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Ein merkwürdiger Schauer überkam Elayne, kalt und voller Vorahnung. Es war, wie König Artus gesagt hatte: Die Schnüre um Britannien zogen sich zu. Der Sturm, den sie schon vor Jahren gespürt hatte, gewann an Heftigkeit … Ein tiefer Riss zieht sich durch die Tafelrunde, der sie zu zerbrechen droht. Lancelot scheint machtlos gegen die Saat des Verrats, die vor langer Zeit gepflanzt wurde. In Zeiten, in denen Freunde zu Feinden werden, begibt sich Elayne zusammen mit ihrer Tochter Nimue auf die Suche nach dem lange verschollenen Druiden Merlin. Ihr Sohn Galahad indes muss sich entscheiden zwischen seinem Erbe als Gralshüter und der Treue zu König Artus. Wird sich das Schicksal des Rabenkindes schlussendlich erfüllen?
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Seitenzahl: 372
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Widmung
Kapitel 1 - Heroes iuvenes – Junge Helden
Kapitel 2 - Hedyn – Samen
Kapitel 3 - In culinam – In der Küche
Kapitel 4 - Brawd taria – Schildbruder
Kapitel 5 - Pater prodiugs – Der verlorene Vater
Kapitel 6 - Tempestas – Der Sturm
Kapitel 7 - Uisge beatha – Wasser des Lebens
Kapitel 8 - Fy nghu – Mein Liebling
Kapitel 9 - Yn gyfrinachol – Im Geheimen
Kapitel 10 - Fallacia – Der Betrug
Kapitel 11 - Din Eidyn
Kapitel 12 - Chwaer ar y cof – Schwester des Herzens
Kapitel 13 - Aremorica
Kapitel 14 - Ar hyd y nos – Durch die ganze Nacht
Kapitel 15 - Mynd allan o olau – Das Erlöschen des Lichts
Kapitel 16 - Dolores – Schmerzen
Kapitel 17 - Quaerere et invenire – Suchen und Finden
Kapitel 18 - Designatio – Berufung
Kapitel 19 - Pisgwydd – Die Linde
Kapitel 20 - Umbra – Der Schatten
Kapitel 21 - Spes – Die Hoffnung
Kapitel 22 - Dru-wid – Baumwissender
Kapitel 23 - Y blaidd – Der Wolf
Kapitel 24 - Abona
Kapitel 25 - Vinum et malus – Wein und Äpfel
Kapitel 26 - Ultimo proelio – Die letzte Schlacht
Kapitel 27 - Folium tiliae – Lindenblatt
Kapitel 28 - Hwyl fawr – Abschied
Kapitel 29 - Tempus fugit, amor manet – Die Zeit vergeht, doch die Liebe bleibt
Epilog
Anmerkungen und Dank
Jessica Bernett
Elayne
Band 4: Rabenseele
Historische Fantasy
Elayne (Band 4): Rabenseele
Ein merkwürdiger Schauer überkam Elayne, kalt und voller Vorahnung. Es war, wie König Artus gesagt hatte: Die Schnüre um Britannien zogen sich zu. Der Sturm, den sie schon vor Jahren gespürt hatte, gewann an Heftigkeit …
Ein tiefer Riss zieht sich durch die Tafelrunde, der sie zu zerbrechen droht. Lancelot scheint machtlos gegen die Saat des Verrats, die vor langer Zeit gepflanzt wurde.
In Zeiten, in denen Freunde zu Feinden werden, begibt sich Elayne zusammen mit ihrer Tochter Nimue auf die Suche nach dem lange verschollenen Druiden Merlin.
Ihr Sohn Galahad indes muss sich entscheiden zwischen seinem Erbe als Gralshüter und der Treue zu König Artus.
Wird sich das Schicksal des Rabenkindes schlussendlich erfüllen?
Die Autorin
Jessica Bernett wurde an einem sonnigen Herbsttag im Jahr 1978 als Enkelin eines Buchdruckers in Wiesbaden geboren. Am liebsten würde sie die ganze Welt bereisen und an jedem Ort einige Monate verbringen. Aktuell lebt sie mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und zwei Katzen in Mainz.
Sie liebt starke Frauenfiguren, die sie in spannende Geschichten verwickelt, und tobt sich in allen Bereichen der Fantasy aus, von historischer Fantasy über Urban Fantasy bis hin zur Science Fantasy.
Wenn sie nicht gerade mit ihren Kindern in Abenteuern versinkt, schreibt oder von neuen Geschichten träumt, tummelt sie sich mit Vorliebe auf Conventions, um sich mit Gleichgesinnten über Lieblingsserien, Filme und Bücher auszutauschen.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, April 2022
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2022
Umschlaggestaltung: Juliane Schneeweiss
Lektorat/Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Martina König
Korrektorat Druckfahne: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Pa-pendick
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-241-0
ISBN (epub): 3-03896-242-7
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für die
Hoffnung
»Waren wir auch einmal so jung?« Artus schüttelte nachdenklich den Kopf.
Lancelot hob die Brauen und sah seinen besten Freund amüsiert an. »Wir waren sogar noch jünger.«
»Es kommt mir vor, als lägen drei Leben dazwischen.«
»In der Tat«, pflichtete Lancelot ihm bei.
Galahad und Tristan betraten die große Halle, in der Camelots herrlichste Feste gefeiert wurden. Die jungen Männer waren in ihre besten Gewänder gekleidet. Galahad, dessen goldfarbenes Haar ihm heute offen auf die Schultern fiel, trug eine blaue Tunika, die zu seinen Augen passte. Veneva hatte Wochen daran gesessen, nachdem sie durch Umwege an den Stoff gekommen war. Um die Taille hatte er einen silberfarbenen Gürtel gebunden, den Elayne für ihn geflochten hatte. Tristan hingegen trug ein tiefes Rot, das gut mit seinen kurz geschnittenen dunklen Haaren harmonierte.
Irgendwo unter den Anwesenden befand sich sein Onkel Marc, der Regent von Dumnonia, der sicher sehr stolz auf den jungen Mann war. Ebenso wie Lancelot selbst und Elayne.
Lancelot ließ seinen Blick über die Gäste gleiten und fand seine Frau neben Gwenhwyfar stehend. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie fing seinen Blick auf und legte eine Hand auf ihr Herz.
Die Trommeln und Flöten der Musiker erklangen und sämtliche Gäste der großen Halle verstummten. Lancelot wandte seine Aufmerksamkeit wieder den jungen Männern zu, die nun auf sie zukamen. Soeben hatten die beiden den Segen des christlichen Priesters im Gebetshaus erhalten. Nun war es an der Zeit, vor dem Volke Camelots den Eid der Bruderschaft zu leisten.
Die Helden der Tafelrunde bildeten inmitten der großen Halle einen Kreis. Sie hatten sich alle eingefunden, jene zehn, die noch übrig waren, und Artus selbst, ihr Anführer, der sich jedoch niemals über sie stellte.
Hector trat zur Seite, damit die jungen Helden den Kreis betreten konnten. Sie kamen in ihrer Mitte zum Stehen und knieten sich mit gesenkten Häuptern nieder.
Gaheris war von den Waffenbrüdern auserkoren worden, den beiden heute den Eid abzunehmen, da er in den letzten Monden einen Großteil der Ausbildung übernommen hatte.
Gawains jüngerer Bruder räusperte sich und erhob die Stimme. »Tristan von Dumnonia und Galahad von Corbenic, seid ihr heute bereit, den Schwur unserer Bruderschaft zu leisten?«
Die Musiker hielten inne, sodass die Worte in der ganzen Halle zu hören waren.
»Ja, das sind wir«, antworteten Tristan und Galahad gleichzeitig.
»Dann lasst uns zunächst den Brüdern gedenken, die nicht mehr unter uns weilen.«
Gaheris sah in die Runde und erntete zustimmendes Nicken.
Es war der sechste Sommer nach Cais Dahinscheiden. Sein Tod hatte eine tiefe Lücke hinterlassen. Nicht nur inmitten der Tafelrunde, auch für ganz Camelot und natürlich in den Herzen seiner Brüder. Sie hatten es bisher nicht über sich gebracht, Cais Schild von den Wänden der Tafelrunde zu nehmen. Ebenso wenig wie das von Osrin, der vor einem Sommer an einer Krankheit gestorben war.
Beide fehlten.
Doch der Trauer war nun Genüge getan. Es gab neue Helden, die sich bewiesen hatten und die ihren Platz an der Tafelrunde verdient hatten.
Es war an der Zeit, den Schwur zu sprechen.
Einer nach dem anderen zogen die Helden ihr Schwert und richteten die Spitze auf die Jünglinge. Gaheris nickte in die Runde und wie aus einem Munde sprachen sie alle gemeinsam den Eid:
»Wir geloben, unser Schwert allein zum Schutze Britanniens zu nutzen.
Wir geloben, unser Leben dem Volk zu opfern.
Wir geloben, die Bruderschaft der Tafelrunde zu ehren.
Wir geloben, unsere Brüder gleichzubehandeln, denn keiner steht über dem anderen.
Wir geloben, die Schwachen zu schützen und das Unrecht zu tilgen.
Denn wir sind die Tafelrunde und unser Leben ist eins.«
Die Worte hallten in Lancelots Innersten nach und eine Gänsehaut überkam ihn. Sein Blick traf den von Gawain, der tief durchatmete. Agravaine an seiner Seite musste sich räuspern und Percival hatte kurz die Augen geschlossen.
Sie alle spürten die Bürde, die mit jedem Wort auf ihnen lastete.
Und doch war es mehr als eine Bürde. Es war ein festes Band, das ihre Schicksale miteinander verwoben hatte.
»Erhebt euch, Brüder«, sprach Gaheris feierlich.
Lancelot konnte den Stolz nicht unterdrücken, den er verspürte, als sein Sohn sich aufrichtete und sich in der Runde umsah.
Galahad war zum Mann gereift. Wahrlich. Ein stattlicher junger Mann, der in der Körpergröße an Lancelot selbst heranreichte und dessen schmale Gestalt im letzten Jahr durch das intensive Training mit Schwert und Schild noch kräftiger geworden war.
»Galahad und Tristan, willkommen in der Tafelrunde«, sprach Gaheris und trat auf beide zu, um einen nach dem anderen zu umarmen.
Die Krieger steckten ihre Schwerter in die Scheiden und gratulierten den neuen Waffenbrüdern. Gleichzeitig stimmte die Musik wieder an und die Bewohner Camelots, die sich in der großen Halle eingefunden hatten, jubelten und riefen Glückwünsche.
Lancelot ging zunächst auf Tristan zu, der verlegen wirkte. »Willkommen, Waffenbruder. Es wird mir eine Ehre sein, an deiner Seite zu kämpfen.«
Die Wangen des jungen Mannes färbten sich rötlich. »Es ist mir eine Ehre, Lancelot.«
Galahad kämpfte sich zu ihnen durch und Lancelot klopfte seinem Sohn auf die Schulter. »Willkommen auch dir, Waffenbruder.«
Sein Sohn gluckste amüsiert auf, wurde aber sofort wieder ernst und drückte ihm mit erstaunlicher Kraft die Hand. »Danke … Bruder.«
Gawain kam von hinten auf die beiden zu und legte jedem einen Arm um die Schultern. »Nun, Brüder, dann lasst uns zunächst einmal tüchtig auf euch anstoßen.«
»Nicht, bevor seine Mutter ihn nicht umarmt hat.«
Elayne hatte sich ihnen genähert. An ihrer Seite befand sich der kleine Glyn, der verschüchtert in die Runde blickte. Der Junge war große Menschenansammlungen nicht gewohnt.
Gawain löste sich von den neuen Mitgliedern der Tafelrunde, um seinem Sohn zärtlich über den Kopf zu streicheln. »Glyn, gefällt dir das Fest?«
Der Junge mit dem silberblonden Haar schüttelte den Kopf und fasste nach Elaynes Hand.
Sofort huschte ein dunkler Schatten über Gawains Antlitz.
Elayne umarmte Galahad, der sich dazu mittlerweile zu ihr niederbeugen musste.
»Es kommt mir wie gestern vor, dass Liam dir dein erstes Holzschwert in die von Honig verschmierten Hände drückte.«
Galahad lachte auf. »Ich wünschte, er wäre heute hier.«
Sie nickte. »Er ist sehr stolz auf dich.«
Doch Liam war in Din Guarie geblieben, um ihr Zuhause zu beschützen.
Gawains Sohn hielt sich noch immer an Elaynes Rock fest. Der Junge war nun elf Sommer alt, aber er war kein Abenteurer, so wie andere Kinder in dem Alter. Viele Dinge machten ihm Angst. Weil er sie nicht kannte.
Galahad schien es ebenfalls zu bemerken und beugte sich zu ihm hinunter. »Ich habe gesehen, dass diese kleinen Beerenküchlein aufgetragen wurden. Hast du Hunger?«
Zum ersten Mal erschien ein Lächeln auf dem bleichen Gesicht des Jungen. Galahad nahm ihn an der Hand, um ihn zu den Tischen zu bringen, die an der Wand aufgebaut worden waren, voll beladen mit dem Besten, was Camelots Küche zu bieten hatte. Auf Sitzmöglichkeiten hatte man verzichtet, damit mehr Platz zum Tanzen war.
Gawain sah seinem Sohn bekümmert nach.
»Lass ihm Zeit«, bat Elayne sanft. »Alles ist so neu für ihn … so ungewohnt.«
»Ich brauche jetzt wirklich etwas zu trinken«, raunte er und wandte sich von ihnen ab. Tristan war nun von seinem Onkel Marc zu einer Gruppe anderer Männer gezogen worden.
Die Spielleute wechselten zu schwungvoller Tanzmusik.
Lancelot schmunzelte, als er sah, dass Elayne sich ein wenig im Takt der Musik bewegte. Galant beugte er das Haupt. »Darf ich um diesen Tanz bitten, edle Dame?«
Sie machte einen Knicks und nickte.
Lancelot griff nach Elaynes Hand, um seine Frau mit sich in die Mitte der Halle zu ziehen. Hier hatten die ersten Tänzer eine Reihe gebildet und er schloss sich mit Elayne zusammen an.
Im Takt der Trommeln schlängelte sich die Reihe durch die Halle. Immer mehr Gäste gesellten sich hinzu.
Am Ende des Liedes klatschten die Tanzenden und das nächste Stück spielte auf. Lancelot sah in Elaynes zauberhafte Augen und zog sie an sich, um einen Kuss auf ihre Schläfe zu hauchen. Sie lehnte sich an seine Schulter und kicherte.
»Ich komme mir vor wie damals, als wir jung waren.«
»Wir sind immer noch jung«, flüsterte er und grinste verschmitzt. »Erinnerst du dich daran, wie ich dir zeigte, wie wir in Camelot tanzen?«
»Oh, das tue ich tatsächlich.« Sie umfasste mit einer Handbewegung die ganze Halle. »Und … welch angenehmer Zufall … wir sind inmitten von Camelot.«
Er nah ihre Hände in seine. »Bist du bereit?«
»Mehr als das.«
Sie drehten sich gemeinsam im Kreis, bevor er ihre Taille umfasste und sie leicht in die Höhe hob, sodass Elayne vergnügt auflachte. Sodann ließ er sie herab, führte sie unter seinem Arm hindurch und ließ sie um sich selbst drehen. Elayne verbeugte sich und er schritt im Takt der Musik um sie herum, ehe er sie erneut um die Taille fasste.
Die Welt um sie herum verschwamm. Es gab nur noch Lancelot und Elayne. Er versank in ihrem Lächeln und in ihrer Wärme.
Selbst als die Musik schon verstummt war, blieben sie auf der Tanzfläche stehen und sahen einander an.
»Was ist los mit euch?«, scherzte jemand in ihrer Nähe. »Wurdet ihr in Menhire verwandelt?«
Lancelot blinzelte und erst dann wurde ihm bewusst, dass sie sich inmitten der großen Halle von Camelot befanden.
Elayne lachte herzlich und zog ihn an der Hand zu der Tischreihe, auf dem Krüge mit Wein und Teller mit Brot, Schüsseln mit kandierten Äpfeln und Platten mit Bratenscheiben auf sie warteten. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mich so gefühlt habe«, sagte sie und klang, als sei sie ein wenig außer Atem. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre Augen leuchteten vor Vergnügen.
Lancelot schenkte kühlen Apfelwein in zwei Becher und reichte seiner Gemahlin einen davon, ehe er selbst trank.
Gawain kam in überraschender Begleitung zu ihnen, denn nicht nur Glyn war an seiner Seite, sondern auch eine zierliche Frau in einem mit Goldfäden bestickten braunen Gewand, deren braunes Haar zu einer kunstvollen Frisur geflochten war.
Stirnrunzelnd überlegte Lancelot, woher er die edle Dame kannte.
Sein Vetter lachte amüsiert. »Erinnerst du dich nicht mehr an unsere Lebensretterin?«
Die Dame mit den grauen Augen schmunzelte und neigte das Haupt. »Es ist mir eine Freude, dir wiederzubegegnen, Lancelot vom See.«
Rasch stellte er den Becher ab und neigte ebenfalls das Haupt. »Derwen von Gorres, es ist mir eine Ehre.«
»Königin Derwen von Gorres«, berichtigte Gawain ihn und schenkte für sie einen Becher ein.
»Derwen ist völlig ausreichend«, winkte sie ab, dann fiel ihr Blick auf Elayne.
Lancelot besann sich und stellte die beiden einander vor. »Dies ist meine Gemahlin, Elayne von Corbenic. Elayne, das ist Derwen, die Gawain und mir in Gorres aus der Gefangenschaft half.«
»Derwen, ich habe schon viel von dir gehört.« Elayne machte einen Knicks und lächelte warmherzig. »Es freut mich, dass wir uns endlich einmal begegnen, damit ich dir danken kann. Ohne dich wären Lancelot und Gawain wohl nie herausgekommen … und was mit der Königin passiert wäre …«
Die Königin von Gorres schüttelte den Kopf. »Danke mir nicht. Wir haben gemeinsam das Volk von Gorres vor einer Schreckensherrschaft bewahrt. Ich bin es, die zu danken hat.« Sie sah nun verlegen zu Lancelot. »Zumal mir dein Gemahl vor vielen Jahren ebenfalls das Leben rettete … Erinnerst du dich nun an unsere Begegnung, Lancelot?«
Zwischen Kampf und Flucht hatten sie in Gorres keine Gelegenheit gehabt, diesen Punkt weiter auszuführen. Er wusste nur, dass ihre erste Begegnung während der Spiele in Camelot stattgefunden hatte, in dem Jahr, in dem Elayne von Astolat gestorben war … und er seine Elayne heiratete.
Lancelot legte den Kopf schief. Ein Bild kehrte in seine Erinnerung zurück. Ein junges zartes Mädchen zwischen den nervösen Pferden. Ein hämisch lachender Meleagant …
»Du bist das Mädchen, das fast von Artus’ Hengst zertrampelt worden wäre.«
Sie nickte. »Stimmt. Das junge dumme Ding, das meinte, es müsse seinem Bruder beweisen, dass es nicht minder mutig ist als er.«
Lancelot sah in die Runde. »Es war kurz vor dem Beginn der Wettkämpfe … damals, als Galahad noch ein kleiner Junge war und Elayne nach Camelot gekommen ist. Ich wollte noch einmal nach den Pferden schauen, da Crixus an dem Tag unruhig war. Da entdeckte ich ein Mädchen zwischen den Schlachtrössern, so zart, dass der Tritt eines der Tiere ausgereicht hätte, es umzubringen. Artus’ Hengst tänzelte bereits und schnaubte, da sich das Mädchen anschickte, nach den Zügeln zu fassen. Und Crixus schob sich seitlich gegen sie, sodass sie fast zwischen den Pferden zerdrückt wurde. Meleagant stand in der Nähe und lachte über sie … stachelte sie an, dass sie sich doch nicht trauen würde, des Königs Pferd zu reiten.«
»Es war eine dumme Wette zwischen Kindern, die mich fast das Leben gekostet hätte.« Sie lächelte zaghaft. »Aber Lancelot hat mich gerettet, und statt mich auszuschimpfen, erklärte er, dass ich es doch lieber mit den kleineren Pferden versuchen solle. Dann brachte er mich zu meinem Vater und sagte ihm, dass er eine sehr mutige Tochter habe …«
»Stimmt. Dein Vater war verwirrt, schien aber zufrieden, dass seine Tochter wieder an seiner Seite war.«
»Für mich warst du an jenem Tag der größte Held von Camelot.« Sie lächelte strahlend und sah dann wieder zu Elayne. »Jedes Mädchen in Camelot hat dich an jenem Tag beneidet, als verkündet wurde, dass Lancelot dein Gemahl werden würde.«
Elayne sah kurz zu ihm und hiernach zur Königin von Gorres. »Die Kunde von deinem Mut eilt dir jedenfalls voraus, Derwen. Ich denke nicht, dass ich es geschafft hätte, die Wachen zu überwinden und die Männer zu befreien. Dein Volk kann sehr froh sein, dass eine Königin wie du über es wacht. «
Gawain reichte Derwen einen Becher und trank seinen eigenen in einem Zug leer. Sein Sohn stand verloren daneben.
»Glyn, weißt du, wo Gal ist? Ich würde ihn gern mit der Königin bekannt machen.«
»Er wollte zu den Stallungen gehen, nach seinem Pferd sehen. Soll ich ihn holen?«
»Schon in Ordnung, ich gehe selbst.«
Lancelot hoffte, dass Glyn und Gawain noch mehr Zeit miteinander verbringen würden, um sich wieder aneinander zu gewöhnen. Außerdem würde ihm frische Luft guttun, denn er war noch immer erhitzt vom Tanzen und in der Halle war es stickig geworden.
Die Sonne ging bereits unter und er atmete tief die frische Frühlingsluft ein, als er die Halle hinter sich ließ und über den altbekannten Weg zu den Stallungen Camelots schritt.
Der Duft von frischem Heu, Pferd und das leise Schnauben der Tiere begrüßten ihn. Er wartete, bis sich seine Augen an das schummerige Licht gewöhnt hatten, und ging dann weiter hinein. Er wollte bereits nach seinem Sohn rufen, erblickte aber in diesem Moment die beiden jungen Menschen, die weiter hinten standen. Durch einen Spalt im Dach fiel der Rest des Sonnenlichts auf die blonden Häupter, sodass sie golden erstrahlen.
Galahad hatte Annas Gesicht mit beiden Händen umfasst und sah ihr tief in die Augen. Er beugte sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen, den sie zaghaft erwiderte.
Lancelot hielt inne und entschied, die beiden allein zu lassen.
Unbemerkt verließ er den Stall und musste erneut durchatmen.
Galahad und Anna.
Der Junge hatte ihm nichts von seinen Gefühlen berichtet. Aber die Szene hatte so vertraut gewirkt, dass die beiden einander wohl schon länger zugetan waren.
Lancelot musste über sich selbst lachen. Sein Sohn war wahrlich zum Mann geworden. Obwohl der Junge nun Schwert und Schild trug, ein vollwertiges Mitglied der Tafelrunde war, so hatte Lancelot ihn doch noch als seinen Jungen gesehen. Galahad aber traf längst seine eigenen Entscheidungen … ohne seine Eltern um Rat zu fragen.
Während Lancelot zurück zur Halle ging, dachte er auch an Nimue, seine Tochter, die auf Avalon verweilte. Er hob den Blick gen Himmel. Der Mond zeigte sich in voller Pracht am dunkler werdenden Firmament.
Vollmond, der fünfte nach der Wintersonnenwende. Heute war Beltane, und während man vor den Toren Camelots die Fruchtbarkeitsfeuer entfachte, würden auf Avalon die neuen Priesterinnen geweiht werden. Womöglich war seine Tochter in diesem Jahr unter Ihnen da sie das richtige Alter erreicht hatte.
»Nimue«, flüsterte er und schloss die Augen. »Ein Teil meines Herzens ist heute Nacht bei dir.«
Das Mädchen lag auf dem Boden und wand sich vor Schmerzen.
Zwei Priesterinnen kümmerten sich um es. Die anderen flüsterten besorgte Worte.
Vivienne sah in den Halbkreis der Novizinnen. Sie waren nur noch zu viert. »Eure Schwester hat die falschen Kräuter verwendet. Sie hat den Test nicht bestanden. Wählt weise, erinnert euch an das, was ihr gelernt habt … und vertraut auf eure innere Stimme. Nimue, du bist die Nächste.«
Die junge Frau mit dem rabenschwarzen Haar trat vor.
»Bist du bereit für den letzten Teil der Prüfung?«, fragte die Hohepriesterin.
Nimue nickte. »Ja, das bin ich.«
Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie in die heilige Höhle trat. Nur zu besonderen Ritualen gingen die Priesterinnen Avalons in die steinerne Kammer, deren Wände mit Bildern aus alten Zeiten bemalt waren.
Die Grotte hatte zwei Zugänge. Der, durch den Nimue hineingekommen war, lag zur Siedlung der Priesterinnen gewandt. Der andere zeigte zum See.
Talgkerzen flackerten im Zug und die Bilder an den Wänden wirkten so beinahe lebendig.
Nimue erkannte den Baum des Lebens, dessen Wipfel das Reich der Lüfte berührte und dessen Wurzeln die Unterwelt. Seine Äste und Wurzeln bildeten zusammen einen Kreis: den Kreis des Lebens.
Sie erkannte auch das Symbol der Triskele, der dreischenkligen Spirale, deren Windungen für den Weg des Lebens standen und daran erinnerten, dass jedes Ende auch einen Neuanfang birgt.
Aber Nimue war nicht hier, um die Malereien der Vorfahren zu bewundern.
Auf einem Altar, der von Honigkerzen erhellt wurde, befanden sich unterschiedliche Tiegel und Schalen. Daneben köchelte über einem kleinen Feuer ein Kessel mit Wasser, wie sie feststellte, nachdem sie einen Blick hineingeworfen hatte.
Nimue nahm sich eines der leeren Gefäße und betrachtete jene, die gefüllt waren. Sie enthielten zerstoßene Kräuter, Pilze und Früchte.
Ihre Aufgabe bestand darin, einen Sud herzustellen, der ihren Geist öffnete. Doch das war nicht einfach zu lösen. Einige der Pilze waren sehr giftig. Ein Hauch zu viel, und Nimue würde wie ihre Vorgängerin würgend auf dem Boden landen. Oder noch schlimmer: für immer einschlafen.
Nimue nahm eine Schale zur Hand, die kleine braune Bröckchen enthielt. War es der Pilz, den sie suchte?
Der Duft erinnerte sie an zu Hause. Ihre Mutter war so oft mit ihr im Wald gewesen, um Pilze zu sammeln.
»Ein simpler Champignon«, murmelte Nimue und lächelte bei der Erinnerung an ihre Mutter. »Sehr schmackhaft, aber leider ohne Wirkung.«
Sie stellte das Gefäß zurück und nahm das daneben, dessen Inhalt auf ganz ähnliche Größe zurechtgestampft war. Nimue schnupperte daran. Der Geruch kam ihr bekannt vor. Sicherheitshalber nahm sie ein Bröckchen und zerdrückte es zwischen den Fingern. »Rauhkopf«, flüsterte sie und stellte das Behältnis rasch zurück. Zu viel hiervon, und sich vor die Füße der anderen Priesterinnen zu übergeben, wäre ihre geringste Sorge.
Die nächste Schale enthielt einen optisch ganz ähnlichen Inhalt. Doch der Geruch war anders, weniger scharf, mehr wie Gras.
»Da bist du ja, kleiner Kahlkopf.«
Sie tat einige Bröckchen in das leere Gefäß und fügte Eisenkraut hinzu, das ihren Geist öffnen würde. Schließlich gab sie wenige Tropfen des heißen Wassers hinein. Sie wollte nicht, dass die Wirkung durch die Hitze abgeschwächt wurde.
Nimue sprach ein Gebet und trank von dem Sud. Dann wartete sie. Darauf, ob sie tatsächlich die richtige Mischung gefunden hatte … oder eine unerwünschte Nebenwirkung wie Übelkeit oder Magenkrämpfe auftauchte.
Die Flammen der Kerzen tanzten nun sanfter, gleichzeitig wurden die Bilder an den Wänden lebendiger.
»Nimue«, vernahm sie eine Stimme lockend rufen.
Die Stimme kam vom See.
Schritt für Schritt, darauf achtend, nicht zu taumeln oder zu stolpern, verließ Nimue die Höhle und trat hinaus in die Nacht.
Der volle Mond hatte sich hinter einem grauen Schleier versteckt, dennoch schimmerte sein Licht auf der glatten Oberfläche des Sees. Eine ganze Welt verbarg sich unter der Wasseroberfläche – die Spiegelung der Hierwelt. Der Blick in die Tiefen offenbarte die Geheimnisse dessen, was sich sonst im Schatten verbarg.
Nimue schloss die Augen und atmete gleichmäßig durch die Nase. Sie versuchte, das feuchte Gras unter ihren Knien zu ignorieren sowie den Wind, der ihr durch das offene schwarze Haar fuhr.
Sie trug nur ein leichtes Leinenhemd, doch ihr war nicht kalt.
Alles Körperliche trat in den Hintergrund.
Als sie die Lider wieder öffnete, nahm sie nicht mehr wahr als den Spiegel des Sees, der ihr die Bilder einer anderen Wirklichkeit zeigte.
Ein junger Mann, groß gewachsen, das goldene Haar zu einem Zopf gebunden, eine Tunika tragend, die das Blau seiner Iriden wiedergibt. Eine junge Frau, das Haar in der gleichen Farbe, doch die Augen braun und fein geschwungen wie die eines Rehs, ein edles rotes Gewand mit goldfarbener Borte. Ein Kuss, so zart und unschuldig und gleichwohl verbunden mit einem Versprechen, das ein Leben lang halten sollte.
Nimue blendete die Vision aus. »Führt mich weiter fort«, flüsterte sie.
Sodann befand sie sich auf der Ebene des großen Steinkreises.
Drei junge Menschen um den Altarstein stehend, zwei Männer, eine Frau. Einer der Männer groß und dunkelhaarig, der andere ebenso hochgewachsen, aber breitschultriger, sein kupferfarbenes Haar im Mondlicht schimmernd. Das goldene Haar der Frau fällt ihr offen über die Schultern. Ihre Hände miteinander verschlungen und umwickelt von einem silbrig schimmernden Band. Ein weiterer Mann, abseits stehend, die Hände gen Sternenhimmel gestreckt, geheimnisvolle Worte in einer alten Sprache flüsternd.
Nimue blinzelte und das Bild veränderte sich. »Führt mich zu … mir«, hauchte sie und bemerkte, dass sie die Luft anhielt, als die Formen ineinander verliefen und sich eine neue Gestalt daraus erhob.
Eine Frau mit dem schwarzen Haar des Raben, durchzogen von feinen Silbersträhnen, gekleidet in ein nachtblaues Gewand. Die Hände vor ihrer Mitte behutsam um einen Gegenstand geschlossen. Langsam öffnen sich ihre Finger und ein zartes Strahlen wird sichtbar.
Nimues Herz schlug schneller. Etwas an dieser Frau kam ihr vertraut vor.
Auf den Handflächen liegt ein leuchtendes Samenkorn. Es pulsiert in langsamem Rhythmus. Das Samenkorn ist … lebendig. Nun hebt die Frau den Blick und Nimue stockte der Atem. Ein Auge ist leuchtend blau, das andere dunkel wie der Nachthimmel.
»Was bedeutet das?«, keuchte Nimue und streckte die Hand nach der Frau aus. Ihre Fingerspitzen berührten die glatte Oberfläche des Sees und die zarten Wellen, die sich ausbreiteten, zerstörten das Bild, das sie eben noch so klar und deutlich gesehen hatte, als würde die Frau sie direkt ansehen.
Sie wartete darauf, dass sich die Wasseroberfläche beruhigte und die Vision zu ihr zurückkehrte. Doch nun zeigte sich ein ganz anderes Bild.
Eine Insel, umgeben von matschigem Grund. Ein versiegter See. Die einfachen Holzhütten sind zerstört. Nebelfetzen wabern zwischen verkohlten Holzresten und verkrüppelten Bäumen. Ein klagendes Wimmern hängt in der Luft. Oder ist es der Wind, der durch die zerstörten Häuser fährt?
»Vivienne?«, ruft Nimue in den Nebel.
Es ist, als ob ihre nackten Füße im Schlamm stünden. Jeder Schritt kostet Kraft und doch kämpft sie sich weiter voran zu dem Haus, das einst der Herrin gehört hat.
»Vivienne, wo bist du?«
Die Tür wurde herausgerissen. Ein Summen von tausend Stimmen dringt nach draußen.
Nimues Herz klopft wild in ihrer Brust, während sie das Haus betritt.
Es ist kein menschliches Summen. Hunderte, wenn nicht Tausende Fliegen erheben sich von ihrem Mahl.
Nimue ist wie erstarrt. Sie kann nicht verhindern, dass die Fliegen ihr Gesicht streifen, in ihren Haaren hängen bleiben und ihr die Sicht vernebeln.
Als die Fliegen fort sind, begreift sie, wovon die Tiere gespeist haben.
Leblose Körper liegen am Boden, teilweise übereinandergestapelt, die Glieder unnatürlich verrenkt.
Sie entdeckt einen Schopf silbrigen Haares, das zu einem Kopf gehört, der ganz und gar mit Blut beschmiert ist.
»Vivienne!«, schluchzt Nimue und stürzt zu ihrer Herrin.
Die Augenlider der Herrin vom See sind geschlossen, die Lippen stehen etwas offen und eine einzelne Fliege labt sich am Mundwinkel. Nimue wedelt sie erzürnt fort und umfasst das Gesicht der Frau.
Nichts deutet darauf hin, dass sie noch lebt. Kein Regen, kein Hauch von Atem.
»Bitte, lass mich nicht allein«, wimmert Nimue. »Du kannst nicht tot sein. Avalon braucht dich!«
Ruckartig öffnen sich die leblosen Augen der Priesterin und starren sie an.
Keuchend weicht Nimue zurück. Eine Stimme hallt durch ihren Kopf, obwohl sich Viviennes Lippen nicht bewegen.
›Du bist das Samenkorn. Lasse Avalon neu entstehen …‹
»Nein! Ich kann das nicht! Wie soll ich das schaffen?«
›Mit der Magie des letzten Druiden …‹
»Komm zu mir zurück«, schluchzt Nimue und schlägt die Hände vors Gesicht. »Ich brauche dich!«
Kälte biss in ihre Glieder und Nimue löste sich aus der Vision.
Sie wusste nicht, wie viele Stunden sie am Ufer des Sees verweilt hatte. Ihre Arme und Beine waren bereits taub und die Kälte der Nacht war bis in ihr Innerstes vorgedrungen.
Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Nimue wischte sie mit dem Handrücken fort und erhob sich ächzend. Zitternd schlang sie die Arme um ihre Brust und starrte hinaus auf das Wasser.
Die Götter hatten zu ihr gesprochen und ließen sie nun in Rätseln zurück.
Sie rappelte sich auf und bemerkte erst jetzt, dass ihre linke Hand nicht leer war. Überrascht starrte sie auf die Handfläche. In deren Mitte befand sich ein dunkler Kern … wie ein Samenkorn.
War dies das Geschenk, das ihr zuteilwerden sollte? Ein simpler Apfelkern?
Zögerlich kehrte sie am Ufer des Sees zu der Versammlung der Priesterinnen zurück. Diesmal wählte sie jedoch den direkten Weg, ohne durch die Höhle zu gehen.
»Nimue!«, rief die Hohepriesterin und Nimue glaubte fast, so etwas wie Erleichterung in ihrer Stimme zu hören.
Als Nimue vor ihr stand, legte die Hohepriesterin ihre Hände auf die Schultern der Novizin. »Welches Geschenk haben die Götter dir gegeben?«
Zögerlich öffnete Nimue ihre Hand.
»Oh«, gab Vivienne von sich und ein zaghaftes Lächeln trat auf ihr Gesicht.
»Es tut mir leid, ich habe dich enttäuscht«, murmelte Nimue und sah auf ihre Füße.
Die Herrin vom See legte ihren Zeigefinger unter Nimues Kinn. »Meine Tochter, erkennst du nicht, welches Geschenk dir zuteilwurde?«
Nimue hob die Schultern. »Es ist … ein Samenkorn.«
Vivienne hob die Brauen. »Ein Apfelkern unseres heiligen Baumes. Du, meine liebe Nimue, wurdest zur Hüterin Avalons ernannt.«
Fassungslos starrte Nimue auf das kleine Körnchen in ihrer Handfläche. Die Götter hatten ihr diese wichtige Aufgabe übertragen?
Vivienne lachte auf und wandte sich an die anderen Priesterinnen. »Schwestern, heißen wir Nimue in unserem Kreis willkommen!«
Trommelschläge wirbelten auf, sodann erklangen die Stimmen der Priesterinnen, die eine leise Melodie anstimmten.
Begleitet von dem Gesang ihrer Schwestern führte Vivienne Nimue zu dem quer liegenden Stein in ihrer Mitte. Eine der anderen Priesterinnen erwartete sie hier. Und als Nimue sich auf den Stein gelegt hatte, den Blick gen Vollmond gerichtet, begann die Priesterin damit, im Takt der Trommeln das Bildnis auf dem Handgelenk zu vervollständigen, indem sie Schlag für Schlag einen Kreis um Schlange und Mond ritzte.
Die spitze Feder stach immer wieder in Nimues Haut und füllte die dunkle Farbe hinein, doch Nimue spürte kaum Schmerzen. Der Kräutersud hallte noch nach.
Sie wurde aufgenommen in den Kreis der Priesterinnen.
Nimue war keine Novizin mehr.
Lancelots Arm lag schwer über ihrer Brust, sein Atem streifte ihre Schläfe und sein Körper wärmte ihren auf willkomene Weise, denn die Nacht hatte noch einmal Frost gebracht.
Elayne schmiegte sich enger an ihren Gemahl und genoss den Moment der Zweisamkeit.
Der Morgen war weit vorangeschritten, doch das Fest hatte bis tief in die Nacht gedauert, nachdem sie noch vor die Tore Camelots gezogen waren, um an den Beltanefeuern beizuwohnen. Sicher würden einige Teilnehmer an diesem Tag mit Kopfschmerzen und Müdigkeit zu kämpfen haben, denn auch der Wein war in Mengen geflossen …
Elayne schmunzelte, als sie daran dachte, dass sie sich schon lange nicht mehr dermaßen sorgenfrei gefühlt hatte.
Ein Flattern von oben ließ sie aufschauen. Über ihr befand sich das mit Lehm gestopfte Dach. Da die Gemächer in der Festung durch zahlreiche Besucher belegt waren, hatten sie und Lancelot Merlins Kammer bezogen.
Elayne nahm sich vor, während ihres Aufenthaltes in Camelot die Kammer wieder in Ordnung zu bringen. Das Dach war ausgebessert worden und die Kammer war frei von Staub und Unrat, trotzdem konnten sie sicher noch weitere Verbesserungen vornehmen. Eine der Truhen, in der Schriftrollen aufbewahrt wurden, zeigte Schimmelflecken und in einer Nische am Dach hatten sich Fledermäuse eingenistet.
Lancelot seufzte im Schlaf und drehte sich zur Seite, sodass sein Arm von Elaynes Brust rutschte. Sie zog die Felle ein Stück nach oben, um die fehlende Wärme auszugleichen. Aber sie fand ohnehin nicht mehr zurück in den Schlaf, weshalb sie beschloss, aufzustehen und ihrer alten Freundin Philippa in der Küche einen Besuch abzustatten.
Elayne achtete darauf, ihren Gemahl nicht zu wecken, während sie aus der Bettstatt stieg und sich eines ihrer Alltagsgewänder anzog, das sie auch in Din Guarie oft trug.
Im Küchenhaus erwartete sie der altbekannte Duft von frischem Haferbrei und Zwiebeln.
Philippa war in die Jahre gekommen. Sie bewegte sich beschwerlicher, und das Haar, das sie zu einem Knoten gebunden hatte, war nun vollkommen ergraut. Ihre Haut wirkte fahl. Gleichwohl leuchteten ihre Augen, als sie Elayne erblickte.
»Ach, mein Liebstes, schön, dass du mich besuchen kommst.«
Elayne schloss sie in eine feste Umarmung. »Wie ist es dir ergangen? Geht es dir gut?«
»Freilich. Sieh doch, ich habe zahlreiche Mädchen, die mir zur Hand gehen, und diese hier«, sie winkte eine Frau herbei, etwa in Elaynes Alter, »wird wohl eines Tages meine Nachfolge antreten, denn sie ist eine der Besten, die je bei mir in der Küche im Weg standen.«
Die Fremde mit dem rötlich braunen Haar lachte amüsiert und reichte Elayne die Hand. »Mein Name ist Julia. Freut mich, dich kennenzulernen.«
»Mein Name ist Elayne. Freut mich ebenso.« Lächelnd sah sie sich in der Küche um. »Gibt es etwas, wobei ich helfen könnte?«
»Unsinn«, winkte Philippa ab. »Nimm Platz und lass dich von uns versorgen. Oder ist dir etwa langweilig unter den edlen Herrschaften?«
»Nein, keineswegs«, erwiderte Elayne und lachte. »Aber etwas Ablenkung ist immer schön.«
Dennoch setzte sie sich auf die Bank an der Wand und erhielt von Julia sofort eine Schüssel mit dampfendem Haferbrei, auf dem ein Klecks Honig glänzte.
Elayne wollte sich gerade den ersten Löffel in den Mund schieben, da kam ein weiterer Besucher in die Küche.
»Guten Morgen, alle zusammen«, sprach Artus mit seiner angenehmen Stimme. Als er Elayne erblickte, nickte er ihr zu. »Welch schöne Überraschung.«
»Guten Morgen auch dir, mein König.« Sie rutschte zur Seite und Artus setzte sich neben sie, wobei er leicht ächzte.
»Meinem Rücken hat das Getanze nicht sehr gefallen«, entschuldigte er sich und verzog das Gesicht.
Dabei waren die Jahre auch zu ihm gut gewesen. Nur ein leichter Schimmer von Silber zog sich durch das kupferne Haar, das ihm an diesem Morgen offen auf die Schultern fiel, während sein Bart deutlich weißer wirkte. Um seine Augen mehrten sich die Lachfältchen und seine Gestalt war noch immer stattlich. Es gab keine Anzeichen dafür, dass den breitschultrigen Mann irgendwelche Leiden des Alters plagten. Wenn Elayne es richtig in Erinnerung hatte, war Artus im selben Alter wie Lancelot … fünfundfünfzig Sommer.
Julia brachte auch dem König eine Schüssel mit Haferbrei sowie einen Becher Milch. Sein morgendliches Ritual hatte sich also in all den Jahren nicht geändert, wie Elayne schmunzelnd feststellte.
In gemeinschaftlichem Schweigen aßen sie ihr Frühstück und Elayne dachte darüber nach, was der Tag noch bringen würde. Heute stand eine weitere Festivität an und in der Küche wurde offensichtlich schon einiges dafür vorbereitet. Die Mädchen schnitten Kräuter und Frühlingsgemüse, in einem Topf köchelte eine Flüssigkeit vor sich hin und von einem der Bauern wurden geschlachtete Hühner vorbeigebracht.
»Die waren auch schon einmal dicker«, beschwerte Philippa sich bei ihm und stemmte die Fäuste in die Taille.
»Der Frühling war karg«, erklärte der Mann entschuldigend. »Wir mussten das Korn gut einteilen.«
Artus hob stirnrunzelnd den Blick und unterbrach sein Mahl. »Das habe ich nun schon öfter gehört. Der Frühling war recht kalt, nicht wahr?«
Der Bauer sah den König überrascht an. Offensichtlich erkannte er, mit wem er es zu tun hatte, und er neigte respektvoll das Haupt. »In der Tat. Wir hoffen auf den Sommer, mein König. Wir haben für die Fruchtbarkeit der Felder gebetet und dass die Sonne endlich wärmer scheine.«
»Dafür habe ich ebenfalls gebetet. Habt ihr denn genug zu essen für euch selbst, du und deine Familie?«
Der Mann nickte. »Ja, noch reichen die Vorräte. Aber die Ernte wird dieses Jahr geringer ausfallen.«
»Wie viele Köpfe hast du zu ernähren?«
»Fünf. Meine Frau, zwei Kinder und einen Säugling.«
Das Runzeln auf Artus’ Stirn wurde tiefer, als er sich erhob. Er schaute in den Korb mit den Hühnern und nahm zwei davon heraus. »Hier. Ich möchte, dass du dir und deiner Familie heute ein anständiges Mahl bereitest. Wenn Camelot feiert, sollen die Bauern nicht hungern.«
Der Mann verbeugte sich tief. »Das … das kann ich nicht annehmen.«
»Dir wird dennoch der volle Preis bezahlt.« Artus lächelte gütig. »Betrachte es als Geschenk. Ein Geschenk zur Feier des bevorstehenden Sommers.«
Zögerlich nahm der Bauer die Hühner an. »Ich danke dir, mein König. Aus tiefstem Herzen.«
»Ich werde jemanden ausschicken, der sich um eure Belange kümmert«, versprach Artus. »Könntest du mir den Gefallen tun und allen in deinem Dorf und den anderen Bauern davon erzählen? Ich möchte erfahren, wie es um die Ernten steht und ob ihr Hilfe braucht.«
Der Bauer verbeugte sich tief. »Danke, mein König. Du warst stets gütig zu uns.«
Artus legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir sind aufeinander angewiesen. Ohne euch hätte Camelot nicht genug zu essen. Dafür bietet Camelot euch Schutz und Frieden.«
Nachdem der Mann die Küche verlassen hatte, wandte Artus sich an die Köchin. »Werden die Hühner für heute reichen?«
Philippa blickte skeptisch in den Korb. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung konnte sie es am besten abschätzen »Die Federviecher sind ohnehin zu mager, um sie zu braten. Daran hätte kein Recke Freude. Ich werde also einen kräftigen Eintopf daraus zaubern. Rüben haben wir noch ausreichend und die müssen aufgebraucht werden.«
»Das klingt hervorragend. Ich glaube, wir haben gestern ohnehin genug geschlemmt, da ist ein Eintopf magenschonender.«
Philippa lachte über seine Worte und winkte zwei Mädchen herbei, die sie anwies, die Hühner zu rupfen.
Artus setzte sich zurück neben Elayne. Obwohl er weiteraß, entging ihr nicht, dass sich seine Haltung verändert hatte. Er wirkte angespannter, und das lag wohl nicht nur an den Rückenbeschwerden.
»Woran denkst du?«, fragte sie ihn freiheraus.
»Daran, dass Britannien kein gutes Jahr bevorsteht.« Er drehte sich etwas zur Seite, um sie direkt anzusehen. »Wie ist es im Norden? Rechnet ihr mit Ernteeinbußen?«
Sie nickte nachdenklich. »In der Tat war der Frühling auch bei uns nicht sehr warm. Es liegt an diesem Nebel, der sich immer wieder vor die Sonne schiebt, wie mir scheint. Doch wir haben die Wälder, die uns Kräuter, Pilze und Wild schenken, sowie das Meer, in dem wir uns an der Küste reichlich bedienen können. Von daher sind wir in einem schlechten Jahr in der Lage, die Ernteausfälle ganz gut auszugleichen.«
Es sei denn, es wurde zu kalt oder zu stürmisch, sodass die Fischerboote nicht ausfahren konnten, aber das ließ sie unerwähnt.
»Ich muss erfahren, wie es um den Rest Britanniens steht«, dachte Artus laut nach.
»Du könntest die Unterkönige anschreiben«, schlug Elayne vor.
»Möglicherweise …«
Artus schien weiter darüber nachzudenken. Als er sein Frühstück beendet hatte, stand er auf und fragte: »Begleitest du mich in mein Arbeitszimmer? Manchmal ist es besser, nicht allein mit seinen Zweifeln zu sein, und dein Rat ist mir stets willkommen.«
»Sehr gern, mein König.«
Dann wandte er sich an Philippa. »Ich freue mich schon auf den kräftigen Hühnereintopf.«
Auf dem Weg zur königlichen Halle begegnete ihnen Mordred. Der Recke, der das gleiche kupferfarbene Haar wie sein Onkel Artus aufwies, war Elayne bisher fremd. Sie hatten nie viel miteinander geredet, daher wusste sie fast nichts über ihn, außer dass er Gwyneth vor einer unglücklichen Ehe mit dem Königssohn von Astolat bewahrt hatte und sich mit Vorliebe in schwarzes Tuch kleidete. Die Wärme, die seine Mutter Morgaine stets ausstrahlte, fehlte dem Mann und Elayne war sich sicher, dass es daran lag, dass er unter Lots Dach aufgewachsen war.
»Mordred, begleite uns. Es gibt etwas, über das wir reden müssen«, warf der König seinem Neffen zu.
Mordred schaute kurz zu Elayne, nickte dann aber. »Gewiss. Um was geht es?«
Sie hatten die Halle der Tafelrunde erreicht und betraten das Arbeitszimmer von Artus, das sich dahinter befand. Er zog einige Rollen aus dem Regal an der Wand hervor, bis er die richtige gefunden zu haben schien.
Elayne räumte die Becher und Schreibfedern zur Seite, die auf der Tischplatte lagen, damit er die große Rolle ausbreiten konnte – die altbekannte Karte Britanniens.
Artus nutzte die Becher, um die Rolle an den Ecken zu beschweren, und fuhr mit dem Finger die Südostküste Britanniens nach. »Mordred, hast du einen Überblick darüber, wie groß unsere Vorräte in den Kellern Camelots sind?«
Der Jüngere stützte sich auf der Tischplatte ab und betrachtete die Karte genauso. »Worauf möchtest du hinaus?«
»Die Berichte der letzten Wochen aus dem Umland deuten darauf hin, dass wir in diesem Jahr mit keiner großen Ernte rechnen können. Ganz Britannien ist davon betroffen. Wir müssen für gefüllte Keller sorgen, sodass die Vorräte jeder Art notfalls auch über den nächsten Winter reichen.«
»Du hast recht, die Berichte habe ich ebenfalls vernommen und ich teile deine Sorge.« Mordred verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich werde persönlich die Vorratskammern aufsuchen und meine Listen auf den gegenwärtigen Stand bringen. Anhand der Aufzeichnungen aus den letzten Jahren kann ich zudem eine Prognose erstellen, wie viele Vorräte wir in Camelot benötigen, um über die Runden zu kommen.«
Mordred hatte schon vor Jahren Cais Platz als Verwalter Camelots eingenommen. Es schien Elayne, dass er das gut machte.
Artus nickte zustimmend und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Ich werde Boten aussenden, die sich persönlich einen Überblick davon verschaffen, wie es in den anderen Gebieten aussieht. Wir müssen handeln, bevor uns die Hungersnot trifft, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen.«
»Eine weise Entscheidung, mein König.«
»Die Königin von Gorres ist hier«, erwähnte Elayne. »Sie wird sicher sagen können, wie es in ihrem Königreich steht.«
»Außerdem ist Ywein heute früh aus Rheged angekommen«, fügte Mordred hinzu.
Elayne versteifte sich bei der Nennung dieses Namens. Trotz all der Jahre, die vergangen waren, verursachte er ihr noch immer Unbehagen.
»Sehr gut, dann wird Elaynes Eindruck aus dem Norden durch ihn ergänzt.« Artus beugte sich erneut über die Karte. »Wir senden Kundschafter in alle Himmelsrichtungen. Innerhalb von drei Wochen müssten wir Klarheit erhalten … sofern das Wetter den Reitern hold ist.«
Als Elaynes Blick auf Din Guarie und die südlich davon liegenden Sumpfgebiete fiel, kam ihr ein weiterer Einfall. »Seit einigen Jahren betreiben die Stämme um Din Guarie herum Handel mit den angelsächsischen Siedlern in den Sumpfgebieten. So konnten wir unsere Vorräte stets ergänzen und untereinander austauschen. Was der eine zu viel hatte, war dem anderen zunutze, und umgekehrt. Womöglich wäre das eine weitere Chance, einer Hungersnot entgegenzuwirken. Die Gewässer um Corbenic und Din Guarie sind reich an Fisch, Krebsen und Muscheln. Falls die Fischer dort etwas mehr fangen, könnten sie dies gegen Hafer und Feldfrüchte aus dem Süden eintauschen. Die Wälder von Rheged sind voller Wild. Und ich denke, auch Lothian kann Wild und Fisch erübrigen.«
»Ein kluger Gedanke, Elayne.« Zum ersten Mal zeigte Artus so etwas wie ein Lächeln.
Mordred hingegen musterte sie mit grüblerischem Blick. Dann nickte er. »In der Tat. Ich werde sofort mit der Arbeit in den Vorratskammern beginnen, sofern du nichts einzuwenden hast, Onkel.«
»Sicher, nur zu.« Artus richtete sich auf, verzog das Gesicht und massierte seinen Nacken.
Mordred beugte das Haupt in Elaynes Richtung und verließ das Arbeitszimmer.
»Soll ich dir eine Salbe anmischen?«, fragte Elayne sanft. »Wenn Gwen dich morgens und abends damit einreibt, wird das deine Leiden rasch mildern.«
Ein Schatten huschte über Artus’ Antlitz. »Ich denke nicht, dass sie das tun würde.«
Elayne brauchte einen Moment, bis sie begriff, was er ihr damit sagen wollte. »Sie hält noch immer Abstand zu dir?«
Er nickte traurig. »Mehr als das. Sie hat eine Mauer um sich errichtet, die ich nicht zu durchdringen vermag.« Seufzend schüttelte er den Kopf und ließ sich auf seinen Sessel sacken. »Sie ist zu mir zurückgekommen, doch nicht als jene Frau, die sie einst war.«
Elayne legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Wir alle ändern uns mit den Jahren, und Gwen hat in Gorres Schlimmes durchlebt.«
»Ich weiß. Es ist nur … Ich dachte, mit der Zeit würde sie darüber hinwegkommen. Aber … sie kann meine Nähe nicht ertragen.« Unsicher hob er den Blick. »Seit sie wieder in Camelot ist, haben wir keine einzige Nacht in einem Bett geschlafen. Ich nächtige die meiste Zeit in Merlins Kammer.«
Dort, wo Lancelot und Elayne gerade Quartier bezogen hatten.
»Und wo schläfst du zurzeit?«
»In unserem Gemach. Auf dem Boden.« Er verzog das Gesicht. »Mit ausreichend Abstand zur Bettstatt meiner Gemahlin.«
Kein Wunder, dass ihn Rückenschmerzen plagten.
Elayne wünschte, sie könnte Artus und Gwenhwyfar helfen, wieder zueinanderzufinden. Sie würde darüber nachdenken. Möglicherweise fiel ihr etwas ein. Bis dahin würde sie wenigstens dafür Sorge tragen, dass Artus’ Schmerzen gelindert wurden.