Eine Rasselbande wird aktiv - Friederike von Buchner - E-Book

Eine Rasselbande wird aktiv E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Anna und Toni waren mit der Morgenarbeit fertig und setzten sich mit zwei Bechern Kaffee auf die Terrasse der Berghütte. Jeden späten Vormittag genossen sie diese gemeinsame Pause, die sie für einen Augenblick die Hektik des Tages vergessen ließ. Sie genossen den Blick über das Tal und die Dächer der Häuser von Waldkogel. Veronika und ihr Mann Franz saßen ebenfalls auf der Terrasse und frühstückten. Sie waren spät aufgestanden. »Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?«, rief Franz. »Wir wollten euch nicht stören«, antwortete Toni. Toni und Anna standen auf und setzten sich an den Tisch der Bollers. Als sie Platz genommen hatten, winkte Franz den alten Alois herbei. Er setzte sich dazu. Franz und Veronika warfen sich Blicke zu. Schließlich ergriff Franz das Wort: »Toni, Anna, Alois! Meine Veronika und ich danken euch herzlich für die liebevolle Aufnahme und die schönen Tage hier auf der Berghütte. Es war gut, dass wir ein bissel für uns sein konnten. Anna, dir danken wir besonders. Du bist jeden Abend hinunter nach Waldkogel gegangen und hast im Laden die Abrechnung gemacht und alles organisiert. Danke, Anna!« »Nix zu danken«, sagte Anna lächelnd. »Wir halten doch alle zusammen in Waldkogel, auch wenn ich Hamburgerin bin, eine echte Hamburger Deern.« Alle lachten. Toni legte den Arm um Annas Schultern und gab ihr einen Kuss. »Anna ist ein Glücksfall, nicht nur für mich, sondern für ganz Waldkogel.« Anna lachte. »Ich denke, so genau kann man das nicht aufrechnen, Toni. Ich weiß nur, dass ich hier mein Glück gefunden habe. Hamburg wird immer meine alte Heimat sein,

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Toni der Hüttenwirt – 183–

Eine Rasselbande wird aktiv

Fellbachs Kinder haben sich viel vorgenommen ...

Frederike von Buchner

Anna und Toni waren mit der Morgenarbeit fertig und setzten sich mit zwei Bechern Kaffee auf die Terrasse der Berghütte. Jeden späten Vormittag genossen sie diese gemeinsame Pause, die sie für einen Augenblick die Hektik des Tages vergessen ließ. Sie genossen den Blick über das Tal und die Dächer der Häuser von Waldkogel.

Veronika und ihr Mann Franz saßen ebenfalls auf der Terrasse und frühstückten. Sie waren spät aufgestanden.

»Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?«, rief Franz.

»Wir wollten euch nicht stören«, antwortete Toni.

Toni und Anna standen auf und setzten sich an den Tisch der Bollers. Als sie Platz genommen hatten, winkte Franz den alten Alois herbei. Er setzte sich dazu. Franz und Veronika warfen sich Blicke zu. Schließlich ergriff Franz das Wort:

»Toni, Anna, Alois! Meine Veronika und ich danken euch herzlich für die liebevolle Aufnahme und die schönen Tage hier auf der Berghütte. Es war gut, dass wir ein bissel für uns sein konnten. Anna, dir danken wir besonders. Du bist jeden Abend hinunter nach Waldkogel gegangen und hast im Laden die Abrechnung gemacht und alles organisiert. Danke, Anna!«

»Nix zu danken«, sagte Anna lächelnd. »Wir halten doch alle zusammen in Waldkogel, auch wenn ich Hamburgerin bin, eine echte Hamburger Deern.«

Alle lachten. Toni legte den Arm um Annas Schultern und gab ihr einen Kuss.

»Anna ist ein Glücksfall, nicht nur für mich, sondern für ganz Waldkogel.«

Anna lachte.

»Ich denke, so genau kann man das nicht aufrechnen, Toni. Ich weiß nur, dass ich hier mein Glück gefunden habe. Hamburg wird immer meine alte Heimat sein, aber Waldkogel ist meine neue, wunderbare Heimat, mein Zuhause. Ich fühle mich geborgen bei dir, den Kindern und dem alten Alois. Die Berghütte und das Leben hier möchte ich nie mehr missen.«

Anna drückte Toni einen Kuss auf die Wange.

»Du bist genau der Richtige für mich, Toni, mein Hüttenwirt.«

»So muss das auch sein, wenn zwei Herzen zusammengehören«, sagte der alte Alois. Er wandte sich den Bollers zu. »Es ist schön, dass ihr euch wieder einig seid. Franz, Veronika, ihr gehört zusammen.«

»Ja, das tun wir«, sagte Veronika leise. »Es war eine schlimme Zeit. Es tut mir so leid, was ich gemacht habe. Ich kann das heute nicht mehr verstehen. Wie konnte ich nur so abdriften? Ich war wie hypnotisiert.«

»Veronika, denke nicht mehr darüber nach. Aus und vorbei!«, sagte Franz mit Nachdruck.

»Das sagt sich so leicht, Franz. Ich trage schwer an dem Fehler. Ich habe unsere Liebe und unser gemeinsames Leben aufs Spiel gesetzt. Das kann ich nie wieder gutmachen.«

»Veronika, jetzt hörst auf zu jammern!«, sagte Franz mit strenger Stimme. »Wir haben über alles gesprochen. ›Es gehören immer zwei dazu‹, sagt man, und es stimmt. Wir haben uns vorgenommen, uns mehr Zeit füreinander zu nehmen. Das Leben ist nicht nur zum Arbeiten da, sondern um zu leben und zu lieben. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Veronika und ich haben beschlossen, uns für uns mehr Zeit zu nehmen, statt immer nur zu arbeiten. Wir wollen nicht mehr so viel im Laden stehen. Wir haben keine Kinder. Für wen also sollten wir Vermögen horten? Wenn wir dabei noch an unserem eigenen Leben vorbeileben.«

Toni, Anna und der alte Alois schauten die Bollers an und nickten. Sie waren überrascht. So wie sie Veronika und Franz bisher kannten, war der Laden ihr Leben, ihr Lebensinhalt. Er war jeden Tag geöffnet.

»Wie wollt ihr das machen? Denkt ihr dabei an kürzere Ladenöffnungszeiten?«, fragte Toni.

Franz Boller schüttelte den Kopf. Es war unmöglich den Trachten- und Andenkenladen an den Wochenenden zu schließen. Die Touristen wären enttäuscht, wenn sie nichts kaufen könnten.

»Dem Fellbacher können wir das ebenfalls nicht antun«, fügte Veronika hinzu.

Franz nickte. Er sagte, mit den Aushilfen und den Vertretungen habe es gut geklappt. Er habe bereits mit einigen der freiwilligen Helferinnen gesprochen. Einige waren bereit, an Wochenenden für ein paar Stunden im Laden zu bedienen.

»Wir werden Aushilfen einstellen. Dann haben wir mehr Zeit für uns, Toni. Ihr werdet uns an den Wochenenden jetzt öfter auf der Berghütte sehen. Veronika und ich wollen mehr wandern gehen. Wir nehmen dann gern eine Brotzeit auf dem Rückweg bei euch ein.«

»Das ist schön«, sagte Toni.

Anna nickte eifrig.

Die Berghütte war im Winter geschlossen. Dann wohnten Anna, Toni und die Kinder im Tal bei Tonis Eltern, und der alte Alois überwinterte in seinem Haus in Waldkogel. Anna bot an, während der Winterzeit gelegentlich im Laden auszuhelfen.

»Da könnt ihr auf mich zählen. Außerdem, es kann doch sein, dass mal eine Aushilfe kurzfristig absagt, dann bin ich für euch da.«

»Das ist schön, Anna«, strahlte Veronika. »Du bist ein ganz liebes Madl!«

Anna lächelte.

Franz und Veronika hatten beschlossen, am Abend hinunter nach Waldkogel zu gehen.

»Ab morgen früh sind wir wieder im Laden«, sagte Franz.

Veronika nickte.

»Es wird nicht einfach werden«, sagte sie leise. »Es wird sich schnell herumsprechen, dass wir wieder im Laden sind. Da kommen sicherlich viele aus reiner Neugierde. Es wird nicht einfach werden«, seufzte sie. »Aber da muss ich durch.«

Franz legte den Arm um sie. Er lächelte sie an.

»Veronika, mache dir nicht so viele Gedanken! Du bist doch eine gute Geschäftsfrau. Wenn viele kommen, dann machen wir einen guten Umsatz. Und wenn dich jemand ärgert oder verletzt, dann tust du dich wehren. Du machst eine spitze Bemerkung. Wenn es ein Madl ist, sagst du, dass des Dirndl oder was immer es auch an hat, dass des dick macht. Du wirst sehen, wie schnell du dann etwas verkaufst. Bei einem Burschen fällt dir sicherlich ebenfalls ein Spruch ein. Wenn er ledig ist, sagst du, so würde er nie ein Madl finden. Wenn er verheiratet ist, sagst du, wie er angezogen sei, werfe ein ganz schlechtes Licht auf seine Frau. Du sagst, dass du mich nie so herumlaufen lassen würdest.«

Veronika sah ihn überrascht an.

»Mei, Franz, so kenne ich dich gar net. Des sind ja sehr brachiale Verkaufsargumente.«

Franz Boller lachte.

»Ich meine nur, dass du zurückschießen kannst, wenn dir jemand dumm kommt. Jeder ist eitel, und wenn du jemanden bei seiner Eitelkeit packst, dann wird er entweder ganz schnell und verärgert den Laden verlassen oder etwas kaufen.«

»Meinst du net, dass wir Kunden verlieren könnten?«

»Am Ende kommen sie doch wieder, Veronika. Ich bin sicher, dass sie es nicht wagen werden, dich mit spitzen Bemerkungen zu ärgern. Außerdem werde ich dich nicht eine Sekunde allein im Laden lassen. Ich werde schon etwas sagen, Veronika. Ich lasse nichts auf dich kommen. Soll sich jeder an die eigene Nase fassen!«

Anna legte beruhigend die Hand auf Veronikas Hand.

»Mache dir nicht so viele Gedanken! Es wurde nicht so viel geredet, wie du denkst. Alle, die ausgeholfen haben, haben schon einige zum Schweigen gebracht. Mach einfach weiter wie immer. Du bist die fröhliche Veronika, die immer genau weiß, was jemand steht, was der Kunde oder die Kundin will. Du tust einfach so, als sei nichts gewesen. Das wird schon. Außerdem stehen wir alle hinter dir, Pfarrer Zandler, seine Haushälterin Helene Träutlein, Fellbacher, der alte Alois, Toni und ich, die Kinder und Tonis Eltern.«

»Anna, du hast Martin und seine Frau vergessen und die alte Schwanninger Bäuerin«, sagte Toni. »Außerdem bin ich sicher, dass Graf Tassilo, sowie dessen Familie auch zu Veronika halten. Dazu kommt noch die alte Ella Waldner.«

»Du kannst unbesorgt sein, Veronika. Wir halten alle zu dir«, sagte Anna. »Und es sind noch mehr: die Gina und die anderen Frauen, die stundenweise ausgeholfen haben. Du hast mehr Unterstützung, als du denkst. Außerdem, wie heißt es? ›Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen‹, und ›Jeder kehre den Dreck vor seiner eigenen Tür.‹ Passt auch gut, darauf kannst du hinweisen. Seien wir doch ehrlich, jeder hat irgendwann im Leben einmal einen Fehler gemacht. Im Grunde denke ich, dass das, was dir passiert ist, gar nicht so ungewöhnlich ist. Viele sind auf diese Betrüger hereingefallen. Ziehe einfach einen Schlussstrich, Veronika! Was gewesen ist, kannst du nicht ändern.«

Toni rieb sich das Kinn.

»Mit dem Fellbacher muss ich auch noch einmal reden. Der wollte doch in der Betrugssache etwas unternehmen. Soviel ich weiß, steht er mit der Kriminalpolizei in München in Kontakt. Er will einen öffentlichen Vortragsabend organisieren. Dabei sollen die verschiedenen kriminellen Maschen und Methoden von Betrügern vorgestellt werden. Sie zeigen dann, wie sich der Bürger verhalten soll.« Toni trank einen Schluck Kaffee.

»Nachdem ich morgen die Kinder in die Schule gefahren habe, schaue ich im Rathaus vorbei«, sagte Toni. »Vielleicht gibt es schon einen Termin.«

Sie tranken alle ihren Kaffee aus. Toni und Anna gingen wieder an die Arbeit. Sie bereiteten das Mittagessen vor. Der alte Alois las seine Zeitung zu Ende. Dann kam er in die Küche und schälte Kartoffeln für die vielen Portionen Rösti, die meistens am Abend von den Hüttengästen verlangt wurden.

Veronika und Franz ließen sich von Toni etwas Proviant geben. Sie machten eine Wanderung und wollten erst am Abend zurück sein, bevor sie dann hinunter ins Tal gingen.

*

Franziska und Sebastian hatten am nächsten Tag später Schule. Es war schon fast zehn Uhr, als Toni das Rathaus betrat.

»Grüß Gott, Toni«, rief ihm Gina entgegen.

»Grüß Gott, Gina! Ist Fellbacher drin? Ich will nur kurz mit ihm reden.«

Gina lachte.

»Na, unser guter Bürgermeister ist nicht da. Der ist daheim. Du kannst ihn dort besuchen. Er wird sich freuen.«

Toni zog die Stirn in Falten.

»Ist er krank?«, fragte er überrascht. »Was hat er? Hoffentlich ist es nichts Ernstes.«

Tina grinste.

»Krank ist er nicht! Er ist zwar kurz davor, einen Herzkasper wegen Überlastung zu bekommen, aber ich gönne es ihm. Da bin ich ganz ehrlich. Da sieht er mal, was seine Irene leistet. Ich sage damit nicht, dass er nicht voll des Lobes über seine Irene war. Aber in der Theorie ist alles immer ganz einfach. Jetzt erlebt er die Praxis. Also, Fellbacher macht im Augenblick ›Home Office‹, wie das ganz modern heißt. Das bedeutet, er arbeitet von daheim aus. Ich bringe ihm die Unterlagen vorbei, wenn er etwas braucht. Er kommt auch schon mal am Nachmittag kurz rein. Dann fegt er wie ein Wirbelwind hier herum und ist mit seinen Gedanken doch nicht bei der Sache.«

Toni steckte die Hände in die Hosentaschen und setzte sich auf den Stuhl vor Ginas Schreibtisch. Sie schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. Dann erzählte sie, dass Irenes jüngste Schwester schwanger sei und es bei ihr zu Schwangerschaftskomplikationen gekommen war. Deshalb sei Irene hingefahren, damit ihre kleine Schwester auch wirklich das Bett hütet und sich ausruht.

»Deshalb ist Fellbacher jetzt Strohwitwer. Er ist Koch, Wäscher, Putzmann, Hausaufgabenbetreuer, Kindermädchen, Gärtner, alles in einer Person. Die Rasselbande hält ihn ganz schön auf Trab. Er hat sich nie um den Haushalt kümmern müssen.«

Gina lachte. Sie senkte die Stimme.

»Wenn er herkommt, schüttet er mir sein Herz aus. Vorgestern Abend hatte er die Schuhcreme gesucht und sie nicht gefunden. Er hat den Staubbeutel am Staubsauger gewechselt. Dabei ist ihm der ganze Dreck auf den Boden gefallen. Genau in diesem Augenblick riss eines seiner Kinder die Tür auf, und die Zugluft verteilte alles im Wohnzimmer.«

Gina grinste.

»Er hat eben in solchen Sachen zwei linke Hände. Er tut sich sehr schwer. Die Geschicke von Waldkogel zu lenken, sei einfacher, als seine fünf Kinder zu managen, sagt er. Die älteren Madln wollen ihm helfen, aber er lässt sie nicht. Da ist er auch stolz. Er will sich keine Blöße geben. Es fliegen nach einer Woche bereits die Fetzen bei den Fellbachers.«

Toni schmunzelte.

»Das wusste ich nicht. Seit wann ist Irene fort?«

»Sie ist schon seit zwei Wochen in Dresden bei ihrer Schwester.«

Toni trank den Kaffee aus. Er stand auf.

»Dann werde ich den Hausmann daheim besuchen. Die Erfahrung, die er gerade macht, ist für einen Politiker gar nicht so schlecht«, schmunzelte Toni.

Gina gab Toni eine Mappe mit Unterlagen für Fellbacher mit.

»Ich danke dir, dass du sie mitnimmst, Toni. Dann muss ich nicht in die Höhle des Löwen.«

»So schlimm?«, fragte Toni.

»Ich will nichts weiter sagen, Toni. Ich habe schon zu viel verraten.«

Sie lächelten beide. Toni verabschiedete sich und ging.

Toni parkte vor dem großen Haus des Fellbacher-Hofes. Die Haustür stand offen.

»Fellbacher, ich bin es, Toni! Wo bist du?«, rief Toni.

»Ich bin im Keller. Komm runter!«, schallte es durchs Haus.

Toni stieg die ausgetretenen steinernen Treppenstufen hinab. Fritz Fellbacher war in der Waschküche. Um ihn herum lagen Berge von Wäsche. Er stand vor der Waschmaschine und las die Bedienungsanleitung.

»Grüß dich, Fellbacher!«, sagte Toni.

Fritz Fellbacher nickte und löste seine Augen nicht von dem Text. Er las weiter, blätterte um und starrte dann die Waschmaschine an.

»Scheint ja eine größere Sache zu sein, Fellbacher.«

»Das ist es! Des sind alles Deppen, Hornochsen sind des, die so eine Bedienungsanleitung schreiben. Toni, ich schwöre dir, wenn mir noch einmal jemand sagt, dass Beamtendeutsch schwer zu verstehen sei, dann gebe ich ihm Gebrauchsanleitungen zu lesen. Schau dir an, wie viele Seiten des sind! Da steht alles drin und zwar in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Serbokroatisch, Ungarisch, Rumänisch, Türkisch, Arabisch, Russisch und noch in ein paar Sprachen, die keine lateinische Buchstaben haben. Weiß der Geier, was das für Sprachen sind! Hellsehen kann ich jedenfalls nicht. Der Himmel stehe mir bei. Was soll ich damit? Wäre es nicht besser, das so verständlich zu schreiben, damit jedem sofort klar ist, wie man so eine Maschine bedient?«

Toni unterdrückte ein Schmunzeln. Er stieg über einen Berg Schmutzwäsche und trat neben Fellbacher. Toni warf einen kurzen Blick auf die Bedienungsknöpfe der Waschmaschine und fragte:

»Kann ich da mal ran? Hast du Kochwäsche, lauter weiße Sachen?«

Fellbacher nickte und stöhnte:

»Mach nur und versuche dein Glück!«

Toni schloss die Tür, programmierte das Waschprogramm, drehte das Wasser auf und startete die Maschine.

»Du bist ein Genie!«, stieß Fellbacher aus.

»Bin ich net, bin nur Hüttenwirt!«

»Komm mit rauf! Jetzt brauche ich einen Obstler. Was hast du auf dem Herzen? Hat dir Gina gesagt, dass ich mit den Tücken des Haushalts kämpfe? Des Madl amüsiert sich über mich. Na ja, ich kann es ja verstehen.«

Fellbacher führte Toni in die Küche.

»Spülen muss ich auch noch«, sagte er zu seiner Entschuldigung. »Ich mache das von Hand, nachdem die Spülmaschine den Geist aufgegeben hat. Sie tut es einfach nicht mehr. Vielleicht ist es ganz einfach. Sicherlich habe ich sie falsch eingestellt. Aber ich finde die Gebrauchsanweisung nicht. Meine gute Irene will ich am Telefon nicht fragen. Sie soll sich nicht beunruhigen. Meiner Schwägerin geht es nicht gut.«

»Ich weiß, Gina hat es mir gesagt. Wie lange bleibt deine Frau noch bei ihrer Schwester?«

»Der Geburtstermin ist erst in fünf Wochen. Mein Schwager ist auf Montage in Norwegen. Er kann seiner Frau nicht beistehen.«

»Warum holst du dir nicht Hilfe?«

Fellbacher lachte.