Entweder Katholizismus oder Liberalismus - Konstantin Stäbler - E-Book

Entweder Katholizismus oder Liberalismus E-Book

Konstantin Stäbler

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Beschreibung

In seinen Hirtenbriefen und Rundschreiben warnt der heilige Ezequiel Moreno y Díaz, Bischof von Pasto in Kolumbien, die Katholiken vor den Irrtümern des Liberalismus und widerlegt diese mit scharfer Logik. Seine Gottes- und Nächstenliebe treiben ihn dazu an, dem Liberalismus, der "Einzelpersonen genauso wie ganze Nationen ins Unglück stürzt", ohne Unterbrechung in Wort und Schrift zu bekämpfen. Gleichzeitig zeigt sich der Heilige als großer Verehrer der Eucharistie, der allerseligsten Jungfrau sowie als eifriger Missionar. Diese Auswahl der wichtigsten Schreiben von Msgr. Moreno erscheint zum ersten Mal in deutscher Sprache.

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Msgr. Ezequiel Moreno y Díaz aus dem Orden der Augustiner-Rekollekten, siebter Bischof von Pasto in Kolumbien, heiliggesprochen am 11. Oktober 1992 durch Papst Johannes Paul II.

Seinem heiligen Andenken ist dieses Buch gewidmet.

Inhalt

Vorwort

Erster Hirtenbrief (Casanare)

Erster Hirtenbrief (Pasto)

Vierter Hirtenbrief

Fünfter Hirtenbrief

Entweder Katholizismus Oder Liberalismus

Sechster Hirtenbrief

Achter Hirtenbrief

Elfter Hirtenbrief

Drittes Rundschreiben

Vierzehnter Hirtenbrief

Leichenrede beim Requiem des Hochwürdigsten Herrn Dr. Peter Schumacher

Der letzte Wille von Msgr. Moreno

Vorwort

Dieses Buch enthält die erste Übersetzung ausgewählter Hirtenbriefe und Rundschreiben des heiligen Ezequiel Moreno y Díaz, Bischofs von Pasto in Kolumbien, die bislang nur in spanischer Sprache verfügbar waren. Anlässlich der im Februar 2021 veröffentlichten ersten deutschen Biografie des Heiligen mit dem Titel Der heilige Bischof aus den Anden schien es mir angebracht, wenigstens einen Teil der zahlreichen Schreiben von Msgr. Moreno, der außerhalb des spanischen Sprachraums bislang bedauerlicherweise recht unbekannt gewesen ist, für die deutschsprachigen Leserschaft zugänglich zu machen.

Geboren wurde Ezequiel Moreno y Díaz als Kind einfacher, aber frommer Eltern am 9. April 1848 im nordspanischen Alfaro. Er folgte jung seinem Bruder Eustaquio ins Kloster der Augustiner-Rekollekten im nahegelegenen Monteagudo, die sich besonders den Missionen auf den damals noch zu Spanien gehörenden Philippinen widmeten. Auf dem südostasiatischen Archipel erhielt der junge Ordensmann auch seine heiligen Weihen vom Erzbischof von Manila. Nach erstem missionarischem Wirken auf Palawan im Jahr 1872 versah er verschiedene Seelsorgsposten im Umland von Manila und war Klosterprediger im Mutterhaus der philippinischen Ordensprovinz, bevor er nach Monteagudo zurückkehrte, um Rektor des dortigen Noviziats zu werden. Nach Ablauf seiner Amtszeit führte er 1888 eine Gruppe von Mitbrüdern an, die die in Verfall geratene südamerikanische Rekollektenprovinz in Kolumbien wiederbeleben sollte. Bald wurde er zum Apostolischen Vikar von Casanare ernannt, einer weiten Savannenlandschaft, die nicht nur von vielen religiös vernachlässigten Katholiken, sondern auch von heidnischen Indianern bewohnt war. Auch in seiner Zeit als Diözesanbischof war er weiterhin ein Missionar, der die Missionen ad gentes nicht vernachlässigte. So schrieb er in seinem ersten Hirtenbrief als Bischof von Pasto mit Bezug auf die auch heute noch dünnbesiedelte und teils schwer zugängliche Region Caquetá mit ihren Ureinwohnern: »Ihr Weiten von Caquetá! Ihr unglücklichen Ungläubigen, die ihr sie bewohnt und durchstreift! Ihr seid mir im Geiste gegenwärtig, und ich werde euch nicht vergessen!«

Der seeleneifrige Bischof, der besonders in der Hauptstadt Bogotá als Seelenführer bekannt war, empfahl sich bald für noch größere Aufgaben, auch wenn er in seiner Demut vor diesen zurückschreckte. Er wurde 1898, weniger als zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Apostolischen Vikar, zum Oberhirten von Pasto ernannt, einer der ältesten Städte Lateinamerikas in den südkolumbianischen Anden. Wegen der Frömmigkeit der Bevölkerung und der verschiedenen dort ansässigen Ordensgemeinschaften war sie bekannt als die »theologische Stadt«, doch das Glaubensleben war durch die Umtriebe der Liberalen bedroht, die nicht nur ideologische, sondern auch militärische Unterstützung von der Revolutionsregierung der Liberalen aus dem direkt benachbarten Ecuador erhielten. Es macht an dieser Stelle Sinn, die Geschichte Kolumbiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts genauer zu betrachten und dabei auch den nicht unbedeutenden Einfluss der Nachbarrepublik Ecuador kurz darzulegen.

In Kolumbien wie in Ecuador gab es zwei politische Lager, die sich feindlich gegenüberstanden und in beiden Ländern jeweils dieselben Namen trugen: Auf der einen Seite die Konservative Partei (partido conservador), auf der anderen die Liberale Partei (partido liberal). Ihre Unversöhnlichkeit –wenngleich in der Geschichte Kolumbiens mehrere Versuche unternommen wurden, sich politisch auszusöhnen – ergab sich aus der Tatsache, dass die Konservative Partei in Kolumbien wie in Ecuador sich grundlegend für eine christliche Gesellschaftsordnung einsetzte, während die Liberalen die rationalistische Ideologie in die Tat umzusetzen suchten und eine Säkularisierung des jeweiligen Landes erstrebten. Während die Lage in Ecuador auch nach der Ermordung des großen katholischen Staatsmannes Gabriel García Moreno, dem Gründer der Konservativen Partei Ecuadors, bis in die 1890er Jahre verhältnismäßig ruhig blieb, schwelten in Kolumbien bereits ab den 1850er Jahren bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege zwischen den beiden Seiten, die ihren Höhepunkt im sogenannten Guerra de las Soberanías im Jahr 1860 fanden, als die Liberalen unter dem General Tomás Cipriano de Mosquera erfolgreich die Macht an sich rissen. Es folgten Jahre der Verfolgung der Kirche, des Raubs an Kirchengütern und der Unterdrückung der Orden. In diese Zeit fiel auch der nahezu vollständige Untergang der südamerikanischen Provinz der Augustiner-Rekollekten unter dem Namen La Candelaria.

Ab 1880 regierte die Konservative Partei in Kolumbien, die die Kirche besonders auch in ihrer Missionstätigkeit in den abgelegenen Gegenden der Republik unterstützte. Gleichzeitig arbeiteten die Liberalen weiterhin im Hintergrund, zum Teil auch in den Bildungseinrichtungen wie der laizistischen Universidad Republicana in der Hauptstadt Bogotá. Ab 1895 erhielten sie zudem die tatkräftige Unterstützung ihrer Gesinnungsgenossen aus Ecuador, wo 1895 der radikale Liberale und Freimaurer Eloy Alfaro Delgado eine antiklerikale Schreckensherrschaft errichtet hatte, unter der die Orden und insbesondere die zahlreichen ausländischen Ordensleute, darunter auch der deutsche Lazaristenbischof Peter Schumacher von Portoviejo, zu leiden hatten und schließlich brutal des Landes verwiesen wurden. Eine wahre Flut von antireligiösen Schriften ergoss sich seitdem über die Grenzorte auf kolumbianischer Seite, von denen zahlreiche auf dem Gebiet der Diözese Pasto lagen.

Dies war die religiös-politische Lage, die Msgr. Moreno y Díaz vorfand, als er 1898 den Bischofsstuhl von Pasto bestieg.

Dass der Heilige sich schon lange mit diesem großen Geisteskampf beschäftigte, zeigt sein erster Hirtenbrief als Bischof von Pasto, in dem er die Vorzüge des katholischen Glaubens hervorhebt und umgehend vor den Gefahren des Rationalismus, der theoretischen Grundlage des Liberalismus, warnt. Dieser Kampf gegen die Irrlehre des Liberalismus, deren Absurdität und Gottlosigkeit der Bischof meisterhaft darlegt, zieht sich durch den allergrößten Teil seiner Lehrschreiben und findet seine detaillierteste Form in dem Werk Entweder Katholizismus oder Liberalismus, das als Widerlegung eines Schreibens des kolumbianischen Priesters Baltasar Vélez verfasst wurde.

Seine Feinde stellten den spanischen Ordensmann als engstirnigen und rückständigen Inquisitor dar; gleichzeitig bewies dieser mit seinem Leben auf drei verschiedenen Kontinenten unter sehr unterschiedlichen Bedingungen eine große Anpassungsfähigkeit. Der heilige Oberhirte war von anderen Motiven als einer engstirnigen Rückwärtsgewandtheit getrieben: Msgr. Moreno liebte Gott über alles und betrachtete darum alles von einer übernatürlichen Warte aus. So war sein Verhalten gegen den Irrtum des Liberalismus, der die Menschen von Gott entfernt und Einzelpersonen genauso wie ganze Nationen ins Unglück stürzt, nur folgerichtiger Ausdruck seiner Hirtensorge, die er mit dem Pflichtbewusstsein, das den Heiligen eigen ist, ausübte. Wie sein Freund Msgr. Schumacher ließ er den Verbreitern des Irrtums keine Ruhe und bekämpfte diesen unablässig.

Doch würde man dem heiligen Ezequiel nicht gerecht werden, wenn man sein Wirken auf seinen Kampf gegen den Liberalismus reduzieren würde. In dem Rundschreiben, mit dem er seine Diözesanen zu spenden für die neue Wallfahrtskirche von Las Lajas aufruft, zeigt sich der große Marienvehrerer. Auch seine besondere Andacht zum heiligsten Herzen Jesu, das er in seinem Wappenspruch als »Meine Zuflucht und meine Stärke«1 bezeichnet, tritt in den Hirtenbriefen immer wieder hervor.

Von den guten Katholiken geliebt und den Liberalen gehasst, starb er fern seines Bistums im Noviziat in Monteagudo am 19. August 1906, nachdem er mit einem den Märtyrern gleichen Leidensmut eine schwere Krebserkrankung erduldet hatte, durch die er zwecks Behandlung zur Rückkehr nach Spanien gezwungen worden war.

Möge diese Auswahl an Hirtenbriefen den Leserinnen und Lesern in den heutigen Zeiten, in denen der weltanschauliche Kampf mit dem Liberalismus mehr einem »kalten«, ja einem unbeachteten Krieg gleicht, eine Hilfestellung bieten, zur Erbauung dienen und sie zu einem tieferen Verständnis der Lehren der Kirche führen. Denn auch in unseren Tagen – in denen der Liberalismus ein solches Ausmaß erreicht hat, dass selbst die Existenz von zwei Geschlechtern in der Gesellschaft und im Staatswesen geleugnet werden kann – gilt das, was der hl. Ezequiel Moreno seinen liberalen Zeitgenossen sagte:

»Wenn die Kirche den Liberalismus einmal verurteilt hat, bleibt er EWIG UND IMMERDAR VERURTEILT: IN ÆTERNUM ET ULTRA.«

Landsberg am Lech, am Fest der allerseligsten Jungfrau vom Berge Karmel 2021. Der Übersetzer

1Fortitudo mea et refugium meum es tu

Erster Hirtenbrief (Casanare)

des hochwürdigsten Herrn Fr. Ezequiel Moreno Díaz, Bischofs von Pinara und Apostolischen Vikars von Casanare, an die Gläubigen seines Vikariats.

WIR, FR. EZEQUIEL MORENO DIAZ,

AUS DEM ORDEN DER UNBESCHUHTEN EREMITEN DES GROSSEN VATERS ST. AUGUSTIN, DURCH DIE GNADE GOTTES UND DES HEILIGEN STUHLES BISCHOF VON PINARA UND APOSTOLISCHER VIKAR VON CASANARE.

An unsere vielgeliebten Ordensbrüder in den Missionen und an alle Gläubigen unseres Vikariates, unsere geliebten Kinder im Herrn: Heil und Segen.

Ich bin das Licht der Welt2. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben3. So sagt es unser Herr Jesus Christus selbst, die ewige Weisheit, das Wort des göttlichen Vaters, das zum Heil der Menschen Fleisch geworden ist.

Da dies so ist, meine geliebten Kinder – und es ist wahrhaftig so – fällt es ganz von selbst auf, dass die Einzelpersonen genauso wie die Völker und Gesellschaften umso glücklicher sind und umso zielstrebiger auf ihre Vollendung, die wirkliche Erleuchtung und den wahren Fortschritt zugehen, je näher sie sich bei Jesus Christus, dem wahren Weg, dem Licht, der Wahrheit und dem Leben befinden. Und umgekehrt sind sie in jeglicher Hinsicht umso unglücklicher, und umso mehr sind sie von der Dunkelheit des Irrtums umgeben und weiter vom wahren Weg abgewichen und verirrt, je ferner sie von Ihm sind und von Seinen göttlichen Lehren, die ganz Licht, ganz Wahrheit, ganz Leben sind.

So nimmt es der gesunde Verstand wahr, und so zeigt es in beredtster Weise die Geschichte mit ihren zahllosen Begebenheiten. Es soll ein Beispiel reichen: Wie glorreich leuchtete Afrika, als es die Heimat eines Tertulian, eines Cyprian, eines Augustinus, eines Alipius und eines Fulgentius war. Und welch furchtbaren Kontrast bildet es heute mit seinem Verfall und seinem Elend, wie es so traurig daniederliegt und wie schändlich dort gelebt wird, seit es sich von Gott, vom wahren Licht und dem wahren Leben entfernte und sich in der Finsternis und im Todesschatten begrub, die der Koran und der Halbmond überall verbreiten.

Diese Tatsache allein sagt uns so viel, wie es die beredtste Zunge sagen kann. Aber selbst wenn die Geschichte sie nicht erwähnen würde, wenn keine Spur mehr von ihr übrigbliebe, wie es bei tausend anderen der Fall ist, reichte die oberflächlichste und einfachste Beobachtung aus, um es uns mit der überzeugendsten Beredsamkeit zu sagen. Wie arm sind die Völker, die fern sind von Jesus Christus, entweder, weil man Ihn ihnen nicht verkündet hat, oder weil sie von Ihm abgefallen sind! Wie arm sind die Völker, die der Priester, des Opfers, des Kultes, der christlichen Lehre … in einem Wort all dessen beraubt sind, das von Jesus Christus eingerichtet wurde, um die Menschen auf den Pfad ihres Heils, ihrer Seligkeit und ihres Glücks zu führen und an Sich zu ziehen, an Ihn, der das Licht, die Wahrheit und das Leben ist.

Was sehen wir an ihnen? Eine schreckliche Blutarmut, die sie verzehrt und vernichtet; eine Abgeschlagenheit, ein Mangel an Mut and Kraft, der dazu führt, dass sie, wie der unglückliche Tuberkulosekranke, ein armseliges, schwächliches und elendes Dasein fristen, das sie mit jedem Moment näher an den Rand des Todes bringt. Vielleicht, vielleicht überlebt das religiöse Gefühl in einigen Seelen in der Form eines Glimmens, das noch nicht erloschen ist; doch dieses Glimmen gleicht dem, das in verbranntem Papier übrigbleibt, das in der schwarzen Asche aufflackert, wie umhüllt vom schwarzen Mantel des Todes. Dieses Denken, ganz umgeben von den dichten Wolken der Unwissenheit, vermischt mit tausenden Sorgen und Irrtümern, schlummert in verhängnisvoller Untätigkeit und ist vollständig unfruchtbar für das Gute.

Ein greifbares Beispiel dafür ist Casanare … Casanare, Casanare! Du schöne Region Casanare, die du von der göttlichen Vorsehung bereitet wurdest, in deinem weiten Schoß bevölkerungsreiche Städte aufzunehmen, die im Überfluss schwimmen! Wie bist du so einsam, ohne dass jemand deine weiten Ebenen durchkreuzt, die kein Hindernis für die Räder des Wagens oder die Geschwindigkeit der Dampfloks darstellen, und ohne dass jemand deine vielen wasserreichen und malerischen Flüsse beschifft? Wie bist du so verlassen, ohne dass jemand deine Fruchtbarkeit nutzt und deine Reichtümer zu Tage fördert, ohne dass jemand die Vielfalt deines Vogelgesangs genießt, noch die Anmut und die Schönheit deiner überraschenden und prachtvollen Vegetation? Ach! Es gab Zeiten, als dein Boden mit dem Schweiß von eifrigen Missionaren begossen und deine Erde durch ihre Mühen und Arbeiten fruchtbar gemacht wurde. Da warst du auf eine Höhe der Zivilisation und des Wohlstands gehoben, von der du nie hättest fallen dürfen … Wie schön warst du damals, wie anmutig! Und heute … wer hat dich dieser unermüdlichen Arbeiter beraubt, die mit so viel Eifer gearbeitet haben, damit du überreiche Früchte der christlichen Zivilisation und sogar des materiellen Fortschritts bringst? Wer hat von deinem Boden diese heroischen Männer weggerissen, die voller Liebe und Abtötung überall die Spuren ihres wohltuenden und zivilisierenden Schaffens hinterließen? Ach! Hüte, hüte sorgfältig in deinen dichten Wäldern die Ruinen deiner Ortschaften, deiner Gebäude, deiner großartigen Kirchen … damit sie immer den Ruhm der Missionare besingen und denjenigen Vorwurf und Verurteilung sind, die sie dir genommen haben und Ursache für deine Trostlosigkeit und dein Unglück waren.

Wir betrachteten dich, als Wir dich erblickten, wie du wie eine Witwe, die ihre glückliche Vergangenheit beweint, ihre bedauernswerte Gegenwart beklagt, ihren Mangel an Kraft und Leben verspürt und traurig ihren unvermeidlichen Tod erwartet, wenn nicht jemand kommt, der sich deiner erbarmt und dir den belebenden Hauch des katholischen Glaubens bringt, der alles erneuert und allem Wärme, allem Leben vermittelt.

Aber … Gott sei gepriesen! Es ist für dich bereits die von der göttlichen Vorsehung bestimmte Stunde gekommen; es hat sich die Zeit der großen Barmherzigkeit genaht, und du siehst bereits den Beginn der lachenden Morgenröte einer vielversprechenden Zukunft.

Bewohner von Casanare, ihr seid nicht vergessen worden; ihr seid nicht mehr allein oder verlassen. Es gibt Regierungsmitglieder, würdige Autoritäten, die in ihrer Brust den belebenden katholischen Glauben verspüren und die sich von seinem Drängen bewegen lassen, die seine Notwendigkeit erkennen und seine Unterstützung suchen, da sie verstehen, dass es weder ein Leben noch positiven Fortschritt für die Völker ohne die Lehren Jesu Christi geben kann. Sie konnten angesichts des großen Unglücks eurer Gegend nicht gleichgültig bleiben. Da sie Mitleid mit ihrer Situation hatten, haben sie ihren Blick wieder auf sie gerichtet, haben weise Gesetze verbschiedet, um sie aus ihrem Elend herauszuholen und sie auf die Höhe des Fortschritts zu heben, zu der sie aufgrund ihrer äußerst günstigen Bedingungen berufen ist.

Um diese Gesetze entsprechend zu erfüllen, hat die Regierung der Nation bereits würdige Autoritäten und kluge Mitarbeiter gesandt, die die Ordnung aufrechterhalten, in ihrem Zuständigkeitsbereich für Moral sorgen und den materiellen Fortschritt vorantreiben. Doch da die Regierung weiß, dass dies nicht reicht, hat sie mit dem Hochwürdigsten Apostolischen Delegaten zusammengearbeitet (der für seine Bemühungen, euch geistige Hilfe zu bringen, immer eure Dankbarkeit verdient) und erreicht, dass der Heilige Stuhl einen Apostolischen Vikar in der Person eines Bischofs ernennt, der in der geistlichen Sphäre das gesamte Gebiet der aktuellen Intendencia4 regiert.

Die Ernennung entfiel auf Unsere Wenigkeit, und da Wir durch einen ausdrücklichen Befehl Unserer Oberen dazu verpflichtet wurden, mussten Wir sie akzeptieren, da Wir fürchteten, sonst dem heiligen Willen Gottes zu widerstehen, der die einzige Richtschnur für all unser Handeln ist. Wir werden Uns unaussprechlich glücklich schätzen, wenn wir die Absichten derer erfüllen, die sich beim Heiligen Stuhl dafür eingesetzt haben, damit Wir auf einen so hohen Posten erhoben werden, den wir nicht verdienen. Wie glücklich sind Wir, wenn wir die Mission erfüllen können, die sich unser Heiliger Vater Leo XIII. gewürdigt hat, Unserer Schwäche anzuvertrauen! Und welche ist diese Mission? Wozu komme ich nach Casanare? Ich werde es in aller mir möglichen Klarheit darlegen.

Jesus Christus, der große Gesandte des himmlischen Vaters, der den Menschen die Pfade des Heils und die Art und Weise, Ihm zu dienen und Ihn in Geist und Wahrheit anzubeten, lehren sollte, hat sich als einziger Meister der Menschheit bezeichnet, indem er klar und endgültig sagte: Magister vester unus est Christus5. Trotz dieser Aussage wollte er, dass Seine direkte Belehrung durch die von Stellvertretern ersetzt wird, und zu diesem Zweck hat er eine Gruppe von Entsandten eingesetzt, denen er die Aufgabe gab, alle Menschen zu belehren. »Gehet«, sagte er zu den Aposteln, »Gehet also hin und lehrt alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeit.«6

So sprach der göttliche Meister, und auf diesen Ausspruch hin, der kraftvoll und wirksam ist wie jedes Wort, das aus dem Munde Gottes kommt, und das heute genauso mächtig klingt und widerhallt wie als es gesagt wurde, zogen zunächst die Apostel und Jünger mutig aus zur geistlichen Eroberung der Welt, und an ihrer Stelle ihre Nachfolger im Lehr- und Hirtenamt, und auf diese folgte wiederum eine riesige Schar weiterer Seiner Ausgesandten. Nichts hält die Schritte ihrer Füße auf: »Wie schön sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, dessen, der Gutes, meldet, Heil verkündet«7, damit ihre Predigt an die Enden der Welt gelangt: in omnem terram exivit sonus eorum, et in fines orbis terræ verba eorum8 – nicht einmal die wütendsten Verfolgungen, nicht die größten Mühen oder die grausamsten Martyrien … und das Kreuz, das Kreuz, noch benetzt vom göttlichen Blut, das auf Kalvaria vergossen wurde; das Kreuz, das Zeichen und die Zusammenfassung aller göttlichen Lehren, durchläuft glorreich und triumphierend den Erdkreis und erneuert sein Angesicht9. Es verwandelt die moralische Welt noch wunderbarer, als es das erste Licht tat, das auf das göttliche Fiat hin die Elemente des finsteren Chaos verwandelte. Überall wird ein neues Reich der Tugenden, der Gerechtigkeit und der Heiligkeit gegründet; eine neue Ordnung der Dinge, die die Welt bislang nicht kannte; sie ist göttlich in ihrem Ursprung, unveränderlich in ihrem Wesen und erhaben in ihrem Ziel, das das zeitliche und ewige Glück des Menschen ist. Sprachlos und verblüfft hört die Welt die Predigt der Lehren, die sie nicht kannte; die Demut des Herzens, die Keuschheit, die Sanftmut, die Ergebenheit in den Widrigkeiten, die Vergebung der Beleidigungen, das Mitleid mit dem Unglücklichen, und all jene Tugenden, die den Menschen adeln, seine Affekte reinigen und alle Stände, Zeitalter und Umstände heiligen. Sie hört gleichfalls aus dem Mund des Gesandten Gottes diese große Wahrheit: dass alle Menschen Brüder sind, dass es keinen Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Freien, zwischen reich und arm, zwischen dem Juden und dem Griechen gibt, denn es ist ein Gott und Vater aller10, und alle haben ein Anrecht auf das Erbe des gemeinsamen Vaters. Und mit diesen erhabenen Lehren fühlt sich die Welt erneuert und zu neuem Leben erweckt; und die Gesandten des Herrn bereiten mit diesen Maximen und Lehren, die so menschlich und sozial sind, den Weg für eine milde und vollkommene Zivilisation, indem sie wahre Brüderlichkeit schaffen, die Gleichheit vor dem Gesetz fordern, die positiven Rechte der Menschen hervorheben und auf seine Pflichten gegenüber Gott, sich selbst, seinen Brüdern und darum auch gegenüber der Gesellschaft hinweisen. Welch eine wunderbare Verwandlung! Es werden die wildesten Instinkte abgemildert, die Leidenschaften bezähmt, die Kodizes und Gesetzgebung verchristlicht und der Sklave wird befreit, der Arme erhöht, das Findelkind in Obhut genommen, die Frau rehabilitiert und verherrlicht, indem ihre legale Prostitution und all die anderen Exzesse der alten Gesetzgebung abgeschafft werden, und für gegenseitige Liebe unter den Menschen gesorgt, ohne dass die Feinde davon ausgeschlossen sind. Was noch? Wer könnte denn sagen, was in der Welt die Gesandten Gottes vollbracht haben, die überall hin die Lehre des Kreuzes, des wahren Lichtes der Welt, den Weg, die Wahrheit und das Leben gebracht haben? Sie sprechen, und auf ihr Wort hin zivilisiert sich der Barbar, der Wilde und der Skythe und die Waldbewohner und die Nomaden der Wüste geben ihr umherschweifendes Leben auf, ihr wildes Leben, und genießen Ansehen unter den Menschen, geistige Freiheit, Rechte, Hoffnung und Glück, das sie vorher nicht kannten. Sie sprechen, und wirken überall Wunder der Seligkeit und der wahren Zivilisation, an deren Spitze sie stets schreiten. Sie beginnen die glorreichsten Unternehmungen und nehmen dabei eine herausragende Stellung ein, wobei sie stets mit genialen Denkern in Verbindung stehen und überall Gutes tun. Lebendige Beispiele dafür sind Indien, Japan und China genauso wie die glühende Erde Afrikas, die unberührten Wälder Amerikas und die entferntesten Inseln Ozeaniens.

Dies ist, geliebte Kinder und Brüder, die wohltuende und erhabene Mission, die die Gesandten Gottes überall hintragen; und Wir, einer dieser Gesandten, wenngleich unwürdig, können euch keine andere bringen.

Wir werden euch diese Lehre vom Himmel beibringen, alle grundlegenden Glaubenswahrheiten, die die Seele des moralischen Universums bilden, und die von Gott geoffenbart wurden, damit der Mensch weiß, woher er kommt und wohin er geht, und was er glauben, hoffen und fürchten muss.

Wir werden euch an diese großen Wahrheiten von Zeit und Ewigkeit, Tugend und Belohnung, Sünde und Strafe erinnern. Wir werden euch die Gebote erklären, die Gott unser Herr den Menschen gegeben hat, und von deren Befolgung ihre ewige Seligkeit abhängt. Wir werden euch die Gottes- und Nächstenliebe, den Gehorsam gegenüber den Oberen, die Einhaltung der Gesetze, den Fleiß bei der Arbeit predigen, kurzum alle diese erhabenen Lehren Jesu Christi, mit denen Seine Gesandten das Angesicht der Erde verändert und an einer überaus glücklichen moralischen Revolution gearbeitet haben, und die als einzige fähig dazu sind, tugendreiche Eltern, gehorsame Kinder, treue Gatten, ehrbare Untergebene und friedliche Bürger hervorzubringen und so für Frieden, Wohlstand und Fortschritt der Völker zu sorgen. Gleichzeitig führen sie die Einzelperson zu dem Ziel, für das sie geschaffen wurde und lassen sie mit der ewigen Glorie gekrönt werden.

Wir werden auch binden und lösen, lossprechen und verurteilen, die schlechten Sitten korrigieren, Unsere Stimme gegen die öffentlichen Sünden erheben, auf die schlechten Weiden hinweisen, damit sich dort nicht die Schafe sättigen, die Unserer Obhut anempfohlen wurden, vor den Wölfen warnen, die sie verzehren wollen, und sie vor diesen schützen, selbst wenn Wir dafür unser eigenes Leben geben müssten, denn der gute Hirt gibt sein Leben hin für seine Schafe, sagt unser Herr Jesus Christus11. Meine Kinder, ihr hattet keine Priester, die euch in den Lehren des Evangeliums unterweisen konnten, keine Apostel der Wahrheit, keine Gesandten des Herrn; hingegen fehlte, so hörten Wir, es nicht an Aposteln des Irrtums, die der Teufel gesandt hat, und die, während sie eure Rechte übertrieben betonten und euch erlogene und erdachte Reichtümer versprachen, nur danach verlangten, dass ihr das milde Joch des Katholizismus abwerfen würdet. Sie wünschten, dass ihr von jedem Winde der Lehre umhergetrieben und moderne Irrtümer übernehmen würdet, von denen bereits viele von unserer heiligen Mutter der Kirche verurteilt wurden. Lasst euch von diesen falschen Aposteln nicht verführen, die das Verderben eurer Seelen suchen, die wollen, dass ihr nicht auf die Priester hört, sondern stattdessen auf sie; die danach streben, dass ihr keine treuen Kinder der Kirche seid, damit ihr ihre Jünger seid und ihnen (unter dem Vorwand, dass sie euch Gutes tun) zu ihren niederträchtigen Zwecken dient, damit sie in der Welt der Täuschung und der Eitelkeit eine wichtige Rolle spielen.

Wir kommen auch zu euch, um immer an eurer Seite zu sein, wie ein guter Vater an der Seite seiner Kinder ist; um über euer Wohlergehen zu wachen, euch in euren Nöten zu helfen und euch mit Worten zu ermuntern – und noch mehr mit Unserem guten Beispiel –, damit ihr auf den Pfaden der christlichen Vollkommenheit wandelt. Wir werden eure gesamte weitläufige Gegend durchqueren, um die Sakramente zu spenden, um über die Pracht des Gottesdienstes zu wachen, um die Missbräuche abzustellen, die es auf diesem Gebiet geben könnte, um die Frömmigkeit zu fördern und allen die Wege des ewigen Heiles aufzuzeigen. Dabei können Wir Uns weder durch die große Hitze noch durch die Wolkenbrüche, durch die beschwerlichen Reisen, die Abgelegenheit der Orte oder durch ähnliche Unannehmlichkeiten entschuldigen.

Um den angedeuteten Aufgaben nachzugehen, die zur Erfüllung unserer Mission erforderlich sind, sind wir mit der Autorität unseres Herrn Jesus Christus bekleidet. Es wird eine Herde werden und ein Hirt12; und alle Hirten der katholischen Kirche bilden nur einen Hirten gemeinsam mit der anbetungswürdigen Person unseres Herrn Jesus Christus. Wenn wir taufen, wenn wir weihen, wenn wir lossprechen, ist es Jesus Christus, der tauft, weiht und losspricht, so lehrt mein großer Vater St. Augustinus13. In allen unseren pastoralen Handlungen nehmen wir die Stelle Jesu Christi ein, und wie Gott in Christus die Welt mit sich versöhnt hat14, so setzt Jesus Christus in den Hirten das große Werk der Erlösung des Menschengeschlechts fort. Darum sagt Jesus Christus: »Wer euch höret, höret mich, und wer euch verachtet, verachtet mich; wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat.«15 Unsere Autorität bei der Regierung eurer Seelen ist die Autorität von Jesus Christus selbst. Daraus ergibt sich, dass derjenige, der sich dem widersetzt, was zu unserem Amt gehört, sich nicht dem Menschen, sondern Jesus Christus selbst widersetzt.

Glaubt nicht, dass, wenn Wir so sprechen, Wir Uns erhöhen und Unsere Würde hervorkehren wollen. Ach! Wir können nicht einmal an diese Würde denken, ohne mit David auszurufen: Exaltatus autem, humiliatus sum, et conturbatus.16 Dass Wir zu dieser Würde erhoben wurden, demütigt uns und füllt uns mit Schrecken, wenn wir die drückende Last unseres Amtes betrachten, unsere große Verantwortung, die genaue und strenge Rechenschaft, die wir gegenüber dem obersten Hirten der Seelen ablegen müssen. Nein, Wir werden Uns nicht über euch erheben, sondern werden zittern in eurer Gegenwart und für euer Heil leiden.

Wir glauben, dass es niemand gibt, der denkt, dass wir aus irdischen Motiven nach Casanare kommen; wenn dennoch jemand dies glauben sollte, so freuen wir uns, dass dort kein Palast auf uns warten wird, kein bequemes Haus, in dem wir wohnen werden, noch ein hohes Einkommen, an dem wir uns bereichern könnten. Auch gibt es keine reichhaltigen und feinen Speisen, noch Mittel, mit denen man sich das Leben bequem und angenehm machen kann.

Wir freuen uns also, dass nichts davon uns erwartet, denn so kann man weder sagen noch vermuten, dass uns Ambitionen, Ehrgeiz oder Wohlstand oder sonst ein irdisches Motiv dorthin führt, sondern einzig und allein das erhabene Ziel, Gott die Ehre zu geben, euren Verstand mit dem Licht das Glaubens zu erleuchten und so eure Herzen mit den christlichen Tugenden zu schmücken und dadurch für euer ewiges Heil zu sorgen.

Was Uns dort erwartet, wissen Wir genau, denn Wir haben bereits Erfahrung darin: Wir wissen, dass Wir neben den moralischen Leiden, die Unserem Amt eigen sind, viele Tage lang eure glühend heiße Region durchziehen müssen, ohne dabei mehr Nahrung zu haben als ein armer Indio, und aufgrund der Unfälle, die nie fehlen werden, manchmal ganz ohne irgendeine Nahrung. Wir werden viele Nächte verbringen, ohne ein anderes Bett zu haben als den Sand eurer Flussufer, und wie oft in der Nähe des reißenden Kaimans … ohne eine andere Decke als die Wolken am Himmel, die häufig ihre Schleusen dem ergiebigen Regen öffnen, der nicht nur eine große Abtötung ist, sondern den Grund bereitet für die schweren Fieber, die selbst die robusteste Natur erschüttern, wenn sie nicht gar zum Tod führen, was häufig der Fall ist. Dies ist, was uns erwartet: Armut, Mangel, Entbehrungen, Arbeiten, Opfer, Kreuze, große und schwere Kreuze. Wir kommen also nur, um für die Rettung eurer Seelen zu leiden. Die Rettung eurer Seelen! Das ist das Ziel, das uns dorthin führt, das Motiv, das uns zu dem beschwerlichen Unternehmen treibt, das wir auf uns nehmen. Wenn dies nicht wäre, wenn es nicht um die Ehre Gottes und euer ewiges Heil gingen ... Ach! Mit aller Ehrlichkeit bekennen wir es euch: Unsere persönlichen Interessen, Unsere eigene Gesundheit, die zivilisierte Gesellschaft, die Uns umgibt, die guten Freundschaften, die uns ehren und auszeichnen … all das würde uns mit lauter Stimme zurufen, dass wir euch in religiöser Hinsicht so lassen sollen, wie ihr seid, in euren Savannen und Wäldern. Denn hier oder an einem anderen Ort ist es bequemer, es gibt mehr Ressourcen, gesellschaftlichen Umgang, kurzum mehr Möglichkeiten, ein bequemeres und angenehmeres Leben zu führen. Dies ist so klar und offensichtlich, dass man nicht mehr dazu sagen muss.

Nun gut, meine geliebten Kinder, wenn Uns nur das Interesse für eure Seelen, für euer ewiges Heil zu euch führt, so nutzt, sage ich euch mit den Worten des hl. Petrus Chrysologus, die er zu seinem Volk sprach (denn für euer geistliches Wohl habe ich es nicht abgelehnt, diese schwere Bürde auf mich zu nehmen), nutzt Unseren Dienst, Unsere Mission, den Zweck, zu dem Uns Gott zu euch schickt. Denn indem ihr dies tut, macht ihr euch nicht nur der Barmherzigkeit Gottes würdig und dass er Seine Pläne für euer ewiges Heil verwirklicht, ihr bereitet Uns auch eine unaussprechliche Freude, die Unsere Bürde leichter macht und uns unsere Schmerzen vergessen lässt, wie eine Mutter die Geburtsschmerzen vergisst, wenn sie ihr Kind geboren hat und es an ihre Brust drückt.

Der heilige Paulus sagt: »Gehorchet euern Vorstehern und seid ihnen untertan; denn sie wachen als solche, die für eure Seelen Rechenschaft geben sollen, damit sie dies mit Freuden tun, und nicht mit Seufzen; dann das bringt euch keinen Nutzen17.« Bemüht euch also darum, entsprechenden Nutzen aus Unserem Amt zu ziehen, damit ihr Uns diese Freude bereitet; aber vor allem darum, weil dies in eurem eigenen Interesse liegt, denn es geht um euer eigenes Heil, euer ewiges Glück. Denn wenn ihr es nicht ausnutzen würdet, wie bemitleidenswert wäret ihr dann! Es wäre nur euer eigener Verlust, nicht der Gottes, denn Gott, meine Brüder, benötigt keine Anbeter, und es geht Ihm auch ohne euch sehr gut. Es mangelt auch nicht an Seelen, in die er die Ströme Seiner Barmherzigkeit ergießen kann, denn er kann, wenn es ihm gefällt, selbst die Steine in Kinder Abrahams verwandeln, die ihn voller Glauben anbeten. Das Wort Gottes muss auf der anderen Seite nicht unfruchtbar bleiben, denn es steht geschrieben: verbum meum, quod egredietur de ore meo, non revertetur ad me vacuum, sed … prosperabitur in his, ad quæ missi illud18. Da Wir von Gott gesandt sind, werden wir es euch mit der Beharrlichkeit verkünden, die Uns der Apostel aufträgt, mit Zuversicht auf ein glückliches Ergebnis, wenn nicht bei den einen, dann bei den anderen; wenn nicht durch die Bekehrung und die Heiligung derer, die sich bereits in der Kirche befinden, dann bei denen, die bislang noch nicht dieses Glück hatten. Denn Gott ruft durch Uns und spricht zum Herzen, doch wenn man dies verschmäht und nicht hört, geht er weiter und richtet sich … an wen? Seid euch dessen bewusst, dass Wir auch zu den Ungläubigen in eurer Gegend gesandt sind. Die Ungläubigen! Die Wilden! Ja: Wir sind auch zu diesen unglücklichen Geschöpfen gesandt; denn die katholische Kirche ist dazu gegründet, durch ihre Diener das gesamte Universum zu erleuchten, ohne Ansehen besonderer Privilegien, ohne jegliche Bedingungen, ohne besondere Vorliebe, außer für die Ärmsten und Bedürftigsten. Die Welt denkt nicht an die Wilden; die meisten Menschen blicken auf sie mit Geringschätzung und arroganter Verachtung, wenn sie sie nicht gar verfolgen und töten wie schädliche Tiere. Die, die sich Freunde der Menschheit nennen, Phi…lan…thro..pen (cymbalum tiniens19), haben nie daran gedacht, nur einen Schritt zum Wohl der Wilden zu tun, und man kann nicht davon berichten, so ein weiser Schriftsteller, dass auch nur einer von ihnen einen Tropfen Blut in Japan oder China vergossen hätte, um sie aus ihrer Barbarei zu holen. Die katholische Kirche hingegen holt sie an ihr Herz; um den Preis der Mühen, der Opfer und selbst des Lebens ihrer Missionare versucht sie, ihnen den Glauben zu vermitteln, die Zivilisation und den Himmel selbst. Ach! Dies tut kein Bekenntnis, keine Sekte, keine Gesellschaft, so philanthropisch sie sich auch nennen mag. Dies tut nur die eine, heilige, apostolische und katholische Kirche: Damit gibt sie einen herrlichen Beweis ihrer göttlichen Einrichtung, denn nur Gott, Gott allein konnte es ihr eingeben, der ganzen Welt, allen Völkern die Lehre vom ewigen Heil zu vermitteln. Nur Gott konnte sie universal machen.

Ich habe noch andere Schafe, welche nicht aus diesem Schafstalle sind, auch diese muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde werden und ein Hirt20. Wir machen Uns, was die Ungläubigen von Casanare anbelangt, diese Worte des Guten Hirten zu eigen, genauso wie Sein liebendes Verlangen. Ihnen gilt ein großer Teil Unserer Aufmerksamkeit, Unserer Sorge und Unserer Mühen, und um ihretwillen nehmen Wir so viele Opfer auf Uns, wie Wir können, um sie zu unterrichten, zu zivilisieren und zu retten. Ach! Wenn es mir doch gegeben wäre, während ich in einer ärmlichen Strohhütte, an einem Flussufer oder unter einem Baum meinen letzten Atemzug tue, zu sagen: »Es gibt keine Ungläubigen mehr in Casanare!« Ihre Zahl ist nicht sehr groß, wie wir aus den Briefen der Missionspriester entnehmen, aber ihre Zusammenführung21 und Bekehrung stellt keine geringen Schwierigkeiten dar, denn die bedeutendsten und größten Stämme, die der Guahibos, führen ein Nomadenleben und haben nirgendwo eine feste Bleibe. Jedoch ist Gott groß in seiner Barmherzigkeit und Wir hoffen, dass Er uns im Gegenzug für unsere Entbehrungen und Opfer, die wir mit dem kostbaren Blut und dem großen Opfer unseres göttlichen Erlösers vereinen wollen, einige Seelen schenkt.

Groß und sehr weit ist das Feld, das Gott Unserem Eifer bereitet hat. Groß durch seine Ausdehnung, doch noch größer ist der Mangel an Mitteln. Es erwarten uns tausende bereits christliche Seelen, und es gibt nicht genug apostolische Arbeiter, um sich um all ihre Bedürfnisse zu kümmern. Es wird unausweichlich sein, diese Arbeiter herbeizuholen oder auszubilden, oder die einen herbeizuholen und die anderen auszubilden, soweit Uns dies möglich ist. Es müssen für ihre Ausbildung und Vorbereitung Häuser gebaut werden, genauso wie Wohnhäuser für die Missionare. Die Mitarbeiter, die Gott Uns schickt, müssen einigermaßen geziemend gekleidet und unterhalten werden. Es müssen Kirchen gebaut und auf bestmögliche Weise geschmückt und mit Gewändern und heiligen Gefäßen ausgestattet werden. Es müssen Mittel beschafft werden, um die Ungläubigen anzuziehen. In einem Wort: Es muss sehr viel getan werden.

Aber wie? Mit welchen Mitteln? Wer wird mir helfen? Heiligstes Herz Jesu, ich wende mich an Dich! Du bist meine ganze Hoffnung, Du wirst mir Hilfe sein, mein Schatz, meine Weisheit, meine Stärke und meine Zuflucht.Fortitudo mea et refugium meum es Tu22. Dies sind die Worte, die das Bild des Heiligsten Herzens Jesu umgeben, das wir zu Unserem bischöflichen Wappen bestimmt haben. Sie erinnern Uns stets daran, dass Wir, indem Wir Uns selbst misstrauen, alles diesem göttlichen Herzen anvertraut haben, das zu allen Zeiten wunderbare Werke der Liebe wirkt, auch heute, und das die Macht hat, sie auch in der Zukunft zu wirken. Sie werden uns ein ständiger und mächtiger Ansporn sein, dafür zu arbeiten, dass dieses Heiligste Herz, das überall immer mehr herrscht, in den Familien, unter den Völkern und Nationen und dabei alle mit Seinem herrschaftlichen Einfluss erfüllt, auch Seine Herrschaft auf unser gesamtes Vikariat ausdehnen möge; dass es dort vollständig herrschen möge, dass es ganz Sein sein möge, Sein für alle Zeit. Diese Worte werden auch die Hilfe und Stütze Unserer Schwachheit sein und Uns jeden Augenblick zusprechen, damit Wir, wie arm Wir auch an Wissenschaft und Tugenden sein mögen, nicht ermüden; dass dieses Heiligste Herz, das zu allen Zeiten Schwachen und Elenden geholfen hat, um sie zu Botschaftern seines heiligen Willens zu machen und die staunenswertesten Wunder zum Wohl der Seelen zu wirken, sich auch Unser bedienen kann, wie gefügiger Werkzeuge, um die Pläne Seiner Vorsehung zu verwirklichen. Welches sie sind, wissen Wir nicht; Wir wissen nicht, für wen Unsere Mission wirksam sein wird, wer Unseren Dienst nutzen wird; aber wir wissen sehr wohl, dass Unsere Arbeit nicht unnütz sein wird, dass das Ergebnis vielmehr glücklich und ertragreich sein wird, solange Wir vollständig auf das Heiligste Herz Jesu vertrauen. So hoffen Wir es zuversichtlich von Gottes Hilfe und sind überzeugt, wie der große Apostel sagt, dass weder der etwas ist, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern der das Gedeihen gibt, Gott23.

Doch da wir auch überzeugt sind, dass diese Hilfe vom Himmel durch Gebete erlangt wird, bitten wir um Gebete, so wie der Apostel sie von den Gläubigen in seinen Briefen erbittet, und ein ums andere Mal sagt: Betet für mich, meine Brüder: Betet für meine Arbeiten, betet für meine Predigten, betet, dass sich das göttliche Wort verbreitet. Fromme Seelen! Besonders an euch richte ich mich: Wie sehr muss euer Herz das verstehen, was ich wünsche! Es gibt Seelen, die auf euer Gebet warten, damit sie Gott angehören können; davon hängt vielleicht ihre Bekehrung und ihr Heil ab. Opfert für sie einige Gebete, einige Abtötungen und Bußwerke auf, einige Almosen, damit ihnen die Wohltat des Glaubens zuteilwerde, die Gott euch bereits in Seiner Barmherzigkeit erwiesen hat. Allein damit nehmt ihr bereits in reichem Maße an den Opfern der Missionare teil, dieser Helden, die das Teuerste und Liebste der Welt für die Ungläubigen verlassen und in die Wälder vorgedrungen sind, um dort das Licht des Evangeliums zu verbreiten. Diese apostolischen Männer brauchen ebenfalls eure Gebete und eure Hilfe, damit ihr Wort in den Seelen Frucht bringt. Helft ihnen damit; auf diese Weise könnt ihr, ohne euer Zuhause zu verlassen, mit ihnen Seelen gewinnen und auf eurer Stirn einen Widerschein der Glorie leuchten lassen, mit der die Glaubensboten gekrönt werden. Betet darum für die Seelen, betet für die Missionare und bittet den Herrn der Ernte, dass er mehr Arbeiter sende, denn es sind immer noch wenige, sehr wenige.

Und ich grüße euch, meine geliebten Brüder24, bis der Tag kommt, an dem ich euch liebevoll umarmen kann. Ich kenne eure Werke, ich kenne eure Arbeiten, mir ist nicht unbekannt, dass ihr Hunger, Durst, Hitze, Armut, Entbehrungen jeglicher Art, Einsamkeit, Krankheiten, die euch an den Rand des Grabes gebracht haben, erduldet habt. Und ich, der ich in meinem Geist diese apostolischen Großtaten verfolgt habe, finde keine Worte, um sie zu beschreiben, sie zu ergründen, sie zu loben, denn es gibt Dinge, die die Macht des Wortes übertreffen. Die Welt blickt auf nichts davon, und weiß darum diese Opfer nicht zu schätzen, dieses Leben der Abtötung, der Entbehrungen und Mühen: diesen Verzicht auf jegliche Bequemlichkeit, auf jeden menschlichen Umgang, auf jegliche anziehende Landschaft, dieses Leben in ständiger Einsamkeit, vollständig vergessen von den Menschen, und nur in der Gesellschaft von Wilden, wobei ihr ihre Unverschämtheiten, ihr Unwissen, ihr Elend, ihren ekelerregenden Anblick und das schmerzhafteste von allem, ihren Undank erduldet.

Nein: Die Welt weiß dies alles nicht zu schätzen: Aber, ach! Gott, meine Brüder, schätzt es in all seinem Wert; und seine Engel schreiben jeden Schritt eurer schönen Füße auf, und verzeichnen jedes einzelne eurer Leiden, damit auch nicht eins ohne ewigen Lohn bleibt.

Drei Jahre sind vergangen, seit Wir euch in dieser Einsamkeit zurückgelassen haben, und diese habt ihr Uns voraus; drei Jahre von Verdiensten und Glorie, drei Jahre, meine Brüder, die bereits vergangen sind … Das Leben vergeht, und wenn man es damit zubringt, für Gott zu leiden, ist das das Einzige, was bleibt; denn das Leiden für Gott, die Tugend ist die einzige Währung, die der Himmel kennt. Dort25 werden wir Anteil nehmen an euren Verdiensten: Bald sehen wir uns und trösten uns im Herrn.

Ihr Barmherzigen Schwestern, überaus geliebte Töchter im Herrn: Auch ihr seid Uns vorausgeeilt, um euch Verdienste in dieser Gegend zu erwerben, wo es der Werke der Barmherzigkeit, die eurem Institut zu eigen sind, so sehr bedarf. Bereits habt ihr damit begonnen, zu wirken, und wünscht, eure wohltätigen Arbeiten auszuweiten und so viel für die Ehre Gottes zu tun, wie ihr könnt. Ich grüße euch herzlich. Ihr könnt auf Unsere Zuneigung in Jesus Christus, auf Unseren Schutz, auf Unsere Hilfe zählen; und seid euch des Interesses sicher, mit dem Wir auf alles blicken, was mit der besten Ausübung eurer Aufgabe zu tun hat, und vor allem mit eurer eigenen Heiligung.

Bewohner von Casanare, meine vielgeliebten Kinder: Auch euch entbieten Wir einen liebevollen väterlichen Gruß, denn Gott hat es bestimmt, dass ich der Vater eurer Seelen sei. Ihr wisst bereits, dass ich der arme, anspruchslose Missionar bin, der zufrieden war mit eurem Casabe26, euren Bananen oder dem, was ihr ihm in eurer Güte im Gegenzug dafür gegeben habt, dass er euch gerne in all dem geholfen hat, was eure Seelen betrifft.

Heute sind Wir mehr erhöht als damals, aber darum kommen Wir nicht mit mehr Ansprüchen zu euch: Uns führt nur der glühendste Wunsch, euch für Gott zu gewinnen und euch in Gott zu lieben. Und wen sollte ich lieben, wenn nicht euch? Ach! Ich werde euch hüten wie meinen Augapfel, denn Jesus Christus hat mir aufgetragen, euch zu schützen und zu retten. Bald bin ich bei euch und werde euch nicht mehr verlassen; und meine Freiheit, meine Zeit, meine Ruhe, meine Gesundheit, mein Leben, all das gehört euch, und ich bin bereit, dies alles zu eurem Wohl zu opfern.

Jesus Christus, meine Kinder, möge euch allen die Demut, die Sanftmut und all jene Tugenden geben, die den Schafen zu eigen sind, die auf Seine Stimme hören, damit ihr eines Tages an Seine Rechte gestellt werden möget und ins Reich der Herrlichkeit geführt werdet, das ich euch von ganzem Herzen wünsche.

Es möge euch Unterpfand dieser ewigen Glückseligkeit sein der Segen, den ich euch erteile im Namen des Vaters † und des Sohnes † und des Heiligen Geistes †. Amen.

Gegeben und unterzeichnet von Uns, besiegelt mit Unserem Siegel in Bogotá am Tag unserer Weihe, dem ersten Mai Achtzehnhundertvierundneunzig. † FRATER EZEQUIEL, Bischof von Pinara, Apostolischer Vikar von Casanare.

2 Joh. 8, 12

3 Joh. 14, 6

4 Alte Verwaltungseinheit in Kolumbien.

5 Einer ist euer Meister, Christus. Matt. 23, 10

6 Matt. 28, 19–20

7 Is. 52, 7

8 Über die ganze Erde geht ihr Schall aus und bis an die Enden des Erdkreises ihre Worte. Ps. 18, 5

9 Ps. 103, 32

10 Eph. 4, 6

11 Johannes 10, 11

12 Joh. 10, 16

13 Tract. 5 in Joan.

14 2 Kor. 5, 19

15 Luk. 10, 16

16 Erhob ich mich, so ward ich gedemütigt und erschreckt. Ps 87, 16

17 Hebr. 13, 17

18 Mein Wort, das aus meinem Mund ausgeht, wird nicht leer zu mir zurückkehren … sondern wird gelingen haben in allem, wozu ich es sende. Is. 55, 11

19 »Klingende Schelle«, in Anlehnung an die Worte des hl. Paulus im ersten Korintherbrief.

20 Joh. 10, 16

21 Wohl im Sinne der Missionsmethode der Reduktion; so steht auch im Original »reducción«.

22 Du bist meine Stärke und meine Zuflucht. Ps. 30, 4

23 1 Korinth. 3, 7

24 Gemeint sind die Augustinermissionare.

25