Ein erotisches Klassentreffen - Cindi Myers - E-Book

Ein erotisches Klassentreffen E-Book

Cindi Myers

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Beschreibung

Scharfer Sex unter der Dusche, gewagte Liebesspiele im Auto - als Taylor ihren besten Freund Dylan nach zehn Jahren beim Klassentreffen wieder sieht, kann sie endlich ihre Fantasien in die Tat umsetzen - und gerät in einen erregenden Strudel der Lust, der bald auch ihr Herz mitreißt...

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Seitenzahl: 201

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IMPRESSUM

Ein erotisches Klassentreffen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Cynthia Myers Originaltitel: „Rumor Has It“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 22 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Claudia Biggen

Umschlagsmotive: sakkmesterke / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733778941

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Manchmal wird man ziemlich unsanft von der Vergangenheit eingeholt. Man bildet sich ein, alles laufe gut, macht Pläne für die Zukunft, und dann erscheint plötzlich ein Gespenst aus der Vergangenheit.

„Ich habe gehört, Dylan Gates kommt zurück in die Stadt“, verkündete Alyson Michaels, die Physik an der Cedar Creek Cyclone High School , kurz Cedar Creek High genannt, unterrichtete und aussah wie ein allmählich in die Jahre kommender Cheerleader.

Es war ein sonniger Tag im September. Alyson stand mit Taylor Reed und mehreren anderen Lehrern an der Bushaltestelle vor der Schule.

Taylor hielt kurz den Atem an. Sie hatte schon lange nicht mehr an Dylan Gates gedacht. Doch bei der Erinnerung an ihn wurde ihr ganz heiß, sogar nach zehn Jahren noch. Sie beobachtete mehrere Schüler, die die Stufen zum Schulgebäude hochschlichen, als sollten sie zur Schlachtbank geführt werden. Ja, die Freuden der High School, dachte Taylor. Welche Ironie des Schicksals, dass sie, nachdem sie die Hölle an dieser Schule durchgemacht hatte, ausgerechnet hierher zurückgekehrt war, um Englisch zu unterrichten! Vielleicht hatte sie eine unbewusste masochistische Ader.

„Schön, Dylan wiederzusehen.“ Grady Murphy, ebenfalls ein Englischlehrer, näherte sich von der Seite. „Zuletzt habe ich gehört, er sei in Kalifornien.“

„Das war er auch, aber jetzt zieht er nach Cedar Creek zurück, um eine Anwaltskanzlei zu eröffnen“, sagte Alyson.

Taylors Magen krampfte sich zusammen. „Woher weißt du das?“

Alyson stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich so richtig in Szene zu setzen. Wie gewöhnlich trug sie eine etwas zu enge Bluse, weiße Shorts und Tennisschuhe mit weißen Söckchen. Sie hielt ein Klemmbrett mit dem Busdienstplan fest, und ihr blondes Haar war zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden. Hin und wieder hatte sich Taylor schon gefragt, ob Alyson Falten im Gesicht hatte, wenn sie den Pferdeschwanz löste und der Straffungseffekt nachließ. „Troy Summers, der Immobilienmakler, ist ein Freund von mir“, erklärte Alyson. „Dylan hat ihm letzte Woche eine E-Mail geschickt. Er will irgendetwas in der Stadt mieten. Außerdem hat er Troy erzählt, er beabsichtige, wieder in das alte Haus seiner Eltern zu ziehen.“

„Wer ist Dylan Gates?“ Mindy Lewis, die neue Mathematiklehrerin und Taylors beste Freundin, gesellte sich zu ihnen.

„Jemand vor deiner Zeit, mein Kind.“ Grady grinste die jüngere Kollegin an. „Alyson, Taylor, Dylan und ich sind zusammen zur Schule gegangen, und zwar genau hier auf der Cedar Creek High.“ Er lachte. „Das waren noch Zeiten!“

„Stimmt“, sagte Taylor leise. Qualvolle Zeiten, soweit es sie betraf.

„Da wir gerade von damals reden, kommt ihr am Samstag zum Klassentreffen?“, wollte Alyson wissen.

„Weshalb sollte ich zu einem Klassentreffen gehen, wenn die Hälfte unserer Klasse sowieso immer noch hier ist?“, erwiderte Taylor halb im Scherz.

„Ich bin im Komitee, und mir ist aufgefallen, dass du noch keine Antwort geschickt hast.“ Alyson runzelte die Stirn. „Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich in Betracht ziehst, unsere Zehnjahresfeier zu verpassen.“

„Ich würde auf jeden Fall hingehen“, sagte Mindy. „Aber natürlich dauert es noch Jahre bis zu meiner Zehnjahresfeier.“

Alyson überging die spöttische Bemerkung ihrer jüngeren Kollegin und wies mit ihrem Stift auf Taylor. „Du willst diese Feier bestimmt nicht verpassen, glaub mir.“

Taylor zuckte die Schultern. „Ach, ich mache mir nicht viel daraus, alte Zeiten aufleben zu lassen.“ Sie hatte sich bemüht, ihre kurze Zeit als Schülerin der Cedar Creek High so rasch wie möglich zu vergessen.

„Das wird deine letzte Gelegenheit sein, alle noch einmal zu sehen, bevor du nach London gehst oder wohin auch immer“, meinte Grady.

„Oxford.“ Im Januar würde Taylor an einem Programm der ehrwürdigen Universität dort teilnehmen und ein weiterführendes Studium über Shakespeare beginnen, weit weg von Cedar Creek, Texas.

„Dylan wird auch dort sein.“ Unter halb gesenkten Lidern hervor musterte Alyson Taylor. „Vielleicht könntet ihr beide dort weitermachen, wo ihr aufgehört habt.“

„Genau – du und Dylan, ihr wart doch im Abschlussjahr die Sensation, nicht wahr?“, warf Grady ein. „Stimmt es eigentlich, dass Trainer Nelson euch beide im Duschraum der Jungen erwischt hat?“

Taylor war richtig froh, als in diesem Moment die schrille Glocke läutete und damit den Beginn des Unterrichts anzeigte. Sie nickte Alyson und Grady kurz zu und ging an einer Gruppe Schüler vorbei, um zu ihrem Klassenzimmer im ersten Stock zu gelangen. Nur noch vier weitere Monate lang musste sie Alysons und Gradys gemeine Anspielungen ertragen. Noch vier Monate, bis sie ein Leben an einem Ort anfing, wo niemand jemals etwas über ihre angeblich so heiße Vergangenheit gehört hatte.

Mindy holte sie ein. „Worum ging es denn eben gerade? Wer ist Dylan Gates?“

Taylor zuckte kurz mit den Schultern. „Jemand, mit dem ich früher auf der High School befreundet war.“

„Befreundet? Du meinst, ihr wart zusammen?“

„Nein, waren wir nicht.“ Obwohl Taylor insgeheim von dieser Möglichkeit geträumt hatte. „Es gab zwar Gerüchte über uns, aber nichts davon ist wahr.“

„Alyson und Grady sind da offenbar anderer Meinung.“ Mindy rümpfte die Nase. „Natürlich benehmen sich die beiden auch so, als wären sie immer noch auf der High School. Ich meine, sieh sie dir an. Alyson hält sich immer noch für einen umschwärmten Cheerleader, und Grady ist der Dummkopf, der ihr hinterherläuft. Wie bemitleidenswert, wenn Menschen sich an die Vergangenheit klammern.“

„Ja, bemitleidenswert“, stimmte Taylor zu. Aber waren die beiden wirklich schlimmer als eine achtundzwanzigjährige Frau, die sich Sticheleien über ihre Schulzeit immer noch zu Herzen nahm?

Sobald sie vor Taylors Klassenzimmer angekommen waren, verabschiedeten sie sich voneinander, und Taylor machte sich bereit für einen neuen Versuch, pubertierenden Jugendlichen die klassische Literatur näher zu bringen.

„Was geht ab, Miss Reed?“, begrüßte sie Berkley Brentmeyer, der Klassenclown, als er an ihrem Pult vorbeikam. „Letztes Wochenende kam mir eine super Idee. Statt unsere Zeit mit diesem langweiligen alten Zeug zu verschwenden, könnten wir doch gleich zu moderner Literatur übergehen, oder?“ Er hielt den neuesten Roman von Stephen King hoch. „Ich garantiere Ihnen, alle in der Klasse werden wach bleiben, wenn wir das hier lesen.“

„Netter Versuch, Berk. Aber ich wette, sogar Stephen King hat irgendwann mal die Klassiker studiert.“

Während Berk zu seinem Platz in der dritten Reihe schlenderte, setzte Taylor sich an ihr Pult und nahm die Anwesenheitsliste heraus. „Öffnen Sie Ihre Bücher auf Seite 76. Heute Morgen werden wir unsere Diskussion über das altenglische Heldenepos ‚Beowulf‘ fortsetzen. Während sich alle vorbereiten, geben Sie bitte Ihre Tagebucheintragungen ab.“ Als Bestandteil des Unterrichts in kreativem Schreiben wurde in der letzten Englischklasse von den Schülern gefordert, eine Art literarisches Tagebuch zu führen. An manchen Tagen gab Taylor ihnen Themen, über die sie schreiben sollten. An anderen Tagen durften sie sich die Themen selbst aussuchen.

Ein großes blondes Mädchen in der vierten Reihe hob die Hand.

„Ja, Jessica?“, rief Taylor sie auf.

„Ich finde, ein Tagebuch sollte etwas Persönliches sein. Aber wie kann es das, wenn Sie lesen und benoten, was wir geschrieben haben?“

„Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass ich es lese, schreiben Sie es nicht in das Tagebuch.“ Taylor ließ den Blick über die Klasse schweifen. „Selbstverständlich ist es jedem freigestellt, außerhalb der Schule ein privates Tagebuch zu führen. Ich persönlich fände das sogar sehr gut. Die Tagebucheinträge, die Sie für die Schule anfertigen, können also völlig unabhängig davon sein.“

„Haben Sie während der High School Tagebuch geführt?“, wollte Berk wissen.

Taylor lächelte. „Ja, das habe ich. Meine Familie zog in meinem letzten Schuljahr von Kalifornien hierher, und wie Sie sich sicher vorstellen können, war das für mich eine große Veränderung. Das Tagebuch half mir sehr, mit den neuen Erfahrungen zurechtzukommen.“

„Haben Sie Ihr Tagebuch immer noch?“, fragte Jessica.

Taylor lachte. „Es liegt wahrscheinlich irgendwo in einer Truhe. Ich habe seit Jahren nicht mehr hineingesehen. Aber so ist das mit Tagebüchern – den größten Nutzen hat man beim Schreiben und nicht unbedingt, wenn man später darin liest.“

Jessica zog einen Schmollmund. „Warum müssen Sie unsere Tagebücher dann lesen?“

„Mich interessiert beim Lesen nur, wie Sie Ihre Aufgaben bewältigen. Alles andere was Sie schreiben, ist Ihre Angelegenheit.“

„Ich werde mein Tagebuch immer aufheben“, verkündete Patrice Miller, die Klassenbeste. „Wenn ich älter bin, hole ich es heraus und schreibe einen Bestseller über Ängste auf der High School.“

Ach ja? dachte Taylor. Als wenn irgendjemand seine Schulzeit wieder aufleben lassen will.

Dylan Gates stand gegenüber dem Bee County Gerichtsgebäude auf dem Gehweg, und zum ersten Mal seit Monaten wich die Spannung aus seinen Schultern. Er schlüpfte aus seinem Jackett, lockerte die Krawatte und genoss die warmen Strahlen der Septembersonne auf seinem Rücken. Nächstes Jahr im Sommer würde er sich wie alle anderen auch über die Hitze in Texas beschweren. Aber im Augenblick war er einfach nur froh, zu Hause zu sein.

„Hallo, Dylan. Tut mir leid, dass du warten musstest.“ Troy Sommers, der Immobilienmakler, überquerte die Straße und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. „Schön, dass du wieder hier bist“, sagte er und schüttelte Dylan die Hand.

„Ja, es ist schön wieder hier zu sein.“ Dylan grinste den Mann an, der 1993 mit ihm im Footballteam der High School gespielt hatte. „Ich bin schon ganz gespannt auf das Büro, das du für mich ausfindig gemacht hast.“

„Oh, es wird dir gefallen.“ Troy zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und setzte sich in Bewegung. „Dort war früher Pokey’s Barber Shop, erinnerst du dich? Dale Hanson verwandelte die Räume vor ein paar Jahren in ein Büro, und sie wurden zufällig zu der Zeit frei, als du mit mir Kontakt aufgenommen hast, weil Debra Nixon in den neuen Gebäudekomplex bei der Bücherei gezogen ist.“

Dylan lachte. „Es ist verblüffend, dass ich jeden einzelnen Namen kenne, den du erwähnt hast, obwohl ich zehn Jahre weg gewesen bin.“

„Trotzdem hat sich viel verändert, seit du fortgegangen bist, das versichere ich dir.“ Sie erreichten eine verglaste Bürotür, und Troy schloss sie auf. „Also, wie war es in Los Angeles?“

„Überfüllt. Stressig. Anonym.“ Dylan folgte ihm in das dunkle Büro. „Viele Menschen mögen das, aber ich bin nicht für die Großstadt geschaffen. Ich will wieder an einem Ort leben, wo ich das Gefühl habe, persönlich etwas für eine Gemeinschaft bewirken zu können und dazuzugehören.“

Troy betätigte einen Schalter, und Licht durchflutete den Raum. „Du kannst hier dazugehören, das ist richtig. Wenn du nicht aufpasst, bist du bald Mitglied in sämtlichen Vereinen.“ Er ging einen kurzen Flur entlang. „Das Badezimmer ist hier entlang, neben einer kleinen Küche. Hier hinten befindet sich ein Privatbüro.“

Dylan folgte ihm in das hintere Zimmer. Durch zwei Fenster schien Sonnenlicht auf einen abgenutzten Parkettfußboden und einen Schreibtisch aus massiver Eiche.

„Ich habe keine Ahnung, wie sie dieses riesige Ding hier hereinbekommen haben.“ Troy betrachtete kopfschüttelnd den Schreibtisch. „Aber er gehört mit zum Büro, wenn du ihn möchtest.“

Dylan fuhr mit der Hand über die Schreibtischkante. Sein Vater hatte ebenfalls so einen Tisch besessen. Dylan hatte viele Stunden darunter mit einer Taschenlampe verbracht, Abenteuergeschichten gelesen und Erdnussbutterkekse gegessen, während sein Vater am Schreibtisch gearbeitet hatte.

Dylan vermutete, seine jüngste Schwester hätte den Schreibtisch jetzt. Sie war damit einverstanden gewesen, die meisten Möbel zu übernehmen, als das Erbe ihrer Eltern verteilt worden war. „Ich nehme ihn“, sagte er.

„Gutes Geschäft.“ Troy rieb sich die Hände. „Jetzt können wir in meinem Büro den Papierkram erledigen.“

Während sie um das Gerichtsgebäude herum zu Troys Büro gingen, las Dylan die Namen der Geschäfte, an denen sie vorbeikamen, und hielt nach vertrauten Namen Ausschau. Das Courthouse Café bot immer noch tägliche Mittagsmenüs zu günstigen Preisen an, doch der Lieferservice, das Blumengeschäft und die Reinigung waren neu. „Einiges hat sich hier tatsächlich verändert.“

„Ja, aber es sind immer noch viele von uns Alteingesessenen hier.“ Troy sah ihn an. „Hast du schon Taylor gesehen?“

„Taylor?“ Dylan blieb stehen. „Taylor Reed? Ist sie wegen der Klassenfeier hier?“ Das überraschte ihn allerdings. Nach allem, was sie hier durchgestanden hatte, hätte er nicht angenommen, dass Taylor jemanden von damals wiedersehen wollte.

Erneut gingen sie weiter. „Nein, sie lebt hier. Sie unterrichtet drüben in der Cedar Creek High.“ Troy grinste. „Sie ist immer noch eine heiße Braut, das kann ich dir sagen.“ Er warf Dylan einen Blick zu. „Ihr beide wart damals eine richtige Sensation, nicht wahr? Stimmt es, dass ihr beinahe verhaftet wurdet, weil ihr am Inspiration Point zusammen erwischt worden seid?“

Dylan runzelte die Stirn. „Das ist nie passiert.“

Troy lachte. „Na, wenn du das sagst … Aber das ist lange her. Jetzt brauchst du dich nicht mehr um ihren Ruf zu sorgen.“

Dylan hatte in den letzten Jahren oft an Taylor Reed gedacht. Als sie damals von Los Angeles nach Cedar Creek gezogen war, hätte man denken können, ein Star wäre mitten unter ihnen aufgetaucht. Taylor war hübsch wie eine Filmschauspielerin gewesen und ganz bestimmt genauso exotisch mit ihrer modischen Kleidung und ihrem Benehmen, dass die Großstädterin verriet. Doch hinter dieser Fassade hatte ein wirklich nettes Mädchen gesteckt. Ein Mädchen, das er, Dylan, einst zu seinen besten Freunden gezählt hatte.

Dann waren plötzlich viele Gerüchte aufgetaucht, und er hatte angefangen, ihr aus dem Weg zu gehen, weil er gedacht hatte, das Gerede würde dann aufhören. Doch dadurch war Taylor nur noch mehr isoliert worden. Sie war eine Freundin gewesen, und er hatte sie im Stich gelassen. Sogar zehn Jahre später hatte er deswegen noch Gewissensbisse.

Was wäre wohl geschehen, wenn er zu Taylor gehalten hätte? Wenn er ihr gesagt hätte, was er wirklich für sie empfand – wie sehr er sich wünschte, diese Gerüchte über sie beide wären wahr? Wären sie jetzt immer noch zusammen, oder hätten sie inzwischen längst andere Beziehungen?

„Wir hatten eine wilde Zeit damals auf der High School, nicht wahr?“, sagte Troy. „Manchmal bedauere ich, dass ich nicht mehr so leben kann.“

„Ja, ich weiß was du meinst.“ Schade, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann, dachte Dylan. Diesmal würde er Taylor nicht im Stich lassen. Er würde ihr sagen, wie viel sie ihm bedeutete. Genug, um bei ihr zu bleiben, egal was die Leute darüber dachten.

Taylor kam kurz vor sechs nach Hause und ging sofort zum Kühlschrank, um sich ein Glas Eistee zu holen. Bis in den September herrschte sommerliche Hitze, und die Klimaanlage in ihrem Auto streikte wieder mal. Taylor trank das halbe Glas aus, dann sank sie auf einen Küchenstuhl. Warum schienen manche Tage nur so viel länger zu sein als andere?

Ihr Blick fiel auf die Post auf der Anrichte, und Taylor entdeckte die Einladung zur Zehnjahresfeier der Abschlussklasse 1993 der Cedar Creek Senior High School. Sie nahm die geprägte Einladungskarte und betrachtete sie. Sollte sie hingehen?

Wenn sie sich nicht dort zeigte, würden Alyson und die anderen mit Sicherheit über sie reden. Aber wenn sie kam, würden dann nicht alle schmerzlichen Erinnerungen wieder hochkommen?

Seufzend legte sie die Einladung beiseite. Im letzten Schuljahr in eine Kleinstadt zu ziehen und in eine Klasse mit Schülern zu kommen, die seit der Grundschule zusammen waren, das war schon ziemlich schwierig gewesen. Aber der Wechsel vom exotischen Kalifornien in die staubige Einöde von Südtexas hatte alles zehnmal schlimmer gemacht. Und dann waren auch noch die Gerüchte über sie und Dylan Gates hinzugekommen …

Dylan. Sie lächelte, als sie an ihn dachte. Vom ersten Augenblick an, als sie ihn gesehen hatte, war sie völlig hingerissen gewesen, genau wie alle anderen Mädchen. Er spielte als Quarterback im Footballteam der Schule, hielt die Begrüßungsrede zu Beginn des Schuljahres und sah dermaßen gut aus, dass im Vergleich dazu kalifornische Surfer wie farblose kleine Jungen wirkten. Er hatte dichtes braunes Haar, seine Augen waren von einem so tiefen Braunton, dass sie beinahe schwarz wirkten, und er hatte ein gewinnendes Lächeln.

Wie mochte er jetzt wohl aussehen? Bestimmt hatte er sich zu einem fantastisch aussehenden Mann entwickelt. Welch eine Ironie des Schicksals, dass er gerade dann wieder nach Cedar Creek zog, wenn sie vorhatte, die Stadt in wenigen Monaten zu verlassen. Während der vergangenen Jahre war sie mehrmals versucht gewesen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Doch jedes Mal hatte sie diese Idee nicht weiter verfolgt. Schließlich war er lediglich ein Jugendschwarm gewesen. Wahrscheinlich erinnerte er sich gar nicht mehr an sie und an die kurze Zeit, als sie miteinander befreundet gewesen waren.

Ihr Lächeln verblasste. Falls er sich aber doch noch erinnerte, dachte er dann an die guten Zeiten, die sie miteinander verbracht hatten, oder an die schlechten Dinge, die später alle behauptet hatten?

Sie schob diese Gedanken beiseite und öffnete ihre Tasche. Die Mappe mit den Einträgen aus den Schülertagebüchern lag zuoberst. Sie boten genau die Ablenkung, die Taylor jetzt brauchte, denn die Schüler schienen geradezu begierig darauf zu sein, auf diesen Seiten ihr Herz auszuschütten. Taylor fühlte sich geehrt, weil sie über die Geheimnisse und Probleme ihrer Schüler lesen durfte, und oft amüsierten sie die kleinen Dinge, die die Jugendlichen so ernst nahmen.

Aber so ging es einem als Teenager nun mal. Man fühlte sich als Zentrum der eigenen Welt, und alles, was passierte, war neu und schrecklich wichtig.

Wenn sie ihr eigenes Tagebuch aus dieser Zeit lesen würde, würden sich dort zweifellos genauso viele unbedeutende Sorgen und dramatische Augenblicke wiederfinden. Taylor schob den Stapel mit den Einträgen beiseite, weil sie dieser Gedanke beschäftigte. Maß sie den Ereignissen aus ihrem letzten Schuljahr vielleicht zu viel Bedeutung bei?

Sie stand auf und trug ihr leeres Teeglas zur Spüle. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Taylor ging in den Flur und zog die Leiter herunter, die zum Speicher führten.

Ihre alte Truhe, in der sie persönliche Dinge aufbewahrte, war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Taylor öffnete sie und nahm vorsichtig einen Stapel vergilbter alter Veranstaltungsprogramme aus ihrer Collegezeit heraus. Als Nächstes folgte ein Schuhkarton mit zerdrückten Ansteckbuketts. Ein würziger Duft nach Nelken stieg auf, als sie den Deckel anhob. Dann folgte ein dickes Jahrbuch der Cedar High School und darunter, eingewickelt in braunes Papier, kam das blaue Ledertagebuch zum Vorschein, das ihre Großmutter ihr an dem Tag geschenkt hatte, als die Familie Kalifornien verlassen hatte, um nach Texas zu ziehen. „Schreib all deine Probleme darin auf“, hatte Grandma ihr geraten. „Dann erscheinen sie dir vielleicht weniger schlimm.“

Taylor strich über das Tagebuch und fuhr mit dem Finger über das goldene Metallherz, das als Schloss diente. Wo mochte sich der Schlüssel befinden? Aber bestimmt ließ sich das Buch auch ohne Schlüssel leicht öffnen. Taylor legte das Tagebuch auf das Jahrbuch und räumte alles andere wieder in die Truhe zurück. Dann trug sie die beiden Bücher hinunter in die Küche.

Sie schenkte sich noch ein Glas Eistee ein und betrachtete die Bücher, ohne sie zu öffnen. Zum Glück war niemand hier, der sehen konnte, dass sie so albern zögerte. Schließlich schlug sie das Jahrbuch auf. Der Kunststoffeinband war mit der Zeit steif geworden, und die Fotos des Anfängerjahrgangs auf der High School brachten Taylor zum Lachen. Hatten sie damals wirklich so schreckliche Frisuren getragen?

Rasch blätterte sie weiter bis dem Teil des Buches, der der Abschlussklasse vorbehalten war, und sah sich als hübsches junges Mädchen mit dunklen Haaren, das schüchtern in die Kamera lächelte. Unter ihrem Namen stand: „Gewählt zum Mädchen des Jahres, das man am leichtesten herumkriegen kann.“

Sie runzelte die Stirn. Mark Wilson, der Redakteur des Jahresberichtes, hatte den Text geschrieben, nachdem sie sich geweigert hatte, mit ihm auszugehen. Sie schloss das Buch. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, diese alten Erinnerungen wieder auszugraben. Aber das Tagebuch lockte sie doch. Im hellen Licht sah der Einband abgenutzt und verblasst aus. Irgendwie harmlos. Warum sollte sie, Taylor, nicht ihr siebzehnjähriges Selbst zwischen diesen Seiten besuchen? Vielleicht wäre das ganz lustig.

Sie nahm eine Schere aus der Küchenschublade und schnitt den Lederriemen durch, der das Buch geschlossen hielt. Dann machte sie es sich mit dem Buch auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem.

Der erste Eintrag begann mit ihrer Ankunft in Cedar Creek.

Nun, wir sind da, und alles was ich sagen kann ist, dass es hier heiß und staubig ist und so aussieht wie in einem alten Westernfilm. Die einzigen Kids, die ich bisher gesehen habe, trugen Stiefel, Jeans und Cowboyhüte. Sie starrten mich alle an, als ich mit meinem Fahrrad vorbeigefahren bin, und haben überhaupt nichts zu mir gesagt.

Na ja, ich habe auch nichts zu ihnen gesagt. Das nächste Mal werde ich das tun. Wir sind jetzt hier und müssen das Beste daraus machen. Dad sagt ständig so was, als ob Phrasen irgendetwas in Ordnung bringen könnten.

Jedenfalls will ich mich anpassen. Ich möchte Freunde finden. Bestimmt wird alles viel leichter, wenn nächste Woche die Schule anfängt.

Taylor überschlug die nächsten Seiten, auf denen Einkäufe mit ihrer Mutter beschrieben waren und wie sie ihr Zimmer eingerichtet hatte. Schließlich fand sie einen Eintrag, der nach der ersten Schulwoche geschrieben war.

Ich habe es wirklich satt, von allen angestarrt zu werden, als käme ich von einem anderen Planeten. Man könnte meinen, hier hätte noch niemand coole Kleidung gesehen. Da gibt es ein bestimmtes Mädchen, Alyson. Sie ist Cheerleader, und sie und ihre Freundinnen halten sich offenbar für besonders toll. Jedes Mal wenn ich an ihnen vorbeigehe, verdrehen sie die Augen.

Und dann ist da noch dieser Junge. Er gehört zum Team des Literaturmagazins. Sein Name ist Dylan Gates, und er ist voll süß!!! Außerdem schreibt er die tollsten Gedichte.

Sie las weiter über ihre wachsende Freundschaft mit Dylan. Sie und Dylan aßen zusammen Mittag in der Cafeteria. Sie und Dylan arbeiteten gemeinsam an einem Chemieprojekt. Dylan überließ ihr seine Geschichtsnotizen, als sie krank war und gefehlt hatte, und sie hielt ihn für den nettesten Jungen auf der ganzen Welt.

Taylor lächelte. Die Gefühle von damals stiegen in ihr auf, als wäre alles erst gestern gewesen. Dylan war tatsächlich ihr erster großer Schwarm gewesen. Sie hätte damals alles darum gegeben, um seine feste Freundin zu sein. Doch er hatte nie auch nur im Entferntesten angedeutet, dass er mehr von ihr wollte als reine Freundschaft.

Sie blätterte noch ein paar Seiten weiter, mit langweiligen Einträgen über Hausaufgaben, Fernsehsendungen und Noten. Bestimmt wäre es lustig, einiges davon irgendwann ihren Schülern vorzulesen, um zu zeigen, wie sehr sich Dinge geändert haben und wie viel auch gleich geblieben ist.

Ich hasse diesen Ort!!!

Der Satz war dreimal unterstrichen. Anlass für diesen Gefühlsausbruch war der jährlich stattfindende Campingausflug der Abschlussklasse gewesen. Taylor hatte erst gar nicht teilnehmen wollen, aber Dylan hatte sie überredet. Wenn sie bloß auf ihre innere Stimme gehört hätte und zu Hause geblieben wäre, dann wäre alles andere auch nicht passiert.

Heute habe ich herausgefunden, was die anderen wirklich von mir denken. Samstagnacht, als alle anderen schlafen gingen, blieben Dylan und ich auf, um zu reden. Es wurde kälter und kälter, und wir legten ständig Holz auf das Feuer, bis wir kein Holz mehr hatten. Es war so kalt, dass ich wusste, ich würde niemals einschlafen können. Da hat Dylan mich in sein Zelt eingeladen. Wir hatten beide so viele Kleiderschichten an, dass die Sache völlig harmlos war. Wir wollten uns bloß wärmen. Aber als Mr. und Mrs. Healy am nächsten Morgen aufstanden und uns entdeckten, kriegten sie Zustände. Man hätte meinen können, wir hätten ein Verbrechen begangen. Wir haben versucht ihnen zu erklären, dass nichts passiert sei, aber sie glaubten uns nicht.