Kometen-Al rm
S. J. King
Ein Fall für die
ForscherKids
INHALT
1 Sterngucker
2 Gefahr voraus
3 Was passiert hier?
4 Ein kleiner Schritt ...
5 Schwerkraftschleuder
6 Wettlauf gegen die Zeit
7 Verloren im All
8 Jupiters Feuerwerk
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100
ROSHNIS NOTIZEN
Das Sonnensystem
Jupiter
Die Galileo-Mission
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118
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Quiz
Begriffe
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124
Roshni befestigte aufgeregt ihr Teleskop an
seinem Ständer. „Ich hoffe wirklich, dass ich ihn
heute Nacht sehe“, murmelte sie vor sich hin.
Sie stand am Ufer des Pangong-Sees in
Indien. Das Wasser wirkte fast so ruhig und
still wie die Oberfläche des Monds.
Roshnis
Eltern
unterhielten
4
sich
leise
am Lagerfeuer. Die riesigen Gipfel des
Kapitel 1
STERNGUCKER
Himalaja-Gebirges ragten in der Ferne
auf, ihre Umrisse verdeckten einen Teil des
Himmels. Über ihnen leuchteten unzählige
Sterne wie Glitzerstaub.
Es war kühl, aber das störte Roshni nicht.
Auch die Dunkelheit machte ihr keine Angst.
Sie liebte die Nacht. Je dunkler, desto besser.
In der Stadt waren die Sterne wegen der
Straßenlaternen nur schlecht zu erkennen,
aber hier draußen, weit entfernt von Sied-
lungen, erstrahlten sie im hellsten Licht. Der
perfekte Ort für Sterngucker, dachte Roshni.
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Sie stellte ihr Teleskop richtig ein und
spähte durch das Objektiv. Es war kein Spiel-
zeug, sondern ein echtes wissenschaftliches
Instrument und beinahe einen Meter lang.
Roshni war sehr stolz darauf. Auf das Rohr
hatte sie ihren Lieblingsspruch geschrieben:
Die Nacht verbirgt die Welt, doch sie enthüllt
das Universum.
Sorgfältig richtete sie das Teleskop aus
und fand einen hell leuchtenden Planeten in
der Dunkelheit.
„Ich seh dich, Jupiter!“, flüsterte sie.
„Hallo, Großer.“
Es war Juni, die Zeit im Jahr, in der
Jupiter auf seiner Umlaufbahn der Erde am
nächsten war. Roshni hatte Jupiter schon
zuvor gesehen, aber noch nie so klar. Jetzt
erkannte sie sogar seine farbigen Streifen.
Was Roshni unbedingt sehen wollte, war
der gigantische Sturm auf Jupiters Ober-
fläche, der Großer Roter Fleck genannt
wurde. Sie stellte sich ihn wie das Auge eines
zornigen Riesen vor. Aber sie konnte nicht
näher heranzoomen.
Sie seufzte. Ihr geliebtes Teleskop
war einfach nicht stark genug.
Dann fiel ihr ein: „Mein neues
Objektiv!“
Roshni hatte es von ihren
Eltern geschenkt bekommen.
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Würde dieses Objektiv Jupiter
so vergrößern, dass sie den Gro-
ßen Roten Fleck erkennen konnte?
Sie rannte zu ihrem kleinen Zelt, um es
zu holen. Wie angewurzelt blieb sie stehen.
Auf dem Zelt leuchtete das Symbol eines
Kompasses auf.
Roshni kannte diesen Kompass gut.
An ihrer Jacke trug sie ein Abzeichen mit
exakt derselben Form – dem Zeichen der
Forscher-Kids!
Lächelnd schlüpfte Roshni ins Zelt, wo
grelles Licht sie umfing. Wind
pfiff durch ihre Haare und ließ
ihre Jacke flattern. Sie hatte das
Gefühl, wie ein Komet über den
Himmel zu rasen.
Dann verblasste das Licht
und Roshni schaute sich um.
8
N
W
O
S
Sie stand zwischen den vertrauten schwar-
zen Steinmauern der geheimen Forscher-
zentrale. Sie glänzten wie Spiegel. Die
darin
eingebauten
Computerbild schirme
flackerten.
„Roshni hier!“, rief sie.
Die einzige andere Person im Raum war
Tamiko, die ein paar Fossilien in einer Vit-
rine sortierte. „Hi“, sagte sie und winkte ihr
zu. Trotz unterschiedlicher Muttersprachen
verstanden sie einander dank der Magie
der Forscherzentrale.
Roshni winkte zurück.
„Dinoknochen?“
„Ja, hab ich selbst
ausgegraben“, sagte
Tamiko stolz. Sie war
die Dinosaurier-Exper-
tin der ForscherKids.
Roshni war ganz hibbelig, dass sie wie-
der hier war. Sie ließ sich auf das riesige
Kuschelsofa fallen und wartete auf die
anderen.
An der gewölbten Decke über ihr prangte
eine Abbildung der Milchstraße. Auf den
Boden war eine riesige Weltkarte gemalt.
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Da! Endlich eilten die anderen Kinder durch
den leuchtenden Türrahmen herein. Auf der
Karte blitzten winzige Lichter in den Ländern
auf, aus denen sie gerade kamen.
„Connor hier!“ Connor winkte Roshni und
Tamiko zu. Er war der Meeresforscher und
wusste alles über Ozeane.
Lea, die Biologie-Expertin, folgte ihm. Sie
beschäftigte sich mit Pflanzen und Tieren.
Ihr folgte Olli, der die grüne Kleidung
trug, in der er stets den Regenwald
erforschte. „Was ist unsere Mission?“,
fragte er.
„Die Forscherzentrale hat
es uns noch nicht gesagt“,
erwiderte Roshni.
„Kiki hier!“ Ein Mädchen
sauste auf einem Elektro-
Skateboard durch die Tür.
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Kiki war Technikerin und
hatte sich das Skateboard
selbst gebaut.
Cheng, der Geologie-
Experte, rannte als Nächstes
herein. Er trug ein T-Shirt, auf dem bunte
Steine abgebildet waren. Gustavo, der
Experte für Geschichte, war ihm dicht auf
den Fersen, und die Tür schloss sich.
Die Forscher-Kids stellten sich im Kreis um
die Weltkarte herum auf. Gleich würde ihnen
die Forscherzentrale ihre Mission zeigen.
Gleich war es so weit …
„Es passiert nichts“, sagte Gustavo. „Ist
die Zentrale etwa kaputt?“
„Auf keinen Fall“, sagte Kiki streng.
„Ah, deshalb!“ Cheng lachte auf und
zeigte nach oben. „Wir müssen nur an der
richtigen Stelle suchen.“
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Alle schauten zur Milchstraße hinauf, die
an der Decke leuchtete. Roshni platzte fast
vor Aufregung. Es ging um eine Weltraum-
Mission – und sie war die Weltraum-Expertin!
Zwischen den Sternen öffnete sich ein
Fenster, in dem ein Bild erschien. Es zeigte
einen metallisch glänzenden Gegenstand
mit einer großen Satellitenschüssel. Das
Objekt zog langsam durch die Dunkelheit.
„Das ist eine Raumsonde!“, sagte Roshni.
„Eine was?“ Lea runzelte die Stirn.
„Eine Art unbemanntes Raumschiff. Es
wird von der Erde aus gesteuert“, erklärte
Roshni. „Wissenschaftler
schicken Sonden in den
Weltraum, um Dinge her-
auszufinden. Auf dieser
hier muss es ein Problem
geben!“
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Jetzt, da sie wussten, was die Mission war,
blieb nur noch eine Frage: Wer würde dafür
ausgewählt werden? Ich hoffe, ich bin dabei,
dachte Roshni. Die Spannung stieg. Die For-
scher-Kids wussten, dass nur zwei von ihnen
gewählt werden würden.
Roshnis Kompass leuchtete auf.
„Ja!“, jubelte sie. „Weltraum, ich komme!“
Alle lachten.