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Wolfgang Kerbes Lyrik ist geprägt von Einflüssen des Zen, wie von katholischen Heiligenlegenden, von Walt Whitman, wie von modernem Poetry-Slam. Sie erzählt manche Geschichten und verhüllt andere in absichtlichem Obskurantismus.
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Seitenzahl: 55
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Achatius Klimax
Albertus Magnus
Allerheiligen
Alte Muster
An die namenlosen Heiligen
Anakletus I
Bruno
Buckelpiste
Christophorus
Daniel Comboni
Déjà vu
Déjà vu 2 (Goldberg Variationen)
Der Abschied
Der alte Wolf
Der Bauernbergpark Mann
Der Brunnen
Der Drachentöter
Der Golem
Der Goschpoidl
Der grüne Bogenschütze
Der Mondsee
Der Podagrist
Der Reisende
Der Schein
Der Schlaf
Der Schwammerlsucher
Der Wurm
Der Zerrissene
Der Zyklus
Desanthropomorphisierungskonzept
Die Hochzeit
Die Reise ins ICH
Die Zauberkönigin
Die Zeit
Dreizeiler
Emmeram von Regensburg
Epiphanius von Pisa
Fliegen II
Fursa
Genoveva Torres Morales
Geburtstag
Gedankenstrom
Georg von Kappadokien
Hemma von Gurk
Hieronymus
Ignazio de Santhià
Im Sumpf
Irenäus von Lyon
Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás
Klemens Maria Hofbauer
Liebesgedicht (für Gabi)
Mind over matter?
Monolog des Uriel am Tag vor dem jüngsten Gericht
Müdigkeit
Ode an den Winter (in Zeiten der Klimaerwärmung)
One sweet day
Ornamentbrunzen
Reimfrei
Sackgasse
Schnitzelwirt
Schutzimpfung
Schwachsinn
Schwanengesang
Sprichwörtliches
Unterwäschenpoesie
Urszula Ledóchowska
Weihnachtszeit
Wiederkehr
Zwielicht
Die Jakobsleiter rauf und runter
ja rauf das kennen wir doch!
Wo geht’s hier in den Keller?
zum Moloch, diesem alten Zündler
den wollen wir doch auch besuchen,
ihm beim Feuer machen helfen
doch nett ist es da unten nur
wenn man auch wieder gehen kann.
Drum bin ich Zeit meines Lebens
am Monte Latrum rumgesessen
und habe Leitern aufgestellt.
Leitern zu machen ist nicht schwer.
Sie dem Richtigen zu geben schon.
Keiner weiß ob er rauf oder runter will
wie lang sie sein soll
aus welchem Material
Die Standardeinheitsottonormalleitern
habe ich schnell unter dem Berg Latrum vergraben.
Dann war ich lang allein,
allein die Leitern zu erproben
und abzumagern.
Denn dünn steigt sich’s leichter
vor allem rauf.
Die Leitern zum Paradies
und all den andern Orten
darf ich betreuen,
bis ich genauso vergessen werde,
Doch eine Leiter habe ich dann noch,
eine Schweizer Taschenleiter.
Die werfe ich dann in die Luft
und so, wie ich es den anderen verboten habe,
steige ich auf ihr am Ende:
Irgendwohin
Kreuzzugspredigender Naturwissenschaftler
in jedem Positivismusstreit würde ich obsiegen
jeder Neokonservative muss ein Bild von mir
unter seinem Kopfkissen liegen haben
Oder ein Zauberer
nur weil ich weiß dass Äpfel selten
aus eigenem Antrieb oder ohne äußere Kraft
nach oben fliegen
schon gar nicht die, die man sich im Paradiese überreicht.
Was bin ich nur?
Wer bin ich nur?
Meinen Schüler habt ihr höher gehoben als mich
obwohl ich auch den Aristoteles gelesen,
nein, ihn sogar verstanden habe.
Und in Regensburg hat es mich auch nicht
so lange gehalten wie meine Kollegen
den Wolfgang und den Emmeram
ja zaubern kann ich schon ein bisschen
das verrate ich im Geheimen
als Kreuzzugspredigender Schutzpatron
der Naturwissenschaftler
Allerheiligen, Allerseelen
dem Mut, dem Trost, dem Heil gewidmet
Heilig, dreifach sogar
an düsteren Novembertagen
an Grabstätten vorbei
durch gelbe, weiße, rosa Blumen
wandeln viele
doch nicht alle
Allerheiligen müde Seelen
die Blätter fallen von den Bäumen
bedecken das Gras zwischen den Gräbern
aller Heiligen und aller Seelen
die nicht mehr unter uns sind
und trotzdem da
niemals verloschen
in Mut, Trost und Heil
ein Sonnenaufgang im Nebel
feine Tropfen umschweben mein Gesicht
heller wird es außen
und wärmer innen drinnen
zwischen den Gräbern, auf dem Laub
das von den Bäumen gefallen ist
zwischen den Blumen hindurch
rosa, weiß und gelb
lasst uns ein Fest feiern
zum Gedenken an alle Heiligen
alle Seelen
und lasst uns stark sein
dass all ihre Präsenz uns nicht übermannt
über dem Laub
sondern uns Trost gibt und Mut und Heil
Alle Heiligen, Allerseelen
mitunter bedrückt es mich
dass viele nicht mehr da sind
doch sehe ich die Blätter, die Blumen
den Nebel, das Licht
ich spüre sie, die Millionen
ganz nah bei mir
und doch nicht bedrohlich
eher beschützend
und sie spenden Mut, Trost und Heil
Ich gehe nach Hause
und alle Seelen aller Heiligen
kommen mit mir
und bleiben doch auch dort
wo sie noch hingehören.
Alte Muster niederzuschreiben, nachdem sie aufgebrochen sind
alte Lieder zu singen, bevor du sie vergessen hast
noch ältere Lieder zu hören, bevor sie überhaupt vergessen sind.
Die richtige Zeit zu erkennen um die rechten Dinge zu tun
nicht im Alkohol zu versinken, wenn niemand mit dir teilt
nicht mehr zu reden, als Meister Ryokan empfiehlt
das Selbst zu finden indem du es vergisst
die Künste zu achten, so niedrig sie auch scheinen mögen
den Tropfen Wasser ins Meer zurück zu werfen
hier zu sein, im Hier und Jetzt
die alten Muster zu beherrschen, nachdem man sie erkannt hat
und sie zu erkennen, nachdem man sie in ihrer Alltäglichkeit
entlarvt hat
Öfter im Buch der Weisheit zu lesen, als diese zu verkünden
da zu sein, wenn der Freund dich braucht
die alten Muster nicht zu verehren, sondern sie abzulegen
Es gibt wohl das Grab des unbekannten Soldaten
den Friedhof der Namenlosen
aber wo gedenke ich eurer?
Die Kirche der namenlosen Heiligen,
gibt es sie denn?
unwissend, wie ich bin,
habe ich sie noch nicht mit Google gesucht
noch nicht in der Bibliothek nach ihnen geforscht
noch keine Datenbank befragt
noch nicht einmal einen Freund
und doch gibt es sie
die spurlos Verschwundenen
die Märtyrer ohne Andenken
die unbekannten Verkünder des Glaubens.
Oder sind sie nicht allgegenwärtig
da draußen, auf der Straße
in der Kälte, in irgendeinem Krieg
in irgendeiner Katastrophe
einer Hungersnot, einem Orkan.
Kann man nicht ohnehin von ihnen erfahren,
wenn man zwischen den Zeilen lesen kann,
wenn man in die Sprünge und Risse schaut
und Gänseblümchen so liebt, wie Orchideen,
Zecken wie Wale dem Naturschutz unterwirft
die Farben sieht, jenseits von schwarz und weiß
ich aber werde nun täglich zu ihnen beten
ich werde auch täglich für sie beten
damit sie hervorkommen können
aus dem Schatten, dem Zwielicht, der Dunkelheit,
dass sie erkannt werden
geschätzt, geliebt, verehrt
so wie die anderen im Heiligenlexikon.
Und schließlich wird auch jemand anderer
eine Kerze für sie anzünden
und noch eine,
bis dass ein Feuerschein ihre Geschichte erzählt
und sich bedankt
für all ihre Taten.
Ein unbekannter Soldat der doch einen Namen trägt
ein Namenloser der doch einen Namen trägt
zu hohen Ehren gelangt
und doch vergessen
ein Meister, ein Kämpfer, ein Verfolgter?