Einsam, weiblich, tot - Monika Buttler - E-Book
SONDERANGEBOT

Einsam, weiblich, tot E-Book

Monika Buttler

0,0
0,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schöner Morden im Jugendstilparadies! In Hamburgs Isestraße lebt man äußerst glanzvoll, aber auch gefährlich. Vor allem die vielen alleinstehenden Damen, die … Moment, da ist jemand an der Tür! »Mit über sechzig sollte man männermäßig unter Dach und Fach sein. Wenn man dann erst mit der Suche anfing, war es zu spät. In dem Alter sind die passenden Männer vergeben oder verstorben. Warum rief Helena nicht an?« Vermutlich, weil sie gerade ihrer nervtötenden Erbfreundin Elfriede den faltigen Rücken schrubbt – zugegeben, eine nicht ganz selbstlose Geste, denn was tut man nicht alles für eine imposante Erbschaft? Elfriede aber denkt gar nicht daran, das Zeitliche zu segnen, und Helena verliert langsam die Geduld. Evelyn hingegen hat die Hoffnung nicht aufgebeben, den Mann ihres Lebens zu finden. Auf eine Kontaktanzeige hin legt ihr das Schicksal neben einer skurrilen Auswahl an Interessenten eine ›offene Rechnung‹ ins Postfach. Eine Rechnung, die vor vielen Jahren ausgestellt wurde, und endlich beglichen werden muss. Während die beiden Freundinnen versuchen, den Hindernisparcours namens Leben zu meistern, werden zwei Nachbarinnen in ihrer Wohnung brutal ermordet. Von nun an ist ein Blick durch den Spion äußerst ratsam, denn wenn der Mörder zweimal klingelt, dann bestimmt auch ein drittes Mal ... »Einsam, weiblich, tot« ist der fünfzehnte Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – ohne Altersbeschränkung!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 80

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Monika Buttler

Einsam, weiblich, tot

Copyright der eBook-Ausgabe © 2013 bei Hey Publishing GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © privat

ISBN: 978-3-942822-51-0

Einsam, weiblich, tot ist der fünfzehnte Band der Krimireihe hey! shorties. Jede Folge ist in sich abgeschlossen. Eine Auflistung der bereits erschienenen Titel befindet sich am Ende dieses eBooks (bitte hier klicken).

Besuchen Sie uns im Internet:

www.heypublishing.com

www.facebook.com/heypublishing

Einsam, weiblich, tot

Schöner Morden im Jugenstilparadies! In Hamburgs Isestraße lebt man äußerst glanzvoll, aber auch gefährlich. Vor allem die vielen alleinstehenden Damen, die … Moment, da ist jemand an der Tür!

»Mit über sechzig sollte man männermäßig unter Dach und Fach sein. Wenn man dann erst mit der Suche anfing, war es zu spät. In dem Alter sind die passenden Männer vergeben oder verstorben. Warum rief Helena nicht an?«

Vermutlich, weil sie gerade ihrer nervtötenden Erbfreundin Elfriede den faltigen Rücken schrubbt – zugegeben, eine nicht ganz selbstlose Geste, denn was tut man nicht alles für eine imposante Erbschaft? Elfriede aber denkt gar nicht daran, das Zeitliche zu segnen, und Helena verliert langsam die Geduld.

Evelyn hingegen hat die Hoffnung nicht aufgebeben, den Mann ihres Lebens zu finden. Auf eine Kontaktanzeige hin legt ihr das Schicksal neben einer skurrilen Auswahl an Interessenten eine ›offene Rechnung‹ ins Postfach. Eine Rechnung, die vor vielen Jahren ausgestellt wurde, und endlich beglichen werden muss.

Während die beiden Freundinnen versuchen, den Hindernisparcours namens Leben zu meistern, werden zwei Nachbarinnen in ihrer Wohnung brutal ermordet. Von nun an ist ein Blick durch den Spion äußerst ratsam, denn wenn der Mörder zweimal klingelt, dann bestimmt auch ein drittes Mal ...

»Einsam, weiblich, tot« ist der sechzehnte Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – ohne Altersbeschränkung!

»Immerhin hat man jeden Tag einen neuen Wurf frei«. Irgendwann, irgendwo hatte sie das gelesen. Evelyn Fischer, geschieden, Single, vierzig Jahre jung (Schrägstrich alt), sagte sich das jeden Morgen. Beschwörend wie ein Mantra. Es war ein tapferer, täglicher Anlauf, unterlegt von Verzweiflung. »Immerhin«. Immerhin bestand die Chance, doch noch einen Mann zu finden.

Sie schlug die gestrige, noch nicht gelesene Zeitung auf, die komischerweise, obwohl sie morgens erschien, noch immer Hamburger Abendblatt hieß. Als sie das Foto sah, stutzte sie und rückte ihre Lesebrille zurecht. Dieses vierstöckige, ockerfarbene Jugendstilhaus war ganz in ihrer Nähe, ja sogar in ihrer Straße. Tatsächlich – Isestraße stand in der Bildunterschrift. Erst jetzt glitt ihr Blick zu der Schlagzeile: »EINSAM, VERGESSEN: TOD IN EPPENDORF«. Sie fühlte, wie ihr trotz Juniwärme ein Frösteln über die Haut kroch. Wieder so ein Fall.

»Die Leiche einer 63-jährigen pensionierten Buchhalterin lag länger als ein halbes Jahr in einer Wohnung in der zweiten Etage ... Unbemerkt. Obwohl der Briefkasten überquoll und es süßlich-beißend roch ... bereits skelettiert ... auf dem Boden eine Zeitung vom 19. Dezember ...« Wodurch wurde sie überhaupt gefunden? »In der darüber liegenden Wohnung gab es einen Wasserschaden. Die Polizei brach die Tür auf ...« Die Todesursache? »Sicher ist: Mord war es nicht«. Und die Familie? »Angehörige gibt es nicht ... seit 23 Jahren lebte sie dort allein ... von niemandem vermisst ...«

Evelyn ließ die Zeitung sinken. Damals war die Frau also vierzig gewesen. So alt wie sie jetzt. Nein, so wollte, so durfte sie nicht enden. Verenden, müsste man treffender sagen. Evelyn schenkte sich einen Trebbiano ein. Immer trank man dasselbe Zeug, und das sogar täglich. Vielleicht war sie ja schon, ohne es zu merken, Alkoholikerin. Dreiundsechzig Jahre war diese Rentnerin geworden. Zum Sterben eigentlich zu jung, zum Leben oder gar Lieben aber vielleicht zu alt. Mit über sechzig sollte man männermäßig unter Dach und Fach sein. Wenn man dann erst mit der Suche anfing, war es zu spät. In dem Alter sind die passenden Männer vergeben oder verstorben.

Warum rief Helena nicht an? Erst sechs. Klar, da schwitzte die Freundin noch unter Volldampf im Kellinghusen-Bad. Selbst schuld, dass sie sich nie anschloss. Was hatte Helena neulich gesagt? »Was meinst du, was da an Endorphinen ausgeschüttet wird! Hättest gerade du dringend nötig.«

Stimmt. Sonntage waren generell traurig, die Stille, besonders im Sommer, hatte etwas Erdrückendes, man hörte plötzlich das eigene Herz schlagen. »Trauriger Sonntag«, da gab es doch so ein Lied, von einem Ungarn. Ungarn hatte eine der höchsten Selbstmordraten in Europa. Ja, die verstanden etwas von Schwermut.

Evelyn griff nach einer Zeitschrift. »Gönnen Sie sich ein Verwöhnbad mit duftenden Ölen aus Rosen und Jasmin«, stand dort geschrieben. Gute Idee, ab in die Wanne, das war noch immer das sicherste Rezept gegen den Sonntagsblues. Eine Ladung Lavendel würde es auch tun. Noch war sie keine sechzig. Der Selbstmord musste warten.

Sie drehte den Hahn auf und tauchte langsam in das zu heiße Wasser ein. Konnte man mit vierzig einen Herzinfarkt bekommen und schlagartig bewusstlos werden? Dann würde sie in der Wanne ertrinken und könnte nichts dagegen tun ... In der Zeitung hatte mal gestanden, dass eine Achtundzwanzigjährige bei einem Schäferstündchen an Herzversagen gestorben war. Die jungen Dinger können gar nichts mehr ab, dachte Evelyn. Aber so ein Schäferstündchen ... könnte sie jetzt auch gebrauchen. Nein, mehr. Einen Ehemann. Oder besser: einen Lebensgefährten. Das klang schön. Lebensgefährte ... ein Mann, der mit ihr gemeinsam auf Lebensfahrt ging.

Evelyn nahm den Handspiegel vom Bord. Ganz passabel sah sie aus, fand sie, ziemlich attraktiv sogar. Feine blonde Haare, intensive blaue Augen. »Deine Augen leuchten wie Edelsteine.« Männerworte. War schon etwas her.

Sie drehte den Doppelspiegel um und sah ihr Gesicht in Vergrößerung. Dieser Faltenkranz um den Mund! Wann war der entstanden, warum hatte sie nichts bemerkt? Jetzt hatte Dampf das Glas beschlagen. Das ist auch besser so, dachte Evelyn und legte den Spiegel zurück.

Allein, sie war allein. Bald vielleicht sogar einsam. Trotzdem war es richtig gewesen, dass sie nicht länger gewartet hatte, und dass sie es gewesen war, die vor zehn Jahren die Scheidung eingereicht hatte. Dieses ständige Gerede von »Freiheit«. Nun hatte er sie, die Freiheit. Für Frauenwechsel und Selbstverwirklichung. Das volle Programm: künstlerische Fotografie – sogar Ausstellungen! –, Abenteuerurlaub bei den Aborigines, heilkräftige Sitzungen bei dem Mineralien-Guru. Wie lange sein Esoterik-Trip wohl noch anhielt? Egal. Der soll sich nicht noch einmal bei mir blicken lassen, dachte Evelyn und hüllte sich bis zu den Fingerspitzen in ihren fliederfarbenen Frotteemantel. Erneut las sie den Artikel. Darüber stand: »Wir kommen allein auf die Welt, wir leben allein, wir sterben allein. Orson Welles«. Sie schnitt den Artikel aus und legte ihn zu den anderen Einsamkeitsfällen in einen Schuhkarton. Als könne sie damit irgendetwas bannen, als wirke dies wie ein Talisman gegen ein ähnlich tristes Schicksal. Ich werde mir sofort einen Mann besorgen, dachte sie. Nein, nicht übers Internet. Das war doch nur eine einzige große Sexfalle. Über eine Heiratsanzeige in der Zeitung – ganz konventionell. Keine Discobesuche mehr im »Mandalay«, keine Zeitvergeudung mehr auf den Alsterwiesen oder im Spielkasino. Morgen würde sie die Anzeige formulieren. Zusammen mit Helena. Allein machte so etwas keinen Spaß.

Helena Blomberg wohnte schräg gegenüber von Evelyn. Hier, in der Isestraße nicht weit vom Eppendorfer Baum, hatte der Krieg die Jugendstilhäuser verschont. Die vierstöckigen Gebäude unterschieden sich nur dadurch, wie perfekt oder weniger perfekt sie renoviert waren. Helenas Haus gehörte zu den perfekten und leuchtete in mattem Weiß. Eigentlich war die Vier-Zimmer-Wohnung für einen Single zu groß, gestand sie sich ein. Dennoch: Diesen Luxus würde sie sich nicht nehmen lassen. Trotz allem nicht.

Es war Montag. Später Morgen. Helena saß in ihrer Designer-Küche, einer Kreation in Weiß und Blau, und stärkte sich mit Müsli, Grapefruitsaft und Kräutertee. Sie dachte, was sie an jedem ihrer arbeitsfreien Montage dachte: Gäbe es doch keinen Dienstag. Dienstag ging die Wochenfron wieder los. Mit schwierigen Kunden, für die sie stundenlang coole italienische Küchen plante und die dann mit dem Entwurf in der Hand zur Discounter-Konkurrenz überliefen. Mit Ehemännern, die sie zwar schnell zur Unterschrift manövrierte, deren zickige Frauen aber im letzten Moment »noch einmal alles überschlafen« wollten.

Helena seufzte laut auf und griff zu einem Körbchen. Vitamine, Mineralien, Pillen fürs Haar und für die Haut – sie warf sich grüne, rote, gelbe und weiße Kapseln ein. Bloß gesund bleiben. Sonst ging ihr auch dieser Job noch flöten.

Sie zog die schwarzen Leggings und den schwarzen Pulli aus, zwängte sich in einen mikrokurzen Rock, der ihren Bauch eher hervorhob als wegdrückte, und fischte ein getigertes T- Shirt aus dem Schrank. Während sie sich vor dem Spiegel drehte und an ihren schulterlangen Locken zupfte – zur Zeit ein Schwarz mit Kupferglanz – klingelte es zweimal.

Helena sah durch den Spion. In den letzten Monaten hatte es in Eppendorf wieder etliche Mordfälle gegeben, sie erinnerte sich zwar nur vage, wollte es auch gar nicht so genau wissen, das heißt, da war doch gerade diese alte Frau gestorben, direkt ein paar Häuser weiter, oder war das ein natürlicher Tod gewesen? Helena schüttelte sich. »Natürlich«! Tod ist immer grausam. Jedenfalls war neulich in der Zeitung Eppendorf in der Mordgrafik zwar nicht blutrot, aber immerhin schon hellrot markiert.

»Hey, Darling!« Helena war erleichtert, ihre Freundin zu sehen und bedeckte Evelyn mit Küsschen. »Möchtest du noch Frühstück haben?«

Sie stakste von der chromblinkenden Diele, der nur eine Bronzestatuette von Valvassori einen Hauch Wärme gab, zur Küche.

»Nein, danke. Am besten, wir legen gleich los.« Evelyn ließ sich im Wohnraum in einen der lagunenblauen Sessel fallen.

»Ich hol uns nur noch den Kräutertee. Du weißt, keine Schönheit ohne zwei Liter Flüssigkeit am Tag.«

Evelyn sollte etwas mehr für sich tun, dachte Helena. Augenringe wie Krater, nie Nagellack, ewig diese platten Schuhe – der jetzige optische Status würde auf die paar Kandidaten, die sich auf die Heiratsanzeige melden würden, nicht gerade attraktiv wirken.