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Personenspürhunde suchen nach den Spuren einer bestimmten Person. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn Menschen vermisst, wenn Straftäter verfolgt oder wenn nach einer Straftat Beweise gesichert werden sollen. In diesem Projekt, das durch das österreichische Sicherheitsforschungs-programm KIRAS finanziert wurde, konnten in Zusammenarbeit mit den Personenspürhundeeinheiten der bayerischen und der österreichischen Polizei sowohl die Ausbildungen und die Einsätze in den beiden Ländern evaluiert, als auch Grundlagenuntersuchungen zu den Möglichkeiten und Grenzen von Personenspürhunden durchgeführt werden. In diesem Buch werden die Ergebnisse dieser zweijährigen Studie vorgestellt, die nicht nur für den polizeilichen Einsatz von Personenspürhunden relevant sind, sondern auch bei Rettungsdiensten auf der Suche nach vermissten Personen von großer Bedeutung sein können.
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Seitenzahl: 200
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Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden
Leopold Slotta-Bachmayr, Ulrike. G. Berninger und Constanze Geyer
Inhaltsverzeichnis
Dank und Vorworte 2
Kapitel 1 Das Projekt „PSH – Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden“
Leopold Slotta-Bachmayr, Ulrike. G. Berninger und Constanze Geyer 8
Kapitel 2 Folge der Nase - Der lange Weg zum Personenspürhund
Marcus Hanke 14
Kapitel 3 Personenspürhunde in europäischen Polizeieinheiten
Constanze Geyer und Leopold Slotta-Bachmayr 28
Kapitel 4 Standards für Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunde-Teams
Constanze Geyer und Leopold Slotta-Bachmayr 37
Kapitel 5 Anforderungen im PSH-Wesen
Constanze Geyer und Pia Ferner 41
Kapitel 6 Die Ausbildung von Personenspürhunden
Leopold Slotta-Bachmayr, Constanze Geyer und Gerald Koller 49
Kapitel 7 Wie alt darf ein Trail sein, damit ihn Personenspürhunde noch ausarbeiten können?
Leopold Slotta-Bachmayr, Gerhard Doppelhammer und Bernhard Meyerhofer
68
Kapitel 8 Vergleich der Leistungen von Personenspür- und Fährtenhunden
Leopold Slotta-Bachmayr, Thilo Pirzer und Richard Lux-Rubenser 82
Kapitel 9 Der Personenspürhund im Einsatz
Leopold Slotta-Bachmayr, Constanze Geyer und Gerald Koller 88
Kapitel 10 Der Personenspürhund im Einsatz – ethische Betrachtung
Constanze Geyer, Leopold Slotta-Bachmayr und Erwin Lengauer 107
Kapitel 11 Die Möglichkeiten und Grenzen zum Einsatz von Personenspürhunden in polizeilicher Verwendung
Leopold Slotta-Bachmayr, Constanze Geyer, Armin Fütterer und Karin Joszt-Friewald 115
Literatur 127
Die Forschung an Polizeidiensthunden ist ein spannendes Thema, das für die Paris-Lodron Universität Salzburg nicht nur Einblick in einen sehr wichtigen angewandten Bereich ermöglicht, sondern ihr auch die Möglichkeit gibt, den praktischen Einsatz von Hunden durch theoretische Konzepte und fundierte wissenschaftliche Untersuchungen zu unterstützen. Damit ergibt sich für die Universität die Möglichkeit, die Praxisrelevanz ihrer Arbeit unter Beweis zu stellen. Beim Projekt „PSH – Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden“, das durch das österreichische Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS sowie durch die Innenministerien in Bayern und Österreich finanziert wurde, konnten wir sogar noch einen Schritt weiter gehen. So stand zwar die Evaluierung des ersten Ausbildungszyklus von Personenspürhunden bei der Österreichischen Polizei im Vordergrund, aber durch das – bis dato - weitgehende Fehlen von wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich der Personenspürhunde haben wir im Rahmen des Projektes die Möglichkeit bekommen, hier wissenschaftlich abgesicherte Grundlagendaten zu sammeln, die nicht nur die Polizei in ihrer Arbeit unterstützt, sondern allen Organisationen und Einheiten zu Gute kommt, die Hunde zur Suche bestimmter Personen in unterschiedlichsten Lagen einsetzen.
Dieses Projekt wäre nicht ohne die Unterstützung der Verantwortlichen für das Diensthundewesen in Österreich und Bayern zustande gekommen. Oberst Karin Joszt-Friewald und EPHK Armin Fütterer haben bereits im Vorfeld mit uns am Konzept für das Projekt gearbeitet und damit nicht nur einen wesentlichen Betrag dafür geleistet, dass die Bedarfsträger Antworten auf ihre Fragen bekommen, sondern auch den Grundstein dafür gelegt, dass dieses Vorhaben bei KIRAS berücksichtigt werden konnte.
Vielen Dank an PHMin Johanna Frankenberg und ChefInsp Wolfgang Schneider, die uns organisatorisch unterstützt und dafür gesorgt haben, dass das benötigte Personal und Material immer dann zur Verfügung stand, wenn es gebraucht wurde. Die inhaltlich für die PSH Ausbildung verantwortlichen Personen in Bayern und Österreich, PHK Gerhard Doppelhammer und AbtInsp Gerald Koller, haben für das Projekt eine Schlüsselrolle gespielt, weil sie uns einerseits Zugang zu Konzepten, Informationen und Daten ermöglicht und andererseits den Grundstein unserer Arbeit durch ihre Führsprache bei den Hundeführenden gelegt haben. Ohne die enge und unkomplizierte Zusammenarbeit mit diesen beiden Persönlichkeiten wäre aus diesem Projekt nicht das geworden was es jetzt ist – vielen Dank.
Mit Unterstützung der Ausbildner vor Ort, GrInsp Richard Lux-Rubenser und den Leitern der bayerischen Ausbildungsgruppen PHK Andreas Dindorf, PHK Bernhard Meyerhofer und PHK Thilo Pirzer, konnten wir nicht nur die vielen Experimente durchführen, sondern hatten damit auch gleich sehr kompetente Ansprechpartner, mit denen wir die Ergebnisse diskutieren und interpretieren durften. Wir bedanken uns darüber hinaus herzlich bei den Polizeidiensthundeführer:innen PHM G. Bader, PHM Ch. Dönyes, POK J. Dreßler, RevInsp U. Groll, POK R. Hoffmann, GrInsp F. Karrer, GrInsp U. Kniebernig, POK T. Krammer, PHMin S. Landgraf, PHM B. Lang, PHM P. Ledermüller, PK R. Mechel, POK K. Meyer, GrInsp G. Muglach, GrInsp M. Niederl, GrInsp F. Rausch, BezInsp M. Schmid,PHK A. Stadler, PHM M. Stopfer, PHM Ch. Schricker, PHMin A. Tittmann, PHK T. Wendler, GrInsp P. Wiedemann, PHM Ch. Witt, die sich auf das Experiment KIRAS-Projekt eingelassen haben. Es ist für Personen aus der Praxis nicht selbstverständlich, dass man sich auf etwas einlässt, dessen Ergebnisse die eigene Arbeit in Frage stellen könnte. Vielen Dank für die äußerst angenehme Zusammenarbeit und auch für den Mut, einmal an die Grenzen zu gehen.
Am Ende sei aber auch den mitwirkenden Polizeidiensthunden Abby, Alf, Amba, Amy, Anton, Barnabe, Bertram, Camino, Danny, Dionysos, Emma, Erwin, Exel, Franzl, Freddy, Friedrich, Gallando, Georgia, Gismo, Grayson, Gustav, Hugo, Jimmy, Karl Oskar, Kekx, Loris, Marley, Michl, Odin, Safira, Sesto, Shiwa, Susi gedankt, die immer wieder Suche mit unklarem Ausgang und ohne Belohnung ableisten mussten und trotzdem nie aufgeben haben.
Univ. Prof. Dr. Ulrike G. Berninger
Paris Lodron Universität Salzburg
Mag. Georg Aumayr
Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung GmbH
Teamwork - groß geschrieben bei allen Tätigkeiten der Polizei - bei der Arbeit mit Personenspürhunden ein unabdingbarer, erfolgskritischer Faktor zwischen Mensch und Tier zur Rettung von Menschenleben!
Genau dieses Teamwork ist Forschungsobjekt für das KIRAS-Projekt „Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden“. In grenzüberschreitender Zusammenarbeit des österreichischen und bayerischen Diensthundewesens, sowie der Paris Lodron Universität Salzburg und der Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung GmbH, konnte die Ausbildung von Personenspürhunden (PSH) wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Die aus dem Pilotprojekt resultierenden Erkenntnisse haben die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Begleitung im Sinne der Qualitätssicherung in der Aus- und Fortbildung der Polizei - und hier im Speziellen im Bereich des Diensthundewesens – wieder einmal aufgezeigt. Neben den richtungsweisenden Ergebnissen hat das Projekt transparent gemacht, was in der Arbeit mit Personenspür-hunden möglich ist, aber auch, wo die Grenzen des Erwartbaren liegen.
Dieser Erkenntnisgewinn war es den Projektverantwortlichen wie auch den Diensthundeführenden aus Bayern und Österreich wert, neben dem „normalen“ Ausbildungs- und Einsatzgeschehen hochmotiviert ein zusätzliches Arbeitspensum auf sich zu nehmen.
Im Namen der Bayerischen Bereitschaftspolizei danke ich allen Beteiligten aus dem Diensthundewesen wie auch den Projektpartnern für Ihr Engagement, das die Grundlage für eine professionelle Projektdurch-führung mit bereichernden Erkenntnissen für die zukünftige Arbeit mit Personenspürhunden geschaffen hat.
Udo Skrzypczak
Polizeipräsident der Bayerischen Bereitschaftspolizei
Die ständig wachsenden sicherheitspolizeilichen Herausforderungen, erfordern nicht nur die kontinuierliche Weiterentwicklung von polizeilichen Methoden, sondern vor allem auch die enge internationale Zusammenarbeit der Polizeiorganisationen.
KIRAS Projekte unterstützen diese Zusammenarbeit und tragen wesentlich dazu bei, den Anforderungen einer modernen Polizei gerecht zu werden.
Das bilaterale KIRAS-Projekt „Der Personenspürhund im polizeilichen Einsatz“, wurde 2016 zwischen Österreich und Bayern ins Leben gerufen und von folgenden Organisationen unterstützt und wissenschaftlich begleitet: dem Bundesaubildungszentrum für Polizeidiensthundeführer*innen in Österreich, der Diensthundeschule der Bayrischen Bereitschaftspolizei, der Universität Salzburg, sowie dem Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter Österreich.
Ziel des Projektes war die Evaluierung der Ausbildung von Personenspürhunden (PSH). Diese können auf Grundlage des Individualgeruches, insbesondere Geruchsspuren zielgerichtet folgen, Fluchtrichtungen bestimmen, Suchbereiche eingrenzen, sowie Tatortspuren auffinden.
Bis zum Ende des KIRAS-Projektes mit Jahresende 2022, konnten durch die PSH bereits zahlreiche Erfolge im Bereich der Personensuche erzielt werden. Das PSH-Projekt stellt jedenfalls einen wichtigen Baustein für eine moderne Polizeiarbeit dar.
Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement, ihre Expertise und ihre Bereitschaft für die Mitwirkung an diesem Projekt.
Generalmajor Peter Scheibner, BA
Abteilungsleiter für Polizeiliche Sondereinsätze im Bundesministerium für Inneres
Am Puls der Zeit zu sein – orientiert an wissenschaftlichen Fakten – ist unser Anspruch als Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei. Wir wollen unseren Kolleginnen und Kollegen eine durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützte und dabei gleichzeitig praxisgerechte und bedarfsorientierte Fortbildung bieten.
Wir freuen uns daher sehr, dass die Zentrale Diensthundeschule als Teil unseres Instituts sich an dem wissenschaftlichen Projekt „Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden“ beteiligen konnte.
Gerade im Diensthundewesen ist vieles noch nicht ausreichend erforscht bzw. wissenschaftlich belegt. Umso erfreulicher ist es, dass mit diesem Forschungsprojekt eine ganz besondere Spezialisierung, nämlich die Personensuche im Diensthundewesen, untersucht werden konnte.
Zielführend war hier vor allem die ganzheitliche Betrachtungsweise der im Rahmen dieses Projekts durchgeführten Studien sowie die Evaluierung des Praktizierten, insbesondere der Ausbildungsmethoden. Vor allem der Abgleich der unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Personensuche der beteiligten Projektpartner aus theoretischer, praktischer und wissenschaftlicher Sicht führte zu neuen und wichtigen Erkenntnissen.
Diese ermöglichen der Zentralen Diensthundeschule als Kompetenzzentrum des bayerischen Dienst-hundewesens eine noch effizientere Aus- und Fortbildung und machen damit das Einsatzmittel Personen-suchhund noch erfolgreicher.
Dr. Walter Buggisch
Leiter des Fortbildungsinstituts der Bayerischen Polizei
Das Bundesausbildungszentrum für Polizeidiensthundeführer*innen in Österreich versteht sich als eine Bildungseinrichtung, die bestrebt ist, fortwährend den Polizeidiensthundeführer*innen die wesentlichen und erforderlichen Instrumente für eine erfolgreiche, praktische Dienstverrichtung im täglichen polizeilichen Einsatz zur Verfügung zu stellen. Dies bedingt die bestmögliche Ausbildung in wissenschaftlicher Theorie und bedarfsorientierter Praxis für die Teams – Polizeidiensthundeführer*innen und Polizeidiensthunde - in einer im 21. Jahrhundert angekommenen Bundespolizei.
Konsequenterweise muss daher die Frage nach der verbesserten Gestaltung der Ausbildung unter Beachtung jedweder den Ausbildern zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Grundlagen und Wege zur verbesserten Gestaltung dieser Ausbildung in Österreich gestellt werden dürfen, um ein effizientes und effektives polizeiliches Handeln beim Einschreiten von Exekutivbeamten mit Polizeidiensthunden gewährleisten zu können.
Das Vorzeigemodell der Personenspürhunde im Polizeidienst hat den Polizeidiensthundeführer*innen die Möglichkeit eröffnet, sich unter wissenschaftlicher Begleitung in der Hundearbeit weiterzubilden. Die damit verbundenen Erkenntnisse und Erfahrungen lassen dieses, im Zuge des Projektes, erworbene Wissen beim täglichen Polizeieinsatz bzw. im polizeilichen Einschreiten in sämtlichen Sonderlagen erfolgreich anwenden.
In der Praxis hat sich zwischenzeitlich gezeigt, dass durch den Einsatz der Personenspürhunde eine wesentliche Modifikation im Bereich der Personensuche, aber auch der relevanten Tatort- und/oder Täter-spuren erreicht werden konnte.
Der Polizeidiensthund ist und bleibt – gut ausgebildet und richtig verwendet – ein unverzichtbares Einsatzmittel für die Gegebenheiten und Herausforderungen im Rahmen der täglichen Dienstverrichtung einer exzellenten, handlungsfähigen Polizeiorganisation.
Oberst Karin Joszt-Friewald, BA MA
Leiterin des österreichischen Bundesausbildungszentrums für Polizeidiensthundeführer*innen
Im Forschungsprojekt „Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden“ wurde ein ganz spezieller Einsatzbereich von Diensthunden beleuchtet. Das Spezielle besteht insbesondere darin, dass der Hund den individuellen Geruch eines Menschen abspeichert und so in der Lage ist, den Weg, den eine Person gegangen ist, zu folgen.
Da die Verwendung von Hunden zur Personensuche eine relativ neue Spezialisierung ist, zu mindestens im deutschsprachigen Raum und bis dato nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen hierzu durchgeführt wurden, haben die erlangten Forschungsergebnisse eine enorme und gewichtige Bedeutung und dies nicht nur für die beteiligten Projektpartner.
Die Studie als Leuchtturmprojekt hat daher Signalwirkung für die Personensuchhundewesen im gesamten europäischen Raum. Der Projekterfolg fußt vor allem auf der Professionalität bei der Umsetzung und der Auswertung der einzelnen Studienbereiche sowie der Offenheit und Ehrlichkeit aller Mitwirkenden. Die Projektstudie belegt eindeutig, dass die Suche nach Personen bzw. deren gegangenen Weg auch nach mehreren Tagen durch Hunde möglich ist. Damit sollten nicht zuletzt Skeptiker, vor allem auch innerhalb der Diensthundeführerschaft, vom Einsatzwert der Personenspürhunde endgültig überzeugt worden sein.
Das Einflechten der in den einzelnen Arbeitspaketen gewonnenen Erkenntnisse in die Aus- und Fortbildung der bayerischen Personensuchhunde bedeutet einen enormen Mehrwert einhergehend mit einer weiteren Qualitätssteigerung, was letztendlich zu einer Effizienzerhöhung beim Einsatz dieses ganz besonderen Spezialbereichs im Diensthundewesen in Bayern führen wird!
Armin Fütterer
Leiter der Zentralen Diensthundeschule der Bayerischen Polizei
Als ausbildungsverantwortlicher Bundesausbilder für Personenspürhunde in Österreich ist es mir eine große Freude, Ihnen dieses Vorwort zu präsentieren. In meiner verantwortungsvollen Position ist es mein Ziel, die Ausbildung von Polizeidiensthundeführer*innen und deren Hunden auf höchstem Niveau sicherzustellen.
Bezugnehmend auf das KIRAS-Projekt "Einsatz und Ausbildung von Personenspürhunden", bearbeitet durch den Bieter "Paris Lodron Universität Salzburg", in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern "Bayerische Bereitschaftspolizei und Bundesministerium für Inneres" sowie der "Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gem. GmbH", möchte ich betonen, dass wir eng mit diesen Organisationen zusammenarbeiten, um die Ausbildung unserer Personenspürhunde kontinuierlich zu verbessern.
Das KIRAS-Projekt hat uns eine wertvolle Plattform für den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Best Practices im Bereich des Einsatzes und der Ausbildung von Personenspürhunden geboten. Durch die Zusammenarbeit mit renommierten Forschungseinrichtungen, wie der Paris Lodron Universität Salzburg, haben wir wertvolle Erkenntnisse erhalten, die direkt in unsere Ausbildungsprogramme eingeflossen sind.
Die Partnerschaft mit der Bayerischen Bereitschaftspolizei hat es uns ermöglicht, von deren langjähriger Erfahrung und Expertise im Bereich der Personenspürhundeausbildung zu profitieren. Durch den Austausch bewährter Verfahren sowie die Zusammenarbeit in der Ausbildung konnten wir sicherstellen, dass unsere Teams höchsten Standards gerecht werden.
Die Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gem. GmbH hat uns neue Perspektiven und Ansätze für die Weiterentwicklung unserer Ausbildungsprogramme eröffnet und die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt
Ich möchte allen Projektmitgliedern danken, die an der Ausbildung und Entwicklung unserer Personenspürhunde beteiligt sind und waren. Ihr Engagement, Ihre Hingabe und Ihr Fachwissen sind entscheidend für diesen Erfolg und tragen maßgeblich zur Sicherheit und zum Schutz unserer Gesellschaft bei.
Ich hoffe, dass dieses Vorwort Ihnen einen Einblick in die wichtige Arbeit der Ausbildung von Personenspürhunden bei der österreichischen Polizei vermittelt. Es ist uns eine Ehre, einen Beitrag zur Sicherheit unseres Staates zu leisten und dabei auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten sowie das Engagement unserer Polizeidiensthundeführer*innen/Polizeidiensthunde zu vertrauen.
Gerald Koller
Bundesausbildungszentrum für Polizeidiensthundeführer*innen
Standort Bad Kreuzen
Als der Bayerischen Polizei 2020 die Möglichkeit eröffnet wurde, bei einer Studie mitzuarbeiten, die sich mit dem Personensuchhundewesen beschäftigt, habe ich als bayernweiter Gesamtkoordinator Personensuche voller Vorfreude auf das Projekt meine Unterstützung zugesagt.
Personensuchhunde werden seit einigen Jahren bei der Bayerischen Polizei eingesetzt. Bislang haben wir uns bei der Ausbildung der Personensuchhunde und deren Hundeführer auf im Wesentlichen eigene Erfahrungswerte und – soweit überhaupt möglich – auf mehr oder weniger intensiv wissenschaftliche Ergebnisse gestützt.
Mit dem KIRAS – Projekt „Ausbildung und Einsatz von Personenspürhunden“ ist erstmalig eine wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt worden, die über die Möglichkeiten des Einsatzes des Hundes bei Langzeitspuren, die wesentlich älter als nur ein oder zwei Tage sind, geforscht hat. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen in die künftige Ausbildung von Personensuchhunden und deren Hundeführer bei der Bayerischen Polizei integriert werden, um die Leistungsfähigkeit und vor allem die Erfolgsquote im Einsatz deutlich zu erhöhen.
Ein besonderer Aspekt dieser Untersuchung ist, dass wir über die bayerischen und deutschen Grenzen hinweg mit verschiedenen Behörden und Einrichtungen in Österreich diese Untersuchung durchgeführt haben. Nur im Austausch mit möglichst vielen anderen Ausbildungsstellen von Personensuchhunden, nicht nur deutschland-, sondern europa- und letztendliche weltweit, haben wir die Möglichkeit, durch Erfahrungswerte in Verbindung mit den wissenschaftlichen Ergebnissen immer besser zu werden.
Für die gute Zusammenarbeit danke ich an dieser Stelle allen an dem Projekt Beteiligten und im Besonderen Herrn Dr. Leopold Slotta-Bachmayr von der Paris Lodron Universität Salzburg.
Gerhard Doppelhammer
Gesamtkoordinator der zentralen Aus- und Fortbildung im Bereich Personensuchhunde
Zentrale Diensthundeschule der Bayerischen Polizei
Die Autor:innen
Ulrike. G. Berninger
Professorin für zoologische Ökologie, Paris Lodron Universität Salzburg (Fachbereich Umwelt und Biodiversität)
Gerhard Doppelhammer
Bayerische Polizei, Gesamtkoordinator der zentralen Aus- und Fortbildung im Bereich Personensuchhunde
Pia Ferner
Kulturanthropologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter Ausbildung und Forschung gemeinnützige GmbH
Armin Fütterer
Bayerische Polizei, Leiter der Zentralen Diensthundeschule
Constanze Geyer
Soziologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter Ausbildung und Forschung gemeinnützige GmbH
Marcus Hanke
Jurist, Paris Lodron Universität Salzburg (Fachbereich Völkerrecht, Europarecht und Grundlagen des Rechts), Hundeführer
Karin Joszt-Friewald
Bundesministerium für Inneres, Leiterin des österreichischen Bundesausbildungszentrums für Polizeidiensthundeführer*innen
Gerald Koller
Bundesministerium für Inneres, Bundesausbildner für Personenspürhunde
Erwin Lengauer
Universität Wien, Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog
Richard Lux-Rubenser
Bundesministerium für Inneres, Ausbildner für Personenspür- und Fährtenhunde
Bernhard Meyerhofer
Bayerische Polizei, Ausbildungsverantwortlicher Personenspürhunde Gruppe Ost
Thilo Pirzer
Leopold Slotta-Bachmayr, Ulrike Berninger und Constanze Geyer
Im Vergleich zu den klassischen Lawinen-, Flächen- oder Trümmersuchhunden (Tab. 1) differenzieren Personenspürhunde (PSH) den menschlichen Geruch individuell und suchen demnach nach einer ganz bestimmten Person. Die Hunde bekommen dazu einen Geruchsträger, der mit dem Geruch der zu suchenden Person kontaminiert ist. Sie vergleichen den Geruch so lange mit den Gerüchen aus ihrem Umfeld, bis sie den dazu passenden Geruch gefunden haben und folgen diesem im Anschluss. Diese Art der Suche ist bereits über 3000 Jahre alt (Grandjean & Vaissaire 2003). Ursprünglich eingesetzt, um entflohene Sklaven zu verfolgen, werden diese Hunde heute von Rettungsdiensten verwendet, um vermisste Personen insbesondere in verbauten Gebieten zu finden. Bei den Rettungsdiensten kommen sogenannte Mantrailer zum Einsatz, die im Vergleich zu den PSH weniger spurtreu arbeiten. Sie sind nicht auf das Anzeigen von Gegenständen, die eine Person verloren hat, trainiert, sondern darauf, eine Person so schnell wie möglich zu finden. Neben der Vermisstensuche verwendet die Polizei PSH außerdem, um den individuellen Spuren von Täter:innen z.B. nach Banküberfällen oder sexuellen Übergriffen zu folgen. Die Anforderungen der Sicherheitsbehörden betreffen dabei nicht nur das Verfolgen der Spur. Auch das Auffinden von Gegenständen, die einem Täter zugeordnet werden können und das Stellen und Überwältigen einer Person, die sich der Festnahme entziehen will, gehören zu den Aufgaben eines PSH.
Im Gegensatz zu den PSH folgt der Fährtenhund (Tab. 1) einer Spur, die aus einem Gemisch von individuellen Duftmustern und der Verletzung der Vegetation entsteht (Syrotuck 1972). Die Hunde können dabei geringste Geruchsunterschiede erkennen und wissen bereits nach 5 Fußabdrücken, in welche Richtung die Spur führt (Hepper & Wells 2005). Dieser Form der Suche sind Grenzen gesetzt. Wenn Personen harte Untergründe betreten, weisen diese nur sehr geringe oder keine Verletzungsmuster des Untergrunds auf. Hier müssen die Hunde dann mit Gerüchen arbeiten, die unmittelbar vom Menschen stammen. Wenn die Hunde nun eine bestimmte Person verfolgen sollen, dann kämpfen sie im Prinzip mit zwei Problemen. Zum einen müssen sie den richtigen Geruch erkennen und zum anderen müssen sie einer Spur folgen, die aus vom Wind vertragenen Duftpunkten besteht. Während die meisten Spürhunde auf eine Gruppe von Gerüchen oder einen Geruchskomplex eingestellt werden (z.B. Sprengstoffe, Suchtmittel), variiert der Geruch, den PSH verfolgen sollen, von Suche zu Suche, da sie immer eine andere Person suchen. Den Hunden wird dazu zu Beginn der Suche der Geruchs- oder Referenzgegenstand präsentiert. Sie analysieren diesen Geruch und finden das passende Pendant in der Umgebung. Kontaminiert durch die verschiedenen Gerüche von Menschen, die sich in diesem Bereich aufgehalten haben, soll der Hund nicht nur den richtigen Geruch finden, sondern auch noch den frischesten, jüngsten Geruch identifizieren. Während ein Stöberhund den Geruch wahrnimmt, der ihm durch den Wind zugetragen wird und dem Geruchskegel bis zur Quelle folgt, arbeitet der Hund bei einer klassischen Fährte von Fußabdruck zu Fußabdruck. Der PSH folgt einer Fährte, in dem er sich von einem Punkt mit Individualgeruch zum nächsten arbeitet. Diese Punkte liegen je nach Witterungsverhältnissen unterschiedlich weit auseinander und weisen entsprechend unterschiedliche Intensitäten auf (Abb. 1.1).
Schoon (2005) konnte zeigen, dass Hunde, je nach Training und Geruchsgegenstand, den Geruch bestimmter Personen zwischen 15% und 58% korrekt individuell anzeigen konnten. Dafür wurden den Hunden in einem sogenannten „Scent Line-up“ verschiedene Gerüche in Gefäßen präsentiert und sie mussten den richtigen Geruch finden und anzeigen. Mit verbessertem Training und entsprechender Fähigkeit zur Selektion konnte die Erfolgsrate auf bis zu 92% gesteigert werden. Woidtke et al. (2018) konnten bei Experimenten im Freiland zeigen, dass es den Hunden möglich ist, der individuellen Fährte eines Menschen mit einer Genauigkeit zwischen 50% und 92% zu folgen. Dieser Befund wird durch andere Untersuchungen unterstützt (Harvey & Harvey 2003, Marchal et al. 2016). Woidtke (2016) konnte weiters zeigen, dass Hunde auch fünf Monate alte Trails erfolgreich ausarbeiten können. Bei der Analyse von Einsätzen durch PSH beschreibt Woidtke (2016), dass die Teams in 35% der Fälle erfolgreich waren.
Ausgangslage in Österreich und Bayern
Bei der österreichischen Polizei werden Diensthunde als „exekutive Einsatzmittel“ zur
a) präventiven und repressiven Verbrechensbekämpfung,
b) Verwendung beim „Großen Sicherheits- und Ordnungsdienst“ und
c) Durchführung von Such-, Hilfs- und Rettungsaktionen
eingesetzt.
Für diese Aufgaben werden bei der österreichischen und der bayerischen Polizei alle Polizeidiensthunde (PDH) dual ausgebildet. Das heißt, alle PDH werden während der Grundausbildung neben dem generellen Gehorsam in der Suche nach Substanzen, Gegenständen (z.B. Sprengstoff, Suchtmittel, Tabak, Dokumente) und Personen auch im Schutzdienst trainiert (Schutz- und Stöberhunde). Für den Schutzdienst lernen sie, einen Menschen flucht-, abwehr- und kampfunfähig zu machen und zu bewachen. Sie lernen aber nicht nur die Suche nach Personen, sondern auch nach Gegenständen. Erst nach Absolvieren der Grundausbildung erfolgt eine Spezialausbildung. Nach dieser Grundausbildung können die Hunde je nach Eignung und Bedarf für eine Spezialverwendung (als Suchtmittelspürhunde, Brandmittelspürhunde, Leichen- und Blutspurenspürhunde, Sprengstoff- und Waffenspürhunde, Lawinensuchhunde, Spezialfährtenhunde) weiter ausgebildet werden (Tab. 1.1). Der PSH als eine besondere Art des Suchhundes nach Menschen anhand der individuellen Geruchsspur ist daher sowohl im freien Gelände, als auch in Siedlungen einsetzbar.
Im Vergleich zum herkömmlichen „Mantrailer“ wird beim PSH eine bessere „Spurtreue“ angestrebt, um Gegenstände, die von der gesuchten Person stammen, ebenfalls aufzufinden. Der Unterschied besteht darin, dass Mantrailer die Person suchen, die zum Eingabegeruch passt. Der PSH sucht hingegen die Spur, die zum Eingabegeruch passt. Denn der Hauptzweck polizeilicher Ermittlungen ist nicht alleine das Auffinden von Täter:innen bzw. Opfern, sondern auch das Auffinden und Sicherstellen von Beweismitteln bzw. kontaminierten Spurenträgern zur Sicherung einer späteren Beweisführung. Die Spurtreue steht dabei im Vordergrund. Da Mantrailer daraufhin trainiert werden, die zu suchende Person auf kürzestem Weg zu finden (Vermisstensuche, etc.), ist die Spurtreue unwesentlich, es zählt lediglich das rasche Auffinden. Dabei sind Abweichungen von der tatsächlichen Spur bis zu 100 Metern möglich. Dies wäre jedoch für die polizeiliche Beweissicherung von großem Nachteil (Koller & Strohdorfer 2019).
PSH haben bei der österreichischen Polizei die Aufgabe:
als Schutz- und Stöberhund mit der Spezialausbildung PSH Spuren anhand des Individualgeruches zu suchen.
bundesländerübergreifende Einsätze bei Fahndungen (Straftäter, abgängige Personen) durchzuführen.
sowohl die Fluchtrichtung bzw. den Fluchtweg zu bestimmen, als auch anhand einer Negativanzeige zu kontrollieren, ob die gesuchte Person überhaupt vor Ort war.
PSH werden bei der österreichischen Polizei erst seit 2016 ausgebildet, weshalb man bei der ersten Ausbildung auf die Unterstützung durch andere europäische Polizeibehörden zurückgegriffen hat. Im Gegensatz zu anderen PDH werden PSH dort erst nach Abschluss der Spezialausbildung mit dem Schwerpunkt Individualgeruchsuche zum Schutz- und Stöberhund (Tab. 1.1) ausgebildet. 2019 wurde der erste Ausbildungszyklus abgeschlossen und die ersten 6 PSH-Teams (Mensch und Hund) wurden einsatzfähig. Nach Abschluss dieser ersten Ausbildung gibt es weiterhin Bedarf für Informationen, die für die optimale Gestaltung von Einsatz und Ausbildung von PSH nötig sind.
Nach der Ausbildung der ersten PSH-Teams wird die Möglichkeit eröffnet, die Ausbildung des PSH in die Dualausbildung einzubinden. Es wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass nur durch eine geringfügige Änderung der jetzigen Ausbildungsstruktur eine Integration der PSH in die bestehende Ausbildung möglich wird und in weiterer Folge Synergieeffekte entstehen können. So können Erfahrungen bei der Ausbildung zum PSH gewonnen (insbesondere jene im Fährtenbereich) werden, um diese in die aktuelle modulare Ausbildung der PDH zu integrieren.