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Zum hundertjährigen Jubiläum seiner Wahl soll in diesem Buch beleuchtet werden, wie Papst Pius XI. mit seinem weltumspannenden Blick die katholischen Missionen nicht nur durch unruhige Zeiten führte, sondern die Kirche auch deutlich sichtbar zu einer Weltkirche machte, indem er einheimische Kleriker zu Bischöfen in den Missionsländern berief. Noch mehr: er sollte durch seine bedeutende Missionsenzyklika Rerum ecclesiæ den Missionsbegriff wesentlich vertiefen. "Die Geschichte wird sich in Zukunft nicht darauf beschränken dürfen, Pius XI. den Papst der Missionen zu nennen. Sie wird ihm feierlich bezeugen müssen, dass er der Papst der größten Missionsentwicklung in den letzten Jahrhunderten war" - Kardinal Carlo Salotti.
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Seitenzahl: 76
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Dem Missionspapst Pius XI. zu seinem 100. Thronjubiläum in tiefer Verehrung gewidmet.
Vorwort
Auf dem Weg zum „Missionspapst“: das Jubiläumsjahr 1922
Die Vatikanische Missionsausstellung 1925
Die Missionsenzyklika
Rerum ecclesiæ
Pius XI. und der einheimische Episkopat
Päpstliche Mahnungen zur Schaffung eines afroamerikanischen Klerus
Die Missionsmitarbeiter des Papstes
Verschiedenes
Würdigung
Dieses Jahr jährt sich die Wahl Papst Pius’ XI. zum einhundertsten Mal. Im Verlauf von wenigen, aber bewegten Jahren war Achille Ratti vom vatikanischen Diplomaten in Polen zum Erzbischof von Mailand, einem der wichtigsten Bistümer der Welt, aufgestiegen. Nur etwas über ein halbes Jahr dauerte es, bis er vom Nachfolger des heiligen Ambrosius zu dem des heiligen Petrus wurde. In diesem Buch soll beleuchtet werden, wie Papst Pius XI. mit seinem weltumspannenden Blick die katholischen Missionen nicht nur durch unruhige Zeiten führte, sondern die Kirche auch deutlich sichtbar zu einer Weltkirche machte, indem er einheimische Kleriker zu Bischöfen in den Missionsländern berief. Noch mehr: er sollte durch seine bedeutende Missionsenzyklika Rerum ecclesiæ den Missionsbegriff wesentlich vertiefen.
„Die Geschichte wird sich in Zukunft nicht darauf beschränken dürfen, Pius XI. den Papst der Missionen zu nennen. Sie wird ihm feierlich bezeugen müssen, dass er der Papst der größten Missionsentwicklung in den letzten Jahrhunderten war“ – zu diesem Schluss kam Kardinal Salotti bereits im Jahr 1932. Möge dieses Buch dazu beitragen, dass das Wirken und Lehren des „Missionspapstes“ wieder mehr Beachtung findet und zur Nachahmung anregt.
Landsberg am Lech, an der Vigil des hohen Pfingstfestes.
Als Achille Ratti am 6. Februar 1922 als Pius XI. den Stuhl Petri bestieg, fand er nicht nur eine durch den Ersten Weltkrieg vollkommen veränderte politische Situation vor, die katholische Kirche stand auch am Beginn einer neuen Missionsära. Sein Vorgänger Benedikt XV. hatte sich den Titel eines „Missionspapstes“ verdient; besonders mit seinem weitsichtigen Apostolischen Schreiben Maximum illud vom 30. November 1919, in dem er eine stärkere Förderung geistlicher Berufungen in den Missionen verlangte und beklagte , dass zu wenige einheimische Kleriker bedeutende kirchliche Positionen einnahmen, hat Benedikt die Grundlage für eine einheimische Hierarchie in den Missionsländern geschaffen. Als „Friedenspapst“ hob er durch sein umsichtiges, versöhnendes Auftreten während des Krieges und seine werktätige Nächstenliebe das Ansehen des Papsttums auf der ganzen Welt. Nach dem Weltkrieg wirkte Papst Benedikt XV. besonders eifrig für die Missionen. So musste er zum Teil eine weitläufige Umstrukturierung der Missionsgebiete durchführen, da deutschen Glaubensboten nach Ende des Weltkrieges in zahlreichen Ländern der Zutritt versagt war.1 Trotzdem vermehrte sich die Zahl der katholischen Missionsgebiete. Mit dem Priestermissionsbund schuf er einen Verein, der die Begeisterung des katholischen Klerus für die Missionen fördern sollte.
Papst Pius XI. musste somit in große Fußstapfen treten und stand vor zahlreichen Herausforderungen. Doch der energische Papst nahm sie mutig an. In geringfügig voneinander abweichenden Wortlauten wird aus den ersten Wochen seines Pontifikats berichtet, dass er, angesprochen auf die missionarischen Erfolge seiner direkten Vorgänger bzw. den Titel Benedikts XV. als „Missionspapst“, geantwortet hatte: „Auch Wir möchten Missionspapst sein!“ oder gar „Unser Vorgänger ist der Missionspapst genannt worden; Wir wollen es noch mehr werden“.2
In das Jahr seiner Thronbesteigung fiel das 300-jährige Gründungsjubiläum der Kongregation de Propaganda Fide3, der wichtigen Kongregation, die für die Organisation der Glaubensverbreitung auf der Welt verantwortlich ist. Zu diesem Anlass fand auch der erste Weltkongress des Priestermissionsbundes unter Vorsitz des missionsbegeisterten Erzbischofs von Parma, des heiligen Guido Conforti, vom 1. bis 3. Juni 1922 in Rom statt. Zahlreiche Missionsbischöfe, Missionäre, Vertreter der katholischen Ostkirchen und Missionswissenschaftler waren zu einer dreitägigen Konferenz mit zahlreichen Vorträgen zusammengekommen. Seinen Abschluss fand der Kongress am Vigiltag des Pfingstfestes mit einer Audienz bei Pius XI. in der Sala Regia im Vatikan. Der Papst richtete in einer längeren Ansprache das Wort an die Teilnehmer, und aus den Schilderungen von P. Alfons Väth S.J. geht hervor, wieviel inneren Anteil Pius XI. am Werk der Glaubensverbreitung nahm: „Mit vor Rührung zitternder Stimme spricht er über eine halbe Stunde lang. Zweimal stiehlt sich eine Träne in sein Auge. Feierlich klingen die Worte, wo er die Größe der im Priestermissionsbund verkörperten Idee schildert. Die Ansprache, so schlicht und doch so ergreifend, verdient in ihren Hauptsätzen aufgezeichnet zu werden. Sie galt der Priesterschaft der ganzen Welt.“4 So sagte Pius XI.:
„Alle erstmaligen Veranstaltungen haben etwas Großartiges an sich. Aber der erste Kongress des Priesterbundes ist von einer Größe, die an das Erhabene und Göttliche grenzt; denn erhaben und göttlich ist das Apostolat, dem ihr eure Arbeit und Kraft geweiht. Ihr wollt mit täglich wachsendem Eifer eure Herzen mit dem Apostelgeist entflammen, mit demselben Geist, der am ersten Pfingsttag auf die Apostel ausgegossen wurde und der sie ganze erfüllte, so dass ihnen die Welt für ihre Eroberungen zu klein schien. Ihr wollt diesen Geist allen mitteilen, auf die sich euer Einfluss erstreckt; ihr wollt in euch und in allen andern das Verlangen erwecken, mitzuarbeiten an dem großen Werke unserer verdienten Missionare, und zu diesem Zweck alle in der Kirche eingeführten Werke fördern: die Missionsinstitute, die Werke der Glaubensverbreitung, der heiligen Kindheit, des hl. Petrus, den Verein zum Loskauf der christlichen Sklaven und vor allem die wunderbare Institution der Propaganda-Kongregation, diese lebendige und großartige Verkörperung des Apostel- und Missionsgeistes.
Die Sache der Missionen ist eine Sache von unendlicher Größe und Erhabenheit. Wir stehen in unseren Tagen wieder im furchtbaren Kampf zwischen Tod und Leben, zwischen Licht und Finsternis, zwischen dem Geist des Guten und des Bösen. Mors et vita duello conflixere mirando!5 Es ist ein glorreicher Kampf, in dem wir so viele unserer Brüder wie Helden kämpfen und wie Märtyrer sterben sehen. Wir erblicken die weiten Gefilde, weiß zur Ernte. O wie schmerzlich ist es, die großen Möglichkeiten, die günstigen Gelegenheiten, viele Seelen zu retten, zu betrachten und mitansehen zu müssen, wie so viele Seelen verlorengehen, weil die Mittel mangeln! …
Das Herz Jesu, das kein brennenderes Verlangen kennt, als Seelen zu retten, muss auf dem Kampffelde wiederholen: Quæ utilitas in sanguine meo?6 Wir fühlen heute die Wahrheit dieses Wortes, wenn wir die Statistiken lesen. So viele Schmerzen, so viel Schweiß und Blut des Gottessohnes; so viele Jahrhunderte seit der Erlösung, und noch so viele Millionen Seelen ohne die Früchte des Heiles! …
Selig seid ihr, die ihr durch eure Mitarbeit am göttlichen Werk des Apostolats euch teilhaftig macht des großen Ruhmes und der unverwelklichen Krone der Glaubensboten. Gesegnet seid ihr und alle, die in eurer Heimat eure Mahnungen befolgen. Wir wollen mit aller Kraft mitarbeiten an diesem Werk. Wir möchten reich sein; Wir beneiden die, die reich sind, weil sie das geben, was Wir zu geben wünschen und nicht geben können. Wenn Wir einen Schmerz im Herzen fühlen, so ist es der, dass Wir den Glaubensboten nicht folgen und ihnen nicht helfen können, so nachhaltig, wie Wir wünschten.
Unser Vorgänger und Vater seligen Andenkens, Benedikt XV., hat in seinem wunderbaren Rundschreiben Maximum illud den Wunsch ausgesprochen, dass der Priestermissionsbund in jeder Diözese errichtet werde. Wir, die Wir den Bund schon in vielen Diözesen des Erdkreises an der Arbeit sehen und seine würdigen Vertreter mit so großer Freude heute begrüßen, möchten noch weiter gehen und sagen: Es ist Unser Wunsch, dass es keine Pfarrei irgendeiner Diözese gibt, wo dieser Bund nicht besteht, und dass es keinen Priester gibt, der nicht in den Reihen des glorreichen Bundesheeres steht. Euch tragen Wir auf, überall diesen glühenden Wunsch Unseres Vaterherzens bekannt zu geben.
Wir möchten noch einen anderen Gedanken hervorheben, wie sich die Vorsehung bezüglich dieses Bundes so wunderbar offenbart. Wir möchten hinweisen auf die großen geistlichen Vorteile, die den Mitgliedern zuströmen. Wir verdienen uns nicht nur den Ruhm, mit so vielen heiligen Bekennern und Märtyrern mitzuarbeiten; es wird uns nicht nur die innere Genugtuung [zuteil], dass wir so viel Gutes für die Seelen wirken: wir werden vor allem selbst geheiligt, wenn wir in der Ausübung des heiligen Dienstes besondere Aufmerksamkeit dem Werke schenken, das seiner Natur nach so unmittelbar und in so hohem Maße heiligend wirkt. Das Einerlei der unscheinbaren Seelsorgsarbeiten bringt die Gefahr mit sich, dass der Wille zum standhaften Ausharren erlahme und der Eifer erkalte. Aber wie erhebt sich der Geist des Priesters, wie gewinnt er seine Spannkraft wieder, wenn er erfüllt ist von dem großen Gedanken der geistigen Eroberung und des Missionsapostolats, das die glorreichste und glänzendste Tätigkeit der Kirche nach außen ist! Der einzige Gedanke, dem Heldengeschlecht unserer Brüder anzugehören, die für die Sache der Wahrheit, für den Triumph der Gerechtigkeit, für die Rettung der mit dem Erlöserblut erkauften Seelen ein ständiges Opferleben führen und an der Front unerschrocken die Kämpfe des Glaubens kämpfen, spornt uns an, uns auf unserem Posten solchen Heldentums würdig zu zeigen. Möge der Heilige Geist uns die Schönheit, den Ruhm, das Verdienst und die heiligenden Wirkungen dieses großen Werkes innerlich fühlen und verkosten lassen!“7
Bereits in den drei Tagen vor Pfingsten war ein Missionstriduum in der römischen Theatinerkirche Sant’ Andrea della Valle gefeiert worden, wo in den drei Abendandachten Kardinal Camillo Laurenti, ehemaliger Mitarbeiter der Kongregation de Propaganda Fide, Kardinal Pietro Maffi, Erzbischof von Pisa, und der spätere Erzbischof von Perugia, Giovanni Battista Rosa, predigten.