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Waisenmädchen Ursel wächst zur Zeit der Befreiungskriege in Berlin auf. In der Gaststätte, in der sie als Kellnerin arbeitet, erfährt sie stets das Neuste über die Bemühungen, die französische Armee unter Napoleon Bonaparte aus ihrer Heimat zu vertreiben. Ursel würde gern ihren Beitrag leisten, doch es ist ihr verboten, als Soldat zu kämpfen. Als jedoch eine besondere Botschaft überbracht werden muss, scheint die Stunde des mutigen Mädchens gekommen...-
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Seitenzahl: 21
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Else Ury
Saga
Eine kleine Heldin
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1914, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726884401
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
An einem scharfen Februarabend war's im Jahre 1813. Da saßen im festverschlossenen Hinterzimmer der Weißbierwirtschaft »Zum blauen Engel« in der alten Berliner Reetzengasse mehrere Frauen und Kinder bei der Öllampe. Ihre Finger ruhten keinen Augenblick, unermüdlich waren sie mit Scharpiezupfen beschäftigt. Ein großer, weißer Berg des bereits fertigen Verbandzeuges lag neben ihnen. Das Mundwerk der Frauen aber arbeitete fast ebenso unermüdlich wie ihre Hände.
»Ist Nachricht da von Eurem Neffen Wilhelm?« fragte eine Nachbarin eifrig.
»Pst! nicht so laut. Man ist ja jetzt nie sicher vor französischen Ohren!« Die Wirtin vom »Blauen Engel« stand auf und drehte den Schlüssel im Türschloß noch einmal vorsorglich um, ehe sie antwortete.
»Ja, gestern hatten wir einen Gruß von ihm, er ist mit seinen Freunden glücklich in Breslau angelangt und hat sich dort bereits als Freiwilliger gestellt,« flüsterte sie, immer noch ängstlich auf die Tür schauend. »Meister Schulzes Emil, der von der Wanderschaft heimkam, hat die Nachricht gebracht. Einen Postbrief zu schreiben, das darf man ja jetzt nicht wagen, wo alles hier in Berlin von den vermaledeiten Franzosen durchschnüffelt wird.«
»Ein mutiger Junge, der Wilhelm!« lobte eine andere Nachbarin. »Läuft da mir nichts dir nichts von der Schulbank ins Freiwilligenkorps.«
»Soldatenblut!« meinte die Tante und nickte vor sich hin. »Das steckt nun mal so in ihm, da war ja kein Halten. Seitdem der Vater, mein Bruder, Gott hab' ihn selig, vor nun bald sieben Jahren bei Jena fiel, gab's für den Jungen keinen anderen Gedanken mehr, als den Franzosen Vaters Tod mal heimzuzahlen, und die Scharte, die sich Preußen damals bei der Unglücklichen Schlacht geholt hat, durch seinen Mut auszuwetzen. Ja, nicht erwarten konnt' er's, der Wilhelm, daß es erst wieder losgeht – und die da, die Ursel, ist gerade so!« Die Engelswirtin wies mit dem Kopf – denn die fleißigen Hände ließen sich keine Zeit dazu – zu einem goldblonden Mädchen von etwa zwölf Jahren hinüber.
Das hatte die Hände und das Leinenzeug sinken lassen. Mit heißen Wangen und blitzenden Augen lauschte es dem Gespräch.