Engel gibt es doch - Claudia Choate - E-Book

Engel gibt es doch E-Book

Claudia Choate

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ob Engel wirklich existieren, ist vermutlich Ansichtssache. Wenn man den 20-jährigen Chris fragt, wäre die Antwort eindeutig JA, auch wenn seine Kindheit ohne liebende Eltern alles andere als schön war. Bei der 18-jährigen Sascha sieht das schon anders aus, denn das zurückgezogene Mädchen hat ihren Glauben an das Gute schon lange begraben. Mit einer seltenen Gabe gesegnet lebt sie fast ausschließlich für die Tiere, für die sie verantwortlich ist und hat außer ihren Eltern kaum soziale Kontakte. Doch eine Geiselnahme, ein Mordversuch, der Ozean und eine einsame Insel führen die beiden zusammen. Ihrer Erinnerungen beraubt muss Sascha lernen, einem Fremden zu vertrauen, um den Weg nach Hause zu finden und ein neues Leben zu beginnen. Gut, dass ihnen der Tierpfleger Tom, der in Sascha so etwas wie eine kleine Schwester gefunden hat, und seine kleine Familie mit helfender Hand und guten Ratschlägen zur Seite stehen, wenn es einmal brenzlig wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 598

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für Jessica,

meinen ganz persönlichen Weihnachts-Engel,

der mich zu der Person der jungen Sascha

inspiriert hat. Ich wünsche dir, dass du dein

Vertrauen in deine Mitmenschen und die

Freundschaft wiederfindest.

In Liebe, Mutti.

INHALTSVERZEICHNIS

Arbeitsalltag

Eclipse

Summer

Neue Freunde

Wildkatzen und Freudentränen

(Alb-)Traumurlaub

Ein Engel für Chris

Erinnerungen

Die Suche

Zurück in die Zivilisation

Abschiedsschmerz & Wiedersehensfreude

Heimkehr

Rückfall

Neuanfang

Wohnungssuche

Geständnisse

Ein neues Heim

Zurück in Sea World

Misstrauen

Grace’ letzter Ritt

Ferien im Paradies

Gefangen in der Tiefe

Hoffen und Bangen

Ein schwerer Weg

Glücksmomente

Veränderungen

Danksagung

Weitere Titel von C.Choate

ARBEITSALLTAG

Schweigend schob Sascha die Schubkarre über die Savanne, blieb hin und wieder stehen und sammelte die Hinterlassenschaften der Bewohner ein. Es war Routine und störte sie schon lange nicht mehr. Die körperliche Arbeit an der frischen Luft tat ihr gut und machte ihr mehr Spaß, als es ein Schreibtischjob in irgendeinem stickigen Büro tun würde. Außerdem liebte sie Tiere, hatte es schon immer getan, seit sie von ihrem Vater ihr erstes Haustier geschenkt bekommen hatte.

Mit einem Lächeln dachte sie an Pellegrin zurück, ihren kleinen, schwarzen Pudel-Terrier-Mischling, der sie fast ihre ganze Kindheit hindurch begleitet hatte. Pelle, wie sie ihn immer genannt hatte, war auch ihr bester Freund gewesen, nachdem sie zurück nach Deutschland gezogen waren. Ihr Vater hatte ihn damals in Florida an einer Straße gefunden und mit nach Hause gebracht. Sascha war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal drei gewesen, doch sie hatte das kleine Fellknäuel sofort in ihr kleines Herz geschlossen. First Sergeant Brian King hatte seiner Tochter geholfen, das Tier zu erziehen, wenn er von der Arbeit kam und die beiden waren bald ein Herz und eine Seele gewesen, bis Pelle vor gut zwei Jahren an Altersschwäche starb. Daraufhin hatte sich das Mädchen noch mehr in ihre Arbeit gestürzt und Trost bei den vielen Tieren im Wild-Life-Park gefunden.

Sascha schüttelte die Erinnerung an ihren geliebten Hund ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Die Savannenbewohner hatten es gut mit ihr gemeint und dafür gesorgt, dass sie keine Langeweile bekam. Trotz der doch recht frischen Temperaturen lief ihr der Schweiß von der Stirn und die Schubkarre füllte sich immer mehr. Endlich hatte sie es geschafft und blickte sich auf der Savanne um, die in Kürze wieder mit Giraffen, Zebras und Gnus gefüllt werden würde.

Auf einem kleinen Nebengelände warteten die Strauße schon darauf, endlich nach draußen zu dürfen. „Ja, Hubert. Ihr dürft ja gleich wieder raus“, sagte sie lächelnd zu dem Straußenhahn, der versuchte, durch den Zaun hindurch nach ihr zu hacken. „Sei doch nicht immer so ungeduldig, du dummer Vogel.“ Doch Hubert schien das nicht wirklich zu kümmern. Ihn störte einfach dieser blöde Zaun, der ihn daran hinderte, auf das Gelände zu laufen.

Nachdem Sascha die Schubkarre auf dem Misthaufen entleert und wieder an ihren Platz gestellt hatte, machte sie sich auf den Weg zu einem ihrer Lieblingsgehege. Das Mädchen hatte schon immer eine Schwäche für Wölfe, Füchse und Wildhunde gehabt und freute sich auf die Arbeit mit ihnen. Das Wolfsrudel bestand derzeit aus insgesamt sechs älteren Tieren und zwei Jungtieren vom letzten Jahr. Das Mädchen kannte jedes einzelne dieser Tiere mit Namen und auch ihre Eigenheiten. Obwohl es nach wie vor Wildtiere waren, hatte sie in den letzten Jahren doch so etwas wie eine Beziehung aufgebaut – vor allem zu den beiden Leitwölfen Akay und Anouk. Die beiden kamen sowohl im Stall als auch im Gehege an den Zaun und ließen sich von dem Mädchen streicheln. Dennoch wusste sie natürlich, dass beide gefährliche Raubtiere waren und sie ohne weiteres töten könnten, wenn sie ungefragt in das Gehege gehen würde.

Auch heute drängte sich Anouk sofort an den Zaun, als sie ihre junge Pflegerin witterte. Ihr Sohn Sirius wurde demonstrativ zur Seite gedrängt und als er nicht sofort reagierte, schnappte sie in das dichte Fell ihres Nachwuchses und dieser trollte von dannen. „Anouk!“, schimpfte Sascha mit der Wölfin, „musst du immer so ruppig sein? Der Kleine kann doch nichts dafür. Gönne ihm doch auch mal ein paar Streicheleinheiten. Du kommst deshalb schon nicht zu kurz.“ Sie steckte ihre Finger durch den Zaun und kraulte das graue, drahtige Fell des Raubtieres. Kurz darauf kam auch Akay näher, um sich seine Portion Streicheleinheiten abzuholen, bevor Sascha aufstand und ins Gebäude trat. „Hallo Silvia. Kann ich die Meute schon reinlassen?“

„Einen Moment noch. Bin gleich fertig. – So, jetzt kann es losgehen. Hol’ die Rabauken rein. Dann können wir draußen sauber machen und für ein bisschen Beschäftigung sorgen. Wir haben heute ein paar ganz besondere Leckerbissen vom Metzger bekommen. Das wird den Räubern gefallen.“

Sascha trat an die Vorrichtung, mit der die Verbindungstür zum Gehege geöffnet werden konnte und zog an dem Drahtseil. Das Klappern der Metalltür lockte die Tiere an und kurz darauf kamen sie nacheinander in den Stall. „Moment, da fehlt doch einer. Wo ist denn Sirius?“

„Keine Ahnung“, antwortete Silvia. „Mach’ mal die Tür zu und dann sehen wir nach dem Rechten.“

„Vielleicht traut er sich nicht. Anouk war eben wieder ein wenig ruppig zu ihm. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich in einer Ecke oder einer Höhle verkrochen hätte“, stellte Sascha fest und folgte der Pflegerin zum Außengehege. Auf den ersten Blick wirkte das Gelände leer, doch gab es genügend Versteckmöglichkeiten, sodass sich das Tier unbemerkt darin aufhalten konnte.

„Sirius!“, rief seine Pflegerin und versuchte, etwas zu erkennen, doch nichts rührte sich.

Sascha ging, soweit dies möglich war, an dem Zaun entlang und rief ebenfalls nach dem Wolf. Als sie an der hintersten Ecke ankam, trat er schließlich aus einem Gebüsch und kam auf sie zu, so als wenn nichts gewesen wäre. „Na, mein Junge. Da bist du ja wieder. Hast wohl den Anschluss verpasst. Jetzt aber Marsch in den Stall, damit wir euren Frühstückstisch decken können.“ Während sie zurück in Richtung Stall lief, trottete der Wolf innerhalb des Geheges neben ihr her. Silvia öffnete die Tür und schließlich waren alle acht Wölfe sicher verwahrt, sodass sie sich an die Arbeit machen konnten. „Wie machst du das nur, Sascha?“, fragte Silvia bewundernd. „Manchmal könnte man meinen, wir arbeiten mit kleinen Schoßhündchen und nicht mit ausgewachsenen Wölfen.“ Doch Sascha zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder der Arbeit.

„Sascha! Du sollst mal bitte zur Chefin kommen“, teilte ihr der Tierarzt Dr. Rosenheim an diesem Nachmittag mit, als sie sich gerade um einen großen Gelbbrustara kümmerte, der schon ziemlich altersschwach war und es sich auf ihrer Schulter bequem gemacht hatte, während sie seinen Napf auffüllte und das Gehege reinigte.

„Danke, Dr. Rosenheim. Ich komme gleich. – So Nora, jetzt hast du wieder frisches Wasser und Futter. Schau’ mal, ich habe dir noch ein paar Erdnüsse mitgebracht.“ Sie zog ein paar Nüsse aus ihrer Hosentasche, hielt dem Vogel eine davon hin und legte den Rest in den Napf. Nora griff die Erdnuss mit einem ihrer Füße und hielt sie an ihren Schnabel, um die Schale aufzuknacken und die kleinen Samen anschließend genüsslich zu verspeisen. Sascha hob das Tier von ihrer Schulter und setzte es wieder auf einen der großen Äste, die im Gehege verteilt waren. Nora konnte aufgrund ihres hohen Alters von knapp vierzig Jahren nicht mehr fliegen und kletterte daher den lieben langen Tag auf den Ästen herum oder hing an dem Gitter und beobachtete die Besucher oder andere Tiere. Und für ein paar Leckereien ließ sie sich sogar hin und wieder zu einem kleinen Liedchen überreden, das ihre jahrelange Vorbesitzerin – eine alte Dame, die vor einigen Jahren gestorben war – ihr während ihrer gemeinsamen Zeit beigebracht hatte. Auch heute trällerte die in die Jahre gekommene Vogeldame ihr Lieblingslied, als Sascha die Käfigtür hinter sich schloss und sich lächelnd auf den Weg ins Büro der Leiterin begab.

Melanie Richter war eine große und sehr schmale Frau von etwa fünfzig Jahren. Ihre knallroten Haare, die sie fast immer in einem strengen Dutt trug, waren von einigen Silberstreifen durchzogen. Doch dies war auch schon der einzige Hinweis auf ihr Alter, denn sonst wirkte sie keinen Tag älter als vierzig. Sie trug eine enge Jeans, die aufgrund ihrer schmalen Beine dennoch um ihre Schenkel schlackerte, sowie einen knallgrünen Strickpulli, der sich verboten mit ihrer Haarfarbe biss. Doch das machte Sascha nichts aus. Sie kannte es nicht anders und hatte sich schon vor Jahren daran gewöhnt, denn Melanie Richter war nicht nur die Leiterin des Wild-Life-Parks, sondern vor allem auch die Schwester ihrer Mutter Carola und damit Saschas Tante. Sie hatte das Mädchen schon in jungen Jahren mit in den Tierpark genommen und ihr viel über die verschiedenen Tierarten beigebracht. Und als Sascha älter wurde, durfte sie in den Ferien bei der Versorgung der Tiere und der Reinigung der Gehege helfen. So war Sascha auch an die Ausbildung zur Tierpflegerin gekommen, obwohl sie zu Beginn erst fünfzehneinhalb war und Auszubildende eigentlich mindestens sechzehn Jahre alt sein sollten. Manchmal war es eben hilfreich, wenn man mit der Leiterin bekannt oder sogar verwandt war.

„Hallo, Melanie. Dr. Rosenheim hat mir gesagt, dass du mich sehen willst?“

„Ja, Kleines. Gut, dass du kommst. Ich muss mal mit dir reden.“

„Hab‘ ich was angestellt?“, fragte das Mädchen überrascht. Sie war sich keiner Schuld bewusst. Hatte sich vielleicht irgendjemand über sie beschwert?

„Nein, nein. Keine Angst. Du hast überhaupt nichts angestellt. Im Gegenteil: was deine Arbeit betrifft, höre ich nur Gutes von den anderen Pflegern. Wir hatten selten eine Auszubildende, die sich dermaßen hingebungsvoll um die Tiere kümmert. Ich würde mir nur manchmal wünschen, dass du mit Menschen genauso gut klarkämst, wie mit den wilden Tieren.“

„Tante Melanie! Du weißt ganz genau, dass ich es nicht so mit Menschen habe. Ich fühle mich einfach wohler in der Gesellschaft von Tieren.“

„Ich weiß, mein Schatz. Aber irgendwann musst du diese Scheu auch mal ablegen. Oder willst du dein Leben lang alleine bleiben und wie ich als alte Jungfer enden?“

„Warum nicht? Dann kann mich wenigstens niemand enttäuschen“, gab Sascha zurück und setzte ein trotziges Gesicht auf.

Ihre Tante seufzte und beließ es dabei. Sie wusste, dass sie bei ihrer Nichte auf Granit stieß bei diesem Thema. Aber hin und wieder musste sie es einfach versuchen. „Also gut. Lassen wir das Thema erst einmal. Das war auch gar nicht der Grund, warum ich dich zu mir gebeten habe. Ich brauche deine Hilfe.“

„Wobei?“ Sascha war hellhörig geworden. Bei was könnte ihre Tante Hilfe benötigen? Bisher war sie immer der Meinung gewesen, Tante Melanie konnte nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Wobei sollte sie, ein achtzehnjähriges Mädchen, ihr wohl helfen können?

„Es geht um eine Sonderaufgabe. Genaugenommen um einen kleinen Silberfuchs, der von seiner Mutter verstoßen wurde. Im Moment habe ich niemanden, der sich um ihn kümmern könnte und da du Füchse so magst, hatte ich die stille Hoffnung…“ Melanie brach ab, als ihre Nichte ihr um den Hals flog und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

„Du willst, dass ich mich um ihn kümmere? Ich darf mein erstes Waisenkind versorgen? Ich kann’s gar nicht glauben, Tante Melanie. – Natürlich übernehme ich die Aufgabe. Wo ist der kleine Kerl? Ich fange sofort an.“ Sascha war nicht mehr zu bremsen. Ihre Wangen glühten vor Eifer und ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude.

Lächelnd drückte die Leiterin das Mädchen auf einen Stuhl. „Jetzt mal langsam, Sascha. Wir wollen doch nichts überstürzen. Ich möchte, dass du dir das genau überlegst. Die Pflege beziehungsweise Aufzucht eines Welpen erfordert viel Disziplin. Er muss am Anfang alle paar Stunden gefüttert werden und wird dir für einige Zeit den Schlaf rauben. Es ist eine große Verantwortung, zumal es sich um ein besonderes Tier handelt, das wir nicht verlieren wollen, wenn es sich irgendwie machen lässt. Du müsstest dich zusätzlich zu deinen normalen Aufgaben um den Kleinen kümmern, kannst abends nicht ausgehen und müsstest ihn mit nach Hause nehmen.“

„Tantchen! Seit wann gehe ich denn abends aus?“, lachte Sascha.

„Na ja, ich dachte ja bloß. Immerhin bist du volljährig.“

„Du weißt doch, dass ich am liebsten in meinem Zimmer bin. Disko interessiert mich einfach nicht. Und Alkohol schon gar nicht. Ich würde mich gerne um das Kleine kümmern. Wann soll ich anfangen?“

„Sofort natürlich. Der Welpe ist im Moment in der Obhut von Harald. Er wird dir alles erklären und dir zeigen, was du wissen musst, um das Tier durchzubringen. Geh‘ direkt zu ihm. Du bist von deinen restlichen Pflichten für heute entbunden. Lerne den Welpen kennen und lasse dir alles erklären. Harald wird dir auch eine Transportbox mitgeben, die du auf deinem Fahrradanhänger befestigen kannst. Ich werde in der Zwischenzeit mal deine Eltern informieren, bevor sie der Schlag trifft, wenn du plötzlich mit einem wilden Tier in der Tür stehst.“

„Ach, das halten meine Eltern schon aus. Dad kann sowieso nix aus der Ruhe bringen und Mutti macht daraus vermutlich gleich den Stoff für ein neues Buch: Ein Leben mit wilden Tieren.“

Melanie lachte. „Da könntest du allerdings Recht haben. Dennoch ist es mir lieber, wenn ich sie auf den Neuankömmling vorbereite. – Ach, Sascha?“

„Ja?“

„Wenn es irgendwelche Probleme gibt oder es dir zu viel wird, sag‘ bitte Bescheid. Wir werden dann schon eine andere Lösung finden.“

„Keine Sorge, Mel. Ich schaff‘ das schon. Mach’ dir keine Gedanken. Ich freue mich auf die Aufgabe.“

„Na gut, Kleines. Dann lauf’ los und mache dich mit deinem Pflegekind bekannt. Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Der kleine Kerl braucht noch einen Namen. Du kannst dir etwas Passendes aussuchen, wenn du dich schon um ihn kümmerst.“

„Danke, Melanie.“ Sascha schloss die Bürotür hinter sich und machte einen Luftsprung. Ihr erstes Pflegekind! Darauf wartete sie schon seit über zwei Jahren. Gut gelaunt lief sie zu Harald, der in einem der Gehege beschäftigt war und ließ sich von ihm alles Notwendige zeigen und erklären. Sie machte sich Notizen auf ihrem Smartphone, schrieb sich die Dosierungen der Ersatznahrung auf und packte schließlich mit dem Pfleger zusammen alles Notwendige für die Nacht ein, damit sie ihr Pflegekind versorgen konnte. Schließlich öffnete er eine der Käfigtüren, in der eine Pappschachtel stand. Vorsichtig hob er einen kleinen, schwarzen Welpen heraus, den er Sascha in die Arme drückte. „Das ist unser Sorgenkind. Das Würmchen ist gerade mal zwei Tage alt. Wenn du genau hinsiehst, kannst du die silbernen Schattierungen im Fell erkennen, obwohl er im Gegensatz zu seinen Geschwistern wirklich sehr dunkel ist. Vielleicht wird sich das mit der Zeit rauswachsen, vielleicht bleibt er auch fast schwarz. Das wissen wir erst, wenn er älter ist. Am Anfang wird er sich nicht viel bewegen, aber wenn er die Augen aufmacht, musst du aufpassen. Die Kleinen sind verdammt flink, wenn sie etwas interessiert, und er wird alles erkunden wollen. Also sei auf der Hut und lass‘ ihn dann niemals unbeaufsichtigt im Zimmer. Man weiß nie, was er anstellen wird. Besser, du lässt ihn in der Box, wenn du zum Essen gehst oder so.“

„Ich werde aufpassen, Harald. Vielen Dank für die Warnung.“

Eine halbe Stunde später machte sich Sascha auf den Heimweg durch den Nachmittagsverkehr. Der Welpe lag in einer Transportbox, die sie und Harald mit Stroh und einem Handtuch ausgepolstert hatten, damit der kleine Kerl nicht fror. Die Box selber hatte sie mit einem Spanngurt sicher auf ihrem kleinen Anhänger verstaut, auf dem sie normalerweise ihren Rucksack oder Einkäufe transportierte. Die Tasche hatte sie heute auf ihrem Rücken, als sie aufmerksam durch den Verkehr rollte. Sie war froh, als sie die Straße wieder verlassen und auf einen geteerten Feldweg abbiegen konnte. Erst an der geschlossenen Schranke der S-Bahn, die mitten durch die Felder führte, hielt sie an und wartete geduldig, bis die Strecke wieder freigegeben wurde. Neben ihr wartete eine Frau mit einem Terrier, der ein auffälliges Interesse an ihrem Anhänger zu haben schien und neugierig schnüffelte, bevor er leise anfing zu knurren. Die Frau hatte ihre liebe Mühe, ihren Hund unter Kontrolle zu halten und schließlich wandte sie sich an das junge Mädchen: „Darf ich Sie mal fragen, was Sie in der Kiste haben?“

„Ach, nichts Besonderes“, antwortete Sascha lächelnd. „Nur einen Fuchs.“ Damit schwang sie sich wieder auf ihr Fahrrad und trat in die Pedale, da sich die Schranken gerade geöffnet hatten. Die leicht geschockte Frau und ihren knurrenden Hund ließ sie einfach stehen.

Zehn Minuten später fuhr sie die Einfahrt zu dem Haus hoch, in dem sie mit ihren Eltern wohnte. Eigentlich war es ja ein bisschen groß für drei Personen, aber Sascha fühlte sich hier wohl. Hier konnte sie sich in ihr eigenes Reich zurückziehen, das sich im oberen Stockwerk befand, ohne dass ihr ständig jemand auf die Nerven ging. Selbst wenn ihre Eltern einen Empfang gaben, bekam sie in der Regel nur wenig davon mit. Diese fanden sowieso in der Halle im Erdgeschoss statt, wo sich auch die Küche, die Waschküche und ein Wohnzimmer befanden.

Das Schlafzimmer sowie die beiden Büros ihrer Eltern befanden sich im ersten Stock, während Sascha den zweiten Stock für sich selber belegt hatte. Dort konnte sie sich voll entfalten. Das kleinere Zimmer hatte sie als Schlafzimmer eingerichtet. Hier verbrachte sie tatsächlich nur die Nächte. Hauptsächlich lebte sie in dem zweiten, größeren Zimmer, das sowohl Arbeitszimmer als auch Wohnzimmer war. Hier konnte sie nach Herzenslust fernsehen, am PC arbeiten oder spielen oder sich einfach auf die gemütliche Couch legen und in einem Buch lesen. Hier schrieb sie auch hin und wieder an ihrem eigenen Buch, in dem es um Wölfe ging, jedoch nicht um ganz normale Wölfe, wie die im Tierpark, sondern um Fabelwesen wie Werwölfe.

Diese Leidenschaft hatte sie wohl von ihrer Mutter geerbt, auch wenn sie sich keine Illusionen darüber machte, jemals so bekannt wie ihre 45-jährige Mutter zu werden. Diese schrieb bereits seit vielen Jahren und hatte damit auch einschlagenden Erfolg. Carola King saß meist in ihrem Arbeitszimmer am Computer und klapperte auf den Tasten herum. Entweder recherchierte sie im Internet über irgendwelche Begebenheiten, Verhaltensweisen oder Orte, die sie für eines ihrer Bücher benötigte, oder sie schrieb an einer ihrer Geschichten, die entweder von Phantasiewesen oder auch Ereignissen handelten, die tatsächlich so hätten stattfinden können. Ihre Mutter war da nicht festgelegt. Egal, was ihr gerade in den Sinn kam, sie schrieb es auf und machte daraus meist eine spannende Geschichte, die ihre Leser in ihren Bann zog.

Während Carola King viel Zeit in ihrer Phantasiewelt verbrachte, stand ihr Mann Brian mit beiden Beinen fest auf der Erde. Nachdem er es in der US-Army bis zum First Sergeant gebracht und mehrere Einsätze in Krisengebieten absolviert hatte, kehrte er schließlich der Armee den Rücken und saß nun im Vorstand eines großen Konzerns. Man konnte sagen, dass er mit seinen achtundvierzig Jahren alles erreicht hatte, was er sich wünschen konnte: er hatte eine Frau, die erfolgreich war und ihn über alles liebte, ein gutes Einkommen und ein großes Haus. Sein einziger Wehmutstropfen war seine Tochter Alexandra, die jedoch von allen immer nur Sascha genannt wurde.

Sascha war zwar nicht wirklich eine Enttäuschung für ihn, doch hatte er sich eigentlich ein bisschen mehr für ihr Leben erhofft, als den Dreck von Tieren wegzuräumen, wie er es abwertend nannte. Seine Tochter war eigentlich ein intelligentes und sehr hübsches Mädchen, das ohne weiteres hätte Abitur machen können. Doch ihre Probleme mit Menschen, von denen Brian anfangs dachte, dass sie sich schon irgendwann legen würden, hatten ihr die Schulzeit zur Hölle gemacht. Irgendwann hatte sie richtiggehend Angst vor den Lehrern gehabt und dies wirkte sich natürlich auch auf ihre Noten aus. Brian und Carola waren aus allen Wolken gefallen, als ihre Tochter ihnen eines Tages mitteilte, dass sie nach der neunten abgehen und eine Ausbildung bei ihrer Tante Melanie zur Tierpflegerin machen wollte. Doch schließlich hatten die Eltern eingesehen, dass es vielleicht das Beste war, denn Sascha schien in diesem Job richtig aufzublühen und war nun viel, fröhlicher als früher geworden. Deshalb hatten sie es nach fast drei Jahren akzeptiert und waren auch stolz auf die Leistungen des Mädchens. Sie verdienten beide genug, um ihre Tochter nach wie vor zu unterstützen und Platz genug hatten sie obendrein. Außerdem hatten sie bereits vor Jahren eingesehen, dass sie gegen den Dickkopf des Mädchens kaum eine Chance hatten.

Besagten Dickkopf hatte das Mädchen bereits seit der Schwangerschaft ihrer Mutter gezeigt. Alles fing damit an, dass Sascha scheinbar unbedingt zu früh auf die Welt kommen wollte – und das ausgerechnet am Heiligen Abend. Das war mal eine besondere Weihnachtsüberraschung gewesen, denn eigentlich hätte das kleine Mädchen erst zwei Monate später kommen sollen. Es folgten einige Wochen des Bangens, doch Sascha war von Anfang an eine kleine Kämpferin gewesen und überraschte alle mit ihren rasanten Fortschritten. Auch ihre Mutter erholte sich langsam wieder von der überstürzten Geburt, bei der einiges schief gelaufen war und die diese aufgrund von starken Blutungen selbst fast nicht überlebt hätte. Eigentlich hatte sich Carola immer mehrere Kinder gewünscht, doch nach der Entbindung teilten ihr die Ärzte mit, dass sie keine Kinder mehr bekommen könnte. Damals fing sie an, sich in ihre Phantasiewelten zu flüchten und Bücher zu schreiben. Und sie steckte all ihre Liebe in die kleine Tochter, während ihr Mann oft monatelang im Ausland verbringen musste und in dieser Zeit nur telefonischen Kontakt halten konnte, um am Leben seiner Familie teilzunehmen.

Im Alter von zweieinhalb Jahren zog die Familie dann in die USA und verbrachte einige Jahre in Florida. Dort kam Sascha mit drei Jahren in die Vorschule und hatte bald Freunde gefunden. In ihre Klasse ging auch ein Mädchen, das ebenfalls eine deutsche Mutter und einen amerikanischen Vater hatte. Letitia wurde bald ihre beste Freundin, mit der Sascha fast jede freie Minute verbrachte. Entweder spielten sie bei ihnen im Garten oder Sascha verbrachte den Nachmittag im Haus von deren Eltern. Zusammen machten sie Ausflüge und feierten Geburtstage. Damals war alles in Ordnung gewesen und Sascha hatte großen Spaß am Lernen gehabt.

Doch irgendwann wurde Letitia‘s Vater in einen anderen Bundesstaat versetzt und kurz darauf gingen auch Saschas Eltern zurück nach Deutschland. Dadurch verloren sich die beiden Mädchen irgendwann aus den Augen, sahen sich nur hin und wieder einmal, wenn Letitia mit ihren Eltern Deutschland besuchte. Doch Sascha merkte bald, dass ihre Interessen im Laufe der Jahre auseinander gingen. Während ihre Freundin sich für Mode und Schminktipps interessierte, hatte Sascha nur Tiere und Bücher im Kopf und irgendwann schlief der Kontakt dann ganz ein. Doch Sascha dachte gerne an ihre beste Freundin aus den USA zurück.

In Deutschland hatte sie versucht, wieder Anschluss zu finden, doch irgendwie geriet sie immer an die falschen Mädchen. In der Grundschule freundete sie sich mit Helena an, die anfangs sehr nett zu ihr war, bis Sascha herausfand, dass diese sie hinter ihrem Rücken als dreckige Ausländerin beschimpfte und ihr heimlich Bücher und Stifte gestohlen hatte, die Sascha etwas bedeuteten.

Später lernte sie dann ein Nachbarskind kennen, das ein Jahr älter war, als sie selber. Auch mit Monika verstand sie sich anfangs gut und dachte, in ihr wieder eine richtige Freundin gefunden zu haben. Doch Monika veränderte sich vollkommen, als sie auf die gleiche Schule wie Sascha kam. Plötzlich verleugnete sie die Freundin, tat so, als wenn sie sie nicht kannte und fing schließlich an, Sascha zu moppen. Das endete irgendwann sogar fast in einer Schlägerei und Sascha zog ihre Konsequenzen daraus.

Nach dieser weiteren Enttäuschung beschloss das Mädchen, niemanden mehr an sich heran zu lassen. Sie blieb in der Schule auf Distanz, kapselte sich von den anderen Schülern ab und blieb am liebsten für sich alleine. Ihre Klassenkameraden akzeptierten das und ließen sie in Ruhe. Doch dieses Zurückziehen machte sie auch angreifbar. Vor allem ihre Klassenlehrerin sowie ihre Französisch-Lehrerin machten ihr das Leben zur Hölle und daher war es nicht weiter verwunderlich, als sie es nicht mehr aushielt und die Schule verließ. Anfangs wollte ihr Vater sie auf eine andere Schule oder wenigstens in eine andere Klasse stecken, doch Sascha sperrte sich mit Händen und Füßen und kam schließlich bei ihrer Tante im Wild-Life-Park unter.

Sie arbeitete immer noch am liebsten für sich alleine, hatte aber auch keine Probleme damit, den Anweisungen der Angestellten zu folgen, stellte viele Fragen über ihre Schützlinge und schien ihr Wissen täglich zu erweitern. Hin und wieder wurde ihr Eifer natürlich ein wenig ausgenutzt, da sie sich nie beschwerte, vor allem nicht, wenn es um eine Arbeit ging, die sie alleine machen konnte und die andere Auszubildende nicht so gerne taten.

Aber es kam auch immer mal wieder vor, dass die anderen jungen Menschen versuchten, sie zum Ausgehen zu überreden, doch Sascha lehnte immer ab. Sie hatte eine Mauer um sich herum aufgebaut, die alle Menschen von ihr fernhalten sollte. Nur wenige durften ihren privaten Bereich betreten, den Rest ließ sie vor dieser Mauer stehen. Manche dachten, dass sie einfach eine eingebildete Zicke wäre und ließen sie schließlich in Ruhe, was dem Mädchen nur Recht sein konnte.

ECLIPSE

Nachdem Sascha ihr Fahrrad in den Schuppen gebracht und die Transportkiste vom Anhänger geholt hatte, machte sie sich auf den Weg ins Haus. Das Fahrzeug ihres Vaters war nirgends zu entdecken, vermutlich war er noch im Büro. Nur der Wagen ihrer Mutter parkte wie immer vor der Haustür, die Sascha nun aufschloss, bevor sie das Haus betrat. „Mutti? Ich bin wieder da!“, rief sie durch das Treppenhaus.

„Einen Moment, bitte. Nur noch der Absatz“, kam es von oben zurück und Sascha lächelte. Vermutlich war sie gerade wieder an einer spannenden Stelle ihres neuen Buches angekommen. Da fiel es ihr immer schwer, mitten im Satz einfach aufzuhören. Das Mädchen war daran gewöhnt und machte sich nichts daraus.

„Hallo Schatz. Wie war dein Tag“, begrüßte die Mutter sie wenig später, als sie bereits ihre Jacke und Schuhe ausgezogen hatte.

„Gut, danke. Hat Melanie schon angerufen?“

„Ja, sie hat mich schon vorgewarnt, dass wir ab heute eine Auffangstation für verwaiste Tierbabys sind“, grinste ihre Mutter, doch ihre Augen blickten neugierig auf die Transportbox. „Darf ich unseren neuen Mitbewohner mal sehen?“

„Später, Mutti. Der Kleine schläft gerade. Aber ich muss ihn eh bald füttern. Wenn du magst, kannst du dann dazukommen. Vielleicht bringt dich das auf neue Ideen für dein nächstes Buch.“ Sascha grinste ihre Mutter frech an und erhielt prompt einen Klapps auf den Po.

„Sei nicht immer so frech, junge Dame. Na gut, dann bring’ den Kleinen mal in dein Zimmer. Ich geh‘ noch einen Moment an den Computer. Rufst du mich, wenn es soweit ist?“

„Klar, mach’ ich. Sag‘ mal, haben wir eigentlich noch irgendetwas, das ich als Laufstall oder Ähnliches für ihn benutzen kann?“

„Ich bin mir nicht sicher. Du weißt doch, dass ich es vermeide, in den Keller zu gehen. Frag‘ am besten deinen Vater, wenn er nach Hause kommt. Der weiß da besser Bescheid und falls wir nichts mehr haben, hilft er dir bestimmt, etwas zusammen zu bauen.“

„Gute Idee. Danke Mutti.“

„Nichts zu danken. Bis später.“

Sascha trug die Transportbox und ihre Tasche in den zweiten Stock und stellte die Kiste vorsichtig auf den Boden. Ein Blick in die Kiste zeigte ihr, dass der Welpe noch schlief, was ihr Zeit gab, sich erst einmal umzuziehen. Ihre Eltern schätzten es nicht, wenn sie in ihrer Arbeitskleidung bei Tisch erschien. Sie löste auch die beiden geflochtenen Zöpfe auf, die sie bei der Arbeit trug, und kämmte das lange, hellbraune Haar ordentlich durch, sodass es ihr anschließend locker über den Rücken fiel. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel, als sie ein Geräusch aus der Kiste vernahm.

„Da scheint ja jemand wach zu werden“, lächelte sie und legte die Bürste beiseite. Aus dem Rucksack holte sie Milchpulver und Fläschchen und lief wieder nach unten in die Küche, um die Mahlzeit für ihr Pflegekind vorzubereiten. Auf dem Weg gab sie noch schnell ihrer Mutter Bescheid, die sie auf dem Rückweg bereits erwartete.

„Jetzt bin ich aber neugierig“, stellte ihre Mutter fest. „Ich habe noch nie einen Fuchswelpen gesehen.“

Sascha grinste. „Na, dann werden wir das mal ändern.“ Sie stellte das Fläschchen auf ihren Couchtisch und hob vorsichtig das kleine Fellknäuel aus der Kiste.

„Oh Gott, ist der klein“, rief ihre Mutter überrascht.

„Was erwartest du, Mutti? Er ist ja auch gerade erst auf die Welt gekommen. Füchse wiegen nur so um die hundert Gramm bei der Geburt. Aber wenn alles glatt läuft, wird er in den nächsten zwei Wochen sein Gewicht mehr als verdreifachen.“ Sascha nahm den Welpen sanft in den Arm und gab ihm das Fläschchen, mit dem er noch nicht so richtig etwas anfangen konnte. Er schleckte nur ein wenig am Nuckel herum und es dauerte eine Weile, bis er sich schließlich erinnerte, wie er bei der letzten Fütterung mehr als immer nur ein paar Tropfen bekommen hatte.

Schließlich hatte er seine Portion geschafft und schlief in Saschas Armen ein, die ihn daraufhin zurück in sein warmes Nest legte. Noch immer saß ihre Mutter fasziniert daneben und betrachtete den Winzling. „Sag‘ mal, warum heißt er eigentlich Silberfuchs? Er ist doch schwarz.“

„Die meisten Füchse sind bei der Geburt dunkel. Aber wenn du genau hinsiehst, kannst du schon jetzt ein bisschen Silber im Fell erkennen. Schau‘, hier zum Beispiel.“

„Du hast Recht. Es sieht fast wie ein Glitzern oder Leuchten aus. Weiß du, woran mich das erinnert?“

„Nee“, gab Sascha zurück.

„An den Schimmer bei der Sonnenfinsternis vor ein paar Jahren.“

„Du hast eindeutig zu viel Fantasie, Mutti“, stellte das Mädchen fest. „Aber du bringst mich da gerade auf eine Idee. Der Kleine braucht nämlich noch einen Namen.“

„Du willst den armen Kerl jetzt aber nicht Sonnenfinsternis nennen?“, fragte ihre Mutter entsetzt, woraufhin ihre Tochter losprustete.

„Nein, bestimmt nicht. Aber was hältst du von Eclipse? Das würde doch passen.“

Die Frau betrachtete den schlafenden Welpen einen Moment. „Ja – doch. Das klingt ganz gut“, gab sie schließlich zu.

Jetzt hatte Saschas Pflegetier also einen Namen und je mehr das Mädchen darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Idee. Sorgfältig schloss sie den Käfig und stand auf. „So, Mutti. Die Vorstellung ist zu Ende. Soll ich dir beim Kochen helfen?“

„Nee, lass‘ mal, Schatz. Kümmere dich erst einmal um deinen Eclipse.“ Sie stand nun ebenfalls auf und verschwand durch die Zimmertür, während sich Sascha an den Schreibtisch setzte und den PC hochfuhr. Sie wollte noch ein bisschen was über Füchse nachlesen, um möglichst nichts falsch zu machen.

Eine viertel Stunde später klopfte es an die Tür und kurz darauf betrat ihr Vater das Zimmer. Brian King war etwa 1,80m groß und trotz seiner fast fünfzig Jahre immer noch sehr sportlich. Regelmäßig ging er Joggen oder Schwimmen, manchmal auch ins Kraftstudio und Sascha wusste, dass seine Armmuskeln es mit jedem aufnehmen konnten. „Hey, pretty Lady (Hallo, hübsche Dame)“, begrüßte er sie lächelnd und fuhr dann in Deutsch, doch noch immer mit einem unverwechselbaren, amerikanischen Akzent fort, den Sascha so an ihm liebte: „Ich habe gehört, dass hier ein Mann gebraucht wird.“

Sascha sprang auf und gab ihm einen Begrüßungskuss. „Hi, Dad. Ja, ich brauche deine Hilfe. Haben wir noch irgendetwas, dass ich als Laufstall für Eclipse benutzen kann?“

„Eclipse?“, fragte ihr Vater verständnislos.

„Entschuldige. – Darf ich vorstellen? Das ist Eclipse. Er wird vorrübergehend bei mir wohnen.“ Sie öffnete die Kiste und deutete auf die kleine, schwarze Nase, die zwischen Stroh und Handtuch hervorlugte.

„Mhm“, machte ihr Vater nachdenklich. „Ich bin mir nicht sicher. Weißt du was? Ich ziehe mir schnell etwas Bequemeres an und dann sehen wir mal nach. Einverstanden?“

Sascha nickte. „Ich komme gleich nach.“

Doch bevor die beiden in den Keller gehen konnten, wurden sie von Mutter Carola aufgehalten, die gerade das Essen fertig hatte. Also mussten sie ihr Vorhaben erst einmal auf später verschieben.

„Schau‘ mal, wir haben noch das alte Laufgatter von Missy.“

„Von unserem Hasen? Ich dachte, das wäre schon längst entsorgt worden“, antwortete Sascha erstaunt, als sie sich eine halbe Stunde später durch den Kellerraum wühlten.

„Scheinbar nicht. Würde das denn gehen?“

„Ich denke, das ist fast perfekt. Ich bräuchte nur eine Plane oder so für den Boden.“

„Wie wäre es mit einem Rest PVC?“

„Genial. Den kann ich sogar abwischen. Ist der Rest groß genug für das Laufgatter?“

„Das müsste reichen, ja.“

„Super, Dad. Vielen Dank. Hilfst du mir, das nach oben zu tragen?“

„Sure, honey (Sicher, Schatz)“, antwortete ihr Vater. Mit Leichtigkeit hob er das Gitter und den Fußboden hoch und trug beides die Treppe hinauf, während Sascha die Türen schloss. Zusammen bauten sie das vorläufige Zuhause für Eclipse auf und stellten die Transportkiste hinein.

Es klopfte und die Mutter betrat das Zimmer. „Brauchst du noch ein paar alte Handtücher oder Bettwäsche? Die wollte ich eigentlich im Tierheim abgeben, aber das kann ich auch später noch machen.“

„Danke, Mutti. Keine schlechte Idee. Legst du sie mir bitte auf den Schreibtisch?“

Sascha ging in den nächsten Wochen vollständig in ihrer neuen Aufgabe auf. Am Schlimmsten waren die ersten beiden Nächte. Immer, wenn sie gerade richtig eingeschlafen war, klingelte ihr Wecker wieder und sie musste aufstehen, um Eclipse zu füttern. Aber es machte ihr auch unheimlich Spaß, sich um den kleinen Fuchs zu kümmern, und bald gewöhnte sie sich an den Rhythmus.

Die Tage verbrachte der kleine Fuchs im Innengehege des Fuchs-Territoriums in seiner Kiste und Sascha kam regelmäßig vorbei, um ihn neben ihren sonstigen Aufgaben zu füttern und zu versorgen. Zweimal die Woche brachte sie ihn zur Kontrolle zu Dr. Rosenheim, der jedoch mit dessen Entwicklung sehr zufrieden war. Inzwischen wog Eclipse gut dreihundert Gramm und nahm stetig zu. Sascha versorgte den kleinen Fuchs seit fast zwei Wochen, doch bisher hatte das Tier seine Kiste noch nicht verlassen und die Augen waren noch immer verschlossen. Doch er erkannte inzwischen seine Pflegerin an Stimme und Geruch und hob erwartungsvoll den Kopf, wenn diese sich ihm näherte. Auch Sascha hatte das Tier inzwischen ins Herz geschlossen und wusste genau, dass es ihr schwer fallen würde, wenn sie ihn wieder abgeben musste. Aber das hatte glücklicherweise ja noch Zeit.

Erschöpft ließ sich das Mädchen auf ihre Couch fallen, nachdem sie die Transportkiste in den zweiten Stock geschleppt und im Laufstall abgestellt hatte. Für ein paar Minuten schloss sie die Augen und wäre beinahe eingenickt, als sie ein Geräusch aus der Kiste vernahm. Sofort war sie wieder hellwach und kniete sich davor. Zwei kleine, dunkle Äugelein blinzelten ihr unsicher entgegen. „Na, was haben wir denn da?“, fragte Sascha lächelnd. „Willkommen in der Welt der wundersamen Dinge.“ Vorsichtig näherte sich ihre Hand dem kleinen Fuchs, damit er sich vor ihrer Größe nicht gleich erschreckte. Sie ließ ihn schnuppern, bevor sie ihn aus seiner Kiste hob und auf den Boden setzte. Neugierig blickte sich das Tier um und machte mutig einen Schritt vorwärts, fiel aber sofort wieder um auf dem glatten PVC-Boden. „Ich glaube, das müssen wir wohl noch etwas üben, mein Freund.“

Und das taten sie auch. Von nun an holte Sascha Eclipse regelmäßig aus seiner Box und setzte ihn in den Auslauf. Anfangs blieb er meist in einer Ecke sitzen, doch nach einer Weile fing er an, sein Gehege zu erkunden und schließlich steckte er von sich aus die Nase aus seinem Bau, wenn Sascha ihn rief.

Im Alter von vier Wochen bekam er neben der Flasche die erste feste Nahrung, mit der er anfangs jedoch mehr spielte als sie zu verspeisen. Das legte sich jedoch bald, nachdem er erst einmal auf den Geschmack gekommen war. Da Eclipse eine Handaufzucht war, sollte er auch lernen, an einer Leine zu laufen, damit man später mit ihm Aufklärungsunterricht für die Tierparkbesucher durchführen könnte. Deshalb fuhr Sascha eines Nachmittags mit ihrer Mutter in den großen Tierladen nach Hattersheim, den sie aufgrund der Entfernung mit dem Fahrrad nicht erreichen konnte.

Während Carola King ein paar Dinge für Saschas Aquarium zusammensuchte, ging das Mädchen in die Hundeabteilung und blickte sich ein wenig unschlüssig bei der großen Auswahl an Halsbändern um.

„Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“, fragte eine Verkäuferin freundlich.

Sascha wirbelte herum und starrte die Frau an. Wie immer bekam sie keinen vernünftigen Satz heraus und fing an zu stottern: „Nein… danke… ich meine… ja, vielleicht.“ Das Mädchen lief rot an und atmete tief durch.

Die Verkäuferin bemerkte ihre Unsicherheit und fragte freundlich: „Was genau suchen Sie denn?“

„Ein Halsband“, presste Sascha hervor.

„Okay. Für einen Welpen oder ein ausgewachsenes Tier?“

„Ein Welpe. Vier Wochen alt.“

„Und welche Rasse?“

„Silberfuchs.“

Die Verkäuferin sah sie ein wenig irritiert an. „Entschuldigen Sie, aber von dieser Hunderasse habe ich noch nie gehört. Wie groß ist der Hund denn?“

„Eclipse ist kein Hund. Er ist ein Silberfuchs, eine Form des Rotfuchses, wie er im Wald vorkommt.“

„Ein richtiger, echter Fuchs?“ Der Frau klappte der Mund herunter.

In diesem Moment kam Saschas Mutter zurück und klärte die Frau auf: „Meine Tochter arbeitet im Zoo. Der Fuchs ist eine Handaufzucht. Seine Mutter hat ihn verstoßen.“

„Ach so“, meinte die Verkäuferin. „Dann würde ich zu einem Geschirr raten, das Sie verstellen können. Damit können Sie ihn besser halten und es ist verstellbar, sodass es mitwächst, wenn er größer wird.“ Zusammen mit der Verkäuferin suchten sie ein passendes Geschirr heraus und bedankten sich für die Hilfe.

„Denk‘ daran, dir eine separate Quittung geben zu lassen, damit du das Geld von Mel zurückbekommst.“

„Mutti! Ich bin doch nicht blöd.“

„Nein, natürlich nicht. Entschuldige bitte.“

Von nun an ging Sascha mit Eclipse spazieren. Er gewöhnte sich schnell an das Geschirr und genoss es, mit Sascha durch den Garten zu streunen. Es wurde langsam wärmer und der Fuchs fand es unheimlich spannend, hinter Vögeln und Schmetterlingen herzujagen, die es wagten, in seine Nähe zu kommen. Eclipse wuchs stetig und mit ihm auch sein Verlangen nach fester Nahrung. Inzwischen war der Welpe seit fast zehn Wochen in der Obhut von Sascha und Harald teilte ihr mit, dass es Zeit wurde, das Tier an die Geschwister zu gewöhnen, denn sobald er entwöhnt sein würde – was in den nächsten Wochen geschehen sollte – würde er wieder in die Gruppe integriert werden, falls die restlichen Tiere dies zuließen. Eclipse hatte noch zwei Geschwister, die später in einen anderen Zoo umziehen würden. Eclipse selber sollte zu Aufklärungszwecken im Wild-Life-Park bleiben und vielleicht sogar irgendwann ein eigenes Weibchen bekommen. Sascha war darüber sehr froh. Es war immer schwer, sich von Tieren trennen zu müssen und ihre Bindung zu dem jungen Fuchs war inzwischen so stark, dass es vermutlich für sie sehr schmerzhaft werden würde, wenn sie ihn nicht mehr sehen dürfte.

Um Eclipse an seine Artgenossen zu gewöhnen, bekam er nun regelmäßig Besuch von einem der beiden anderen Welpen, während er sich tagsüber im Innengehege aufhielt. Später durften auch die erwachsenen Tiere hereinkommen und sich langsam an das neue Tier gewöhnen. Etwa zur gleichen Zeit bereitete sich seine Ersatz-Mama auf ihre Abschlussprüfung vor. Nach wie vor nahm sie Eclipse abends mit nach Hause, aber auch das würde bald aufhören. Der kleine Fuchs würde sie bald nicht mehr brauchen und sein eigenes Leben führen, doch für Sascha würde er immer etwas ganz Besonderes sein.

Die schriftliche Prüfung bereitete dem Mädchen keinerlei Probleme. Sie war inzwischen so mit ihrer Arbeit verwachsen, dass sie nicht wirklich darüber nachdenken musste und ihr die Antworten leicht von der Hand gingen. Doch bei der Anwesenheit der Prüfer, die sie im praktischen Teil testen sollten, vergaß sie beinahe alles, was sie gelernt hatte, fing an zu stottern und war unheimlich nervös. Wenigstens konnte sie beim Umgang mit den Tieren und dem vertrauten Verhältnis zu Eclipse und auch dem Wolfsrudel punkten. Aber ob das letztendlich reichen würde, wusste sie nicht. Entsprechend niedergeschlagen zog sie sich in ihre Arbeit zurück und war noch verschlossener als sonst.

Ein paar Tage später rief Melanie das Mädchen zu sich ins Büro. „Was ist eigentlich los mit dir, Sascha? Du wirkst so traurig in den letzten Tagen. Geht dir der Abschied von Eclipse so nahe?“

Sascha hob den Kopf und blickte ihre Tante einen Moment nachdenklich an. Ihr kleiner Pflege-Fuchs war heute Morgen in das Rudel integriert worden und würde die erste Nacht nicht bei ihr zu Hause verbringen. Natürlich war das Mädchen deshalb traurig, aber sie wusste von Anfang an, dass Eclipse kein Haustier war und früher oder später zu seiner Familie zurückkehren würde. Sie hatte sich damit abgefunden und würde ihn regelmäßig besuchen. „Nein, Mel. Das ist es nicht. Der Kleine gehört nicht in ein Haus und muss draußen umherstreifen können. Eclipse wird sich bald an sein neues Zuhause gewöhnen.“

„Und was ist es dann? Hast du vielleicht Liebeskummer?“

Saschas Blick sprühte Funken, die ihre Tante zusammenzucken ließen. „Entschuldige bitte. Ich wollte nicht…“, fing sie an, doch das Mädchen unterbrach sie: „Tante Melanie?“

„Ja, Kleines?“

„Was wird eigentlich, wenn ich durch die Prüfung gefallen bin? Darf ich dann trotzdem noch für dich arbeiten?“

„Aha“, machte die Frau und erhob sich von ihrem Stuhl, um zu einem Aktenschrank zu gehen. „Da liegt also der Hase begraben. Du hast Angst, dass du die Prüfung vergeigt hast, richtig?“ Sascha nickte zögernd. „Und wie kommst du darauf?“

Erneut ein strafender Blick. „Das weißt du doch ganz genau! Du warst doch dabei! Ich kann einfach nicht mit Fremden.“

„Du meinst den praktischen Teil? Da kann ich dich beruhigen. Ja, du warst fahrig und die Prüfer haben auch gemerkt, wie nervös du warst. Aber du hast weder grobe Fehler gemacht, noch irgendein Tier falsch behandelt. Deine Beziehung zu und deine Wirkung auf die Tiere, sowie die Liebe, die du jedem einzelnen entgegen bringst, waren deutlich zu spüren und das haben auch die Prüfer gemerkt. Du hättest vom Können zwar besser abschneiden müssen, aber da kräht später kein Hahn mehr danach. Sascha, du hast die Prüfung bestanden. – Hier, lies!“

Saschas Gesicht hellte sich wieder auf, als ihr die Tante ein Schriftstück in die Hand drückte. „So gefällst du mir schon besser. Herzlichen Glückwunsch. Du bist ab sofort ein offizielles Mitglied unserer Crew.“

„Danke, Melanie“, brachte Sascha erleichtert hervor.

„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn du erstmal noch als Springer arbeitest. Nach deinem Urlaub werden wir eine feste Aufgabe für dich finden.“

„Nach meinem Urlaub? Wann habe ich denn Urlaub eingereicht?“ Das Mädchen legte das Schriftstück zurück auf den Schreibtisch und blickte die Chefin verwirrt an, die anfing zu grinsen.

„Gar nicht. Das haben deine Eltern und ich schon getan, da du dich ja sonst nie richtig erholst. Brian und Carola haben eine Überraschung für dich. Aber das sollen sie dir selber sagen. Von mir weißt du nichts!“ Verschwörerisch legte sie den Zeigefinger auf die Lippen. „Verrate ihnen bitte nicht, dass ich mich verplappert habe.“

„Keine Angst, ich halte dicht. Aber neugierig bin ich jetzt schon.“

„Es wird dir gefallen, glaub‘ mir. Am liebsten würde ich mitkommen, aber ich bin leider unabkömmlich. Du musst mir versprechen, ganz viele Bilder zu machen und mir alles zu erzählen.“

„Darauf kannst du dich verlassen. Aber jetzt mache ich mich erst einmal zurück zur Arbeit. Danke, dass du mich gerufen hast, Mel.“

„Gern geschehen. Ich hoffe, dir geht es jetzt besser.“

„Ganz bestimmt.“ Gut gelaunt machte sich das Mädchen an ihre Arbeit. Erst als sie sich am Abend von Eclipse verabschiedete und ihr der kleine Fuchs traurig nachblickte, wurde auch sie wieder ein wenig betrübt.

Zu Hause angekommen blickte sie sich unschlüssig im Zimmer um. Irgendwie wirkte es leer ohne den kleinen Wirbelwind. Seufzend machte sie sich daran, seinen Auslauf auseinanderzunehmen und die Teile in den Keller zu bringen. Anschließend legte sie sich auf ihre Couch und starrte gedankenverloren auf ihr Aquarium, in dem sich verschiedene Fische befanden, die stetig hin und her schwammen. Sie liebte es, ihnen zuzusehen – es hatte etwas Beruhigendes an sich.

Irgendwann wurde sie durch ein Klopfen aus ihren Gedanken gerissen. „Alles in Ordnung bei dir, Schatz?“, fragte ihre Mutter besorgt.

„Ja, klar. Ich habe nur nachgedacht.“

„Über Eclipse?“

„Auch, ja. Er ist heute Nacht das erste Mal ganz alleine.“

Ihre Mutter grinste. „Na ja, alleine würde ich das nicht nennen. Er hat doch seine Artgenossen.“

„Ja, schon“, gab das Mädchen zu, „aber ich bin doch so etwas wie seine Mami.“

Carola nahm ihre Tochter in den Arm. „Ich weiß, aber glaub‘ mir, für dich ist es bestimmt schwerer, ihn gehen zu lassen, als für ihn, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Das ist nun mal so, wenn die Kinder flügge werden. Deshalb bin ich ja auch so froh, dass du noch bei uns wohnst.“ Sie grinste Sascha an. „So, und jetzt wird nicht Trübsal geblasen! Komm’ lieber runter zum Abendessen. Daddy ist auch schon da. Außerdem ist da ein Brief für dich gekommen. Ich glaube, es geht um deine Prüfung.“

„Danke, Mutti. Ich weiß schon, was drinsteht. Mel hat es mir heute gesagt.“

Ihre Mutter blickte sie erstaunt an. „Und? Wie ist es gelaufen? Lass’ dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“

Jetzt lächelte auch ihre Tochter wieder. „Bestanden!“, rief sie und fiel ihrer Mutter erneut um den Hals.

„Na, das muss doch gefeiert werden. Komm’, erzähl’ es deinem Vater. Brian wird so stolz auf dich sein.“

Sascha folgte ihrer Mutter die Treppe hinunter. Ihr Vater kam ihnen entgegen. „Was war denn da oben los?“, fragte er erstaunt, woraufhin Sascha ihm einen Kuss auf die Wange drückte.

„Vor dir steht eine frisch gebackene Tierpflegerin.“

„Hey, that’s great (Hey, das ist super)“, fiel ihr Vater in seine Muttersprache zurück, ohne es recht zu merken. „I guess, then I can keep this envelope (Ich glaube, den Umschlag kann ich dann behalten)?“

„Nix da!“, rief Sascha gut gelaunt. „Das ist meiner.“ Fluchs schnappte sie sich den Umschlag aus seiner Hand und riss ihn auf. Er enthielt jedoch nicht viel mehr Informationen, als das Schreiben, das sie bereits in Melanies Arbeitszimmer gelesen hatte. Sie steckte ihn schließlich in die Hosentasche, sodass der Vater seine Tochter endlich ebenfalls umarmen konnte.

„Congratulations, honey (Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz)“, sagte er und drückte sie an sich.

„Dad! Wir haben eine Vereinbarung“, erinnerte ihn seine Tochter, woraufhin er sie losließ und überrascht anblickte, bevor ihm ein Licht aufging.

„Ich habe wieder englisch gesprochen, richtig?“

„Ganz genau.“

„Tut mir leid, kommt nicht wieder vor.“ Sie hatten sich vor langer Zeit schon darauf geeinigt, dass sie versuchen wollten, in Deutschland deutsch und in den USA oder auf dem amerikanischen Gelände in Deutschland englisch zu sprechen. Doch hin und wieder fiel ihr Vater zurück in seine Muttersprache. Meist waren es nur ein paar Worte, doch wenn er zu weit abschweifte, erinnerten ihn seine Frau oder seine Tochter gerne daran, dass er ja eigentlich deutsch reden wollte.

Gemeinsam aßen sie zu Abend und Saschas Eltern fragten sie nach ihren Plänen für die Zukunft. „Erst einmal möchte ich natürlich im Wild-Life-Park bleiben und noch mehr Erfahrungen sammeln. Aber ich könnte mir vorstellen, auch mal in andere Länder zu reisen und dort mit anderen Tieren zu arbeiten. Zum Beispiel einem Rescue Center für Affen oder Wölfe. Vielleicht kann mir Mel da etwas vermitteln.“

Brian warf seiner Frau einen Blick zu, woraufhin diese fast unmerklich nickte. „Wie wäre es mit Meeressäugern?“, fragte er neugierig.

„Das wäre auch etwas Supertolles. Arbeiten mit Seehunden oder Killerwalen muss wahnsinnig interessant sein. So etwas haben wir ja nicht.“

„Was hältst du davon, wenn du es mal kennenlernen würdest? Und zwar in Sea World Orlando in Florida?“

„Wie jetzt?“ Sascha riss die Augen auf.

Lächelnd blickten die Eltern auf das verblüffte Gesicht ihrer Tochter. „Ganz einfach“, klärte Carola sie auf, „Wir wollen diesen Sommer ein bisschen Urlaub machen. Vier Wochen USA – und du kommst mit, wenn du willst – wovon ich mal ausgehe.“

„Moment mal. Ich kann doch unmöglich vier Wochen am Stück Urlaub nehmen.“

„Tust du genaugenommen auch nicht“, lächelte der Vater. „Nur zwei Wochen. Der Rest zählt als Fortbildung, die Mel in die Wege geleitet hat und mitfinanziert. Sie hat alles organisiert. Du darfst eine Woche den Pflegern in Sea World über die Schulter schauen und dich um Meerestiere kümmern, während Mutti und ich uns die Sonne auf den Pelz brennen lassen.“

„Wow.“ Sascha war sprachlos. „Ist das euer Ernst?“

„Mein voller Ernst.“

Sascha fühlte sich gerade, als wenn heute Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag fallen würden – was bei ihr zwar sowieso der Fall war, jedoch nicht um diese Jahreszeit. Sie strahlte über das ganze Gesicht, doch dann kam ihr ein Gedanke: „Moment. Eine Woche Sea World und zwei Wochen Urlaub sind bei mir drei Wochen. Was ist mit der vierten?“

„Ach ja, da war ja noch etwas“, grinste Carola, die darauf gewartet zu haben schien. „Ich hätte noch eine Woche mit Großkatzen im Angebot.“

Erneut klappte dem Mädchen der Mund auf. „In Sea World?“, fragte sie etwas schwer von Begriff.

„Nein“, lachte Brian amüsiert. „Natürlich nicht. Aber wie wäre es mit Bush Gardens?“

„Das sind doch die mit den weißen Tigern, oder?“

„Unter anderem, ja.“

Sascha sprang auf und fiel ihren Eltern um den Hals. „Ich kann’s nicht glauben. Eine Woche Shamu und Co und dann noch eine Woche bei den weißen Tigern. Etwas Besseres kann einem nicht passieren. Ich danke euch!“

„Nichts zu danken. Wir sind daran nur zum Teil beteiligt. Und es ist auch nicht ganz uneigennützig. Melanie plant eine Erweiterung mit Großkatzen und da wäre es gut, noch jemanden zu haben, der ein bisschen Ahnung hat. Also pass‘ schön auf und lerne. Eine Woche ist zwar nicht lang, aber wenn das etwas für dich wäre, könntest du vielleicht noch mal für ein bis zwei Monate dorthin, bevor die Erweiterung stattfinden soll.“

„Das wird ja immer besser! Und was liegt im eigentlichen Urlaub an?“

„Da fliegen wir an die Westküste und mieten uns ein kleines Boot. Dort kann man gut segeln und schnorcheln.“

„Und in der Sonne liegen und faulenzen“, ergänzte Sascha. „Herrlich! Das werden bestimmt die besten Ferien der Welt.“

Doch bis es soweit war, hatte Sascha noch eine Menge Arbeit vor sich. Am nächsten Morgen stürmte sie erst einmal in das Büro ihrer Tante und fiel ihr um den Hals. Melanie Richter wusste gar nicht, wie ihr geschah, bis Sascha sich überschwänglich bei ihr bedankte.

Anschließend stürzte sich das Mädchen in ihre Arbeit und gab sich in den nächsten Wochen besondere Mühe, alles richtig zu machen. Sie wollte das Vertrauen, das ihre Tante in sie setzte, auf keinen Fall enttäuschen. Regelmäßig besuchte sie den kleinen Fuchs Eclipse, der sich langsam an die neue Umgebung und die anderen Tiere gewöhnte. Doch sobald Sascha zum Gehege kam, vergaß er seine Artgenossen und kam an den Zaun, um sich an seine Ersatzmutter zu schmiegen. Dabei konnte Sascha auch gut kontrollieren, ob es ihm gut ging und er genug zu Fressen abbekam. Doch zu ihrer Freude schien er gut zu gedeihen. Damit Eclipse im Training blieb, durfte er regelmäßig mit ihr an der Leine durch den Park spazieren, was vor allem die Kinder der Besucher begeisterte.

SUMMER

Endlich war es soweit. Vier Wochen USA warteten auf Sascha und ihre Eltern. Die Haushälterin würde sich um Saschas Aquarium kümmern und die Fische versorgen. Auch die Blumen würde sie gießen und natürlich regelmäßig nach dem Rechten sehen. Sascha verabschiedete sich zwar nicht von ihren Kollegen, dafür aber von den meisten Bewohnern des Tierparks sowie ihrer Tante, die ihr noch einige Unterlagen mitgab, die sie für ihre Arbeit dort benötigen würde. Das Mädchen freute sich auf die neuen Tiere, hatte aber gleichzeitig auch ein bisschen Angst vor den vielen neuen Personen dort. Immerhin sollte es mit der Sprache keine Probleme geben, denn sie sprach fließend Englisch ohne jeden Akzent. Lediglich mit einigen Fachbegriffen würde sie Probleme haben, aber die konnte man ja lernen.

Am nächsten Tag ging es los. Schon früh am Morgen wurden sie und ihr Gepäck von einem Taxi abgeholt, das sie zum Flughafen nach Frankfurt brachte. Nachdem sie schließlich alle Kontrollen und Sicherheitschecks passiert hatten, ließen sie sich auf den Wartebänken nieder und Brian besorgte für alle etwas zu trinken.

„Ich hoffe, ich habe die richtige Arbeitskleidung eingepackt, Mutti. Ich habe doch keine Ahnung, was die da tragen. Immerhin ist es in Florida um einiges wärmer als hier.“

„Mach‘ dir keine Gedanken, Kleines. Das wird schon passen. Und notfalls besorgen wir dir einfach was.“

„Glaubst du, dass ich auch mal mit den Walen oder Delfinen schwimmen darf oder richtig trainieren?“

„Keine Ahnung. Das musst du dann diejenigen fragen, denen du unterstellt bist.“

„Hoffentlich sind die nett. Ich habe auch so schon Schiss genug.“

„Sascha! Du schaffst das schon. Die Pfleger dort werden auch nicht so unterschiedlich zu den deutschen Pflegern sein.“

„Aber der Park ist so riesig. Hoffentlich verlaufe ich mich nicht.“

Carola lächelte über die Nervosität ihrer Tochter und war froh, als ihr Mann dem Mädchen eine Flasche Cola in die Hand drückte und damit ihren Redefluss eindämmte.

Zwei Stunden später rollte die Maschine in Richtung Startbahn. Sascha wurde noch nervöser, als sie ohnehin schon war und kaute auf ihrem Kaugummi herum. Sie war schon so oft geflogen, doch vor allem Start und Landung flößten ihr noch immer den größten Respekt ein.

Beruhigend ergriff Brian die zitternde Hand seiner Tochter. Sie blickte ihm dankbar ins Gesicht. Bald darauf hoben sie ab und brachen wenig später durch die Wolkendecke. Sascha blickte verträumt auf den strahlend blauen Himmel und die gigantischen Watte-Wolken unter ihnen. Hier fühlte sie sich wohl, blendete die Geräusche der Mitreisenden aus und verlor sich in der Stille des Wolkenmeeres. Brian merkte, wie sie sich entspannte und lockerte seinen Griff wieder ein weinig.

Während des Fluges lenkte sich das Mädchen mit Lesen ab und schaute sich einen Kinofilm an. Zwischendurch schloss sie die Augen und träumte von den bevorstehenden Wochen. Eine Durchsage, dass sie in einer halben Stunde landen würden, riss sie schließlich aus ihren Träumen und sofort ging die Hektik im Flieger los. Die Familie King kannte das schon. Es war immer dasselbe. Dabei änderte es nicht wirklich irgendetwas, wenn man jetzt schon oder auch direkt nach der Landung seine Sieben Sachen schnappte, da man sowieso warten musste. Daher blieben die Kings gelassen sitzen und erhoben sich erst, als die Maschine auf ihrer Parkposition angehalten hatte und sich die Schlange im Gang aufzulösen begann. Dann erst holte Brian ihr Handgepäck aus den Gepäckfächern, verteilte es an seine Familie und schritt anschließend hinter seinen beiden Frauen her zum Ausgang. An der Treppe schlug Sascha die Nachmittagshitze entgegen. In Deutschland waren sie bei knapp 20°C gestartet – hier waren es mindestens 35°C. Nach der Kühle im Flugzeug wirkte das Ganze noch heißer. Sascha schnaufte: „Ich hatte fast vergessen, wie heiß es hier im Sommer ist“, stellte sie fest.

Brian grinste. „I guess, now it’s my turn to correct you, young Lady (Jetzt ist es wohl an mir, dich zu korrigieren, junge Dame).“

Sascha drehte sich um und blickte ihn fragend an. Und dann begriff sie: sie hatte Deutsch gesprochen und da sie sich nun auf amerikanischem Boden befanden, wollten sie ja eigentlich Englisch reden. „Sorry, Dad“, sagte sie und achtete darauf, von nun an die richtige Sprache zu verwenden. Der Übergang fiel ihr nie schwer. Meist fing sie spätestens am zweiten Tag an, sogar in der anderen Sprache zu denken und zu träumen – fast, als hätte sie einen Schalter umgelegt. Brian grinste seine Tochter an und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Passkontrolle.

Erschöpft ließ sich die Familie zwei Stunden später auf die gemütlichen Betten im Hotel fallen. Brian und Carola hatte eine kleine Suite mit zwei Schlafzimmern und einem Wohnzimmer sowie zwei Bädern gebucht. Am besten fanden sie jedoch im Moment die Klimaanlage, die den Zimmern eine angenehme Kühle verpasste.

Nachdem sie sich ein wenig erholt und abgekühlt hatte, fing Sascha an, ihre Sachen in den Kleiderschrank zu räumen. Sie war fast damit fertig, als es an der Tür klopfte. „Lust auf eine Runde durch den Pool vor dem Abendessen?“

„Klar. Muss nur schnell meine Badesachen anziehen. Kommt Mutti auch mit?“

„Nein, die hat den Temperaturwechsel nicht so gut weggesteckt. Sie hat gerade eine Kopfschmerztablette genommen und möchte sich noch ein wenig hinlegen. – Ich glaube, sie ist ganz froh, wenn wir uns eine halbe Stunde verkrümeln.“

Sascha lachte. „Na, dann tun wir ihr mal den Gefallen.“

Kurz darauf sprangen die beiden in den Swimmingpool, spritzen sich gegenseitig nass und schwammen um die Wette. Ein wenig erschöpft, aber gut gelaunt, kehrten sie später in das Hotelzimmer zurück, zogen sich um und machten sich zusammen mit Carola auf den Weg zum Abendessen.

Den folgenden Tag, einen Sonntag, genoss die Familie in vollen Zügen. Sie gingen ein wenig in die Stadt und fuhren anschließend an den Strand, um sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und ein bisschen im Meer zu schwimmen. Dadurch vergaß Sascha ihre Nervosität ein wenig, obwohl sie immer noch aufgeregt war und in dieser Nacht Schwierigkeiten hatte, die nötige Ruhe zu finden.

Entsprechend gerädert fühlte sie sich am nächsten Morgen beim Frühstück. Am liebsten wäre sie wieder ins Bett gegangen – die Angst und die Nervosität wurden immer stärker. Als ihr Vater sie wenig später mit dem Leihwagen zum Gelände von Sea World fuhr, redete sie wie ein Wasserfall – ein deutliches Zeichen für ihre Aufregung. Erst, als er den Wagen auf dem Parkplatz abstellte, verstummte sie plötzlich.

Eigentlich hatte Brian sie einfach absetzen wollen, doch er spürte deutlich die Panik, die in seiner Tochter aufstieg. „Soll ich mitgehen?“, fragte er daher. Sascha nickte, sagte aber nichts, weil sie das Gefühl hatte, sie müsse sich übergeben, wenn sie den Mund aufmachte. Lächelnd nahm Brian sein kleines Mädchen an die Hand und zog sie sanft hinter sich her zum Eingang. „Guten Morgen“, grüßte er freundlich die Dame an der Information. „Das ist meine Tochter Alexandra King. Sie soll sich bei Ihnen melden.“

„Ach ja, ich bin informiert. Hallo Alexandra. Ich bin Gladys.“

„Hallo“, brachte das Mädchen schüchtern hervor.

„Am besten wartest du da drüben. Ich sage Tom Bescheid, dass du da bist.“ Sie deutete auf eine kleine Mauer ganz in der Nähe und nahm anschließend den Telefonhörer in die Hand. Sascha lief auf das Mäuerchen zu und ließ sich darauf nieder. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Daddy“, flüsterte sie leise, nachdem Brian sich neben sie gesetzt und sie eine Weile geschwiegen hatten.

„Natürlich schaffst du das. Du wirst sehen, die sind bestimmt alle ganz nett.“

„Meinst du?“

„Ich bin mir sicher. Hab‘ ein bisschen mehr Selbstbewusstsein. Du kannst dein Handwerk, also wirst du auch mit ein paar neuen Spezies klarkommen. Hör‘ einfach zu, wenn dir was erklärt wird und wenn du nicht sicher bist: frage nach! – Schau‘ mal, ich glaube, du wirst abgeholt. Ich wünsche dir viel Spaß.“

„Danke, Daddy.“

„Ich hab‘ dich lieb“, flüsterte Brian und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er sich entfernte.

Hinter der Absperrung hielt ein kleines, offenes Elektrofahrzeug, ähnlich denen, die immer auf dem Flughafen herumfuhren. Auf der Seite prangte das Logo des Parks und hinter dem Steuer saß ein junger, schwarzhaariger Mann mit Drei-Tage-Bart, kurzen Hosen und einem leicht zerknitterten T-Shirt, auf dem ebenfalls das Sea-World-Logo prangte. Als er seine Beine aus dem Fahrzeug heraus hatte, stellte Sascha fest, dass er gut zwei Meter groß sein musste.

Sie schrumpfte noch ein wenig mehr in sich zusammen. Der Mann schien das zu registrieren und kam mit einem aufmunternden Lächeln auf sie zu. Ängstlich erhob sie sich, musste jedoch weiter nach oben schauen, da der Mann sie immer noch um fast vierzig Zentimeter überragte. „Bist du Alexandra?“, fragte er mit einer warmen, angenehmen Stimme.

Sie nickte, sagte dann aber: „Sascha. – Alle nennen mich Sascha.“

„Gut. Also dann Sascha. Herzlich Willkommen in Sea World. Mein Name ist Tom. Bitte entschuldige mein etwas zerzaustes Auftreten, aber wir waren die halbe Nacht bei einer Rettungsaktion. Ich hatte noch keine Zeit, um zu duschen und mich umzuziehen.“ Scheinbar bezog er ihre Zurückhaltung auf seine Bartstoppeln und das zerknitterte Aussehen, was Sascha jedoch überhaupt nicht störte.

„Schon okay“, brachte sie schließlich hervor und wusste selber, dass sie sich wie ein kleines Kind benahm.

„Na, dann komm‘ mal mit. Möchtest du erst eine Runde durch den Park oder soll ich dich gleich mitnehmen und zu deinem neuen Aufgabenbereich bringen?“

„Lieber direkt zur Arbeit“, sagte Sascha leise.