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Die vorliegenden Erzählungen entführen den Leser in die Welt der Reisenden nach und in Bulgarien und lassen ihn an ihren Erlebnissen teilhaben, teils heiter, teils betrüblich, manchmal traumhaft-abenteuerlich, wie das Leben eben so spielt, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, dem Glück und wahren Gefühlen.
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Seitenzahl: 55
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Es kommt mir bulgarisch vor
Danka Todorova
Reiseerzählungen
© Danka Todorova 2019
Alle Rechte vorbehalten
Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche
Genehmigung der Autorin reproduziert
oder vervielfältigt werden.
Covergestaltung: Danka Todorova
Lektorat: Ulrike Mülhaupt
Satz: Danka Todorova
Fotos: Danka Todorova
Kontakt: www.autorinschreibt.blogspot.de
Über dieses Buch
Die vorliegenden Erzählungen entführen den Leser in die Welt der Reisenden nach und in Bulgarien und lassen ihn an ihren Erlebnissen teilhaben, teils heiter, teils betrüblich, manchmal traumhaft-abenteuerlich, wie das Leben eben so spielt, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, dem Glück und wahren Gefühlen.
Die Autorin
Die Verfasserin dieser Erzählungen ist in Bulgarien geboren. Sie ist Autorin des Romans „Tor zur Liebe“, von Gedichten, wissenschaftlichen Büchern und des Bilderbuchs „Der kleine Dino Doni und seine Freunde“, die auch in Bulgarien veröffentlicht wurden. Sie lebt in Karlsruhe.
Das Buch widme ich meinem Sohn.
„Als Sie hereingekommen sind, wusste ich, Sie sind etwas Besonderes“, sagte die alte Dame, die mir gegenüber in einem bulgarischen Zug saß.
„Wie besonders?", wunderte ich mich, „ich bin eine normale Frau“, erwiderte ich.
„Sie wohnen in einem Haus um die Ecke und haben viele Knoten zu lösen. Es sind insgesamt vier. Sie müssen erst mal den ersten und dann den vierten lösen“, redete sie weiter.
„Woher wissen Sie das alles?“, wollte ich wissen. Die alte Dame schien mir sehr merkwürdig zu sein.
„Ich bin pensionierte Mathematiklehrerin. Meine Vorfahren stammen aus Griechenland.“ Sie fing an zu erzählen, wie ihre Oma Ekaterina ihr beigebracht hatte, den Menschen zu helfen, das Besondere in jedem zu finden und dem Ausdruck zu geben.
„Sie sind eine Wahrsagerin“, warf ich plötzlich ein. „Wie sind Sie dazu gekommen?“, fragte ich weiter. Meine Augen glitzerten vor Neugier. Ich wusste, dass es in Bulgarien viele Menschen gibt, die sich als Hellseher und Menschenversteher ausgeben. Solchen war ich vielen begegnet. Ihr Schicksal bestimmen die Menschen alleine. Alles andere ist reine Manipulation.
Ich hörte auf meine innere Stimme und wusste, was zu tun war. Eigene Entscheidungen, die nicht richtig sind, ziehen schmerzhafte Konsequenzen nach sich. Damit muss man leben, egal was passiert.
Etwas in den Augen der Frau regte mich auf. Woher konnte die alte Frau mein persönliches Leben kennen? Verriet ich etwas über mein eigenes Leben?
Ich musste mehr aufpassen.
Meine Freundin Christiane hatte mir vor kurzem gesagt: „Du musst lernen nicht nach jedem Hasen zu springen.“ Was im Klartext bedeutete, ich sollte versuchen, nicht jedem Mann Hoffnungen zu machen und mit ihm auszugehen.
Ich, fünfzig, glaubte immer noch, dass alle Männer Ritter sind. Eines Tages würde mich auch ein Ritter retten und auf Händen über die Schwelle der Kirchentür tragen. Im Hintergrund würde die Mendelssohnmelodie erklingen und an meinem neuen kleinen schicken Auto hinge eine lange Schnur „Just married“, den Trumpf kund zu tun, dass ich meinen Traum-Ritter gefunden hatte.
Ich war einfach eine Träumerin.
Alle Beziehungen, die ich hatte, endeten sehr schnell nach einer Nacht. Genauer gesagt, alle meine Begegnungen mit der Ritterwelt.
Ich sprang eben jedes Mal, wenn jemand mich begehrte und mit mir flirtete.
Alessio, der Italiener aus Palermo, war sehr galant. „Bella mia, du musst mit mir nach Italien kommen.“ Er lachte, küsste mich, umarmte mich. Danach war der Sex wie ein Sturm im Meer, der die Champagnergläser leerte. Nachdem sich seine Erektion beruhigt hatte, begrub ich meine Hoffnungen, den Mister Right gefunden zu haben.
Ich hatte einfach keine Lust mehr, nach jedem Hasen zu springen.
Christiane hatte mit Sicherheit Recht. Es war die Zeit gekommen, etwas Neues in mein Leben zu lassen. Deswegen schien mir jetzt die alte Lehrerin merkwürdig.
„Das kann man nicht lernen“, riss sie mich aus meiner versunkenen Welt. „Entweder hast du das, oder du hast es nicht“, sagte die Frau mit fest entschlossener Stimme.
Später erfuhren ich und andere Reisende, dass ihr Sohn in Spanien am Meer wohnte und eine eigene Familie hatte. Serafima, so hieß die Frau, besuchte ihren Sohn öfter, weil sie das Meer liebte; sie blieb aber nicht dort.
„Sie haben auch etwas in sich“, sagte die alte Dame. „Rufen Sie mich an, wir können zusammen Kaffee trinken. Mein Lieblingsort ist ein Café in der Nähe der Städtischen Oper Varna“, sagte sie. Die große Asparuch-Brücke am Anfang der Stadt war schon zu sehen und der Zug kam am Meer an.
Alle wollten ihre Sonne und das Meer haben, auch ihre Sommermomente, die wie ein Gottesgeschenk ein ganzes Jahr die Herzen warm halten würden.
Unter dem großen Hut in der Farbe des Meeres blickten mich warme, weit geöffnete Augen an und ein Lächeln, das einen warmherzigen Menschen verbarg.
Wir suchten einen gemütlichen Tisch in der Ecke des Cafés im zweiten Stock im Zentrum des Busbahnhofs. „Wenn du erlaubst, lasse ich meinen Hut auf, er ist ein Teil meiner Garderobe, ich mag es so!“ Ich lachte und erlaubte es mit leichtem Kopfnicken. Ihr Name war ein Blumenname und die exotischen farbigen Blumen auf ihrer Bluse hörten mit mir ihre Geschichte.
„Ich fahre jedes Wochenende in eine andere Stadt, wo meine Radiostation ist, dort mache ich alle wöchentlichen Sendungen für die Kinder, jeden Morgen.“
Lilia erzählt Märchen und ihre Sendungen sind sehr beliebt in der ganzen Welt. Aus Paris bekommt sie jede Woche Anrufe von Kindern, die ihre Sendungen gerne hören. Die junge Dame ist selbstbewusst und alleine, mit zwei Töchtern – eine große und eine kleine. Die kleine Tochter ist die erste Zuhörerin ihrer Geschichten. Lilia sagte, dass ihr Roman, den sie vor ein paar Jahren geschrieben hat, damit endet, dass ihre Frauenfigur alleine bleibt. Ihre Romanfrau ist auch selbstbewusst und hat die schreckliche Nachricht erfahren, dass sie an Krebs leidet.
Wie die meisten Autoren in Bulgarien, kann sie alleine ihre Bücher nicht publizieren. Die Verleger gaben ihr nur wenige Exemplare und die anderen gehörten ihnen. Es ist eine altbekannte Praxis der Verleger in Bulgarien, mit Autoren so zu arbeiten.