Eine böse Lady im Spukschloss: 2 mysteriöse Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Eine böse Lady im Spukschloss: 2 mysteriöse Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Dieser Band enthält folgende Romane: Novizin des Bösen (Jan Gardemann) Die Hexe von Gilford Castle (Alfred Bekker) Lady Joannes Hass konnte nicht größer sein, und so geschah es, dass sie Sir Henry Gilford, den Meuchelmörder ihres Bräutigams Sir Wilfried von Mornsley Castle voller Inbrunst verfluchte. – Über sechshundert Jahre später kommt Patricia Vanhelsing, Reporterin der London Express News, nach Gilford Castle, um ein Interview mit dem ehemaligen Rockstar Robert Clayton zu führen, der inzwischen Besitzer von Gilford Castle ist. Neben der Erregung, die sie spürt, als sie ihrem Jugend-Idol gegenübersteht, fühlt sie aufgrund ihrer übersinnlichen Gabe auch, dass etwas Grauenerregendes in dem Schloss passieren wird ...

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Jan Gardemann, Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Eine böse Lady im Spukschloss: 2 mysteriöse Krimis

Copyright

Novizin des Bösen

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

Die Hexe von Gilford Castle

Eine böse Lady im Spukschloss: 2 mysteriöse Krimis

Alfred Bekker, Jan Gardemann

Dieser Band enthält folgende Romane:

Novizin des Bösen (Jan Gardemann)

Die Hexe von Gilford Castle (Alfred Bekker)

Lady Joannes Hass konnte nicht größer sein, und so geschah es, dass sie Sir Henry Gilford, den Meuchelmörder ihres Bräutigams Sir Wilfried von Mornsley Castle voller Inbrunst verfluchte. – Über sechshundert Jahre später kommt Patricia Vanhelsing, Reporterin der London Express News, nach Gilford Castle, um ein Interview mit dem ehemaligen Rockstar Robert Clayton zu führen, der inzwischen Besitzer von Gilford Castle ist. Neben der Erregung, die sie spürt, als sie ihrem Jugend-Idol gegenübersteht, fühlt sie aufgrund ihrer übersinnlichen Gabe auch, dass etwas Grauenerregendes in dem Schloss passieren wird ...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© Logo by Steve Mayer unter Verwendung von Motiven by Pixabay, 2019

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Novizin des Bösen

Roman von Jan Gardemann

Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.

In einer baufälligen Kirche findet sich Ambar Le May, die von ihrem Meister Roderik in das Innere eines Altars dieser Kirche verbannt worden war, weil sie ihn verraten hatte, plötzlich wider. Nun ist sie frei, was nur bedeuten kann, dass der Magier nicht mehr lebt. Aber Ambar erinnert sich noch gut an seine Warnung. Sollte jemals der Bann gebrochen werden, wird ein von ihm beauftragter Wächter sie finden und töten. Das will sie nun mit aller Macht verhindern ...

Prolog

Die Kirche im Schatten der Baumleichen vermochte trotz des hohen, schlankenTurms die umstehenden Hochhäuser nicht zu überragen. Das Gebäude wirkte wie eine Perle, die in einem Steilufer zwischen hohen Felsspalten eingeklemmt war. Es war jedoch eine unansehnliche schwarze Perle. Die stuckverzierte Fassade war mit einer fast schwarzen Kruste aus Dreck und Taubenkot bedeckt. Die Fenster mit ihren bunten Mosaiken waren staubblind. Einige der Mosaikelemente fehlten und waren durch Pappe oder Sperrholzplatten ersetzt worden. Der schaurige Anblick dieses Gotteshauses ließ ernsthafte Zweifel in mir aufkommen, ob diese Kirche überhaupt noch betrieben wurde ...

1

Irland, vor einigen Jahren

Als Ambar Le May zu sich kam, vibrierten ihre Trommelfelle von dem Widerhall eines lauten, alles durchdringenden Knalls. Gesteinsbrocken rieselten von ihrem schlanken, zusammengekauerten Leib. Die faustgroßen Brocken kullerten mit einem hallenden Laut über den Boden, sprangen klickend die Altarstufen hinab, rollten zwischen die Kirchenbänke und blieben schließlich liegen.

Ruhe kehrte in die kleine, verfallene Kapelle ein. Aber diese Ruhe empfand Ambar Le May nicht als wohltuend. Im Gegenteil, die Stille bedrückte sie, denn Ruhe hatte Ambar in letzter Zeit genug gehabt. Es war eine betäubende, lähmende Stille gewesen, der die junge Frau sich nicht hatte entziehen können ...

Ambar wischte diesen quälenden Gedanken erzürnt aus ihrem Gehirn und starrte mit ihren nussbraunen Augen, die weit geöffnet waren, benommen vor sich hin. Noch wagte sie nicht, sich zu regen, stierte bloß die rückwärtige Wand des Altarbereiches an, die mit einem Gemälde verziert war, das die Kreuzigung Jesu Christi darstellte.

Ambar konnte sich an das Gemälde noch genau erinnern - schließlich war dieses nicht sehr kunstfertig gearbeitete Bild das Letzte gewesen, was sie wahrgenommen hatte, bevor die Dunkelheit über sie gekommen war. Eine Dunkelheit, die vollkommen und undurchdringlich gewesen war, und nun, genau wie die bedrückende Stille, plötzlich von ihr gewichen war.

Als Ambar das Gemälde zuletzt gesehen hatte, so erinnerte sie sich jetzt, war die Farbe frisch, kräftig und leuchtend gewesen. Jetzt aber waren die Farben verblichen oder gedunkelt und kaum voneinander zu unterscheiden. Die Gestalt von Jesus, der ermattet und dem Tode nahe am Kreuz hing, war nicht mehr als ein dunkler, verwaschener Schemen, der nur deshalb noch von den anderen Bildelementen zu unterscheiden war, weil sich das Kreuz vor einem graublauen, fleckigen Himmel abhob.

Ambar hob vorsichtig den Blick und erspähte Spinnweben in den Ecken des Altarbereichs. Staub bedeckte den Boden um sie herum. Den Steinquadern, aus denen die kleine abgelegene Kapelle errichtet worden war, war ihr Alter deutlich anzumerken, denn sie waren mit einer Kruste aus Ruß, Dreck und Vogelkot bedeckt.

Es musste viel Zeit verstrichen sein, seit Roderik, mein Meister, mich in den Altarstein der Kapelle verbannte, dachte Ambar und erschauderte.

Während ihr schlanker Leib erbebte, fielen einige der Steinbrocken herab, die auf Ambars Rücken lagen. Der Klang der aufschlagenden Brocken hallte verloren in der Kapelle wider und veranlasste Ambar, ihren Oberkörper nun vollends aufzurichten.

Sie hatte mit angewinkelten Beinen und vorgeneigtem Oberkörper auf dem Boden gekauert, die Arme dicht an die Seiten angelegt. In dieser Haltung einer Gläubigen, die, in ein inbrünstiges Gebet versunken, auf kaltem Steinboden kauerte, hatte sie die gesamte Zeit ihrer Verbannung verbringen müssen, eingeschlossen in einen Altarstein, der jetzt in Trümmern um sie herum verstreut lag.

Wie viele Jahre mochte sie in dieser Pose verbracht haben?

Bei diesem Gedanken fühlte Ambar wieder Zorn und unbändige Wut in sich aufsteigen.

Sie verabscheute Kirchen. Es wäre ihr selbst in der größten Not nicht in den Sinn gekommen, ein Gebet an ihren Schöpfer zu richten. Lieber wäre sie elendig verreckt.

Außerdem wusste Ambar sich selbst ganz gut zu helfen, wie sie fand. Sie verfügte immerhin über Kräfte und Fähigkeiten, die kein Heiliger ihres Wissens nach je besessen hatte. Roderik, der Zauberer, hatte sie diese Kräfte einst gelehrt. Er hatte sie in die Kunst der schwarzen Magie und der Amulettkunde unterwiesen und sie zu einer mächtigen, gefürchteten Frau gemacht.

Dass Roderik sie ausgerechnet in den Altar einer Kirche verbannte, darin lag in Ambars Augen eine besondere Berechnung und Grausamkeit. Ambar konnte sich lebhaft vorstellen, wieviel Genugtuung es Roderik bereitet haben musste, ihr, seiner Novizin, diese Schmach anzutun.

Aber habe ich mir diese Strafe nicht selber zuzuschreiben?, dachte sie grimmig. Viel zu früh hatte sie gegen Roderik, den mächtigen Zauberer, aufbegehrt. Sie hatte sich eingebildet, ihn vernichten zu können. Doch ihre Kräfte hatten nicht ausgereicht, um Roderik zu besiegen. Er hatte ihren Angriff abgeschmettert und sie bezwungen. Zur Strafe für ihren Verrat hatte er sie in den Altarstein einer kleinen, einsam gelegenen Kapelle verbannt.

Unwirsch schüttelte Ambar den Staub aus ihrem kastanienbraunen Haar. Es fiel weich über ihre Schultern und strich wie kosend über die Ansätze ihrer Brüste hinweg. Staubpartikel stoben zu den Seiten weg, tanzten in den Sonnenstrahlen, die durch die schadhaften Stellen im Dach der Kapelle in die düstere Halle fielen.

Ambar stöhnte vor Schmerz auf, als sie nun versuchte, sich vollends aufzurichten. Ihre Beine knickten unter der Last ihres schlanken Körpers ein. Sie schaffte es erst nach dem dritten Anlauf, die Beine durchzustrecken und aufrecht stehen zu bleiben. Mit den Armen war es dasselbe. Sie fühlten sich schlaff und kraftlos an. Ambar war unfähig, ihre Arme zu heben und mit den Händen über das lange, dünne Kleid zu streichen, das vorne einen tiefen V-Ausschnitt aufwies, der bis unter ihren Bauchnabel reichte.

Das Kleid schien in den Jahren ihrer Verbannung nicht gelitten zu haben, wie Ambar zufrieden feststellte. Auch ihrem Körper war nicht anzusehen, dass er für lange Zeit in einem Altarstein gefangen und zur Untätigkeit verdammt gewesen war.

Ambar lockerte ihre Glieder und streckte ihren Körper. Ihre Kräfte und Agilität kehrten langsam zurück. Schon nach wenigen Minuten vermochte sie sich mit der selben Geschmeidigkeit und Grazie zu bewegen, die sie von sich gewohnt war.

Nun, da ihr Körper wieder voll funktionstüchtig und einsatzbereit war, fand Ambar, dass es an der Zeit wäre, sich um ihre anderen Kräfte zu kümmern. Kräfte, die nicht zu der natürlichen Grundausstattung eines Menschen zählten, und die zu besitzen unendliche Macht und Reichtum bedeuten konnten.

Ambar brauchte gar nicht erst an ihrem Körper herabzublicken, um sich zu vergewissern, dass sie ihr magisches Amulett nicht mehr besaß, das Roderik ihr einst geschmiedet hatte. Er hatte es ihr während des erbitterten Zweikampfes abgenommen und die Auseinandersetzung so für sich entscheiden können - daran erinnerte sie sich noch sehr genau. Bestimmt hatte er das Amulett einer anderen Bestimmung zukommen lassen oder es sogar zerstört. Es hatte keinen Sinn, darauf zu hoffen, das Amulett wiederbeschaffen zu können, da machte Ambar sich nichts vor. Roderik hatte sicherlich alles in seiner Macht Stehende unternommen, um eben dies zu verhindern.

Ohne magisches Amulett würde Ambar ihre Kenntnisse der Magie und Hexerei aber nicht anwenden können, das wusste sie nur zu genau. Ohne Amulett wäre sie nicht mehr als eine ganz gewöhnliche schwache Frau.

Da fiel ihr Blick auf die Trümmer des Altars, der lange Zeit ihr Gefängnis gewesen war. Roderik musste enorme magische Kräfte aufgewandt haben, um den Altarstein der Kapelle in einen Ort der Verbannung zu verwandeln. Reste dieser Magie mussten noch in den Trümmerstücken schlummern!

Ambar wusste nicht, was dazu geführt hatte, dass ihr Gefängnis zerstört und sie befreit wurde. Eines aber wusste sie mit unumstößlicher Gewissheit - dass der Altarstein sie freigegeben hatte und zersprang, lag ganz gewiss nicht an der Unzulänglichkeit von Roderiks Magie. Wenn es danach gegangen wäre, würde Ambar auch noch in dem Altarstein gefangen sein, wenn die menschliche Zivilisation längst untergegangen war. Für die Zerstörung ihres Gefängnisses musste es also einen anderen Grund geben!

Ein dünnes, böses Lächeln machte sich plötzlich auf ihren verführerischen Lippen breit. Ihr kam in den Sinn, was der Grund für ihre Befreiung sein könnte.

Vielleicht, so überlegte sie hämisch, war Roderik ja gestorben. Bestimmt war er aber keines natürlichen Todes gestorben, denn seine mächtigen Amulette hatten ihn unsterblich gemacht. Er musste folglich eines gewaltsamen Todes gestorben sein. Jemand hatte Roderik im Zweikampf besiegt - eine andere Erklärung kam Ambar nicht in den Sinn.

Der Tod des Zauberers hatte bewirkt, dass Ambars Gefängnis brüchig wurde und ihre Verbannung endlich ein Ende fand.

Eine prickelnde Freude stieg plötzlich in ihr auf. Nun, da Roderik anscheinend beseitigt worden war, gab es niemanden mehr, der sich ihr in den Weg stellen könnte. Sie musste nur noch in den Besitz eines magischen Amuletts gelangen. Dann würde sie wieder genauso mächtig und stark sein, wie vor dem verhängnisvollen Zweikampf, den sie verloren hatte.

Doch wie sollte sie ein solches Amulett aufspüren? Sie kannte sich in der Zeit, in der sie nun leben musste, nicht aus. Sicherlich war alles ganz fremd und ungewöhnlich für sie. Ambar kannte niemanden. Es war unter diesen Voraussetzungen fast aussichtslos, ein magisches Amulett aufzuspüren und an sich zu bringen.

Aber das war vielleicht auch gar nicht nötig, frohlockte Ambar, den Blick noch immer auf die Trümmerstücke des Altars gerichtet. Etwas von Roderiks Magie schlummerte noch in diesen Bruchstücken. Es sollte ihr nicht schwerfallen, diese Restmagie in einem der Bruchstücke zu zentrieren und zusammenzufassen.

Ambar kniete sich rasch nieder und wählte aus den herumliegenden Gesteinsbrocken ein etwa handtellergroßes, flaches Bruchstück aus. Schon als sie den glatten, scharfkantigen Stein berührte und aufnahm, spürte sie die Magie, mit der der Granit durchsetzt war. Es war nur ein schwaches Glimmen - aber immerhin.

Ambar konzentrierte sich und murmelte eine Beschwörung. Dabei ließ sie den Stein in ihrer Hand langsam über die anderen Trümmerstücke hinweggleiten.

Waberndes, fahles Licht stieg wie Nebel von den Bruchstücken auf und wurde von dem Stein in Ambars Hand gierig aufgesogen. Es war eine unheimliche, gespenstische Prozedur, über die Ambars gemurmelten Beschwörungen wie ein flüsternder Windhauch hinweg wehte. Erst, als auch der letzte Rest von Magie aus den Trümmern in Ambars Stein übergegangen war, hielt die Frau in ihrem seltsamen Tun inne und erhob sich.

Stolz war ihr Blick auf den schwarz schimmernden Stein auf ihrer Handfläche gerichtet. Sie spürte, wie die magischen Kräfte in dem Granit pulsierten. Es waren zwar vergleichsweise nur schwache Kräfte, die der Stein beherbergte - aber für den Anfang war Ambar mit dem Resultat ihrer Beschwörung zufrieden. Mit der Zeit würde sie die Ansammlung von Magie erhöhen und den simplen Steinbrocken in ein mächtiges Amulett verwandeln - so, wie sie es zuvor mit ihrem eigenen Amulett auch getan hatte.

Da waren draußen plötzlich Schritte zu vernehmen. Ambar hörte sie ganz deutlich. Jemand näherte sich der baufälligen Kapelle mit forschen, weit ausholenden Schritten.

2

Eine eiserne Faust griff plötzlich nach Ambars Herz und wollte es am Schlagen hindern. Stocksteif, als bestünde sie aus kaltem Stein, stand die junge schlanke Frau da und starrte ängstlich zu der Tür hinüber. Die Tür hing schief in den Angeln und sah stark verwittert aus. Sie würde die Person, die sich der Kapelle näherte, nicht lange aufhalten und schon nach dem ersten Schlag zu Bruch gehen.

Ambars plötzliche Angst war nicht unbegründet. Sie war für gewöhnlich eine furchtlose Frau, die sich auch vor Männern, die ihr kräftemäßig überlegen waren, nicht ängstigte. Und doch war sie in diesem Augenblick vor Angst wie gelähmt, denn die näher kommenden Schritte hatten eine Erinnerung in ihr geweckt. Eine Erinnerung, die in ihr die Gewissheit aufsteigen ließ, dass aus ihren Plänen nichts werden und sie in wenigen Augenblicken den Tod finden würde.

Sie entsann sich plötzlich der letzten Worte, die Roderik an sie richtete, bevor die Dunkelheit und die Stille der magischen Verbannung über sie kamen.

»Sollte es dir wider Erwarten eines Tages gelingen, dich aus deinem Gefängnis zu befreien, so sei gewiss, Ambar, dass dich der Tod ereilen wird. Ich werde Vorsorge treffen und einen Wächter erschaffen, der dich auf grausame Weise richten wird, sollte deine Verbannung jemals enden.« Mit diesen Worten hatte Roderik den Altarstein, der über der am Boden kauernden, gelähmten Ambar schwebte, hinabsinken lassen. Als wäre der Granitblock nur eine gegenstandslose Vision, hatte er Ambars schlanken, verführerischen Leib in sich eingeschlossen. Dunkelheit und Stille hatte sie umfangen. Als der Altarstein mit einem dumpfen Krachen den Boden berührt hatte, war der Fels augenblicklich hart geworden und hatte Ambars Körper und ihren Geist wie ein magisches Siegel, das niemand zu brechen vermochte, umschlossen.

Nun aber war Ambar frei und der Wächter, der sie auf grausame Weise richten sollte, erreichte in diesem Moment die morsche alte Tür der Kapelle.

3

Hinter den Ritzen in der Tür, durch die der helle Schein des Tages in dünnen Streifen herein drang und schräg auf den Boden des Eingangsbereichs fiel, tauchte plötzlich der Umriss einer Gestalt auf. Anhand des Schattens, der auf dieTür fiel, vermochte Ambar sich ein ungefähres Bild ihres Widersachers zu machen. Es handelte sich offenbar um einen kräftigen, nicht sehr hochgewachsenen Mann. Ambar machte sich trotzdem nichts vor. Die Magie, die sie in dem Granitsplitter versammelt hatte, würde nicht ausreichen, um einen von Roderik erschaffenen Wächter zu bezwingen.

Dass die Umrisse hinter der Tür keine bedrohlichen Ausmaße besaßen, verwunderte Ambar ein wenig. Sie hatte fest damit gerechnet, Roderik hätte ein furchteinflößendes, kraftstrotzendes Ungeheuer erschaffen, um sie zu richten. Wenn ihre Furcht diese Möglichkeit nicht von vornherein ausgeschlossen hätte, würde sie annehmen, dass bloß ein stattlicher Mann vor der Kapellentür erschienen war, aber kein Ungeheuer, das gekommen war, sie auf grausame Weise zu ermorden.

Tatsächlich schmetterte der Ankömmling auch nicht seine Fäuste gegen die Tür, um sich Zutritt zu verschaffen, sondern machte sich mit einem Schlüssel an dem verrosteten Türschloss zu schaffen.

Kurz darauf schwang die Tür knarrend auf. Sonnenlicht flutete herein, umschmeichelte die Gestalt in der Türöffnung, die sich schwarz darin abzeichnete. Unsicher trat der Mann ins Innere der Kapelle. Sein Blick war umwölkt und auf Ambar gerichtet, die inmitten der Altartrümmer stand und sich nicht rührte.

»Wer ... wer sind Sie?«, drang die Stimme des Mannes über die morschen Kirchenbänke zu Ambar hinüber.

Ambar legte dien Kopf schief und betrachtete den Fremden genauer. Nun, da er im Schatten der Kapelle stand, konnte sie ihn besser erkennen.

Der Mann war jung, keine dreißig, wie Ambar schätzte. Er trug einen dunklen, nicht sehr gut sitzenden Anzug, und hatte ein weißes Kragenstück unter die Aufschläge seines Jacketts gesteckt. Sein Haar war dunkel und dicht, seine Augen braun. Trotz des momentanen Misstrauens, das der Mann offensichtlich empfand, bemühte er sich, freundlich und sanft dreinzublicken.

In diesem Moment begriff Ambar, dass ihr Anblick den jungen Mann verwirrte. Er hatte nicht damit gerechnet, in dieser verfallenen Kirche eine junge Frau anzutreffen. In ihrem aufreizenden, tief ausgeschnittenen Kleid, unter dem sich ihre weiblichen Rundungen deutlich abzeichneten, wirkte Ambar auf Männer sehr verführerisch. Dies war auch der Grund, warum sie sich dieses Kleid einst geschneidert hatte.

Um den Eindruck noch zu verstärken, schob sie ihre Hüfte nach links, legte die Hand darauf und winkelte das rechte Bein leicht ab, so dass es sich aus dem Schlitz im Kleid hervorschob.

»Mein Name ist Ambar«, beantwortete sie nun endlich die Frage des Mannes. »Ambar Le May - wissen Sie das etwa nicht?«

Ambar ließ das Gesicht des Mannes keinen Moment aus den Augen. Die Verwirrung, die sich darauf spiegelte, schien echt zu sein. Langsam zweifelte sie, ob er tatsächlich in die Kapelle gekommen war, um sie zu töten. War das wirklich der Wächter, den Roderik angekündigt hatte?

»Was ... was haben Sie in dieser alten Kapelle zu suchen?«, richtete der Mann nun wieder eine Frage an Ambar. »Das Gebäude ist baufällig. Es ist gefährlich, sich darin aufzuhalten.«

Ambar nickte kaum merklich. Der Jagdinstinkt begann sich in ihr zu regen, nun, da sich herausgestellt hatte, dass sie doch nicht in Gefahr schwebte, ermordet zu werden.

Ja, dachte sie hämisch. In dieser Kapelle lauert tatsächlich eine Gefahr. Eine Gefahr, der du nun nicht mehr entrinnen kannst, Fremder!

Ambar schickte sich an, die Altarstufen hinabzusteigen. Ihr Kleid raschelte dabei wie Schlangenhaut. Sie wiegte beim Gehen ihre Hüften, als wollte sie den Mann mit dieser Bewegung hypnotisieren.

Der Fremde schluckte trocken. Dann riss er sich gewaltsam von Ambars Anblick los. Seine Augen hefteten sich auf die Trümmer des Altars.

»Was haben Sie mit dem Altar angestellt?«, fragte er rau. »Der Knall, als er zerbarst, war bis weithin zu hören.« Ein lauernder Ausdruck trat nun in seine Augen, als er seinen Blick wieder auf Ambar richtete. »Haben Sie hier etwa eine schwarze Messe abgehalten?«, wollte er wissen. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich Leute bei derartigen Zeremonien erwische. Diese Kapelle scheint auf Menschen, die sich für schwarze Magie interessieren, eine eigenartige Anziehungskraft auszuüben.«

Ambar begriff, dass es eine heftige Explosion gegeben haben musste, als der Altarstein zerbarst und ihre Verbannung beendete. Der Lärm musste den jungen Mann herbeigelockt haben. Anscheinend fühlte er sich für die alte Kapelle verantwortlich.

»Sind Sie ein Geistlicher?«, wollte sie wissen und versuchte sich von der Erregung, die nun langsam in ihr aufzusteigen begann, nichts anmerken zu lassen. Ihr wurde plötzlich bewusst, auf was sie während ihrer Verbannung alles hatte verzichten müssen - und sie fragte sich, wie lange es her sein mochte, seit sie ein Mann zum letzten Mal berührt und begehrt hatte.

»Das sehen Sie doch«, erwiderte der Mann kühl. »Mein Name ist Pater Jeremy ... Jeremy Carson«, setzte er hinzu.

Ambar hatte sich dem Mann inzwischen bis auf wenige Schritte genähert.

»Jeremy«, wiederholte sie seinen Namen mit einem lasziven Flüstern in der Stimme. »Ein wohlklingender, vielversprechender Name.«

Jeremy fühlte sich in seiner Haut sichtlich unwohl. Es war nicht zu übersehen, dass er für die erotische Ausstrahlung, die von Ambar ausging, nicht unempfänglich war. Doch er sträubte sich mit aller Macht dagegen, sich den Gefühlen hinzugeben, die Ambars Auftritt in ihm geweckt hatte.

»Ich ... ich muss Sie bitten, die Kapelle jetzt zu verlassen«, sagte er rau und rieb in einer hilflosen Geste die Handflächen aneinander. »Ich werde dafür sorgen, dass man Sie wegen der Zerstörung des alten Altarsteines zur Rechenschaft zieht. Ich werde diese sinnlose Zerstörung weder hinnehmen noch dulden.«

»Ich habe den Altar nicht zerstört«, erklärte Ambar versöhnlich. Sie war sich nun sicher, in diesem Geistlichen tatsächlich nicht den Wächter vor sich zu haben, der sie töten sollte. Umso wichtiger war es, diesen Mann nicht entkommen zu lassen. Der Zufall hatte es gut mit ihr gemeint, und ihr diesen jungen, agilen Burschen gesandt. Seine jugendliche Lebenskraft würde die Magie in ihrem Altarsplitter stärken und ihr für den unausweichlichen Kampf mit dem Wächter eine günstigere Ausgangsposition verschaffen.

Ambar zwang sich, ihre Gedanken zu unterdrücken und lächelte freundlich. Mit einer galanten Geste streckte sie dem Geistlichen die Hand hin - aber so, dass er den Stein, den sie in ihrem Handteller versteckt hatte, nicht sehen konnte.

»Wollen wir nicht Freunde werden?«, appellierte sie an die sanfte, versöhnliche Seite des Geistlichen. »Vielleicht bin ich ja bloß ein verirrtes Schaf, das von Ihnen in die Herde der Gläubigen zurückgeführt werden will?«

Jeremy betrachtete Ambar argwöhnisch. Doch dann nickte er kaum merklich und schickte sich an, Ambars ausgestreckte Hand zu ergreifen.

»Was immer Sie getan haben, der Herr wird Ihnen vergeben«, setzte er an.

In dem Moment aber, da seine Finger Ambars Hand umschlossen und sie ihm den Altarsplitter mit Nachdruck in die Handfläche presste, verstummte der Geistliche abrupt.

Jeremy riss die Augen weit auf. Verzweifelt versuchte er, seine Hand wieder zu befreien. Aber Ambar hielt ihn unerbittlich fest und beobachtete voller Genugtuung, wie die magischen Kräfte ihres provisorischen Amuletts Jeremy in ihren Bann schlugen und seinen Willen brachen.

Jeremys Gegenwehr erlahmte, sein Gesicht bekam einen starren, wächsernen Ausdruck. Wie eine seelenlose Marionette stand er da, als würde er darauf warten, dass sein Puppenspieler an den Fäden zog und ihn in Bewegung setzte.

Ambar lächelte zufrieden. Mit einer beiläufigen Geste streifte sie sich die Träger ihres Kleides von den Schultern und stand schließlich splitternackt da. Sie packte Jeremy am Schoß und zog seinen Kopf zu sich heran.

»Und nun umarme mich«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Umarme mich, bis ich die Zeit meiner Verbannung vergessen habe!«

4

New York, jetzt

Mit einem unverbindlichen Lächeln auf den Lippen nahm Fabian Carnap den Cocktail entgegen, den ihm die Gastgeberin, eine schlanke Frau mit gewelltem brünettem Haar und stark geschminktem Gesicht, auf einem Tablett unter die Nase hielt.

»Ich glaube nicht, dass ich Sie kenne«, sagte die Frau und ließ das Tablett wieder sinken, auf dem noch ein halbes Dutzend gefüllte Gläser standen. Sie legte den Kopf schief und betrachtete Fabian eingehend von oben bis unten.

Fabian ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er kannte von der Gastgeberin dieser Cocktailparty lediglich den Namen. Er lautete Wanda Jones. Ihr gehörte das Penthouse und die große Terrasse, auf der die Party stattfand. dass sich auf ihrer Gesellschaft jemand eingefunden hatte, den sie nicht kannte, war seinen Informationen nach für sie nicht ungewöhnlich.

Mit dem Glas in der Hand deutete er auf die vielen Leute, die sich auf der Dachterrasse versammelt hatten, in Gruppen zusammenstanden und sich angeregt und gestikulierend unterhielten.

»Ich habe mir sagen lassen, man könne auf Ihren Partys leicht Kontakte knüpfen«, meinte er lapidar. »Ich wollte herausfinden, ob das stimmt.«

Zweifelnd sah die Frau Fabian an, ließ ihren Blick über seine muskulösen Arme schweifen, die sich unter dem Blazer deutlich abzeichneten. Sie betrachtete sein blondes kurzes Haar, und blickte ihm dann unverwandt in seine blauen Augen.

»Sie sehen nicht wie der typische New Yorker aus, der unter Einsamkeit leidet«, stellte sie fest. »Ich beobachte Sie schon eine Weile. Sie stehen nur herum und beargwöhnen meine Gäste. Dabei gebärden Sie sich auffällig unauffällig. Sie leiden doch wohl nicht etwa unter einer Stadtneurose und fangen gleich an, meine Gäste auf unanständige Weise zu belästigen.«

Fabian grinste entwaffnend.

»Das wäre das erste Mal, dass ich auf eine Frau den Eindruck eines Neurotikers mache«, gab er zurück. Er zwinkerte der Gastgeberin listig zu. »In Wahrheit bin ich FBI-Agent und suche unter Ihren Gästen nach einem Mann, dem wir schon seit langem auf den Fersen sind.« Fabian hatte seine Stimme gesenkt, um geheimnisvoll zu wirken. »Es handelt sich bei diesem Kerl um einen skrupellosen Hehler, der Waffen an Terroristen verkauft ...«

»Sehr witzig«, erwiderte Wanda und verzog das Gesicht. »Kein Wunder, dass sich niemand mit Ihnen unterhalten will. Ihre Witze sind geschmacklos und abgedroschen.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ließ Fabian allein.

Dieser nutzte die Gelegenheit und kippte seinen Cocktail rasch in den Blumenkübel, neben dem er stand. Eine mehrere Meter hohe Birke wuchs aus dem Kübel empor. Zusammen mit den anderen Pflanzen und Blumen, die in Kübeln wuchsen und scheinbar wahllos über die Plattform verteilt waren, verlieh der Baum der großen Dachterrasse den Eindruck einer ländlichen Idylle.

Dieser Eindruck wurde aber sogleich wieder zerstört, sobald der Blick über die Terrasseneinfassung hinweg schweifte. Denn dort zeichnete sich in der Nacht die dunkle Silhouette der hoch aufragenden Wolkenkratzer von Manhattan ab.

Im Gegensatz zu den Zeiten, da die Energie noch nicht teuer und knapp gewesen war, waren die meisten Fenster und Etagen der Bürohochhäuser jetzt dunkel. Nur hier und da glomm in den nachtschwarzen Türmen vereinzelt ein beleuchtetes Fenster.

In Fabians Augen wirkte New York in den Nächten wie eine monströse unheimliche Burganlage, in deren Türmen einige wenige verzweifelte Burgjungfrauen vergeblich auf ihren Prinzen und Retter warteten, die sich in dem Labyrinth aus Gebäudekomplexen hoffnungslos verirrt hatten.

»Bist du verrückt geworden?«, war neben ihm plötzlich die gepresste Stimme einer Frau zu vernehmen.

Fabian wandte ihr halb sein Gesicht zu und grinste entwaffnend.

»Meinst du, die Gastgeberin hat bemerkt, dass ich mit ihrem teuren Cocktail die Pflanzen gewässert habe?«

Die Frau sah ihn verdattert an. Sie hatte dunkles kurzes Haar und braune Augen, in denen ein lauernder Ausdruck lag. Das dunkelblaue, kurze Kleid, das sie trug, betonte ihre grazile Gestalt, verriet aber auch, wie durchtrainiert und zäh sie war.

»Das meinte ich nicht«, erwiderte sie gereizt. »Und das weißt du ganz genau, Fabian. Warum hast du dieser Frau verraten, dass du ein FBI-Agent bist?«

»Ich wusste, sie würde mir nicht glauben«, erwiderte er und zuckte gelassen mit den Schultern. »So ist es doch oft mit der Wahrheit, Robby ... Man glaubt sie nicht.«

Roberta Winter, die von ihren Kollegen kumpelhaft Robby genannt wurde, verdrehte die Augen. Sie wusste genau, worauf Fabian, ihr Partner, mit seiner Bemerkung anspielte. Aber sie verspürte nicht die geringste Lust auf dieses Thema einzugehen.

Fabian, der enttäuscht war, dass Robby den Faden nicht aufgegriffen hatte, warf einen etwas verärgerten Blick auf das Cocktailglas, das Roberta in der Hand hielt. Es war mit einer zweifarbigen Flüssigkeit gefüllt und schon halb geleert.

»Du solltest im Dienst keinen Alkohol trinken, Robby«, mahnte er.

»Das ist doch bloß ein Kiba«, erwiderte sie entnervt.

»Kiba?«

»Kirsche, Banane«, erklärte Robby. »HoherVitaminanteil und kein Tropfen Alkohol - und außerdem stillt es den Hunger.« Sie grinste ironisch und schüttelte dann belustigt den Kopf.

Fabian nickte grimmig. Es verstimmte ihn, dass zwischen ihm und Robby kein freundschaftliches Verhältnis entstehen wollte. Seit drei Monaten bildeten sie nun schon ein Ermittlungsteam, und noch immer hatte Fabian das Gefühl, sie redeten aneinander vorbei, wenn sie sich unterhielten.

»Hast du schon irgendetwas Verdächtiges feststellen können?«, erkundigte er sich mit gedämpfter Stimme bei seiner Partnerin, um die lästigen Gedanken aus seinem Hirn zu vertreiben. Robby schüttelte den Kopf und nippte von ihrem Fruchtsaftgemisch.

»Ich glaube, deine Spürnase hat dich wohl mal wieder im Stich gelassen, Fabian«, meinte sie spöttisch. »Von unserem Mann ist weit und breit nichts zu sehen.« Sie blickte zweifelnd zu ihm auf. »Ich warne dich, Fabian.Wenn sich dieser Einsatz wieder als einer deiner verzweifelten Versuche entpuppen sollte, irgendwelchen mysteriösen Begebenheiten auf den Grund zu gehen, werde ich mich bei unserem Chef beschweren.«

Fabian seufzte und presste die Lippen aufeinander. Er fand, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, über die vielen vergeblichen Einsätze zu sprechen, die er eigenmächtig in die Wege geleitet hatte, weil er angenommen hatte, endlich einem übersinnlichen Verbrechen auf die Spur gekommen zu sein.

»Die Information, dass Baker Home auf dieser Cocktailparty in Kontakt mit einem Kunden treten wird, der Waffen von ihm kaufen will, habe ich von einem beim FBI einschlägig bekannten Mittelsmann«, sah er sich genötigt zu erklären. »Es ist also nicht zu erwarten, irgendwelche unerklärliche, mysteriöse Kraft könne bei dieser Sache die Finger im Spiel haben. Es handelt sich um einen ganz gewöhnlichen Fall, den wir heute Nacht hoffentlich endlich zum Abschluss bringen können.«

Roberta warf Fabian einen befremdeten Blick zu.

»Sollten wir beide es tatsächlich schaffen, Balcer Home das Handwerk zu legen, wird man uns einen Orden verpassen«, sagte sie. »Und du tust so, als wäre dieser Einsatz bloß ein lästiger Sonntagsspaziergang«

»Es ist eben nur ein gewöhnlicher Fall«, rechtfertigte Fabian sich.

»Fang bloß nicht an, mich wieder mit deinem Gerede über übersinnliche Phänomene und Magie zu belästigen«, blaffte Robby. »Manchmal frage ich mich, ob du noch ganz richtig im Kopf bist. Magie und Zauberei - das gibt es doch nicht wirklich. Wie kann ein erwachsener Mann wie du, der eine Ausbildung auf der FBI-Akademie genossen hat, so einen Quatsch bloß glauben?«

Weil ich der Sohn eines Zauberers bin, hätte Fabian ihr am liebsten geantwortet. Eines Zauberers, der mit Hilfe von magischen Amuletten Unsterblichkeit erlangte und viele hundert Jahre alt wurde, ehe er von Brenda Logan zur Strecke gebracht wurde ...

Fabian bereute plötzlich, dass er seinen Cocktail weggeschüttet hatte. Er hätte jetzt einen kräftigen Schluck vertragen können.