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Wenn sie auf Reisen gehen konnte, war Virginia Woolf glücklich, und sie reiste ausschließlich zum Vergnügen. Anfangs begleiteten sie Freunde und Geschwister, später ihr Ehemann Leonard Woolf: nach Venedig, Florenz, Palermo, Rom, Porto, Sevilla, Delphi, Athen oder Konstantinopel. Sie fuhren mit Bus, Bahn oder Schiff und schreckten auch vor dem Ritt auf einem Esel nicht zurück, obwohl sie letztlich zu der Erkenntnis kamen, dass es sich mit dem Auto am komfortabelsten reiste. Besonders gern brach Virginia Woolf in ihrem Lanchester auf, in dem sie sich wie eine »reiche, konservative, patriotische Hochstaplerin« vorkam. Ihre Erinnerungen hielt sie in ihrem Tagebuch und in Briefen fest; die hier versammelten Aufzeichnungen entstanden zwischen 1904 und 1932. Mit Virginia Woolf zu reisen bedeutet, ihre heitere, vergnügte Seite kennenzulernen und an ihrer Freude und ihrem Staunen teilzuhaben. »Beschreibungen sind gefährlich und verlockend«, schrieb sie. »Was man festhält, ist im Grunde die eigene Geistesverfassung.« Und gerade das macht ihre Reiseberichte so faszinierend.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2025
Virginia Woolf
Unterwegs am Mittelmeer
Aus dem Englischen von Karin Graf
Kampa
Ostern 1904 fuhren die Geschwister Virginia, Vanessa, Adrian und Thoby Stephen mit ihrem Halbbruder Gerald Duckworth nach Italien. Sie verbrachten einige Tage in Venedig und in Florenz, wo sie ihre gemeinsame Freundin Violet Dickinson trafen. Kurz zuvor war ihr Vater Sir Leslie Stephen gestorben, und die Geschwister hofften, besonders für Virginia, dass sie auf dieser ersten großen Auslandsreise ein wenig Zerstreuung finden würden.
AN VIOLET DICKINSON
Grand Hotel, Venedig
4. April 1904
Meine liebe Violet,
dies ist die erste Gelegenheit, die ich habe, einen Brief zu schreiben. Stell dir vor – als wir am Samstag um Mitternacht ankamen, sagte man uns, es gebe keine Zimmer in Venedig, weder hier noch sonst wo! Schließlich ergatterten wir drei sehr schäbige kleine Zimmer – schliefen zusammen in einem schmutzigen kleinen Hotel hinter dem Markusplatz. Am Sonntag machten wir einen Bummel durch die Straßen – gingen zu Deinen Zimmern – allen Zimmern, von denen wir je gehört hatten – aber alle waren belegt –, und wir mussten noch einmal eine Nacht in unserem Hotel verbringen. Heute haben wir hier drei Zimmer bekommen. Nessa und ich schlafen zusammen: Es ist extravagant, aber nicht zu ändern. Natürlich war es dumm von uns, keine Zimmer zu reservieren.
Es ist jedoch nicht weiter wichtig: Wir sind froh, hier herumzutrödeln und uns umzuschauen. Es gibt keinen amüsanteren und schöneren Platz. Gerald ist zu Tode gelangweilt und schlecht gelaunt und zwingt uns, Gondeln zu nehmen, weil er nicht gerne dunkle Gassen erforscht. Thoby und Adrian platzen vor Aufregung; A. will für immer hierbleiben. Sie laufen herum, brüllen vor Lachen und versuchen, Italienisch zu sprechen. Unser Zimmer hier liegt ganz oben unterm Dach, direkt am Canal Grande. Unten sind alle Gondeln vertäut, und die Gondolieri machen solchen Lärm, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Es war der merkwürdigste Traum, nach zwei Tagen im Zug unsere Gondel zu besteigen. Aber ich kann mich nicht damit aufhalten, darüber zu schreiben! Nessa sitzt am selben Tisch wie ich und kritzelt vor sich hin. Heute ist es ziemlich kalt: Gestern war es göttlich: Nur der Platz ist überfüllt. Wir sind mit den Humphrey Wards hergereist, die nun Gott sei Dank verschwunden sind. Es war eine aufregende Reise, auch wenn sie uns endlos vorkam – Am St Gotthard gab es einen Schneesturm: Als wir hinunterkamen, schien strahlend die Sonne, und die Seen waren tiefblau. Die Berge waren völlig schneebedeckt. Klingt das nicht wie aus einem Reiseführer? Ich wünschte, wir könnten Italienisch. Es ist blöde, in gebrochenem Englisch und Französisch reden zu müssen – und, wie ich schon sagte, wir werden überall übers Ohr gehauen. Aber die Leute sind entzückend – und wir – wir vier zumindest – nähern uns schnell ihrer Geistesverfassung – allgemeine Menschenliebe. Ich wünschte, Du kämest, so rasch Du nur kannst. Ich glaube nicht, dass es in Florenz so schön ist wie hier. Ich kann noch gar nicht glauben, dass dies hier eine wirkliche Stadt ist, und ich laufe mit offenem Mund herum. Wir mussten so viele Zimmer anschauen, dass wir noch gar nichts besichtigt haben, außer dem, was man auf der Straße so sieht. Gestern Abend sind wir die ganze Schiavoni langgegangen – wo die Häuser aussehen, als seien sie aus Marmor geschlagen, und eine große, mit farbigen Lampions behängte Gondel an uns vorbeischwebte. Doch ich kann noch keine Worte finden. Gerald fährt wahrscheinlich am Donnerstag oder Freitag. Ich glaube, er freut sich, wenn er sicher nach Monte Carlo kommt. Komm, sobald Du kannst.
Deine
A.V.S.
AN EMMA VAUGHAN
Palasthotel, Florenz
25. April 1904
Meine liebste Kröte,
es gibt keinen schöneren Ort auf der Welt als Canterbury – das sage ich, Hand aufs Herz, während ich in Florenz sitze –, und ich habe auch Venedig gesehen. Venedig ist eine Stadt, in der man schön sterben kann: Aber dort zu leben hat mich mehr als alles andere in meinem Leben deprimiert – das ist übertrieben, aber trotzdem, sie schließt einen ein, und nach einer Weile fühlt man sich wie ein Vogel im Käfig. Wir wohnten in einem entsetzlich großen Hotel, was sentimentale Eindrücke nicht gerade begünstigt. Trotzdem, die Bilder sind Bilder: Bis man Tintoretto gesehen hat, weiß man nicht, was Farbe bewirken kann. Wir fuhren mit Gondeln, aßen Eis im Florian, während die Kapelle spielte, und sahen mehr Flitterwöchner, als mir lieb war. Die ganze Welt scheint sich zu paaren. Man sagte uns, dass man Venedig nie richtig sieht, wenn man nicht frisch verheiratet ist; zwei ist die richtige Zahl – und wir waren zu fünft!
Wir sind nun schon seit vierzehn Tagen hier: Es ist eine schöne Stadt, aber eben nicht schöner als Canterbury, glaube ich – aber ich weiß es nicht genau. Der Blick von Fiesole – das Land um Fiesole, San Servasio usw. ist eigentlich schöner als alles, was ich je gesehen habe. Ich werde aber keine Doktorarbeit über die italienische Landschaft schreiben, weil ich weiß, dass es Dich langweilen würde.
Wohin wir uns als Nächstes wenden, steht noch nicht fest – unsere Reise ist nicht so vergnüglich, dass wir sie gerne länger als nötig fortsetzen wollen. Nie hat es eine ekelhaftere Nation gegeben als diese, was Eisenbahnen, Straßen, Geschäfte, Bettler und viele Gewohnheiten angeht. Meine liebe Kröte, manchmal weiß eine anständige Frau nicht, wohin sie schauen soll. Heute sind wir nach Prato gefahren, und es hat die ganze Zeit geschüttet. Wir haben das Einzige gesehen, das zu sehen sich lohnte, und wurden auf der Straße von unzähligen kleinen Jungen und Krüppeln belagert. Wir gingen schneller als die Krüppel, doch ein kleiner Teufel hatte die diabolische Idee, uns überallhin zu folgen; schließlich versprach er, uns für zwei Soldi in Ruhe zu lassen. Wir gaben ihm das Geld nicht, und er verfluchte uns und trollte sich. Hat man je von solch einer Nation gehört?
Kannst Du mir nicht einen langen Brief schreiben, sowie Du diesen bekommst, adressiert an mich c/o Thomas Cook, 1 Place de l’Opéra, Paris. Ich will alles hören: besonders Neuigkeiten über Fishers, Neuigkeiten über Musik, über alles. Alles Englische klingt sauber und schön: Wir sehen selten Zeitungen, und in einem heruntergekommenen, wenn auch schönen Land zu leben ist deprimierend. Ich bin froh, muss ich sagen, dass ich als Engländerin geboren wurde. Adrian und ich haben einmal abends oben auf San Miniato Dankeslieder gesungen. Die Deutschen sind Ungeheuer: – und es gibt eine merkwürdige Rasse, die die Hotels heimsucht – koboldartige Frauen, wie Geschöpfe, die im Dunkeln zum Vorschein kommen. Ein Hotel ist wie eine schwarze Höhle. Und dieses hier ist ein besonders gutes Exemplar seiner Gattung.
Viele Grüße an Marny. Wie geht es M.[adge] und W.[ill]?
Deine
A.V.S.
1907 hatte Vanessa Stephen den Kunstkritiker Clive Bell geheiratet. Im September 1908 begleitete Virginia Stephen die Bells auf ihrer Reise in die Toskana. Über Mailand reisten sie nach Pavia, Siena, Perugia und Assisi.
AUS DEM TAGEBUCH
September 1908
Über Mailand lässt sich nicht viel sagen; außer dass wir hier endlich ins italienische Leben eingedrungen sind. Wir sind in den geschäftigen, lauten Straßen herumgelaufen & kamen uns ganz unverantwortlich vor; liefen mitten über die Straße; schauten uns alles Mögliche an, ohne groß darüber nachzudenken – & begriffen stillschweigend, dass die Bevölkerung so ziemlich in der gleichen Stimmung war. Die Häuser hier sind groß und niedrig, hell angestrichen & dann & wann mit leuchtend grünen Quadraten geschmückt. Auf manchen Simsen fügen sich Blumentöpfe zu einer anmutigen Blättergirlande. Alles ist ein wenig staubig, sehr faszinierend – gelbe Mauern, die sich vom grünen Blattwerk der Parks abheben. Man ruft Oh – & Ah – an den Ecken – so anders als eine englische Provinzstadt. Ich vergleiche Mailand mit einer Aquarellskizze von einer beseelten, wenn auch nicht wirklich herausragenden Meisterhand. Es ist viel aufrichtiger & selbstsicherer, als wir es in unseren Brightons & Oxfords sind, als sei es nach einem Entwurf errichtet, den Farbe & Klima vorgeben.
Als wir spätabends in die Gegend von Siena kamen, empfing uns eine bezaubernde Landschaft, die natürlich dem Hintergrund in alten italienischen Gemälden glich – scharf umrissene blaue Hügel, Bäume im Profil davor – der Arno mit seinem graublau gefärbten Wasser.
Siena selbst liegt oben auf einem Hügel, & alle Straßen führen steil abwärts oder aufwärts zum Dom auf dem Gipfel.
Die Straßen sind mit flachen Steinplatten gepflastert & werden sehr sauber gehalten; kein Bürgersteig unterteilt die Straße. Unablässig laufen Leute herum, dann & wann wird ein Lied angestimmt; man hört Rufe, Peitschengeknall, Hufgeklapper. Wir besuchten den Dom an einem Feiertag. Er ist schwarz & weiß gestreift, mit rosenfarbenen & blauen Bögen; goldene Knäufe; eine azurfarbene Decke; in jede Zinne oder Ecke sind Früchte, Gesichter, Tiere eingemeißelt. In der Kapelle gab es glitzernde Bilder & Kerzen; & auf dem Hochaltar waren alle Kerzenbänke angezündet. Prachtvolle Priester lasen die Messe hier; sie hatten uns die Rücken zugewendet, von denen goldbestickte gelbe Satintücher in steifen Vierecken herunterhingen. Einer trug einen weißen Hut wie ein Alpenveilchen auf dem Kopf.
Es war Mariä Geburt, & eine große Menschenmenge in Sonntagskleidung war zur Messe gekommen. Eine merkwürdige Messe im Vergleich zu unserer! Anstelle von geordneten Kirchenbänken, Bewegungen in genauer Reihenfolge & einer Andacht wie bei einer Militärdressur wusste hier kein einziger andächtiger Kirchenbesucher, was sein Nachbar gerade machte, noch schien er den geistlichen Aufforderungen Folge zu leisten. Die Priester selbst gingen hin & her, stellten sich in Reihen auf, wechselten die Gewänder & führten die Zeremonien die ganze Zeit so geschwind durch, als vollzögen sie einen mystischen Ritus, den die Leute nicht verstanden. Die Leute schauten zu, wanderten herum, knieten sich hin & erhoben sich wieder; ihr Glaube schien von Herzen zu kommen & persönlich zu sein, nicht von einem allen gemeinsamen Bedürfnis gelenkt zu sein. Ich stellte mir jedoch vor, dass diese höchst dekorative Vorstellung für sie den heiligen Kern ihrer Religion darstellte, eingeschlossen in diesem gelben intarsienverzierten Kästchen – ich nahm an, dass die Herrlichkeiten des Himmels für sie diese fassbare Form hatten –, umso beeindruckender wegen des ganzen mysteriösen Hin & Her & der Symbole.
Sie riechen die Blumen, die auf den heiligen Feldern wachsen; sie stellen sich das aufgerichtete Kreuz & den Körper daran vor; er ist ganz gelb gefärbt, prachtvoll & erhaben. Sind dies Priester – oder nicht eher Menschen, die am Ort des Geschehens selbst waren? Der Bischof saß auf seinem geschnitzten Thron, die Schnallenschuhe pompös zur Schau gestellt, die Hände unter der Seidenschürze verborgen, & das Gesicht erstarrt in einer Maske aus rosigem Wachs, glatt & das irdische Streben geradezu verachtend.
Wir reisen sehr gemächlich. Morgens besuchen wir kurz eine Kirche oder ein Museum & bleiben dann in unseren verdunkelten Zimmern, bis es Zeit zum Tee ist. Unsere einzige sportliche Betätigung besteht aus einem gemütlichen Spaziergang auf der Terrasse der Fortezza bei Sonnenuntergang. Sie liegt am Ende der Gärten, & besinnliche Spaziergänger & Kinderwagen, alte Damen mit Strickzeug & alte Herren mit Zeitungen sind dort regelmäßig anzutreffen. Die Mode hält sich an den Kutschweg, & die Bettler haben den Scharfsinn, für jeden den richtigen Spruch zu wählen. Die Festung, auf der wir spazieren gehen, ist ein hohes rechteckiges Grundstück, rundherum von einer Brüstung abgesichert; denn die Mauer fällt sicher hundert Fuß tief ab. Wenn man sich vorbeugt, sieht man unter sich steile Weinberge, dazwischen überall schroffe kahle Erdkämme, gesprenkelt, aber nie überzogen mit Weinstöcken & Olivenbäumen. In der italienischen Landschaft kommt die Erde durch die spärliche Vegetation immer wieder zum Vorschein. Dahinter umringen uns Hügel, die bald blau werden, obwohl sie selten schwer an Wolken tragen. Die Bäume auf unserer Anhöhe erglühen, als habe man gelbe Malerfarbe darübergestrichen. Es ist unendlich angenehm, so zu sitzen & die Hitze des Tages verstreichen zu lassen, bis eine Brise aufkommt & Zeit zum Essen ist. In den Gärten wachsen Blumen mit unglaublich großen gelben Blütenblättern & mit roten Röschen besetzte Bäume. Damit sie solche Pracht tragen können, haben sie nur wenige Blätter.
Die Aussicht über die Weinberge, von der ich spreche, lockt nicht zum Spazierengehen. Die Erde gewährt keinen Schutz, keine lauschigen Plätze, sondern jeder Fußbreit liegt offen vor Augen. Einspurige Straßen, vermutet man, führen von Dorf zu Dorf. Auf jeder Anhöhe sitzt eine große weiße oder braune Villa, sodass das Land, obwohl so wild, nicht einsam ist. Kein Park, keine Baumgruppe verbirgt diese nackten Höfe. Wenn wir nachts auf unserer Terrasse sitzen, sehen wir in jeder Richtung ihre Lichter; die Lichter gehen sehr früh aus. Man hat den Eindruck von einer ungeheuer alten Zivilisation; denn das Land rundherum ist in der Obhut des Landwirts, & kein Stückchen davon wird sich selbst überlassen.
Wir sind nach Perugia weitergefahren & haben die Schlichtheit & die Familienessen von Siena gegen den ganzen Komfort eines Grand Hotels eingetauscht. Die Gestalt eines englischen Geistlichen im Gesellschaftsanzug verwässert die italienische Atmosphäre auf der Stelle, man erkennt alles als kultivierte Darbietung, stark reglementiert, um dem Geschmack ehrwürdiger englischer Kleriker zu entsprechen & ihre ästhetischen Bedürfnisse zu befriedigen. Nach dem Abendessen gleicht die Szene möglichst der in einem englischen Wohnzimmer; hier auf dem einzigen Sofa liest die dünne, reinliche alte Dame, ihre unauffällige Tochter neben sich, emsig etwas über den Eucharistischen Kongress; die hübsche Tochter, mit üppig gerundetem roten & weißen Fleisch auf den Knochen, sitzt zurückgelehnt, schaut zum Pastor hoch & lacht freundlich, wenn er spricht. Ihre Stimmung ändert sich nie; sie ist im Herzen so einfältig wie mit dem Mund. Der geheimste ihrer Pläne ist, Herrin im Heim eines guten Mannes zu sein & ihm Kinder zu gebären.
Perugia
Wenn man aus der Haustür tritt, findet man sich anscheinend auf einer Promenade über dem Meer. Blauer Dunst füllt die Lücken zwischen den weißen Pfeilern der Brüstung, & Leute stützen sich darauf & schauen darüber, wie sie es an der Meeresküste tun. Doch in Wirklichkeit ist darunter trockenes Land, das in einiger Entfernung abfällt; es gibt sanft geschwungene Weinberge, Olivenhaine, & die Hügel, die sich gegen den Himmel erheben, scheinen auf der Höhe unserer Köpfe zu liegen. Bei Sonnenuntergang gibt es natürlich ein gewaltiges Schauspiel; Wolken in Flamingorot & in der Form eingerollter Federn; purpurrote Flächen mit Wolkenbänken darüber; Hügel, die sich vor dem Feuerofen abheben, sodass ihre kleinen baumbestandenen Ränder sichtbar sind; doch am liebsten mag ich den Vordergrund mit seinem zarten Grün & Braun, dessen stärkstes Licht das stumpfe Emailweiß der Straße ist.
Anstatt nach Art unserer Landsleute nach dem Tee durch die Straßen zu schweifen, wählen wir einen Weg, dem wir von unseren Fenstern aus folgen können & steigen ins Tal hinab. Dann & wann zweigen schmale Pfade ab & bringen einen zwischen die Weinberge. Sie sind steinig; führen an kleinen quadratischen Bauernhöfen vorbei, die lachsrosa getüncht sind. Italienische Bauern schieben ihre Pflüge durch Erde, die uralt aussieht; sie ist so braun & trocken, dass alles Fett, das die Schollen zusammenhält, hinausgepresst sein muss. Ein Paar Ochsen, schwerfällig & sehr zur Besinnlichkeit neigend, führt diese grobe Arbeit aus & ist wegen seiner cremig weißen Farbe in der braunen & grauen Landschaft von hohem Wert.