D ZeitAgenten
Chaos in Olympia
ie
S. J. King
Inhalt
Kapitel 1: Zeit für Abenteuer
Kapitel 2: Musikalisches
Durcheinander
Kapitel 3: Das Duell
Kapitel 4: So ein Gestank
Kapitel 5: Wagenrennen
Kapitel 6: Fang Mora!
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72
Kapitel 7: Wo ist der Siegerkranz? 86
Kapitel 8: Der Sieg
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Rosas Zeitreise-Tagebuch
Die Wettkämpfe der Antike
Athen gegen Sparta
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Zeit für Abenteuer
Kapitel 1
Die heiße mexikanische Sonne war der
Menschenmenge egal, denn es fand
das Fußball-Endspiel statt. Johlend
und klatschend zählten die Zuschauer
mit der Uhr die letzten Spielsekunden
herunter. Es stand 2:2 und der Ball war
im Mittelfeld.
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„Komm schon“, feuerte Rosa sich
selbst an. „Noch können wir gewinnen!“
Sie wich dem Mädchen aus, das sie
deckte, und hob einen Arm – sie war
anspielbar und nicht im Abseits. Ihre
Mitspielerin flankte den Ball quer über
den Torraum, genau auf Rosas Beine.
Da blieb der Ball mitten in der Luft
stehen und die Spielerinnen erstarrten
wie zu Standbildern. Die Zuschauer-
menge verstummte, ihre Fahnen hielten
mitten in der Bewegung inne.
Kein Vogelzwitschern war mehr zu
hören, kein Verkehrslärm in der Ferne.
Es war mucksmäuschenstill.
Rosa brachte das nicht aus der Fassung.
Nein, sie freute sich eher. Sie gehörte
nämlich zu einem Geheimclub, den Zeit-
Agenten. Sie reisten in die Vergangenheit
und stellten die Geschichte wieder richtig,
wenn sie auf Abwege geraten war. Das
war nötig, weil der Bösewicht Mora quer
durch die Jahrhunderte Chaos stiftete …
Die Zeiger von Rosas Agentenuhr
drehten sich rückwärts! Sie wurde
in die Zeitkapsel gerufen, das
Hauptquartier der Zeit-Agenten.
Bestimmt hat Mora wieder einmal
in der Geschichte herumgepfuscht,
dachte sie.
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Rosa klappte das Ziffernblatt hoch
und drückte den größten Knopf auf dem
Bildschirm darunter. Ihr blieb die Luft
weg, als ihre Füße in einem bunten
Farbwirbel vom Boden abhoben. Das
Spielfeld, das Stadion, einfach alles
versank in strahlend weißem Licht …
Dann berührten Rosas Fußballschuhe
wieder Boden und das weiße Licht er-
losch. Sie fand sich inmitten von Regalen
wieder, auf denen sich uralte Ausstellungs-
stücke drängten: eine Prinzenkrone
aus dem 14. Jahrhundert zum Beispiel.
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Oder eine Papyrusrolle aus dem alten
Ägypten und ein goldener Anhänger, der
ein Stück Papier enthielt, das man nicht
auf falten konnte, so empfindlich war es.
Sie war in der Zeitkapsel!
„Rosa hier!“, rief sie.
Ein leises Knarzen antwortete. Sie
sah zur großen Kuckucksuhr an der
Wand. Ein rotes Türchen öffnete
sich und ein Vogel blickte heraus.
„Kuckuck!“, pfiff der Vogel.
„Hallo, Tempo“, erwiderte Rosa.
„Bin ich die Erste?“
„Kuckuck!“ Der Vogel nickte.
In einem weißen Lichtblitz erschien
ein dunkelhaariges Mädchen. „Jasmin
hier!“ Jasmin begeisterte sich für alles,
was mit Technik zu tun hatte.
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Blitz!
„Paul hier!“ Der Zeit-Agent steckte ein
Gitarrenplättchen in seine Hosentasche.
Dann traf Sarah ein. An ihrer Hals-
kette hing ein silberner Stift mit einem
blauen Edelstein am Ende, der aussah
wie ein Tropfen Tinte. „Ich habe gerade
ein Gedicht geschrieben“, sagte sie.
Als Nächstes kam Hannah an, mit
einem Pinsel und einem roten Farb-
klecks auf der Nase. Und nach ihr
Alex mit dem Duft nach frischem
Brot, die Hände voller Mehl. Er
backte einfach liebend gern!
Lucas und Min-Jun trafen zusammen
ein. Lucas’ schwarze Jacke war auf dem
Rücken mit Sternen besetzt. Auch auf
seinem Gürtel funkelten helle Sterne.
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Er drehte sich um sich selbst. „Gefällt
euch meine neueste Kreation?“, fragte er.
„Die Jacke will ich haben!“, rief Paul.
„Und schaut mal, was Min-Jun gebaut
hat! Äh, was ist das eigentlich, Min-Jun?“
„Ein Gepäckwagen für meinen
Modellf lughafen“, erklärte er. Fragend
blickte er zu Rosa in ihrem Fußballtrikot.
„Wie läuft das Spiel?“
„Großartig“, strahlte Rosa. „Wir haben
noch ein paar Sekunden bis zum Abpfiff.“
Solange die Zeit-Agenten auf einer
Mission waren, stand die Zeit still. Rosa
wusste also, dass sie zum Spielende
zurück sein würde. Jetzt war sie aber erst
einmal gespannt, was in der Vergangen-
heit schiefging und wem von ihnen ein
Abenteuer bevorstand.
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Die Zeit-Agenten scharten sich um
einen leeren Schaukasten. Jetzt breitete
sich eine weiße Lichtkugel darin aus, die
in lauter weiße Funken zerstob. Als die
Funken verloschen, kam ein winziges
rot-schwarzes Fläschchen mit einem
Korken auf dem Hals zum Vorschein. Es
hatte einen langen, engen Hals und einen
geschwungenen Henkel. Auf einer Seite
war es mit laufenden Gestalten bemalt
und auf der anderen Seite mit Ringern.
„Sieht aus, als ob diese Bilder eine
Geschichte erzählen“, sagte Sarah.
„Irgendetwas mit Sport.“
Alex öffnete die Vitrine und nahm das
Fläschchen heraus. Er hob den Korken ab
und schnupperte. „Olivenöl“, stellte er fest.
„Die Malerei sieht antik aus“, meinte
Hannah versonnen. „Ich denke, dieses
Objekt ist ein altgriechisches Salbgefäß.“
Rosa nickte. „Das kann sein! Ich habe
mal gelesen, dass die Athleten damals vor
dem Sport ihre Körper ein ölten. Danach
kratzten sie das Öl ab, und Schmutz und
Schweiß gingen gleich mit ab.“
„Wahrscheinlich macht Mora grade
im antiken Griechenland Probleme“,
sagte Min-Jun. Seine Augen blitzten.
„Und wer reist heute in der Zeit zurück?“
Tempo legte den Kopf schief, als würde
sie nachdenken. Sie flog durch den Raum
und landete auf Rosas Kopf. „Kuckuck!“
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Rosa erschrak. „Ich!“ Ihr Herz klopfte
und die Knie wurden ihr weich.
„Du Glückliche!“, freute sich Min-Jun.
„Vergiss nicht: Wir sind da, wenn du
Hilfe brauchst.“
Tempo kreiste durch den Raum, dann
landete sie flatternd auf Pauls Schulter.
„Hurra! Ich komme mit!“ Grinsend
klatschte Paul Rosa ab. „Das antike
Griechenland wird ganz schön anders
sein als Nigeria.“
„Und als Mexiko!“ Rosa nahm
Alex das Fläschchen ab. „Bestimmt
brauchen wir das, um mit Mora fertig-
zuwerden“, sagte sie und steckte es in
ihre Hosentasche. „Obwohl ich mir
nicht vorstellen kann, was Oliven öl
uns bringen soll …“
Sie stellte sich neben Paul. Tempo
begann, ihre Köpfe zu umkreisen.
„Kuckuck!“ Tempo flog immer
schneller, bis man sie gar nicht mehr
richtig erkennen konnte.
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