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Seit alters her gibt es in der Eifel Menschen, die die Gabe des "Gesundbetens" besitzen. Auch in Kronenburg lebt eine Heilerin, die über diese Kräfte verfügt und hohes Ansehen bei ihren Mitbürgern genießt - bis sie eines Tages ermordet aufgefunden wird. Kriminalhauptkommissar Hotte Fischbach und sein Kollege Jan Welscher übernehmen die Ermittlungen und dringen dabei immer tiefer vor in eine geheimnisvolle Welt aus Intrigen, weißer und schwarzer Magie und mörderischer Abgründe. Sympathisch-kautzige Figuren, Spannung bis zur letzten Seite und viel lokalkolorit machen den Krimi von Rudolf Jagusch nicht nur für Eifelfreunde zu einem rasanten Lesevergnügen.
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Seitenzahl: 432
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Rudolf Jagusch, geboren 1967 in Bergisch Gladbach, arbeitet als Diplomverwaltungswirt in Köln. Er lebt mit seiner Familie in Bornheim im Vorgebirge. Im Emons Verlag erschienen »Nebelspur«, »Todesquelle« und »Eifelbaron«.www.krimistory.de
Dieses Buch ist ein Roman. Handlung und manche Orte sind frei erfunden, ebenso die handelnden Personen. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind daher rein zufällig.
© 2012 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-105-3 Originalausgabe
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Sommer 1970
Hatte sie jemals jemanden so sehr gehasst?
Am liebsten hätte Maria sich auf ihre Schwester Veronika gestürzt und sie grün und blau geschlagen.
Oder besser noch: ihr ein langes Messer zwischen die Rippen gerammt.
Ohnmächtige Wut brannte in ihrem Hals und paarte sich mit einer fast bodenlosen Verzweiflung. Tagelang hatte sie kaum gegessen. Der Appetit war ihr vergangen.
Der Geruch nach Weihrauch, den sie sonst so sehr mochte, ließ sie würgen.
Die Orgel verstummte, der Pfarrer predigte mit sonorer Stimme. Maria hörte kaum zu. Sie konnte den Blick nicht von Veronika abwenden. Ihre Schwester stand im wallenden weißen Kleid, einer stolzen Königin gleich, neben dem Mann, den Maria abgöttisch liebte. Sie hatte ihn ihr gestohlen.
Miststück.
Nie hätte Maria gedacht, dass sie jemanden so sehr verabscheuen könnte. Sie spürte einen salzigen Geschmack auf ihren Lippen und lächelte angestrengt. Jeder würde annehmen, dass sie das Glück ihrer Schwester beweinte.
Dabei zerriss es sie innerlich.
Dort, wo ihr Herz pochte, saß seit Monaten ein schwerer Stein, der die Arbeit des Muskels zu behindern schien.
Das Brautpaar wandte sich einander zu. Der Ministrant hob das Kissen mit den Eheringen.
Das Miststück hatte sogar die Frechheit besessen und sie gefragt, ob sie Trauzeugin werden wollte. Veronika hatte dabei mit ihren blonden Locken gespielt, sie immer wieder um den Zeigefinger gedreht und unschuldig mit ihren großen blauen Augen geklimpert, denen niemand widerstehen konnte. Doch ihr spöttisch hochgezogener Mundwinkel hatte sie verraten.
Freude heuchelnd hatte Maria zugestimmt. Den erneuten Triumph im ewigen Geschwisterkampf wollte sie Veronika nicht gönnen. Eine Weile war sie von ihrer Schwester stumm fixiert und ihr Gesicht auf eine verräterische Regung untersucht worden. Doch Maria hatte sich im Griff gehabt. Merklich enttäuscht war Veronika schließlich gegangen. Das kleine Duell hatte Maria für sich entscheiden können, doch die Schlacht hatte sie verloren. Gegen die strahlende Schönheit konnte sie einfach nichts ins Feld führen. Sie, die graue, schüchterne Maus, musste sich wieder einmal hinten anstellen.
Stets hatte Veronika das begehrt, was Maria gehörte. Und auch bekommen. Zeit ihres Lebens war es so gewesen. Der Teddy zu Ostern kam Maria in den Sinn. Sieben Jahre war sie alt gewesen. Veronika hatte einen Heulkrampf inszeniert, bis es ihrem Vater zu viel geworden war. Der Teddy war in Veronikas Arme gewandert, und sie hatte im Gegenzug einen abscheulich hässlichen Stoff-Fisch geerbt. Eklig. Maria hasste Fische.
Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Mit dieser Hochzeit war es ebenso. Ihre Schwester wollte ihr eins auswischen. Niemals ging es ihr um echte Zuneigung, ganz zu schweigen von tief empfundener Liebe, da war sich Maria sicher.
»Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meinen Mann. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.« Veronikas Stimme klang hell und klar, keine Spur von Lampenfieber oder Unsicherheit.
Panik erfasste Maria. Nur noch ein paar Worte, nur wenige Sekunden, dann hatte sie ihn verloren. Ein wimmernder Laut verließ ihre Lippen. Erschrocken hielt sie sich den Mund zu. Der Fotograf, der ganz in der Nähe stand, sah sie an und runzelte die Stirn.
Maria hob die Hand und bedeutete ihm so, dass mit ihr alles in Ordnung war. Es schien ihn zu beruhigen, denn er hob die Kamera und widmete sich wieder seiner Aufgabe.
Verstohlen blickte sie sich um. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Sogar längs der Wände und hinter den Bänken standen die Gäste in Zweierreihen. Veronika war beliebt. Sie verstand es, sich Freunde zu machen.
Erleichtert stellte Maria fest, dass niemand sonst ihr Wimmern bemerkt hatte.
Alle verfolgten gespannt, wie Veronika ihm den Ring aufsteckte. »Trage diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
In Marias Ohren rauschte es. Sie verstand nichts mehr, sah nur, dass die Lippen des Pfarrers sich bewegten.
Es war besiegelt, vor ihren Augen, vor den Hochzeitsgästen und vor Gott.
Mit zitternden Händen riss sie ihren Schal vom Hals und taumelte einen Schritt vorwärts. Jetzt schien sich die Kirche zu bewegen, sie schwankte wie ein Boot auf hoher See. Ihr Blick verengte sich zu einem Tunnel, an den Rändern verdichteten sich schwarze Schatten. Sie spürte einen dumpfen Schmerz am Oberarm und versuchte, die Ursache zu erkennen. Für einen kurzen Moment klärten sich ihre Sinne.
Sie sah eine Hand.
Dann fiel sie in Ohnmacht.
EINS
»Stech ab!«
Fischbach zögerte. Die Herzdame lag auf dem Tisch und schenkte ihm ein halbes Mona-Lisa-Lächeln. Er überlegte. Den Kreuzbuben opfern, um die blank gespielte Herzzehn mit nach Hause zu nehmen? Wie viel Trumpf war eigentlich schon durch? Stumm schalt er sich selbst, den Überblick verloren zu haben, und musterte verstohlen seinen Kumpel Ralf Lorscheidt, der seelenruhig links von ihm saß und seine Karten sortierte. Die speckige Lederjacke mit dem K-Heroes-Emblem auf dem Rücken lag neben ihm auf der Bank und glänzte im Licht der 60-Watt-Birne, die über dem Tisch hing.
»Was ist los? Wartest du auf Schönwetter?«, beschwerte sich Jörg Dödenfeld, der rechts von Fischbach saß und mit den Fingern auf den Holztisch trommelte. »Lass deinen Jung endlich die Dame besteigen.« Er zwinkerte Fischbach anzüglich zu. Dödenfeld war Oberstudienrat am St.Michael-Gymnasium in Bad Neuenahr. Im Alltag durch und durch souverän und distinguiert, gab er sich im Kreis der K-Heroes gern gewöhnlich.
Fischbach wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er liebte Skat, schätzte die nie gleichen Spiele, die Variationen. Dennoch wusste er, dass er es nie zum perfekten Spieler bringen würde. Dafür fehlte es ihm an der Übersicht. Immer wieder liefen Stiche an ihm vorbei, ohne dass er sich die gespielten Karten merkte. Und genau das war es, was immer wieder dazu führte, dass er vermeintlich sichere Runden abgeben musste – nicht selten von Hohn und Spott der anderen begleitet.
»Hotte, Telefon.«
Verwundert sah Fischbach über die Schulter zur Theke. »Für mich?«
Hans, der Wirt, wedelte mit dem Hörer in der Luft herum. »Ist hier sonst noch jemand Hauptkommissar und heißt Fischbach?«
»Etwa dienstlich?« Fischbach schüttelte den Kopf. »Unmöglich.« Einmal im halben Jahr trafen sich die Mitglieder der K-Heroes, des Motorradklubs, dem er angehörte, samstagabends in ihrer Stammkneipe »Im Krug«. Dabei stellten sie sicher, nicht gestört zu werden. Eiserne Regel: Keine Frauen und keine Handys. Selbst weitere Gäste duldeten sie nicht und zahlten dem Wirt sogar eine Entschädigung dafür, dass er sie als geschlossene Gesellschaft akzeptierte und bewirtete. Diese zwei Abende im Jahr waren Fischbach heilig. Schon Wochen vorher lief er durch die Flure der Euskirchener Polizeibehörde und ermahnte jeden, den er erwischte, dass er an diesem Abend nicht gestört werden wollte. Jahrelang hatte das problemlos funktioniert. Bis heute. Fischbach legte seine Karten auf den Tisch, ging zur Theke und griff nach dem Hörer. »Ja?«
»Hotte? Bist du dran?«
Fischbach kratzte sich die Wange und versuchte, die Stimme zuzuordnen, was nicht einfach war mit vier Obstlern im Kopf. »Jan?«
»Hast du Zeit?«, überging sein Kollege Jan Welscher die Frage.
»Ich wollte doch nicht gestört werden«, blaffte Fischbach.
»Ja, ich weiß. Aber Sigrid meinte, ich dürfte dich stören.«
»Also gut«, sagte Fischbach resigniert. Er liebte seine Frau. Sie war ein herzensguter und fröhlicher Mensch, auf den in allen Lebenslagen Verlass war. Jedoch wünschte er sich, sie wäre hin und wieder etwas abweisender. »Was ist denn los?«, grollte er und versuchte erst gar nicht, seinen Ärger zu verschleiern. Er blickte zu Lorscheidt und Dödenfeld. Die beiden hoben beschwichtigend die Hände. Ihre Ohren schienen plötzlich gewachsen zu sein.
Neugierige Hyänen, dachte er.
Hans polierte die Theke und hob dabei den Apparat mit der Wählscheibe an. Auch er spielte die Unbekümmertheit in Person. Doch Fischbach kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er jedes Wort aufmerksam verfolgte.
Welscher räusperte sich. Es klang, als ob er einen Aal auswürgen würde. »Ich kann auch allein weitermachen, aber ich dachte…« Er stockte, sicher, um abzuwarten, ob Fischbach ihm verzieh.
»Ist schon gut«, murmelte Fischbach mit einem flauen Gefühl im Magen. Welscher schob erst seit einigen Monaten in Euskirchen Dienst, aber Fischbach kannte ihn schon gut genug, um zu wissen, dass er nicht der Typ war, der Verantwortung abdrückte oder vorschnell um Hilfe rief. Der Anruf hier konnte nur eins bedeuten: Es war etwas Schreckliches passiert.
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