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Raus aus dem Tun - rein ins Sein!
Wir alle sind der Erleuchtung viel näher, als wir glauben oder auch nur hoffen, davon ist die Autorin Doris Iding überzeugt. Die renommierte Seminarleiterin trifft nahezu wöchentlich Teilnehmer in ihren Achtsamkeits- und Meditationskursen, die bereits eine oder mehrere Erleuchtungserfahrungen gemacht haben. Aber sie verschweigen oder verdrängen dieses Erlebnis, aus Angst, für verrückt oder zumindest "spinnert" gehalten zu werden. Dabei ist das innere Licht immer angezündet, sagt Doris Iding: "Wir brauchen uns ihm nur zuwenden und es erstrahlen lassen. Denn im innersten Kern sind wir reines Bewusstsein, Licht und Schwingung." Und das Beste ist: Dieser Wesenskern ist ein Bonusgeschenk für uns alle, die wir auf diese Welt kommen.
Mit diesem Ratgeber möchte sie die Leserinnen und Leser systematisch und pragmatisch ihrem innersten Kern entgegenführen, denn Übung macht eben auch Erleuchtung. Zum Übungsprogramm gehören von Doris Iding entwickelte Achtsamkeits- und Atemübungen, Meditationen und Journaling - alles gestützt durch die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaft.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 166
Erleuchtung ist nur auf diesem einen Weg möglich – aus dem Innern.
DER ZWÖLFTE TAI SITU RINPOCHE
INHALT
VORWORT:MOMENTE DES ERWACHENS
EINFÜHRUNG:ERLEUCHTUNG IST DAS LEUCHTEN DES HERZENS
Östliche Weisheit erobert den Westen
Der Wunsch nach Befreiung
Nach Hause kommen
Alltagsbewusstsein: ICH. MEIN. MICH.
Transpersonales Bewusstsein: Vom ICH zum WIR
Reines Gewahrsein: Wir sind bereits vollkommen
Eine hilfreiche Metapher
TEIL 1:DAS ALLTAGSBEWUSSTSEIN
Wer bin ich?
Die guten Seiten des ICH
Der Körper – ein Gefäß für unser Bewusstsein
Der Körper als Seismograf
Sinne als Tore ins Jetzt
Gefühlen erlauben, zu sein
Gedanken erkennen und da sein lassen
Eigene Fortschritte anerkennen
Das ICH neu erfahren
Der Weg der scheinbaren Widersprüche
Den Gesang des Seins erfahren
Unser persönliches Energiefeld
Das Paradox des Tuns und des Seins
Drei wichtige Werkzeuge
TEIL 2:DAS TRANS-PERSONALE BEWUSSTSEIN
Öffnen für das Unsichtbare
Neue Bewusstseinsräume betreten
Facetten des trans personalen Bewusstseins
Der kleine Tod des ICH
Rituale des Heilens
Sich mit der Natur verbinden
Grenzen wahrnehmen
Tore ins Jetzt
Blendungen sind keine Erleuchtungen
TEIL 3:DAS REINE GEWAHRSEIN
Urgrund unseres Seins
Der Versuch, das Unaussprechliche in Worte zu fassen
Erwachen im Wandel der Zeit
Das Paradox der Erfahrung
Die Wirklichkeit als Ganzes erfahren
Befreiung erfahren
Klarheit erleben
AUSBLICK:ERLEUCHTUNG UND ALLTAG
Alles ist, wie es ist
Erleuchtungserfahrungen ins Leben integrieren
Den Geist des Anfängers bewahren
ANHANG
Literatur
Widmung und Danksagung
Zur Autorin
Impressum
Schon bald umwölkt sichdas klare Auge des Kindesmit Ideen und Meinungen, Vorstellungen und Abstraktionen.Einfaches freies »Sein« verkrustetunter der Last der Rüstung des Egos.Erst Jahre später meldet sich ein Instinkt,dass ein vitales Gefühl für das Geheimnisvolle entzogen ist.Die Sonne blinzelt durch die Bäumeund das Herz wird durchdrungenvon Schönheit und seltsamem Schmerz,gleich einer Erinnerung an das Paradies.Von diesem Tag anwerden wir Suchende.
PETER MATTHIESSEN IN:
AM FLUSS DES NEUNKÖPFIGEN DRACHEN
VORWORT: MOMENTEDES ERWACHENS
O Wohlgeborener, von edler Herkunft,erinnert Euch Eurer strahlenden wahren Natur,der Essenz des Geistes.Vertraut ihr. Kehrt zu ihr zurück.Sie ist Eure Heimat.
TIBETISCHES TOTENBUCH
Kennen Sie diese Erfahrung? Sie stehen am Strand, schauen in die untergehende Sonne und ein Gefühl der tiefen Glückseligkeit durchströmt Sie. Sie erkennen, dass alles gut ist, so wie es ist. Oder Sie sitzen in der Meditation oder befinden sich in einer Yogaposition und plötzlich sind Sie erfüllt von einer tiefen inneren Stille. Im Außen ist nichts passiert und trotzdem hat sich in Ihnen etwas geöffnet, hin in eine andere Dimension. Ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit und Demut überkommt Sie und Sie erkennen plötzlich den tieferen Sinn Ihres Daseins. Oder Sie schauen einem Fremden in die Augen und sehen, dass Sie auf einer tiefen Ebene miteinander verbunden sind, und möglicherweise erkennen Sie sogar, dass Sie eins sind. Solche Momente »erleuchten« unser Bewusstsein und lassen das Herz strahlen. Sie machen uns deutlich, dass es noch mehr gibt als unser ICH, das sich permanent getrennt fühlt, Sehnsucht nach einem DU hat oder andauernd irgendetwas im Außen braucht, um sich ganz oder glücklich zu fühlen.
Tatsächlich braucht es manchmal nicht mehr als drei Atemzüge, um über dieses ICH hinauszugelangen, um einen kurzen – oder längeren – Wechsel der Perspektive vorzunehmen, um in den gegenwärtigen Moment katapultiert zu werden. Dort löst sich das lineare Zeit-Raum-Erleben auf. Durch drei achtsame Atemzüge. Dort erleben Sie, dass Sie von Ihrem Herzen und Ihrem Sein, dem reinen Gewahrsein, nicht getrennt sind. Drei tiefe Atemzüge. Drei beseelte Atemzüge. Drei absichtslose Atemzüge. Danach wird sich Ihr ICH wieder in den Vordergrund Ihrer Wahrnehmung drängen. Dieses ICH, welches uns so gerne das Gefühl vermittelt, dass nur real ist, was wir mit dem Verstand und über die Sinne wahrnehmen. Mit all seinen Vorstellungen, Meinungen und Konzepten überdeckt dieses ICH unser transpersonales Bewusstsein. Damit gemeint ist ein Bewusstsein, das über das persönliche Erleben hinausgeht und das WIR und alles, was für das Auge nicht sichtbar ist, einschließt, und unser reines Gewahrsein, jener Bewusstseinsbereich, der auch als nonduales Bewusstsein beschrieben wird. Hier gibt es kein ICH und kein DU mehr.
Um Ihnen zu verdeutlichen, was das transpersonale Bewusstsein und das reine Gewahrsein sind, möchte ich Ihnen Einsichten und Erfahrungen großer spiritueller Lehrer vorstellen und zudem mit Ihnen meine und die Erfahrungen von Teilnehmern meiner Kurse teilen. Sie finden in diesem Buch Gedichte, Zitate, Verse und Einsichten über etwas, das nicht mit dem Verstand zu begreifen und daher schwer in Worte zu fassen ist. Menschen berichten hier von Erlebnissen, die deutlich machen, dass es etwas gibt, was viel größer, tiefer, umfassender und verbindender ist als das, was wir mit den Sinnen erfahren und mit dem Verstand erfassen können. (Namen, Alter und Herkunft der Menschen, die nicht genannt werden wollten, habe ich geändert.) Ich habe zusätzlich Übungen zusammengetragen, die Sie den Bewusstseinsebenen, auf denen ein tieferes Erwachen stattfindet, näherbringen können. Dennoch sollten Sie sich im Klaren sein: Diese Erfahrungen bleiben eine Gnade – wir können für sie den Nährboden bereiten, aber ob der Samen aufgeht, können wir nicht erzwingen.
Möglicherweise tun Sie sich mit dem Begriff »Erleuchtung« schwer. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil dieses Wort verwirrend sein kann und manchmal negativ besetzt ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet das Wort »Erleuchtung« eine plötzliche Erkenntnis oder Eingebung, einen Gedankenblitz oder einen Einfall. Ein solch blitzartiges Erkennen im spirituellen Sinne kann das sich unermüdlich drehende Gedankenkarussell zum Stehen bringen und einen Perspektivenwechsel einläuten. Bildlich gesprochen befinden wir uns im Zustand des Alltagsbewusstseins in einem dunklen Raum und erhellen mithilfe einer Taschenlampe nur einen sehr kleinen Ausschnitt des gesamten Raumes. Im Moment der Erleuchtung ist es so, als hätten wir zufällig den Lichtschalter des Raumes betätigt: Für einen Augenblick, für Minuten, Stunden, Tage, Wochen oder noch länger erkennen wir den ganzen Raum, bevor das Licht wieder erlischt. Bei manchen Menschen bleibt das Licht hingegen für immer an. Allerdings bleibt die Erinnerung an diese Erfahrung, auch wenn sie nicht andauert, klar und deutlich in unserem Bewusstsein zurück und hebt sich deutlich ab von anderen Erfahrungen, die wir im Verlaufe unseres Lebens machen. In diesem Buch können Sie lernen, den Schalter gezielt zu finden. Ob das Licht angeht oder wie lange es anbleibt, ist Gnade. Erwachen auf einer tiefen Ebene ist und bleibt Gnade.
Im Verlauf dieses Buches werde ich zwischen den Begriffen »Erwachen«, »Erleuchtung«, »Befreiung« und »Gewahrsein entwickeln«, »reines Gewahrsein erfahren« wechseln. Ich finde den Begriff »Erwachen« am alltagstauglichsten, weil solche Momente, in denen wir eine erweiterte Sicht auf uns selbst und das Leben haben, uns aufwecken und eine Öffnung zum reinen Gewahrsein ermöglichen. Bewusste Momente solch eines Erwachens können sich für mich bereits darin äußern, dass wir aus unserem ferngesteuerten Leben aussteigen, den »Autopiloten« ausschalten, uns unseres Selbst, unserer Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen immer bewusster werden und uns immer weniger damit identifizieren. Drei achtsam ausgeführte Atemzüge können uns unterstützen, uns Schritt für Schritt aus unbewussten Verhaltensmustern, Gewohnheiten, Verstrickungen und veralteten Vorstellungen zu befreien. So können uns drei achtsame Atemzüge plötzlich bewusst werden lassen, dass es sich nicht lohnt, sich mit dem Partner über die offene Zahnpastatube zu streiten, die Schwiegermutter auch nur ein Mensch ist, es nicht immer die Malediven sein müssen oder wir nicht wirklich ein zwanzigstes Paar Schuhe brauchen. Das mag zwar etwas trivial klingen, aber wenn sich viele solcher kleinen Erkenntnisse aneinanderreihen, wird das Leben leichter und der innere Frieden tiefer. Natürlich gibt es auch tiefe und alles umwälzende Erkenntnisse wie die Einsicht, dass es so etwas wie ein ICH gar nicht gibt oder dass es keinen Tod gibt, sich alles ständig wandelt und das ganze Universum in einem einzigen Regentropfen vorhanden ist.
Jack Kornfield verwendet in seinem Buch Das weise Herz statt Erleuchtung den Begriff »inneren Frieden«. Diese Beschreibung finde ich auch sehr schön und werde sie deshalb auch hie und da übernehmen. »Innerer Frieden« klingt auch für mich persönlich greifbarer als »die Buddhanatur zu erlangen« und ermutigt mich, Schritt für Schritt weiterzugehen und die Erfahrungen, egal wie klein oder groß sie waren, in meinen Alltag zu integrieren.
Unendlich viele Erkenntnisse warten auf dem Weg des Erwachens: Wir erfahren vielleicht mit jeder Zelle unseres Körpers, dass alles miteinander verbunden ist und wir uns mit jedem unheilvollen Gedanken selbst Schaden zufügen. Oder wir erkennen, dass die Freiheit unseres Geistes immer besteht und dass es an uns selbst liegt, ob wir diese Freiheit wählen oder die Sklaven unserer destruktiven oder Angst machenden Gedanken bleiben. Wir erfahren möglicher weise, dass wir mit unseren Gedanken unsere Welt erschaffen und die Schöpfer unseres eigenen Universums sind. Solche Geistesblitze können dazu führen, dass wir einen Streit beilegen und so Ruhe und Wertschätzung in eine Beziehung einkehren. Oder dass wir uns aus der Umklammerung der Gier befreien und stattdessen erkennen, dass weniger viel mehr sein kann, weil nichts ewig währt und es sich nicht lohnt, ständig materiellem Wachstum hinterherzulaufen.
Sie sehen, dass für mich Erleuchtung nicht bedeutet, dass Sie wie Jesus übers Wasser gehen oder zum abgehobenen Esoteriker mutieren müssen. Ganz im Gegenteil: Je mehr wir erwachen, desto weiter wird unser Horizont und desto offener wird unser Herz und desto demütiger und bescheidener werden wir. Anders ausgedrückt: Wir werden geerdeter und menschlicher zugleich. Wir werden demütiger und wissen, dass wir eigentlich nichts wissen. Die spirituelle Praxis, die auf dem Weg zum Erwachen unabdingbar ist, sollte uns deshalb nicht als ein Mittel zur Flucht vor dem eigenen Leben dienen, unseren Narzissmus füttern oder uns dabei helfen, vor Schwierigkeiten im Berufsleben oder in Beziehungen zu flüchten. Sie sollte uns darin unterstützen, unsere Sicht auf uns selbst und das Leben vom dualistisch denkenden Verstand zum holistisch fühlenden Herzen, also dem transzendierten Sein, zu verlagern, um im Sinne des Zen-Meisters und Benediktinermönchs Willigis Jäger »ganz Mensch« zu werden. Durch diesen Perspektivenwechsel eröffnet sich eine neue Sicht auf das Leben. Vielleicht begreifen wir, dass wir nicht dieses begrenzte, ängstliche oder zweifelnde Wesen sind, oder möglicherweise erkennen wir die uns angeborene Würde und innere Schönheit. Mich hat der Weg zum Erwachen offener, achtsamer dem Leben gegenüber und gleichzeitig aber auch berührbarer werden lassen. Und das finde ich wunderschön.
Eines ist mir in all den Jahren bewusst geworden: Wir sollten darauf achten, dass unser spiritueller Weg mit unserem Herzen verbunden bleibt und nicht dazu führt, dass wir uns besser, weiter und erhabener, erleuchteter oder auserwählter gegenüber allen anderen fühlen. Jack Kornfield hat es in meinen Augen sehr schön ausgedrückt: Er empfiehlt, sich immer wieder zu fragen, ob der Weg, den wir gehen, ein Herz hat. »Wenn ja«, so sagt er, »dann ist es ein guter Weg. Wenn nicht, ist er nutzlos.«
Vielleicht sind es kleine Momente des Erwachens, die Sie durch dieses Buch erfahren werden. Vielleicht sind es aber auch Augenblicke, die Ihnen tiefere Einblicke in die Zusammenhänge Ihres Daseins schenken. Seien Sie offen und erwarten Sie nichts! Das ist die beste Herangehensweise an das Erwachen. Das klingt möglicherweise widersprüchlich, aber der Prozess des Erwachens ist ein einziges Paradox. Bleiben Sie nicht hängen an diesen Widersprüchen, sondern nehmen Sie drei Atemzüge in Achtsamkeit und lassen Sie alle Bewertungen und Urteile los.
Das erste Mal spürte ich den Wunsch nach Erleuchtung mit 15 Jahren, als ich Siddhartha von Hermann Hesse las. Etwas in mir wurde zutiefst berührt und wollte diesen Weg des Erwachens gehen. Ich war so fasziniert von der Idee des Erwachens, dass ich vergleichende Religionswissenschaften studierte und auch persönlich versuchte, der Erleuchtung näher zu kommen. Dabei ließ ich jedoch all die tiefen Verletzungen außer Acht, die mir in den ersten Lebensjahren widerfahren waren. Mit Mitte 40 entwickelte ich eine sehr ausgeprägte Angsterkrankung und musste eine Therapie beginnen. Ich fand die Wurzeln meiner Ängste und konnte mich befreien, aber es war ein langer Weg, der mich mit vielen abgespaltenen Gefühlen konfrontierte. Ein Satz von Nisargadatta Maharaj, einem indischen Erwachten, prägt mich bis heute: »Die Liebe sagt: ›Ich bin alles.‹ Die Weisheit sagt: ›Ich bin nichts.‹ Zwischen diesen beiden fließt mein Leben.«
Von diesem Zeitpunkt an begann ich mich noch einmal ganz neu mit Achtsamkeit, Buddhismus und all den Praktiken zu beschäftigen, die dort angeboten wurden. In diesem Prozess erkannte ich, dass der Weg das Ziel ist und all die wundervollen Methoden, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahrzunehmen das Erwachen selbst. Auch wenn ich all diese Weisheiten bis dahin tausendmal gehört hatte, so waren sie bis zu diesem Zeitpunkt irgendwie immer abstrakt als Idee in meinem Kopf. Während dieser Zeit verstand ich zum ersten Mal den Satz »Man muss die Wahrheit tausendmal hören, bevor sie Wirklichkeit wird«.
Inzwischen gelingt es mir, mich mit drei Atemzügen daran zu erinnern, dass meine wahre Essenz unverletzlich und unsterblich ist. Mal braucht es wieder viele Stunden, Wochen oder Monate, bis eine weitere Verletzung entdeckt, angenommen und geheilt ist. Dieses Paradox anzunehmen und damit durchs Leben zu gehen, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, ist ein wunderschönes, manchmal sehr anstrengendes und verwirrendes, aber auch ein sehr erleichterndes Unterfangen. Zu erkennen, dass es viel zu heilen gibt und gleichzeitig alles heil ist, ist für mich immer wieder das größte Mysterium auf meinem Weg zum Erwachen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie neugierig und offen bleiben für die Gedanken, die ich mit Ihnen teilen möchte. Machen Sie sich aber bitte gleichzeitig bewusst, dass es nicht nur einen Weg gibt, obwohl das Ziel das Gleiche ist. Jeder von uns ist einzigartig. Aber die Quelle, aus der wir entstanden sind und aus der wir schöpfen, ist die gleiche. Dieses Buch kann ein Wegweiser oder eine Laterne auf Ihrem Weg zu dieser Quelle sein.
Viel Freude beim Erwachen wünscht Ihnen
Doris Iding
EINFÜHRUNG:ERLEUCHTUNGIST DAS LEUCHTENDES HERZENS
Da draußen,jenseits der Vorstellungenvon falsch und richtig,gibt es eine Welt.Dort treffe ich Dich.Wenn sich die Seele dortim Gras niederlässt,ist die Welt zu erfüllt,um über sie zu sprechen.
RUMI
ÖSTLICHE WEISHEIT EROBERT DEN WESTEN
Immer wieder zogen sich Menschen in die Abgeschiedenheit eines Klosters, der Wüste oder der Berge zurück, um tiefe spirituelle Erfahrungen zu machen. Sie erhofften sich einen unauslöschbaren inneren Frieden, sei es als Buddhist, Sadhu, Mystiker oder als Nonne. Statt ein weltliches Leben mit Beruf und Familie zu führen, zogen die meisten Suchenden es vor, sich von allen äußeren Ablenkungen zu befreien, um sich ungestört für die Begegnung mit dem zu öffnen, was größer ist als sie selbst. Sie wünschten sich eine Erfahrung von etwas, das sie vom Anhaften an Äußerlichkeiten befreit und ihnen in einem umfassenden Sinne Heilung schenkt.
Ende der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts zog es vermehrt junge Menschen aus den Industrienationen, die sich für Spiritualität interessierten, nach Indien, um dort hinduistischen Gurus oder buddhistischen Lamas zu begegnen, die als erleuchtet galten. Unter deren Anleitung wollten sie das reine Gewahrsein erfahren. Sie wünschten sich Stille im Herzen und insbesondere im Kopf, der unablässig Gedanken produziert, so laut, dass es zwischen den Ohren dröhnt wie auf einer achtspurigen Autobahn während der Rushhour. Inspiriert durch ihre inneren Einsichten und das Wissen, dass die Meditation uns allen guttäte, brachten diese Suchenden spirituelle Lehrer aus dem Osten in den Westen, um Menschen den Weg zum Erwachen zu zeigen. Zuerst gab es Annäherungsschwierigkeiten, denn Menschen in Asien sind völlig anders sozialisiert und haben mit anderen Problemen zu kämpfen als Menschen im Westen. Sie haben ein anderes Selbstverständnis, insbesondere ist ihnen der ausgeprägte Individualismus, wie er im Westen gelebt wird, (noch) fremd. Erst in den letzten Jahren wächst das Verständnis füreinander. Aber vor gut 50 bis 60 jahren war die Klut zwischen dem Bewusstsein der Menschen im Westen und dem im Osten noch groß. Selbst ein erwachter Mensch wie der 14. Dalai Lama erlebte diese Kluft. Als er, nach seiner Flucht aus Tibet, bei einer Psychologenkonferenz eingeladen war, kam das Thema des geringen Selbstwertgefühls zur Sprache. Der Übersetzer hatte große Mühe, dem Dalai Lama zu erklären, was damit gemeint sei. Seine Heiligkeit staunte; ihm war es vollkommen fremd, dass sich ein Mensch überhaupt minderwertig fühlen kann.
In den letzten zehn Jahren hat sich aber auch die Art und Weise, wie buddhistische Lamas und Mönche ihre Lehre im Westen vermitteln, sehr verändert. Früher erläuterten sie Texte wie das buddhistische Herzsutra, eine der zentralen Schriten aus dem Mahayana-Buddhismus. Allerdings stellten sich solche Inhalte für viele Westler als zu abstrakt heraus, sodass ihre Lehrvorträge sich mittlerweile nicht mehr auf solch komplexe Schriften beziehen. Im Fokus steht heute vielmehr die Anwendbarkeit der inneren Erfahrungen auf unser tägliches Leben mit seinen Aufgaben und Pflichten, die auch nach einer Erleuchtungserfahrung noch da sind. Buddhistische Lehrer wie Jack Kornfield, Sylvia Wetzel, Sharon Salzberg und Pema Chödrön haben hier Pionierarbeit geleistet. Sie sind stetig bemüht, den Buddhismus für Menschen aus dem Westen verständlich zu machen, damit er uns unterstützt, einen erleuchteten Alltag zu führen. Auch Persönlichkeiten wie Yongey Mingyur Rinpoche, Ajahn Brahm, Deepak Chopra oder Thich Nhat Hanh haben mit ihren Büchern dazu beigetragen, dass sich immer mehr Menschen für die Weisheit des Buddhismus interessieren.
Während in der westlichen klinischen Psychologie das Augenmerk immer noch stark auf das innere Leid gerichtet ist, schaut man im Buddhismus – und auch im Yoga oder anderen östlichen spirituellen Traditionen – eher auf das in uns, was heil ist. Dieses Heilsein als Grundlage zu nehmen, kann uns besonders in solchen Zeiten stärken, in denen um uns herum alles zusammenzubrechen scheint. Gehen wir davon aus, dass es etwas Grundlegendes und Unzerstörbares in uns gibt, das heil ist, kann Erwachen geschehen.
Seit einigen Jahren findet noch ein weiterer Wandel statt, angestoßen durch den bereits erwähnten 14. Dalai Lama: Er bezeichnet den Buddhismus nicht mehr länger als Religion, sondern als eine Wissenschaft des Geistes, in der es darum geht, den eigenen Geist zu erforschen und zu erkennen, dass unsere tiefste Essenz ebendieses reine Gewahrsein ist, welches im Buddhismus als Buddhanatur bezeichnet wird. Neben dieser Erforschung steht die Kultivierung von Mitgefühl, Weisheit, Toleranz und Achtsamkeit im Alltag im Vordergrund.
DER WUNSCH NACH BEFREIUNG
Eines ist allen spirituellen Traditionen gemeinsam: Sie verweisen darauf, dass der Weg des Erwachens ein innerer und lebenslanger Pfad ist. Es ist ein Weg der Achtsamkeit, der Hingabe, der Demut, der Geduld und des Mitgefühls. Es ist ein Weg, der uns hilft, intelligente Möglichkeiten zu finden, mit einem offenen Herzen und einem ruhigen Geist persönlichen Herausforderungen wie Stress, Ängsten und Konflikten, aber auch gesellschaftlichen Problemen wie der Klimakatastrophe oder der Spaltung in der Gesellschat zu begegnen. Wenn wir diesen Weg ernsthaft gehen wollen, ist es ein Weg der inneren Verpflichtung. Konkret bedeutet es, eine regelmäßige, spirituelle Praxis wie die Meditation zu üben. Es ist ein Weg, der darauf zielt, dass wir nicht weiter vor dem Leben und seinen Lektionen weglaufen, sondern weise Möglichkeiten finden, damit umzugehen. Es ist auch ein Weg, der uns nach und nach unabhängiger von äußeren Einflüssen werden lässt und so inneren Frieden bietet. Dieser Frieden bleibt auch dann erhalten, wenn wir in schwierige Situationen geraten, eine Arbeitsstelle verlieren, eine Trennung durchleben oder unheilbar krank werden.
Einen solchen Weg wollen immer mehr Menschen gehen. Ausgebuchte Meditationsretreats, aber auch die enorme Zahl an Yogapraktizierenden, das wachsende Angebot an Achtsamkeitskursen und der steigende Absatz von Büchern zum Thema Spiritualität zeigen, dass Menschen sich nach mehr Freude, innerem Frieden und einem tieferen Sinn im Leben sehnen, der das »Höher-besser-Weiter« der Marktwirtschaft hinter sich lässt. All diese Menschen, die sich aufgemacht haben, sehnen sich danach, mit etwas in Verbindung zu treten, das größer ist als das ICH. Unter diesem ICH verstehe ich das Konglomerat an biografischen Elementen wie Herkunft, geschlechtlicher Zuschreibung, Sozialisation, Erziehung und Bildung sowie den persönlichen Charakter. Wie dieses Größere aussehen kann, beschreibt die folgende Erfahrung eines Teilnehmers in einem meiner Meditationskurse auf eindrückliche Art.