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Heinrich Mann

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Beschreibung

Ehrenhandel ist eine Erzählung von Heinrich Mann. Auszug: Als es zwei war und die Freunde alles, was Lukas Bols ihnen zu bieten hatte, mehrmals durchgekostet hatten, kamen sie unerwartet in Streit, niemand begriff warum. Siebert hatte unehrerbietig von einer Dame gesprochen, von der kein Mensch anders als unehrerbietig sprach. Er und Michelsen wurden handgemein. Michelsen spie auf einen Fleck am Boden, wo gerade Sieberts Gesicht lag. Die anderen behaupteten, Siebert sei beleidigt, und ruhten, mit der Hartnäckigkeit der getrunkenen Liköre, nicht eher, als bis er selbst es merkte. Beide Gegner zappelten und keiften vor Erbostheit, und die Bar ward rasch geschlossen.

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Ehrenhandel

Ehrenhandel - Kapitel 1Ehrenhandel - Kapitel 2Ehrenhandel - Kapitel 3AnmerkungenImpressum

Ehrenhandel - Kapitel 1

Als es zwei war und die Freunde alles, was Lukas Bols ihnen zu bieten hatte, mehrmals durchgekostet hatten, kamen sie unerwartet in Streit, niemand begriff warum. Siebert hatte unehrerbietig von einer Dame gesprochen, von der kein Mensch anders als unehrerbietig sprach. Er und Michelsen wurden handgemein. Michelsen spie auf einen Fleck am Boden, wo gerade Sieberts Gesicht lag. Die anderen behaupteten, Siebert sei beleidigt, und ruhten, mit der Hartnäckigkeit der getrunkenen Liköre, nicht eher, als bis er selbst es merkte. Beide Gegner zappelten und keiften vor Erbostheit, und die Bar ward rasch geschlossen.

Draußen einigten sich, nach lebhaften Verhandlungen, die drei Unbeteiligten dahin, daß nur ein Duell die Ehre retten könne. Siebert und Michelsen wollten sofort aufeinander los. Nachdem sie getrennt waren, lehnte sich Max Wiese gegen ein Haus und philosophierte, unterbrochen vom Schluckauf. Keinem Kulturmenschen könne zugemutet werden, er solle einen anderen abstechen. Er behaupte daher, in Frage komme bei hochstehenden Individuen, wie Michelsen und Siebert, nur ein amerikanisches Duell.

Doktor Libbenow trat für die Romantik der blanken Waffe ein. Da er aber über den Rinnstein stolperte und umfiel, kam er nicht genug zur Geltung.

Im Café gingen sie alle hintereinander und gemessenen Schrittes auf das Billard zu. Leopold Wiese hatte das größte Schnupftuch und knüpfte es zu einem Sack, mit dem er selbst und Brand sich zu schaffen machten, indes Doktor Libbenow, auf sie gestützt, die Arme ausbreitete und immerfort nach Michelsen hinüberrief: »Nicht hersehen!« Siebert war einen Augenblick hinausgegangen. Als sie fertig waren, entfernte sich Brand, um ihn hereinzuholen, mußte aber melden, Siebert könne noch nicht. Michelsen rauchte, hielt sich sehr stramm und sah mit Anstrengung auf die Tür. Wie Siebert eintrat, ganz weiß, mit sauer verzogenem Mund undfeuchten Spuren auf Gesicht und Kleid, musterte sein Gegner ihn höhnisch. Siebert erwiderte den Blick, so stolz er konnte, und rief nach einem Kognak. Dann ward ihm der Sack hingehalten, und mit der rechten Hand griff er hinein, während die andere das Gläschen an den Mund hob. Dann gewahrte er in Michelsens Hand eine helle Billardkugel und in seiner eigenen eine dunkle und hörte sich von Doktor Libbenow verkünden, das dunklere Los sei sein. Und dann trank er, froh, daß man ihn ließ, seinen Kognak.