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Elektra ist der kürzeste Teil der vier-teiligen Atriden-Tetralogie um die griechische Mythologie und dennoch vollgepackt mit Spannung.Orest will seinen Vater Agamemnon rächen, der von Orests Mutter Klytämnestra ermordet wurde. Dabei trifft er auf seine Schwester Elektra, die verlangt, dass er die gemeinsame Mutter tötet...-
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Seitenzahl: 28
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Gerhart Hauptmann
Dritter Teil der Atriden-Tetralogie Tragödie
Saga
Elektra
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1949, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726957129
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
Demetertempel in den Bergen nahe bei Mykene: es ist der gleiche Schauplatz wie in dem vorangehenden Werk »Agamemnons Tod«. Der Bau besteht aus gebrannten Ziegeln, die Hinterwand enthält sein Hauptportal, zur Zeit offen, mit Blick in die nächtliche Landschaft. Die Wand rechts hat eine kleine Tür zum Raum des Tempelwächters, daneben eine andere in einen kultischen Baderaum: es ist jener, in dem Agamemnon von Klytämnestra ermordet wurde. An der Rechtswand drei primitive Holzbilder: Demeter, Pluton und Kore. Vor jedem Bilde ein Altar.
Im Vergleich zu früher zeigt der Raum eine starke Verwahrlosung. Die Tür zum Bad sowie die übrigen haben zerbröckelte Ränder, Steintrümmer aller Art sind sichtbar, wie nach einem Erdbeben. Aus dem ebenfalls zerfallenen Bad steigt häßlicher Dampf.
Ein ärmliches Öllämpchen brennt.
Orest und Pylades treten zögernd von außen unter die Haupttür, im Anzuge von Wanderern: Hüte, Felljacken, Stöcke.
Orest
Wo sind wir hier?
Pylades
Ein fürchterlicher Ort!
Orest
Der fürchterlichste, den ich jemals sah.
Ein Haufen Trümmer, würd' ich sagen, Schutt,
ging' nicht ein seltsam Wesen davon aus.
Sieh, welcher Qualm: wie Pestgewölk vom Hades!
Pylades
Weh uns, wo sind wir hingeraten ?
Orest
Ja, weh uns!
Weh mir! Was Delphi mir ins Blut gepreßt,
macht mir die Welt zu Kot auf Schritt und Tritt:
Geruch, Gehör, Gesicht versinkt in Ekel.
Froschgequak.
Schon wieder Frösche! Sind wir morgens nicht
umlärmt von Froschgequake aufgewacht
und mußten uns von geilen Klumpen säubern?
Pylades
Hier liegt Gebein.
Orest
Auch hier, auch hier, auch hier!
Vergeßne Knochenhaufen. Was denn will
von mir mein Leben, daß es gräßlich mich
schon vor dem Tod ins Totenreich geschleudert ?
Pylades
Die Trümmer sind bewohnt.
Orest
Unmöglich! – wie?
Pylades
Orest, erschrick nicht: dort im Schein der Artemis
liegt, mein' ich, jemand, der ihr Freude macht,
ein riesiges Geripp' von bleichen Knochen,
vom Schädel aber rinnt noch langes Haar.
Orest
tritt an das Skelett, schaudert
Laß uns umkehren, mich verläßt die Kraft.
Pylades
O Freund, es gibt kein Rückwärts auf dem Weg
des Lebens und nun gar auf jenem, der
uns anbefohlen ist vom Götterratschluß –
ich sage: uns, denn du und ich sind eins.
Orest
Hier ist ein Ende und kein Anfang: was
hier allenthalben blüht, ist die Verwesung,
verfluchter Schwefeldunst dareingemischt.
Luft! Laß uns flüchten in die reine Nacht!
Pylades
Gern wollt' ich dir willfahren; denn das Grauen
stößt mich wie eine Faust von Erz zurück.
Allein, ein andres, Stärkres hält mich fest.
Orest
Es lähmt auch mich. Wenn ich es nennen soll,
so ist's ein Etwas, das Gehör, Geschmack,
Geruch, Gefühl, vor allem das Gesicht
getötet hat: doch nur, daß jeder Sinn
damit das letzte Grauen zu erleben
befähigt sei. Kann etwas ärger sein,
als in sich Tod und Leben zu vereinen: