Ein Mr Grey mit Pelz - Nicki P. Cook - E-Book

Ein Mr Grey mit Pelz E-Book

Nicki P. Cook

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Beschreibung

Träume nicht von Dingen, die für dich unerreichbar sind. Wünsche dir nicht etwas, was deine Seele zerstört. Lebe dein Leben so, dass dein Körper mit dir im Einklang ist. Dann wirst auch du das Glück finden! Für die siebenundzwanzigjährige Buchhändlerin Emma sind die Weihnachtstage seit jeher Tage wie alle anderen. Ihr graute es auch in diesem Jahr vor den Feiertagen. Einsam zuhause auf dem Sofa liegen und einen Liebesroman nach dem anderen zu lesen. Davon zu träumen, aus dem Alltag auszubrechen und endlich den Richtigen fürs Leben zu finden. Vielleicht sogar einen geheimnisvollen Mr Grey, der ihr die andere Seite zeigt. An Heiligabend gibt sie dem rätselhaften Schriftsteller Nikita von Hohenberg mal wieder einen Korb. Kurz darauf fährt sie auf dem Nachhauseweg einen grauen Wolfshund an und es beginnt etwas, was ihr ganzes Leben in kurzer Zeit durcheinanderwirbelt.

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Seitenzahl: 200

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Inhalt

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Autorenbiografie

Nicki P. Cook
Ein Mr Grey mit PelzEmma und Nikita
© Edition: Wilde Wölfe 2016
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. ISBN: 978-3-943406-79-5 Print ISBN: 978-3-943406-10-8 EPUB Copyright (2016) Nicki P. Cook Coverillustration: © 2016 Joachim Lindner Edition Wilde Wölfe Wölfchen Verlag Radebergstraße 22 28857 Syke Hergestellt in Syke, Germany (EU) www.wilde-woelfe.de www.woelfchen-verlag.de

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

diese Romanreihe richtet sich ausschließlich an ein volljähriges Publikum ab 18. Die Reihe enthält heiße Sex- und Liebesgeschichten, aber auch brutale und blutige Kampfsituationen.

Die Werwölfe in dieser Geschichte können sich in drei Gestalten begeben. Wolf, Werwolf und Mensch. Es werden KEINE sexuellen Handlungen zwischen der Gestalt des Wolfes und Menschen beschrieben, um hier nicht gegen Paragraph § 175b Strafgesetzbuch (StGB) zu verstoßen.

Träume nicht von Dingen, die für dich unerreichbar sind.

Wünsche dir nicht etwas, was deine Seele zerstört.

Lebe dein Leben so, dass dein Körper mit dir im Einklang ist.

Dann wirst auch du das Glück finden!

Kapitel 1

Die arbeitsreichen Tage der letzten Wochen steckten in Emmas Knochen. Auch wenn das Weihnachtsgeschäft wichtig für ihre kleine Buchhandlung war, so hasste sie diese Tage. Wobei nicht wirklich die Vorweihnachtszeit, sondern vielmehr die Feiertage selbst, die sie Jahr für Jahr allein mit ihren Büchern verbrachte.

Mit einem müden Lächeln verpackte sie die Bücher der letzten Kundin. Nachdem diese eingepackt waren, übergab sie die Päckchen. »Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage, Frau Stehmeier.«

»Das wünsche ich Ihnen auch, erholen Sie sich gut und bleiben Sie gesund. Unser Ort braucht Sie und Ihre kleine Buchhandlung.« Mit raschen Schritten bewegte sich die Dame zur Ladentür und verließ das Geschäft.

Emma war ihr gefolgt und verschloss die Eingangstür hinter ihr. Wieder am Tresen, machte sie die Tagesabrechnung. Nachdem sie damit endlich fertig war, zauberte das Ergebnis ihr doch noch ein sanftes Lächeln auf die Lippen. Seit der Übernahme der Buchhandlung rechnete sie jedes Jahr damit, schließen zu müssen. Doch die Kunden blieben ihr eigenartigerweise treu.

Gerne erinnerte sie sich daran, wie man ihr das Angebot zur Übernahme gemacht hatte. Die Werbegemeinschaft der Kleinstadt gab ihr sogar einen zinsfreien Kredit. Bereut hatte sie niemals den Schritt in die Selbstständigkeit und ihrem alten Arbeitgeber Thalia den Rücken zu kehren. Seitdem machte ihr der Beruf auch wieder Spaß. Literatur abseits der Massenmedien den Kunden zu empfehlen, das wollte sie schon immer.

Die Tageseinnahmen verstaute sie in einem kleinen Tresor und verschloss ihn. »Feierabend! Jetzt nur noch aufräumen und etwas Lesestoff für die Feiertage einpacken. Dann ab in die Trainingshalle zum Kampfsporttraining.«

Zurück im Laden, räumte sie zuerst auf und fegte die Gänge sauber. Danach stöberte sie in dem neuen Regal, das sie speziell mit Selfpublisher-Autoren ausgestattet hatte. Bei der Kundschaft kam dieses besonders gut an. Sicherlich waren es keine perfekten Titel, aber wohl gerade deswegen liebten ihre Kunden die Romane, die sie dort anbot.

Einen Titel hatte sie schon herausgefischt, In 50 Tagen zur Mrs Grey, und wollte soeben ein weiteres Buch aus dem Regal ziehen, als es plötzlich wild an der Ladentür klopfte. Anfangs ignorierte sie es, doch das Klopfen wurde intensiver. Anscheinend hatte da draußen einer ein Problem. Mit dem ausgewählten Buch in der Hand lief sie zur Eingangstür. Vor dieser stand ein Mann, dessen Nase an der Scheibe klebte. Wild winkte er und wollte wohl hereingelassen werden. Emma deutete nur auf das Geschlossen-Schild. Daraufhin setzte er einen flehenden Blick auf und faltete die Hände, um der Bitte Nachdruck zu verleihen.

»Was soll’s, heute ist Heiligabend, er hat sicherlich ein passendes Geschenk für seine Freundin vergessen«, dachte sie und schloss die Ladentür wieder auf.

Beim Hereinkommen bedankte er sich herzlich. »Vielen Dank Emma, du glaubst gar nicht, wie du mir die Feiertage rettest. Nichts ist schlimmer, als diese grässlichen Tage ohne ein paar gute Bücher zu verbringen.«

»Herr von Hohenberg? Was haben Sie mit ihren langen Haaren gemacht?« Ungläubig schaute sie ihren Stammkunden an.

Lachend erwiderte er: »Wie du weißt, schreibe ich meine Romane gerne bei Kerzenschein … na ja, vorgestern bin ich gestolpert und habe dabei einen großen Kerzenständer umgerissen. Ein Teil der Haare fing Feuer. Zum Glück keine Verbrennungen auf der Haut. Nicht so schlimm, in ein paar Tagen sind sie wieder wie früher.«

Verwirrt schaute sie ihren Kunden an. Dieser lächelte aber nur. Sein Lächeln und der Blick, den er ihr widmete, hatte etwas Gefühlvolles und Warmes. Emma wurde heiß und kalt, während sie ihm tief in die Augen sah. Ihr Herz schlug unregelmäßig wie das eines Teenagers, das sich zum ersten Mal verliebte und nicht wusste, was es fühlen sollte.

Quer über dem rechten Auge entdeckte sie eine verheilte Narbe, die ihr zuvor noch nie an ihrem Kunden aufgefallen war. Umso länger sie ihn anschaute, desto deutlicher hob diese sich ab und schien rötlicher zu werden. Langsam hob Emma den linken Arm, sie fühlte das Verlangen, ihm über die Narbe zu streichen.

Doch plötzlich kam sie wieder zu sich selbst. »Was mach ich hier, zum Teufel?«

Ihr war die aufgekommene Situation zutiefst peinlich. Verlegen und beschämt wandte sie sich ab. Dabei versuchte sie, wieder Herr über die Lage zu werden. Mit leicht krächzender und zitternder Stimme fragte sie: »Was für Romane suchen Sie denn für die Feiertage, Herr von Hohenberg?«

»Liebe Emma, warum denn immer so förmlich? Nenn mich doch endlich beim Vornamen, Nikita.« Ohne auf ihre Frage einzugehen, wandte er sich den Regalen mit den Liebesromanen zu. Sogleich nahm er sich das Erste heraus:

Grey.

Das erstaunte Emma. »Sind sie sich sicher?«

Nickend erwiderte er: »Natürlich. Du weißt doch, ich lese und schreibe nach meinem Gemütszustand. Hast du auch die Romane von Emily Bold da?«

»Leider alle ausverkauft.«

»Wirklich schade. Was hast du denn da für einen Titel? Das Buchcover sieht interessant aus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er ihr das Buch aus der Hand. Dabei strich er sanft mit seinen Fingern über ihre Handfläche.

Emma zuckte leicht zusammen. Diese Berührung hinterließ bei ihr ein Kribbeln auf der Haut. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, in der Hoffnung, dass er sie wieder anfassen würde. Doch besann sie sich schnell. »Was mach ich hier?«

Mit raschen Schritten ging sie zum Tresen, um letztendlich festzustellen, dass sie die Kasse bereits weggesperrt hatte. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sie nach den Feiertagen die Bücher bezahlen? Ich bin schon mit der Tagesabrechnung durch.«

»Kein Problem, so habe ich einen Grund mehr wiederzukommen.« Er zwinkerte ihr zu und steckte die Bücher in einen sehr kleinen schwarzen Rucksack. Danach wandte er sich der Tür zu.

Emma begleitete ihn, um hinter ihm abzuschließen. Während er den Laden verließ, steckte sie bereits den Schlüssel ins Schloss.

Bevor sie die Ladentür absperren konnte, wandte er sich noch einmal um. »Darf ich dich am zweiten Weihnachtstag zum Essen einladen?«

Bei der Frage überschlug sich Emmas Herz. Doch anstatt auf ihr Herz zu hören und diesem zu vertrauen, hörte sie sich selbst antworten: »Tut mir leid, ich habe schon etwas anderes vor.«

Skeptisch betrachtete er sie eine Weile, um dann zu erwidern: »Da kann man nichts machen, ich wünsche dir, liebe Emma, erholsame Feiertage.«

»Das wünsche ich Ihnen auch, Herr von Hohenberg.« Sie schloss die Tür wieder ab und beobachtete, wie er in der Dunkelheit verschwand. »Ich bin so eine blöde Kuh! Da lädt mich mal ein gut aussehender Mann zum Essen ein, der auch noch belesen ist, und ich gebe ihm einen Korb.«

Wütend über sich selbst, schnappte sich Emma ein paar Liebesromane aus den Regalen und steckte diese in die Handtasche. Nachdem sie den Laden abgeschlossen hatte, stieg sie in ihr Auto. »Selbst schuld, wieder ein Weihnachtsfest in Einsamkeit!«

Kapitel 2

Der Ärger über sich selbst und das eigene Verhalten, wollte einfach nicht weichen. Die Einladung zum Essen war im Grunde die sehnlichst erwünschte Veränderung in ihrem Leben gewesen.

»Voll vergeigt! Was soll’s, ich habe ja genug Bücher. Vor Langeweile werde ich schon keinesfalls sterben.« Sie drehte den Zündschlüssel um und ihr kleiner treuer Fiat Panda sprang sofort an. Ohne in den Rückspiegel zu schauen, setzte sie den Wagen rückwärts aus der Einfahrt heraus. Kaum dass die Hinterräder die Bordsteinkante herunter waren, gab es einen heftigen Schlag gegen das Heck des Fahrzeugs. Augenblicklich trat sie voll auf die Bremse. »Scheiße, ich habe einen angefahren!« Der Schreck saß Emma in den Knochen. Unverzüglich stieg sie zitternd und mit wackligen Knien aus, um nachzuschauen und notfalls zu helfen. Mitten auf der Straße, halb unter ihrem Auto, entdeckte sie einen großen grauen Hund. Er blutete aus dem Maul und das linke Vorderbein schien leicht verdreht zu sein. Neben dem Hund lagen zwei Bücher. Grey und In 50 Tagen zur Mrs Grey.

Ohne zu zögern, kniete sich Emma zu dem Tier auf die Straße und strich ihm sanft über das Fell. Dabei entdeckte sie, dass man dem Hund einen kleinen schwarzen Rucksack auf den Rücken geschnallt hatte.

Tränen liefen an ihren Wangen herunter. »Oh nein! Ich habe den Begleiter von Herrn von Hohenberg totgefahren. Das wird er mir niemals verzeihen!« Sofort untersuchte sie den Hund genauer. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie feststellte, dass das Herz des Tieres noch schlug. Panisch schaute sie sich um, sah jedoch niemanden, der ihr helfen konnte, den Hund in ihren Wagen zu legen. »Ich muss ihn zu Lisa bringen. Ich hoffe, sie ist in ihrer Praxis. Vielleicht kann sie ihn retten.«

Rasch stopfte sie die Bücher in den kleinen Rucksack. Danach hob sie mühselig das verletzte Tier hoch und legte es sehr vorsichtig auf die Rückbank ihres Autos. Hierfür benötigte sie eine ganze Weile, da der Hund einfach zu groß und schwer war. Kaum dass das Tier im Wagen lag, rannte sie um das Auto herum und stieg ein. Völlig kopflos fuhr sie mit durchdrehenden Reifen los. Sie holte alles aus dem Fiat Panda heraus, was möglich war. Dabei hoffte sie, dass sie nicht geblitzt wurde. Mit fast achtzig in der Dreißigerzone wäre sie ihren Führerschein los. Auf der Hauptstraße fuhr sie auch nicht besser. Wild hupend überfuhr sie eine rote Ampel nach der anderen. Emmas Glück war, dass die meisten Menschen schon zu Hause waren, wo sie ihren Tannenbaum schmückten und das Festtagsessen vorbereiteten. Während der ganzen Fahrt zu ihrer besten Freundin schaute sie immer wieder in den Rückspiegel, ob sich der Hund bewegte. Doch dieser rührte sich nicht.

Beim Hineinfahren in die Einfahrt sah Emma, dass in der Praxis ihrer Freundin noch Licht brannte. Wie eine Irre hupte sie, bevor sie ausstieg.

Kaum dass sie ausgestiegen war, kam ihre Freundin auch schon aus der Praxis gerannt. »Mensch Emma, warum hupst du wie eine Bekloppte?«

»Ich … ich habe einen Hund angefahren. Ich glaube, er gehört Herrn von Hohenberg«, erwiderte Emma schluchzend.

»Dem Schriftsteller? Ich wusste gar nicht, dass er einen Hund hat.« Ihre Freundin Lisa rannte noch mal kurz in die Praxis und kam mit einer rollbaren Trage wieder heraus.

Gemeinsam hoben sie das Tier aus dem Wagen und legten es auf die Rolltrage. Dabei stellten sie fest, dass der Hund sich etwas auf der Rückbank des Autos übergeben hatte. Lisa verlor keine Zeit und schob das Tier in die Tierarztpraxis.

Nachdem Emma das Erbrochene weggemacht und den Wagen abgeschlossen hatte, folgte sie ihrer Freundin. Diese war gerade dabei, den Hund für das Röntgen vorzubereiten.

»Erfühlen konnte ich nichts, aber ich will auf Nummer sicher gehen«, erklärte sie Emma, nachdem sie die Tür zum Röntgenraum geschlossen hatte.

Nervosität machte sich in Emma breit. Sie hoffte, dass dem Hund nichts Ernsthaftes passiert war. »Was soll ich ihm nur erzählen? Sorry, ich habe ihren Liebling platt gefahren. Der wird mich wie die Pest hassen. Ich würde es tun …«

Intensiv starrte sie durch die kleine Scheibe in der Tür in den Röntgenraum hinein. Sie hoffte so sehr, dass er einfach aufstehen und vom Tisch springen möge. Doch der Hund des Schriftstellers Nikita von Hohenberg rührte sich keinen Millimeter.

Die Wartezeit auf ihre Freundin kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie fing an, sich das Schlimmste auszumalen: »Was mache ich nur, wenn sie mir sagt, dass sie den Hund einschläfern muss, dass sie ihn nicht retten kann?« Tränen rollten ihr die Wange herunter. Diese Ungewissheit machte sie fertig, am liebsten wäre sie fortgerannt, ganz weit weg.

Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter. Als sich Emma umdrehte, stand Lisa mit einem ernsten Gesicht vor ihr. Emmas Knie wurden weich wie Butter, die in der Sonne liegt. Kreidebleich um die Nase, drohte sie zusammenzusacken. Doch ihre Freundin fing sie sofort auf und stützte sie.

»Nun mach mir hier nicht schlapp! Ein verletztes Wesen reicht mir«, scherzte sie und wurde etwas ernster. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?«

»Oh Gott! Die gute ist sicher, dass er nicht leiden musste, und die schlechte, dass sie ihn einschläfern muss.« Mit krächzender Stimme antwortete Emma: »Die gute bitte als erste.«

»Er hat sich nichts gebrochen, was schon an ein Wunder grenzt. Jedoch ist er zu groß für meine Pflegeboxen, wir müssen ihn in ein Tierheim geben. Die Mitarbeiter dort kümmern sich auch um die Benachrichtigung des Besitz…«

»NEIN! Niemals!«, unterbrach Emma ihre Freundin. »Ich werde persönlich den Hund von Nikita pflegen und wieder aufpäppeln, das bin ich ihm schuldig!«

»Stell dir das nicht so einfach vor. Er ist verdammt groß und du hattest noch nie einen eigenen Hund. Dir fehlt die Erfahrung im Umgang mit Hunden.« Rasch merkte Lisa jedoch, dass sie bei Emma auf Granit biss. Daher nahm sie ihre Hand und zog sie mit in den Behandlungsraum.

»Schau zu, wie ich die Wunden versorge.« Beim Hochschieben der Lefzen, um einen Riss zu nähen, wich Lisa erschrocken zurück. »Bist du dir sicher, dass du ihn pflegen willst? Du solltest wissen, dass dies kein normaler Hund ist. Ich befürchte, in ihm steckt ein halber Wolf, wenn es nicht sogar ein richtiger Wolf ist.«

»Das ist mir egal! Und fang ja nicht damit an, es mir ausreden zu wollen. Außerdem hatte ich als kleines Mädchen auch so einen großen Hund.«

Lisa schaute sich die Pfoten des Tieres genauer an. »Etwas ist eigenartig. Die Pfotengröße spricht eindeutig für einen Wolf. Jedoch die Krallen sind so scharf wie bei einer Katze und genau wie bei einer Katze eingefahren. So etwas habe ich noch nie gesehen.«

»Und was bedeutet das nun? Ist er gefährlich?«, erkundigte sich Emma bei ihrer Freundin.

Eine Antwort gab ihr diese jedoch nicht, sondern versorgte die letzten Schrammen des Tieres, um ihm danach zwei Spritzen zu geben. Zum Schluss wickelte Lisa einen Verband um das linke Vorderbein und befestige diesen mit starkem Klebeband.

Plötzlich begann der Hund zu zucken und Emma fing an zu schreien. »Er stirbt, er stirbt, tu etwas, los!«

»Nicht so laut, du machst den armen Kerl ja ganz verrückt. Er wacht doch nur gerade auf«, versuchte Lisa ihre Freundin zu beruhigen.

Der graue Hund öffnete seine Augen und blickte die zwei Frauen an. Ganz langsam erhob er sich und stand letztendlich direkt vor Emma auf dem Tisch. Als wenn er sie schon ewig kennen würde, leckte er ihr mit seiner großen rauen Zunge quer durch das Gesicht.

Glücklich darüber, dass es dem Tier wieder gut ging und er sie anscheinend auch mochte, umarmte sie den Hund und streichelte ihm über den Rücken.

»Das habe ich keinesfalls erwartet.« Lisa kratzte sich am Kopf. »Ich rechnete damit, dass er uns anknurrt, eventuell sogar beißt. Aber sag mal, warum glaubst du, dass es der Hund von Herrn von Hohenberg ist?«

»Ich bin mir nicht zu hundert Prozent sicher, es ist nur eine Vermutung. Nikita war nach Ladenschluss bei mir und kaufte noch zwei Bücher. Warum ich nun glaube, dass es sein Hund ist, liegt daran, dass er die Bücher, die er gekauft hat, in genau so einen Rucksack gepackt hat, wie der Hund auf seinem Rücken geschnallt hat. In diesem liegen haargenau dieselben Titel, die er eingekauft hatte.« Emma rechnete jeden Moment damit, dass ihre Freundin sie für verrückt erklärte.

»Hey, da läuft doch was zwischen dir und dem Herrn von Hohenberg. Warum sonst nennst du deine Kunden neuerdings beim Vornamen?« An den ausweichenden Blicken erkannte Lisa, dass sie da nicht ganz verkehrt lag. »Ich wusste es!«

Emma fing sofort an zu dementieren: »Da läuft nichts, wirklich! Ich … ich bin eine Idiotin!«

»Hä? Das musst du mir jetzt erklären.« Neugierig setzte sich Lisa auf den Tisch neben dem Hund.

Dieser wich vor ihr jedoch zurück und gesellte sich ganz dicht neben Emma und schmiegte sich an sie. Immer wieder drückte er seinen Kopf gegen sie und stupste sie sanft mit der Nase an.

Während Emma zu erzählen begann, streichelte sie ihn, woraufhin er zufrieden knurrte. »Nikita macht mir schon seit Längerem schöne Augen. Heute hat er mich sogar zum Essen eingeladen.«

»Klasse, du hast ein Glück! Du wirst von einem Millionär umworben.« Lisa war über diese Nachricht begeistert. »Und? Erzähl weiter, wann gehst du mit ihm aus?«

»Wie jetzt? Der ist Millionär? Du spinnst doch!«, Emma konnte es kaum glauben, fuhr aber mit ihrer Erzählung fort: »Na ja, ich war so überrumpelt, dass ich ihm sagte, dass ich schon was vorhabe. Ich hatte es sofort bereut, denn ich mag ihn auch, aber er ist ein Kunde und du weißt, ich trenne Geschäftliches vom Privaten. Außerdem ist er der erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft.«

»So findest du nie einen Traummann! Ich weiß es nicht genau, ob er Millionär ist, aber wer sich eine Stadtburg leisten kann, einen Diener und Chauffeur hat, muss einer sein.«

»So ein berühmter Schriftsteller ist er keinesfalls. Die meisten können doch von ihrem Schreiben nicht leben!«, erwiderte Emma, die die Ausführungen ihrer Freundin kaum glauben wollte. »Außerdem weißt du genau, dass mich Geld bei einem Mann in keiner Weise interessiert. Auf den Charakter kommt es an, auf das, was er ist, und nicht auf das, was er hat!«

»Ich merke aber, dass du voll in ihn verschossen bist. Du hast dich in ihn verliebt, gib es zu!« Lisa wollte nicht lockerlassen, bis sie endlich Antworten hatte. »Los, sag es schon, ich erzähl es auch niemandem.«

»Ich ich …« Emma druckste herum. Doch sie wusste genau, dass ihre Freundin sie erst gehen lassen würde, wenn sie ihr Rede und Antwort gestanden hatte. »Ja, ich konnte es nicht verhindern, verdammt. Er ist so süß, aber auch so geheimnisvoll, wie ein echter Mr Grey. Und nein, ich werde mich nicht mit ihm verabreden. Der denkt doch dann bestimmt, dass ich nur mit ihm ausgehe, weil er reich ist. Sofern er es überhaupt ist.«

»Es ist deine Entscheidung. Jedoch als Freundin gebe ich dir den Rat, noch einmal darüber nachzudenken. Wenn du dich in ihn verliebt hast, solltest du deine Liebe nicht unterdrücken. Das lässt nur dein Herz verkümmern.« Lisa sprang vom Tisch herunter. »So gerne ich mich noch mit dir unterhalten möchte, aber Alfred wartet sicher schon mit dem Abendessen auf mich.«

»Ich sollte auch nach Hause. Außerdem muss ich bei Nikita anrufen, der sucht bestimmt schon seinen Liebling. Nicht, dass er sich zu sehr Sorgen um ihn macht.«

Gemeinsam hoben die beiden Frauen den Hund vom Tisch herunter. Lisa stöhnte dabei sehr laut und fragte: »Sag mal, wie hast du ihn in dein Auto bekommen? Der wiegt locker siebzig Kilo.«

»Frag nicht, ich war einfach in Panik. Hast du Halsband und Leine für mich?«

»Für seine Größe bestimmt nicht.« Lisa nahm ein Maßband und vermaß den Hund gründlich. »Wow, Schulterhöhe ein Meter sieben. Damit hat er die Größe einer dänischen Dogge.«

»Ist das nicht normal? Was muss ich beim Füttern beachten, falls ich Nikita nicht erreichen kann?«, erkundigte sich Emma bei ihr. Sie wollte keinesfalls etwas falsch machen.

Lachend erwiderte Lisa: »Nee, selbst für einen reinrassigen Wolf sind diese Ausmaße unnormal. Ich habe aber mal gelesen, dass die Wölfe um Tschernobyl seit der Katastrophe zirka zehn bis fünfzehn Prozent größer sind. Bei dir im Ort sind doch gute Schlachter. Klingel einfach mal frech an der Haustür. Einer von denen wird dir bestimmt frische Fleischabfälle verkaufen.«

»Spinnst du? Ich kann doch nicht einfach bei denen klingeln!« Emma fand die Idee ihrer Freundin völlig absurd. Ihr war aber auch bewusst, dass sie für den Hund was zu fressen benötigte, wenn sie Herrn von Hohenberg nicht erreichen würde. »Mir wird schon was einfallen. Ich wünsche dir und Alfred schöne Feiertage.«

»Danke, und melde dich, solltest du Hilfe benötigen oder Fragen haben.« Lisa brachte die zwei zur Tür, die sie sogleich hinter ihnen verschloss.

»Dann wollen wir mal dein Herrchen besuchen und schauen, ob er zu Hause ist.« Hilflos schaute Emma auf den Hund und dann auf ihren kleinen Panda Cabrio. Kurzerhand öffnete sie das Verdeck, damit der Vierbeiner auf dem Vordersitz neben ihr sitzen konnte. Der Hund verstand das Öffnen des Verdecks als eine Art Aufforderung. Denn mit einem Satz hüpfte er in den Wagen, um auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Der Verband an seinem rechten Vorderbein schien ihn dabei nicht sonderlich zu behindern.

Aus ihrer Handtasche kramte Emma ein Adressbuch und gab die Adresse von Herrn von Hohenberg in die Navi-App des Smartphones ein. Nachdem die App aktiviert war, fuhr sie los. Als ihr Blick auf die Uhr fiel, war sie erstaunt. Es war gerade mal siebzehn Uhr durch. Zügig, jedoch nicht mit überhöhter Geschwindigkeit näherte sie sich dem Anwesen ihres Kunden. Vor dem großen eisernen Tor hielt sie an und stieg aus. Der Hund machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Was sie schon sehr verwunderte.

»Warum kommt er nicht mit?« Nachdenklich schaute sie zum Wagen zurück.

Doch plötzlich ertönte eine Stimme aus einem Lautsprecher: »Was wünschen Sie?«

»Ja, hallo? Hören Sie mich?«, brüllte Emma, so laut sie nur konnte.

»Natürlich höre ich Sie, schreien Sie doch nicht so herum«, erwiderte die Stimme schroff und äußerst unhöflich.

Eingeschüchtert entschuldigte Emma sich: »Es tut mir leid. Ich wollte Herrn von Hohenberg nur seinen Wol… äh Hund bringen. Ich habe ihn aus Versehen angefahren, aber gleich zum Tierarzt gebracht. Bis auf eine kleine Naht an den Lefzen und einem Verband am Vorderbein geht es ihm jedoch ganz gut.«

»Mein Lehnsherr besitzt …« Die Stimme verstummte plötzlich für einen kurzen Moment, um dann fortzufahren: »Könnten Sie sich um den Hund während der Feiertage kümmern? Mein Meister musste Hals über Kopf verreisen und mir gehorcht er einfach nicht. Das wäre sehr nett von Ihnen, vielen Dank!«

»Das geht keineswegs, ich kenne mich doch mit Hunden nicht so gut aus.« Emma wartete jedoch vergeblich auf eine Reaktion. Daher rief sie noch mal: »Hallo, machen Sie das Tor auf und nehmen das Tier entgegen!«

Fast zehn Minuten stand sie vor dem schweren Eisentor und wartete darauf, dass sich das Tor öffnete. Letztendlich stieg sie wütend in ihren Wagen ein und fuhr davon. Laut schimpfte sie vor sich hin: »So ein unhöfliches Arschloch!«

Es ärgerte sie, dass der Angestellte von Herrn von Hohenberg so unfreundlich zu ihr war und den Hund nicht in Empfang genommen hatte. Wütend fuhr sie viel zu schnell durch die Innenstadt. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie mit sechzig in der Dreißigerzone an einem parkenden Streifenwagen vorbeifuhr. Erst als der mit Blaulicht hinter ihr herfuhr, fluchte sie und hielt am Straßenrand. Sie bekam nicht mit, dass der Hund seinen Kopf aus dem Auto hielt und anfing sich zu übergeben. »Verdammt, das hat mir jetzt auch noch gefehlt.«