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So gelingt eine erfolgreiche Lernkurve Die praktische Pflegeausbildung bildet das Herzstück der generalistischen Pflegeausbildung und legt die entscheidende Grundlage für einen Beruf von großer gesellschaftlicher und persönlicher Bedeutung. Der Erfolg der Auszubildenden hängt maßgeblich davon ab, wie motiviert, zielgerichtet und effektiv sie lernen und ihr Wissen in praktische Handlungen umsetzen können. Dieses Buch liefert hierzu bewährte und agile Methoden, praxisnahe Übungen und wertvolle Reflexionswerkzeuge. Vor allem präsentiert es Methoden, die dem Anspruch an »New Learning« und den Anforderungen der praktischen Ausbildung entsprechen. Mehr denn je ist ein soziales, selbstbestimmtes und eigenständiges Lernen gefragt, das das Arbeitsumfeld in den Lernprozess involviert. Das Buch bietet innovative Lernansätze wie SOLF, Scrum und tägliche Stand-Up-Meetings sowie Informationen über digitale Lernunterstützungen wie Telematik, DiGA, E-Learning und Lernplattformen
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Seitenzahl: 175
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Dr. Ursula Kriesten, MBA, ist Krankenschwester, Lehrerin für Gesundheitsund Pflegeberufe, und Master of Business Administration. Sie promovierte in Gesundheits- und Pflegewissenschaften und war rund dreißig Jahre in führender Position in der Pflegebildung tätig. Zudem ist sie seit 2010 als Lehrbeauftragte und Gutachterin an Hochschulen und in der Beratung tätig.
» Wissen und Können macht frei und unabhängig. Lernen mit Methode ist der Weg dorthin.«
URSULA KRIESTEN
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8426-0905-1 (Print)
ISBN 978-3-8426-9198-8 (PDF)
ISBN 978-3-8426-9199-5 (EPUB)
Originalauflage
© 2024 Schlütersche Fachmedien GmbH, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, www.schluetersche.de
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in diesem Buch gelegentlich die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich Personenbezeichnungen gleichermaßen auf Angehörige des männlichen und weiblichen Geschlechts sowie auf Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
Autorin und Verlag haben dieses Buch sorgfältig erstellt und geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus in diesem Buch vorgestellten Erfahrungen, Meinungen, Studien, Therapien, Medikamenten, Methoden und praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen. Insgesamt bieten alle vorgestellten Inhalte und Anregungen keinen Ersatz für eine medizinische Beratung, Betreuung und Behandlung. Etwaige geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Daraus kann nicht geschlossen werden, dass es sich um freie Warennamen handelt. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
Lektorat: Claudia Flöer, Text & Konzept Flöer
Covermotiv: PureSolution – stock.adobe.com
Dank und Hinweise zum Buch
Ein Wort zuvor
1Lernen an den Lernorten der Pflegepraxis
1.1Mahari will, überlegt und ist motiviert
1.1.1Mahari plant ihre Ausbildung
1.2Pflegeausbildung ist Erwachsenenbildung
1.3Bausteine der praktischen Ausbildung
1.4Rechtliche Strukturvorgaben
1.5Bezeichnungen und Abfolge der praktischen Einsätze
1.5.1Orientierungseinsatz
1.5.2Pflichteinsatz und Vertiefungseinsatz
1.6Probezeit und Zwischenprüfung
1.6.1Probezeit
1.6.2Zwischenprüfung
1.7Vorgaben der Bundesländer
1.8Verschränkung der Lernorte Pflegepraxis und Pflegeschule
1.9Rahmenpläne der Fachkommission
1.10Vom Rahmenausbildungsplan zum Ausbildungsplan
1.11Prozess und Planungsinstrumente praktische Pflegeausbildung
1.12Vom Ausbildungskonzept zum Ausbildungsplan
1.13Vom generellen zum individuellen Ausbildungsplan
1.14Praxisanleitung und -begleitung
1.15Wen pflegen Sie?
1.16Übung: Sind Sie auf den ersten Praxiseinsatz gut vorbereitet?
1.17Reflexions-Check: Motivation
1.18Reflexions-Check: Lernen an den Lernorten der Pflegepraxis
2Kompetenz, Handlungskompetenz, Performanz und Evidence
2.1Kompetenzorientierung und -dimensionen
2.2Woraus ergibt sich die berufliche Handlungskompetenz?
2.3Die Performanz?
2.4Die Kompetenzstufe bestimmen
2.5Übung: Kompetenz und Performanz
2.6Übung: Recherche Broschüre Handreichung
2.7Reflexions-Check: Kompetenz und Performanz
3Exemplarisches Lernen, Arbeits- und Lernaufgaben und Anleitungen
3.1Exemplarisches Lernen
3.2Situations-, Wissenschafts- und Persönlichkeitsorientierung
3.3Kompetenzorientierte Lern- und Arbeitsaufgaben
3.4Lehr- und Lernziele
3.5Aufgabentypen
3.6Kognitive, affektive und psychomotorische Lernziele
3.7Taxonomiestufen
3.8Arbeits- und Lernsituationen
3.9Externe und interne Evidence
3.9.1Inhalte der internen und externen Evidence
3.9.2Interne und externe Evidence im EBN
3.9.3Im Arbeitsbündnis mit dem zu pflegenden Menschen
3.9.4Komponenten einer pflegerischen Entscheidung
3.9.5Pflegemodell – pflegerische Entscheidung als Phase pflegerischer Problemlösung
3.10Geplante Anleitungen
3.11In zehn Schritten zur erfolgreichen Anleitung
3.12Übung: Konstruktionsprinzipien der Rahmenpläne
3.13Übung: Interne und externe Evidence
3.14Reflexions-Check: Exemplarisches Lernen
3.15Reflexions-Check: Arbeits- und Lernaufgaben
4Klassische Lernmethoden
4.1Lernen mit Methode
4.2Lernen am Modell
4.3Welcher Lerntyp sind Sie?
4.4EBN-Methode und Forschen nach dem PIKE-Schema
4.4.1Schritt 1: Auftrag klären in der Begegnung
4.4.2Schritt 2: Problem formulieren, Forschungsfragen formulieren, Fragestellung nach dem PIKE-Schema
4.4.3Schritt 3: Literaturrecherche
4.4.4Schritt 4: Kritische Beurteilung von Studien
4.4.5Schritt 5: Veränderung der Pflegepraxis (Pflegemanagementmodell) Forschungsergebnisse integrieren und praktisch anwenden
4.4.6Schritt 6: Evaluation von Wirkungsketten – Qualitätsmanagement und EBN Forschungsergebnisse evaluieren
4.5Das Modell der vollständigen Handlung
4.6Die Leittextmethode
4.6.1Phasen der Leittextmethode
4.7Die Vier-Stufen-Methode
4.7.1Phasen und Prozess der Anleitung
4.8Die 5 S-Methode
4.9Die OSCE-Methode
4.10Anleitung reflektieren
4.11Die Kollegiale Fallberatung
4.11.1Ziel- und Voraussetzungen
4.11.2Rahmenbedingungen
4.11.3Rollen
4.11.4Fall
4.11.5Phasen
4.11.6Selbstwirksames Lernen
4.12Die Fallbesprechung
4.13Case Management
4.14Skills Lab und Simulation
4.14.1Simulation
4.14.2Skills Lab
4.15Praxisorientierte Projektarbeiten
4.16Peergroup: Lernende bilden Lernende aus
4.17Übung: Kollegiale Fallberatung
4.18Reflexions-Check: Lernmethoden
5Agile Lernmethoden
5.1Im SOLF lernen
5.2Scrum
5.2.1Scrum am Beispiel einer Schulstation
5.3Daily stand ups
5.4Kanban Board
5.5Retrospektiven
5.6Open Space, FedEX Day, Hackathon
5.6.1Open Space
5.6.2FedEX Day
5.6.3Hackathon
5.7Barcamp
5.8World Café
5.9Lean Coffee
5.10Working Out Loud
5.11Brown Bag Meeting
5.12Micro Learning oder Learning Nuggets
5.13Rotation Days
5.14Ted Talks und Ted-Konferenzen
5.15Visuelles Denken mit Sketchnotes
5.16Raum einfordern
5.17Übung: Agile Methoden
5.18Übung: Raum schaffen und nutzen zum Lernen
5.19Reflexions-Check: Methodenkompetenz – agile Methoden
6Lernen digital unterstützen
6.1Praktische Pflegeausbildung digital optimieren
6.2Telematik und Telekommunikation
6.3DiGA – Gesundheitsanwendungen der Zukunft
6.4Wichtig: Daten schützen und sichern
6.5Der Datenschutz in einer Pflegeeinrichtung
6.6Phishing – schützen Sie sich vor kriminellen Angriffen
6.7E-Learning, Blended-Learning, Streaming und Lernplattformen
6.7.1E-Learning
6.7.2Blended Learning
6.7.3Streaming
6.7.4Lernplattformen
6.8Software für die Pflegeausbildung
6.9Übung: Digitale Kompetenz
6.10Übung: DiGA
6.11Reflexions-Check: Digitale Kompetenz
7Fachbegriffe und Abkürzungen verständlich erklärt
Literatur
Register
Dank
Ich danke an dieser Stelle allen Auszubildenden und Studierenden, die ich beim Lernen begleiten durfte. Ich habe durch diese Menschen das Meiste gelernt.
Ein besonderer Dank gilt auch meiner Lektorin Claudia Flöer von Text & Konzept Flöer! Mit ihr zu arbeiten bedeutet: Das Ziel immer im Auge zu haben, dem Weg zum Ziel viel Bedeutung zu geben und sich über das Ergebnis gemeinsam freuen zu können.
Hinweise zum Buch
Info
Dieses Buch ist Ihnen ein Begleiter zu den Themen des Lernens während der praktischen Pflegeausbildung. Sie finden Wissenswertes, viele Methoden, Übungen und Checks für die Reflexion. In diesem Buch begleiten Sie außerdem auch wieder Personen, die zwar fiktiv sind, deren Erfahrungen aber von vielen Auszubildenden und Mitarbeitenden geteilt werden:
• Charlotte, 1. Ausbildungsjahr, Ausbildungsträger: ambulanter Pflegedienst
• Finn, 2. Ausbildungsjahr, Ausbildungsträger: Krankenhaus
• Mahari, 3. Ausbildungsjahr, Ausbildungsträger: Altenpflegeheim
Diese Personen kommen bereits in meinem Buch »Praxiseinsätze in der Pflegeausbildung. Das Begleitbuch für Auszubildende«, erschienen in der Schlütersche Fachmedien GmbH, zu Wort.
Dieses Buch empfehle ich Ihnen in Ergänzung zu diesem. Dort finden Sie u. a. praxisbezogene Tipps zu strukturellen, organisatorischen und rechtlichen Vorgaben der praktischen Pflegeausbildung, zu Praxiseinsatzorten, Tipps zum Gesundbleiben während der Ausbildung und zu wichtigen Themen zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung.
In diesem Buch werden Sie gleichermaßen mal als Auszubildende, Studierende oder Lernende angesprochen.
Neben viele Lernmethoden, die sich für die theoretische Ausbildung eignen (wie z. B. Loci-Methode, Mindmap, SQ3R-Methode, Schnell-Lesen, Hypnopädie, usw.), geht dieses Buch auf Methoden ein, die sich für die praktische Ausbildung eignen.
Liebe Auszubildende,
dieses Buch widme ich Ihnen, vielmehr und genauer gesagt, ich widme dieses Buch Ihren Lernprozessen für die Zeit Ihrer Pflegeausbildung (und vielleicht darüber hinaus).
Mir ist es wichtig, dass Sie mit gutem Gefühl und gut vorbereitet in die Pflegeausbildung gehen und sich auf alle Erfahrungen freuen, die Sie sammeln können. Die praktische Pflegeausbildung ist das Herzstück der Ausbildung, die Ihnen die Basis für eine gesellschaftlich und persönlich wichtige berufliche Aufgabe bietet. Der Pflegeberuf und die Ausbildung sind anspruchsvoll und herausfordernd. Während der praktischen Ausbildung sammeln Sie Erfahrungen, die Sie mit (nur) einer theoretischen Ausbildung nie entwickeln könnten. Sie sammeln Erfahrungen und von Ihnen werden ständig aktive Handlungen und ein optimales Verhalten gefordert. Handlungen und Verhalten kann man erlernen, man wird handlungskompetent.
Diese Lernprozesse können durch ausgewählte Methoden unterstützt werden. Was ich weiß und lernen durfte: Gute Methoden machen das Lernen interessanter und abwechslungsreich. Deswegen biete ich Ihnen in diesem Buch eine Fülle von Methoden, die Sie ausprobieren sollten. Üben Sie auch mit anderen Auszubildenden oder Studierenden Methoden aus. Modifizieren Sie diese und entwickeln Sie beschriebene Methoden weiter. Vielleicht schreiben Sie dann bald ein Buch zu: Methoden für die Pflegeausbildung.
Vor und während der Ausbildung sollten Sie wissen:
•Erfahrungen und Lernen können Ihnen nicht vermittelt werden.
•Erfahrungen machen Sie selbst und Lernen können nur Sie selbst erlernen – das Großartige daran ist: Die Ergebnisse gehören Ihnen ganz allein.
•Beim Lernen helfen Ihnen Methoden, insbesondere Methoden, die Ihnen gefallen.
•Deswegen sollten Ihre Methoden- und Lernerfahrungen und -ergebnisse immer positiv und effektiv sein.
•Wissen und Können ist Ihr Kapital.
Ich wünsche Ihnen eine gelungene, methoden- sowie abwechslungsreiche und vor allem eine erfolgreiche Ausbildung.
Wiehl, im September 2023
Ihre Ursula Kriesten
Wenn man jung ist, weiß man häufig (noch) nicht, was man alles lernen und können kann.
Abb. 1: Das Kapitel im Überblick.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht:
• Warum Sie lernen?
• Ob Sie Lernen lernen können?
• Wie Sie effektiv lernen?
• Ob Ihnen Methoden beim Lernen helfen?
• Ob Sie Ihre Lernziele motivieren?
Lernen bedeutet Entwicklung, Veränderung und ein Zuwachs an Wissen und Können. Kompetenzen verknüpfen Wissen und Können. Kompetenzen können Sie entwickeln und weiterentwickeln. Wichtig dabei ist, Sie müssen es wollen und Sie müssen mit Freude und einer positiven Grundhaltung neue Herausforderungen angehen.
Wenn Sie ihre erworbenen Kompetenzen in Handlungen umsetzen, zeigen Sie Ihre Handlungskompetenz. Dieses Sichtbarmachen von Kompetenz nennt man Performanz. Gelerntes zeigt sich in verändertem Verhalten. Zeigen Sie also Ihr Können und ihre Verhaltensänderung, sonst weiß man nicht, dass Sie es können.
Lernen Sie also zu lernen, so wie Mahari.
Pflegefachfrau werden und hat sich beworben. Zu Beginn ihrer Pflegeausbildung überlegt Mahari:
•»Was bedeutet der Beginn der Pflegeausbildung für mich? Wichtig ist, dass ich nicht mit Angst in die Ausbildung gehe, sondern Chancen erkenne und positiv über die Erfahrungen denke, die ich machen werde.
•Je mehr ich weiß und kann, desto besser werde ich durch die Ausbildung gehen. Also möchte ich viel wissen und können.
•Vorwissen hat mir immer geholfen, wenn es um neue Sachverhalte ging, deshalb versuche ich, mich immer auf neue Themen vorzubereiten.
•Ich habe gehört: Wissen ist Macht. Ich möchte mich mächtig und sicher fühlen, also möchte ich viel und das möglichst Richtige wissen.
•Ich möchte mich für die Themen und Lernorte begeistern, da mir das Lernen einfacher fällt, wenn ich begeistert bin.
•Ich habe erfahren, dass mich Lernerfolge glücklich gemacht haben, deswegen möchte ich mehr Lernerfolge erleben.
•Ich weiß, dass mein Gehirn nur dann etwas Neues lernen kann, wenn ich ihm etwas Neues anbiete. Deswegen biete ich meinem Gehirn ständig neue Aufgaben an.
•Wissen und Können steigern mein Selbstvertrauen und meine Lebensqualität. Ich möchte mit Selbstvertrauen und Selbstbestimmung durch die Ausbildung gehen.
•Ich traue mich, mein Gelerntes zu zeigen. Ich habe verstanden, dass nur an meinem veränderten Verhalten erkennbar ist, dass ich etwas gelernt habe.«
und befasst sich mit den Zielen der praktischen Pflegeausbildung (Abb. 2) und stellt fest: »Das sind ja bedeutungsvolle und bemerkenswerte Ausbildungsziele. Insbesondere die praktische Pflegeausbildung ermöglicht mir Chancen, diesen Zielen näher zu kommen und sie erreichen zu können. Nicht nur die theoretische Ausbildung ist wichtig. Hier lerne ich die Grundlagen und das Wissen. Zum Können zu gelangen, ermöglicht mir die praktische Ausbildung. Die direkte Arbeit am und mit dem Menschen in den unterschiedlichsten Situationen und an verschiedenen Orten, finde ich spannend und interessant.«
Mahari stellt sich die Frage: »Wie kann ich diesen Zielen näherkommen? Wie kann ich diesen Zielen entsprechen? Wie kann ich lernen:
•Gesundheit zu fördern?
•Krankheit zu verhüten?
•Leiden zu lindern?
•Ethisch zu reflektieren?
•Gesundheit wiederherzustellen?
•Lebensqualität zu sichern?«
Abb. 2: Ziele der praktischen Pflegeausbildung.
»Diese Ziele sind komplex, aber sie motivieren mich maximal. Bei welcher Ausbildung hat man schon so bedeutsame, lebenswichtige und existentielle Ziele, die man verfolgt? Für mich macht die Pflegeausbildung Sinn. Ich starte maximal motiviert.«
als sie im 3. Ausbildungsjahr ist: »Das gute Gefühl für mein Lernen habe ich mir bislang nicht nehmen lassen, auch in schwierigen Situationen (und da gab es viele). Ich habe verstanden: Für mein Lernen und meine Ausbildung bin ich letztendlich selbst verantwortlich. Nun ist meine Ausbildung bald beendet. Ich werde mich mit positiven Gedanken auf die Prüfungen vorbereiten und dann nehme ich mir vor, weiterhin lebenslang Lernen zu wollen.«
Das Lernen in der Pflegeausbildung gehört zur beruflichen Erwachsenenbildung. Man spricht in der Erwachsenenbildung nicht von Pädagogik, sondern von Andragogik, d. h., sich mit den Bedürfnissen Erwachsener beim Lernen auseinanderzusetzen. Das bedeutet für Sie in der Pflegeausbildung:
• Sie werden nicht erzogen. Sie sind nun in der Rolle des selbstbestimmten und aktiv planenden Lernenden.
• Erwachsene eignen sich ihr Wissen aktiv und selektiv an. D. h., wenn Sie lernen möchten, suchen Sie proaktiv nach dem, was Sie interessiert.
• Sie prüfen die Angebote auf ihren »Gebrauchswert« und auf ihre Verträglichkeit mit Ihren vorhandenen Erfahrungen.
• Sie sollten selbstgesteuert lernen können. Selbstgesteuertes Lernen befähigt Menschen, eigene Lernaktivitäten zu entwickeln und die Lernprozesse selbstständig zu starten.
• Sie sollten Informationen individuell auswählen und in ein bereits bestehendes Wissensnetz einbauen.
• Sie sollten sich bewusst machen, dass Sie Lerngegenstände und Themen danach auswählen, wie und wo Sie bislang gelernt haben.
• Sie knüpfen gerne an Erfahrungen an, die Sie bereits gemacht haben. Das verschafft Ihnen Sicherheit.
• Sie wählen Themen, die Ihnen entsprechend Ihrer Lernbiografie und der Stationen im Leben bekannt sind. Mit diesem Wissen sollten Sie sich verdeutlichen, dass auch Unbekanntes und Neues für Sie interessant sein kann. Darauf sollten Sie sich auch bewusst einlassen.
Erwachsene möchten das lernen, was sie als relevant für die eigene Lebensund Arbeitssituation erachten, und selten das, was die Lehrenden meinen. Was bedeutet das für Ihre praktische Pflegeausbildung? Sie als Auszubildende möchten:
• eigene Erfahrungen und Problemstellungen einbringen,
• an der konkreten Alltagsrealität und an bereits Gelerntes anknüpfen,
• handelnd und reflektierend lernen,
• auf Ihre eigene Art lernen,
• selbst Verantwortung und Steuerung übernehmen,
• die eigenen Ziele verfolgen in einem eigenen Lerntempo und
• Leistung und Lernen in einem guten Team verbinden.
Tipp
Auch Ihre Praxisanleitenden und alle Personen, die Sie ausbilden, machen sich viele Gedanken, wie sie Lernprozesse für Sie gestalten. Sie wissen häufig nur wenig von Ihrer individuellen Lernbiografie. Zeigen Sie sich allen Ausbildenden als »erwachsene«, lernwillige und motivierte Person. Äußern Sie Ihre Vorstellungen und Wünsche zu Lerninhalten und Lernsituationen.
Berichten Sie über das Wissen und Können, dass Sie bereits beherrschen. Sie übernehmen in der Pflegeausbildung die Rolle eines aktiv lernenden und selbstbestimmten Erwachsenen.
Die praktische Pflegeausbildung findet bei Ausbildungsträgern und bei weiteren Pflegeeinrichtungen statt. Ausbildungsträger sind die Einrichtungen (Krankenhaus, Kliniken, ambulante oder stationäre Langzeitpflege), mit denen Sie Ihren Ausbildungsvertrag schließen können. Ihr Ziel sollte es sein, bei Ihrem einmal gewählten Träger bis zum Ende Ihrer Ausbildung zu bleiben. Ein Trägerwechsel bedeutet häufig viele Unannehmlichkeiten und Konflikte.
Die Ausbildungsträger planen Ihre praktische Pflegeausbildung in Kooperation mit Pflegeschulen und kooperierenden Pflegeeinrichtungen. Hier ein Einblick in alle Bausteine und die Abfolge der praktischen Pflegeausbildung, wie sie sich für Ausbildungsträger darstellt (Abb. 3). Ihr Ausbildungsträger hat komplexe Ausbildungs- und unterstützende Prozesse zu realisieren. Davon bekommen Sie als Auszubildende häufig gar nichts mit.
Abb. 3: Bausteine und Abfolge der praktischen Pflegeausbildung aus Sicht eines Ausbildungsträgers.
Die Abbildung (Abb. 3) ist von links nach rechts zu lesen und folgt dem Ausbildungsprozess: von den Marketingaktivitäten über die Akquise, das Bewerbungsmanagement, die Ausbildungsplanung und einzelnen Ausbildungsjahre, die staatliche Prüfung bis hin zur Mitarbeiterbindung und Personalentwicklung.
Tipp
Informieren Sie sich bei Ihrem Ausbildungsträger über alles Verschriftlichte zum Thema praktische Pflegeausbildung.
Fragen Sie nach Informationen zur praktischen Pflegeausbildung, die Ihr Ausbildungsträger vorhält. Studieren Sie die Unterlagen.
Folgende Informationen zur Struktur der Pflegeausbildung sind Ihnen vielleicht schon bekannt, auf jeden Fall sollten Sie sie kennen. Nach der Pflegeberufe-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung – PflAPrV § 1 – werden Inhalt und Gliederung der Pflegeausbildung wie folgt definiert: »Die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann befähigt die Auszubildenden in Erfüllung des Ausbildungsziels nach § 5 Pflegeberufegesetz (PflBG) Menschen aller Altersstufen in den allgemeinen und speziellen Versorgungsbereichen der Pflege pflegen zu können.«
Die hierfür erforderlichen Kompetenzen sind in der Anlage 2 der PflAPrV konkretisiert. Der Kompetenzerwerb in der Pflege von Menschen aller Altersstufen berücksichtigt auch die besonderen Anforderungen an die Pflege von Kindern und Jugendlichen sowie alten Menschen in den unterschiedlichen Versorgungssituationen sowie besondere fachliche Entwicklungen in den Versorgungsbereichen der Pflege.
Die Ausbildung umfasst mindestens
1. den theoretischen und praktischen Unterricht mit einem Umfang von 2.100 Stunden gemäß der in Anlage 6 PflAPrV vorgesehenen Stundenverteilung und
2. die praktische Ausbildung mit einem Umfang von 2.500 Stunden gemäß der in Anlage 7 PflAPrV vorgesehenen Stundenverteilung.
Die Ausbildung erfolgt im Wechsel von Abschnitten des theoretischen und praktischen Unterrichts und der praktischen Ausbildung. Der Unterricht und die praktische Ausbildung erfolgen aufeinander abgestimmt auf der Grundlage von Kooperationsverträgen nach § 8 PflAPrV.
Während der praktischen Ausbildung, die im Vergleich zur theoretischen Ausbildung mit 2.500 Stunden überwiegt, sollen die Auszubildenden alle häufigen Tätigkeitsbereiche der Pflege kennenlernen.
Mit einem Orientierungseinsatz im Umfang von 400 Stunden beginnt die Ausbildung beim Ausbildungsträger. Das ist die Gelegenheit für Sie als Auszubildende und für die Ausbildungseinrichtung, sich kennenzulernen, erste Einblicke in die praktische Pflegetätigkeit zu erhalten und zu vermitteln. Dies ist besonders wichtig, um eine erste Bindung zum Ausbildungsbetrieb und zur verantwortlichen Praxisanleitung aufzubauen.
Auch einen Pflichteinsatz von 400 Stunden absolvieren Sie bei Ihrer ausbildenden Einrichtung in den ersten zwei Ausbildungsjahren. Ebenfalls erfolgt der Vertiefungseinsatz von 500 Stunden im dritten Ausbildungsjahr bei dem Träger der praktischen Ausbildung. Er kann aber auch in einem anderen Versorgungsgebiet als ursprünglich im Ausbildungsvertrag vereinbart stattfinden. Außerdem werden 80 Stunden, die zur freien Verteilung im Vertiefungseinsatz zur Verfügung stehen, im eigenen Ausbildungsbetrieb durchgeführt.
Insgesamt soll Ihre Ausbildung beim praktischen Träger mindestens 1.300 Stunden umfassen. Durch weitere Pflichteinsätze in anderen Bereichen der Pflege lernen Sie das breite Berufsfeld und die unterschiedlichen pflegerischen Ausrichtungen gut kennen. Die 80 Stunden zur freien Verfügung, die z. B. in Pflegeberatungsstellen oder in der Rehabilitation absolviert werden können, tragen ebenfalls dazu bei.
Die Pflichteinsätze umfassen Praxiseinsätze im Krankenhaus, in der stationären Langzeitpflege und in der ambulanten Pflege. Auch die Pflege in der Pädiatrie und Psychiatrie (Allgemein-, Geronto-, Kinder-, Jugendpsychiatrie) lernen Sie kennen.
Info
Bis auf den Psychiatrie-Einsatz müssen alle Pflichteinsätze bis zum Ende des zweiten Ausbildungsdrittel abgeschlossen sein. Der auch in dieser Zeit zu leistende pädiatrische Einsatz umfasst bis zum 31. Dezember 2024 mindestens 60 Stunden, aber höchstens 120 Stunden.
Eventuell freiwerdende Stunden können zur Verstärkung des Orientierungseinsatzes verwendet werden. Ab der zweiten Hälfte der Ausbildung sollen Auszubildende, soweit das Jugendschutzgesetz es zulässt, unter direkter Aufsicht von Pflegefachkräften insgesamt im Umfang von mindestens 80, aber höchstens 120 Stunden im Nachtdienst eingesetzt werden.
Die Folge, Orte und Stundenverteilung1 im Rahmen der praktischen beruflichen Pflegeausbildung stellt die folgende Tabelle (Tab. 1) dar.
Tab. 1: Stundenverteilung im Rahmen der praktischen Ausbildung der beruflichen Pflegeausbildung
Erstes und zweites Ausbildungsdrittel
I.
Orientierungseinsatz
Flexibel gestaltbarer Einsatz zu Beginn der Ausbildung beim Träger der praktischen Ausbildung
400 Std.
II.
Pflichteinsätze in den drei allgemeinen Versorgungsbereichen
1.
Stationäre Akutpflege
400 Std.
2.
Stationäre Langzeitpflege
400 Std.
3.
Ambulante Akut-/Langzeitpflege
400 Std.
III.
Pflichteinsatz in der pädiatrischen Versorgung
Pädiatrische Versorgung
120 Std.
Summe erstes und zweites Ausbildungsdrittel
1.720 Std.
Letztes Ausbildungsdrittel
IV.
Pflichteinsatz in der psychiatrischen Versorgung
1.
Allgemein-, geronto-, kinder- oder jugendpsychiatrische Versorgung
120 Std.
2.
Bei Ausübung des Wahlrechts nach § 59 Absatz 2 PflBG: nur kinder- oder jugendpsychiatrische Versorgung
3.
Bei Ausübung des Wahlrechts nach § 59 Absatz 3 PflBG: nur gerontopsychiatrische Versorgung
V.
Vertiefungseinsatz im Bereich eines Pflichteinsatzes
1.
Im Bereich eines Pflichteinsatzes nach II. bis IV.1.
Im Bereich des Pflichteinsatzes nach II.3. auch mit Ausrichtung auf die ambulante Langzeitpflege
500 Std.
2.
Für das Wahlrecht nach § 59 Absatz 2 PflBG: Im Bereich eines Pflichteinsatzes nach III.
3.
Für das Wahlrecht nach § 59 Absatz 3 PflBG: Im Bereich eines Pflichteinsatzes nach II.2. oder II.3. mit Ausrichtung auf die ambulante Langzeitpflege
VI.
Weitere Einsätze/Stunden zur freien Verteilung
1.
Weiterer Einsatz (z. B. Pflegeberatung, Rehabilitation, Palliation)
• bei Ausübung des Wahlrechts nach § 59 Absatz 2 PflBG: nur in Bereichen der Versorgung von Kindern und Jugendlichen
• bei Ausübung des Wahlrechts nach § 59 Absatz 3 PflBG: nur in Bereichen der Versorgung von alten Menschen
80 Std.
2.
Zur freien Verteilung im Versorgungsbereich des Vertiefungseinsatzes
80 Std.
Summe letztes Ausbildungsdrittel
780 Std.
Gesamtsumme
2.500 Std.
Während der ersten beiden Ausbildungsjahre erhalten alle Auszubildenden den gleichen theoretischen und praktischen Unterricht und durchlaufen in ihrer praktischen Ausbildung die gleichen verpflichtenden Einsätze (Pflichteinsätze) in den unterschiedlichen Versorgungsbereichen der Pflege.
Info
Alle Auszubildenden können – unabhängig von ihrem gewählten Vertiefungseinsatz – ihre Ausbildung im dritten Jahr generalistisch fortführen und mit dem Berufsabschluss »Pflegefachfrau/Pflegefachmann« beenden.