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Gold ist mehr als eine Anlageklasse. Viele verehren dieses seltene Edelmetall, viele verteufeln es als natürlichen Feind der Geldpolitik. Gold gilt seit Jahrtausenden als Hort der Sicherheit und Stabilität. Das weltweite Vertrauen in den bleibenden Wert ist seit Jahrhunderten ungebrochen.
Gold ist quasi überall als Weltwährung akzeptiert. Es lässt sich jederzeit verkaufen und in liquide Mittel umwandeln. Damit spielt Gold spielt nicht nur als Inflationsschutz eine wichtige Rolle.
Aber Gold ist nicht das einzige Edelmetall, in das man investieren kann. Auch Silber, Platin oder Palladium sind mögliche Edelmetalle für die Geldanlage. Gerade in Zeiten hoher Inflation können Edelmetalle eine werterhaltende Geldanlage sein.
Soll ich in Gold investieren? Oder lieber Silber kaufen? Platin? Sind Edelmetalle überhaupt die richtige Anlageklasse für mich? Was habe ich bei der Lagerung oder der Steuer zu beachten?
"Einfach richtig Geld verdienen mit Gold, Silber, Platin und mehr" ist ein Einsteigerbuch für Anleger, die nachhaltig erfolgreich mit Edelmetallen Geld verdienen wollen. Judith Engst unterstützt Sie dabei, die richtige Anlageklasse zu finden. Sie erklärt Ihnen die Grundlagen von Edelmetall-Investments, zeigt Ihnen, wie die Preisbildung am Edelmetallmarkt funktioniert und mit welchen Mitspielern Sie es dort zu tun haben. Sie lernen, wie man Barren und Münzen richtig kauft und welche Alternativen es zu physischem Gold und Silber gibt.
"Einfach richtig Geld verdienen mit Gold, Silber, Platin und mehr" ist Ihr Wegweiser durch den Edelmetalldschungel auf dem Weg in eine goldene Zukunft.
Neu in der zweiten Auflage sind unter anderem Ausführungen zu der gestiegenen Bedeutung in inflationären Zeiten, zu der Neuregelung bei der Besteuerung von Silber, zu Minenaktien, zu den Grenzen beim Barkauf von Edelmetallen oder zu privaten Anbietern von Wertschließfächern.
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Seitenzahl: 296
2. Auflage 2024
Alle Bücher von WILEY-VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung.
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© 2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
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Print ISBN: 978-3-527-51187-7
E-Book ISBN: 978-3-527-84748-8
Umschlaggestaltung: Susan BauerCoverfoto: misunseo – stock.adobe.com
Cover
Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
KAPITEL 1: Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören
GRUND 1: EDELMETALLE ALS SCHUTZ VOR INFLATION
GRUND 2: SCHUTZ VOR WÄHRUNGSEINSCHNITTEN UND -ZUSAMMENBRÄCHEN
GRUND 3: GOLD, SILBER & CO. ALS BARGELDERSATZ
GRUND 4: ANONYMITÄT
GRUND 5: WERTKOMPRIMIERUNG UND UNIVERSELLE GÜLTIGKEIT
GRUND 6: GOLD ALS ZINSFREIE GELDANLAGE
GRUND 7: SPEKULATION AUF WERTZUWACHS
KAPITEL 2: Welche Edelmetalle sich für die Geldanlage eignen und wovon ihr Preis abhängt
GOLD
SILBER
PLATIN
PALLADIUM
WO SIE SICH LAUFEND ÜBER DIE PREISE INFORMIEREN KÖNNEN
GOLD, SILBER, PLATIN ODER PALLADIUM? – WELCHES EDELMETALL SIE WÄHLEN, HÄNGT VON IHREN KAUFMOTIVEN AB
WICHTIGE BEGRIFFE: DIESE AUSDRÜCKE BEGEGNEN IHNEN BEIM EDELMETALLKAUF STÄNDIG
KAPITEL 3: Physisches Gold: Münzen, Barren, Münzbarren oder CombiBars – Sie haben die Wahl
ANLAGEMÜNZEN (BULLION COINS): ATTRAKTIV UND BEKANNT
BARREN
MÜNZBARREN AUS SILBER – WAS ES DAMIT AUF SICH HAT
TAFELBARREN (COMBIBARS)
BARREN IN VERBUNDPACKUNGEN
KAPITEL 4: Zwölf goldene Regeln für einen sicheren und günstigen Edelmetallkauf
REGEL 1: KAUFEN SIE ANLAGEMÜNZEN UND KEINE SAMMLERMÜNZEN ODER MEDAILLEN
REGEL 2: NUTZEN SIE ONLINE-VERGLEICHSPORTALE VOR EINEM KAUF
REGEL 3: MEIDEN SIE BEI MÜNZEN DEN NEUESTEN JAHRGANG
REGEL 4: TAPPEN SIE NICHT IN DIE VOLLSTÄNDIGKEITSFALLE
REGEL 5: VERMEIDEN SIE ERSTAUSGABEN UND SONDEREDITIONEN
REGEL 6: WÄHLEN SIE EINE STÜCKELUNG, DIE ZU IHREN ABSICHTEN PASST
REGEL 7: BEACHTEN SIE DIE BARZAHLUNGSGRENZEN
REGEL 8: MANCHMAL SIND AGENTURMÜNZEN DIE GÜNSTIGERE ALTERNATIVE
REGEL 9: MEIDEN SIE HOCHWERTIGE PRÄGUNGEN
REGEL 10: KAUFEN SIE BARREN UND MÜNZEN NIEMALS AUF EBAY
REGEL 11: SCHNEIDEN SIE BARREN NICHT AUS DER BLISTERKARTE HERAUS
REGEL 12: BELASSEN SIE AUCH MÜNZEN AM BESTEN IN DER MITGELIEFERTEN KAPSEL, TUBE ODER MASTERBOX
KAPITEL 5: Kauf und Verkauf von Edelmetallen: So geht's
EDELMETALLHÄNDLER GIBT'S WIE SAND AM MEER
SO GEHT EIN KAUF VONSTATTEN
VERKAUF VON BARREN, MÜNZEN, ALTGOLD UND CO. – WORAUF SIE ACHTEN SOLLTEN
KAPITEL 6: ETCs, Index-Zertifikate und Edelmetall-Aktien: Edelmetall-Investments für Ihr Depot
ETCS : SIE ERWERBEN MEIST EINEN MITEIGENTUMSANTEIL
INDEX-ZERTIFIKATE: SIE SPEKULIEREN LEDIGLICH AUF DIE PREISENTWICKLUNG
MINENAKTIEN - LOHNT SICH DAS?
AKTIEN VON ROYALTY COMPANIES: EINE ATTRAKTIVE ALTERNATIVE
TIPPS UND TRICKS ZUM GÜNSTIGEN ETC- UND ZERTIFIKATEKAUF
KAPITEL 7: Steuern optimieren mit Gold, Silber & Co.
MEHRWERTSTEUER
EINKOMMENSTEUER: ENTSCHEIDEND IST DIE HALTEFRIST
ABGELTUNGSSTEUER
ERBSCHAFTS- UND SCHENKUNGSSTEUER
Glossar
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 1
Tabelle 1.1 Die Kaufkraft von 1000 Euro in Abhängigkeit von Inflationsrat...
Kapitel 2
Tabelle 2.1 Die größten Goldförderländer und ihre Förder...
Tabelle 2.2 Die größten Silberförderländer und ihre Förd...
Tabelle 2.3 Die größten Platinförderländer und ihre Förd...
Tabelle 2.4 Die größten Palladiumförderländer und ihre F...
Kapitel 3
Tabelle 3.1 Steckbrief Krügerrand.
Tabelle 3.2 Steckbrief Maple Leaf.
Tabelle 3.3 Steckbrief Wiener Philharmoniker.
Tabelle 3.4 Steckbrief Nugget/Känguru.
Tabelle 3.5 Steckbrief Britannia.
Tabelle 3.6 Steckbrief China Panda.
Tabelle 3.7 Steckbrief American Eagle.
Tabelle 3.8 Steckbrief American Buffalo.
Tabelle 3.9 Steckbrief Libertad.
Tabelle 3.10 Steckbrief Lunar Serien I, II und III.
Tabelle 3.11 Steckbrief Kookaburra.
Tabelle 3.12 Steckbrief Arche Noah.
Tabelle 3.13 Als Barren verfügbare Stückelungen bei Gold, Silber,...
Tabelle 3.14 Aufgeld bei den günstigsten Gold-, Silber-, Platin- und ...
Kapitel 5
Tabelle 5.1 Edelmetallhändler in Deutschland (Auswahl).
Kapitel 6
Tabelle 6.1 Edelmetall-ETCs verschiedener Anbieter – ohne Währu...
Tabelle 6.2 Xetra Gold: Kosten für physische Auslieferung nach Deutsc....
Tabelle 6.3 Edelmetall-ETCs verschiedener Anbieter mit Währungsabsich...
Kapitel 7
Tabelle 7.1 Wie sich die Abgeltungssteuer zusammensetzt.
Tabelle 7.2 Höhe des Grundfreibetrags.
Tabelle 7.3 Steuerliche Freibeträge bei Erbschaften und Schenkungen.
Tabelle 7.4 Steuerklassen und Steuersätze bei der Erbschafts- und Sch...
Kapitel 1
Abbildung 1.1 Kaufkraftentwicklung von 1000 Euro bei einer Inflationsrate vo...
Kapitel 2
Abbildung 2.1 Entwicklung des Goldpreises seit 1999 auf Basis der Jahresschl...
Abbildung 2.2 Entwicklung des Silberpreises seit 1999 auf Basis der Jahressc...
Abbildung 2.3 Entwicklung des Platinpreises seit 1999 auf Basis der Jahressc...
Abbildung 2.4 Entwicklung des Palladiumpreises seit 1999 auf Basis der Jahre...
Kapitel 3
Abbildung 3.1 Krügerrand.
Abbildung 3.2 Maple Leaf.
Abbildung 3.3 Wiener Philharmoniker.
Abbildung 3.4 Nugget/Känguru.
Abbildung 3.5 Britannia.
Abbildung 3.6 China Panda.
Abbildung 3.7 American Eagle.
Abbildung 3.8 American Buffalo.
Abbildung 3.9 Libertad.
Abbildung 3.10 Die Münzen der Lunar Serie I - 1996 bis 2007.
Abbildung 3.11 Die Goldmünzen der Lunar Serie II – 2008 bis 2019.
Abbildung 3.12 Die bisher erschienenen 5 Goldmünzen der Lunar Serie III - 20...
Abbildung 3.13 Kookaburra.
Abbildung 3.14 Arche Noah.
Abbildung 3.15 Geprägte Goldbarren.
Abbildung 3.16 Ein gegossener Goldbarren.
Abbildung 3.17 Münzbarren Cook Islands.
Abbildung 3.18 Münzbarren Andorra und Fidschi-Inseln.
Abbildung 3.19 Tafelbarren.
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Impressum
Inhaltsverzeichnis
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ÜBERSICHT
Grund 1: Edelmetalle als Schutz vor Inflation
Inflation(sgefahr) im Euro-Raum: die Ursachen
Inflation bei modernen Währungen jederzeit möglich
Die Folgen einer Inflation: wie hoch der Kaufkraftverlust ausfällt
Warum Edelmetalle vor Inflation schützen
Grund 2: Schutz vor Währungseinschnitten und -zusammenbrüchen
Grund 3: Gold, Silber & Co. als Bargeldersatz
Grund 4: Anonymität
Grund 5: Wertkomprimierung und universelle Gültigkeit
Grund 6: Gold als zinsfreie Geldanlage
Grund 7: Spekulation auf Wertzuwachs
»Das Verlangen nach Gold, ist nicht jenes nach Gold. Es ist zum Zwecke von Freiheit und Wohlfahrt.«
RALPH WALDO EMERSON, US-AMERIKANISCHER PHILOSOPH (1803 – 1882)
Gold ist schön, Gold ist begehrt, Gold zeugt von Wohlstand. Das mag für viele Menschen Grund genug sein, Gold anzuhäufen. Aber reichen diese Gründe aus, um die Geldanlage in Gold sachlich zu rechtfertigen? Nein. Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Teil seines Vermögens in Gold oder andere Edelmetalle zu investieren, der sollte sich zunächst Gedanken dazu machen, warum dies sinnvoll sein könnte.
Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, einen Teil Ihres Vermögens in Edelmetalle zu stecken. Aber es gibt auch häufig angeführte Gründe, die zumindest zweifelhaft sind. Zudem passt ein Edelmetall-Investment nicht zu jedem Anleger und nicht zu jeder Lebenssituation, in der Sie sich als Interessent womöglich befinden. Am Anfang geht es also darum, die Motivation für den Kauf von Gold, Silber, Platin & Co. zu klären und zu überlegen, wann ein Edelmetall-Investment für Sie in Frage kommt.
Eines der wichtigsten Motive, sich Edelmetalle in den Tresor zu legen, ist sicherlich der Schutz vor Inflation. Als Inflation wird der schleichende Wertverlust einer Währung bezeichnet, ganz gleich, ob es hier um den Euro, den US-Dollar, den Schweizer Franken oder den chinesischen Yuan geht. Um im Euro-Raum zu bleiben: Es steht zu befürchten, dass 100 Euro heute gemessen an ihrer Kaufkraft weitaus mehr wert sind als 100 Euro in fünf, zehn oder 20 Jahren. Eine leichte Inflation lässt sich unter normalen Umständen gut verkraften, wenn die Guthabenzinsen, die Sie auf der Bank für Ihre Einlagen bekommen, über der Inflationsrate liegen. Allerdings können Sie darauf nicht immer vertrauen.
Eine Reihe von Gründen hat in den zurückliegenden Jahren die Gefahr einer Inflation im Euro-Raum erhöht und teilweise bereits zu einer inflationären Entwicklung geführt. Da wäre zum einen die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Nach dem Vorbild der US-Notenbank hat die EZB stets dann Geld ins System gepumpt, wenn die Wirtschaft strauchelte und nicht gerade ein akuter Anstieg der Inflationsrate zu verzeichnen war. Von der Leitzinssenkung über Negativzinsen auf Geschäftsbank-Einlagen bis hin zum Ankauf von Anleihen reicht in solchen Situationen das Instrumentarium. Eine solche Geldpolitik bleibt nicht ohne negative Auswirkungen auf die Stabilität einer Währung.
Sind die Leitzinsen niedrig, dann sind Kredite billig. Die Banken verleihen immer mehr Geld. Zugleich sparen die Menschen immer weniger, weil sie kaum Zinsen bekommen. Das viele Geld, das in Umlauf kommt, erhöht die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen aller Art. Erhöht sich nicht zugleich das Angebot, steigen früher oder später die Preise. Setzt die Zentralbank sogar noch Negativzinsen auf die Einlagen fest, die die Geschäftsbanken bei ihr parken, verstärkt sich dieser Effekt. Der Aufkauf von Anleihen, auch »Quantitative Easing« (QE) genannt, erhöht die Geldmenge zusätzlich. Zwischen 2015 und 2022 kaufte die EZB für mehr als 3,2 Billionen Euro Staatsanleihen von stark verschuldeten Mitgliedsländern der Euro-Zone, aber auch andere Schuldtitel auf. Sie zahlte mit Barmitteln, um den Inhabern solcher Anleihen ihre womöglich ausfallgefährdeten Papiere abzunehmen. Genauso gut hätte sie Geld drucken können. Die Wirkung solcher Maßnahmen ist stets gleich: Die Welt wird mit Geld geflutet, das quasi aus dem Nichts erschaffen wird.
Die Corona-Pandemie 2020 bis 2022, der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Frühjahr 2022 und der Kriegsbeginn im Nahen Osten im Herbst 2023 versetzte die Welt in Aufruhr. Eine Unterbrechung der Lieferketten sowie krisen- und kriegsbedingte Engpässe führten zu rapide steigenden Preisen, nicht nur bei Rohstoffen, Vor- und Industrieprodukten, sondern auch bei Energieträgern wie Erdgas und Erdöl. In Tarifverhandlungen reagieren die Gewerkschaften mit immer höheren Lohnforderungen, um den Kaufkraftverlust ihrer Mitglieder durch den Preisanstieg auszugleichen. Für weiter steigende Preise sorgt auch der Versuch, den klimaschädlichen CO2-Ausstoß durch fossile Energien zu bepreisen. All das kann durchaus dazu führen, dass sich die Preisspirale immer schneller dreht.
Auf den Anstieg der monatlichen Inflationsrate im Herbst 2022 auf über 10 Prozent reagierte die EZB zwar mit einer Leitzinserhöhung und einem Stopp ihres QE-Programms. Es erscheint jedoch zweifelhaft, ob es dabei bleibt. Das billige Geld ist immer noch die schnellste Kur, um eine akute Wirtschaftskrise abzuwenden. Nur stabilisiert sich die Wirtschaft dadurch nicht auf Dauer. Die Euro-Staaten zeigen zudem wenig Ambitionen, ihr Schuldenproblem zu lösen und ihre Ausgaben einzudämmen. Auch in Deutschland ist fraglich, ob die Schuldenbremse Bestand haben wird oder mit immer neuen Argumenten für einen angeblichen Notfall außer Kraft gesetzt wird. Ob es bald so kommt oder nicht: Mit einer Inflationsgefahr müssen Sie stets rechnen. Über die Hintergründe erfahren Sie im nächsten Abschnitt mehr.
Womöglich haben Sie aufgrund der bisherigen Ausführungen den Eindruck bekommen, eine Geldmengen-Ausweitung sei vor allem ein aktuelles Problem im Euro-Raum. Das ist aber keineswegs so. Geldschöpfung, also die Ausweitung der Geldmenge, und die damit einhergehende Inflationsgefahr kann immer und überall passieren.
Um Belege für diese Behauptung zu finden, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit: Immer wenn sich die Staaten verschuldet haben - vorzugsweise für Rüstungsindustrie und Kriegsführung -, haben deren Regierungen versucht, den Schuldenberg durch übermäßige Inflationierung zu verringern. Denn bei einer Inflation werden die Schulden kleiner. Die Zeche bezahlen muss der Bürger, der sich für sein vorhandenes, zum Teil mühsam verdientes und angespartes Geld plötzlich weitaus weniger kaufen kann als vorher. Möglich ist eine solche Inflationierung immer dann, wenn eine Währung nicht durch Gold gedeckt ist und folglich keinen Anspruch auf Herausgabe einer bestimmten Goldmenge begründet.
Tatsache ist: Die heutigen Währungen sind praktisch allesamt nach einem Muster gestrickt, die eine Geldmengen-Ausweitung leicht macht. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Abkommens 1971 gibt es dies- und jenseits des Atlantiks keine goldgedeckte Währung mehr. Euros, US-Dollars, Schweizer Franken oder Norwegische Kronen lassen sich zu jeder Zeit beliebig vermehren. Und sobald ein Staat oder Staatenverbund – siehe Euro! – vor Schulden nur so strotzt, werden die Mächtigen die Notenpresse anwerfen und Inflation herbeiführen oder diese zumindest billigend in Kauf nehmen, um das Schuldenproblem auf elegante und von den Bürgern scheinbar unbemerkte Weise zu lösen. So macht es aktuell nicht nur die Europäische Zentralbank, sondern seit Jahren und Jahrzehnten auch die US-Notenbank Federal Reserve. Der Kaufkraftverlust kommt schleichend. Das heißt allerdings nicht, dass seine Auswirkungen harmlos wären.
Wie wirkt sich Inflation aus? Sonnenklar ist: Je höher die Inflationsrate (in Deutschland auch »Verbraucherpreisindex« genannt) und je länger der Zeitraum, der verstreicht, desto größer ist der Kaufkraftverlust. Dieser trifft vor allem jene hart, die ein großes Geldvermögen angehäuft haben. Tabelle 1.1zeigt, welche Kaufkraft bei einer Summe von 1000 Euro noch übrig bleibt, wenn die entsprechende Inflation (in Prozent) herrscht und eine bestimmte Anzahl von Jahren vergangen ist.
Inflationsrate von …
3 Prozent
5 Prozent
8 Prozent
10 Prozent
15 Prozent
20 Prozent
2 Jahre
942,60 Euro
907,03 Euro
857,34 Euro
826,45 Euro
756,14 Euro
694,44 Euro
4 Jahre
888,49 Euro
822,70 Euro
735,03 Euro
683,01 Euro
571,75 Euro
482,25 Euro
6 Jahre
837,48 Euro
746,22 Euro
630,17 Euro
564,47 Euro
432,33 Euro
334,90 Euro
8 Jahre
789,41 Euro
676,84 Euro
540,27 Euro
466,51 Euro
326,90 Euro
232,57 Euro
10 Jahre
744,09 Euro
613,91 Euro
463,19 Euro
385,54 Euro
247,18 Euro
161,51 Euro
12 Jahre
701,38 Euro
556,84 Euro
397,11 Euro
318,63 Euro
186,91 Euro
112,16 Euro
14 Jahre
661,12 Euro
505,07 Euro
340,46 Euro
263,33 Euro
141,33 Euro
77,89 Euro
16 Jahre
623,17 Euro
458,11 Euro
291,89 Euro
217,63 Euro
106,86 Euro
54,09 Euro
18 Jahre
587,39 Euro
415,52 Euro
250,25 Euro
179,86 Euro
80,81 Euro
37,56 Euro
20 Jahre
553,68 Euro
376,89 Euro
214,55 Euro
148,64 Euro
61,10 Euro
26,08 Euro
22 Jahre
521,89 Euro
341,85 Euro
183,94 Euro
122,85 Euro
46,20 Euro
18,11 Euro
24 Jahre
491,93 Euro
310,07 Euro
157,70 Euro
101,53 Euro
34,93 Euro
12,58 Euro
Tabelle 1.1 Die Kaufkraft von 1000 Euro in Abhängigkeit von Inflationsrate und verstrichener Zeit.
Angenommen, die Inflation bleibt bei noch mäßigen 3 Prozent pro Jahr. Nach zehn Jahren haben Sie dann bereits ein gutes Viertel Ihres Geldvermögens – gemessen in heutiger Kaufkraft – verloren. Nach 24 Jahren ist nur noch knapp die Hälfte davon übrig. Sie verlieren also Geld, obwohl auf Ihren Kontoauszügen nach wie vor der gleiche Betrag in Höhe von 1000 Euro ausgewiesen ist wie anfangs.
Gehen wir einmal von einer sehr hohen Inflationsrate aus, die sich auf 20 Prozent pro Jahr beläuft. Nach zehn Jahren können Sie sich von den ursprünglichen 1000 Euro nur noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 161,51 Euro kaufen. Wenn Sie die heutige Kaufkraft als Maßstab nehmen, ist das gerade einmal ein Sechstel des ursprünglichen Wertes! Nach 24 Jahren ist noch ein lächerlicher Kaufkraft-Rest von 12,52 Euro übrig.
Der Wertverfall durch Inflation lässt sich auch grafisch darstellen, wie Abbildung 1.1 zeigt. Dargestellt sind hier die Wertentwicklung des Geldes über einen Zeitraum von 24 Jahren für eine Inflationsrate von 3 Prozent (mittelgraue Linie), von 10 Prozent (schwarze Linie) und von 20 Prozent (hellgraue Linie).
Sie sehen: Je höher die Inflationsrate, desto höher der absolute jährliche Wertverlust vor allem in den Anfangsjahren.
Abbildung 1.1 Kaufkraftentwicklung von 1000 Euro bei einer Inflationsrate von 3 Prozent, von 10 Prozent und von 20 Prozent.
Quelle: Eigene Darstellung.
Wer von einem künftigen Inflations-Szenario ausgeht, wird zwangsläufig nach Anlagemöglichkeiten für sein Geld suchen, die dem schleichenden Wertverlust nicht unterworfen sind. In Frage kommen hier praktisch nur Sachwerte, vor allem Aktien, Immobilien und Gold bzw. auch andere Edelmetalle. Denn am Markt wird ihr Wert laufend neu bemessen – bei Aktien und Edelmetallen börsentäglich, bei Immobilien zumindest dann, wenn sie wieder zum Verkauf stehen. Hat die Währung zwischenzeitlich durch Inflation an Kaufkraft verloren, dann steigen im Gegenzug ganz einfach die Preise, sodass bei diesen Vermögenswerten ein Werterhalt gegeben ist.
Aber Vorsicht: Anders als Aktien und Immobilien sind Edelmetalle kein Produktivvermögen. Das heißt, sie werfen nicht laufend Dividenden oder Mietzinsen bzw. – wie beim selbstgenutzten Eigenheim – eine Rendite in Form der gesparten Miete ab. Wer also in Edelmetalle investiert, sollte wissen: Zum Werterhalt sind sie geeignet, nicht aber zwangsläufig zur laufenden Vergrößerung des vorhandenen Vermögens. Zwar kann es sein, dass ihr Preis steigt. Das geschieht aber nicht durch laufend erzielte Zinsen und Dividenden, sondern schlichtweg durch eine erhöhte Nachfrage am Markt. Zudem ist ein Preisanstieg nicht zwangsläufig. Es kann auch zu Verlusten kommen, wenn am Markt die Verkäufer und nicht die Käufer den Ton angeben.
Für Privatanleger erscheint es deshalb ratsam, maximal 10 Prozent des eigenen Vermögens in Edelmetalle zu investieren, bei sehr vermögenden Menschen können es auch 15 Prozent sein. Daneben sollte das Anlage-Portfolio aus Aktien, Immobilien, Festgeld und liquiden Notreserven auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto bestehen. Letzteres verhindert zwar keinen Kaufkraftverlust durch Inflation, sorgt aber für die nötige Liquidität, wenn etwa am eigenen Haus das Dach dringend reparaturbedürftig ist oder wenn das Auto überraschend durch ein neues ersetzt werden muss. Indem Sie einen Teil Ihrer Reserven auf ein Tagesgeldkonto legen, sind Sie als Anleger nicht gleich gezwungen, vorhandene Immobilien, Aktien und Edelmetall-Bestände zu verkaufen, wenn Ihnen größere Ausgaben ins Haus stehen.
Längst ist es kein Geheimnis mehr: Der Euro wackelt. Eine ganze Reihe hochverschuldeter Staaten rüttelt an den Fundamenten der Gemeinschaftswährung. War der Euro ursprünglich von den Politikern dazu gedacht, den Zusammenhalt in der Europäischen Union zu stärken und Handelshindernisse zu beseitigen, zeigt sich nun: Es widerspricht allen volkswirtschaftlichen Grundsätzen, so viele höchst unterschiedliche Volkswirtschaften in einer Währungsunion zusammenzubinden. Denn den wirtschaftlich schwächeren Ländern fehlt aufgrund der einheitlichen Währung(spolitik) die entscheidende Möglichkeit, ihre Exporte anzukurbeln: die Abwertung ihrer Währung. Und die wirtschaftlich stärkeren Länder, die ohnehin schon viel exportieren, profitieren trotzdem nicht durchweg von der gemeinschaftlichen Währung. Denn ihrer Bevölkerung geht durch einen schwachen Euro viel an Kaufkraft verloren, über die eine eigene Währung kraft Aufwertung verfügen würde. Dass der Euro in absehbarer Zeit zusammenbricht, ist somit kein Orakel von Delphi, sondern ein höchst reales Szenario.
Übrigens sind Währungsreformen in der Geschichte gar nicht so selten. Seit die Münzen mangels Edelmetallgehalt keinen Wert mehr an sich haben und seit es außerdem Banknoten gibt, die nichts anderes als ein Zahlungsversprechen darstellen, sind Währungen immer wieder in mehr oder weniger großen zeitlichen Abständen zusammengebrochen. Das liegt daran – siehe oben –, dass sich Geldscheine beliebig nachdrucken lassen und dass dies umso hemmungsloser getan wird, je unkonkreter dieses Zahlungsversprechen der jeweiligen Zentralbank ist. Ein Goldstandard – also das Versprechen, seine Geldscheine jederzeit gegen eine bestimmte Menge Gold eintauschen zu können – mag vielleicht einige Jahre oder sogar Jahrzehnte andauern. Über kurz oder lang wird er jedoch ausgesetzt – wie das im Deutschen Reich während des Ersten Weltkriegs der Fall war und wie das auch in den USA und den westlichen europäischen Ländern nach dem Ende des Bretton-Woods-Abkommens zu beobachten war. Dann wird mehr oder weniger hemmungslos Geld gedruckt, für die Staaten eine gute Möglichkeit, die bis dato aufgetürmten Schulden auf dem Rücken der Bürger zu entwerten.
Zwangsläufig aber wird ein solches System irgendwann instabil. In Deutschland hat die Hyperinflation im Jahr 1923 tiefe Spuren hinterlassen und war jahrzehntelang der Grund für die sehr strikte Geldpolitik der Deutschen Bundesbank. Besagte Hyperinflation ist nur ein Beispiel für einen Währungszusammenbruch: Die Milliarden und Billionen von Deutschen Reichsmark, die in der Weimarer Republik ausgegeben wurden, waren das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt waren. Klarer Fall: Wenn die Inflation so weit fortgeschritten ist, hilft nur eine Währungsreform, um das erschütterte Vertrauen in ein gesetzliches Zahlungsmittel wiederherzustellen. So weit war es dann auch im Oktober 1924 gekommen. Erst die Einführung der Rentenmark und später der Reichsmark beendete den Spuk mit der Preisexplosion.
Klar ist: Geldbestände sind bei einer Währungsreform stets gefährdet. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um Währungszusammenbrüche und -reformen für wahrscheinlich zu halten – es genügen ein paar Kenntnisse zur globalen Wirtschaftsgeschichte.
Kein Mensch weiß, wie nach einem Währungszusammenbruch oder einer Währungsreform die Folgewährung aussehen wird. Und niemand weiß außerdem, ob die alte Währung gegen eine neue eingetauscht werden kann – und wenn ja, welches Umtauschverhältnis dann zwischen der alten und der neuen Währung gelten wird. Wohl dem, der sein Vermögen bei einer solchen Zeitenwende nicht vollständig in der alten Währung gebunkert hat, sondern eine zeitlose Alternative wie Gold oder Silber besitzt.
Manchmal braucht es gar keine Währungsreform, um ein Zahlungsmittel außer Kraft zu setzen. Mitunter genügt es, wenn eine Regierung im angeblichen Kampf gegen Korruption und Schattenwirtschaft in Sachen Bargeldbeschränkung über die Stränge schlägt. Dafür ist Indien ein gutes Beispiel. Es schaffte im November 2016 über Nacht die sehr gängigen und überaus beliebten 500- und 1000-Rupien-Scheine ab. Das bedeutete eine faktische Enteignung all derer, die Bargeld gehortet hatten und sich meist nicht in der Lage sahen, ihr vorhandenes Geldvermögen noch rechtzeitig in weiterhin gültige, kleinere Scheine umzutauschen.
Man mag viel darüber spekulieren, ob ein so rigides Vorgehen auch in Deutschland respektive im Euro-Raum möglich wäre. Sicher ist aber: Die klassische Funktion der Wertaufbewahrung, die die Ökonomen den Zahlungsmitteln oft zuschreiben, erfüllt Gold auf lange Sicht gesehen besser als jede nationale Währung.
Ein anschauliches historisches Beispiel dafür liefert das Deutsche Kaiserreich zwischen 1871 bis 1915. Damals gab es für ein und denselben Nennwert – nämlich 20 Reichsmark – sowohl Goldmünzen als auch Scheine. Noch herrschte in dieser Zeit der sogenannte Goldstandard, das heißt, Papierscheine konnten jederzeit gegen eine Goldmünze mit gleichem Nennwert eingetauscht werden. Die Kaufkraft des 20-Reichsmark-Scheines war somit genau gleich wie die der entsprechenden Goldmünze, die ein Gewicht von 7,96 Gramm bei einem Gold-Feingehalt von 900/1000 aufweist, also zu 90 Prozent aus Gold und zu 10 Prozent aus Kupfer besteht. Beides – Schein und Münze – konnte nach Belieben gegeneinander ausgetauscht werden – und das passierte auch andauernd. Heute aber können Sie den 20-Reichsmark-Schein für einen einstelligen Eurobetrag auf der Auktionsplattform Ebay ersteigern. Dagegen zahlen Sie für die Goldmünze inzwischen rund 300 Euro. Das zeigt: Die Goldmünze hat ihren Wert mehr als 100 Jahre lang bewahrt, der Schein dagegen ist nach Abschaffung der Reichsmark als Zahlungsmittel praktisch wertlos geworden.
Es gibt aber auch noch ein weiteres Argument, das im Zusammenhang mit Bargeldrestriktionen und Bargeldabschaffung für den Besitz von Edelmetallen spricht: Gold, Silber, Platin und Palladium können nicht mit Negativzinsen belegt werden. Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Denn Sie wissen bereits: Die Europäische Zentralbank verlangte 2014 bis 2019 von den Geschäftsbanken Zinsen dafür, dass sie ihre Barbestände bei ihr parken durften. Diese sogenannte Einlagefazilität (also das »Konto«, das normale Geschäftsbanken bei der Zentralbank für überschüssige Liquiditätsreserven unterhalten) wurde zeitweise mit Negativzinsen von bis zu 0,5 Prozent pro Jahr belegt. Im Klartext heißt das: Für jede 1000-Euro-Einheit, die die Kreditinstitute nicht in Umlauf brachten, zahlten sie einen Strafzins von immerhin 5 Euro pro Jahr.
Doch ein solches Vorgehen betrifft bei Weitem nicht nur die Geschäftsbanken. Denn die reichen die Strafzinsen teilweise einfach an ihre Kunden weiter. Einige Geldinstitute erhoben damals ihrerseits Strafzinsen auf die Kontoguthaben ihrer Kunden. Die meisten nahmen nur Großkunden und Unternehmen mit hohen Kontoguthaben in die Pflicht. Doch irgendwann fielen die Hemmnisse, auch weniger betuchte Kunden mit Strafzinsen zu belegen.
In derartigen Situationen können Sie als Bankkunde den Negativzinsen entgehen, indem Sie einfach Bargeld horten, anstatt Ihr Guthaben auf ein Konto einzuzahlen. Aber die Bestrebungen, das Bargeld deutlich einzuschränken oder gar ganz abzuschaffen, ziehen sich über den gesamten Globus. Vorgeblich wird dem Bargeld der Kampf angesagt, um Schwarzmärkte auszutrocknen, Schwarzarbeit unmöglich zu machen und Kriminalität zu bekämpfen. Doch das Motiv dürfte auch darin liegen, die Bürger via Negativzinsen zur Kasse zu bitten. Ob das dann, wie vom US-amerikanischen Starökonom und Befürworter einer Bargeld-Abschaffung, Kenneth Rogoff, behauptet, die Wirtschaft ankurbelt, sei dahingestellt. Tatsache ist: Eine schleichende Enteignung der Bürger wäre damit in Gang gesetzt.
Wer sich bei zunehmenden Bargeldrestriktionen gegen eine solche Enteignung wappnen will, der ist gut beraten, als Bargeldersatz auf Gold und Silber auszuweichen. Hier sind Negativzinsen schlichtweg nicht denkbar.
Sie haben es bereits gelesen: Für den Inflationsschutz geeignet sind prinzipiell auch Aktien und Immobilien. Edelmetalle haben aber gegenüber diesen beiden Vermögensarten einen besonderen Vorteil: Sie können anonym gekauft und aufbewahrt werden. Seit Januar 2020 ist dies in Deutschland allerdings nur bis zu einem Wert von 2000 Euro möglich. Zuvor war ein anonymer Kauf noch bis 9999,99 Euro möglich. Das heißt: Wenn Sie aktuell Gold, Silber, Platin oder Palladium für mehr als 2000 Euro kaufen, dann wird der Verkäufer Sie darum bitten, Ihren Personalausweis vorzulegen. Er wird sich davon eine Kopie machen oder Ihre persönlichen Daten notieren und diese Daten auf Nachfrage den Strafverfolgungsbehörden vorlegen. Fünf Jahre lang muss er die Aufzeichnung zum Kauf mitsamt Ihren Personalausweis-Daten aufbewahren. Erst dann darf er sie löschen beziehungsweise vernichten.
Man muss jedoch kein Geldwäscher, Hehler oder anderweitig Krimineller sein, um Wert auf Anonymität zu legen. Auch normale, rechtschaffene Bürger haben ein Interesse daran, nicht als Goldinhaber in irgendwelchen Listen oder Dokumenten aufgeführt zu werden. Für die meisten Edelmetall-Investoren geht es darum, das eigene Vermögen vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Denn die Tendenz zu steigenden Steuern zeichnet sich vielfach ab, und gerade vorhandene Vermögenswerte, die irgendwo registriert sind, wecken bei den regierenden Politikern häufig entsprechende Begehrlichkeiten.
Wer sich Anonymität wünscht, für den scheiden Aktien und Immobilien als Wertanlage aus. Denn wer Aktien hat, der braucht ein Wertpapier-Depot. Das läuft beim depotführenden Kreditinstitut auf den Namen des jeweiligen Anlegers und ist somit alles andere als anonym. Seit dem Jahr 2005 haben die Behörden in Deutschland durch das sogenannte Kontenabrufverfahren zudem die Möglichkeit herauszufinden, wer welche Konten und Depots innehat beziehungsweise wer über eine Vollmacht auf welche Konten und Depots zugreifen kann. Die Zahl besagter Kontoabrufe ist Jahr für Jahr angestiegen, seit ein Gesetz diese Möglichkeit geschaffen hat. Noch haben Sozialbehörden, Finanzämter und andere Stellen der öffentlichen Verwaltung keine Befugnis, über die Höhe der auf einem Konto oder Depot liegenden Mittel beziehungsweise Vermögenswerte Auskunft zu verlangen. Doch erscheint es durchaus wahrscheinlich, dass diese Möglichkeit bald geschaffen wird. Entsprechend könnte sich der Staat ganz leicht einen Überblick darüber verschaffen, wer ein Vermögen angehäuft hat und bei wem folglich über Steuern, Gebühren und Abgaben leicht etwas zu holen wäre.
Auch Immobilien kann niemand anonym halten. Jeder Immobilieneigentümer muss sich ins Grundbuch eintragen lassen. Entsprechend besteht auch hier die Möglichkeit, Immobilien nicht nur mit der bereits bestehenden Grunderwerbs- und Grundsteuer zu belasten, sondern zusätzlich mit weiteren Zwangsabgaben. Wer glaubt, ein solches Szenario gehöre ins Reich der Verschwörungstheorien, der irrt, wie das Beispiel der DIW (siehe »Exkurs: DIW schlägt Zwangsanleihe auf Immobilien vor«) eindrücklich beweist.
Das renommierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin veröffentlichte im Jahr 2012 einen Bericht, in dem Zwangsanleihen auf Immobilien als gute Möglichkeit dargestellt werden, die Schuldenkrise in den Euro-Ländern zu lösen. Bei einem persönlichen Freibetrag von 250 000 Euro könnten alle Bürger mit darüber hinausgehendem Immobilienvermögen gezwungen werden, für zehn Prozent von dessen Wert eine Anleihe des Staates zu kaufen. Das könnte ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte sein, so das DIW – und übrigens nicht nur für Deutschland, sondern auch für die besonders hoch verschuldeten Euro-Südländer. Wenn Sie Immobilieneigentümer sind, betrachten Sie einmal den Wert Ihrer eigenen Immobilie: Falls diese nicht irgendwo auf dem Land fernab von jeder Großstadt liegt oder in höchst marodem Zustand ist, wird ihr Wert den vorgeschlagenen Freibetrag leicht übertreffen. Dieser Vorschlag würde, wenn er umgesetzt wird, also keinesfalls nur reiche Immobilienhaie treffen, sondern einen Großteil der Eigenheimbesitzer – und auch diverse Vermieter, die womöglich auf die Vermietung angewiesen sind, weil ihre Altersrente sonst nicht für das Leben im Ruhestand reicht.
Zugegeben: Auch Edelmetalle wecken die Begehrlichkeiten des Staates. Es gibt in der Geschichte genügend Beispiele für staatliche Verbote von privatem Goldbesitz (sogenanntes »Goldverbot«), so zum Beispiel im Deutschland der Weimarer Republik oder in den USA im Zeitraum zwischen 1933 und 1974. Aber auch wenn der Goldbesitz zeitweise illegal war, dürften es doch einige Eigentümer von Gold in dieser Zeit geschafft haben, ihre Goldbestände vor den staatlichen Behörden zu verstecken und es auf diese Weise vor einer Konfiszierung zu bewahren, selbst wenn für dieses Verhalten drakonische Strafen angedroht wurden. Für die Regierungen war nicht von vornherein absehbar, was bei den Privatleuten zu holen sein könnte. Und das wird in absehbarer Zeit auch so bleiben, wenn Sie auf Edelmetalle setzen. Denn diese können Sie anonym kaufen, vorausgesetzt, Sie überschreiten pro Kauf die für Tafelgeschäfte geltende Barzahlungsgrenze von aktuell 2000 Euro nicht. Der Staat braucht also nichts davon erfahren, welches Vermögen Sie sich in Gold, Silber, Platin oder Palladium zulegen.
Und was das Szenario eines Goldverbots angeht: Die Vergangenheit beweist, dass die Durchsetzung in der Praxis gar nicht so leicht ist. Vom US-Goldverbot zwischen 1933 und 1974 ist zwischenzeitlich bekannt, dass es wohl nur zur Ablieferung geschätzter 30 Prozent der privat vorhandenen Goldreserven geführt hat. 70 Prozent der Münzen und Barren bewahrten die Bürger erfolgreich vor dem Zugriff staatlicher Stellen. Dabei handelten keinesfalls alle illegal. Denn immerhin war der Besitz von fünf Feinunzen pro Person weiterhin erlaubt, was einer sechsköpfigen Familie ermöglichte, insgesamt 30 Feinunzen ganz legal zu horten. Außerdem wurden Sammlermünzen und Goldschmuck nicht konfisziert – sie durften ebenfalls bei ihren Eigentümern verbleiben.
Wie auch immer also ein künftiges Goldverbot aussehen könnte: Wer starke Nerven und keine Bedenken gegen einen entsprechenden Gesetzesverstoß hat, für den ist anonymer Edelmetallbesitz ein wirksamer Schutz vor einem stets drohenden Vermögenszugriff des Staates.
Womit können Sie überall auf der Welt zahlen? Mit einem Stapel Euronoten im Portemonnaie würden Sie in manchen Gegenden in Asien, Nord- und Südamerika oder Australien schnell an Ihre Grenzen stoßen. Bei Gold- oder Silbermünzen beziehungsweise -barren dagegen ist eine universelle Gültigkeit als Zahlungsmittel gegeben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Ihr Gegenüber die Möglichkeit hat, die Echtheit und den Feingehalt zu prüfen.
Ist das der Fall, dann kommen Sie mit Gold und Silber überall auf der Welt durch. Gerade in Krisenzeiten kann das von unschätzbarem Vorteil sein. Dazu kommt: Bei Gold, Platin und Palladium sind sehr hohe Werte auf kleinstem Raum komprimiert. Das erleichtert in echten Krisenfällen – etwa wenn eine Flucht vor Terror, Krieg oder einem Unrechtsregime nötig wird – den Neustart an einem anderen Ort auf dieser Welt. Dass auch dieses Szenario in der Neuzeit leider nicht völlig ausgeschlossen ist, zeigt die jüngste Entwicklung in der Türkei: Wie schnell hat sich aus einem vergleichsweise stabilen und sicheren Staat unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan eine Willkürherrschaft etabliert, die alle potenziell Andersdenkenden unterdrückt oder gezielt ausschaltet? Wie viele türkische Oppositionelle haben seitdem auch in Deutschland Asyl beantragt?
Theoretisch könnte man von einer Wertkomprimierung auch mit Diamanten oder anderen Edelsteinen profitieren. Hier muss allerdings ein Fachmann bzw. eine Fachfrau die Bewertung vornehmen. Denn etwa bei Diamanten die vier wertbestimmenden Cs (Carats, Colour, Clarity, Cut, also Gewicht in Karat, Farbe, Lupenreinheit und Schliff) zu beurteilen, erfordert einiges an Expertise. Bei Edelmetallen dagegen zählt allein das Feingewicht, auch wenn die Echtheitsprüfung zugegebenermaßen ebenfalls mit einigem Aufwand verbunden ist (siehe »Kapitel 5: Kauf und Verkauf von Edelmetallen: So geht's«).
Die Wertkomprimierung bringt allerdings in echten Not- und Krisenzeiten auch Nachteile mit sich. Gold soll in solchen Phasen vor allem als Tauschmittel dienen, etwa bei Nahrungsmittel-Knappheit. Wer allerdings ausschließlich Gold vorhält, und das womöglich in vergleichsweise großen Gewichtseinheiten, der dürfte Schwierigkeiten bekommen. Denn ein Brot oder einen Schinken gegen einen Goldbarren einzutauschen, wäre ein ausgesprochen schlechtes Geschäft. Immerhin wird Gold heute auch schon in »Barren« ab einem Gramm angeboten, und es gibt Tafelbarren (CombiBars), von denen sich 1-Gramm-Stücke wie Schokolade abbrechen lassen.
Die Alternative lautet Silber. Hier allerdings ist die Wertkomprimierung nicht so groß, und deshalb erscheint dessen Eignung für eine Mitnahme auf der Flucht fraglich. Denn wer kann und will schon kilogrammweise Silber mitschleppen, wenn er möglicherweise auf ein schnelles Fortkommen angewiesen ist? Aus diesem Grund empfiehlt sich auch bei Edelmetall-Investments eine gewisse Verteilung auf verschiedene Edelmetalle: Silber für die vielen kleinen Bezahlvorgänge, die womöglich zuhause unter widrigen Umständen nötig sind, Gold für den Neustart an einem anderen Ort.
Aber von Krisen-, Kriegs- und Fluchtszenarien einmal ganz abgesehen, gibt es auch Weltenbummler, die Gold mitnehmen, um stets zahlungsfähig zu sein, wo auch immer sie hinreisen. Zwar existieren in praktisch allen Ländern Wertgrenzen, und mitgebrachte Vermögen oder Zahlungsmittel, die über diese Wertgrenzen hinausgehen, müssen bei Grenzübertritt beim Zoll deklariert und womöglich verzollt werden. Innerhalb der vorgegebenen Grenzen mag ein universelles Zahlungsmittel dennoch gelegen kommen, und bestimmte Anlagemünzen, z. B. der südafrikanische Krügerrand, sind praktisch überall auf der Welt bekannt genug, um gegen lokale Zahlungsmittel eintauschbar zu sein.