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Nach der Trauung verspeist die Schwarze Witwe ihren Mann. Elfriede Blauensteiner, in ärmlichen Verhältnissen geboren und unter ständiger Gewalt aufgewachsen, rächt sich auf ihre Weise. Nachdem sie ihren Gatten zu Tode gepflegt und seine Rente im Spielsalon verspielt hat, lockt sie mit Inseraten heiratslustige und reiche Rentner an. Sie will ihren Status festigen. Und was bei einem Mann funktionierte, lässt sich auch auf andere übertragen. Mord wird fortan zu ihrem Überlebensprogramm.
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Seitenzahl: 235
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Monika Buttler
Die Schwarze Witwevon Wien
Kriminalgeschichte
Ohne Reue Elfriede Blauensteiner, die „Schwarze Witwe von Wien“, wurde 1931 in einem Arbeiterbezirk geboren und wächst in ärmlichen Verhältnissen mit zahlreichen Geschwistern auf. Eine kalte Mutter und gewalttätige Männer treiben sie früh in eine seelische Einsamkeit, die sie mit narzisstischer, empathieloser Härte kompensiert. Inzwischen in den besten Jahren wird Mord ihr Überlebensprogramm. Habgier der Impuls für einen sozialen Aufstieg mit Pelzen, Juwelen und Spielsalons. Rache der Motor für erlittene männliche Gewalt. Nachdem sie ihren Gatten zu Tode gepflegt und seine Rente kassiert hat, beginnt die fesche Witwe mit Inseraten heiratslustige reiche Rentner anzulocken. Vier Männer und eine wohlhabende Nachbarin fallen ihren Medikamentencocktails zum Opfer. Doch nicht alle Morde kann man ihr zur Last legen.
Monika Buttler, Magistra der Literaturwissenschaft, Germanistik und Philosophie, war viele Jahre lang als Wohnredakteurin tätig. Sie publizierte mehrere Kriminalromane sowie rund 40 Kurzkrimis und ein Hörbuch. Darüber hinaus ist sie Herausgeberin von Krimi-Anthologien. Buttler ist Mitglied im „Syndikat“, bei den „Mörderischen Schwestern“ und in der „Hamburger Autorenvereinigung“. Ihr Motto: „Le style c’est l’homme“. www.monikabuttler.de
Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:
Dunkelzeit (2006)
Abendfrieden (2005)
Herzraub (2004)
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2018
Lektorat: Sven Lang
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © PFARRHOFER H. /
APA / picturedesk.com
ISBN 978-3-8392-5778-4
Für BARBARA
Landesgericht Krems, Niederösterreich, Montag, 10. Februar 1997. Gegen 8.30 Uhr. Vor dem Gerichtssaal Nr. 118 drängen sich mit Mikrofonen und Kameras bewaffnete Journalisten aus ganz Österreich. Von der grellen »Kronen Zeitung«, vom »Standard«, von »News«, vom »ORF«. Und, und, und. Sogar die »BBC« hat jemanden aus London hierhergeschickt. Denn heute geht es um den Auftakt zu einem der spektakulärsten Mordprozesse des Landes. Seit dem Serienmörder Jack Unterweger hatte es so etwas nicht mehr gegeben. Und nun eine Frau. Vermutlich eine Mehrfachmörderin. Elfriede Blauensteiner. Die »Schwarze Witwe von Wien«, wie die Journalisten sie nennen, ein Beiname, der ihr durchaus gefällt. Ihre Methode: wohlhabende kränkliche Männer per Inserat zu kontaktieren und mit überdosierten Medikamenten zu Tode zu pflegen.
Endlich, um 9 Uhr, öffnet sich die schwere grüne Tür des Untersuchungstraktes, und die Journalisten stürmen vor bis zu dem Flur, durch den die Angeklagte kommen wird. Felix Moser vom Magazin »News« ist mitten unter ihnen. Nicht ganz vorn, aber doch in guter Position. Er fühlt sich energiegeladen, er ist 33 Jahre jung, halb so alt übrigens wie diese Elfriede Blauensteiner. Dagegen der grauhaarige, zerfurchte Kollege, der sich da vom Rand her verzweifelt vorwärtskämpft … grässlich, wenn man sein Brot noch so verdienen muss. Er, Felix Moser, steht bei »News« zum Glück bestens da. Bekannt und geschätzt für seine brillanten Psychoporträts. Und nun eine neue Herausforderung: Elfriede Blauensteiner. Was ist das für eine Frau, die Männer in Serie ins Jenseits befördert? Wie wird sie sich geben, welche Strategie wird sie wählen? Es ist der erste Verhandlungstag, und der Richter hat gleich für diesen Tag die Pressekonferenz anberaumt. Ein kluges Arrangement, denn so können sich die Hauptakteurin und die Presse austoben, bevor der Prozess in vielleicht ruhigeren Bahnen weiterlaufen wird.
Und da tritt auf: die begierig Erwartete, eskortiert von zwei Justizbeamtinnen. In ihrer Nähe, jung, smart, mit Einstecktuch, ihr Strafverteidiger Elmar Kresbach. Jeder weiß, dass er sehr ambitioniert ist. Der avanciert noch mal zum Staranwalt, denkt Felix Moser. Wie ein eleganter Dompteur wendet sich der Verteidiger an die sensationslüsternen Journalisten: »Sie wird sprechen, keine Sorge.« Sie, die Angeklagte.
Elfriede Blauensteiner ist eine ältere Dame mit blondierten, toupierten Haaren, den Blick ihrer Augen filtert eine modisch große, blau getönte Brille. Ihre matronig füllige Figur steckt in einem beige-braunen Kostüm, kombiniert mit heller, hochgeschlossener Bluse. Fesch und seriös zugleich wirkt ihre Erscheinung. Felix Moser ist fasziniert. Er kann sich vorstellen, wie diese Frau mit wohl berechnender Weiblichkeit mühelos Männer im Seniorenalter einfangen konnte.
Aber Sympathie? Kann er einen Funken Sympathie für sie aufbringen? Nein. Dieses unfassbar selbstgefällige Lächeln, dazu ihre entlarvende Haltung: hoch gereckter Kopf, Kinn nach vorn, die Schultern zurück. Angriff und Verteidigung in einer einzigen Attitüde zusammengeschmolzen. Elfriede Blauensteiner hat offensichtlich Abgründe zu verbergen, die sie divenhaft zu überspielen sucht. Jetzt, da die Blitzlichter gewittern, die Kameras klicken und die Journalisten sie umdrängen, wirkt sie wie eine Sonnenkönigin. Zuruf aus der Pressemeute:
»Was sagen Sie zu der Anklage, Frau Blauensteiner?«
»Was wollen Sie hören? Sagen Sie mir, was Sie hören wollen.«
»Fühlen Sie sich als Mörderin?«
»Nein!«
Und dabei hebt die Blauensteiner doch tatsächlich ein Kruzifix in die Höhe, auf ihre Augenhöhe und damit den frechen Journalisten entgegen. Nein, nicht so ein mickriges Holzkreuzerl, sondern ein richtig schweres vergoldetes Ding. Ich schwöre bei Gott, soll das heißen. Das ist wahrhaft Blasphemie, denkt Felix Moser, und ein leises Frösteln zieht über seine Haut.
»Warum?«, fragt sein Kollege noch nach, als könne er hier die Wahrheit erfahren.
»Weil ich niemanden ermordet habe.«
Während die Blauensteiner unablässig umzingelt wird, versucht ihr geschmeidiger junger Verteidiger, ihr schützend den Weg zu bahnen. Doch die Umzingelte scheint seinen Schutz nicht zu benötigen. Erhobenen Hauptes zieht sie inmitten der Menge in den Gerichtssaal ein und nimmt auf der Anklagebank Platz, flankiert von den Beamtinnen.
Schöne Beine hat sie, denkt Felix Moser. Astrein. Die kann sich in ihrem Alter sogar noch in hellen Strümpfen zeigen. Natürlich sehen auch ihre Fingernägel äußerst gepflegt aus.
Inzwischen strömen die Besucher herein. Bald ist der Saal gesteckt voll. Es sind Einheimische, die sich noch immer wundern, dass in der Nähe ihres idyllischen Donaustädtchens so etwas Schlimmes passiert ist, ein Giftmord an dem betagten Alois Pichler, offenbar nicht das einzige Opfer in einer Kette von sogenannten »Pflegemorden«. Felix Moser erinnert sich, dass er sogar schon mal in Krems gewesen ist, mit einer seiner Exfreundinnen. Krems hat eine Altstadt und ein Wahrzeichen: das Steiner Tor, ein Stadttor. Dazu die wunderschöne Barockkirche.
Nicht nur Journalisten nehmen einen weiten Weg auf sich. Der Prozess zieht auch Auswärtige an, denn für so ein Spektakel lohnt sich der Weg vom 70 Kilometer entfernten Wien durchaus. Hier in der Wachau, dem Tal der Donau zwischen Melk und Krems, könnte man sogar noch ein paar Tage verweilen. Die heutige unangenehme Februarkälte lädt allerdings nicht dazu ein. Im Sommer dagegen – die Wachau ist eine berühmte Wein- und Obstbaugegend – wäre das schon etwas, einen der leichten, duftigen Steinfederweine zu genießen. Oder ein Stück leckere Marillentorte …
Aber gleich wird ihn wieder das schaurige Geschehen eines Mordes einholen. Denn die Pressekonferenz ist noch längst nicht zu Ende. Auch im Angesicht der Anklage lässt der Richter weitere Fragen zu. Ein Journalist erkundigt sich nach dem Beruhigungsmittel Anafranil, das sie ihrem letzten Lebensgefährten, Alois Pichler, in einer Überdosis verabreicht und das ihn getötet haben soll.
Blauensteiner: »Na, Anafranil hab ich genommen, nachdem mein Mann gestorben ist und ich nervlich kaputt war. Ich hab schon lang kein Anafranil mehr. Denn wenn ich es nicht brauche, entsorg ich es.«
»Aber Sie geben es.«
»Das sagen Sie! Seh’n Sie, dafür will ich Sie nicht. Weil Sie vorlaut sind.«
Nein, solche Frager mag sie nicht. Wie sie denn alle ihre Männer »aufgerissen« habe, will ein Journalist wissen. Der kriegt gleich eine Klatsche von ihr.
»Wenn ich so aussehen würde wie Sie – ungepflegte Haare und verwahrloste Kleidung –, hätte ich mit Sicherheit keinen einzigen Mann bekommen.«
»Erwarten Sie, dass Sie verurteilt werden?«, ruft Moser ihr zu.
Die Blauensteiner wirft ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich fürchte mich nicht, ich habe nur geholfen.«
Und dann schnellt wieder das Kruzifix hoch, sie reckt es drohend wie eine Waffe den Medienvertretern entgegen. »Die Schlechtigkeit ist nicht in mir selbst, sondern ausschließlich um mich herum. Wenn unter euch ein Vampir ist, so fällt er jetzt auf ein Häuferl Asche zusammen.«
Die Frau ist ein Phänomen, denkt Felix Moser. Glaubt sie, was sie da sagt? Glaubt sie überhaupt, glaubt sie an Gott? Eigentlich kann sich jeder so erfolgreich belügen, dass die Lüge zur Wahrheit wird.
Die Sache mit dem Kruzifix wirkt auf ihn wie ein PR-Gag. Ein sehr geschmackloser allerdings. Hat sie sich das selbst ausgedacht? Oder ist es der Einfall ihres Verteidigers? Der Journalist erinnert sich an eine der polizeilichen Pressekonferenzen. Da war noch von drei Verteidigern die Rede gewesen, und einen von ihnen hatte die Blauensteiner als ihren »Lieblingsgesprächspartner« bezeichnet. Wahrscheinlich den Kresbach, der ihr jetzt zur Seite steht. Der Mann hat offenbar Charisma. Und ist auch optisch attraktiv. Felix Moser fährt sich durchs Haar. Zu lang. Sollte er es kürzer tragen? Blödsinn. So gelackt wie dieser Anwalt möchte er dann doch nicht aussehen.
Sein Blick geht zu dem Vorsitzenden Richter und den 13 Geschworenen. Nein, deren Fragen erschüttern die Angeklagte nicht. Sogar so etwas wie Mord scheint ein Mensch verdrängen zu können.
Elfriede Blauensteiner hebt ihr schweres goldenes Kruzifix. »Ich würde niemals töten!«, beteuert sie.
Das war’s erst mal für die Presse. Felix Moser verließ das Gerichtsgebäude und schlenderte nachdenklich zu seinem roten Mazda-Cabrio hinüber. Wie lange die wohl brauchen würden, bis das Urteil feststand? Schwerer Betrug, Betrug und Mord, lautete die Anklage. Verhandelt wurde ausschließlich der Fall Alois Pichler, nur dafür war eine überwältigende Beweislast zusammengetragen worden. In Bewegung gesetzt hatte die Sache Pichlers Wahlneffe Peter Janosch, der nach dem Tod des alten Herrn seine verwandtschaftliche Ader entdeckt hatte und angesichts der neuen Frau im Leben seines Onkels sein eigenes Erbe entschwinden sah. Und da ihm die pflegenden Hände der Blauensteiner eher wie Mordhände vorgekommen waren, hatte er Anzeige erstattet.
Felix Moser startete seinen Wagen. Jemanden zu Tode pflegen … Eine im Grunde schauerlich einfache Methode. Und schwer zu enttarnen. Hier konnte man im wörtlichen Sinn von Dunkelziffer sprechen. Wie hatte jemand gesagt? Wenn auf einem Friedhof über allen Gräbern ermordeter Menschen Kerzen angingen, dann würde der Friedhof hell erleuchtet sein. Der Journalist dachte an »Die Todesengel von Lainz«. Von 1983 bis 1989 hatten vier Hilfspflegerinnen des städtischen Wiener Krankenhauses Lainz durch Einflößen des Schlafmittels Rohypnol sowie durch Insulinspritzen lästige Patienten reihenweise beseitigt. Ein typisch weibliches Verfahren? Vorsicht, Felix Moser, du hast doch wohl keine Vorurteile. »Engel« – ein männlich-weibliches Zwitterwesen. »Todesengel« Elfriede Blauensteiner?
Er preschte über die B 33 in Richtung Rossatzbach. Rechts von ihm begleitete ihn das Wasser der Donau, bleifarben wie der Himmel. Hier führt, erinnerte er sich, auch der von Ulm kommende und bis Budapest reichende Donauradwanderweg entlang. Nur rund acht Kilometer waren es bis zu dem Marktflecken Rossatzbach, dem Wohn- und Todesort des Alois Pichler. Hier wollte er den Spuren eines Lebens und Sterbens folgen.
Die Bundesstraße leitete ihn direkt zu dem Ort. Und nun kreuzte er den gleichnamigen Bach, der weiter bis in die Donau floss. Pichlers Haus sollte nah am Ufer liegen. Aber wo genau? Wie praktisch, dass er einen Navigator hatte. Ein Geschenk seines Verlegers, in Anerkennung seiner viel beachteten Psychoporträts. Seine Freunde hatten sich so ein Ding noch nicht zugelegt.
Felix Moser bog in die Gasse zu seinem Ziel ein. Spitzgieblige Einfamilienhäuser säumten das Sträßchen, Reste von Schnee lagen in den Vorgärten, nackte Bäume streckten sich ins Himmelsgrau. Niemand war zu sehen. Wenn er nicht seinen Auftrag hätte – er würde vor dieser Öde kapitulieren und glatt wieder umkehren.
Er parkte seinen Wagen vor dem Haus. Dem Mordhaus. Das Schrägdach war bedeckt von einer Schicht Schnee, die Rollläden waren immerhin halb aufgezogen. Fragte sich, wer jetzt dort wohnte. Der Wahlneffe? Felix Moser überlegte, ob er dort läuten sollte. Nein, er würde sich erst mal auf dem Friedhof umschauen. Er fuhr weiter und erblickte schon nach wenigen Minuten den Turm der Pfarrkirche. Um die Kirche herum breitete sich das kleine Feld des Friedhofs aus. Felix Moser stellte seinen Wagen ab, dessen Rot in dieser dörflichen Stille wie eine Provokation wirkte. Todesstille, dachte er.
Durch die Pforte näherte er sich den Gräberreihen. Hier hatte der ermordete Alois Pichler im November 1995 seine letzte Ruhe gefunden. Neben seiner Frau Maria, die er zwei Jahre zuvor hatte beerdigen müssen. Das Areal ist wirklich klein, dachte der Journalist, das Grab würde er sicher schnell finden. Da sah er eine etwa 70-jährige Frau auf sich zukommen. Klein, spitznasig, auf dem Kopf eine dunkle Kappe.
»Grüß Sie!«, sagte er und setzte sein offenes und freundlichstes Lächeln auf.
Die alte Frau verzögerte den Schritt und schaute ihm ins Gesicht. Nein, nicht mit Furcht, doch mit einem kleinen abwartenden Misstrauen.
»Grüß Sie!«, wiederholte er. Sie blieb stehen, ließ ihren Blick von seinen dunklen, immer etwas zerzausten Haaren über seine Lederjacke bis zu seinen Stiefeln spazieren.
»Grüß Gott!«, erwiderte sie. »Sie sind nicht von hier, oder?«
»Aus Wien. Ich bin Journalist und recherchiere in dem Fall Alois Pichler.«
»Ah, ja?«
Würde sie jetzt auf Abwehr schalten? Nein, da schien doch eher Neugier auf.
»Felix Moser mein Name.« Er steigerte sein Lächeln von freundlich auf gewinnend. »Vielleicht könnten Sie mir ein wenig behilflich sein …«
»Ach je, der arme Alois. Gott hab ihn selig.« Die Frau bekreuzigte sich. »Ein ganz grausliches Ende hat der gehabt. Ich mein, das Weibsbild hat ihm ja nicht nur diese Medikamente gegeben, sie hat ihn ja auch … nein, man darf sich das gar nicht vorstellen.«
»Stimmt. Einfach grauslich. Haben Sie ihn näher gekannt?«
»Ja, schon. Ich war mit der Maria befreundet. Mit seiner Frau. Und dann stirbt ihm die weg, und er kommt allein gar nimmer zurecht. Sie hat’s ihm ja immer gemütlich gemacht, Essen, Wohnung, bei ihm daheim war alles bestens in Schuss.«
»Das Ehepaar hat sich gut verstanden?«
»Ja, die beiden haben sich richtig gern gehabt. Und nachdem der Alois Pensionist geworden war –«
»Er war früher Postamtsleiter, nicht wahr?«
»Genau. Also, da wollten sie’s endlich auch ein bisserl schön haben. Am liebsten hat der Alois mit der Maria Ausflüge unternommen. Hier in der Umgebung, in der Wachau. Hat mit ihr ein Glaserl Wein getrunken und vom Ufer auf die Schiffe geschaut. Und dann, ja, das war auch im Winter wie jetzt, also im Dezember 93, da haben wir hier von der Maria Abschied nehmen müssen.«
Die Frau wischte sich über die Augen. Tränen? Oder nur die Kälte?, fragte sich Felix Moser. Er rieb seine Hände aneinander.
»Ja, es kann hier sehr kalt werden«, sagte die Frau wie aufs Stichwort. »Möchten Sie das Grab sehen?«
»Gern«, erwiderte er. Und während er das sagte, erschien ihm dieses Wort, an dieser Stätte, doch eher befremdlich. Aber er würde jetzt dranbleiben, wer weiß, was er von der Frau noch alles erfahren konnte.
Die Frau trippelte voran und zog ihren schwarzen Wollmantel noch enger um den Körper. Nachdem sie einige Reihen und Wegkreuzungen passiert hatten, blieb sie stehen. »Hier.«
Felix Moser studierte die Inschriften. Wie er aus den Polizeiberichten bereits wusste, war Alois Pichler mit 77 Jahren zu Tode gekommen. Er blickte auf die immergrüne gepflegte Bepflanzung.
Die Frau bemerkte seinen Blick. »Ich kümmere mich um das Grab. Tut ja sonst niemand.«
»Da gibt es doch einen Neffen …«
»Ach, keinen richtigen. Nur einen Nenn-Neffen. Und der geht lieber ins Wirtshaus als auf den Friedhof.«
»Wissen S’ was, Frau …«
»Hainisch. Grete Hainisch.« Die Frau streckte ihm ihre behandschuhte Rechte entgegen. Felix Moser hielt diese kurz fest und lächelte erneut. Dann schaute er zu dem Kirchlein hinüber.
»Frau Hainisch, was halten Sie davon, wenn wir uns da drüben in der Kirche ein wenig aufwärmen und noch a bisserl weiterplaudern? Sie können so anschaulich erzählen, das hilft mir für meinen Artikel wirklich sehr.«
»Na gut. Hab ja sonst nichts vor.«
Das Kompliment schien sie nicht zu beeindrucken. Vielleicht gefiel ihr einfach die Abwechslung? Der Journalist stieß die Tür auf. Nachdem sie sich bekreuzigt hatte, ließen sie sich in einer der hinteren Bankreihen nieder. Außen an der Kirche dominierte der romanische Stil, drinnen hingegen mischten sich die Elemente mehrerer Kunstepochen. Ein roter Teppich führte zu einem dunklen, offenbar neugotischen Altar, hinter dem sich ein farbiges, spitz zulaufendes Glasfenster erhob. Vielleicht zeigte es den Heiligen Jacob, nach dem die Kirche benannt war? Aber das konnte er ja noch nachlesen.
»Und außer dem Neffen gibt es keine Angehörigen?« Felix Moser senkte automatisch seine Stimme. Auch die Antwort der Frau kam leiser, flüsternd fast, sodass er sich näher zu ihr hinunterbeugte.
»Nur die Schwester vom Alois. Die Edith. Hat nie geheiratet und lebt als Nonne im Kloster. Schon ewig. Jetzt ist sie 91.«
»Geschwister erben nichts.«
»Wollte sie auch gar nicht. Aber nach dem Tod der Maria, da hat sie sich um ihren Bruder richtig Sorgen gemacht. Weil er eben allein nicht zurechtkam. Und dann tauchte dieses Weibsbild auf …«
»Die Blauensteiner.«
»Ja, und dem Alois ging es plötzlich immer schlechter. Ein paar Wochen vor seinem Tod war es, da hat die Edith Verdacht geschöpft, dass was nicht stimmt. Mit dem Peter, dem Neffen also, war sie sich einig, dass man die Polizei einschalten muss.«
»Und der hat bekanntermaßen Anzeige erstattet.«
»Ja, denn da hatte die Blauensteiner schon auf das Testament spekuliert, und er kriegte Panik, dass ihm das Erbe entgeht.«
Felix Moser dachte an das Haus, vor dem er vor Kurzem gestanden hatte. Das Mordhaus. Würde er selbst an so einem Ort leben können? Da musste man schon recht robust sein. Wenn man es in einem Ritual sinnbildlich reinigen würde … Aber manche Interessenten schauten eben nur auf den Preis.
»Wer wohnt jetzt eigentlich in dem Haus vom Alois Pichler?«
»Der Neffe. Der Peter Janosch.« Die alte Frau sah ihn listig an. »Wollen Sie’s sehen? Ich meine, von herinnen? Ich könnt’s Ihnen vermitteln. Sie sind doch sicher mit dem Auto gekommen …«
Felix Moser bejahte und führte sie zu seinem roten Knaller.
»Bärig«, kommentierte sie.
Vor Pichlers Haus angekommen, bat sie den Journalisten, im Auto zu warten. Sie wolle erst mal vorfühlen, ob der Neffe zu einem Gespräch bereit sei. Wahrscheinlich sei er daheim, er sei ja schon lange arbeitslos.
Kurz darauf erschien sie vor dem Haus, gab ein Zeichen, und Felix Moser sprintete hinüber. Am Eingang empfing sie ein bärtiger Mittfünfziger. Das Gesicht förmlich zugewachsen, die Haare halblang. Er wirkte ausgezehrt.
Moser folgte beiden ins dunkle Stiegenhaus und weiter in die Wohnstube. Braun, alles dunkelbraun. Abgewohnt. Der Bärtige wies auf einen Fauteuil und holte gleich eine Flasche Marillenschnaps und Stamperln vom Bord.
»Sehr freundlich, aber ich bin mit dem Auto hier.«
»Sie wollen also was über meinen Onkel wissen.«
»Ja. Und über die Blauensteiner.«
Der Bärtige nahm einen nicht zu knappen Schluck. »Das war im Spätsommer 95. Da ist sie hier aufgekreuzt. Das hab ich aber erst später mitbekommen, als mein Onkel am Telefon so rumgeschwärmt hat. Eine fesche Dame sei das, allerdings viel jünger als er, aber sie möge ihn von ganzem Herzen und all solchen Schmäh.«
Felix Moser blickte zu ein paar Fotos auf der Kommode hinüber.
»Ja, kommen S’ ruhig her, das ist mein Onkel.«
Auf dem einen Foto stand ein kleiner Mann mit Halbglatze und gefalteten Händen vor einer Hauswand.
»Ja, der Alois war etwas kurz geraten. Nur ein Meter sechzig. Außerdem hatte er Kinderlähmung gehabt und litt rechtsseitig an einer Muskelschwäche«, erläuterte der Wahlneffe.
»Für das Weibsbild ein leichtes Opfer«, bemerkte Frau Hainisch bissig.
Das andere Foto war ein Porträt von Pichler. Mit leicht hervorstehenden Augen blickte er ernst in die Kamera. Beamtenhaft korrekt und alles andere als attraktiv, musste Felix Moser innerlich zugeben.
»Herr Janosch, Sie haben die Blauensteiner dann kennengelernt.«
»Ja, ich kam mal zum Kaffee. Mein Onkel war mächtig stolz auf seine Neuerwerbung. Hat geschwärmt, was sie für eine super Hausfrau ist und dass er jetzt die Putzfrau entlassen konnte. Na, und die Dame scharwenzelte dann ja auch ständig um ihn herum, Burli hier, Burli da –«
»Sie nannte ihn Burli?«
»Ja, und er sie Mädi, weil sie ja so jung war.«
»Damals 64«, warf die Hainisch ein.
Felix Moser fand es nun an der Zeit, das Thema Geld anzusprechen. Der Alte, so Janosch, habe seinem Mädi gleich Geld für den Kauf eines Autos angeboten. Sein Onkel habe sich gefreut, dass sie einen Führerschein hat, und gesagt, mit einem Auto könne man hier auf dem Land schön herumfahren.
»Ich vermute, mein Onkel wollte ihr seinen gesamten Besitz überschreiben.«
»Und da haben Sie die Notbremse gezogen.«
Peter Janosch schob kurz seine wuchernden Brauen zusammen. »Die hatte auch ihren Anwalt hier eingeschleust. Und mit dem tat sie sehr intim. Aber mein Onkel hat nur gesagt: ›Jetzt habe ich eine Familie.‹«
Frau Hainisch wies auf den Wert des Besitzes hin und meinte, Herr Moser müsse unbedingt noch die Terrasse im ersten Stock sehen.
»Von mir aus.« Peter Janosch blieb bei seinem Schnaps sitzen.
Felix Moser ergriff die Gelegenheit gern. Oben erklärte ihm Grete Hainisch mit großer Geste den fantastischen Rundblick. »Schau’n Sie – die Weinberge und drüben die Donau. Und jenseits Dürnstein.«
Die Barockkirche, klickte es bei Moser. Und die Donau mit der bekannten Traumroute für Touristen. Hier zogen von Passau aus über Melk, Dürnstein, Krems, Wien, Bratislava bis nach Budapest die Flusskreuzfahrer vorbei. Doch diese Bilder musste er jetzt beiseiteschieben. Im Übrigen waren sie mehr oder weniger von tristem Grau umhüllt. Das Ende, dachte er, wir müssen zu Pichlers Ende kommen.
Sie stiegen hinunter. Der Bärtige hing mit geschlossenen Lidern im Fauteuil.
»Herr Janosch, Sie haben Anzeige erstattet.«
Der Neffe schreckte auf und besann sich. »Mein armer Onkel. Er wurde dünner und dünner. Dabei war er, bevor diese Furie eingezogen ist, völlig gesund. Im Spital ist er gelandet. Und als er wieder daheim war, hat er nur mehr wie das reinste Elend ausgeschaut. Und plötzlich war er tot.«
Felix Moser erhob sich und beugte sich leicht vor. »Ich danke Ihnen beiden sehr für Ihre Auskünfte. Nun habe ich Ihre Zeit genug beansprucht …«
»Ist schon gut.« Peter Janosch blickte in sein Glas.
»Also, dann Servus, Herr Janosch.«
Grete Hainisch stand auf. »Hauptsache, wir kriegen mal Ihren Artikel zu lesen.«
Felix Moser versprach es. Als er später über die West Autobahn zurück nach Wien fuhr, fühlte er neben dem Glück, etwas in Erfahrung gebracht zu haben, auch eine Art Erleichterung.
Zu Hause vertiefte sich Felix Moser in die Ermittlungsprotokolle. Nach seiner Rückkehr aus Rossatzbach war er am nächsten Tag kurz in die Redaktion in der Taborstraße in der Leopoldstadt gegangen und hatte dem Chefredakteur von seiner Recherche berichtet. Jetzt saß er an seinem weißen Designer-Schreibtisch in seiner Wohnung in Hietzing. Hietzing, einer der schönsten Bezirke Wiens. Ein ehemals dörfliches Gebiet, im Westen der Stadt gelegen. Viel Grün, ganz in der Nähe vom Schloss Schönbrunn. Hier standen die schicksten und teuersten Stadthäuser. Je nach Geschmack konnte man in einer klassischen Altbauwohnung oder in einem Neubau leben. Nur eines war dafür vonnöten: viel, viel Geld. Und das hatte er. Er, Felix Moser, hatte es bereits geschafft. Er war Starreporter des Wochenmagazins »News«.
Er hatte sich für einen Neubau im dritten Stock entschieden. Vorzimmer, zwei Zimmer, Kabinett, Wohnküche. Mit Terrasse und Panoramablick. Der war jetzt nicht gerade spektakulär: Ein diesiges Milchgrau überspannte den Himmel, in der Ferne zeichnete sich eine Reihe kahler Bäume ab. Bei dieser tristen Aussicht fiel es ihm nicht schwer, sich aufs Arbeiten zu konzentrieren. Zumal ihn die schillernde Persönlichkeit der Mörderin gedanklich kaum noch losließ. Mit seinem Chefredakteur hatte er verabredet, dass aus dem Thema eine Serie werden sollte. Es würde ein journalistisches Highlight werden.
Er las die Gerichtsprotokolle nicht zum ersten Mal. Aber jetzt, da der Prozess gegen die Blauensteiner begonnen hatte, musste er noch einmal in das Jahr 1995 zurückgehen, in jenes Jahr, das für den pensionierten Postbeamten Alois Pichler zum finalen Schicksalsjahr geworden war. Am 20. November 1995 war er in seinem eigenen Haus in Rossatzbach in seiner Badewanne zu Tode gekommen. Mit 77 Jahren.
Felix Moser stand noch einmal auf. Bei einem Cappuccino würde er bestimmt besser denken können. Während er in der Küche die Espressomaschine anwarf, überlegte er, wie leicht oder weniger leicht sich heutzutage mit Medikamenten wohl morden ließe. Wieder am Schreibtisch nahm er ein paar Schlucke und stieg in die Fakten ein:
Das Begräbnis für Alois Pichler war für den 25. November angesetzt. Doch die Anzeige des Neffen bei der Gendarmerie kam dazwischen. Die Polizei nahm den Mordverdacht ernst, das Begräbnis wurde verschoben und der Leichnam des Verstorbenen zur Obduktion nach Wien gebracht. Tatsächlich wurden im Körper des Toten Spuren zweier Medikamente gefunden. Eine Mixtur aus dem Antidepressivum Anafranil und dem blutzuckersenkenden Mittel Euglucon, also einem Mittel für Diabetiker.
Felix Moser erinnerte sich an die legendäre Pressekonferenz der Polizei, auf der das Gutachten des Gerichtsmediziners Dr. Christian Reiter für eine kleine Sensation gesorgt hatte. Reiter schrieb:
»Zum Zeitpunkt des Todes bestand eine Wirkstoffkonzentration des Medikamentes Anafranil von 2000 ng/ml im Serum.« Daraus ergebe sich, dass der Mann vor seinem Tod eine weit über der therapeutischen Menge liegende Gabe von Anafranil erhalten habe.
Einmalig, so der Gerichtsmediziner in einem Interview, sei nun die Idee, das Antidepressivum mit dem Diabetikum zu kombinieren. Dr. Reiter war von diesem Einfall geradezu elektrisiert. Denn die meisten Täter, mit denen er zu tun hatte, waren seiner Meinung nach eher dumm und einfältig. Dagegen war die Blauensteiner für ihn eine »Herausforderung« und ein »schöner Fall«. Der 42-jährige Gutachter sprach von einer »genialen Schlechtigkeit« der Verdächtigen und äußerte sich in einer Art Negativfaszination, dass die Ermordung mittels des Antidiabetikums Euglucon eigentlich eine Neuentdeckung der Blauensteiner sei.
Felix Moser las mit wachsender Intensität weiter. Die Ergebnisse der Obduktion waren eindeutig. So klar, dass Handlungszwang bestand. Dennoch würde es nicht leicht werden, die Tat als Mordtat nachzuweisen. Ab Ende November schwärmten die niederösterreichischen Kriminalisten aus und begannen, Hunderte von Personen aus dem Umfeld der Verdächtigen zu befragen. Das Bild, das sich ihnen von der Frau bot, war wenig schmeichelhaft: eiskalt, berechnend, raffiniert, macht- und geltungssüchtig und – bei oberflächlichem Charme – derb und ordinär. Eine wahrhaft schwarze Seele.
Doch Beweise für einen Mord? Man würde noch viele Mosaiksteinchen zusammensetzen müssen. Franz Polzer, leitender Ermittler, sprach gegenüber der Presse von einem der schwierigsten Mordfälle. Es gab keine präzise Tat, da zwischen den Abläufen Monate lagen.
Denn noch weitaus mehr Fälle gerieten in den Blickpunkt. Waren doch bereits vor Alois Pichler diverse Männer zu Tode gekommen, mit denen sich die Witwe liiert hatte oder mit denen sie sogar verheiratet gewesen war. Mit über 60 Jahren allein und mit wenig Geld zu leben, war für sie nie eine Option. Schon deshalb nicht, weil ihre Spielsucht sie so einiges kostete.
Die männliche Jagdbeute sah so aus: einsam, kränklich, betagt und vermögend. Eine traumhafte Kombination. Und die Masche, an diese Klientel zu gelangen, denkbar einfach: Inserate.
»Suche einsamen Mann, der sich nach einer häuslichen Witwe, 62/166, sehnt.«
Moser rechnete nach. Zu dem Zeitpunkt war die Blauensteiner zwar schon 64 Jahre alt, aber wer machte sich in Annoncen nicht ein wenig jünger?
Moser entnahm der Akte eine Anzeige aus der »Kronen Zeitung«. Sie war Alois Pichler zum Verhängnis geworden. Es hätte aber ebenso gut einen anderen treffen können. Denn – wie hier stand – über 80 Männer hatten sich auf die Lockannonce gemeldet.
Auch die Formulierung »treu sorgende Kameradin und Krankenschwester« sowie das Angebot, eine Begleiterin für einen »ruhigen Lebensherbst« zu werden, kamen hervorragend an. Moser konnte sich das sehr gut vorstellen. Vielleicht hätte er auch auf so eine Annonce geantwortet, wenn er in der Position von Pichler gewesen wäre.
Shit, nun läutete das Telefon. Im Display erkannte er die Nummer eines allzu anhänglichen Bekannten. Nein, nicht jetzt. Moser nahm nicht ab. Ja, er war zurzeit ein schlechter Freund.
Wie hatten die Kriminalisten überhaupt die Dimension dieses Pflegemords erkannt, der noch auf weit mehr Taten schließen ließ?
Indem sie kurz nach Pichlers Tod Elfriede Blauensteiners Telefongespräche abhörten. Ein Lauschangriff im großen Stil, der sich als äußerst effizient erwiesen hatte. Dialogpartner bei den Telefonaten und, wie sich später zeigte, Komplize bei Mord und Betrug im Falle Pichler war der 40-jährige Rechtsanwalt Dr. Harald Albert Schmidt. Er fälschte für die Täterin Testamente, Verträge, Unterschriften und half im Sinne einer vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge bei dieser Mordtat mit.
Wie hatte die Blauensteiner den Mann zur Zusammenarbeit überreden können? Die Schwarze Witwe hatte ihn zufällig bei ihrer Nachbarin Franziska Köberl, einem ihrer späteren Opfer, kennengelernt, deren Anwalt er war. Sie hatte sofort die Möglichkeiten eines rechtskundigen Partners für ihre Pläne erkannt und ihn mit der für sie typischen, charmanten Manipulationskraft dauerhaft für sich eingenommen. Denn es ging ihr vor allem um eins: ums Geld.