wohnungstür, von wo aus ich die Treppe gut im Blick habe.
Schon bald erscheinen Nics schwarzen Locken, die sein blasses Gesicht einrahmen, in meinem Blickfeld. Seine dunklen Augen wirken besorgt und auch die Lachfalten, die sie sonst umgeben, sind wie wegpoliert. Stattdessen zieren tiefe Sorgenfurchen seine Stirn.
„Das ist krank, oder?“ Seine Worte hallen im tristen Treppenhaus nach, sodass ich eilig den Zeigefinger auf die Lippen presse. Unwillkürlich werfe ich einen Blick auf die Nachbarstür mir gegenüber und hoffe, dass die Tratschtante nicht dahinter hockt und lauscht.
Nic schafft den Ansatz eines Lächelns und eilt in meine Wohnung. Nicht zum ersten Mal bewundere ich ihn für seine Kondition. Immerhin hat er die Treppen bis in den fünften Stock noch schneller als sonst bewältigt, dennoch zeigt er nicht die Spur von Anstrengung. Kein beschleunigter Atem, kein Schweiß auf der Stirn – nichts. Wie so oft verspüre ich den Anflug von Neid. Allerdings würde ich nie auf die Idee kommen, freiwillig irgendeinen Sport zu machen. Dafür ist mir schlicht die Zeit zu schade. Dementsprechend schlecht steht es um meine körperliche Leistungsfähigkeit.
Nic drückt mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund, was sich immer noch seltsam anfühlt. Wir kennen uns erst seit zwei Wochen, und doch tanzen die Schmetterlinge in meinem Bauch Tango. Na ja, vielleicht sind es auch die Nachwirkungen des Fotos.
„Was sagst du zu dem Bild?“ Er hängt seinen schwarzen Mantel an die Garderobe und sieht mich mit erhobenen Augenbrauen an.
Schulterzuckend wende ich mich ab. „Ist schon krass.“
„Oder? Edgy, wenn das mit dem Blutkonservendiebstahl zu tun hat, solltest du dich da echt zurückhalten!“
Ich sehe auf und kneife die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. „Erstens, ich heiße Lauren, nicht Edgy. Zweitens, wie kommst du drauf, dass die Fälle zusammenhängen?“ Ehe er antworten kann, deute ich mit dem Zeigefinger auf ihn. „Und drittens, den Teufel werde ich!“ Ich muss mir das Grinsen verkneifen, als ihm die Gesichtszüge entgleisen. Zwar überrascht mich seine übertriebene Reaktion, aber sein fassungsloser Blick ist einfach zu niedlich.
Langsam schüttelt er den Kopf. „Warum hältst du so daran fest? Hast du den Rest dieses armen Menschen gesehen? Wer auch immer das gemacht hat, ist wahnsinnig!“
Ich deute ihm mit einer Handbewegung, mir ins Wohnzimmer zu folgen. „Wer Blutkonserven klaut, ist auch nicht ganz frisch im Kopf. Also, shit happens.“
„Shit happens?“ Schnaubend lässt er sich aufs Sofa plumpsen und reibt sich das Gesicht. Verwundert starre ich auf seine zitternden Hände, während er weiterredet. „Die Fälle müssen zusammengehören. Das sagt mir mein Bauchgefühl. Was bedeutet, dass aus einem simplen Diebstahl ein bestialischer Mord wurde! Vermutlich hat der Obdachlose den Blutdiebstahl beobachtet und da ist der Irre durchgedreht. Oder was weiß ich. Auf jeden Fall wird er immer gefährlicher. Süße, das ist ein Sadist, der sowas macht! Der hat nicht alle Tassen im Schrank!“ Er nimmt meine Hand. Ein angenehmes Kribbeln steigt meinen Arm hinauf und verpasst mir eine Gänsehaut. Seine nächsten Worte lösen das Gefühl allerdings in Luft auf. „Was glaubst du, warum ich dir das geschickt habe? Damit du die Finger davon lässt! Ich werde nicht zulassen, dass du dich mit dem Fall in Gefahr begibst.“
Als würde ich ins Feuer fassen, entreiße ich ihm die Hand und stemme meine Fäuste in die Hüften. „Ich frage mich gerade, wer hier nicht alle Tassen im Schrank hat! Du kannst mir doch nicht einen derart genialen Hinweis für eine Megastory liefern und mir dann verbieten, zu recherchieren! Was hat dich geritten?“
Seufzend steht er auf und will mich in seine Arme ziehen, aber ich stoße ihn von mir. „Jetzt komm mir nicht so! Ich bin kein Kleinkind, auf das du aufpassen musst. Entweder du hilfst mir oder …“ Ich stocke.