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Warlon und seinen Zwergenkriegern ist es gelungen, das Böse, das Menschen und Elben befallen hat, zurückzuschlagen. Die tiefen Hallen der Zwerge scheinen gesichert. Doch erst jetzt schlägt der Schattenmahr wirklich zu. Kreaturen des Chaos fallen über die vom Krieg geschwächten Zwerge her, um die Welt für immer in einen Ort der Finsternis zu verwandeln. Warlon bleibt kaum Zeit, um eine Allianz mit den verbliebenen Elben und Menschen zu schmieden. Doch das Schicksal der Welt hängt von der Standhaftigkeit seines Volkes ab.
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Seitenzahl: 647
Frank Rehfeld
Elbentod
Die Zwerge von Elan-Dhor 3
Roman
Originalausgabe
1. Auflage
Originalausgabe November 2013 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © 2013 by Frank Rehfeld
Redaktion: Simone Heller
Karte: © Jürgen Speh
HK ∙ Herstellung: sam
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-06168-5
www.blanvalet.de
PROLOG
In ferner Vergangenheit, vor der Zeitrechnung der Elben
Talanon wusste, dass er sterben würde.
Er wusste es seit Tagen, und seit ebenso langer Zeit fragte er sich, warum er sich nicht einfach in sein Schicksal ergab, es nicht sogar noch beschleunigte. Als Elb war er in der Lage, durch Konzentration und Willenskraft seinen Herzschlag anzuhalten; ein rascher, schmerzloser Tod. Ehrenvoll vor allem dann, wenn Gefangenschaft und der ungewollte Verrat von Informationen an den Feind drohten, aber auch in einer Lage wie der seinen nicht ohne Ehre.
Und doch weigerte sich etwas in ihm, diesen Weg zu gehen. Ein Teil von ihm klammerte sich mit einer Verbissenheit an das Leben, die ihn selbst verwunderte. War es Tapferkeit oder Feigheit? Talanon wusste es nicht.
Er hatte nie den Tod im Kampf gefürchtet, aber hier, völlig sinnlos und unbemerkt von der Welt in diesem finsteren Loch tief unter der Erde zu sterben, damit konnte und wollte er sich nicht abfinden. Er hatte lange genug wider die Natur seines Volkes in dieser Festung unter der Erde gelebt. Jetzt auch hier zu sterben, ohne wenigstens noch einmal das Licht der Sonne zu sehen und den Wind auf der Haut zu spüren, das war mehr, als er ertragen konnte.
Aber genau das wird geschehen, raunte eine innere Stimme ihm zu. Finde dich endlich damit ab!
Doch das konnte er einfach nicht, und deshalb versuchte er, die Stimme zu ignorieren.
In dem Labyrinth unter den Weißbergen hatten sie sich sicher gefühlt. Von hier aus hatten sie Angriffe auf die Dörfer der Nocturnen in der Ebene durchgeführt und immer wieder einen Teil ihrer für die Front im Süden bestimmten Ernte vernichtet.
Vor allem aber hatten sie den Prinzen hier in Sicherheit gewähnt, ein mit unglaublichen magischen Kräften gesegnetes Elbenkind, das sie hatten verstecken und schützen sollen, bis es herangewachsen wäre, um ihrem Volk den Sieg im Krieg gegen die Schattenmahre und ihre Horden der Finsternis zu bringen.
Doch diese Hoffnung auf Sicherheit hatte sich als trügerisch erwiesen. Von der bösen Kraft der Mahre gelenkt, waren Felsenwürmer bis in die unterirdische Festung vorgedrungen und hatten sie zerstört. Die wenigen, die ihnen entkommen waren, waren von den in ihrem Gefolge vorrückenden Craal erschlagen worden.
Talanon war nicht nur dem Angriff der Felsenwürmer entronnen, er hatte bei seiner Flucht auch drei Craal getötet. Dem letzten hatte er einen seiner vier Arme abgeschlagen, aber ehe er mit seinem Kopf ebenso verfahren konnte, hatte die Kreatur ihm ihr Schwert in die Seite gebohrt. Es war eine an sich harmlose Wunde, aber es hatte sich um ein schwarzes Schwert gehandelt, erfüllt von der Magie des Bösen. Jeder andere Elb hätte ihn ohne große Mühe davon heilen können, aber er war allein. Er wusste nicht einmal, ob außer ihm überhaupt jemand den Angriff überlebt hatte.
Mühsam hatte er sich bis in diese kleine Höhle geschleppt. Die einzige Lichtquelle bildete etwas Glühmoos an der Decke. Aus einem Riss im Fels tröpfelte Wasser in ein steinernes Becken, so dass er genug zu trinken hatte, und an den Wänden wuchsen Moos und Flechten, die zwar ekelhaft schmeckten, aber verhinderten, dass er verhungerte.
Bis jetzt zumindest.
Sein Körper glühte beinahe vor Fieber, und es wurde beständig schlimmer. In zwei oder drei Tagen würde er wahrscheinlich nicht einmal mehr die Kraft haben aufzustehen, um etwas von dem Moos an der Wand abzureißen. Spätestens dann würde das Ende kommen.
Schon jetzt fiel es ihm manchmal schwer, zwischen Realität und Fieberträumen zu unterscheiden. Manchmal träumte er davon, dass die Schlacht noch immer andauerte, dass er von den Craal angegriffen wurde und gegen eine feindliche Übermacht kämpfte.
Schlimmer aber waren die angenehmen Träume. Gestern hatte er geträumt, er würde einen friedlichen Spaziergang durch einen sommerlichen Wald mit zahlreichen sonnenbeschienenen Lichtungen voller farbenprächtig blühender Blumen machen. An diesem Tag war das Erwachen, verbunden mit dem Begreifen, in welcher Situation er sich in Wahrheit befand, schrecklicher als je zuvor gewesen, und er war stundenlang in tiefe Verzweiflung gestürzt.
Manchmal glaubte er, Geräusche zu hören, dann wieder gaukelte ihm sein fiebriger Geist Bewegungen vor, die es nicht gab. Manchmal hörte er Schritte, dann wieder meinte er, dass jemand nach ihm rief. Gestalten betraten die Höhle und verließen sie wieder. Dabei handelte es sich bisweilen um Craal oder einmal sogar um einen Felsenwurm, doch meistens waren es Elben, darunter viele, deren Tod er erst vor kurzer Zeit miterlebt hatte.
Wenn er vergaß, dass es nur Ausgeburten seiner Phantasie waren, weckten die Trugbilder nur falsche Hoffnungen und brachten immer wieder neue Enttäuschungen. Zwar war es ihm nicht möglich, die Wahrnehmungen seiner Sinne völlig zu verdrängen, aber er hatte wenigstens gelernt, sie zu ignorieren, so gut es ging.
Stimmen und Rufe – sie waren nur Einbildung.
Der Craal, der ihn vom Eingang der Höhle aus verblüfft anblickte – nur eine Illusion.
Die anderen Craal, die gleich darauf in die Höhle eindrangen – er bedachte die Trugbilder nur mit einem gleichgültigen Blick, lehnte den Kopf an die Felswand und schloss die Augen.
Nichts war real.
Allerdings war diese Halluzination ungleich lebensechter als die anderen. Talanon glaubte, gepackt und in die Höhe gerissen zu werden, spürte das Schwindelgefühl, das ihn dabei überfiel. Alles schien sich um ihn zu drehen, als er die Augen öffnete, nur die hässliche Fratze des Craal nicht, die sich dicht vor seinem Gesicht befand.
Dies war kein Fiebertraum, begriff er jäh.
Es geschah wirklich!
Panik stieg in ihm auf und erdrückte jede andere Empfindung. Er versuchte, sich aus dem Griff des Craal loszureißen, doch war er viel zu geschwächt dafür. Mühelos hielt ihn die Kreatur mit ihren vier Armen gepackt.
»Was haben wir denn hier?«, stieß sie mit dumpfer, rauer Stimme hervor. »Einen feige geflohenen Überlebenden.«
Obwohl sich die Fratze des Craal direkt vor ihm befand, drang seine Stimme nur wie aus weiter Ferne zu Talanon. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Entsetzen lähmte ihn und verhinderte jeden klaren Gedanken.
Ohne Gegenwehr hing er völlig reglos im Griff des Ungeheuers, während er einfach nur zu verstehen versuchte, was mit ihm geschah. Seine Gedanken bewegten sich zäh und träge wie Sirup.
Einige Sekunden lang starrte der Craal ihn an, dann schleuderte er ihn von sich. Hart prallte Talanon gegen die Felswand und rutschte dann langsam zu Boden. Der Schmerz riss ihn aus seiner Benommenheit und klärte sein Bewusstsein ein wenig. Er begriff, dass diese Schmerzen nur der Auftakt zu dem darstellten, was ihn in der Gefangenschaft der Craal erwarten würde.
Talanon versuchte erst gar nicht, sein Schwert zu ziehen, um sich damit zu töten. Seine Bewegungen waren zu langsam, die Craal würden ihm die Waffe sofort entreißen.
Aber sterben musste er. Alles andere würde nicht nur zu weiteren Schmerzen führen, sondern auch dazu, dass man ihm gegen seinen Willen all sein Wissen entreißen würde.
Er schloss die Augen, lauschte in sich hinein und konzentrierte sich auf den Schlag seines Herzens. In seiner Vorstellung sah er sein Herz und griff mit geistigen Fingern danach, um es zu packen und zusammenzupressen, bis es aufhören würde zu schlagen. Er hätte es längst tun sollen, das wusste er nun, dann hätte er sanft und friedlich aus dem Leben scheiden können, statt sich wie jetzt unter Qualen der Gefangenschaft auf diesem Weg zu entziehen. Entschlossen packte er sein Herz und begann zu pressen.
Es gelang ihm nicht.
Ohne auf einen Widerstand zu stoßen, griffen seine geistigen Finger durch das Herz hindurch! Er schaffte es nicht, ihnen durch seine Magie imaginäre Festigkeit zu verleihen!
Erneut loderte Panik in ihm hoch. Er war zwar schwach, doch selbst in seinem Zustand hätte es ihm mühelos möglich sein müssen, sich selbst zu töten. Wieder und wieder griff er mit seinen geistigen Fingern nach seinem Herzen, aber es gelang ihm nicht, es zu fassen zu bekommen. Stets glitten sie wirkungslos hindurch.
Ein leises, böses Lachen ertönte. Eine weitere Gestalt betrat die Höhle, und ihr Anblick ließ Talanon vor Entsetzen keuchen. Der Körper des Skuth war elbenähnlich, sehr schlank und groß, mit zwei Armen und zwei Beinen. Alles andere jedoch …
Die dunklen Haare standen wie doppelt handlange Borsten von seinem Kopf ab. Seine riesigen Augen waren von abgrundtiefer Schwärze, wie Schächte, die geradewegs in die finstersten Tiefen der Unterwelt zu reichen schienen. Anstelle einer Nase klafften nur zwei Löcher in seinem Gesicht, und in seinem kreisrunden Mund kamen beim Lachen lange, funkelnde Reißzähne zum Vorschein.
Doch es war nicht das Äußere des Ungeheuers, das Talanon so entsetzte. Die Skuth waren nicht sehr zahlreich, aber sie waren die treusten Diener der Schattenmahre und standen ihnen am nächsten. Im Gegensatz zu den meisten Kreaturen der Finsternis verfügten sie über starke geistige Kräfte, und genau damit vereitelte der Skuth nun Talanons Bemühungen, sich selbst zu töten. Im Vollbesitz seiner Kräfte hätte der Elb seine Annäherung sicherlich frühzeitig bemerkt und hätte entsprechend handeln können, jetzt jedoch war es zu spät.
»Gib dir keine Mühe«, höhnte der Skuth. »Du kannst mir nicht mehr entkommen. Und jetzt wirst du mir alles verraten, was ich wissen will.«
Zwei Craal packten Talanon und rissen ihn in die Höhe. Der Skuth presste ihm die Fingerspitzen gegen die Schläfen. Was dann folgte, hatte nichts mit dem eher sanften danan-chaat der Elben zu tun.
Feurige Klauen schienen in Talanons Kopf einzudringen und in seinen Erinnerungen herumzuwühlen. Er schrie, konnte aber nicht verhindern, dass sich der Skuth immer tiefer in seinen Geist grub, seine persönlichsten und geheimsten Gedanken zutage förderte. Jedes bisschen Wissen, dessen er habhaft werden konnte, riss der Skuth mit grausamer Gewalt an sich: über die unterirdische Festung der Elben, über den Prinzen, über die Fremden aus einer anderen Welt und über das magische Tor, durch das sie zu ihnen gelangt waren.
Als das Ungeheuer schließlich wieder von ihm abließ, war Talanons Geist zerstört, schien nur noch aus Feuer und Schmerz zu bestehen. Es war eine Erlösung für ihn, als einer der Craal ihm mit dem Schwert die Kehle durchschnitt.
»Ein Elbenknabe mit gewaltigen magischen Kräften«, stieß der Skuth hervor. »Und ein bislang unentdecktes Tor, durch das Fremde in unsere Welt eingedrungen sind. Das sind wahrhaft Neuigkeiten, die Khraátam sofort erfahren muss. Oder«, fügte er mit einem gehässigen Grinsen hinzu, »noch besser wäre es, wenn ich ihm den Knaben selbst bringe!«
1ALTION
In ferner Vergangenheit, vor der Zeitrechnung der Elben
Wasser …
Barlok hasste es so inbrünstig wie kaum etwas anderes. Wie jeder anständige Zwerg hatte er es schon immer gehasst, jedenfalls in jeglicher Menge, die größer war als das, was in einen Trinkbecher passte. Und auch zum Trinken war es nur erträglich, wenn nichts anderes zur Verfügung stand und man kurz vor dem Verdursten war.
Im Moment jedoch war er dem Verdursten so fern, wie es nur irgend ging. Mühsam würgte er einen Schwall Wasser nach dem anderen hervor und schnappte nach Luft, fühlte sich mehr tot als lebendig. Viel hatte auch nicht mehr gefehlt, und er hätte sich nicht nur so gefühlt …
Er hatte gewusst, dass es gefährlich sein würde, den Aloron zu überqueren, aber er hatte nicht erwartet, dass es eine Reise geradewegs durch die Hölle werden würde. Hätten nicht noch einige Pfeiler als Überreste der zerstörten Brücke gestanden und es ihnen ermöglicht, sich in Etappen voranzukämpfen, wäre es ihnen überhaupt nicht gelungen. Zumindest er wäre mit Sicherheit ertrunken, daran gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel.
Würgend und keuchend lag Barlok neben einer bis zum Wasser reichenden Baumwurzel auf dem Boden und nahm kaum etwas von dem wahr, was um ihn herum vorging. Worte drangen verschwommen an seine Ohren, doch er verstand sie nicht. Erst als ihn etwas hart an der Hüfte traf, öffnete er die Augen und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung.
Sie waren nicht länger allein.
Mehrere Gestalten waren aus dem Finsterwald auf den schmalen Uferstreifen getreten. Sie trugen kniehohe Stiefel und braune Hosen, darüber eng anliegende Oberteile aus dunklem Leder. Ihr Haar war unter gleichfalls dunklen Kappen verborgen, doch angesichts ihrer Gesichtszüge und der spitzen Ohren hätte es der vereinzelt darunter hervorquellenden blassblonden Strähnen gar nicht bedurft, um sie als Elben zu erkennen.
Einige von ihnen, Männer und Frauen gleichermaßen, hatten Thalinuel und Harlan, der Puschel auf dem Arm trug, umzingelt und richteten ihre Schwerter auf sie. Zwei weitere Elben standen neben Barlok. Auch sie hielten Schwerter in den Händen.
»Aufstehen, habe ich gesagt!«, blaffte einer von ihnen und holte mit dem Fuß aus, um ihn ein weiteres Mal zu treten.
»Hör auf damit!«, stieß Harlan zornig hervor. »Siehst du denn nicht, dass er völlig erschöpft ist? Lass ihn in Ruhe.«
»Du hast hier gar nichts zu befehlen, Knirps«, gab der Elb barsch zurück. »Mit Spionen und Attentätern machen wir kurzen Prozess.«
Barlok krümmte sich zusammen und wälzte sich ein Stück herum, um dem Tritt die ärgste Wucht zu nehmen, doch dieser kam nicht. Eine Art unsichtbare Faust traf den Elb und schleuderte ihn zur Seite. Gleich darauf landeten auch die anderen Elben unsanft auf dem Boden.
Aus dem Dickicht des Waldes zischten mehrere Pfeile heran, doch erreichten sie Thalinuel und den Prinzen nicht. Harlan hatte wie zur Abwehr eine Hand erhoben, während Puschel sich auf seinem anderen Arm zusammengerollt hatte. Mitten im Flug blieben die Pfeile einen Moment lang in der Luft hängen, als ob sie ein unsichtbares Hindernis getroffen hätten, und fielen dann herab, ohne Schaden anzurichten.
Dennoch hob Thalinuel in einer Geste des Friedens die Arme.
»Wir sind weder Spione noch Attentäter, noch führen wir sonst etwas Böses im Schilde«, rief sie.
»Das behaupten alle, die wir ergreifen. Ihr seid über den Aloron geradewegs aus dem Land der Craal und Nocturnen gekommen«, presste einer der Elben hervor. »Was habt ihr dort zu schaffen gehabt? Nur die Kreaturen des Feindes leben dort, und immer wieder zwingen sie Gefangene unter ihren Willen und schicken sie mit bösen Absichten zu uns zurück.«
»Wir kommen aus den Weißbergen hoch im Norden«, berichtete Thalinuel. »Wir Ihr sicherlich wisst, gab es dort einen Stützpunkt unseres Volkes, doch er existiert nicht mehr. Felsenwürmer und Craal haben die unterirdische Festung gestürmt. Nur wir konnten mit wenigen weiteren Begleitern, die auf der Flucht ihr Leben verloren, entkommen.«
»Das sind wahrlich schlechte Nachrichten«, entgegnete der Elb.
»Aber es gibt auch hoffnungsvolle«, fuhr Thalinuel fort und beobachtete ihn dabei genau. »Der Junge in unserer Begleitung heißt Harlan, doch wird er zumeist nur der Prinz genannt. Man sagte uns, er wäre die große Hoffnung der Elben in diesem Krieg. Um ihn zu seinem Volk zu bringen, haben wir den weiten und gefahrvollen Weg durch Feindesland bis hierher zurückgelegt. Wenn Ihr meine Aussage anzweifelt, werde ich mich bereitwillig einem danan-chaat unterziehen, um zu beweisen, dass ich die Wahrheit spreche.«
Ihre letzten Worte schien der Elb gar nicht mehr gehört zu haben. »Der Prinz?«, stieß er hervor und starrte den Jungen mit weit aufgerissenen Augen an. Er rappelte sich auf und verneigte sich gleich darauf tief vor ihm. Seine Begleiter taten es ihm nach. »Verzeiht, dass wir Euch nicht gleich erkannt haben, wo doch Eure Kräfte die Wahrheit dieser Behauptung so eindringlich belegt haben. Mein Name ist Altion.«
Es wunderte Barlok ein wenig, dass Harlans Existenz anscheinend ein so offenes Geheimnis war. Innerhalb der kleinen Festung unter den Weißbergen hatte sich kaum verheimlichen lassen, wer er war, aber dass anscheinend selbst hier im Elem-Laan, dem Finsterwald, zahlreiche oder gar alle Elben von ihm wussten, stellte ein unnötiges Risiko dar. Schließlich hatte Altion gerade noch selbst darauf hingewiesen, dass sie in ständiger Gefahr schwebten, vom Feind gefangen genommen, verhört und unter fremdem Einfluss gegen ihr eigenes Volk eingesetzt zu werden. Soweit Barlok und Thalinuel eingeweiht waren, hatte man Harlan jedoch gerade deshalb so weit weg von seinem Volk bis in die Weißberge geschickt, damit er unbemerkt vom Feind aufwachsen und seine Kräfte entwickeln konnte. So aber war damit zu rechnen, dass die Schattenmahre längst von seiner Existenz wussten.
Auch Altion schien die Gefahr plötzlich wieder bewusst zu werden. Er wirkte mit einem Mal sehr nervös. Mehrfach blickte er sich mit furchtsamer Miene um, beschattete die Augen mit einer Hand und starrte auch zum anderen Ufer hinüber.
»Wir sollten nicht länger hierbleiben. Es ist zu gefährlich hier am Fluss, wir können zu leicht entdeckt und angegriffen werden. Der Feind hält das Nordufer.«
Barlok war inzwischen wieder einigermaßen zu Kräften gekommen und stemmte sich in die Höhe.
»Zum letzten Mal sind uns Nocturnen und Craal weiter im Osten begegnet«, ergriff er das Wort. »Wir sind viele Meilen am Ufer des Aloron entlanggegangen, ohne auf welche zu stoßen.«
»Dann habt ihr extrem großes Glück gehabt. Sie haben zwar keine Siedlungen so weit westlich, aber auf Befehl der Schattenmahre patrouillieren ständig starke Kampftrupps in diesem Gebiet, um zu verhindern, dass wir den Fluss überqueren. Manchmal setzen sie sogar über, um uns auf dieser Uferseite einen Hinterhalt zu legen, aber in letzter Zeit zum Glück nur noch selten. Wir dringen immer weiter nach Westen vor, die Kämpfe nähern sich sogar schon Tal’Orin.«
»Und dann sind da noch die geflügelten Reiter«, warf ein anderer Elb ein. »Sie oder sogar die Schattenmahre selbst überfliegen von Zeit zu Zeit dieses Gebiet. Was unter dem dichten Blätterdach des Waldes liegt, bleibt ihnen verborgen, aber sonst entgeht ihnen nichts.«
»Auch wir unterhalten nur noch kleine Verbände in dieser Gegend, gerade genug, um zu verhindern, dass der Feind den Fluss überquert und uns in den Rücken fallen kann. Der Großteil unserer Truppen befindet sich ebenfalls im Westen. Soweit wir Nachricht erhalten, läuft der Krieg gut für uns. Wir drängen den Feind zurück und hoffen, schon bald zum entscheidenden Sturm auf die Bastion der Schattenmahre selbst ansetzen zu können. Wenn …«
»Wenn es hier so gefährlich ist, wie du sagst, sollten wir besser endlich von hier verschwinden, statt nur große Reden zu schwingen«, fiel Puschel dem Elb ins Wort und plusterte sich auf. »Sonst hätten wir uns unsere ganze Flucht sparen können.«
Altion zuckte zusammen und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Bislang hatte er dem kunterbunten Fellbündel auf Harlans Armen keinerlei Beachtung geschenkt, hatte es wohl nur für ein harmloses Tier gehalten. Jetzt musterte er es verblüfft und misstrauisch.
»Was … was ist das?«, keuchte er. »Es kann reden.«
»Nicht was, sondern wer, du ungeschlachter Elbenklotz, und natürlich kann ich reden«, empörte sich Puschel. »Und wenn du es genau wissen willst, ich bin ein Kämpfer ohne Furcht und Tadel, der tapfere Leibwächter des Prinzen, der Schrecken der Schattenmahre und all ihrer Diener und dein schlimmster Albtraum, wenn du mir noch einmal blöd kommst oder uns nicht bald von hier wegbringst!«
Fassungslos hatte Altion den großspurigen Behauptungen gelauscht, halb erschrocken, halb belustigt. Nun wurde er jedoch schlagartig wieder ernst.
»Komm mit«, wandte er sich an Thalinuel. »Wir bringen dich und vor allem den Prinzen zu unserem Lager. Dort mögen andere, die weiser sind als ich, entscheiden, was weiter mit euch geschehen soll.« Er zögerte kurz. »Euer kleinwüchsiger Begleiter und vor allem dieses Flohbündel jedoch werden solange ein Stück von hier entfernt in der Deckung des Waldes warten müssen. Ich kann es in dieser Situation nicht verantworten, Angehörige fremder Völker zu unserem Unterschlupf zu führen, aber ich werde drei meiner Leute zu ihrem Schutz zurücklassen.«
»Flohbündel?«, kreischte Puschel, sprang von Harlans Arm und reckte sich mit in die Seiten gestemmten Fäusten zu seiner stattlichen Größe von fast einem halben Meter, während sich Barlok gleichzeitig empörte:
»Ich denke nicht daran, hier zu warten. Nach allem, was wir durchgestanden haben, um den Prinzen herzubringen, haben wir wohl ein bisschen Vertrauen …«
»Das geht in Ordnung«, fiel ihm Thalinuel scharf ins Wort. »Wir befinden uns in einer äußerst gefährlichen Lage, da kann man nicht vorsichtig genug sein. Der Feind lauert überall«, fügte sie mit sonderbarer Betonung hinzu und warf ihm gleichzeitig einen seltsamen Blick zu.
»Ich bin froh, dass ihr vernünftig seid«, sagte Altion. »Folgt uns.«
Thalinuel nickte. Sie wartete, bis er und die meisten seiner Begleiter sich umgedreht hatten und einige Schritte auf den Waldrand zumachten, dann folgte sie ihm rasch, riss ihr Schwert hervor und rammte es ihm fast bis zum Heft in den Rücken.
2BARAN-TAHAL
Oktober 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
»Welch ein Wahnsinn«, stieß Warlon verbittert hervor. »Ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Wie konnte es nur so weit kommen?«
Er stand mehr als zwei Dutzend Schritte vom Baran-Tahal entfernt, dem großen zweiflügeligen Tor von Zarkhadul, dennoch konnte er bis hierher die Hitze spüren, die es ausstrahlte. Das gewaltige Bollwerk aus Stahl und Stein war erst nach der Neubesiedelung der Mine neu errichtet worden, nachdem es ihnen gelungen war, den verschütteten Eingang wieder freizulegen. Noch vor kurzem hatte er es für völlig unüberwindlich gehalten, und für das Heer der Menschen, das Zarkhadul belagerte, wäre es das wohl auch gewesen. Weder mit Katapulten geschleuderte Steinbrocken konnten ihm etwas anhaben noch Rammböcke, wenn es einem Feind überhaupt gelingen sollte, sie über die gewundene, enge Straße hier heraufzuschaffen.
Aber die Menschen waren nicht die einzigen Angreifer.
Selbst gegen einen magischen Angriff war das Baran-Tahal bestmöglich abgesichert. Die Priesterinnen Li’thils hatten es mit einem mächtigen Zauber belegt, der von den Elben noch verstärkt worden war.
Welch eine bittere Ironie, dass ausgerechnet diese Elben den Menschen nun zur Seite standen und es einzureißen versuchten!
Teilweise handelte es sich sogar um dieselben Personen, die vor einigen Jahren erst geholfen hatten, es zu verstärken, wie die Elbenherrin Illurien, die eigenhändig elbische Runen in das Tor gebrannt hatte, und die nun mit aller Kraft versuchte, ihren eigenen magischen Schutzzauber zunichte-zumachen.
Und warum das alles?
Warlon wusste es nicht einmal.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als würden die Armeen Lartronias und Radons gegeneinander in den Krieg ziehen, nachdem König Lorian seine Truppen über die Grenze geschickt hatte, um Barbaren zu verfolgen, die einen blutigen Überfall auf ein radonisches Dorf verübt hatten. Rund neuntausend Zwergenkrieger aus Zarkhadul und Elan-Dhor waren sogar ausgerückt, um den lartronischen König Kalmar, einen vermeintlich guten Freund ihres Volkes, zu unterstützen.
Sie waren in eine Falle geraten und fehlten nun bitter bei der Verteidigung der Minen, denn unverhofft hatten die Menschen ihren Zwist beigelegt und sich verbündet, um gemeinsam gegen die Zwerge zu ziehen. Angeblich waren bei einem toten Barbar in dem gebrandschatzten Dorf Waffen gefunden worden, die aus Zarkhadul stammten. Nun erhoben die Menschen Anklage, die wilden Stämme würden von Zarkhadul mit Waffen beliefert, die damit Menschen abschlachteten, und dafür wollten sie die Zwerge zur Rechenschaft ziehen. Seither griff die radonische Armee unter dem Kommando von General Tajir Zarkhadul an, während Elan-Dhor von lartronischen Truppen belagert wurde.
An den erhobenen Vorwürfen war kein wahres Wort, wie Warlon nur zu genau wusste. Zwar trieb sein Volk Handel mit den Barbaren, doch Waffen waren auf ausdrücklichen Befehl des Hohen Rates davon strikt ausgenommen. Das hatten sie auch den Menschen gegenüber stets beteuert, doch nach dem Fund der Zwergenwaffen bei dem toten Barbar glaubte man ihnen das nicht mehr.
Warlon wusste nicht, wie der Wilde an die Ausrüstung gelangt war; höchstwahrscheinlich hatte er sie einem menschlichen Soldaten geraubt, oder ein menschlicher Verräter hatte heimlich verbotenen Handel damit getrieben. Zwerge waren daran auf jeden Fall nicht beteiligt.
Aber was nutzte es, wenn er es wusste, jedoch nicht beweisen konnte?
Das Erscheinen einer mehr als tausendköpfigen Elbenarmee, angeführt von der Herrin Illurien, hatte die Hoffnung aufkommen lassen, die Elben würden die Belagerung beenden, die Menschen notfalls unter Androhung von Gewalt vertreiben. Immerhin hatten ihre Völker die alten Vorurteile überwunden und waren seit dem gemeinsamen Kampf gegen die Thir-Ailith nicht nur verbündet, sondern sogar befreundet. Gerade Illurien hatte diese Freundschaft stets gefördert.
Doch statt die Menschen in ihre Grenzen zu weisen, hatten die Elben sich ihnen angeschlossen und sogar noch bizarrere Vorwürfe erhoben. So beschuldigten sie die Zwerge, die Barbaren vorsätzlich aufgehetzt zu haben, um Lartronia und Radon in einen Krieg gegeneinander zu treiben, dessen größter Nutznießer die beiden Zwergenminen wären.
Schon die Vorstellung war so abwegig und absurd, dass Warlon am liebsten darüber gelacht hätte, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Für die Elben und Menschen hingegen waren die Vorwürfe so real, dass sie bereit waren, die Zwerge deshalb mit Krieg zu überziehen.
Vertrauen durfte man den Oberflächenvölkern offenbar nicht, selbst wenn diese noch so oft ihre Freundschaft beteuerten. Diese Lektion zumindest hatte Warlon nun gelernt. Es schien, als hätten sie allesamt den Verstand verloren.
Vielleicht glaubten sie aber auch selbst gar nicht an ihre verrückten Anschuldigungen, und es ging ihnen in Wahrheit nur um die in den letzten Jahren erheblich angewachsenen Reichtümer der Minen, die sie sich unter solchen Vorwänden anzueignen planten. Welche Motive auch immer sie haben mochten, für die Zwerge stellten sie eine tödliche Gefahr dar. Ihre gesamte Existenz war bedroht.
Nach ihrer Ankunft hatten die Elben ein Ultimatum gestellt und ihnen nur wenige Stunden Zeit gelassen, bedingungslos zu kapitulieren, was von Warlon und den anderen Mitgliedern des Hohen Rates freilich nicht einen Moment lang ernsthaft erwogen worden war. Seither griffen die Elben unter Illuriens Führung Tag für Tag an, seit mittlerweile fast einer Woche. Sie wussten, dass das Baran-Tahal mit Waffengewalt nicht zu zerstören war, und setzten deshalb ihre geistigen Kräfte ein, um es niederzureißen.
Unvorstellbare magische Energien hämmerten von außen auf das Tor ein und brachten den Stahl zum Glühen. Bislang jedoch hielt es dem Ansturm stand. Ausgerechnet die von den Elben selbst angebrachten Runen und Banner hatten maßgeblich dazu beigetragen, das Tor vor der Zerstörung zu bewahren. Zudem taten die Priesterinnen alles, um den Angriff abzuwehren.
Aber mit jedem Tag ließ dieser Schutz weiter nach …
Warlon warf einen Blick zu den Priesterinnen hinüber. Nicht weit von ihm entfernt hatten sie zwei Kreise gebildet und bemühten sich, einen möglichst großen Teil der elbischen Magie abzuwehren. Auch Ailin befand sich bei ihnen, die nicht nur seine Frau, sondern als Hohepriesterin Li’thils auch die Vorsteherin des Ordens war. Als sie seinen Blick bemerkte, löste sie sich aus dem Kreis. Eine andere Priesterin nahm sofort ihren Platz ein, während Ailin zu ihm herüberkam. Die Anstrengung stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben, sie wirkte müde und erschöpft.
»Unsere Kräfte schwinden, während die der Elben anscheinend noch immer so stark sind wie am Anfang«, sagte sie mit matter Stimme. »Auch die Wirkung der elbischen Schutzzauber beginnt allmählich nachzulassen.«
»Du musst dich dringend etwas ausruhen, sonst schläfst du noch im Stehen ein. Zu Tode erschöpft bist du für niemanden von Nutzen.«
»Werde ich. Ich werde meditieren, um schneller wieder zu Kräften zu kommen.«
Warlon zögerte einen Moment und strich sich über seinen langen rötlichen Bart, als müsste auch er erst Kraft sammeln, ehe er die Frage stellte, von der ihr aller Schicksal abhing.
»Werdet ihr das Baran-Tahal halten können?«
»Wenn kein Wunder geschieht – nein«, gab Ailin unumwunden zu. »Die Frage ist nicht ob, sondern nur noch wann es fällt, wenn die Angriffe nicht bald aufhören. Ich verstehe das einfach nicht.«
Damit bestätigte sie Warlons schlimmste Befürchtungen.
»Ich verstehe das alles auch nicht, aber was speziell meinst du?«
»Ich spreche von dem, was die Elben tun. Sie wenden finstere, zerstörerische Magie an.«
»Das steht wohl außer Frage, schließlich wollen sie das Tor zerstören. Da würde ihnen ein Zauber, der Blümchen schneller wachsen lässt, wohl kaum etwas nutzen. Was verstehst du daran nicht?«
Ailin rang sich ein knappes, humorloses Lächeln ab.
»Man merkt, du weißt nichts über Magie. Es gibt gute Magie, die etwas entstehen lässt oder fördert, neutrale und eben auch zerstörerische. Diese wird von den Elben so gut wie nie angewandt, außer in absoluten Notfällen. Ich habe mich mit Illuriens Tochter Gelinian einmal lange darüber unterhalten. Sie sagte, zerstörerische Magie würde stets auf diejenigen zurückschlagen, die sie wirken, würde ihre Seelen vergiften und bei häufigem Gebrauch mit Finsternis erfüllen. Deshalb schrecken Elben grundsätzlich davor zurück. Sie fürchten sie, und ihr Einsatz ist so ziemlich das Schlimmste, was sie sich vorstellen können.«
»Das klingt in der Tat seltsam«, musste Warlon zugeben. »Selbst wenn wir Waffen an die Barbaren verkaufen würden, wie sie es uns vorwerfen, könnte es nicht so lebensbedrohlich wichtig für sie sein, Zarkhadul zu erstürmen, dass sie keine andere Möglichkeit sehen, als diese Kräfte anzuwenden, vor denen sie sich so fürchten. Gerade Illurien wird von ihrem Volk verehrt, weil sie so rein und weise ist.«
»Wie ich sehe, habt ihr es immer noch nicht verstanden«, mischte sich Malcorion ein, der sich ihnen unbemerkt genähert hatte. Seit er sie während der Bedrohung durch die Thir-Ailith zum goldenen Tal der Elben geführt hatte, waren gerade Warlon und Ailin mit dem Waldläufer befreundet. Er war es auch, der sie vor dem Bündnis der Menschen gewarnt hatte, und vor allem war er ein guter Kenner der Elben. Allein schon deshalb legte Warlon viel Wert auf alles, was er in dieser Angelegenheit sagte.
»Was sollen wir nicht verstanden haben?«, hakte er nach.
»Die Art der Bedrohung. Alles, was Ailin gesagt hat, ist richtig. Die Elben fürchten sich zutiefst vor der Anwendung von finsterer Magie. Sie würden sie niemals einsetzen, wenn es ihnen nur darum ginge, euch für ein bisschen heimlichen Waffenhandel zu bestrafen. Wie Illurien euch in ihrem Ultimatum mitgeteilt hat, wirft man euch vor, ihr würdet zu eurer eigenen Bereicherung versuchen, Lartronia und Radon in einen blutigen Krieg zu stürzen, indem ihr die Barbaren unterstützt, die ständig die Grenze verletzen. Würden die beiden Reiche in einem Krieg ausbluten, wärt ihr die einzige bedeutende Macht in weitem Umfeld.«
»Aber das ist doch noch absurder als alles andere!«, ereiferte sich Warlon. »Für mich sind das alles nichts weiter als an den Bärten herbeigezerrte Vorwände, um unsere Minen zu plündern.«
Malcorion schüttelte den Kopf. »Ich sage ja, ihr versteht nicht, weil ihr zu sehr von euch auf andere schließt. Ginge es nur um die Menschen, wäre dies vorstellbar. Viele schauen neidisch auf den Reichtum der Zwerge. Aber Elben legen keinerlei Wert auf solche Besitztümer. Sie würden niemals Krieg darum führen, und sie würden auch die Menschen niemals in so einem Krieg aus Gier unterstützen. Und ganz besonders würden sie dafür absolut niemals das Heil ihrer unbefleckten Seelen riskieren. Wie wir mittlerweile wissen, hat die wiederholte Anwendung dieser zerstörerischen Magie einstmals in großem Maße dazu beigetragen, die aufrührerischen Thir-Ailith in Dunkelelben zu verwandeln. Glaubt ihr, Illurien würde auch nur das kleinste Risiko eingehen, dass es ihr und ihren Begleitern ebenso ergeht, nur um euch etwas Gold und Edelsteine abzunehmen, die für sie nicht mehr als hübscher Tand sind?«
»Das ist mir zu hoch. Mir dreht sich ohnehin schon alles im Kopf«, sagte Ailin. »Ich muss mich jetzt unbedingt erst einmal ausruhen.«
Sie nickte ihnen zu und entfernte sich mit raschen Schritten.
»Aber um was geht es dann? Sie können doch nicht selbst an ihre aberwitzigen Vorwürfe glauben«, sagte Warlon.
»Wenn wir das wüssten, wären wir einen wichtigen Schritt weiter. Hier sind Mächte am Werk, von denen wir noch nichts ahnen, und ich habe immer mehr das Gefühl, dass wir alle zu ihrem Spielball geworden sind.«
»Du meinst diesen Kyrill-Priester, von dem du erzählt hast? Der neue Berater von König Kalmar, der ihn gegen uns aufgehetzt hat?«
»Nein.« Malcorion schüttelte entschieden den Kopf. »Er hat sich vielleicht Kalmars Vertrauen erschlichen, aber bei Illurien würde ihm so etwas nicht gelingen. Ich glaube eher, dass auch der Priester nur ein Werkzeug ist. Die Mächte, von denen ich spreche, gehen weit über alles hinaus, was in der Hand eines einzelnen Priesters liegt, und sie müssen über ungeheure Fähigkeiten verfügen. Aber ich kann nicht einmal erahnen, welche finsteren Absichten sie mit ihrem Tun verfolgen.«
Obwohl Warlon nicht an der Aufrichtigkeit des Waldläufers zweifelte, fiel es ihm schwer zu glauben, was dieser sagte. Eine gewaltige Verschwörung einer unbekannten Macht, das klang reichlich weit hergeholt. Anderseits war es aber auch nicht viel verrückter als sämtliche anderen Erklärungsversuche.
»Ich verstehe von Magie nicht viel mehr als du«, fuhr Malcorion nach einer kurzen Pause fort. »Aber ich kenne die Macht der Elben, und auch ohne Ailins Worte hatte ich schon vorher wenig Zweifel, dass sich das Baran-Tahal auf Dauer nicht halten lässt, wenn sie ihre Angriffe wie bisher fortsetzen. Ihr solltet allmählich Vorkehrungen für diesen Fall treffen.«
Warlon blickte sich um und entdeckte ein Stück entfernt die beiden Ratsmitglieder, die er gesucht hatte, Kriegsmeister Sokan und Schürfmeister Mirkol. Sie standen neben einigen seltsamen Gerüsten, die von Angehörigen der Arbeiterkaste errichtet wurden, und beaufsichtigten den Fortgang der Arbeiten. Er winkte sie zu sich heran.
»Was machen die Vorbereitungen für die Evakuierung?«, erkundigte er sich.
»Die Wege hinab in die unterirdischen Stollen bilden ein Nadelöhr«, berichtete Sokan. »Um Gedränge und Staus möglichst zu vermeiden, wurden in einer ersten Phase zunächst nur alle Alten und Mütter mit Kindern aufgefordert, Zarkhadul zu verlassen. Viele haben sich bereits auf den Weg nach Elan-Dhor gemacht. Wer zu krank oder zu schwach dafür ist, wird mit Fuhrwerken gekarrt. Sobald alle aufgebrochen sind, werden ihnen die Übrigen bis auf die Krieger und die Priesterinnen folgen.«
»Erstaunlich, wie schnell aus dem jungen, hitzköpfigen Krieger, den ich vor Jahren kennenlernte, ein Regent geworden ist, der die Geschicke seines ganzen Volkes lenkt«, sagte Malcorion lächelnd. »Es war wohl unnötig, dich daran zu erinnern, dass Vorkehrungen für den Fall getroffen werden müssen, dass das Baran-Tahal fällt.«
»Ich bin kein Regent, sondern nur eines von sechs Ratsmitgliedern«, protestierte Warlon heftig. »Regentin ist hier wie in Elan-Dhor Königin Tharlia.«
»Sie ist weit entfernt, und obwohl ich noch nicht lange hier bin, ist mir nicht entgangen, dass die Bewohner von Zarkhadul dich mehr schätzen und achten als den ganzen übrigen Rat zusammen.«
Sokan und Mirkol senkten mit einem halb zustimmenden, wenngleich nicht gerade glücklich wirkenden Nicken die Köpfe. Keiner von ihnen widersprach.
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, das zu diskutieren«, schloss Warlon das Thema ab. Er hatte seinem Volk niemals anders als als Krieger dienen und Ruhm und Ehre für sich und sein Haus ansammeln wollen. Den Sitz im Hohen Rat hatte man ihm geradezu aufdrängen müssen; entsprechend unangenehm waren ihm Malcorions Worte.
»Du hast Recht, lassen wir das jetzt. Es gibt eine unterirdische Verbindung nach Elan-Dhor?«
»Ja, durch das ehemalige Reich der Thir-Ailith. Ihre Katakomben erstrecken sich unter dem gesamten Schattengebirge. Wir mussten die Stollen und Höhlen nur etwas ausbauen, um sie für unsere Zwecke zu nutzen. Schon seit einiger Zeit findet ein reger Austausch von Waren auf diesem Weg statt. So brauchen wir die Minen nicht zu verlassen und können uns den Weg an der Oberfläche sparen. Allerdings habe ich nicht gedacht, dass wir sie jemals zu so einem Zweck nutzen müssen. Vor Jahren haben wir Elan-Dhor auf der Flucht vor den Dunkelelben evakuieren müssen, und nun wiederholt sich dies in Zarkhadul auf der Flucht vor den Hochelben, unseren damaligen Verbündeten.« Niedergeschlagen schüttelte Warlon den Kopf. »Dies ist der schwärzeste Tag, seit ich zum ersten Mal Zarkhadul betreten habe.«
»Du erzielst damit nicht mehr als einen Zeitaufschub, wie dir hoffentlich bewusst ist. Sobald diese Mine fällt, werden die Elben und beide Heere der Menschen vereint gegen Elan-Dhor anstürmen.«
»Während Zarkhadul mehr als ein Jahrtausend verlassen war, haben wir den Schutz Elan-Dhors gegen einen Feind von außen immer weiter ausgebaut«, behauptete Kriegsmeister Sokan. »Das Zarkh-Tahal ist uralt und noch ungleich stärker als unser Tor. Es wurde von den größten Meistern geschaffen, die unser Volk in Jahrtausenden hervorgebracht hat, und immer weiter vervollkommnet. Verglichen damit ist das neue Baran-Tahal nur ein Brettertürchen. Elan-Dhor wird dem Ansturm standhalten.«
Der Waldläufer schien nicht allzu überzeugt zu sein, ging aber nicht weiter darauf ein.
»Wenn die Angreifer in Zarkhadul eindringen, werden sie euch auf dem gleichen Weg folgen können, auf dem ihr flieht«, sagte er stattdessen.
Warlon wandte den Kopf und blickte Mirkol fragend an.
»Ich habe veranlasst, dass der Eingang zu den Katakomben mit Fässern voller Sprengpulver vermint wird«, berichtete der Schürfmeister. »Wenn wir sie sprengen, werden Tonnen von Gestein herabstürzen. Die Elben verstehen nichts vom Bergbau. Selbst mit all ihrer Magie wird es ihnen nicht gelingen, den Weg wieder freizulegen. Allerdings …« Er zögerte kurz. »Es wird auch für uns nicht leicht werden. Wenn wir hoffentlich bald hierher zurückkehren, werden wir erneut viele Monate damit beschäftigt sein«, fügte er dann hinzu.
»Es wäre nur der letzte Schritt, wenn uns nichts anderes übrig bleibt. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie Elan-Dhor aus der Tiefe und an der Oberfläche gleichzeitig angreifen, was sie zweifellos vorhaben. Deshalb konzentrieren sich die Elben auf uns als das leichtere Ziel.« Warlon blickte demonstrativ zur Decke der Höhle empor. »Wesentlich lieber wäre mir jedoch, wenn sie gar nicht erst nach Zarkhadul eindringen könnten.«
Entschlossen schüttelte der Schürfmeister den Kopf. »Es war eine fast unmögliche Aufgabe, diesen Zugang nach Zarkhadul überhaupt wieder zu öffnen, nachdem schon unsere Vorfahren ihn gesprengt haben. Täten wir es erneut, würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der ganze Berghang ins Rutschen kommen. Es wäre dann unmöglich, die Mine jemals wieder von der Oberfläche aus zu erreichen.«
»Es geht nicht um Plünderungen, zumindest die Elben hätten jedenfalls keinerlei Interesse daran«, wiederholte Malcorion. »Die radonischen Soldaten hingegen würden sich die Gelegenheit sicherlich nicht entgehen lassen, wenn man sie ließe. Aber ich vermute, dass General Tajir seine Truppen so schnell wie möglich zum Tharakol verlegen wird, um sich an der Belagerung Elan-Dhors zu beteiligen, sobald sich herausstellt, dass Zarkhadul evakuiert wurde. Da es Illurien nicht um Reichtümer geht, wird sie selbst ihn dazu drängen, und er wird es nicht wagen, gegen sie aufzubegehren. Erst wenn auch Elan-Dhor fallen sollte, werden die Soldaten beider Armeen wie die Aasgeier über alles herfallen, was von Wert ist und von ihnen weggeschafft werden kann.«
»Vorher werden andere kommen«, prophezeite Warlon. »Sobald sich die Nachricht verbreitet, dass Zarkhadul verlassen daliegt und das Tor zerstört wurde, werden von nah und fern ganze Scharen von Plünderern und Glücksrittern anrücken.«
»Das weiß auch General Tajir. Aus eigenem Interesse wird er deshalb Soldaten zurücklassen, die genau das verhindern werden. Seine Leute würden meutern und ihn am nächsten Baum aufknüpfen, wenn sie auf diese Art um ihre Beute gebracht würden.«
Dass ausgerechnet diejenigen, die Zarkhadul zu erstürmen versuchten, zum Hüter ihrer Schätze werden sollten, war so absurd, dass es sich nahtlos in diese ganze verrückte Situation einfügte.
»Trotzdem«, murmelte Warlon nach einer Weile. »Ich kann und will mich nicht damit abfinden. Am meisten hasse ich es, dass wir keine Möglichkeit haben, uns zu wehren.«
Zu Beginn des Angriffs hatten sie es versucht. Es gab zahlreiche kleine Öffnungen, durch die sie Pfeile auf die Elben abgeschossen und Speere nach ihnen geschleudert hatten, doch sie hatten ihre Feinde damit nicht einmal erreicht. Ein gutes Stück vorher waren sie in der Luft entflammt und zu Asche zerfallen. Im Gegenzug hatten die Elben gleich darauf ihre magischen Energien gegen die Öffnungen gerichtet. Das Gestein war so heiß geworden, dass sie sich ihm geraume Zeit nicht mehr hatten nähern können, und als sie es später erneut getan hatten, hatte alles wieder von vorn begonnen.
Anschließend hatten sich Krieger durch verborgene Ausfallpforten ins Freie geschlichen und versucht, die Magier anzugreifen. Nur wenige von ihnen waren zurückgekehrt, da sofort zahlreiche Elbenkrieger aufgetaucht waren, um die Magier zu schützen.
Nicht einmal weiter oben am Berg ausgelöste Steinschläge hatten Erfolg gebracht. Die Elben hatten ihren Angriff auf das Tor lediglich für kurze Zeit unterbrochen und die Felsbrocken mit ihren magischen Kräften abgelenkt.
»So leicht gebe ich noch nicht auf«, stieß Warlon hervor. »Ich werde versuchen, noch einmal mit Illurien zu reden. Vielleicht kann ich sie doch noch zur Vernunft bringen.«
Er wusste selbst, wie wenig Aussicht auf Erfolg dies hatte, aber alles war besser, als nur untätig darauf zu warten, dass das Baran-Tahal fiel. Auch Malcorion verzichtete auf einen entsprechenden Kommentar.
Warlon ließ seinen Blick noch einmal durch die Halle schweifen. Die beiden Gerüste, bei denen es sich um Rampen handelte, waren inzwischen fertig. Unter Mirkols Anleitung wurden auf der einen Seite große Felsbrocken hinaufgewälzt, bis sie auf der anderen Seite herunterrollten, mit einem dumpfen Laut gegen das Baran-Tahal stießen und unmittelbar davor liegen blieben, um es zu verstärken. Die Rampen waren die einzige Möglichkeit, sie dorthin zu befördern, da das glühende Tor eine so gewaltige Hitze ausstrahlte, dass es unmöglich war, sich ihm zu nähern. Die Felsen verstärkten das Tor nicht nur, sondern schirmten die Hitze auch ein wenig ab. Bevor auch sie sich aufheizen konnten, drangen Zwergenarbeiter vor und wuchteten kleinere Brocken auf die großen.
Das würde ein wenig Entlastung schaffen und stellte ein weiteres Hindernis für die Angreifer dar, doch Warlon machte sich keine Illusionen. Fiel das Baran-Tahal, würden auch ein paar aufgetürmte Steine die Elben nicht lange aufhalten.
Abrupt wandte er sich um und verließ die Halle durch einen schmalen Seitenstollen. Malcorion folgte ihm. Die Hitze auf den Wehrgängen oberhalb des Tores würde sie auf der Stelle töten, deshalb musste Warlon von einer anderen Stelle aus mit der Elbenherrin zu sprechen versuchen.
Sie stiegen eine steinerne Treppe hinauf und gingen durch einen weiteren Gang, bis das Licht der Öllaternen an den Wänden hellem Tageslicht wich, das durch runde, etwa doppelt kopfgroße Öffnungen in der Felswand hereinfiel. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es jemand schaffen sollte, an der darunter glatt und fast lotrecht abfallenden Felswand hochzuklettern, waren sie ursprünglich durch einen senkrechten und zwei waagerechte Stahlbalken gesichert gewesen, doch der Stahl war unter der Hitze des Angriffs geschmolzen. Das Gestein selbst war schwarz verbrannt und so glatt und schwach glänzend, als wäre es an der Oberfläche mit Glas überzogen.
Mehrere Krieger warteten hier, sorgsam darauf bedacht, dass sie von außen nicht gesehen werden konnten.
Warlon trat an eine der Öffnungen und legte die Hände auf die steinerne Brüstung. Das Gestein war noch immer ziemlich heiß, aber nicht mehr so, dass er sich daran verbrannte. Er beugte sich vor und warf einen raschen Blick in die Tiefe.
Wie die Priesterinnen hatten sich auch gut drei Dutzend Elbenmagier an den Händen gefasst und einen Kreis gebildet, um ihre Kräfte zu vereinen und um ein Vielfaches zu verstärken. Nur an der dem Baran-Tahal zugewandten Seite klaffte eine Lücke in dem Kreis. Illurien und eine andere Elbin, die dort jeweils als Letzte standen, hatten die freie Hand gegen die Mine ausgestreckt. Aus ihren Fingerspitzen zuckten ganze Bündel bläulich weißer Blitze, die in das Tor einschlugen.
»So viele«, murmelte Malcorion. Er war hinter Warlon an die Öffnung getreten und blickte über ihn hinweg. »Mehr als dreißig Elbenmagier, das ist wirklich eine ungeheure Macht. Dem kann euer Tor in der Tat nicht mehr lange standhalten. Sie setzen zum entscheidenden Schlag an.«
Warlon holte tief Luft und beugte sich noch ein bisschen weiter vor, darauf gefasst, den Kopf beim geringsten Zeichen eines Angriffs sofort zurückzuziehen.
»Illurien von den Bäumen!«, rief er laut. »Hier spricht Warlon aus dem Hause Korrilan. Ich bitte Euch, haltet ein mit diesem Wahnsinn. Ich bin sicher, dass wir die gegen uns erhobenen Vorwürfe entkräften können, wenn Ihr uns nur die Gelegenheit dazu gebt. Lasst uns verhandeln und über alles sprechen, bevor unnötigerweise noch mehr Blut fließt.«
»Die Zeit des Redens ist lange vorbei«, erwiderte die Elbenherrin, aber immerhin unterbrach sie den Angriff, löste sich aus dem magischen Kreis und blickte zu ihm empor. »Die Chance dazu habt Ihr durch Euer ungeheuerliches Treiben selbst verspielt.«
»Ihr habt gesagt, Ihr traut uns nicht mehr genug, um unsere Einladung anzunehmen und Zarkhadul zu betreten. Wir kennen uns seit vielen Jahren, ich war der erste Zwerg, mit dem Ihr seit Jahrhunderten wieder Kontakt hattet. Nicht nur wir haben den Elben viel zu verdanken, sondern auch Euer Volk uns. Ich erinnere nur an die mehrere Tausend befreiten Elben, die in den Katakomben unter dem Schattengebirge von den Thir-Ailith als Arbeitssklaven und Schlachtvieh gehalten wurden.«
»Nicht zu vergessen die mindestens ebenso große Zahl an Zwergen, die ihr Schicksal teilten. Ihr hattet ebenso Vorteile davon wie wir. Wir haben sie gemeinsam befreit, aber das Vertrauen, das wir damals zu Eurem Volk zu entwickeln begannen, wurde aufs Bitterste enttäuscht.«
»Ich betrachte Euch und Euer Volk auch jetzt noch nicht als Feinde und weiß, dass Ihr zu Eurem Wort steht. Wenn Ihr uns nicht mehr genug vertraut, um zu Verhandlungen zu uns zu kommen, dann bin ich bereit, mich waffenlos und ohne Eskorte in Eure Hände zu begeben. Ich möchte mit Euch über die Vorwürfe sprechen, die uns zur Last gelegt werden, und ich bin bereit, auch anschließend als Geisel und Unterpfand dafür, dass wir keinerlei finstere Absichten hegen, bei Euch zu bleiben.«
»Euer Angebot würde Euch ehren, Warlon, wüsste ich nicht genau, aus welcher Verzweiflung es geboren wäre. Es gibt nichts mehr zu bereden, außer der Kapitulation Zarkhaduls. Ergebt Euch, und unsere Strafe wird milde ausfallen. Die Arbeit in der Mine wird ruhen und Euer Volk in seinen Häusern bleiben. Lediglich Ihr und die anderen Mitglieder des Hohen Rates werdet unsere Gefangenen sein, als – wie habt Ihr es so schön genannt? – Unterpfand dafür, dass unsere Anordnungen befolgt werden. Ich weiß, dass sich die Rädelsführer des Verrats in Elan-Dhor befinden. Wenn wir uns ihnen zuwenden, möchte ich den Rücken frei haben und sicher sein können, dass uns von hier keine Gefahr mehr droht.«
»Niemals!«, stieß Warlon voller Zorn über ihren Hochmut hervor. »Wir sind Zwerge und haben unsere Ehre. Wir haben uns niemals ergeben und werden es auch niemals tun. Eher sterben wir!«
3FREMDER WILLEN
Oktober 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
Ich habe dich gewarnt, dachte Lhiuvan und blickte mitleidig auf das vor ihm auf dem Waldboden liegende Pferd hinunter. Es konnte diesen mörderischen Ritt nicht durchhalten. Lass mich ihm nun wenigstens einen schnellen Tod bereiten.
Noch während er die Bitte in Gedanken formulierte, wusste er schon, dass sie vergeblich sein würde. Der in ihm lebende Bewusstseinssplitter des Schattenmahrs war rasend vor Wut. Seine Wut galt ihm, sich selbst und auch dem Pferd, das er zuschanden geritten hatte. Dessen Qualen und auch die, die Lhiuvan bei seinem Anblick verspürte, bildeten für ihn im Moment den einzigen Quell dunkler Freude, denn er liebte es, andere leiden zu sehen, und weidete sich daran.
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