Entsatz im Dschungel - Axel Jansen - E-Book

Entsatz im Dschungel E-Book

Axel Jansen

0,0
1,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Auf dem abgelegenen Mond Plutor 2 erhält das Hauptquartier der lokalen Streitkräfte den verstümmelten Funkspruch eines Vorpostens aus den schwülen Dschungeln des Mondes. Unter der Führung von Leutnant Jensen der kaiserlichen Raum-Marines macht sich ein Entsatztrupp auf den gefährlichen Weg durch den bedrohlichen Urwald, um herauszufinden, was dem Vorposten zugestoßen ist. Auf dem Weg lauern unbe­kannte feindselige Kreaturen auf die Marines und es ist fraglich, ob der Entsatztrupp sein Ziel überhaupt erreichen wird. Der Vorposten selbst wird von einer Einheit aus lokalen Streitkräften und Stahlsöldnern verteidigt, für die die hungrigen Wesen aus dem Urwald die geringste Bedrohung darstellen. Begleitet die Helden auf ihrem Abenteuer und lasst Euch von einer Weltraumschlacht faszinieren, die die Kämpfe auf Plutor 2 in einen größeren intergalaktischen Zusammenhang einbettet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Axel Jansen

Entsatz im Dschungel

Ein Science-Fiction-Abenteuer

Gewidmet den Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Dingstown-Gruppe“ BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Impressum

 

Entsatz im Dschungel

 

ein Science Fiction Abenteuer

 

von

 

Axel Jansen

 

 

Science Fiction Roman

 

aus der Reihe

 

Dingstown Stories

 

zweite Geschichte

 

 

Das Buch zum Spiel

 

 

 

 

 

Impressum

© Copyright by Axel Jansen, 2021

Texte Axel Jansen

Umschlag Siobhan68 & Axel Jansen,

(Miniatur auf dem Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Franz Steffl, hf wargaming)

Bild Epilog Siobhan68

Korrektorat Alex Polochowitz & Bernd Schäfer

Verlag Selbstverlag des Autors, Gnadentaler Weg 18, 41464 Neuss

Internet www.dingstown.de

www.facebook.de – Dingstown-Gruppe

Auflage 1. Auflage 2021

eBook www.bookrix.com

ISBN 978-3-947728-13-8 (Printausgabe Taschenbuch, erhältlich auf www.dingstown.de/store)

ISBN            978-3-947728-16-9 (eBook)

 

 

 

Die handelnden Personen

Geordnet nach Dienstgraden:

 

Besatzung des Vorpostens

Barworski, Feldwebel, Kommandant des Vorpostens

Honnen, Obergefreiter, trägt den Raketenwerfer

Stramm, Gefreiter, Promethor mit Flammenwerfer

Beyer, Stahlsöldner, Sturmgewehr

Sülzrath, Stahlsöldner, Sturmgewehr

Koppa, Stahlsöldner, Sturmgewehr, Funkgerätbediener

Aebe, schwarzer Stahlsöldner, Sturmgewehr

 

Entsatztrupp

Jensen, Leutnant, Raum-Marine, Anführer des Entsatztrupps, trägt Sägeschwert und Sturmkarabiner

Protsch, Unteroffizier, Raum-Marine, Promethor mit Flammenwerfer

Wilker, Gefreiter, Soldat der lokalen Streitkräfte, trägt das Funkgerät und ein Scharfschützen-Sturmgewehr

Ponchowicz „Ponch“, Raum-Marine-Soldatin, Sturmkarabiner

Klucker, Raum-Marine, Soldat, Sturmkarabiner

 

Weitere Protagonisten

Heidtfeld, Major, kommandierender Offizier auf Plutor 2

 

Raumflotte

Mothar, Flottillen-Raumadmiral, Befehlshaber der Raumflottille

Zonsen, Kommandant des Raumkreuzers Sedan

Matz, Stabsmajor im Stab von Admiral Mothar

Gronk, Stabs-Oberleutnant im Stab von Admiral Mothar

Kaliz, Offiziersanwärterin auf der Brücke des Sedan

Prolog

„Hauptquartier, hier Vorposten Gamma Zwo, kommen!“

„Hier HQ, sprechen Sie, Gamma Zwo“, antwortete der Funker routiniert, wenn auch etwas schläfrig.

"HQ, hier Gamma Zwo. Wichtige Meldung, Dringlichkeitsstufe Alpha: Wir haben ... – krrrcchhh“

Das Signal brach ab.

Der Funker blickte hilfesuchend von seinem Funkgerät auf. Oberfeldwebel Montz, der wachhabende Offizier im Hauptquartier der kaiserlichen Weltraumtruppen auf Plutor 2, kam zwei Schritte näher und forderte den Funker auf, die Nachricht erneut abzuspielen. Das weittragende Standardfunkgerät der kaiserlichen Armee vom Typ SFG 5 zeichnete automatisch sämtliche Nachrichten auf und speicherte diese für 24 Stunden. Erneut erfüllte die unvollständige Nachricht den kleinen Funkraum, in dem sich neben dem Funker und dem Wachhabenden nur ein weiterer Soldat befand.

„Machen Sie mir einen Ausdruck“, befahl der Wachhabende dem Soldaten. Nachdem der Hochgeschwindigkeitsdrucker mit Spracherkennungssoftware die Nachricht ausgeworfen hatte, griff Montz sich den Zettel und ging zügig in die Kommandozentrale. Von dort aus verständigte er den Befehlshaber des Stützpunktes, Major Heidtfeld. Da es morgens kurz vor 05:00 Uhr war, rappelte sich der Major verschlafen auf und kam langsam in die Kommandozentrale getrottet, während er sich seine Uniformjacke zuknöpfte und mit einem Nicken einen Becher schwarzen Feldkaffees von einem Soldaten entgegennahm. Als er die verstümmelte Nachricht las, war er augenblicklich hellwach. Er kannte den Kommandanten des Vorpostens, Feldwebel Barworski, schon seit langem und wusste, dass dieser sich nur melden würde, wenn etwas wirklich Wichtiges vorgefallen war.

Der Major trat an den großen Lagebildschirm, der sich in der Mitte des Kommandoraums befand und ließ sich von einem der anwesenden Soldaten den Standort von Vorposten Gamma 2 einblenden.

Der Vorposten befand sich tief in einem von dichtem Dschungel überwachsenen Gebiet etwa zwanzig Meilen vom Hauptquartier entfernt und war nur zu Fuß zu erreichen.

Über eine ausreichend große Landefläche für die Senkrecht-Landefahrzeuge der kaiserlichen planetaren Raum-Luftstreitkräfte verfügte der Vorposten nicht. Kleinere Luftfahrzeuge, die zur Landung auf schmalen Lichtungen oder in kleinen Vorposten geeignet wären, standen dem Hauptquartier momentan nicht zur Verfügung. Diese waren auf anderen Monden des Moltke-Planetensystems im Einsatz, da in dieser abgelegenen Region des Weltraums die Ausstattung mit Truppen und Material als überschaubar bezeichnet werden musste. Wieder einmal verfluchte Major Heidtfeld, dass er auf diesen abgelegenen Teil des kaiserlichen Raumreiches abkommandiert worden war, weil er es sich herausgenommen hatte, gegenüber seinem General eine von dessen Wunschvorstellung abweichende Meinung zu äußern. Dies war jetzt acht Monate her und seitdem musste er sich auf diesem mickrigen Mond Plutor 2 mit dem täglichen Kleinkram der Überwachung eines unbedeutenden Trabanten beschäftigen, der den Hauptplaneten Moltke 3 neben sechs weiteren Monden in unterschiedlichen Umlaufbahnen umkreiste.

Das Moltke-System bestand aus den vier Planeten Moltke 1 bis 4 und war dem größeren Bismarck-System benachbart. Da der kaiserlichen Galaxienverwaltung offenbar die Namen für neu besiedelte Planeten ausgingen, wurden nur die Großsysteme nach Helden der lange vergangenen Vorzeit benannt und die Planeten innerhalb eines Systems nach abnehmender Größe durchnummeriert. Moltke 3 war daher der zweitkleinste der Planeten des Moltke-Systems. Er wurde von sieben Monden umkreist, die als Plutor 1 bis 7 nach der gleichen Logik durchnummeriert waren. Die ersten drei Monde waren annährend gleich groß, dennoch wurmte es Major Heidtfeld insgeheim, dass er nicht wenigstens das Kommando über Plutor 1 bekommen hatte, der als größter Mond ein etwas besseres Renommée genoss als die übrigen Himmelskörper.

Vor fünf Wochen hatte es eine Meldung des obersten Hauptquartiers der Galaxie gegeben, dass abtrünnige Truppen des Verräterkaisers, dessen Name niemand nennen durfte, in einem benachbarten Planetensystem gesichtet worden waren. Seitdem herrschte erhöhte Wachsamkeit auf den Planeten und Monden des Sonnensystems. Verstärkung hatten sie natürlich trotzdem nicht erhalten und seine Anforderung von geeigneterem Material, um die unterschiedlichen Regionen des Mondes sinnvoll überwachen und in angemessener Zeit erreichen zu können, war bereits zum dritten Mal von höherer Stelle abgelehnt worden.

Major Heidtfeld wandte sich an den wachhabenden Oberfeldwebel: “Montz, schicken Sie Leutnant Jensen von den Raum-Marines her. Er soll einen Trupp zusammenstellen und die Lage vor Ort erkunden. Und er soll einen Funker mit unserem besten tragbaren Funkgerät mitnehmen.“

Oberfeldwebel Montz schlug die Hacken zusammen, machte Rechtsum und eilte hinaus, um den Befehl unverzüglich selbst auszuführen.

Der Entsatztrupp

Exakt eine Stunde und 11 Minuten später stand Leutnant Jensen von den kaiserlichen Raum-Marines mit seinem Trupp aus vier Soldaten bereit zum Abmarsch. Die Kämpfer hatten kurz ein einfaches, aber nährstoffreiches Frühstück zu sich genommen, Waffen und Gerät empfangen und Marschverpflegung für drei Tage eingepackt. Über die standardmäßig vorgesehene Munitionierung hinaus hatten sie weitere Magazine, Granaten und verschiedene Ersatzteile in ihren Rucksäcken verstaut.

Gefreiter Wilker von den lokalen Streitkräften mit dem Funkgerät vom Typ SFG 3 Mobil war dem Trupp ebenfalls zugeteilt worden. Das schwere Tornisterfunkgerät wog gute elf Kilo, und er hatte noch eine Reihe von Ersatzenergiemodulen eingepackt, da man ja nie wissen konnte, wie die vorhandenen Energiemodule Hitze und Feuchtigkeit des Dschungelgebiets vertragen würden.

Mehr Sorgen bereitete ihm allerdings der Dschungel selbst mit seiner dichten Vegetation, da die Funkgeräte naturgemäß ihre beste Leistung in möglichst flachem und freiem Gelände zeigten. Ob die Reichweite auch in dicht bewaldetem Gebiet ausreichen würde, um das Hauptquartier zu erreichen, blieb abzuwarten.

Die Stützpunkte und Vorposten selbst waren mit wesentlich leistungsfähigeren Geräten mit stärkeren Sendemodulen ausgestattet, die auch bei starken Unwettern und über Gebirge und andere Hindernisse hinweg kommunizieren konnten. Da es sich bei Plutor 2 nur um einen unbedeutenden Mond handelte, stand ihnen kein Satellitennetz zur Fernkommunikation zur Verfügung, wie dies bei den größeren Planeten der Fall war.

Die Sorgen des Funkers beschäftigten Leutnant Jensen derzeit noch nicht. Er war kurz von Major Heidtfeld in die Lage eingewiesen worden und hatte den Auftrag erhalten, mit einem kleinen, aber schlagkräftigen Entsatztrupp zum Vorposten durchzudringen und mit Hilfe des mitgeführten Funkgerätes die abgebrochene Nachricht an das Hauptquartier zu übermitteln. Sollte sich im Vorposten etwas ereignet haben, das eine Übermittlung der Nachricht unmöglich machen sollte, so war es der Auftrag des Entsatztrupps, nach Überlebenden zu suchen, eine Lagebeurteilung an das Hauptquartier zu funken und nach eigenem Ermessen auf die vorgefundene Lage zu reagieren. Also genau das, was ein junger und ehrgeiziger Offizier der kaiserlichen Weltraumtruppen sich wünschen konnte.

Es war ungewöhnlich genug, dass sich auf einem so abgelegenen und unbedeutenden Mond wie Plutor 2 überhaupt Einheiten der kaiserlichen Weltraum-Marineinfanterie befanden. Normalerweise waren Posten auf derart kleinen Himmelskörpern nur mit lokalen Streitkräften oder mobilen Infanterieeinheiten der kaiserlichen Standardtruppen besetzt. Es war eigentlich auch nur ein Zufall, dass sie hier gelandet waren.

Die Entsendung einer Teileinheit von 15 Mann der kaiserlichen Weltraum-Marineinfanterie war als Erholungsmaßnahme nach den lang andauernden und heftigen Gefechten auf dem benachbarten Bismarck-Planetensystem gedacht gewesen. Die Kompanie, zu der Jensens Teileinheit gehörte, hatte bei den Kämpfen auf Bismarck 5 43% ihrer Einsatzstärke im Kampf gegen die Truppen des abtrünnigen Kaisers verloren. Allerdings hatten sie im Rahmen einer berüchtigten TSA-Aktion auch entscheidend zur Schwächung des Gegners und zur Einnahme eines wichtigen Stützpunktes beigetragen. Mit TSA wurden inoffiziell die Operationen bezeichnet, bei denen keine Gefangenen gemacht wurden – die Abkürzung stand für „Tötet sie alle“. Noch immer beschlich ihn und alle Soldaten seiner Einheit ein mulmiges Gefühl, wenn sie sich an die Schrecken und das Chaos der vergangenen Schlacht erinnerten. An manche Einzelheiten versuchten sie, die Erinnerung zu verdrängen. Obwohl gerade Raum-Marines für den Kampf trainiert und ausgerüstet und immer begierig auf den nächsten Einsatz waren, waren sie diesmal ganz froh gewesen, sich auf einem friedlichen und vermeintlich harmlosen Mond erholen zu können.

Jetzt sah es so aus, als könnte sich dieser Wunsch als Illusion erweisen.

Jensen musterte seine Truppe.

Neben dem Funker Wilker, der zu den örtlichen planetaren Streitkräften gehörte und kein Raum-Marine war, hatte er drei Soldaten aus seiner Teileinheit ausgewählt, die ihn auf diesem Entsatzkommando begleiten sollten. Eine größere Mannschaft hatte ihm Major Heidtfeld nicht genehmigt und er wusste, dass er in den unheimlichen Dschungeln weniger Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er mit einer möglichst kleinen Truppe den Auftrag ausführte.

Da war zum einen Unteroffizier Protsch, seine rechte Hand. Sie hatten beide auf Bismarck 5 gedient und waren seit vielen Jahren Mitglieder der zweiten Kompanie des dritten Bataillons im 66. Regiment der kaiserlichen Weltraum-Marineinfanterie, im Militärjargon kurz „Raum-Marines“ genannt.

Unteroffizier Protsch war der Promethor des Trupps, was bedeutete, dass er mit einem tragbaren Flammenwerfer ausgerüstet war. Diese Waffe war auf Bismarck 5 vor allem im Angriff gegen Bunker, Schützengräben und andere befestigte Stellungen des abtrünnigen Gegners verwendet worden. Ihren Einsatz in Dschungelgebieten hatte Leutnant Jensen selbst noch nicht erlebt. Er ging jedoch davon aus, dass die Waffe sich in dem dichten Unterholz bewähren würde, da das Feuern mit Vollgeschoss-Waffen in einem Gebiet, in dem dicke Pflanzenstängel oder Baumstämme Geschosse abfangen oder ablenken würden, zumindest auf längere Entfernungen nicht immer zielführend war. Andererseits war auch die Reichweite des Flammenwerfers begrenzt, so dass abzuwarten blieb, wie und gegen wen sie dieses tödliche Gerät würden einsetzen müssen.

Da der Flammenwerfer nach fünf oder sechs längeren Flammstößen seinen Vorrat an Flammöl verbraucht haben würde, trug Protsch außerdem noch eine Standard-Dienstpistole von Typ LAU 3 (Luger Advanced Upgrade 3) bei sich.

Wie alle Raum Marines trug auch Unteroffizier Protsch die dunkelrote, verstärkte Rüstung der Elitetruppen, die vor Verletzungen durch Splitter und Beschuss aus leichten Waffen schützen sollte. Im Dschungel würde die Panzerung außerdem dazu beitragen, ihre Träger vor Verletzungen durch Dornen, herumschleudernde Äste oder Kratzer beziehungsweise Bissen durch jegliche Art von Insekten oder anderem Ungeziefer zu schützen.

Die Rüstung war natürlich mit dem Nachteil verbunden, dass ihr Gewicht die Bewegungsgeschwindigkeit der Marines verlangsamte und die große Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit im Dschungel das Vorwärtskommen nicht gerade erleichtern würde. Zum Glück war im letzten Upgrade der Rüstung, die für den Einsatz in warmen Gebieten vorgesehen war, eine einfache Lüftungsanlage eingebaut worden. Diese Klimatisierung erleichterte den Aufenthalt in den feuchtheißen Gegenden erheblich. Außerdem unterstützten batteriebetriebene Gelenke und Stabilisatoren die Bewegung in der Rüstung, welche im Dunkelrot der kaiserlichen Elitetruppen gefärbt war, was im Halbdunkel des Dschungels für ausreichende Tarnung sorgen sollte.

Neben Leutnant Jensen, Funker Wilker und Unteroffizier Protsch gehörten noch die Soldatin Ponchowicz und der Marine Klucker zum Entsatztrupp.

Ponchowicz war nach den mörderischen Kämpfen auf Bismarck 5 von einer anderen Einheit zu ihnen versetzt worden. Dort war sie Angehörige der ersten Sturminfanterie-Kompanie (im Militärjargon kurz „StiKo“) des 93. Kaiserlichen Regiments gewesen, eine Eliteeinheit, die beim Sturmangriff auf eine tief gestaffelte Stellung der Abtrünnigen schwere Verluste erlitten hatte. Nach der Schlacht wurden die Angehörigen der 1. StiKo auf andere Einheiten in vermeintlich weniger gefährlichen Abschnitten verteilt, um sich erholen und auf andere Gedanken kommen zu können. Nach Erholung war Ponchowicz allerdings nicht zumute, sie wollte ihre Erinnerungen an die Erlebnisse auf Bismarck 5 an möglichst vielen Gegnern und in neuen waghalsigen Einsätzen abreagieren. Dazu würde sie bald die Gelegenheit bekommen.

Da manchen Kameraden im Einsatz ihr Name zu lang war, hatte sie in der 1. StiKo den Spitznamen Ponch erhalten, den auch ihre neuen Kameraden gelegentlich benutzten. Der letzte, der den Fehler begangen hatte, sie mit Poncho anzusprechen, hatte danach einen Besuch beim Einheitssanitäter machen dürfen.

Raum-Marine Klucker vervollständigte den Trupp. Er war ein stämmiger Bursche, der seine Waffen mit Vorliebe nicht nur zum Schießen einsetzte, sondern mit ausdauernd trainierter Muskelkraft damit auf seine Feinde eindrosch. Sonst war er eher ein schweigsamer Typ, aber zuverlässig und unerschütterlich in brenzligen Situationen. Er hatte in der regulären Raum-Marineinfanterie gedient und brachte Kampferfahrung aus Ein- sätzen auf verschiedenen Planetensystemen mit.

Ponch und Klucker waren beide neben den unvermeidlichen Raum-Marine-Rüstungen mit dem Standard-Sturmkarabiner der kaiserlichen Elitestreitkräfte ausgerüstet. Diese kurzläufige Waffe verschoss in schneller Folge Vollmantelgeschosse von mittelgroßem Kaliber, die in der Lage waren, auch leicht gepanzerte Ziele außer Gefecht zu setzen. Alle „weichen“ Ziele, also gegnerische Soldaten, Tiere und sonstige organische Lebensformen, die ihnen vor die Mündung kommen würden, konnten auf kurze bis mittlere Kampfentfernung mit diesen Waffen wirksam bekämpft werden.

Leutnant Jensen stellte sich vor seine Soldaten, die in gerader Reihe vor ihrem sechsrädrigen, leicht gepanzerten Transportfahrzeug angetreten waren und jetzt Haltung annahmen.

„Männer!“, begann er seine kurze Einweisung in die Lage und ihren Auftrag. Dass Ponchowicz eine Frau war, wurde von dem im Militärjargon als geschlechtsneutral empfundenen Begriff „Männer“ mit umfasst. Allerdings hatte es dazu auch schon reichlich Diskussionen gegeben und ihm war immer ein wenig unwohl, wenn er Ponchowicz männlich anredete. Natürlich hätte er auch einfach „Soldaten“ sagen können, aber auch dann … Er schob den Gedanken beiseite, sie hatten sich auf Wichtigeres zu konzentrieren.

„Der Kontakt zu Vorposten Gamma Zwo ist abgebrochen. Unser Auftrag ist es, herauszufinden, was dort geschehen ist, und einen Funkspruch über die aktuelle Lage an das Hauptquartier abzusetzen. Deshalb ist Gefreiter Wilker unser wichtigster Mann. Falls es zu Gefechtsberührung mit wem oder was auch immer kommt, ist sein Schutz oberstes Ziel. Und natürlich der des Funkgerätes.

Ich weiß, Euch steckt noch Bismarck 5 in den Knochen, aber verglichen mit dem, was wir dort erlebt und geleistet haben, werden wir es ja noch mit ein paar Dschungelpflanzen und wilden Tieren aufnehmen können. Wir sollten den Posten innerhalb eines Tagesmarsches zu Fuß erreichen. Unser Transportpanzerwagen wird uns jetzt bis an den Rand des unwegsamen Geländes bringen und von dort aus gehen wir dann zu Fuß weiter. Es gibt dort den Versorgungspfad. Ich brauche Euch ja nicht extra zu sagen, dass wir immer die Augen offen und auch das rückwärtige Gelände im Blick halten müssen. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet. Weicht nicht vom Weg ab. Niemand verlässt die Truppe. Meldet alles, was ungewöhnlich ist. Bei Feindkontakt besteht Feuererlaubnis.

Und jetzt – aufsitzen!“

 

Der Vorposten

Über den Vorposten hatte Major Heidtfeld sie kurz informiert.

Es handelte sich um eine achteckige Bastion aus vorgefertigten Betonit-Segmenten, die vor mehreren Jahren von Pioniertruppen der Raum-Streitkräfte errichtet worden war. Die engen und einfachen (also unbequemen) Mannschaftsunterkünfte bestanden aus einer Dünnblechbaracke in der Mitte des Vorpostens. Außerdem gab es einen kleinen Raum für den Kommandanten, der ebenso wie der Funkraum und die Waffenkammer unterirdisch angelegt worden war. Der unterirdische Teil konnte über eine schmale steile Treppe erreicht werden, die überirdisch von einem einfach Holz- und Dünnblechverschlag gegen Regen und Staubwinde geschützt wurde. Die überirdischen Betonitplatten des Postens verfügten über Schießscharten bzw. Schussschlitze und über einen nicht überdachten Wehrgang in drei Metern Höhe. Die Wände des Vorpostens waren einschließlich der Brustwehr für den Wehrgang knapp fünf Meter hoch. Das kaiserliche Standardmaß für Feldbefestigungen.

Das Vorfeld des Postens war im Umkreis von hundert Metern gerodet worden, um nicht von sich nähernden Feinden überrascht zu werden und ein freies Schussfeld zu haben. Die Rodung war im Rahmen der Freilegung des gesamten Bauplatzes für die Bastion durch einen Sensen-Kopter der Pioniertruppe erfolgt, der sämtliches Grünzeug niedergesäbelt hatte, das anschließend von den Truppen am Boden verbrannt worden war. Damit sich die Vegetation nicht gleich wieder des Platzes bemächtigte, was angesichts der Pflanzenvielfalt, dem fruchtbaren Boden und der hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb kürzester Zeit geschehen wäre, wurde die gesamte Fläche mit hochgiftigen, tödlichen Chemikalien verseucht. Hier wuchs im reinen Wortsinn kein Gras mehr.

Der Nachteil dieser brachialen Methode war, dass der Vorposten sich nicht mit Trinkwasser aus dem Boden versorgen konnte, da dieses auf Jahre hinaus vergiftet war. Diese Erkenntnis hatte die wissenschaftliche Abteilung des Streitkräfteministeriums bei recht unappetitlichen Versuchen mit Kriegsgefangenen gewonnen.

Die Trinkwasserversorgung erfolgte daher zum Teil auf dem Luftweg im Rahmen der üblichen Versorgungseinsätze und zusätzlich durch Filtrierung des Morgentaus und des Wassers in der Luft. Bei einer Luftfeuchtigkeit von um die 85 % war dies eine effiziente Methode, die den Posten auch unabhängig von externer Versorgung machte, solange sich das Klima nicht änderte und die Männer nicht mehr als einmal alle zwei Tage die improvisierte Dusche benutzten. Was dem gesamten Posten einen sehr Armee-typischen Geruch verlieh …

Trotz der Rodung und der chemischen Behandlung hatte sich die Natur doch stellenweise in das Vorfeld vorgewagt. An einzelnen Stellen waren Felsbrocken nach der Rodung zum Vorschein gekommen, die nicht beseitigt worden waren und auf denen sich spärlicher Moosbewuchs ausbreitete. Diese Findlinge waren unterschiedlich hoch und ungleichmäßig auf der Freifläche verteilt, konnten Angreifern aber zumindest eine bescheidene Deckung bieten. Diesen Nachteil musste die Truppe wohl oder übel in Kauf nehmen, da für die Beseitigung der schweren Brocken kein geeignetes Gerät zur Verfügung stand.

Der Vorposten war mit sieben Mann besetzt. Das war recht viel für einen solch kleinen Stützpunkt. Andererseits war das Sichtfeld jenseits der gerodeten Fläche in dem dichten Dschungelgebiet begrenzt, so dass häufige Patrouillen in das nähere Umfeld notwendig waren. Dafür brauchte man natürlich Truppen. Die Männer wurden alle acht Wochen abgelöst, was jeweils durch einen langen Fußmarsch auf einem als sicher eingestuften Dschungelpfad oder mit einem Luftlande-Absetzen durch einen Transport-Schwebegleiter erfolgte. Über den gleichen Weg gelangten auch Nachschub und weitere Ausrüstung regelmäßig in den Vorposten. Der Schwebegleiter war derzeit auf der anderen Seite des Mondes im Einsatz und stand daher nicht für einen Erkundungsflug zur Verfügung. Deshalb mussten wieder mal die Marines ran. Menschen statt Maschinen.

Die Stellung war mit einem leistungsfähigen Funkgerät ausgerüstet, das anscheinend aber während der Abgabe der letzten wichtigen Nachricht den Dienst versagt hatte. Aus den Geräuschen am Ende der Nachricht war nicht zu erkennen gewesen, ob es sich um ein Versagen des Gerätes aus technischen Gründen, einen Stromausfall oder womöglich eine Kampfeinwirkung gehandelt hatte. Dies herauszufinden war jetzt die Aufgabe von Leutnant Jensen und seinen Kriegern.

Das Kommando über den Vorposten hatte Feldwebel Barworski.

Er war vor sieben Jahren von der fernen Erde ausgewandert und hatte mit seiner Frau und ihrem Sohn eine kleine Farm auf Moltke 3 betrieben, die jedoch nicht genug Ertrag abgeworfen hatte, um ihrem Sohn eine vernünftige Ausbildung in den planetaren Ausbildungseinrichtungen zu ermöglichen. Also war Barworski dem Aufruf der örtlichen Streitkräfte gefolgt und hatte sich für acht Jahre dienstverpflichtet. Der Sold war anständig, nach acht Wochen im Dschungelposten gab es eine Woche Sonderurlaub mit Heimreisemöglichkeit und die kleine Farm konnte seine Frau zusammen mit einheimischen Hilfskräften auch ohne ihn bewirtschaften.