Ein Cowboy zum niederknien - Rosie Taylor - E-Book

Ein Cowboy zum niederknien E-Book

Rosie Taylor

0,0
2,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine junge Frau auf dem Weg in den Urlaub. Der Urlaub sollte einfach nur chillig werden, entpuppte sich aufgrund einer Autopanne und der Begegnung mit einem derben, aber sympathischen Cowboy alles andere als entspannt. Unverhofft erlebte Maryann das fesselndste und erotischste Abenteuer ihres Lebens.

 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Rosie Taylor

Ein Cowboy zum niederknien

Danke an meinen Mann, der mich grenzenlos unterstützt. Er bist mein Lieblingsmensch, mein Ort, an dem ich einfach ich sein kann, ohne mich verstellen zu müssen. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog

Langsam verschwand die untergehende Sonne im Rückspiegel und mit ihr eine aufregende Zeit. Sie konnte ihn im Spiegel noch sehen. Aus einem Impuls heraus bremste sie. Seine Silhouette hob sich markant von dem Horizont ab. Er ging zu seinem Pferd und stieg auf. Statt loszureiten blickte er zu dem stehenden Auto in der Ferne. Er hatte Zeit…

 

Trotz der Distanz spürte sie seinen Blick. Dieser tiefe und fordernde Blick verursachte erneut eine Gänsehaut bei ihr. Obwohl er sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe befand meinte sie, ihn geradezu körperlich spüren zu können. Ihr wurde heiß und kalt als sie daran dachte, was sie die letzten Tage erlebt hatte.

I.

Bis auf eines klapprigen Käfers war auf der Landstraße weit und breit niemand unterwegs. Laute Musik dröhnte aus dem Radio. Maryann fuhr mit ihrem Wagen munter eine Meile nach der anderen runter und sang fröhlich mit dem Radio um die Wette. Kenny Rogers im Duett mit Dolly Parton traf genau ihre aktuelle Stimmung. "Islands in the stream" war leicht und machte Laune auf Ferien. Es war Freitagnachmittag und sie war auf dem Weg in den Kurzurlaub. Eine Woche Spaß und hoffentlich Erholung in Sandusky. Sie hatte sich mit ein paar Freunden ein Haus direkt am schönen Eriesee gemietet. Sie fuhr ohne große Erwartungen, freute sich aber endlich mal rauszukommen. Immer nur die Uni war auf Dauer ganz schön langweilig. Es musste dringend ein Tapetenwechsel her. Da kam der Vorschlag ihrer besten Freundin von einem Kurzurlaub gerade recht. Schnell fanden sich weitere Mitstreiter und ein Ferienhaus war auch prompt gefunden. 

 

Im Kofferraum hatte sie neben dem obligatorischen Gepäck noch einen Picknickkorb gefüllt mit “lebensnotwendigen” Sachen wie Sekt und Knabbereien. Jeder hatte bestimmte Dinge zugeteilt bekommen. Sie fand es praktisch. Allein das heutige Abendessen wurde bestimmt spannend durch die vielen unterschiedlichen Mitbringsel. Am Wochenende gingen die Jungs wahrscheinlich in den Ort um Fleisch zu besorgen. Sie freute sich jetzt schon auf einen schönen Grillabend in geselliger Runde.

 

Langsam fing die Fahrt an, eintönig zu werden. Sie fuhr stupide an Feldern vorbei. An sich war dies ja nicht schlimm. Sie mochte die Natur. Wenn man aber alleine fährt und niemand zum Reden neben einem sitzt, kommt doch irgendwann die Langeweile. Problem war nur, dass noch einige Meilen zu fahren waren. Vielleicht hatte sie die Strecke doch etwas unterschätzt und hätte sich besser einer Fahrgemeinschaft angeschlossen. Jetzt war es zu spät und sie musste da wohl oder übel durch. So ergab sie sich in ihr Schicksal und fuhr weiter. Die Musik empfand sie als noch zu leise. Maryann drehte die Lautstärke höher. Das hob auch gleich wieder ihre im Tiefflug befindliche Laune. Das sollte aber nicht von langer Dauer sein. Sie merkte, dass der Wagen an Geschwindigkeit verlor. Selbst ein noch so beherzter Tritt auf das Gaspedal änderte nichts an der Geschwindigkeit. Es dauerte nur wenige Minuten und der Wagen blieb nach einem kurzen Ausrollen stehen. Maryann wusste gerade nicht, was passiert war. Sie versuchte, den Wagen zu starten, doch es tat sich nichts. An mangelndem Sprit konnte es nicht liegen. Sie hatte vor der Abfahrt vollgetankt. Das war so ein Tick von ihr. Immer mit vollem Tank auf die Autobahn. Aber diese Erkenntnis half ihr jetzt nicht. Ratlos stieg sie aus und ging einmal um das Auto herum. Eigentlich war es unsinnig, da sie keine Ahnung von Autos hatte. Selbst wenn sie irgendeinen Fehler oder Defekt finden würde, wäre sie nicht in der Lage, es wieder in Ordnung zu bringen. Sie fluchte und trat gegen den Reifen. "Verdammt, ich schicke Dich zurück nach Mexiko."

 

Sie schaute sich um. Nichts als Felder und etwas weiter weg Rinder. Der letzte Ort, den sie passiert hatte, lag länger zurück. Beim Öffnen der Autotür fiel ihr Blick auf den Horizont. Maryann meinte, in der Ferne etwas gesehen zu haben. Durch die Sonne konnte sie aber nicht identifizieren, ob es sich um ein Haus oder nur eine Scheune für Vieh handelte. Mangels brauchbarer Alternativen schloss sie das Auto ab und machte sich auf den Weg. Konnte ja nicht so schwer sein, über eine Wiese zu laufen. Aber schon beim Versuch, die Felder zu betreten scheiterte sie. Maryann hatte die Absperrungen nicht bedacht. Eigentlich kein Problem, aber Sommerkleider eignen sich nur bedingt, um über Zäune und Drähte zu klettern. Es musste natürlich passieren. Sie versuchte, den Stacheldrahtzaun zu verbiegen um sich durchzuquetschen, als sie ein hässliches Geräusch vernahm. Mit einem Bein auf der Wiese sah sie den hässlichen Riss im Kleid. Vorsichtig schob sie sich weiter. Aufgeben war jetzt eh keine Option mehr. Nachdem Maryann sicher stand, ging sie über die Felder Richtung gesichteter Hütte. Sie hoffte nur, die Rinder würden ihr nicht zu nahe kommen. So ein ausgewachsenes Rind wirkte doch schon bedrohlich. Eigentlich hatte es ja einen gewissen Charme. Bei schönstem Wetter spazierte sie mitten über eine riesige Weidefläche. Der Wind wehte leicht und Fliegen umschwirrten sie. Rinder kauten Gras und schauten sie teilweise gelangweilt an. Perfekt wäre diese Idylle, wenn die richtige Begleitung bei ihr wäre. Nun gut, Träumereien halfen ihr jetzt nicht weiter. Also weiter laufen. Kurz bevor sie die angebliche Hütte erreichte war zu erkennen, dass es sich tatsächlich nur um Stallungen für die Rinder handelte. Die Enttäuschung war groß. Etwas mutlos drehte Maryann um und marschierte zu ihrem Auto zurück. Bereits aus der Ferne sah sie eine Person bei ihrem Wagen stehen. Sie überlegte kurz, ob sie weitergehen sollte. Er schaute in ihre Richtung und Maryann konnte nicht mehr die Richtung ändern. Das erschien ihr zu peinlich. Beim Näherkommen sah sie einen Typen, der lässig am Auto lehnte und eine Zigarette rauchte. Er trug eine Jeans, Cowboystiefel und ein kariertes Hemd. Also in ihren Augen ein heißer Typ und sie ging mit aufgerissenen Klamotten auf eben diesen zu. 'Na tolle Wurst' dachte sie, ‘und ich muss mit kaputtem Kleid nochmals durch die Drähte klettern'. Doch ihre negativen Gedanken waren unnötig. Er trat mit einem Fuß ein Stück Stacheldraht zu Boden und zog mit einer Hand das zweite Stück nach oben. So konnte Maryann ohne viel Mühe auf die Straße treten.

 

"Howdy". Seine Stimme war dunkel, rau und kehlig. Sie atmete tief durch. "Hi". Vor ihm stand eine junge Frau in einem mehr als lädierten Sommerkleidchen, ihre blonden Haare zurechtgeföhnt und die Sonnenbrille stylisch auf dem Kopf. Ihre Unsicherheit, die sie ihm gegenüber versuchte zu verbergen, war ihm nicht entgangen. "Was macht denn so ein hübscher Käfer hier im Niemandsland?" Maryann traute ihren Ohren nicht. "Flirten Sie immer so hemmungslos mit Ihnen unbekannten Frauen?" Der Fremde lachte laut auf. "Sorry, aber ich flirte grundsätzlich nicht mit Autos." Es dauerte einen Moment bis Maryann begriff. Mit "hűbscher Käfer" meinte er ihr Auto. Was für ein peinlicher Moment. Unvermittelt reichte er ihr die Hand. "Ich bin Clive." sie war über die Geste überrascht und schüttelte verwundert die Hand. "Ich bin Maryann." Mit einem intensiven Blick musterte er sie kurz von oben bis unten und bevor sie etwas sagen konnte ging er direkt in die Offensive. "Nachdem wir jetzt die Formalitäten geklärt haben und wir uns kennen, können wir ja direkt zur Sache kommen. Steht noch alles unter Strom oder brauchst Du etwas Saft?" Er stand aufrecht vor ihr mit einer Hand halb in der Hosentasche. Mit der anderen führte er seine Zigarette zum Mund und nahm einen Zug. Maryann wusste nicht, wie ihr geschah. Sie lief knallrot an. Was bildete sich dieser Möchtegerncowboy eigentlich ein. So eine plumpe Anmache hatte sie noch nie erlebt. Am liebsten wäre sie geflüchtet, wenn ihr Wagen funktionieren würde. Keine Hilfe weit und breit und dieser Cowboy schien ihr nicht ganz sauber. Clive merkte, dass sie anscheinend einen inneren Kampf mit sich führte, was ihn mehr und mehr belustigte. Wie weit könnte er das Spielchen wohl noch treiben? 

 

"Also, ich weiß ja nicht, was in Deinem Köpfchen gerade so abgeht, aber ich wollte nur wissen, ob Du Starthilfe für Deine Batterie brauchst." Er nickte in Richtung des Käfers. Maryann brauchte einen Moment um diese Aussage zu begreifen. Mein Gott. Dieser Clive bot Hilfe an und sie hatte nichts anderes zu tun als wilde Spekulationen anzustellen. Er war momentan ihre einzige Möglichkeit auf Hilfe. Sie holte tief Luft. "Entschuldigung. Ich bin ein wenig durcheinander. Der Wagen blieb von jetzt auf gleich stehen. Ich weiß nicht, was kaputt ist." Clive trat seine Zigarette aus, ging um das Auto und öffnete hinten die Klappe. "Na, dann wollen wir uns das gute Stück mal anschauen."

 

II.

Maryann schaute Clive fasziniert zu. Er begutachtete den Motor und zog Kabel um sie wieder anzustecken. Ohne es zu wollen, konnte Maryann nicht den Blick von ihm lassen. Er trug einen Cowboyhut und sah im gleißenden Sonnenlicht verwegen aus. Ein lauter Knall schreckte sie aus ihren Tagträumen auf. Clive hatte die Motorhaube geschlossen und schaute sie an. “Probleme mit dem Zündverteiler. Ohne richtiges Werkzeug ist hier jetzt nichts zu machen." Bei Maryann kam langsam Panik auf. Der Wagen kaputt und sie irgendwo im nirgendwo. "Das geht nicht!" Clive schaute sie an. Maryann wurde bewusst, dass sie gerade zu aufgebracht reagiert hatte. "Also, ich meine, ich brauche doch das Auto." Er konnte sich nicht helfen, aber ihre Hilflosigkeit fand er irgendwie niedlich. "Ich sehe ja ein, dass Du zu Deinem Date willst, aber Du musst einsehen, dass ich nicht der Zauberer von Oz bin." 'Obwohl - das wird sich noch zeigen' dachte Clive für sich. Maryann war klar, dass er Recht hatte. "Entschuldige bitte. Ich hätte Dich nicht so anfahren dürfen." Ihm fiel auf, dass sie sich nicht zu dem von ihm erwähnten "Date" äußerte. Sehr interessant. “Wo willst Du eigentlich hin?” Sie schaute ihn an. “Sandusky ist mein Ziel.” Er pfiff kurz durch die Zähne. “Dann hast du noch ein schönes Stück zu fahren. Aber mit dem Auto wird das heute definitiv nichts mehr.” Bevor sie gänzlich einer Panikattacke verfallen würde, sprach er schnell weiter. “Also, ich könnte Dich abschleppen und mir den Schaden in Ruhe anschauen. Meine Farm ist nicht weit von hier.” Mit einem Schlag wurde Maryann knallrot im Gesicht. Dieser Typ war unglaublich. In einer Tour baggerte er sie an. Was bildete er sich eigentlich ein. So toll war er nun auch nicht. Na gut, er war irgendwie schon toll. Aber nicht so toll, dass sie auf seine Baggerei reinfällt und sofort mit ihm in die Kiste springt. “Einen Dollar für Deine Gedanken.” Sie schreckte auf. Clive schaute sie an und grinste. Gott, konnte es noch peinlicher werden? Er meinte mit Sicherheit, das Auto abschleppen, nicht sie. “Sorry, ich denke nur gerade über meine Optionen nach.” Er nickte. “Hmmmm, und wie sehen diese aus?” Da sie nicht wirklich eine Wahl hatte, sprang Maryann über ihren Schatten. “Ich würde gerne Deine Hilfe annehmen. Es wäre nett, wenn Du vielleicht den Defekt an meinem Auto finden würdest.” Clive drehte sich auf dem Absatz um. “Kein Problem. Ich gehe mal davon aus, dass Du kein Abschleppseil bei Dir hast?” Bevor sie antworten konnte, sprang er mit einem Satz auf die Ladefläche seines Silverados. Clive ging zu einer größeren metallenen Box und beugte sich darüber, um etwas herauszuholen. Maryann hatte für einen kurzen Moment einen freien Blick auf seine - in ihren Augen - knackige Kehrseite. Er griff sich das Abschleppseil und sprang vom Auto. Mit routinierten Bewegungen nahm er den Käfer an den “Haken”. “So, Du kannst jetzt bei Dir einsteigen und mir unauffällig folgen.” Mit einem Grinsen tippte er sich an den Hut und stieg bei sich ein. Maryann tat es ihm eiligst gleich. Clive startete den Motor und fuhr an. Es ruckte kurz und der Käfer nahm ebenfalls Fahrt auf. 

 

Maryann saß hinter dem Steuer und schaute etwas verunsichert nach vorn. Ihre Aufgabe bestand nur darin, den Wagen zu halten und nicht gegenzusteuern. Er meinte, dass sie das wohl schaffen dürfte. Bei genauerem Überlegen war das eigentlich eine Frechheit. Was glaubte er eigentlich, wer er sei. Sie konnte zwar keine Autos reparieren, aber ihren Führerschein hatte sie nicht in einer Lotterie gewonnen. Aufgeblasener Wichtigtuer.

 

Maryann hatte gerade Zeit und nichts Besseres zu tun, also dachte sie über ihre derzeitige Situation nach. War echt blöd, dass ihr Kurzurlaub gleich mit einer Autopanne begann. Glücklicherweise kam hier in der Einöde ein Typ vorbei und bot Hilfe an. Diese Hilfe konnte sie mehr als gebrauchen. Aber war es wirklich schlau, von ihm auf seine Farm geschleppt zu werden? Außer seinen Namen wusste sie nichts über ihn. Wo genau war die Farm? Hatte er Frau und Familie oder lebte er gar allein? Gott, sie hatte den Verstand verloren. Wie oft hatte sie über vermisste Frauen gelesen. Allein auf einer Farm und keiner könnte ihr helfen. Vielleicht würde man nach ein paar Jahren durch Zufall ihre Leiche finden. Wenn überhaupt. Maryann wurde heiß und kalt zugleich. Ihr erster Impuls war, auf die Bremse zu treten. Doch beim Blick aus der Windschutzscheibe sah sie vor sich auf einen riesigen Pickup. Bremsen war keine gute Idee. Sie atmete tief durch und griff zu ihrem Handy, um ihre Freundin anzurufen. Mit Bedauern stellte sie fest, gerade kein Netz zu haben. Panik breitete sich aus. Sie atmete tief durch. Bisher ist nichts passiert und Clive machte eigentlich auch nicht den Eindruck eines Serienkillers. Aber sie kannte ihn nicht und daher war der erste Eindruck nicht gerade verlässlich. Sie entschied sich, ihrer Freundin eine WhatsApp zu schicken. Die würde jedenfalls zugestellt werden, sobald ein Netz zur Verfügung stand. Nachdem sie einen kurzen Sachstand mit einer mehr als unzureichenden Ortsangabe abgeschickt hatte, beruhigte sich ihr Puls etwas. Was wusste sie über Clive? Groß, gut gebaut, 3-Tage-Bart, verschmitztes Lächeln. Nicht zu vergessen sein Knackarsch. Es hätte sie schlimmer treffen können. Ein Trucker zum Beispiel mit schlechten Zähnen, Alkoholfahne und fettem Bierbauch. Nein, Clive war das genaue Gegenteil. Nun musste sie grinsen. Eigentlich hatte sie den Jackpot gezogen. Sie musste es sich nur klar machen und sich einfach mal mit der Situation arrangieren. Auf seinem Hof würde Clive ihr Auto reparieren, sie würde artig Danke sagen und ihre Reise fortsetzen können. Später könnte sie dann ihren Freunden von ihrem kleinen unplanmäßig eingelegten Abenteuer erzählen und mit den anderen beim Lagerfeuer herzhaft darüber lachen. Sie grinste in sich hinein und schaute direkt nach vorn. Clive schaute in diesem Moment in den Rückspiegel und ihre Blicke trafen sich.

 

* * * * *

 

Die ganze Situation war irgendwie surreal. Nur weil er sein Helfersyndrom nicht im Griff hatte, saß ihm jetzt eine "Möchtegernblondine" quasi im Nacken und würde ihm mit Sicherheit ziemlich auf den Zeiger gehen. Allein schon ihre kunstvoll drapierte Sonnenbrille im Haar. Sonnenbrillen gehörten AUF die Augen. Da war er sehr pragmatisch. Ihm war sofort ihr halb aufgerissenes Kleid aufgefallen. Das kommt davon, wenn man ungefragt fremde Weiden betritt und Stacheldrahtzäune unterschätzt. Clive grinste. Er hatte sofort bemerkt, dass es ihr unangenehm war und verkniff sich einen Spruch. Stattdessen hielt er den Stacheldrahtzaun nach oben. Sie war nach kurzem Zögern und ohne maulen unter den Zaun zu ihm zurück gekrabbelt. Das imponierte ihm irgendwie. Eigentlich wollte er sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Doch ein kaputter Käfer kam ihm in die Quere. Die nächste Werkstatt war meilenweit entfernt, so dass er eigentlich keine Wahl hatte, außer sie mit zur Farm zu nehmen.

 

Clive nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. Er schätzte, wenn er schnell war, woran er nicht zweifelte, könnte sie nach einer halben Stunde die Farm verlassen und zu ihrem Date fahren. Apropos Date. Das musste ja ein heißer Typ sein, wenn sie so eine lange Fahrt auf sich nahm. Wahrscheinlich hatte der Kerl viel Kohle. Sie sprach davon, Sandusky sei ihr Ziel. Ein Küstenort am Eriesee. Versnobte Einwohner mit elitärer Lebensweise. Maryann fuhr einen uralten Käfer und machte auf ihn keinen wohlhabenden Eindruck. Wahrscheinlich hatte sie sich in Sandusky einen Goldesel angelacht, der sich mit Sicherheit mit einer Sonnenbrille im Haar beeindrucken ließ. Er schüttelte mit dem Kopf und schaute in den Rückspiegel. Ihre Blicke trafen sich. Clive meinte, Panik in ihren Augen erkannt zu haben. Das war merkwürdig. Warum jetzt schon, wo sie ihn doch überhaupt noch nicht richtig kennengelernt hatte? Sein Interesse war schlagartig geweckt. 'Tja Püppi, Zeit zum Spaß haben' dachte er für sich, grinste und gab Gas.

III.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und nicht endend wollenden Weiden bog der Pickup rechts in einen kleinen Weg ab. Die Weiden wechselten in hochgewachsenen Mais über. Nun ging die Fahrt munter mitten durch die Felder. Maryann bekam das Gefühl, langsam die Orientierung zu verlieren. Der Mais stand schon hoch, so dass sie außer Maispflanzen links und rechts nichts mehr sah. Aufgrund der flotten Fahrweise des Pickups ging sie davon aus, Clive wüsste, was er tat. Und was sollte ihr bitteschön schon in einem Maisfeld passieren. Es sind nur Pflanzen. Ohne jegliche Vorwarnung endete der Feldweg und vor ihr erhob sich ein rustikales Holzhaus, umsäumt von einem weitläufigen Zaun. Clive fuhr jetzt langsamer und kam vor dem Zaun zum Stehen. Maryann trat geistesgegenwärtig auf die Bremse. Nicht dass sie ihm noch auffuhr. Clive stieg aus, öffnete den Zaun um sodann weiterfahren zu können. Überraschend vorsichtig fuhr er durch um vor einer kleinen Scheune endgültig zum Stehen zu kommen.